Kapitel 18

Das Medaillon um meinen Hals hatte sich mal wieder erhitzt, weshalb ich erneut aus der eisigen, kalten Welt der Dementoren gerissen wurde. Mal wieder hatte mich meine Nymphenmagie fest im Griff. Um meine Hände hatten sich erneut die silbernen Nebelschwaden gebildet, während sich meine Gedanken um meine toten Eltern und meine jüngere Schwester drehten.
Langsam formte sich erneut ein silberner Tiger. Dieser rannte auf die Dementoren zu, die in meine und Adinas Richtung kamen. Wie auch schon im Zug machte die Lichtgestalt Jagd auf die gruseligen Kreaturen. Sie wichen zurück, als hätten sie Angst ansonsten von dem Tiger in irgendeiner Weise verletzt zu werden. Zufrieden sah ich dabei zu, wie sie immer weiter zurückwichen. Immer weiter und weiter. Erst zurück zum Boden des Quidditchfeldes, doch als dort eine weitere silberne Lichtgestalt erschien, traten sie ganz den Rückzug an.

Gedankenverloren lief ich zwischen Draco und Adina her. Meine Freundin hatte mal wieder einen ihrer Monologe gestartet, welchen ich momentan keine Aufmerksamkeit schenkte. Der Junge auf meiner anderen Seite war ganz in seine Schadenfreude vertieft. Er machte sich mit seinen zwei Gorillas über die Niederlage der Gryffindors lustig und über Potters Absturz. Doch ich schenkte keinen der beiden Malfoys wirklich Aufmerksamkeit. Meine Gedanken drehten sich um etwas ganz anderes.
„Geh, Prinzessin", wiederholte sich immer und immer wieder in meinem Kopf. Wie ein ewiger Kreislauf. Ich konnte mir nicht helfen, doch alles an diesem einfachen Satz kam mir so bekannt vor. Die Situation: erst der Satz, dann die Explosion. Die Stimme, welche in mir ein warmes Gefühl auslöste. All das nun einmal. Etwas in mir schien zu denken, ich hätte diese Illusion einmal wirklich erlebt.
Vielleicht hatte ich sie einmal wirklich erlebt und erinnere mich nur nicht mehr dran. Meine Mutter war schließlich bei einer Explosion gestorben. Doch warum sollte etwas, was ich als Eineinhalbjährige gehört hatte, durch die Dementoren wieder in mein Gedächtnis gerufen werden? Es war schon so verdammt lang her.
Auch als wir am Gemeinschaftsraum angekommen waren, hatte ich noch keine zufriedenstellende Antwort darauf gefunden, warum ich diese Illusion gehabt hatte. Ich war noch immer in Gedanken und grübelte über eine zufriedenstellende Lösung meines Problems. Vielleicht konnte mir Ares weiterhelfen.
„Ach nee, wen haben wir denn da? Die kleine Blackgehilfin." Parkinson baute sich vor mir auf. Ihre Augen waren von reinem Hass gefüllt. Sie schienen es in alle Richtungen zu versprühen. Der Raum kühlte sich sicherlich um ganze 10°C ab. Vielleicht war sie zur Hälfte ein Dementor.
„Was kann ich für dich tun, Parkinson? Also außer deinem von Hass zerfressenen Leben ein Ende zu setzen." Ich sah dem Mädchen in die Augen. Ließ sie all die Kälte sehen, die sich in den letzten Jahren in mir ausgebreitet hatte. Ich gehörte sicherlich nicht zu den Menschen, die gerne Andere verletzten und wehtaten. Es machte mir kein Spaß, doch ich ließ mich nicht mehr verletzen, mich nicht mehr herumschubsen. Sollte sich Parkinson in meinen Weg stellen, würde ich sie aus dem Weg räumen, wie bei jedem Problem vor ihr. Und momentan war sie auf dem besten Weg zu einem zu werden.
„Willst du mir drohen?"
„Siehe es einfach als freundlichen Informationsaustausch. Momentan stehst du mir im Weg. Und ich habe eine blöde Angewohnheit, wenn mir jemand im Weg steht. Erst stecke ich mein Näschen in die finstersten Teile deines Lebens, krame von dort all das heraus, was niemand jemals erfahren soll, nur um sie dann offen vor allen auszubreiten."
„Dann wirst du bei mir lange kramen müssen." Ich zog eine Augenbraue hoch. Eine Sache wusste ich doch schon, welche ich gegen sie verwenden konnte. Bei dieser würde es wohl kaum bleiben.
„Dann wird es dir also nichts ausmachen, wenn morgen die gesamte Schule weiß, dass Pansy Parkinson in Draco Malfoy verliebt ist und dieser sie nicht einmal mit dem Arsch anguckt?"
„Oh, kleine Blackgehilfin, das wird dir nicht helfen. Ich werde dein Leben hier noch weiter in Scherbenhaufen treten, wenn du nicht bald einsiehst, wo dein Platz ist Gossenkind. Alle werden dann glauben, du würdest Black helfen. Dein eigener Zwilling beginnt schon an dir zu zweifeln. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dann tun es auch Adina und das andere Gossenkind. Und wenn er es nicht tut, werde ich sein Leben genauso zerstören, wie ich es bei deinem getan habe. Möchtest du wirklich daran schuld sein, wenn ihn hier niemand mehr mit dem Arsch anguckt?"
In mir loderte ein Feuer. Von all der Wut auf Parkinson genährt. Natürlich wollte ich nicht, dass Jay Jay hier mit reingezogen wurde. Er gehörte mit Sicherheit nicht zu den beliebten Personen in Hogwarts, doch solange er in Ruhe gelassen wurde, war er glücklich.
Doch ich wäre nicht die Kriegsnymphe, wenn mein Kampfgeist sich nicht gegen meinen Beschützerinstinkt stellen würde. Ich musste nur kurz abwiegen, um meine Gedanken über Jamies Schicksal bei Seite zu schieben. Natürlich war die Gefahr gegeben, die anderen hier würden ihn ausschließen. Doch solange es an dieser Schule einen rational denkenden Schüler geben würde, der es nicht tat, kam er damit klar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Adina gegen mich und den Waisenjungen stellen würde, war mehr als gering. Sie würde Jay Jay ausreichen, wenn ich die Schule wieder verließ.
Notfalls konnte er auch noch immer mit mir kommen. Wir konnten zusammen von Ares lernen. Abenteuer außerhalb von Hogwarts erleben. Es war nicht das Leben, welches der Waisenjunge führen sollte. Welches wirklich zu ihm passte, doch es war eine Option für ihn.
„Parkinson, ich gebe dir jetzt einen Tipp fürs Leben. Wähle dir deine Freunde gut, aber deine Feinde noch besser. Ich weiß ganz genau, wer du bist. Eine kleine verzogene Göre, die von Mummy und Daddy alles in den Hintern geblasen bekommt, was sie möchte. Sie darf jeden herumkommandieren, nur nicht Adina Malfoy, weil die eine Nymphe ist und dadurch eine Menge Macht hat. Das geht dir schon gewaltig auf die Nerven, aber dass auch noch ein Mädchen ohne sozialen Status kommt und sich ihr nicht unterordnet, das geht für dich gar nicht. Du zerbrichst fast daran. Willst das unter allen Umständen ändern. Draco zieht mich auch noch dir vor. Tja, kleine Parkinson, Hogwarts ist eine Schule. Die Lektion von diesem Schuljahr für dich lautetet, es läuft nicht nach deiner Pfeife. Und ich bin dafür gerne dein Lehrer."
Ich hob meinen Kopf, rempelte das Mädchen beim Laufen an der Schulter an und lief weiter in Richtung Schlafsaal, um mich von meinen nassen Klamotten zu befreien und unter die heiße Dusche zu springen.

Ich sah das Pärchen an, welches zusammen auf einer Picknickdecke saß. Der junge Mann hatte sich an den Zaun gelehnt, die Frau sich an ihn. Er strich ihr durch die dunkelbraunen, langen Haare. Zusammen beobachteten sie zwei spielende Kleinkinder neben sich. Sie hatten beide Stofftiere in der Hand, die linke eine Katze, die rechte einen Hund. Neugierig lief ich ein wenig um die kleine Familie herum, um mir die Gesichter der beiden Erwachsenen ansehen zu können.
Das kleine Mädchen mit dem Stoffhund, welcher mich extrem an Tatze erinnerte, stolperte über ihre eigenen Füße. Sie plumpste genau in den Schoß des jungen Mannes, welcher anfing zu lachen. Es war ein schönes, warmes, bellendes Lachen. Eines welches mein Herz schneller schlagen ließ. Ein ähnliches Gefühl hatte ich nur bei Jaydens, Caitlins und Natashas Lachen gehabt. Als würde mir das Lachen dieser vier Personen etwas geben.
„Ich habe dich lieb, meine kleine Patricia Prim." Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ich die Worte und die Stimme hörte. Es war eindeutig die gleiche Person, die auch in der Illusion durch die Dementoren habe Rufen hören. Doch dieses Mal konnte ich ihr eine Person zuordnen. Sirius Black. Mein Erzeuger. Dieser falsche, widerliche Verräter. Ein Messer erschien in meiner Hand. Ich ging die letzten Schritte, um ihn ins Gesicht sehen zu können.
Der Massenmörder sah noch längst nicht so aus, wie er nun aussah. Er wirkte noch jung und hübsch. Askaban hatte ihn noch nicht gezeichnet, doch trotz allem konnte ich die beiden problemlos miteinander in Verbindung bringen. Die Wut in mir breitete sich aus. Er war für mein Schicksal verantwortlich. Für Natashas Schicksal. Ich würde sein hübsches Gesicht genauso verunstalten, wie es heute war. Ich wollte mich gerade auf ihn stürzen, Baby Kira Lorraine, meine Erzeugerin und mein Baby-Ich ignorierend, als sich Blacks Blick mir zuwandte.
„Wenn das nicht Patricia Prim Black ist. Oder wie nennst du dich jetzt? Rona Smith? Die kleine Versagerin Rona Smith!" Ich sah dabei zu, wie die Frau auf seinem Schoß explodierte. Gleichzeitig begann sich sein Gesicht zu verändern. Das kleine Mädchen, welches bis vorhin noch den Stofftatze gehalten hatte, löste sich ebenfalls auf. Zurück blieb nur der Hund.
„Meine kleine Versagertochter. Kriegsnymphe schimpft sie sich. Aber was für eine Kriegsnymphe. Ist nicht einmal in der Lage irgendwen zu retten. Erst lässt die kleine, feine Kriegsnymphe ihre echte Mutter in die Luft sprengen, dann nistet sie sich bei- wie hießen sie noch gleich ein? Den Howarth, nicht wahr? Ja, so hießen sie." Er lachte kalt.
„Oh ja, du hast dich bei ihnen eingenistet. Wie ein kleiner Parasit. Hast sie lieb Mama und Papa genannt, weil sie es hören wollten. Und als sie dich gebraucht haben, da hast du dich unter dem Bett versteckt und dabei zugesehen, wie sie erschossen wurden. Weil du Angst hattest." Er lachte noch lauter, länger, kälter. Meine Wut stieg ins unermessliche.
Ich wollte mich auf ihn stürzen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Fühlte mich wie erstarrt. Was auch an der Szene hinter meinem Erzeuger liegen konnte. Erneut sah ich die Schüsse, die auf meine Eltern abgegeben wurden. Wie die Kugeln sie trafen. Wie sie zu Boden gingen. Nur dass ich ausnahmsweise mal nicht zusammengekauert unter dem Bett lag. Die Schüsse hörte, sah, wie ihre toten Körper vor mir auf den Boden fielen. Wie alles in mir losschreien wollte, doch ich konnte es einfach nicht. Meine Instinkte verhinderten es. Ließen mich unter dem Bett ausharren, bis der Raum scheinbar leer war und sich schon lange große Blutpfützen gebildet hatten.
„Und als würde das nicht reichen, hast du auch noch bei deiner Aufgabe versagt. Du solltest die kleine Natasha beschützen und hast versagt. So eine Kriegsnymphe wie du ist es nicht einmal wert, sich die Mühe zu machen sie umzubringen. Du stehst mit nicht im Weg. Erst hole ich mir die Gryffindors, dann schnappe ich mir die kleine Adina unter deinem Hintern weg. Dann suche ich die kleine Natasha, eine weitere Aufgabe, bei der du versagt hast." Dieses kalte Lachen hallte in meinen Ohren wieder. Immer und immer wieder.
Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Mein Atem ging viel zu schnell. Meine Finger hatten sich in meine Matratze gekrallt. Angst, Verzweiflung und die beißende Wut hatten sich in mir breitgemacht. Ich würde Black umbringen. Ich würde es tun.
Vorsichtig schob ich den Vorhang meines Bettes zur Seite. Niemand war von meinem Geschrei aufgewacht. Das war doch schon mal gut. Lautlos lief ich zu meinem Schrank herüber. Dort zog ich mir schwarze Sachen heraus. Diese tauschte ich gegen meinen Schlafanzug. Ares, welchen ich noch immer um meinen Hals trug, blinkte wie wild. Er wollte mich definitiv von meinem Vorhaben abhalten, Black endlich die Kehle aufzuschlitzen. Doch heute würde er es nicht tun. Ich löste den Verschluss. Vorsichtig legte ich das Medaillon in meine Nachttischschublade.
„Du musst dir keine Sorgen um mich machen, Ares. Ich werde mich nicht von ihm überrumpeln lassen." Bestimmt schloss ich das Möbelstück wieder. Dann packte ich mein Messer und meinen Zauberstab ein. Zeit für die Jagd nach Black.

Leise schlich ich mich durch die Flure. Ich lauschte aufmerksam auf die verschiedenen Geräusche um mich herum. Ich würde mich nicht von Black überraschen lassen. Meine Instinkte liefen auf Hochtouren.
Doch gleichzeitig machte sich auch ein weiteres Gefühl in mir breit. Schutzlosigkeit. Das Ares um meinen Hals hing, hatte mir immer in einer gewissen Weise Sicherheit gegeben. Jetzt tat er es nicht mehr. Eine Tatsache, die ziemlich seltsam war.
Langsam aber sicher durchdrang auch noch ein weiteres Gefühl die eiskalte Mauer aus Wut. Mein schlechtes Gewissen. Ich hatte nicht nur Ares hoch und heilig versprochen, nicht nach Black zu suchen, sondern auch gegenüber Jamie dieses Versprechen ausgesprochen. Jetzt gerade brach ich es in mehr als einer Hinsicht. Ich stürzte mich von der Wut getrieben in die Schlacht. Vielleicht nicht total unaufmerksam, doch wirklich auf mich aufpassen, tat ich gerade auch nicht.
Meine Stärke war es, die Menschen zu mir kommen zu lassen. Sie aus dem Hinterhalt zu erledigen und nicht blind loszurennen, in der Hoffnung einen Zweikampf am Ende ausfechten zu können.
Ich blieb stehen. Zeit wieder mein Hirn anzuschalten und meine Emotionen nach hinten zu schieben.

Ich schlug auf den Boxsack ein. Immer und immer wieder. Zugegebenermaßen es war wesentlich, angenehmer meine Wut an ihm auszulassen, als an einer Wand. Doch gleichzeitig fehlte mir etwas. Nicht nur die Schläge hatten mich heruntergebracht, sondern auch der damit einhergehende Schmerz. Es beruhigte mich auf eine Art und Weise, die ich nicht beschreiben konnte.
Ich schlug erneut zu. Mittlerweile taten meine Knöchel doch weh. Nicht so sehr als wären sie gebrochen, doch es verschaffte mir trotz allem ein wenig Befriedigung.
Ich hatte nicht mitbekommen, wie die Tür leise geöffnet wurde. Erst als sich jemand hinter mir räusperte, fuhr ich herum. Professor Lupin stand im Türrahmen. Er wirkte mal wieder blass und schwach. Er hatte mal wieder den üblichen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht, den er immer hatte, wenn er sich über mich ärgerte.
„Was denkst du, was passiert, wenn Adina um vier Uhr morgens aufwacht, dein Bett leer ist und du Ares nicht dabei hast?" Wollte er wirklich, dass ich darauf antwortete.
„Woher wusste sie, dass ich ohne in unterwegs bin?"
„Instinkt." Mir wurde mein goldenes Schmuckstück zugeworfen. Ich fing es geschickt auf. Mittlerweile hatte es aufgehört, mir mitzuteilen, dass Ares mit mir sprechen wollte. Wahrscheinlich war er sauer auf mich.
„Weißt du eigentlich, wie viele Sorgen wir uns gemacht haben? Adina war sich sicher, dass du losgelaufen bist, um dich Sirius zu stellen. Wir dachten, morgen früh finden wir deine Leiche. Wenn es gut gelaufen wäre und du nicht wie deine Mutter in tausend Teile zerstückelt worden bist." Ich verschränkte meine Arme, während der Lehrer mich entsetzt anstarrte.
„Du hattest genau das vor! Du wolltest dich Black stellen! Hast du nicht verstanden, er ist gefährlich? Du hast keine Ahnung wie sehr." Ich wurde wütend angesehen, weshalb ich nur noch mehr in Abwehrhaltung ging. Wenn ich mein Leben riskieren wollte, sollte sich Professor Lupin da bloß heraushalten. Er hatte nicht das Recht zu entscheiden, welche Gefahren ich einging oder welche nun mal eben nicht.
„Sie haben keine Ahnung, wozu ich in der Lage bin." Ich wurde kurz etwas verstört angesehen, bevor sich Lupin fing.
„Ich weiß vielleicht nur, wozu Maélys fähig war, doch Ares kennt auch deinen jetzigen Stand. Er war wohl auch gegen diese Mission, ansonsten hättest du ihn nicht im Schlafsaal gelassen." Ich schluckte schwer. Ares wollte mich nicht von Black fernhalten, weil er an meinen Fähigkeiten zweifelte, mich ihm zu stellen, sondern weil er es für den besseren Weg hielt, den Mörder zu mir kommen zu lassen. Das hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er mich für zu schwach hielt. Jedenfalls hoffte ich das.
Lupin und ich hatten uns noch eine halbe Stunde weiter darüber gestritten, wie unverantwortlich meine Idee gewesen war, Black zu suchen und mich ihm in einem Zweikampf zu stellen. Dass ich meine Idee nicht durchgezogen hatte, schien für den Lehrer rein gar nicht zu zählen. Nicht für ihn und auch nicht für Ares.
Nachdem der Professor verschwunden war, hatte ich mein Medaillon aufgeklappt. Eigentlich hatte ich gehofft, mit dem Kriegsgott reden zu können, doch dieser erschien nicht als Miniversion in meiner Hand und ich wurde auch nicht in den Olymp gezogen. Stattdessen sah ich nur auf die Fotos, welche eigentlich von Leuten gesehen wurden, die mein Schmuckstück öffneten und nicht ich waren. Die Tarnfunktion des Gottes sozusagen.
Offensichtlich wollte Ares noch ein wenig beleidigte Leberwurst spielen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, es würde mir nicht weh tun. Es gab eigentlich nichts Schmerzlicheres, als wenn der Kriegsgott und ich nicht redeten.

Missmutig saß ich am Montag nach dem Unterricht vor dem Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ares und ich hatten noch immer kein Wort miteinander gewechselt, was ziemlich auf meine, eh schon immer üble Laune schlug. Das Professor Lupin mich aus den Klassenzimmer geschmissen hatte, damit er in Ruhe mit Harry reden konnte, machte es auch nicht unbedingt besser.
Wenn ich schon Nachsitzen musste, wollte ich doch wenigstens dabei dem Lehrer auf die Palme bringen. Immer mal wieder etwas Neues über ihn herausfinden und damit jedes Mal einen Schritt näher an sein dunkles Geheimnis zu kommen. Mittlerweile hatte ich sogar schon eine Theorie, was es war. Da Ares allerdings nicht mit mir redete, konnte ich ihn nicht fragen, ob ich recht hatte.
Endlich ging die Tür des Klassenzimmers wieder auf. Lupin und Potter kamen herausgetreten. Letzterer verabschiedete sich freudestrahlend, bevor er in Richtung Gryffindorgemeinschaftsraum verschwand. Jetzt war ich erst recht neugierig, was die beiden zu besprechen hatten. Seit wann kamen bitte Schüler nach einem Privatgespräch mit einem Lehrer freudestrahlend aus dem Klassenzimmer?
Professor Lupin schloss währenddessen das Klassenzimmer ab. Als er damit fertig war, sah er mich nachdenklich an. Ich wartete gespannt, was wohl als Nächstes geschehen würde. Ich beobachtete den Lehrer mit Adleraugen. Mir sollte auf gar keinen Fall irgendein verräterisches Zucken oder Ähnliches entgehen, welches mir entweder verriet, was er mit Potter besprochen hatte oder warum er mich jetzt musterte. Doch mehr als einen inneren Kampf mit sich selbst, konnte ich nicht von dem Gesicht ablesen. Schließlich schien ein Teil von ihm zu verlieren, weshalb er ein wenig unzufrieden wirkte.
„Rona, ich werde Harry den Patronus-Zauber beibringen, damit er sich vor den Dementoren schützen kann. Ich weiß, du hattest jetzt ebenfalls schon zwei Zusammenstöße mit ihnen. Daher will ich, dass du ebenfalls an diesem Unterricht teilnimmst."
„Das können sie vergessen. Zum einen habe ich es bisher immer geschafft mich zu verteidigen, ganz ohne ihre Hilfe, zum anderen verbringe ich sowieso schon viel zu viel Zeit in irgendwelchen staubigen Klassenzimmern. Ich werde nicht freiwillig noch mehr Freizeit opfern." Mal abgesehen davon, sollte wenn schon Ares mit den Patronus-Zauber richtig beibringen.
„Wir werden es als Teil des Nachsitzen machen. Du musst keine Extra-Zeit aufwenden." Dieses Mal rang ich mit mir selbst. Solange die Kriegsgott noch beleidigt war, würde er mir sowieso nicht den Zauber beibringen. Außerdem war es mit Sicherheit interessanter den Zauber richtig zu lernen, als mit dem Lehrer alleine in seinem Büro zu hocken. Mal abgesehen davon, dass ich wahrscheinlich einen Versuch brauchen würde, damit ich den Zauber konnte.
„Na gut, wenn ich keine extra Zeit aufwenden muss", murmelte ich leise.
„Gut, Harry und ich haben abgemacht, wir fangen nach den Weihnachtsferien an."

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