Kapitel 43

Mittlerweile war Anfang Februar geworden. Noch immer war Hogwarts und die umliegende Landschaft unter dicken Schneemassen begraben. Die eisige Kälte draußen hielt allerdings niemand im Inneren des Schlosses davon ab, dort übermäßig viel emotionale Wärme verbreiten zu wollen. Sobald man um eine Ecke kam, fand man dort auch schon zwei Schüler, die im besten Fall gerade nur dabei waren, sich megaschmalzig für ein Valentinstagsdate verabreden, und im schlimmsten Falle, gleich auf dem Gang sich entweder gegenseitig auffressen oder vögeln wurde. Dafür gab es wirklich genug leere Klassenzimmer, das musste man nicht mitten auf dem Schulflur machen.
Auch Adina war schon vollkommen im Valentinstagsfieber. Sie durchforstete jede Zeitschrift nach dem perfekten Valentinstagsgeschenk für Jamie. Bisher hatte sie allerdings nur mal wieder etwas Neues für Franklin gekauft.
Ich hatte mich bisher sehr erfolgreich um das Thema Valentinstag gedrückt. Irgendwie wusste ich noch nicht so ganz, wie ich dazu stand. Ich fand den Gedanken, einen Tag mal wieder nur für Blaise und mich zu haben wirklich schön. Wenn ich dann aber hörte, was andere Paare für dieses Tag für einen Aufwand betrieben, hatte ich allerdings schon keine Lust mehr. Ich fand es schon immer stressig genug, zu Weihnachten für alle das perfekte Geschenk zu finden, da musste ich nicht auch noch an Valentinstag einen solchen Aufwand betreiben.
Antiope kam mit ihrem Ball zurück. Bärchen lief auf seinen kurzen Beinchen hinterher, während Franklin mal wieder auf dem Rücken meines Hundes saß. Mir wurde das Spielzeug hingehalten, damit ich es erneut warf. Ohne zu zögern, kam ich der Aufforderung nach. Die drei Tiere preschten davon.
„Rrimrose", hörte ich in diesem Moment Blaise rufen. Mein Freund stellte sich neben mich. Er sah lächelnd zu mir herüber.
„Powerst du die drei mal wieder für den Unterricht aus?", wurde ich freundlich gefragt.
„Wie jeden Morgen. Du bist früh wach", stellte ich fest.
„Ja, das bin ich. Hast du dir eigentlich schon Gedanken darüber gemacht, was wir an Valentinstag machen?"
Und damit konnte ich dieses Thema nicht mehr umgehen. Hoffentlich würden wir uns darauf einigen können, aus diesem Tag keine Riesensache zu machen.
„Es ist Hogsmeadewochenende. Ich dachte wir gehen ins drei Besen Butterbiertrinken."
„Ich dachte, weil Valentinstag ist, machen wir ausnahmsweise mal etwas besonderes."
„Deshalb wollte ich die anderen nicht mitnehmen", stellte ich ehrlich fest. „Ich dachte, wir machen einfach mal wieder etwas zu zweit. Für Antiope besorge ich auch einen Hundesitter."
„Du hast also kein Interesse daran einen romantischen Valentinstag mit mir zu verbringen."
„Ich habe keine Lust auf die Planung. Adina sucht schon seit zwei Wochen ein Geschenk für Jamie. Ich will den Tag genießen und nicht nur – Stress deshalb haben. Aber wenn es dir wichtig ist, werde ich sehr gerne mit dir zusammen einen aufwändigen, romantischen Valentinstag feiern, auch wenn es dann vorher stressig wird. Dann suche ich jetzt noch zwei Wochen nach dem perfekten Geschenk für dich."
„Ich glaube, du findest früher das perfekte Geschenk. Du bist sehr gut darin", wurde mir versichert.
„Aber du musst den ganzen romantischen Kram planen. Ich bin nicht gut darin. Roux kann dir helfen", gab ich offen zu.
„Ich plane den Tag, meine kleine Rose. Und er wird nicht stressig, versprochen." Mir wurde ein Kuss auf die Schläfe gedrückt. Ich seufzte nur zufrieden als Antwort. Das drückte eigentlich alles aus, was ich dabei empfand. Ich war froh, dass mir nur eine stressige Aufgabe blieb: Ein perfektes Valentinstagsgeschenk zu finden. Die Frage war nur, was machte das aus?
„Blaise? Gibst du mir ein Tipp, woran ich ein perfektes Valentinstagsgeschenk erkenne?"
„Du machst immer tolle Geschenke, Patricia. Mache dir darüber keine Sorgen. Dir fällt etwas ein."
„Also soll ich beim Valentinstagsgeschenk nichts besonderes beachten?", fragte ich weiter nach.
„Meistens ist das Valentinstagsgeschenk romantischer", wurde mir mitgeteilt.
Das brachte mich irgendwie nicht wirklich weiter. Romantik gehörte wirklich nicht zu meinen Spezialitäten. Allerdings kannte ich glücklicherweise jemanden, der sehr viel von Romantik verstand. Roux wäre hoffentlich eine gute Beraterin für mein Geschenkproblem.

Ich hatte noch nie einen so kritischen Blick bei Roux gesehen. Mit diesem konnte sie sogar Snape Konkurrenz machen, welcher mit seinem kritischen Blicken erst vor kurzem einen Hufflepuff-Zweitklässler in seinem Unterricht zum Heulen gebracht hatte. Jedenfalls hatten mir das zwei Slytherin-Zweitklässler erzählt, als ich mal wieder brav meiner Pflicht nachgekommen war, sie während der Pause zu beaufsichtigen.
„Es ist also kein gutes Valentinstagsgeschenk dabei", stellte ich fest ohne auf Roux vernichtendes Urteil zu warten.
„Das ist alles kein romantisches Geschenk", wurde mir mitgeteilt.
„Deshalb will ich ja deine Hilfe haben. Ich bin nicht gut darin", stellte ich fest.
Roux gab ein leises, langes Seufzen von sich, bevor sie noch einmal meine Liste mit Geschenkideen durchging. So wie eigentlich bei all meinen Geschenken stand die Funktionalität im Vordergrund. Es sollte sinnvoll sein, weshalb zum Beispiel eine neue Tasche für Blaises Feder und Tintenfass mit drauf stand. Seine alte sah langsam ziemlich abgenutzt aus und er hatte gemeint, er würde sich in Hogsmeade wohl mal nach einer Neuen umschauen. Da konnte ich ihm doch eine besorgen und sie nett bemalen.
„Dann sag mir ein romantisches Geschenk, was dann nicht nur als Staubfänger auf seinem Nachtisch steht", forderte ich.
„Schenk ihm etwas Persönliches."
„Ein selbstbemaltes Federmäppchen ist persönlich", erwiderte ich mangels einer Idee, was sie damit sagen wollte.
„Ja, schon, aber – das würdest du jeden von uns zum Weihnachten oder zum Geburtstag schenken. Schenk ihm etwas zwischen euch. Es muss ja auch nichts materielles sein. Du bist ein sehr verschlossener Mensch. Schenk ihm Wissen über Teil deines Lebens. Zeige ihm etwas daraus, von dem du nicht weißt, ob er es wirklich wissen soll."
Das war ein komisches Geschenk. Aber zumindest verstaubte Wissen nicht unnötig in der Ecke. Und wenn Roux der Meinung war, dass ich Blaise an etwas in meinem Leben teilhaben lassen sollte, war es bestimmt das richtige Geschenk.

Heute genoss ich es besonders, mit Antiope und Teddy im Schnee zu toben. Wie versprochen hatte ich für mein Haustier einen Hundesitter – Roux – organisiert. Daher würde ich mein großes Fellknäuel wohl erst heute Abend irgendwann wiedersehen.
Umso unsicherer machte es mich allerdings, als irgendwann Jamie und Blaise mit einem vollgepackten Picknickkorb um die Ecke kamen. Eigentlich hieß es, der Pärchenteil ging erst mit Hogsmeade los. Daher war die Übergabe von Antiope an Roux auch erst nach dem Frühstück vorgesehen. Oder hatte ich etwas falsch verstanden? Machte ich gerade unseren Valentinstag kaputt? Sollte ich an Roux, Ari und Sue ein SOS absetzen?
„Guten Morgen, meine kleine Rose", rief in diesem Moment Blaise.
Auch wenn diese Begrüßung eindeutig an mich ging, rannte Antiope begeistert zu meinem Freund. Sie sprang um ihn herum, bellte aufgeregt und ließ sich von den beiden Neuankömmlingen hinter den Ohren kraulen.
„Morgen", murmelte ich noch immer verunsichert, ob ich einen wichtigen Teil von dem romantischen Valentinstag vergessen hatte.
„Wir dachten, wir überraschen Adina und dich mit einem Picknick", wurde mir von Blaise erzählt.
„Roux holt Antiope erst nach dem Frühstück ab", gab ich kleinlaut zu, was meinen Freund dazu brachte, lauthals loszulachen.
„Das weiß ich."
„Also habe ich nichts falsch gemacht", fragte ich verunsichert.
„Nein, das hast du nicht. Beim Picknick ist Antiope noch dabei und in Hogsmeade freue ich mich darüber, mal meine Freundin wirklich ganz für mich alleine zu haben", wurde mir freundlich mitgeteilt.
„Hättest du mich lieber öfter ganz für dich alleine?", hakte ich weiter nach.
„Ich finde es in Ordnung, dass Antiope immer bei uns ist. Ich genieße es nur, dass wir heute ausnahmsweise mal nicht einen Hund bespaßen müssen, sondern wirklich Zeit für uns haben."
Ich runzelte die Stirn. Das hörte sich so an, als würde er doch gerne öfters Zeit ohne mein Haustier mit mir haben wollen. Das ließ sich natürlich einrichten, schließlich konnte ich Antiope öfter mal abgeben, auch wenn ich nicht wusste, ob das richtig war. Schließlich hatte ich, die Verantwortung für den Hund bekommen. Sie war in meiner Obhut, da gehörte es sich doch nicht, sie ständig zu einem Sitter abzugeben.
Oder interpretierte ich die Antwort gerade falsch? Maß ich diesem: „Ich genieße es, Zeit für uns zu haben", zu viel Bedeutung zu? Ich sollte auf jeden Fall mit Arienne und Roux darüber reden, wie ich damit umgehen sollte.
In der Zwischenzeit hatte Jamie an einer durch Bäume vom Schnee geschützten Stelle eine Picknickdecke ausgebreitet. Auch einen Blick auf die mitgebrachten Leckereien im Korb hatte ich schon erhaschen können. Ich fürchtete allerdings, ohne Adina durfte ich noch nicht essen. Bis die Wassernymphe wieder kam, würde es bei ihrer durchschnittlichen Schwimmdauer erst in ungefähr einer halben Stunde Essen geben.
„Freust du dich denn darüber, dass es ein Überraschungspicknick gibt?"
„Ich freue mich darüber. Sieht sehr lecker aus. Es ist nur schade, dass Adina noch nicht hier ist, damit wir sofort Essen können", antwortete ich ehrlich.
Auf Blaises Gesicht erschien ein zufriedenes aber auch ein wenig belustigtes Lächeln. Diese Antwort gefiel ihm wohl gut.
Mit der Einschätzung, ich würde noch ungefähr eine halbe Stunde auf mein Essen warten müssen, lag ich ziemlich nah dran. Es dauerte siebenundzwanzig Minuten, bis Adina wieder im See auftauchte. Jamie sprang sofort auf, schnappte sich das Handtuch von seiner Freundin, um sie damit im Empfang zu nehmen. Die nachfolgende Szene, wie der Waisenjunge die junge Malfoy vorsichtig in das Handtuch wickelte, sie küsste und leise mit ihr flüsterte, hätte Roux wahrscheinlich mal wieder ein: „Oh, wie süß", entlockt.
Ich hingegen freute mich einfach darüber, dass ich mich gleich auf die Decke, welche mittlerweile durch einen Wärmezauber geschützt wurde, setzen konnte, um zu frühstücken. Auch wenn es ein relativ frühes Frühstück war, nachdem das Essen die halbe Stunde vor meiner Nase gestanden hatte, war ich hungrig geworden.
Während Jamie und Adina noch immer miteinander flüsterten, ließ ich mich schon einmal auf die Decke fallen. Blaise setzte sich genau neben mich, legte mir einen Arm um die Schulter und zog mich etwas näher an sich. Ich kuschelte mich an meinen Freund.
Auch die Tiere schienen zu merken, dass es jetzt gleich Futter geben würden. Sie hörten auf, miteinander im Schnee zu toben, und kamen stattdessen zu uns auf die Decke. Antiope legte ihren Kopf in meinen Schoß, Franklin lief mit der Schnauze zum Schnüffeln auf dem Boden Kreise und Teddy legte sich genau vor den Picknickkorb.
Wir mussten noch fast weitere fünf Minuten warten bis Jamie und Adina mit ihrem turteln fertig waren. Die Wassernymphe kam mit ihrem Freund zu uns herüber. Sie tauschte ihr Handtuch gegen ein dickes Wollkleid und eine Strumpfhose.
„Heißt das, jetzt gibt es endlich Essen?", fragte ich vielleicht ein wenig zu begeistert.
„Ja, jetzt gibt es Essen", wurde mir bestätigt. Blaise holte auch schon das Erste aus dem Korb. Pancakes in Herzform. Wahrscheinlich gehörte sich das bei einem romantischen Valentinstagspicknick so. Jedenfalls Adina schien ganz begeistert davon zu sein.
Die Form des Essens – es war fast alles in Herz oder Rosenform von den Hauselfen geschnitten worden – hatte keinen Einfluss auf den Geschmack. Es war so gut wie immer. Jedenfalls für mich. So wie Adina jeden Biss genoss, schien sie zehntausend Mal besser zu finden.
Romantik. Man musste wohl der Typ dafür sein, um das zu verstehen.
Lange blieben wir aber nicht unter uns. Gerade einmal eine Viertelstunde später kam Hermine auf uns zu. So wie sie mit ihren Fingern spielte, war sie ziemlich verunsichert, vermutlich weil sie keine Ahnung hatte, ob es eine kluge Idee war.
„Hey, Patricia, können wir kurz reden?", wurde ich schließlich gefragt, als sie bei uns ankam.
Ich sah kurz fragend zu Blaise. Heute war unser Tag. Wenn er etwas dagegen hatte, würde ich definitiv nein sagen. Doch er hatte nichts dagegen. Mir wurde mit einem kurzen Nicken mitgeteilt, ich solle ruhig mit der Gryffindor reden.
„Klar", antworte ich und stand auf.
Hermine und ich entfernten uns etwas von der Gruppe. Erst als wir außer Hörweite waren, blieb die Muggelstämmige stehen.
„Hättest du später Zeit, um in den drei Besen zu kommen."
„Es ist Valentinstag. Ich verbringe ihn mit Blaise", lehnte ich die Einladung ab.
„Aber es ist wichtig. Rita Kimmkorn kommt dorthin. Sie schreibt einen Artikel darüber, was damals wirklich auf dem Friedhof geschehen ist. Der wird dann im Klitterer veröffentlicht, damit endlich alle die Wahrheit erfahren", wurde mir mitgeteilt.
Ein Artikel von Rita Kimmkorn im Klitterer? Das war Hermines Plan, um den Menschen die Wahrheit mitzuteilen? Eine Zeitung die für haarsträubende Geschichten bekannt war und eine Reporterin, die schon mal Artikel aufgrund von Falschbehauptungen zurücknehmen musste.
Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Plan eh nichts bringen würde, änderte es nichts an meiner Verabredung mit Blaise. Das war unser Tag. Ich würde meinen Freund nicht bitten, dass wir seine Planungen umschmissen, damit ich mit Rita Kimmkorn sprechen konnte.
„Ich bin mit Blaise verabredet. Wenn ihr Interviews geben wollt, macht das, ich habe kein Interesse daran", stellte ich ehrlich fest und drehte mich auch schon wieder zum Gehen. Dieses Thema war schließlich nichts, worüber wir jetzt noch diskutieren konnten.

Gemütlich bummelten Blaise und ich an den Schaufenstern in Hogsmeade vorbei. Bisher hatten wir noch nicht wirklich etwas Besonderes gemacht. Die einzigen Unterschiede zu den anderen Hogsmeade-Wochenenden war, dass Antiope ausnahmsweise mal nicht um uns herumsprang und auch die Plakate, die überall hingen.
Beinahe in jedem Schaufenster waren die Fahndungsplakate nach den zehn entflohenen Todessern zu sehen. Außerdem wurde jeder Hexe und jedem Zauberer für Informationen, die zur Wiederergreifung der abgebildeten Sträflinge führten, tausend Galleonen Belohnung versprochen.
Was mich tatsächlich etwas wunderte, waren die fehlenden Dementoren. Als Sirius geflohen war, konnte man kaum einen Schritt machen, ohne einen hier zu begegnen. Hatte Voldemort sie etwa auf seine Seite gezogen?
„Wollen wir bei Schreiberlings rein? Du brauchst doch noch ein neues Federmäppchen", fragte ich, als wir beim entsprechenden Laden vorbeikamen.
„Mache ich nächstes Mal", wurde mir mitgeteilt.
„Warum denn? Wir sind jetzt hier und du brauchst eine neue."
„Wir wollen aber einen romantischen Tag miteinander verbringen."
„Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet. Hätte Roux mir nicht gesagt, ein bemaltes Federmäppchen ist nicht romantisch, würdest du von mir eines geschenkt bekommen", erzählte ich meinem Freund. Dieser fing nur an schief zu grinsen, schien noch kurz zu überlegen, dann nickte er schließlich.
„Lass uns ein Federmäppchen kaufen gehen, meine kleine prakmatische Rose."

Als wir zehn Minuten später mit einem neuen Federmäppchen wieder verließen, hatte es inzwischen angefangen zu schütten. Schwere Tropfen prasselten auf die Erde nieder und schwemmten den letzten Schnee davon. Blaise blieb im Eingang des Ladens stehen, um einen Regenschirm herauszuholen, während ich einfach weiterlief.
Wie immer wenn Schottland mal wieder von solchem Wetter heimgesucht wurde, streckte ich meine Nase in Richtung Himmel. Ich genoss die kalten Regentropfen auf meiner Haut. Wie immer bedeuteten sie nur eine Sache: Meiner kleinen Natasha ging es gut, es gab noch immer Gewitter auf dieser Welt.
Blaise ließ mich kurz den Regen auf der Haut genießen. Er sah mir mit einem besonders glücklichen Lächeln bei meinem Prozedere zu. Nach ungefähr einer Minute kam er allerdings doch mal unter dem sicheren Abdach des Ladens hervor. Er trat neben mich, sodass nun auch ich durch den Regenschirm geschützt wurde. Kurz sahen wir uns gegeneinander an, dann wurde ich an ihn gezogen.
In diesem Moment war ich einfach dankbar. Dankbar dafür, dass Blaise immer da war, immer an meiner Seite stand. Egal, was passierte, mein Freund hatte bisher immer zu mir gehalten und wahrscheinlich würde es auch immer weiter tun. Hoffentlich wäre ich unter dem Fluch nicht allzu gemein zu ihm. Hoffentlich wäre er schnell wieder gelöst, damit unsere Beziehung nicht daran zerbrach. Hoffentlich wäre er nicht der Auslöser für ihn.
Ich kuschelte meinen Kopf an seine Brust.
„Ich bin immer für dich da, meine kleine Rose. Wir werden Natasha schon irgendwann finden", wurde mir zugeflüstert.
Ich gab ein leises frustriertes Seufzen von mir. Ja, das würden wir hoffentlich bald. Am liebsten noch heute.
„Wollen wir ein Butterbiertrinken gehen?", fragte ich schließlich, nachdem wir einige Zeit schweigend aneinandergekuschelt im Regen gestanden hatten.
„Natürlich. Im drei Besen? Dann kriegst du auch mein Valentinstagsgeschenk", wurde mir mitgeteilt.
Ich merkte, wie ich rot anlief. Auch wenn ich Blaises Geschenk dabei hatte, hatte ich eigentlich gehofft, wir würden sie erst später austauschen. Meines war nämlich leider für Hogsmeade vollkommen ungeeignet. Also ich konnte es schon überreichen, Blaise würde hier nur nichts damit anfangen können. Sein Geschenk war nämlich als überraschendes Abendprogramm geplant.
„Hast du mein Geschenk vergessen?", fragte mein Freund belustigt, als er mein rotes Gesicht bemerkte.
„Ich vergesse nie etwas", stellte ich ehrlich fest.
„Hast du Angst, mir könnte das Geschenk nicht gefallen?", wurde weiter geraten.
„Nein. Ich erkläre es dir gleich, wenn du mein Geschenk hast", stellte ich fest, weshalb Blaise noch neugieriger wirkte.
Wir erreichten den drei Besen. Wie immer war das Lokal ziemlich gut gefüllt. Hagrid saß alleine in einer Ecke und sah verdrießlich drein. Vermutlich hatte er schlechte Laune, weil er auf Bewährung war.
Auch Hermine saß an einem Tisch. Zusammen mit Rita Kimmkorn. Als Blaise und ich den Laden betraten, hellte sich ihre Miene auf. Anscheinend glaubte sie, ich wäre gekommen, um doch noch ein Interview zu geben. Ihr Geschichtsausdruck änderte sich allerdings wieder, als ich zielsicher mit Blaise auf einen der letzten, wenigen freien Tische zusteuerte.
Dort ließ ich mich auf die Bank fallen, während mein Freund noch einmal loszog, um uns beide Butterbier zu holen. Ich kramte schon einmal in meiner Tasche, um mein Geschenk herauszuholen. Von der Größe und der Form her, wirkte es wie ein Buch, auch wenn es keines war. Es enthielt etwas aus meiner Sicht viel Wertvolleres als einen neuen Roman und aus Roux Sicht war es auch romantischer.
Es dauerte nicht lange, bis Blaise mit zwei Butterbier wiederkam. Ich rutschte etwas, damit er noch neben mich auf die Bank passte. Ich wollte nicht, dass er mir heute gegenübersaß, schon gar nicht, wenn er gleich mein Geschenk bekam.
Mein Freund kam der stillen Aufforderung auch ohne zu zögern nach. Sein neugieriger Blick blieb allerdings kurzzeitig an dem Geschenk hängen, welches schon bereit lag, damit er es gleich öffnen konnte. Bevor er allerdings darauf einging, zog er sein Geschenk für mich heraus.
Seines war eindeutig größer als meines. Es war eine anständige Pappschachtel, bestimmt dreißig Zentimeter lang, zwanzig breit und fünfzehn hoch. Was machte ich, wenn sich Roux doch geirrt hatte und ich ein blödes Geschenk mitgebracht hatte? Was war, wenn seines viel romantischer als meines war? Die Frage war auch, würde ich das überhaupt bemerken. Vermutlich eher nicht.
„Das hier ist für dich", stellte Blaise unnötigerweise fest und überreichte mir die Schachtel.
„Danke", murmelte ich. Etwas unsicher reichte ich ihm auch sein Geschenk, welches er allerdings nur neben sich auf den Tisch legte. Statt es zu öffnen, sah er einfach weiter mich an. Anscheinend sollte ich erstmal meines auspacken.
Unsicher öffnete ich den Deckel der Box. Drinnen kamen ein Haufen verschiedener Gegenstände zum Vorschein. Ein Pinguinstofftier in einem Frack, ein Schlüsselanhänger, der eindeutig an Tatze erinnerte, ein Ring in Form einer silbernen Schlange mit grünen Augen und noch anderer Kleinkram. Alles Symbole für irgendwelche Dinge, die uns zusammengebracht hatten. Unser Date bei den Pinguinen, das gemeinsame Verstecken von Sirius, unser gemeinsames Haus und ähnliches. Das war wirklich irgendwie süß.
„Das ist ein tolles Geschenk", stellte ich fest und zog den Pinguin aus der Schachtel, um ihn mir genauer anzusehen. Wie er den wohl besorgt hatte. Vermutlich hatte er Roux um Hilfe gebeten.
„Jetzt bist du dran mit Auspacken", stellte ich fest und zeigte auf mein Geschenk.
Tatsächlich kam mein Freund der Aufforderung nach. Er riss das Geschenkpapier auf, weshalb eine Videokassette zum Vorschein kam. Blaise sah das Ding etwas verständnislos an. Auch wenn er schon einmal so ein Ding gesehen hatte, schien er nicht viel damit anfangen zu können.
„Ich habe mich die letzten Tage rausgeschlichen und habe Videoaufnahmen von Dingen in der Muggelwelt gemacht. Das Grab meiner Eltern, das Haus, indem meine Großeltern leben – solche Dinge halt. Ich dachte, du würdest sie gerne mal sehen, ohne die Zaubererwelt verlassen zu müssen. Ich habe auch einen Videorekorder mit Hilfe von Sue in meinen Trainingsraum geschmuggelt", erklärte ich mein Geschenk.
„Das ist eine tolle Idee gewesen, Patricia", meinte Blaise jetzt doch begeistert von meinem Geschenk.


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