Kapitel 23

Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Jetzt am nächsten Morgen fragte ich mich doch, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, zu verraten, wer mein leiblicher Vater war. Im großen und ganzen hatte ich ein gutes Leben in Hogwarts. Einen warmen Platz zum Schlafen, Essen und mit Adina, Jamie und Antiope konnte ich mir gut meine Freizeit vertreiben.
Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Der Brief war geschrieben und abgeschickt. Wahrscheinlich lag er schon auf dem richtigen Schreibtisch und würde in den nächsten paar Stunden geöffnet werden, weshalb schon sehr bald ein weiterer bei Dumbledore auf dem Tisch liegen würde. Mit der Aufforderung mich unverzüglich zurück in die Muggelwelt zu bringen. Jetzt blieb nichts anderes mehr über, als abzuwarten. Eine Sache, in der ich wirklich schlecht war.
Ich sah mal wieder auf die Uhr an der Wand. Verteidigung gegen die dunklen Künste würde in zwei Minuten zu Ende sein. Wenigstens vor dem drohenden Gespräch mit Lupin durfte der Brief der Muggel hier eintreffen. Ich hatte doch nur um dieses zu verhindern die Bombe platzen lassen. Jetzt konnte ich doch nicht ernsthaft nach dem Gespräch erst von Hogwarts genommen werden.
Mein Blick glitt wieder zur Uhr. Noch eine Minute. Ich versuchte mich wieder auf die Worte des Lehrers zu konzentrieren, doch mein Herz schlug immer schneller. Ich hatte wirklich Angst vor diesem Gespräch.
Die Glocke läutete und beendete damit die Stunde. Der Lehrer erklärte nur noch kurz, welche Hausaufgaben wir erledigen sollten, dann ging das übliche Räumen los.

Der Klassenraum hatte sich geleert. Professor Lupin saß vorne am Lehrerpult und sah zu mir herüber. Er schien ein wenig auf meine Reaktion zu warten. Doch ich würde ihm nicht den Gefallen tun und das Gespräch anfangen. Wenn er unbedingt über den gestrigen Patronusunterricht reden wollte, würde er das Gespräch anfangen müssen. Schließlich stand der Lehrer auf, kam zu mir herüber und setzte sich mit einem Stuhl mir gegenüber.
„Alles in Ordnung bei dir?" Ich schluckte schwer. Nein, das war es nicht, aber ich würde dem Lehrer mit Sicherheit nicht auf die Nase binden, was ich getan hatte. Zum einen wollte ich vor ihm nicht meinen Fehler zugeben, zum anderen hatte ich wirklich keine Lust, mich mit ihm schon wieder zu streiten. Also blieb ich still sitzen, starrte meine Finger an und wartete darauf, irgendwie aus dieser Situation erlöst zu werden. Der Lehrer mir gegenüber seufzte leise.
„Willst du jetzt den ganzen Nachmittag lang schweigen?" Ich zuckte mit den Schultern. Das würde sich wohl noch herauskristallisieren. Je nachdem wie lange der Lehrer mir noch Fragen stellte, die ich nicht beantworten wollte.
Es entstand wieder ein Schweigen zwischen uns, welches immer mal wieder von Antiope unterbrochen wurde, welche schwanzwedelnd und bellend zwischen mir und dem Lehrer hin und her lief. Der Welpe war wie immer am Ende der Stunde in den Raum gekommen. Lupin sah zu dem Welpen herab, welcher noch immer schwanzwedelnd zwischen uns stand.
„Wir sollten eine Runde mit ihr rausgehen." Er stand von seinem Platz auf, während Antiope glücklich bellend zur Tür stolperte. Ich allerdings blieb sitzen. Mir war klar, dass er nicht mit dem Hund und mir rausgehen wollte, weil er gerne eine Runde an die frische Luft wollte. Er wollte nur einen neutraleren Ort für das weitere Gespräch aufsuchen. Ein einfacher psychologischer Trick, welchen er dort gerade anwandte.
„Rona?" Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich wollte nicht noch einmal mit dem kleinen Welpen herausgehen. Dabei zusehen, wie Antiope ausrutschte, während sie durch den Schnee tollte. Ich wollte einfach alleine sein. Mich in einer Ecke zusammenrollen und auf das Zusammenbrechen meiner kleinen Welt warten, welches ich selbst herbeigeführt hatte.
Warum hatte Ares mir nur den Brief geschrieben? Er spürte es doch normalerweise immer, wenn ich auf Grund von einer Kurzschlussreaktion eine dumme Entscheidung traf, warnte mich, auch wenn ich es bisher meistens ignoriert hatte. Dieses Mal hätte er es verhindern können, dass ich erneut ging, doch stattdessen hatte er mich nicht einmal gewarnt.
„Rona? Was bedrückt dich? Und jetzt schweige mich nicht wieder an. Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir sprichst."
„Ich will einfach allein sein." Ich wurde überrascht angesehen. Anscheinend hatte Lupin damit gerechnet, dass ich ihn erneut anschwieg. Oder das ich schrie. Doch er hatte mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass ich ihm so ruhig und vor allem mit so gequälter Stimme antworte.
„Dann geh alleine mit Antiope –"
„Ich will sie nicht bei mir haben." Momentan verspürte ich nicht einmal das Bedürfnis, Black die Frage zu stellen, die mir die letzten Tage so sehr auf der Seele gebrannt hatte.
„Dann werden Antiope und ich eine halbe Stunde spazieren gehen. Dann hast du ein wenig Zeit für dich. Ist das in Ordnung für dich?" Ich nickte langsam. Eine halbe Stunde war doch wesentlich besser als gar keine Zeit, um mich einfach alleine irgendwo zusammenzurollen. Ich sah dabei zu, wie der Lehrer langsam in Richtung Tür ging.
„Du musst hier nicht sitzen bleiben, Rona. Wenn du gehen willst, würde ich es allerdings vorziehen, die Tür abzuschließen." Ich stand auf. Mit zittrigen Fingern versuchte ich, meine Sachen zusammenzupacken.
„Lass sie ruhig liegen. Wir holen sie später. Außer du möchtest sie mitnehmen." Ich ließ meine Tasche los, weshalb sie umkippte. Die Bücher darin verteilten sich auf den Boden. Auch mein aktuelles Zeichenbuch, dessen Umschlag schon halb zerfledert war. Mein kleines Heiligtum. Automatisch begann ich alles wieder einzusammeln.
„Lass sie liegen, Rona. Die können wir auch noch später einsammeln." Der Lehrer zog mich auf die Beine. Vorsichtig schob er mich in Richtung Tür. Sobald wir draußen waren, schloss er sie ab.
„Jetzt verschwinde schon, Rona. Und wenn du doch darüber reden willst, hören Antiope und ich dir gerne zu. Du musst uns nur sagen, wie wir dir helfen können, dann werden wir es." Ich nickte erneut, auch wenn ich nicht vorhatte, darüber zu reden Was würde es auch schon bringen? Der Lehrer konnte nicht mehr aufhalten, was ich in Gang gebracht hatte. Dafür war es zu spät.

Eigentlich hatte ich keine große Lust, zurück zu dem Lehrer zu gehen. Doch für den Streit, welcher aus meinem nicht erscheinen resultieren würde, hatte ich noch weniger Nerven. Also trottete ich brav in Richtung dem Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
Schon vom Weiten hörte ich Antiope durch den Flur rennen. Das Bellen des Hundes, welcher mir schwanzwedelnd entgegenkam, als ich um die letzte Ecke bog. Doch nicht nur der Hund stand noch auf dem Flur. Auch Lupin und McGonagall standen dort. Ersterer schien gerade den Klassenraum aufschließen zu wollen. An dem angespannten Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, irgendetwas stimmte nicht. Heute konnte das eigentlich, nur eine Sache bedeuteten: Meine Fahrkarte aus Hogwarts zurück in die Muggelwelt war eingetroffen.
Die Lehrer wirkten ziemlich erleichtert, als ich um die Ecke kam. Offenbar hatten sie Angst gehabt, ich würde hier nicht wieder auftauchen, sondern einfach verschwinden. Eine gar nicht mal so unrealistische Idee. Unter anderen Umständen hätte ich es vielleicht sogar durchgezogen, einfach alles über den Haufen zu werfen und loszurennen. Doch heute würde ich es nicht machen und mich damit weiter in die Scheiße zu reiten.
„Gibt es schlechte Nachrichten?" Ich sah die beiden Lehrer unschuldig an, welche sich gegenseitig ansahen.
„Wir haben einen Brief erhalten. Aus ihrem Kinderheim. Darin wurden wir dazu aufgefordert, sie sofort zurück in die Muggelwelt zubringen", erklärte McGonagall. In ihrer Stimme schwang die Anspannung mit.
„Warum sollten sie das mitten im Schuljahr wollen?" Ich merkte, wie sich meine Muskeln anspannten. Ich wusste, welche Worte auf mich zukommen würden, doch trotz allem, hatte ich das Gefühl, sie würden wie Faustschläge auf mich einprasseln.
„Jemand hat den Muggeln erzählt, wer dein Vater ist und dass er hier in der Gegend mehrmals gesehen wurde. Auch von den Einbrüchen in das Schloss. Irgendjemand hat alles gesagt. Rona, es tut mir so leid. Sie wollen dich wegbringen. Du solltst auf der Stelle deine Sachen zusammenpacken und zurückreisen." Die Worte waren anders als erwartet keine Faustschläge. Sie erinnerte mich doch eher an einen Haufen Messerstiche, die sich immer und immer wieder in mein Herz bohrten.
„Dann gehe ich wohl mal packen." Ich drehte mich auf dem Absatz um. Die kleine Antiope machte es mir gleich.
„Nein, du bleibst hier." Wo auch immer ich hingehen würde, sie dürfte ich auf gar keinen Fall mitnehmen. In einem Kinderheim wären keine Tiere erlaubt, eine Familie war auch schon, ohne einen Hund schwer genug zu finden.
Leises Winseln war die Antwort. Eine weitere Klinge bohrte sich in mein Herz. Am liebsten hätte ich das Fellknäuel einfach anstelle meiner Anziehsachen in meinen Rucksack gestopft. Ich hätte sogar darüber nachgedacht, meinen Walkman oder eine meiner Zeichnungen für sie zurückzulassen. Vorsichtig ging ich neben den Welpen in die Knie.
„Da, wo ich hingehen werde, kleine Antiope, kannst du mir ausnahmsweise mal nicht hinfolgen. Du musst hier solange für mich die Stellung halten, mein kleines Mädchen. Machst du das für mich?" Ein leises Winseln war die Antwort, doch trotz allem trotte sie brav zu Lupin. Dabei stolperte sie nicht einmal über ihre viel zu langen Ohren.
Vielleicht würde das riesige, braune Fellknäuel mit den viel zu großen Ohren und den viel zu kleinen Augen doch eines Tages erwachsen werden. Dann würde sie nicht mehr durch ihr Leben stolpern, sondern aufrecht neben ihre Ohren treten. Ob ich wohl irgendwann es auch schaffen würde, aufzuhören zu stolpern und auf die Nase zu fallen?

Ich betrat den Gemeinschaftsraum. Vorsichtig sah ich mich um. Doch zum Glück schien sich niemand hier aufzuhalten, der mir genug Interesse schenken würde, um nachzufragen, was gerade los war. Also eilte ich weiter. Durch den Gemeinschaftsraum, in Richtung Schlafsäle. Innerlich betete ich dafür, Adina möge auf gar keinen Fall dort gerade sein.
Mir war es egal, ob ich dort auf meine anderen Zimmergenossinnen traf und mir ein letztes Mal ihre blöden Sprüche anhören musste. Doch ich wollte nicht Adina erklären, dass ich gehen müsste. Ich wollte nicht ihren traurigen und wahrscheinlich auch sehr mitleidigen Blick sehen, weil sie glaubte, jemand in Hogwarts habe mich verraten. Doch eigentlich hatte ich mich doch einfach nur selbst verraten. Mich und ein Stück weit auch sie. War es nicht meine Aufgabe, die anderen Nymphen zu beschützen? Notfalls mit meinem Leben?

Auch der Schlafsaal war komplett leer. Ich atmete erleichtert auf. Das war doch wenigstens eine gute Sache am heutigen Tage. Vorsichtig zog ich meinen Rucksack unter dem Bett her. Dann begann ich die Sachen, welche ich vor vier Monaten daraus hervorgeholt hatte, dort wieder herein zu räumen. Die alten zerflederten Klamotten, die mir sowieso im Zeugenschutzprogramm abgenommen werden würden und wahrscheinlich ein anderes Waisenkind wieder in die Hand gedrückt bekommen würde. Zusammen mit dem Rucksack. Kein großer Verlust meiner Meinung nach. Viel wichtiger waren die Dinge, die ich behalten wollte aus diesem Leben.
Beim letzten Mal war es schon ein Kampf, Ares nicht abgeben zu müssen, doch dieses Mal würde mir ein altes Familienerbstück definitiv abgenommen werden. Demnach kam mein letzter Trick, einfach alles wirklich Wichtige bei Ares im Olymp zu lassen, nicht mehr in Frage. Und noch wichtiger war die Frage, welche Dinge ich unbedingt behalten wollte. Mein heißgeliebter Walkman, die dazugehörigen Kassetten und meine Notizbücher mit meinen Zeichnungen würde ich mitnehmen. Doch was war es neben diesen Sachen wert mitgenommen zu werden?
Mein Blick glitt zu dem Haufen Geschenke, die noch immer an dem Fußende meines Bettes gestapelt waren. Ein Teil von mir war neugierig darauf sie endlich auszupacken. Ich griff nach dem Obersten. Das von Adina. Vorsichtig löste ich das Geschenkpapier. Ein Holzkasten und ein in Leder eingebundenes Buch kamen zum Vorschein.
Vorsichtig nahm ich das Buch in die Hand, weshalb eine Weihnachtskarte herausrutschte. Ich ließ sie auf dem Boden liegen, wo sie landete, während ich vorsichtig über den Einband strich. Er fühlte sich wirklich gut an. Schön weich und angenehm. Ich lächelte leicht. Auch wenn ich kein einziges Wort auf den Seiten lesen konnte, würde ich es alleine wegen des schönen Einbands wohl öfter in die Hand nehmen.
Ich wandte mich dem Holzkasten zu. Ich strich über die aufwendigen Verzierungen, welche das Holz schmückten. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel die junge Malfoy für dieses Geschenk ausgegeben hatte. Meine Hand glitt von den Verzierungen weiter zu den goldenen Verschlüssen, welche ich aufklappte. Ein Haufen Stifte kamen zum Vorschein. Ich merkte, wie mir langsam eine Träne über die Wange lief.
„Ach, Adina, du bist wirklich zu lieb für diese Welt. Jedenfalls wenn man deine Oberflächlichkeit außer acht lässt. Aber daran arbeiten wir schließlich." Liebevoll strich ich einmal über die Stifte, bevor ich bestimmt den Koffer schloss. Jetzt war es zu spät für solche Gefühlsduseligkeiten.
Ich klappte mein Medaillon auf. Ich hatte wohl keine andere Wahl, als meine Wertsachen erneut im Olymp zu verstecken. Es war wohl die beste Möglichkeit all die Dinge zu behalten. Ares würde ich notfalls irgendwie zurückklauen können. Hoffentlich jedenfalls. Oder ich würde ihn herbeizaubern. Er gehörte zu mir, irgendwie würde ich schon eine Lösung finden.
„Guten Tag, Rona."
„Hey."
„Du siehst unglücklich aus." Der Kriegsgott wirkte kein wenig überrascht. Eher so, als hätte er schon geahnt, wie unglücklich ich über die weitere Entwicklung sein würde.
„Du hast geahnt, das es ein Fehler ist, nicht wahr?"
„Und hätte ich es dir gesagt, hättest du trotz allem nicht daraus gelernt."
„Passt du auf meine Sachen auf?" Ich zeigte auf den Stapel meiner Geschenke. Bis auf Adinas hatte ich nichts Weiteres ausgepackt. Daneben lagen auch noch die Restlichen meiner Wertgegenstände.
„Natürlich. Das würde ich doch immer für dich tun." Mir wurde ein aufmunterndes Lächeln geschenkt.
„Werde ich sie eines Tages wiedersehen?" Der Gott lächelte leicht.
„Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, als du mich das erste Mal gefragt hast, ob du die kleine Natasha eines Tages wiedersehen wirst?"
„Euch beiden ist es vorbestimmt eines Tages noch gemeinsam Großes zu vollbringen."
„Es ist nicht nur Natasha und dir vorbestimmt. Es ist euch allen vorbestimmt. Du wirst mit Sicherheit alle Nymphen noch einmal wiederbegegnen. Das verspreche ich dir, Rona. Und wo du Adina und Jamie findest, ist für die nächsten paar Jahre geklärt." Er zwinkerte mir zu, bevor er fortfuhr.
„Du wirst deinen Weg gehen und ich werde an deiner Seite sein. So wie schon immer. Und vielleicht gewöhnen wir dir das taktische Hals über Kopf Abhauen in weniger als zwölf Jahren ab." Er lächelte mir aufmunternd zu.

Verunsichert klopfte ich an die Tür des Büros von Professor Snape. Ich hatte die Anweisung bekommen mit meinen Sachen sofort dahin zu kommen.
„Herein", hörte man drinnen die schnarrende Stimme des Zaubertranklehrers. Nur ziemlich zögerlich öffnete ich die Tür. Dahinter kamen Snape, Dumbledore und Lupin zum Vorschein. Der Verteidigungslehrer wirkte so, als stände er kurz vor einem Nervenzusammenbruch. In seinem Arm hatte er meine Schultasche.
„Rona, die hast du in der Eile vergessen." Der Lehrer hielt mir die Tasche hin.
„Ist alles wieder drin?" Ich sah eilig nach meinem Notizbuch. Es war da. Dann musste ich es später nur noch zu Ares in Sicherheit schaffen.
„Es ist alles drinnen, Rona. Du musst dir keine Sorgen machen." Dumbledore räusperte sich leise, weshalb meine Aufmerksamkeit zu ihm ging.
„Setzen sie sich erst einmal, Miss Smith." Dumbledore zeigte auf den einzigen freien Stuhl im Raum. Langsam ließ ich mich darauf nieder.
„Nun, wie sie bereits wissen, haben wir Post von ihrem Waisenhaus bekommen. Jemand hat ihre wahre Identität verraten. Sie sollen in ein Zeugenschutzprogramm kommen." Ich wurde durch die halbmondförmige Brille gemustert.
„Ich weiß", nuschelte ich leise. Zum einen war es mir schon einmal mitgeteilt worden, zum anderen war ich schließlich für den Schlamassel verantwortlich.
„Nun, ich werde sie dorthin begleiten. Vielleicht kann ich es auch noch verhindern."
„Nein, die Entscheidung ist längst gefallen." Mit dieser Realität hatte ich mich schon längst abgefunden.
„Es ist nun Zeit aufzubrechen, Miss Smith." Ich wurde auffordernd angesehen, weshalb ich aufstand. Ich folgte dem Schulleiter in Richtung Tür. Dort angekommen, drehte ich mich noch einmal zu Professor Lupin um.
„Ich schulde ihnen noch eine Revanche." Die Anspielung auf die versprochene Schach-Revanche kamen einfach aus meinem Mund raus. Etwas verunsichert sah ich zu dem Lehrer, welcher traurig lächelte.
„Wir finden mit Sicherheit Zeit dafür, wenn du wieder da bist. Jetzt geh schon."

Mit Dumbeldore zusammen lief ich durch die Eingangshalle. Nervös spielte ich mit meinen Fingern. Jetzt war es also so weit. Ich verließ Hogwarts endlich. Obwohl endlich war wohl nicht mehr das richtige Wort. Schließlich wollte ich es momentan gar nicht. Lieber wollte ich mein gemütliches Leben fortsetzen. Und vor allem wollte ich Black suchen. Es konnte doch nicht sein, dass er einfach verschwand. Das machte doch keinen Sinn.
„Rona!" Ich wirbelte automatisch herum. Auf der Treppe standen Jamie und Adina. Ersterer hatte wohl beim laufen ein Buch gelesen. Jedenfalls sah er gerade komplett verwirrt zu mir herunter, während Adina sich schon längst in Gang gesetzt hatte. Sie war die Treppe schon halb runtergelaufen.
„Wo willst du hin?" Die Blondine blieb vor mir stehen.
„Ich werde Hogwarts verlassen, Adina."
„Wie verlassen?"
„Es war doch klar, ich würde nicht für immer bleiben." Die Wassernymphe sah zu Boden. Zwar hatte ich immer mal wieder gesagt, ich würde hier noch rausfliegen, bevor das Schuljahr zu Ende ist, doch anscheinend hatte sie es nicht ernst genommen. Jamie kam endlich neben dem Mädchen an.
„Dann heißt es wohl jetzt wirklich lebwohl." Er lächelte mich traurig an, während ich mit den Schultern zuckte.
„Jedenfalls fürs erste." Der jungen Malfoy lief eine Träne über die Wange.
„Ich will nicht, dass du gehst." Sie fiel mir um den Hals. Etwas überfordert tätschelte ich ihr den Rücken, während ich selbst die Tränen zurückhalten musste. Sie war mir doch wirklich sehr ans Herz gewachsen. Mein Blick glitt weiter zu dem Waisenjungen, welcher mir ein trauriges Lächeln schenkte.
„Vielleicht hole ich dich beim Bahnhof ab, du Lauch."
„Ohne ein Gorillamädchen kriege ich mein Koffer auch nicht getragen." Ich befreite mich von der Blondine, der das sichtlich missfiel.
„Passt aufeinander auf, ihr beiden."

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