Kapitel 53
Professor McGonagall wurde tatsächlich ins St. Mungos verlegt, weil ihr Zustand so kritisch war. Das konnte mir Susanne am nächsten Morgen beim Frühstück berichten. Diese Information half mir allerdings nicht wirklich dabei, wieder ruhiger zu werden. Tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall. Mein Herz verkrampfte sich schmerzhaft, während ich jetzt noch mehr das Ende der Prüfungen herbeisehnte, damit meine Freunde wieder Zeit für mich hatten und mich so ablenken konnten.
Umso dankbarer war ich, als Susanne verkündete, sie würde sich eher Hades anschließen, als ihre UTZ bei Binns in Geschichte der Zauberei zu machen. Sie schlug sogar vor, wir könnten einfach die ZAG-Prüfung sausen lassen. Es gäbe wesentlich wichtigere Aktivitäten als dieses Fach. Ein Teil von mir stimmte ihr zu, doch der andere war zu stolz, um durchzufallen.
Ich hatte zu sehr darauf hingearbeitet, diese Prüfungen mitschreiben zu können, um jetzt einfach aufzugeben. Außerdem wäre Professor McGonagall sicherlich sehr wütend, wenn sie aufwachen würde und bemerken würde, dass ich einfach eine Prüfung geschmissen hatte. Schließlich hatte sie sehr viel mit mir Lesen und Schreiben geübt.
Daher fanden wir uns am Nachmittag pünktlich zu unserer letzten ZAG-Prüfung in der großen Halle ein. Dieses Mal stand nicht Professor McGonagall vorne, wartete bis alle auf ihren Plätzen saßen, um dann die Prüfung zu beginnen. Stattdessen beaufsichtigte Professor Marchbanks die Prüfung.
„Drehen Sie Ihre Blätter um", sagte Professor Marchbanks schließlich von der Stirnseite der Halle her und kippte das riesige Stundenglas. „Fangen Sie an."
Hektisch drehte ich das Blatt um, begann mir die Worte durchzulesen und schließlich eine Antwort hinzukritzeln. Das erste Mal hatte ich das Gefühl, mein fotografisches Gedächtnis wäre hier gerade schlecht. Die meisten Informationen über historische Ereignisse wusste ich von Ares, der gerade viele Schlachten miterlebt hatte, weil eine seiner Kriegsnymphen in ihnen gekämpft hatte. Dabei hatte er mir viel mehr Details erzählt, als es heutzutage noch in den Geschichtsbüchern zu finden gab. Bei den zwölf Göttern, in den Archiven der Kriegsnymphenfamilie gab es zu vielen historischen Ereignissen ungefähr zehn Mal so viel zu finden, wie in den Büchern. Ich hatte eine richtige Stalkerfamilie. Also musste ich vor jeder Antwort erstmal sortieren, welche Information ich jetzt überhaupt hinschreiben sollte oder lieber nicht.
Ich war gerade bei der vorletzten Frage angekommen, als ein lauter Schrei gefolgt von einem Knall zu hören sah. Erneut griff ich nach meinem Messer, während ich aufsprang. Mein Stuhl fiel klappernd zu Boden, mein Blick glitt durch die große Halle. Auch Susanne war aufgesprungen und sah sich suchend nach der Ursache um.
Schließlich entdeckten wir sie. Harry lag auf dem Boden. Er hatte seine Hände mal wieder auf die Narbe gepresst. Hatte er erneut eine Verbindung zu Voldemort aufgebaut? Oder andersherum? Hatte der dunkle Zauberer eine zu ihm aufgebaut? Ihm falsche Erinnerungen eingepflanzt oder Ähnliches?
Der unbekannte Prüfer von gestern Abend lief zu dem Gryffindor, half ihm wieder auf die Beine und führte ihn dann aus der Halle. Ich sah ihnen etwas misstrauisch hinterher. Am liebsten wäre ich hinterhergegangen, um herauszufinden, was nun los war, doch noch immer hieß die Devise, Abstand zwischen Harry und mir aufzubauen. Das hieß auch, ich würde mich jetzt wieder hinsetzen und meine Prüfung beenden.
Grade einmal eine Viertelstunde später war unsere Prüfung auch schon wieder vorbei. Wir gaben unsere beschriebenen Pergamentbögen ab, dann ging es im Gänsemarsch wieder hinaus.
„Endlich sind die Prüfungen vorbei", rief Draco begeistert und streckte sich zufrieden.
„Jetzt haben wir alle wieder Zeit für dich", stellte Blaise mit einem breiten Lächen an mich gewandt fest.
„Ich mag die Prüfungszeit nicht. Ihr sozialisiert mich das ganze Schuljahr lang, nur um mich dann für ein paar Wochen im Jahr auf sozialen Entzug zu setzen", murrte ich, weshalb ich ein mitleidiges Oh zu hören kriegte. Mein Freund blieb sogar stehen, zog mich in seine Arme und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Schläfe.
„Wir haben dich auch vermisst", wurde mir versichert. Das hoffte ich doch. Normalerweise maulten immer alle vor mir herum, dass wir uns zu wenig sahen. Ich hätte es ziemlich komisch gefunden, wenn jetzt niemand dastehen würde und sich wieder über mehr gemeinsame Zeit freute.
„Und weil wir uns alle so sehr darüber freuen, werden wir uns jetzt einen richtig gemütlichen Abend machen. Ganz ohne uns Gedanken über irgendwelche historischen Ereig23nisse oder Verteidigungszauber zu machen", wurde mir von meinem Freund versprochen.
Ich gab ein zufriedenes Seufzen von mir. Das hörte sich nach einem Traum an. Einfach nur mit meinem Freunden gemütlich irgendwo zusammenzusitzen, am liebsten eng an Blaise gekuschelt.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Ron und Hermine die Marmortreppe nach oben eilten, wahrscheinlich um Harry zu finden. Ich gab ein leises Seufzen von mir. Das musste ich wohl auch noch. Bevor ich nicht wusste, was er gesehen hatte, konnte ich mich wohl kaum auf Blaises Schoss kuscheln.
„Ich muss noch etwas erledigen. Ich komme gleich nach", versprach ich meinen Freunden.
„Du willst nach Harry gucken?", fragte mich Blaise misstrausch, weshalb ich vorsichtig nickte. „Du weißt, dass er es nicht verdient hat. Er ist ein Arsch", wurde mir bestimmt mitgeteilt, was mich zum Seufzen brachte. Das wusste ich doch selber, aber was sollte ich machen. Wenn Voldemort in Harrys Kopf eindrang, musste ich wohl da sein, um ihn wieder herauszuprügeln.
„Es ist –" Die Worte, es ist meine Aufgabe, kamen mir nicht über die Lippen. Wieder hatte ich Sirius Stimme im Kopf, ich solle Harry nicht das Gefühl geben, nur eine Mission zu sein, doch mittlerweile war er wirklich nicht mehr. Was auch immer mal zwischen uns hätte wachsen können, es war im Keim erstickt worden. Ich hatte mir im vierten Schuljahr wirklich viel Mühe mit ihm gegeben und er hatte alles einfach weggeworfen. Alleine, dass ich Quidditchspielen wollte, hatte ausgereicht, um eigentlich wieder alles einzureißen.
„Ich weiß, meine kleine Rose. Geh zu ihm", wurde mir gesagt. Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er es nicht ernst meinte. Eigentlich wollte mein Freund, dass ich hierblieb, anstelle wieder zu Harry Potter zu rennen. Er hatte recht damit, das wusste ich, aber ich konnte nun einmal nicht aus meiner Haut.
„Ich komme so schnell nach, wie ich kann", versprach ich meinem Freund.
Ich gab ein frustriertes Seufzen von mir. Ich hatte jetzt schon eine halbe Stunde die Schule nach Harry durchsucht, doch ihn bisher nicht gefunden. Susanne und Roux hatten schon im Gemeinschaftsraum nachgesehen, doch auch dort war er nicht. Warum fand man ihn nie, wenn man ihn mal sprechen musste?
Frustriert hielt ich an. Jetzt gerade bräuchte ich die Karte des Rumtreibers, aber die hatte natürlich Harry und nicht ich. Der Peilsender im Armband sagte, er wäre im Schlafsaal, das half also auch nicht. Das hieß leider auch, er hatte eher nicht Sirius kontaktiert, denn ansonsten hätte mir Roux mittlerweile gesagt, der Gryffindor wäre zurück.
Trotz allem wäre es ein Versuch Wert, bei meinen Vater einmal nachzufragen, ob er etwas von dem Gryffindor gehört hatte. Vielleicht hatten sie gesprochen, bevor wir mit der Prüfung fertig gewesen waren. Roux war erst nach dieser zu dem leeren Schlafsaal gegangen und wartete nun im Gemeinschaftsraum.
Ich musste nicht lange warten, bis die gestresste Stimme meines Vaters am anderen Ende zu hören war.
„Hat Harry dich kontaktiert?", fragte ich sofort nach.
„Nein, hat er nicht", kam die überraschte Antwort. „Balu hatte sich gerade verletzt. Er hat wohl einen Teller umgeschmissen und ist dann in eine Scherbe getreten."
Ich runzelte die Stirn. Das passte aber so gar nicht zu dem guterzogenen Hund. Er ging nicht einmal an einen Teller, wenn man ihn mit Leckereien gefüllt vor seine Nase stellte. Essen nahm er nur aus der Hand oder aus dem Futternapf. Da er auch nicht so aufgedreht wie Antiope war, schmiss er nicht einmal beim Toben etwas um. Und fiel mal etwas auf den Boden und zerbrach, machte er einen großen Bogen darum, außer er musste Louie und Kian davor bewahren hereinzutreten.
„Und du bist dir sicher, dass du seinen Kontaktversuch nicht verpasst hast?", hakte ich weiter nach.
„Welpe, ich habe das Armband immer um und den Spiegel bei mir."
„Und das Flohnetzwerk?"
„Ich habe ihn nicht rufen gehört und auch niemand sonst. Moody, Dora, Kingsley und Remus sind bei mir", erzählte mir mein Vater.
War diese Antwort jetzt beruhigend oder nicht? Hieß es, Harry hatte das Thema abgehakt? Vielleicht hatte ihn ja Hermine überzeugt, durchzuatmen ... oder er war Hals über Kopf losgerannt. Nein, definitiv keine beruhigende Antwort. Ansonsten wäre er doch bestimmt schon im Gemeinschaftsraum, um dort die Zeit bis zum Abendessen zu entspannen. Hogwarts hatte schließlich nicht viele Alternativorte dafür. Mal davon abgesehen, würden die drei doch wahrscheinlich als allererstes ihre Schulsachen wegbringen wollen. Dazu passte auch, dass Ron und Hermine die Marmortreppe nach oben geeilt waren.
„Sag mir bitte Bescheid, wenn du etwas von ihm hörst. Er hatte schon wieder einen Traum."
„Das werde ich, Welpe. Ich gehe zur Sicherheit runter, so dass ich es mitkriege, wenn er über das Flohnetzwerk Kontakt aufnehmen will", wurde mir versprochen.
„Ich melde mich, wenn ich etwas Neues habe."
Ich legte auf, während ich mich etwas unschlüssig umsah. Wie ging ich am besten weiter vor, um Harry zu finden. Von Sue wusste ich, er hatte eigentlich mal mit Ron zum Quidditchfeld gewollt. Dort hatte ich die beiden allerdings nichts gefunden. Vielleicht sollte ich dort noch einmal hin, um nachzusehen, ob es sich geändert hatte.
Ich lief los und schaute auf meinen Weg noch einmal in jede verborgene Nische, jeden Gang, der von meinem abging. Allerdings entdeckte ich Harry erneut nicht. Ich würde ihm wirklich einen Peilsender implantieren. Ganz heimlich, damit er auf gar keinen Fall auf die Idee kam, ihn doch noch zu entfernen. Dann konnte ich mir solche lästigen Dinge sparen.
Ich war gerade im Erdgeschoss angekommen, als Professor Snape mir entgegenkam. Er lief so eilig, dass sein Umhang hinter ihm her flatterte und er mal wieder wie eine übergroße Fledermaus wirkte. Sein Gesichtsausdruck wirkte allerdings ausnahmsweise mal nicht versteinert, sondern für seine Verhältnisse recht besorgt. Als er mich erblickte, atmete er tatsächlich erleichtert auf.
„Ms Black", wurde ich angesprochen, kaum war ich in Hörweite.
„Professor?", erwiderte ich.
Der Lehrer sah sich noch einmal im leeren Gang um, doch hier war niemand, der das Gespräch belauschen könnte. Wir waren unter uns, außer Harry lief die ganze Zeit unter seinem Tarnumhang versteckt hinter mir her und lachte sich aufgrund meiner Suche ins Fäustchen.
„Potter wurde in Umbridges Büro gestellt", wurde mir mitgeteilt.
„Hat er das Flohnetzwerk benutzen wollen?", fragte ich genervt nach. Warum hatte ich ihm eigentlich das Armband geschenkt. Jeden Tag aufs neue fragte ich mich das. Ich hätte ihn genauso gut einen Stein schenken können. Wäre genauso viel genutzt worden.
„Er hat es wohl. Und er hat behauptet, ihr Vater wäre in der Mysteriumsabteilung."
Also hatte Harry doch versucht meinen Vater zu erreichen und niemand im Haus hatte es mitbekommen. Nicht sonderlich überraschend, denn seitdem mein Vater das Haus renovierte, war dort unten eine Gerümpelkammer. Es sollte zwar noch ein Hobbyraum dort hereinkommen, bisher war es allerdings noch nicht geschehen.
„Das ist er nicht. Ich habe vor zwei Minuten mit ihm geredet. Er ist zu Hause."
Ich runzelte die Stirn. War er wirklich zu Hause? Was war, wenn man ihn zwang, mit mir so über das Armband zu reden. Dazu würde die komische Geschichte über Balu passen. Allerdings würde ich es merken, wenn er log. Stand er vielleicht unter dem Imperius-Fluch? Aber auch dann wäre die Story eine Lüge. Hatte man ihm eine Halluzination verpasst, sodass er wirklich glaubte, was er sagte? Oder irrte sich einfach Harry? Das war wahrscheinlicher. Dann ist es allerdings ein sehr komischer Zufall, dass ausgerechnet dann Balu verletzt ist, wenn jemand meinen Vater erreichen wollte. Oder hatte jemand absichtlich den Hund verletzt?
Kreacher!
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Niemand hatte Harry rufen gehört, also musste jemand da gewesen sein, um mit ihm zu reden. Jemand, der ihn anlügen würde. Gleichzeitig musste man verhindern, dass Sirius zufällig hereinkam, zum Beispiel, indem man eines der Haustiere verletzte. Der Hauself hätte eine Gelegenheit gehabt und auch ein Motiv. Er hatte Kontakt zu Narzissa und mittlerweile auch zu Bellatrix Lestrange. Sie mochte er, ihnen war er treu. Also würde er ihnen auch helfen, Harry in eine Falle des dunklen Lords zu locken.
„Wo ist Harry jetzt?", fragte ich aufgewühlt. Sobald der Gryffindor die Gelegenheit hätte, würde er mit Sicherheit schon wieder losrennen, um den Helden zu spielen. Er würde in die Mysteriumsabteilung gehen, wenn ich ihn nicht abfing.
„In Umbridges Büro."
„Ich halte ihn davon ab, Hogwarts zu verlassen", rief ich dem Lehrer zu, während ich auch schon auf den Absatz kehrtmachte, um in den ersten Stock zu rennen.
„Ms Black", wurde mir nachgerufen, weshalb ich doch noch einmal stehen blieb und fragend zurücksah. „Wenn Sie es nicht schaffen und Harry folgen, wird er Sie fragen."
Aufgrund der Art, wie Snape „er" aussprach, war mir sofort klar, dass damit auf gar keinen Fall Harry gemeint war. Nein, er sprach von Voldemort.
Ich nickte zögerlich. Wirklich überraschend war es nicht. Ich wartete schließlich schon gefühlt seit einer Ewigkeit darauf, dass ich endlich die Worte zu hören kriegte. Wenn es also jetzt so weit war, hatte ich endlich mein Ziel erreicht. Bald würde der wirklich gefährliche Teil meiner Mission losgehen.
„Das er es irgendwann tut, war das Ziel", stellte ich trocken fest.
Die Tür zum Büro von Umbridge stand sperrangelweit offen, als ich in den Flur bog. Da die Schulleiterin wohl kaum wollte, dass jemand von außerhalb alles mitbekam, hieß es wohl auch, Harry war nicht mehr dort. Nur um sicher zu gehen, lief ich trotzdem noch bis dem Zimmer, um hereinzusehen.
Wie ich mir schon gedacht hatte, war keine Spur mehr von Harry zu sehen. Anders als ich angenommen hatte, war es allerdings nicht leer. Stattdessen lagen ein Haufen meiner Klassenkameraden aus Slytherin auf den Boden. Bei den meisten tippte ich auf einen Schockzauber, während es bei Draco eindeutig der Flederwichtfluch gewesen war. Das Gesicht des wasserstoffblonden Jungen war über und über mit Flatterdingern bedeckt.
„Braucht ihr Hilfe?", fragte ich amüsiert, während ich auch schon meinen Zauberstab herauszog und die Zauber löste.
„Danke, Patricia", grummelte Draco, welcher sich mühsam aufrappelte.
„Wo ist Harry?", fragte ich in einem etwas gereizten Ton, doch es war mir egal. Ich musste ihn davon abhalten das Schulgelände zu verlassen.
„Granger und er sind mit Umbridge in den verbotenen Wald gegangen, um ihr Dumbledores Waffe zu zeigen", wurde mir mitgeteilt. „Die beiden Weasleys haben uns doch tatsächlich mit Loony Lovegood und Neville Longbottom überwältigt."
Und da es keine Waffe gab, hieß es, die beiden hatten Umbridge aus einem anderen Grund in den Wald gelockt. Ich konnte mir auch schon denken warum. Ein Haufen mehr oder weniger intelligente Wesen, vor denen die Schulleiterin kein Respekt hatte. Und viele von den Lebewesen in den Wald legten sehr viel Wert auf eine angemessene Behandlung. Wahrscheinlich war die Schulleiterin schon längst gevierteilt worden und die Gryffindors auf den Weg nach London.
Ich aktivierte mein Armband. Dieses Mal versuchte ich allerdings nicht Sirius zu erreichen, sondern Ari, Roux und Sue. Es dauerte nicht lange, bis alle drei drangegangen waren.
„Er ist noch nicht im Gemeinschaftsraum aufgetaucht", wurde mir von Roux mitgeteilt, ohne dass ich danach gefragt hätte.
„Ich weiß. Er ist sehr wahrscheinlich mit den anderen auf dem Weg nach London. Sue und Roux, ihr müsst Kira ein Armband geben und sie in den verbotenen Wald schicken. Sollte sie dort doch noch Harry finden, soll sie sich melden. Wir vier treffen uns in fünf Minuten in der Eingangshalle. Bringt alle Waffen mit."
Ohne eine Antwort abzuwarten, legte ich auf. Es war alles geklärt und die anderen drei Mädchen hätten definitiv genug in den fünf Minuten zu tun. Da würden sie nicht auch noch nebenbei mit mir quatschen. Außerdem würde ich Sirius und Marlon Bescheid sagen müssen, ansonsten würden sie mir den Kopf abreißen.
„Patricia?", kam es verwirrt von Draco.
Ich sah zu dem wassertstoffblonden Jungen herüber. Er hatte ein paar Sekunden Zeit, bevor ich mich auf den Weg in die Eingangshalle machen würde.
„Was ist hier los?", kam die Frage, die ich erwartet hatte.
„Voldemort versucht mal wieder, Harry zu töten, dabei brauche ich ihn noch lebend. Betet lieber, dass euere Eltern nicht mitgehen, um ihn zu helfen, und seht zu, dass ihr in den Krankenflügel kommt. Ihr seid einmal ordentlich zusammengestampft worden", rief ich meinen Klassenkameraden zu, während ich auch schon wieder das Büro verließ. Im laufen aktivierte ich erneut mein Armband.
In der Eingangshalle warteten schon die anderen drei Mädchen aus der Kriegsnymphenfamilie auf mich. Sie alle waren bis an die Zähne bewaffnet. Messer, Zauberstäbe, Roux hatte Pfeil und Bogen dabei und bei Sue konnte ich eine Pistole und drei Ersatzmagazine entdecken. Jede von ihnen hatte ihre Schuluniform gegen die schwarzen Catsuits getauscht, welche wir auch schon angehabt hatten, als wir zum Schiff geschlichen waren.
Ari trug noch zusätzlich eine Sporttasche bei sich, in der sie sehr wahrscheinlich meine Waffen gepackt hat. Den Gürtel, meinen Zauberstab und meine zwei Standard-Messer trug ich zwar bei mir, doch trotz allem hatte ich noch ein paar weitere Waffen in Hogwarts. Unter anderem mein Schwert.
Sehr zu meiner Überraschung standen allerdings auch Blaise und Adina bei ihnen. Sie wirkten beide ziemlich nervös. Adina zuckte bei jedem Geräusch zusammen, während Blaise aufgewühlt hin und her lief.
„Wir sollen zu meinem Vater ins Hauptquartier", verkündete ich, kaum war ich die Marmortreppe heruntergesprungen. Die Anwesenheit der anderen beiden Slytherins ignorierte ich einfach. Ich hatte keine Ahnung, warum sie überhaupt hierher gekommen waren. Fest stand, ich würde sie nicht mitnehmen und auch für lange Erklärungen hatte ich keine Zeit.
„Ich habe deine Waffen, deinen Catsuit und deine Schuhe. Du kannst dich also dort umziehen", wurde mir von meiner großen Schwester mitgeteilt.
„Dann mal los", stellte ich fest und schulterte die Sporttasche. Man hörte, wie die verschiedenen Waffen dabei gegeneinander fielen und klirrten.
„Passt auf euch auf", rief uns Adina ängstlich hinterher.
„Ich würde mir mehr sorgen, um deinen Adoptivvater machen als um uns", antwortete ich.
„Sie meint damit, mache dir keine Sorgen, wir kommen alle heile zurück" übersetzte Arienne meine Antwort.
Ich kommentierte das nicht weiter. Auch wenn ich das ebenfalls damit ausdrücken wollte, war die erste Botschaft schon die Richtige gewesen. Wir drei Mädchen waren sehr gut im Kämpfen, doch irgendwie traute ich Mr. Malfoy nicht so viel zu. Jedenfalls nicht auf einem Schlachtfeld. Daher sollte sie lieber ihren Vater abhalten ins Ministerium zu gehen, als mich.
„Passt auf euch auf", sprang nun auch Blaise auf den Zug auf, weshalb ich leise seufzte.
„Wir wollen nur Todesser davon abhalten, Harry zu ermorden. Ich weiß, er hat unsere Hilfe nicht verdient, aber tot nützt er mir nun einmal nichts. Also macht euch nichts in Hemd, in ein paar Stunden sind wir zurück."
„Todesser zu bekämpfen ist nicht ungefährlich. Also werden wir uns Sorgen machen. Ich mir ganz besonders, weil –", Blaise zögerte kurz, bevor er die nächsten Worte aussprach, „– weil ich dich liebe."
„Ich weiß. Wir müssen los."
Ohne noch weitere Worte abzuwarten, lief ich in Richtung des Eingangsportals. Sue zuckte nur desinteressiert mit den Schultern, Arienne sah entschuldigend zu meinem Freund und Roux tätschelte ihm liebevoll die Schulter. Das waren also die falschen Worte gewesen. Als ich die Tür nach draußen öffnete, sah ich noch einmal über meine Schulter zurück zu Blaise. Er stand noch immer mit Adina an unserem Treffpunkt. Beide sahen uns besorgt nach.
„Ich liebe dich auch", rief ich Blaise einen plötzlichen Impuls folgend zu. Keine zwei Sekunden später bereute ich es auch schon wieder. Irgendwie hörte sich dieser Satz aus meinem Mund für mich nach einem Lebwohl an.
Wir kamen vor dem Grimmauldplatz 12 heraus. Dank der neuen bunten Fassade, den neuen Fenster und der neuen Haustür wirkte es wie das einzige schöne und gut gepflegte Haus in der Straße. Es passte nicht mehr wirklich in die Gegend herein. Es war ein wenig, als hätte man ein nettes Einfamilienhaus aus einer schöneren Wohngegend genommen und diese schäbige Gegend gestellt.
Ari, Roux, Sue und ich nahmen uns allerdings keine Zeit, dieses skurrile Bild näher zu betrachten. Ich schloss die Haustür auf, weshalb man das Stimmengewirr in der Küche hören konnte. Offensichtlich hatten sich schon alle versammelt. Hoffentlich war auch schon Marlon mit möglichst viel Unterstützung aus der Kriegsnymphenfamilie herübergekommen.
Ohne die Schuhe auszuziehen, liefen wir in die Küche, in der sich wirklich schon der Orden und Marlon, Frédéric und Claire als Verstärkung aus meiner französischen Familie versammelt hatten. Auf dem Küchentisch war ein Plan der Mysteriumsabteilung ausgebreitet, über welchen die Erwachsenen brüteten. Balu lag mit verbundenen Pfoten in seinem Körbchen. Als wir hereinkamen, fing er an, herzzerreißend zu winseln und seinen Kopf in unsere Richtung zu strecken. Er wollte Streicheleinheiten.
„Habt ihr schon einen Einbruchsplan?", fragte ich und ließ meine Tasche auf die Arbeitsplatte fallen. Erneut war das Klirren der Waffen zu hören.
„Haben wir", wurde mir von Marlon bestätigt.
Ich machte den Reißverschluss meiner Tasche auf und angelte meine Anziehsachen heraus. Mit diesen kam ich wieder zum Tisch. Ich zog meine Schuhe aus, während ich die Karte des Ministeriums musterte.
„Patricia, deinen Catsuit ziehst du oben an", wurde mir von Marlon befohlen.
„Aber –", wollte ich widersprechen, doch der strenge Blick meiner beiden Väter ließ mich verstummen. „Ich ziehe mich im Flur um, damit ich den Einbruchsplan mitkriege. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Harry hat nicht sehr gut bei meinem Unterricht aufgepasst. Er wird sterben, wenn wir ihn nicht retten, dabei brauchen wir den Auserwählten noch ein wenig lebend."
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief ich auch schon in den besagten Raum herüber. Dort konnte ich mich in Ruhe umziehen und trotzdem dem Einbruchsplan lauschen.
„Wir brauchen Harry nicht nur noch ein wenig lebend, Welpe. Wir wollen ihn noch mindestens hundert Jahre lebend behalten", rief mir Sirius nach.
Nein, das wollte nur er. Zumindest momentan wäre ich nicht sonderlich traurig, wenn er sterben würde und ich nicht. Aber da ich am Ende des Krieges sterben würde, konnte er von mir aus überleben. Dann wäre mein leiblicher Vater wenigstens nicht ganz so traurig über meinen Tod.
Es dauerte keine fünf Minuten, bis der Einbruchsplan erklärt war und ich meine Hogwartsuniform gegen meinen Catsuit getauscht hatte. Um meine Hüfte hatte ich meinen Gürtel geschlungen und an diesen mein Schwert und einen Dolch befestigt. Auf meinen Rücken hatte ich die Axt geschnallt, mit welcher ich Zielübungen auf den ehemaligen Esstisch gemacht hatte. Meine türkisfarbenen Haare hatte ich zu einem kurzen Pferdeschwanz zurückgebunden.
„Dann mal los", meinte Sirius und stand von seinem Platz auf.
Ich sah empört zu meinem leiblichen Vater herüber. Mir war klar gewesen, dass Marlon mitkommen würde, aber er? Das Ministerium suchte ihn noch immer, nur um ihn dann von einem Dementor die Seele aussaugen zu lassen, und jetzt wollte er einfach mal dorthin gehen? Sicherlich nicht.
„Welpe", kam es mahnend von Sirius, der meinen Blick wohl bemerkt und richtig gedeutet hatte.
„Das Ministerium sucht dich. Du kannst da jetzt nicht einfach einbrechen", murrte ich.
„Das Thema hatten wir schon", wurde ich in einen ziemlich strengen Ton ermahnt, weshalb ich tatsächlich darüber nachdachte, zurückzurudern. Ich entschied mich allerdings dagegen.
„Ich weiß, aber du hast mir auch gesagt, ihr passt auf euch auf", erwiderte ich schlecht gelaunt.
„Wir hatten allerdings auch darüber geredet, dass du Sirius und mich in diesem Krieg kämpfen lässt", erinnerte Marlon mich. „Wir unterstützen deinen Weg, Patricia, aber du musst für uns das Gleiche tun."
Ich gab ein resigniertes Seufzen von mir. Ich wusste doch selber, dass ich eigentlich versprochen hatte, sie auf Ordensmissionen zu lassen, aber musste es wirklich diese sein.
„Mache dir nicht so viele Sorgen. Wir holen Harry nach Hause und morgen ist dieser Schrecken vergessen", versicherte mein leiblicher Vater mir.
„Versprochen?", fragte ich ängstlich.
„Marlon und ich werden nicht sterben, Welpe. Das verspreche ich dir."
„Das kannst du gar nicht", murrte ich.
„Doch, das kann ich", wurde mir so selbstsicher mitgeteilt, dass mein Herz ihm doch tatsächlich glaubte. Mein Kopf schrie zwar weiter, niemand könne mir garantieren, alle würde diesen Krieg überleben, doch das zwar egal. Ich kuschelte mich noch einmal an meinen Vater, ließ mich für ein paar Sekunden von ihm festhalten und gab noch ein weiteres Seufzen von mir, als Marlon noch dazukam. Viel schneller, als ich wirklich dafür bereit war, beendete ich allerdings die Umarmung. Zeit, Harry zu retten.
Leise schlichen wir auf die Tür der Mysteriumsabteilung zu. Tatsächlich war es erstaunlich einfach gewesen, unbemerkt in das Ministerium zu kommen. Kein Wunder also, dass sich ständig jemand vom Orden in die Abteilung schleichen konnte, um dort die Prophezeiung über Harry und den dunklen Lord zu bewachen.
Vor der Tür zur Abteilung blieben wir kurz stehen. Moody musterte die Tür vor uns aufs genauste mit seinem magischen Auge, doch ich wusste genau, er konnte nicht dadurch sehen. Aus irgendeinem Grund hatte man auf ein Türschloss verzichtet, aber dafür gesorgt, dass man weder an der Tür lauschen noch durchsehen konnte. Nicht wirklich hilfreich gegen Einbrecher, aber ziemlich unpraktisch für uns.
Das hieß, uns blieb nichts anderes übrig, als den Raum zu stürmen und zu hoffen, dass wir mögliche dort befindliche Gegner überraschten und nicht andersherum. Ich streckte meine Hand nach dem Türknauf aus, doch Moody schob mich bestimmt zurück.
„Du wirst sicherlich nicht vorgehen", wurde ich angeschnauzt, weshalb ich beleidigt schnaubte. Ich wusste, der Auror hatte keine Ahnung von meinen wirklich Fähigkeiten, aber deshalb musste er noch lange nicht so mit mir umspringen. Sirius hätte mich sicherlich nicht mitgenommen, würde er mir gar nichts zutrauen. Mal davon abgesehen, war ich seit zwei Jahren Marlons Tochter. Man konnte also davon ausgehen, dass ich wenigstens dort trainiert wurde. Die Waffen schrien schließlich auch danach.
Ich schluckte allerdings den bissigen Kommentar herunter. Streit brachte uns nicht weiter. Sollte doch der Ex-Auror vorgehen, welcher ein Jahr lang, in einer Kiste gefangen halten wurde. Wenn wir auf Todesser trafen, würde er schon merken, dass ich wesentlich mächtiger als er war.
Die Tür wurde aufgerissen und alle stürmten in den dahinterliegenden runden Raum. Doch dieser war leer. Es gab keine Spur, die uns sagte, durch welche Tür wir weiter mussten. Auswahl hatten wir davon wahrlich genug. An den schwarzen Wänden waren eine Menge klinkenloser und völlig identischer schwarzer Türen. Es gab keine Schilder, die einen verrieten, wo man lang musste. Harry war demnach wahllos durch irgendeine Tür gegangen, in der Hoffnung den richtigen Raum zu finden. Wir würden also jede Abteilung durchsuchen müssen, bis wir ihn fanden.tet
Zu dieser Erkenntnis schienen die Erwachsenen noch nicht gelangt zu sein, jedenfalls gingen sie momentan im Raum umher, um doch noch irgendwelche Spuren zu finden.
Und dann hörte man den Schrei.
Irgendjemand erlitt anscheinend gerade Todesqualen. Nicht Harry, denn der hatte eindeutig eine andere Stimme. Ob er wohl andere Schüler mit hierhergenommen hatte? Wurde einer von ihnen gerade gefoltert? Vielleicht sogar durch den Cruciatus-Fluch? Oder wollte man nur, dass wir es dachten? War das eine Falle für uns?
Die anderen wurden ziemlich hektisch. Sie begannen eilig die Türen abzulaufen, um herauszufinden, woher der Schrei kam. Keiner von ihnen schien darüber nachzudenken, dass wir diese Geräusche vielleicht hören sollten. Sie alle machten sich nur Sorgen, weil vielleicht ein Schüler gerade um den Verstand gefoltert wurde.
„Diese Tür", rief in diesem Moment Remus. Sofort eilten alle zu ihm. Noch immer schien sich niemand so wirklich Gedanken darüber zu machen, dass es auch eine Falle für uns sein könnte. Voldemort hatte Harry in eine gelockt, warum also nicht auch uns? Allerdings fiel mir auch nichts Besseres ein, als einfach hereinzulaufen. Wenn dort gerade wirklich jemand gefoltert wurde, mussten wir herein, um Harry und die anderen Schüler zu retten.
Ich löste zwei der Wurfmesser von meinem Gürtel. Also ich war bereit, um mich in den Kampf zu stürzen.
„Patricia", kam es mahnend von Sirius. Er nickte in Richtung meiner Messer. Ich wusste genau, was er von mir wollte. Ich sollte noch einmal genau darüber nachdenken, ob ich wirklich mit denen anfangen wollte. So gerne ich auch mit ihnen kämpfte, wenn es turbulenter wurde, neigte ich dazu, mit ihnen tödliche Verletzungen zu verursachen. Mit meiner Magie war ich dafür in Stresssituationen weniger zielgenau. Vermutlich sollte ich erstmal mit der weniger tödlichen Variante anfangen.
Ich befestigte also die beiden Wurfmesser wieder an meinem Gürtel. Stattdessen zog ich meinen Zauberstab heraus.
„Alle bereit?", flüsterte Remus, damit uns die Leute innerhalb des Raumes auf gar keinen Fall hören konnte. Da mittlerweile die Schreie verstummt waren, schien es umso dringender zu sein, dass wir endlich eingriffen, doch gleichzeitig konnte man uns noch leichter bemerken.
Als Antwort bekam der ehemalige Lehrer stummes Nicken. Er atmete noch einmal tief durch, fasste seinen Zauberstab fester und riss dann die Tür auf.
Der Raum in den wir kamen, sah aus wie eine Arena mit Steinbänken. In der abgesenkten Mitte stand auf einem Podest ein uralter, verwitterter Torbogen. Ein schwarzer, zerlumpter Vorhang wehte in seiner Mitte und versperrte so die Sicht auf die andere Seite. Irgendwie war er faszinierend und wenn nicht die ganzen Menschen hier wären, würde ich ihn mir genauer ansehe.
Doch es waren andere Menschen hier. Tatsächlich lag Neville schluchzend auf dem Boden. Bellatrix Lestrange stand über ihm, den Zauberstab noch auf den Schüler gerichtet. Vermutlich war der Gryffindor Opfer eines Cruciatus-Fluches der Todesserin geworden. Es würde auf jeden Fall zu der Situation und dem Geschrei passen.
Harry stand unten auf dem Podium. Er hatte eine Art Glaskolben in der Hand, während Lucius Malfoy nicht weit von ihm entfernt stand. Der Vater meiner besten Freundin hatte seine Hand nach dem Kolben ausgestreckt. Vermutlich die Prophezeiung, die er für Voldemort abholen konnte.
Näher an einer anderen offenen Tür des Raumes standen ein paar weitere Todesser. Von weiteren Schülern und noch viel wichtiger von Voldemort war keine Spur zu sehen. Dabei war Snape sich so sicher gewesen, ich würde heute endlich gefragt werden, ob ich nicht die Seite wechseln wollte. Das würde aber nicht passieren, wenn Lord Plattnase nur seiner Diener schickte.
Wirklich Zeit, mir über die Abwesenheit des dunklen Zauberers Gedanken zu machen, hatte ich allerdings nicht. Tonks schmiss einen Schockzauber auf Lucius Malfoy. Harry nutzte seine Chance und hechtete vom Podium. Wenigstens aus dem Weg gehen konnte er.
Die Ordensmitglieder und die Mitglieder der Kriegsnymphenfamilie kämpften sich langsam aber sicher immer weiter in Richtung Mitte des Raumes. Die Todesser hatten alle Hände voll zu tun, sich mit ihnen zu duellieren, und damit hatte ich genug Zeit, um zu überprüfen, dass nicht gleich aus einem anderen Raum Verstärkung kam. Vielleicht ja sogar in Form von Voldemort.
Ich schlich mich vorsichtig oben an der Wand entlang, ein Auge immer auf die Todesser und die Kämpfe gerichtet. Zum einen wollte ich es mitkriegen, wenn mich jemand entdeckte und zum anderen wollte ich sofort eingreifen können, falls Sirius oder Marlon in Gefahr waren.
Weit kam ich allerdings nicht dabei allerdings nicht. Kaum drei Meter weiter, entdeckte mich ein Todesser. Er warf einen Fluch auf mich, den ich problemlos abwehrte. Damit war allerdings klar, jetzt würde ich kämpfen müssen und konnte nicht angrenzende Räume auf Verstärkung untersuchen. Tyche war wirklich eine kleine Bitch.
Ich packte meinen Zauberstab fester, dann schmiss ich mich in den Kampf. Es war kein langes Duell mit dem Todesser. Er warf noch einen zweiten Fluch auf mich, dann konterte ich mit einem Schockzauber. Der Mann versuchte, diesen mit einem Schildzauber abzuwehren, doch er hätte es genauso gut mit Pappe versuchen können. Kaum zwei Sekunden hielt der Schutz stand, bevor er zerbrach. Mein Zauber riss den Todesser von den Beinen und ließ ihn mehrere Meter durch die Tür fliegen.
Ich wandte mich dem Nächsten zu. Er war tatsächlich stärker. Sein Schildzauber hielt länger und als er brach, war er darauf vorbereitet. Der Mann warf sich bei Seite, weshalb er meinem Zauber entkam. Noch im Flug schmiss er einen Explosionszauber in meine Richtung. Ich konnte mich in Sicherheit bringen, indem ich mich selbst zur Seite schmiss. Durch die Explosion flog ich ein wenig weiter als geplant in Richtung der Mitte des Raumes. Aus diesem Grund fiel ich auch um einiges tiefer. Meine ganze rechte Seite schmerzte, als ich darauf knallte.
Ich ignorierte allerdings den Schmerz. Der Todesser dachte anscheinend wirklich, er hätte mich so leicht außer Gefecht gesetzt. Er wandte sich von mir ab und jemanden zu, der üben Boden krabbelte. Harry. Ein weiterer Explosionszauber vom Todesser, weshalb ich kurz nichts anderes als Staub sah. Als die Sicht wieder klar wurde, entdeckte ich den Mann, der nun den Patensohn meines Vaters mit einem Arm im Würgegriff hielt.
„Gib sie mir", knurrte er, „gib mir die Prophezeiung –"
Der Todesser verstärkte den Griff noch ein wenig um Harrys Hals. Ich verdrehte die Augen. Der Mann war wirklich nicht gerade hell. Erst überprüfte er nicht, ob ich wirklich außer Gefecht gesetzt worden war, und jetzt erwürgte er fast die Person, die den kostbaren Glaskolben hielt. Wenn Harry ohnmächtig wurde, würde er herunterfallen und zerbrechen.
Um mich herum wurden noch immer gekämpft. Flüche schossen durch die Luft und tauchten immer wieder den Weg unter sich in bunte Farben. Es erinnerte ein wenig an die bunten Lichter in der Diskothek.
Ich löste einen Wurfstern von meinem Gürtel. Vorsichtig ging ich in die Hocke, um zum einen keine Geräusche zu verursachen und zum anderen keine große Zielscheibe darzustellen. Ich holte noch einmal tief Luft, dann warf ich. Mein Wurfstern bohrte sich bei dem Todesser in den Arm. Der Mann heulte vor Schmerz auf und ließ Harry los.
„Stupor!" Mein Zauber traf meinen Gegner mitten in der Brust und schleuderte ihn zwei Stufen hoch.
Ich rappelte mich richtig auf. Mit großen Sprüngen lief ich zu dem bewusstlosen Todesser. Ich brauchte meinen Wurfstern wieder. Ich wollte nicht den ewigen Zorn der Kobolde auf mich ziehen, weil ich etwas verlor.
Mein Gegner hatte tatsächlich seine Maske verloren, weshalb ich nun sein Gesicht sehen konnte. Macnair, der Henker, welcher Seidenschnabel töten sollte. Anders als damals waren seine Augen geschwollen und blutunterlaufen. Ein ganz kleiner Teil von mir hatte Lust, meine eigene Axt vom Rücken zu nehmen, um ihn den Kopf abzuhacken, wie er es bei dem Hippogreifen tun wollte. Der viel größere Teil lehnte es allerdings ganz bestimmt ab. Daher zog ich nur meinen Wurfstern aus seinen Arm und verfluchte mich selbst dafür, ihn nicht nur gefesselt zu haben. Das hätte sicherlich richtig wehgetan.
„Danke, Patricia", hörte ich Harry hinter mir, welcher im nächsten Moment auch schon Neville bei Seite zog, damit er nicht zwischen das Duell von Sirius und einem maskierten geriet.
„Nutze endlich das Armband", giftete ich ihn nur an, bevor ich einen Zauber von Dolohow abwehrte. Er hatte sich vor wenigen Sekunden noch mit Moody duelliert, doch der ehemalige Auror lag mittlerweile auf dem Boden. Sein Kopf blutete, während sein magisches Auge über den Boden kullerte. Damit war das Thema, nicht vorgehen, hoffentlich ein für alle Mal geklärt.
„Tarantallegra!", rief Dolohow. Dieses Mal war der Zauber allerdings nicht einmal mehr gegen mich gerichtet, sondern gegen Neville. Dieser wurde tatsächlich auch von dem Zauber getroffen, weshalb seine Beine sofort eine Art wilden Stepptanz begannen. Der Gryffindor konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten und stürzte.
Ich knurrte wütend. Wenn Moody, der keine Ahnung hatte, wer ich war, mich nicht als wirkliche Gegnerin sah, war das eine Sache, aber die Todesser? Voldemort hatte ihnen doch sicherlich gesagt, was ich war. Mr Malfoy wusste es auf jeden Fall. Also warum bekam ich nicht einmal genug Aufmerksamkeit für ein richtiges Duell? Diese Kinder waren gerade sein kleinstes Problem.
„Nun, Potter –"
Dolohow macht eine peitschende Bewegung mit seinem Zauberstab, gleichzeitig rief Harry: „Protego!" Doch der Schildzauber war nicht stark genug. Der Gryffindor wurde von der Wucht des Zaubers zur Seite gedrängt, stolperte dabei über Nevilles Beine und ging zu Boden.
Dolohow hob erneut den Zauberstab. „Accio Proph-"
Ich wollte gerade einen Zauber auf den Todesser werfen, um ihn aufzuhalten, doch Sirius war schneller. Er war aus dem Nichts herbeigeeilt und rammte Dolohow mit seiner Schulter, so dass er aus dem Weg segelte. Die beiden Männer begangen ein Duell. Die Zauberstäbe blitzten wie Schwerter, während Funken aus den Spitzen stoben.
Und schon wieder wurde ich einfach ignoriert. Das würde Dolohow noch bereuen. Ich hob meinen Zauberstab.
„Petrificus Totalus!", rief Harry. Die Arme und Beine des Todesser klappten zusammen, weshalb er hintenüber kippte und mit einem Knall auf den Rücken landete.
„Gut gemacht", lobte mein Vater seinen Patensohn und drückte seinen Kopf hinunter, weil zwei Schockzauber auf sie zuflogen.
Ich merkte, wie bei mir mal wieder die Eifersucht hochkochte. Eifersucht darauf, dass die Todesser mich offensichtlich nicht für so gefährlich hielten wie die Ordensmitglieder. Eifersucht darauf, dass Harry jetzt von seinem Vater gelobt wurde, weil er Dolohow erledigt hatte und nicht ich. Kämpfen war mein Ding, nicht seines.
„Jetzt möchte ich, dass du hier raus –"
Wieder mussten sich die beiden ducken, weshalb ein grüner Lichtstrahl Sirius knapp verfehlte. Ich warf dem Todesser, welcher den Fluch abgefeuert hatte, einen eigenen entgegen. Mein Gegner wich aus, doch im Boden entstand durch die Wucht ein kleiner Krater.
Ich gab noch einmal ein wütendes Knurren von mir, bevor ich in die Richtung des Todesser lief. Noch zwei weiteren Flüchen konnte er ausweichen, doch dann traf ich ihn. Er fiel seitwärts über eine Bank und schlug sich dabei den Kopf auf. Langsam aber sicher bildete sich eine immer größer werdende Blutpfütze unter ihm. Das sollte sich wohl schnell ein Heiler ansehen.
Ich drehte mich wieder zu meinem Vater, doch der schien von meinem Sieg noch gar nichts mitbekommen zu haben. Bellatrix hatte Tonks erledigt und befand sich nun in einem verbissenen Duell mit meinem Vater. Ich wollte ihm zur Hilfe eilen, doch ein weiterer Todesser stellte sich mir in den Weg.
Ein weiterer kurzer Fluchwechsel, dann lag auch er bewusstlos am Boden. Nach diesem Tag würden mich hoffentlich alle für voll nehmen.
Ich eilte weiter in Richtung meines Vaters und Bellatrix, doch dann ließen mich meine Instinkte herumschnellen. Es flog kein Zauber auf mich zu, sondern auf Harry und Neville. Ich ließ einen Schildzauber vor den Gryffindors erscheinen und sprang zwischen sie und ihren Gegner. Lucius Malfoy.
Er stand so wie mein Vater und seine Gegnerin auf dem Podest in der Mitte des Raumes. Dem Duell, welches nur wenige Meter von ihm entfernt stattfand, schenkte er kaum eine Beachtung.
„Verschwindet endlich, Harry", giftete ich den Patensohn meines Vaters an. Tatsächlich kam er meiner Aufforderung nach. Er packte Neville, welcher mittlerweile die Prophezeiung in der Hand hielt.
Ich wandte mich Mr. Malfoy zu. Das erste Mal sah ich bei einem Todesser so etwas wie Angst vor einem Duell mit mir. Er wusste, er hatte keine Chance gegen mich und vielleicht spielte auch die Freundschaft zu seinen Kindern eine Rolle.
Und genau das ließ mich auch zögern. Er war Adina und Draco sehr wichtig. Er war bei jeden meiner Besuche nett zu mir gewiesen. Natürlich wollte er mich nur auf die Seite des dunklen Lords ziehen, doch genau das wollte ich auch. Ich wollte ja Todesserin werden und eigentlich hatte ich gedacht, ich könne dann bei ihm und Narzissa unterkommen. Aber ging das auch noch nach diesem Duell?
Für ein paar Sekunden starrten wir uns gegenseitig an, warteten darauf, dass einer von uns beiden beschloss, dieses Duell anzufangen. Doch keiner von uns schien bereit für dieses Kräftemessen zu sein.
Dann hob Lucius Malfoy seinen Zauberstab. Er schoss einen Fluch ab, allerdings nicht auf mich. Er flog an mir vorbei und krachte weiter oben in eine Steinstufe. Diese bröckelte weg. Harry und Neville, die gerade auf dieser gestanden hatten, fielen wieder zurück auf die Vorherige. Dieses Mal hatten mich meine Instinkte nicht gewarnt, vermutlich weil die beiden nicht wirklich in Gefahr war.
Doch damit war klar, das Duell zwischen Lucius Malfoy und mir war unausweichlich, wenn Harry entkommen sollte. Ich packte meinen Zauberstab fester, dann warf ich einen Fluch auf den Vater meiner besten Freundin. Er konnte ausweichen, doch die Angst in seinem Gesicht war noch deutlicher zu sehen.
Neville hatte inzwischen die Prophezeiung in seine Umhangtasche gestopft. Harry und er versuchten noch immer verzweifelt, die Steinstufen zu erklimmen, doch mit den zuckenden Beinen war es gar nicht so einfach.
Und dann riss der Umhang von Neville. Die Glaskugel fiel heraus und Neville stieß mit seinem zappelenden Bein dagegen. Sie flog mehrere Meter durch die Luft, nur um dann aufzukommen und auf der Steinstufe zu zerbersten. Eine perlweiße Gestalt mit gewaltig vergrößerten Augen stieg in die Luft. Sie bewege ihren Mund, doch falls Ton herauskam, ging dieser in dem Kampflärm, die Schreie und Rufe unter. Niemand außer Harry, Neville und Lucius Malfoy schien die Gestalt zu bemerken. Dann verschwand sie einfach.
Ich wandte mich wieder dem Vater meiner besten Freundin zu, der nun noch verschreckter wirkte also vorher. Ich schmiss erneut einen Fluch in seine Richtung, doch diesen wich er aus. Jetzt schien er aber zu dem Entschluss gekommen zu sein, es würde sich nicht lohnen, weiter mit mir zu kämpfen. Stattdessen setzte er zur Flucht an. Ich ließ es zu.
In diesem Moment wurde es seltsam leise um uns herum. Die Kämpfe hörten auf. Nur noch die Flüche von Sirius und Bellatrix schossen durch die Luft und erhellten den Raum in bunten Farben. Der Grund dafür war ebenfalls schnell ausgemacht. Dumbledore.
Nun sahen alle Todesser vollkommen verängstigt aus. Ein Weiterer versuchte zu fliehen, wurde aber durch einen Zauber von Dumbledore zurückgeholt. Wieder stieg in mir die Eifersucht hoch. Warum hatten sie Angst vor dem Schulleiter aber nicht vor mir? Ich war stärker, ich war mächtiger und die glaubten wirklich, sie könnten mich mit einem Zauber besiegen.
In diesem Moment hörte ich das Lachen meines Vaters. Ich sah wieder zu ihm und seiner Cousine Bellatrix herüber. Aufgrund von Dumbledores auftauchen und den unlogischen Fluchtversuchen war ich etwas abgelenkt gewesen.
„Komm schon, du kannst es doch besser!", verhöhnte er seine Gegnerin. Ich setzte mich in Bewegung, um meinen Vater bei seinem Duell zu unterstützen. Seine blöde Cousine würde ich in zwei Sekunden in den Boden stampfen. Er wäre bestimmt stolz deshalb.
Und dann ließ Bellatrix einen zweiten Lichtblitz los. Meine Instinkte sprangen an und warnten mich vor einer Gefahr. Mir war auch sofort klar, warum. Sirius war zu sehr damit beschäftigt, seine Cousine auszulachen, um den Zauber abzuwehren. Ich beschleunigte meine Schritte. Von meiner Position aus konnte ich nichts tun, keinen Schildzauber zwischen den Fluch und meinen Vater schmeißen.
Und dann traf der Fluch Sirius mitten in seiner Brust. Das Lachen auf seinem Gesicht war noch nicht ganz verloschen, doch seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Ich blieb schlitternd stehen. Wie in Zeitlupe schien Sirius zu stürzen. Sein Körper schwang sich in einem anmutigen Bogen. Sein Gesichtsausdruck änderte sich zu ängstlich und überrascht, während er hinter den zerschlissenen, schwarzen Schleier verschwand. Noch für ein paar Sekunden flatterte der Stoff, als würde ein steifer Luftzug gehen, dann lag er wieder ruhig dort.
Mein Herz schien für eine Sekunde auszusetzen, nur um danach so weh zu tun, als hätte man ein Messer hereingerammt. Ich wollte schreien, konnte es aber nicht. Ich fühlte mich wie parallelisiert.
Wie aus weiter Ferne hörte ich Bellatrix Lestranges triumphierenden Schrei. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass es zurecht war. Dass mein Vater gerade besiegt worden war. Ich konnte nicht einmal sagen warum. Eigentlich müsste er auf der anderen Seite herausgekommen sein, doch auch ohne nachzusehen, glaubte ich nicht daran, ihn dort zu finden.
„Sirius!", hörte ich Harry nach meinem Vater schreien. Es wirkte allerdings so, als würde seine Stimme durch eine dicke Wand aus Watte kommen. „Sirius!"
Langsam sickerte die Information, dass mein Vater tot war, richtig zu mir durch. Ich hatte ihn erneut verloren. Ich hatte erneut dabei versagt, meine Eltern zu beschützen. Erneut wurde jemand getötet, während ich daneben stand.
„Dad?", brachte ich mühsam ein leises Flüstern zustande, in der dummen und unlogischen Hoffnung, Sirius würde doch durch den Vorhang springen und auf mich zu rennen. Wenn irgendetwas dazu führen können, dann wohl dieses Wort, diese drei Buchstaben. Die Worte, die er hatte immer hören wollen.
Natürlich sprang mein Vater nicht durch den Vorhang. Von ihm kam gar keine Reaktion, weshalb ich das Gefühl hatte jemand würde langsam aber sich mein Herz aus der Brust reißen. Es sollte aufhören. Einfach aufhören wehzutun.
„Es wird alles gut, meine Kleine", bildete ich mir ein, Carolins Stimme hinter dem Schleier zu hören. „Er ist jetzt bei mir."
Ich hatte das Gefühl, diese Worte sorgten dafür, dass mein Herz endgültig herausgerissen wurde. Der Schmerz verklang und machte einer alles einnehmenden Taubheit platz.
Dabei waren die Informationen nichts wirklich Neues. Mir war schon vorher klar gewesen, dass mein Vater tot war. Er hatte die Erde verlassen und war nun im Totenreich bei seiner Familie und seinen Freunden. Nur ich blieb zurück. Alleine, ohne ihn, auch wenn er mir hoch und heilig versprochen hatte, er würde bei mir bleiben.
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