Kapitel 31

Irgendjemand strich mir durch die Haare. Automatisch musste ich an Sirius und Marlon denken, die es beide immer machten, wenn sie vor mir wach waren. Doch ich lag gerade definitiv nicht bei einen von ihnen im Bett, auch wenn es sehr schön wäre. Nach dem Quidditchspiel gestern, wäre es sehr schön gewesen, hätte ich mich zu ihnen kuscheln können. Obwohl das gemeinsame Schwimmen auch ein guter Trost war.
Sehr zu meiner Überraschung trat auch niemand der Slytherins noch einmal nach. Nicht einmal Parkinson machte eine spitze Bemerkung, als wir wieder kamen. Sie wirkte zwar wie immer eifersüchtig, weil Draco etwas mit mir und ohne sie gemacht hatte, aber bissige Kommentare in die Richtung blieben aus.
Tatsächlich kam Montague noch einmal zu mir herüber, ließ ein paar gemeine Sätze über Harry und die Weasleys ab, was ich einfach kommentarlos stehen ließ. Danach wurde mir noch erzählt, dass Umbridge beschlossen hatte, mich für den Klatscher nicht zu bestrafen. Auch wenn ich nicht wusste, was die Großinquisitorin mit der Sache zu tun hatte – ich hätte gedacht, Madam Hooch und Snape würden meine Strafe festlegen – hinterfragte ich es nicht weiter. Ich würde heute einfach noch mal meinen Hauslehrer danach fragen, wie es mit eventuellen Strafen und langgezogenen Ohren aussah.
Doch erstmal würde ich herausfinden, wer heute über meine Haare strich.
Ich machte langsam meine Augen auf, nur um die grünen Vorhänge von Blaises Bett zu erblicken. Im Schlafsaal selbst war alles ganz ruhig, weshalb man das leise Plätschern des Wassers gegen die Fensterscheibe hören konnte.
Ich drehte mich leicht, sodass ich die zweite Person im Bett sehen konnte. Meinen Freund. Eigentlich nicht überraschend, schließlich war ich mit ihm hierhergegangen. Was allerdings überraschend war, er war wach und strich mir über die Haare. Das war eine neue Situation, denn er schlief eigentlich länger als ich.
„Morgen", gab ich etwas unsicher von mir und blinzelte ihn an.
„Guten Morgen, meine Rose. Hast du gut geschlafen?", wurde ich freundlich gefragt.
Ich nickte leicht, während ich mich auch schon auf die Suche nach dem Wecker machte. Kurz vor neun. Für Blaise am Wochenende war es also noch relativ früh und für mich – ich würde normalerweise gerade meinen ausgiebigen Morgenspaziergang mit Antiope beenden.
Thema, mein Wuschelhund. Er lag wie immer auf meiner anderen Seite und sah mich neugierig an. Ich sollte jetzt wohl dringend mit ihr rausgehen. Vor allem weil es gestern Abend noch geschneit hatte. Wenn wir Glück hatten, war das weiße Zeug liegen geblieben und auch noch nicht weggeschmolzen.
„Gehst du mit Antiope und mir spazieren?", fragte ich freundlich, während ich mich auch schon aus der Decke schälte.
„Offensichtlich geht es dir wieder besser. Jedenfalls bist du nicht mehr so kuschelfreudig."
Ich hielt in der Bewegung inne. War das jetzt eine versteckte Beschwerde, weil ich normalerweise über den Tag verteilt, nicht so kuschelfreudig war? Natürlich kroch ich abends sehr gerne zu ihm ins Bett oder setzte mich am Tag zu ihm, aber so wie ich mich gestern an ihn gekuschelt hatte, war eher eine Ausnahme. Normalerweise war ich nicht so ein Klammeraffe.
„Findest du, ich bin körperlich zu distanziert?", fragte ich vorsichtig nach. Eigentlich bin ich bisher davon ausgegangen, dass ich eher, was das Körperliche anging, etwas zu distanzlos war. Ich meine, ich würde noch immer mit ihm Sex haben wollen, auch wenn ich gefühlsmäßig nicht so weit war.
„Nein, bist du nicht. Obwohl ich es gestern schon ein wenig genossen habe, dass du so kuschelbedürftig warst. Aber nicht weil wir im allgemeinen so wenig kuscheln, sondern nur weil du wegen des ganzen Trainings sehr viel Zeit ohne mich verbracht hast. Nachdem wir uns so wenig gesehen haben, fand ich es einfach schön, mal wieder zu merken, wie wichtig ich dir bin."
„Ich bin deshalb immer zum Schlafen zu dir gekommen und habe nicht bei Ari geschlafen. Ich wollte nicht, dass du dich vernachlässigst fühlst."
Anstelle vom Bett aufzustehen, wie ich es eigentlich geplant hatte, kuschelte ich mich noch einmal an meinen Freund. Dieser sah lächelnd auf mich herab.
„Ich habe mich nicht vernachlässigt gefühlt. Wir hatten einfach wenig Zeit für uns, da war es schön, mal wieder so intensiv Zeit miteinander zu verbringen. Ich sage dir schon, wenn irgendetwas in unserer Beziehung aus meiner Sicht schief läuft. Keine Sorge, kleine Rose."
„Und wir verbringen noch ganz oft Zeit miteinander. Schon ganz bald, hast du mich für einen Tag nur für dich. Ich schulde dir noch ein Date. Und solange besteht weiterhin das Angebot mit Antiope und mir spazieren zu gehen. Also, kommst du mit?"
Ich sah neugierig zu meinem Freund. Ich fände es schön, ausnahmsweise mal mit ihm und meinem Hund toben zu können. Mal davon abgesehen, waren um diese Uhrzeit schon ein Haufen Schüler auf den Beinen – auch an einem Sonntag – und mein Interesse mich ihnen alleine zu stellen, ging gegen null. Vermutlich würden sie mir noch immer vorwerfen, dass ich Harry den Klatscher ins Kreuz geschlagen hatte.
„Ich komme mit. Gib mir nur Zeit, um kurz unter die Dusche zu springen und mich anzuziehen. Und du solltest Letzteres definitiv auch machen." Mir wurde ein kurzer Kuss auf den Mund gedrückt, bevor jetzt Blaise aufstand. Etwas sehnsüchtig sah ich ihm nach. Die Worte, wir könnten das ganze morgendliche Programm abkürzen und eben zu zweit unter die Dusche springen, verkniff ich mir allerdings. Das gehörte definitiv zu den Dingen, die ich meinem Freund überlassen sollte. In mein Bereich fielen eher Liebesbekundungen.

Tatsächlich war der Schnee nicht nur liegen geblieben, sondern er versprach uns noch wesentlich länger Freude bereiten zu wollen. Eine fast sechzig Zentimeter tiefe Schneedecke hatte Hogwarts und das Gelände unter sich begraben. Tatsächlich waren schon viele Schüler draußen unterwegs. Sie genossen die ersten richtig kalten Tage des Jahres, warfen Schneebälle oder fuhren Schlittschuhe. Überall um uns herum war Gelächter zu hören, alle hatten gute Laune.
Kaum waren wir durch das Portal, sprang Antiope auch schon freudig in den ersten Schneehaufen. Ich sah ihr lächelnd dabei zu, während sie in der weißen Masse herumsprang.
Blaise und ich kamen ihr wesentlich gemütlich hinterher. Mein Freund und ich hatten uns beide in dicke Sachen gehüllt, doch gegen den hohen Schnee halfen Winterstiefel und -Schuhe nur bedingt. Wir versanken oft so tief dort drin, dass er drohte einfach von oben herein zu rutschen.
„Wieso waren wir beide eigentlich noch nie Schlittschuhlaufen, Patricia?", fragte mich in diesem Moment Blaise.
„Weil ich weder Schlittschuhe besitze, noch gelernt habe, mit ihnen zu fahren", stellte ich wahrheitsgemäß fest. Solche Dinge lernte man halt nur, wenn man liebevolle Eltern hatte. Bei Waisenkindern machte sich schon niemand die Mühe, nachmittags noch eine Stunde lesen zu üben oder ihnen Schwimmen beizubringen. Reine Freizeitaktivitäten wie Schlittschuhfahren oder Fahrradfahren standen schon einmal gar nicht zur Debatte. Außer man hatte liebevolle Pflegeeltern.
„Ich bringe es dir bei. Du kannst dir bestimmt Adinas ausleihen. Ihr habt doch die gleiche Schuhgröße", schlug mein Freund vor.
Ich sah etwas unsicher zum Eis, auf welchen die Schüler friedlich ihre Runden drehten. Ein paar führten sogar kleine Tricks wie Pirouetten oder Sprünge vor. Sie schienen Spaß zu haben.
„Ist das so anstrengend wie Schwimmen?", fragte ich vorsichtig nach.
„Nein, schwimmen finde ich anstrengender."
„Dann können wir uns weiter weg vom Schloss nach dem Frühstück ein ruhiges Plätzchen zum üben suchen", schlug ich vor.
„Du wirst es nicht bereuen. Ich bin mir sehr sicher, Schlittschuhfahren ist mehr nach deinem Geschmack als Schwimmen", wurde mir versprochen.
Zu dritt wanderten wir weiter durch den Schnee. Wir liefen weiter in Richtung See, auch wenn mit ordentlich Abstand zu den anderen Schülern. Wir beobachteten weiterhin die Schüler, die im Schnee spielten. Ein paar Erstklässler machten gerade Schneeengel, während ein paar Drittklässler Schutzwälle für eine Schneeballschlacht bauten.
„Dort vorne sind die idiotischen Weasley-Zwillinge. Wenn du es gerne willst, können wir einen großen Bogen um sie machen", wurde mir vorgeschlagen.
Bevor ich mir allerdings überlegen konnte, ob ich mich nun für Flucht oder Kampf entscheiden wollte, entdeckten die beiden rothaarigen Siebtklässler uns auch schon. Sie hörten mit ihrer momentanen Aktivität auf – das Bewerfen des Fensters vom Gryffindor-Gemeinschaftsraum mit Schneebällen – und liefen dann zielsicher zu uns herüber.
Automatisch machte ich mich etwas Kleiner und wollte mich hinter Blaise verstecken. Auch wenn es dumm war, schließlich hatten sie uns schon entdeckt. Auf das nachfolgende Gespräch hatte ich beim besten Willen keine Lust. Eine Wiederholung von den gestrigen Anschuldigungen brauchte ich auf gar keinen Fall.
„Patricia? Können wir kurz miteinander reden? Unter sechs Augen?", fragte mich Fred ohne die Spur eines schlechten Gewissens und als wäre nie etwas passiert.
„Nein", bestimmte ich. „Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Schon gar nicht unter sechs Augen. Blaise ist mein Freund. Ich habe keine Geheimnisse vor ihm."
„Ein paar bestimmt", kam es sofort verschwörerisch von George. Vermutlich wollte er mich damit daran erinnern, dass ich über die DA nicht reden durfte. Auch nicht mit meinem Freund, da er nicht in der Gruppe erwünscht war.
„Ich weiß, dass sie mit Ari, Roux und Sue ein paar Schüler im Kämpfen unterrichtet und ich weiß auch, wenn sie darüber redet, kriegt sie Pusteln, die das Wort Petze bilden", zischte Blaise.
Die beiden Weasley-Zwillinge sahen uns ziemlich erschrocken an. Damit hatten sie jetzt wirklich nicht gerechnet. Vor allem, weil ich ganz offensichtlich keine Pusteln gekriegt habe. Klug war es auch nicht, damit stand ich oder besser Blaise wieder ganz oben auf der Liste von möglichen Verrätern.
„Wie gesagt, keine Geheimnisse. Wenn er fragen hat, antworte ich wahrheitsgemäß ... ganz ohne ihn hereinlegen zu wollen. Also wird er nicht alleine gehen, sondern wir beide zusammen", stellte ich fest. Ich stupse meinen Freund an, als Zeichen, dass ich es mit dem Gehen ernst meinte.
Blaise kam meiner Aufforderung ohne zu zögern nach. Er legte mir genauso wie immer Draco einen Arm um die Schulter, um der ganzen Welt mitzuteilen, ich gehöre nur zu ihm, nicht zu den Weasley-Zwillingen.
„Ich wollte mich wegen gestern entschuldigen", rief Fred uns nach. „Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Du warst die letzten Wochen wirklich fast nie bei den anderen Slytherins – mal abgesehen vom Quidditchteam – und bisher hast du den Leuten, die dir nahe stehen, immer die Meinung gesagt, wenn sie Blödsinn gebaut haben. Daher war es nicht fair, dir vorzuwerfen, du würdest dich nicht für uns interessieren und auch nicht, dass du es nicht hören und sehen willst."
„Richtig, das war nicht fair von dir", stellte ich unberührt fest. Bisher war ich noch nicht bereit, über die Vorwürfe hinwegzusehen. Die Gryffindors rückten nur Leuten den Kopf zurecht, wenn sie selbst davon etwas hatten. Wenn ich als Lehrerin für sie arbeiten sollte, dann setzten sie sich für mich ein, aber ansonsten machten sie nicht den Mund auf. Und mir warfen sie vor, ich würde mich nicht für sie interessieren.
„Kira hat uns deshalb den Kopf ordentlich zurechtgerückt. Wir hätten dich verteidigen müssen. Vor allem hätte ich dir nicht in den Rücken fallen dürfen. Falls es dich tröstet, Harry, George und ich sind wegen der Aktion aus dem Team geflogen. Umbridge hat dafür gesorgt. Es gibt einen neuen Ausbildungserlass, der ihr die Macht über unsere Strafen gibt. Ich bin mir sicher, an dir wird sie sich auch noch auslassen wollen."
Damit war zumindest geklärt, warum Umbridge beschlossen hatte, dass ich nicht bestraft werden würde. Sie hatte die Macht und weil ich sie erpresste, hatte ich sie. Das hieß, unterm Strich konnte ich jetzt die Strafen festlegen. Ob ich meine neue Macht wohl für die Gryffindors einsetzen soll?
Ein wenig war es ja in meinem Interesse. Ich wollte gegen gute Teams spielen und nicht am Ende den Pokal in der Hand haben, weil alle guten Spieler ein Spielverbot hatten. Auf der anderen Seite sollte ich es mit meiner Erpressung auch nicht zu weit treiben. Ansonsten würde Umbridge noch die Reißleine ziehen.
Außerdem wollte ich mich von den Gryffindors distanzieren. Dann sollte ich sie nicht zurück ins Team bringen. Nein, das würde ich wohl so lassen, wie es nun einmal war. Aber ich würde Umbridge sagen, dass ich nicht gewinnen will, weil keine gegnerischen Teams mehr übrig waren.
„Umbridge hat beschlossen, mich nicht zu bestrafen. Aber tut mir leid, dass ihr nicht mehr Spielen dürft. Ich würde lieber fair den Pokal gewinnen."
„An dich geben wir gerne den Pokal ab. An die anderen Slytherins nicht, aber noch habt ihr ihn auch nicht. Vielleicht willst du ja einfach zum Team Gryffindor wechseln. Es werden Treiber gesucht."
„Ich würde lieber gefoltert werden, als in dem Team zu spielen."
„Gut ...", kam es ziemlich verunsichert von Fred. Vermutlich hatten ihn meine harten Worte aus dem Konzept gebracht. „Wir werden ab jetzt hinter dir stehen, wenn jemand etwas gegen dich sagt. Auch wenn du uns heute noch nicht verzeihst."
„Und wenn wir es mal vergessen, wird Kira uns die Köpfe wieder zu Recht rücken. Auch wenn ich gestern den Eindruck hatte, Fred würde es ein wenig genießen", fügte George noch hinzu.
„Sie hat mich an Mum erinnert. An eine süße Version von ihr mit einer netten, wenn auch in dem Moment fauchenden Flauschekatze. Ich hatte schon Angst, Areion würde dieses Mal uns zerkratzen."
Hieß das jetzt, Fred genoss es, wenn seine Mutter ihn anschrie? Und war es etwas Gutes, wenn man eine süße Version von ihr war? War es im allgemeinen etwas Gutes eine süße Version der Mutter einer Person zu sein? Ob ich wohl Blaise an seine erinnerte? Hoffentlich nicht, schließlich war sie eine schwarze Witwe.
„So, genug zu deiner Zwillingsschwester. Wir bewerfen gerade die Fensterscheiben vom Gemeinschaftsraum mit Schneebällen. Harry und Ron versuchen dort Hausaufgaben zu machen. Er ist gerade schon ausgerastet. Willst du mitwerfen, Patricia?"
„Nein, ich verbringe Zeit mit Blaise. Antiope braucht noch Bewegung und danach gehen wir Frühstücken und Schlittschuhfahren. Zu zweit."
„Dann sehen wir uns ein anderes Mal. Spätestens beim nächsten Training", meinte Fred etwas unsicher.
„Nein, ich denke, es ist besser, wenn ich nicht mehr komme."
Ich sah zu Blaise, welcher mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Dann machte er eine leichte Kopfbewegung als Zeichen, dass wir jetzt auch wirklich weitergehen sollten.

Schlittschuhfahren machte wirklich mehr Spaß als Schwimmen. Auch wenn man dafür einen ziemlich guten Gleichgewichtssinn brauchte. Gerade am Anfang bin ich auf der glatten Oberfläche des Sees noch mehrfach ausgerutscht, doch zum Ende hin hatte ich langsam den Dreh raus. Also nicht, dass ich mich wirklich drehen konnte, aber ich kam auf dem Eis voran.
Ich hatte es sehr genossen, nur mit Blaise alleine das Fahren zu üben. Es war schön, mal wieder nur Zeit für uns beide zu haben. Ich hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ich das vermisst hatte, doch genau so war es. Und auch jetzt, wo ich den Vormittag mit ihm übers Eis gestolpert war, hatte ich noch nicht das Bedürfnis unsere Zweisamkeit wieder aufzugeben, um in einer vollen und lauten großen Halle zu Mittag zu essen. Vielleicht sollte ich doch noch vorschlagen, in der Küche bei den Hauselfen etwas zu holen.
„Patricia!", hörte ich in diesem Moment das zweite Mal an diesem Tag Fred nach mir rufen.
„Die meinen es wohl ernst, dass sie dich auf gar keinen Fall gehen lassen wollen", murrte Blaise schlecht gelaunt.
„Offensichtlich nicht", antwortete ich auch wenig begeistert. Eigentlich hatte mir ein Gespräch heute gereicht. Auch wenn ich nicht mehr ganz so sauer auf die beiden war, richtig verziehen hatte ich ihnen noch nicht. Vermutlich brauchte es einfach noch etwas Zeit, bis diese Wunde geheilt war.
Die Weasley-Zwillinge und sehr zu meiner Überraschung auch Hermine holten uns ein.
„Stimmt es, dass du aussteigen willst?", wurde ich von der Muggelstämmigen gefragt.
Ich nickte leicht. Genau das war mein Plan. Ich würde aussteigen.
„Aber – wir brauchen dich doch", wurde mir mitgeteilt, weshalb ich desinteressiert mit den Schultern zuckte. Das stimmte vielleicht, aber es änderte nichts an der aktuellen Situation. Ich würde niemanden mehr unterrichten, der mich bei jeder Kleinigkeit als Bösewicht sah.
„Das ist mir egal. Ich habe keine Lust mehr, meine Zeit mit Leuten zu verschwenden, die mir bei erster Gelegenheit in den Rücken fallen", gab ich offen zu.
„Als würden die Slytherins das nicht tun", kam es bissig von Fred, welcher Blaise einen säuerlichen Blick zuwarf.
„Nein, das tun sie nicht. Ich weiß, der Krieg wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass wir auf unterschiedlichen Seiten stehen, aber momentan halten sie zu mir. Und das reicht mir."
„Ich bin mir sicher, die sind nur nett zu dir, damit du dich am Ende auf ihre Seite schlägst. Nicht wahr, Zabini?", zischte der Weasley.
Mein Freund wirkte jetzt wütend. Verständlicherweise, denn damit hatte Fred gerade unterm Strich gesagt, seine Gefühle für mich waren nicht echt und er würde meine nur ausnutzen. Dabei war es eher umgekehrt. Ich war mir meiner Gefühle nicht sicher, er schon.
„Mr Malfoy hofft, genau das zu erreichen, ja", gab ich zu, bevor Blaise etwas sagen konnte, „und ich bin mir auch sicher, deshalb hat Draco beschlossen, das Kriegsbeil zwischen uns wieder zu begraben. Aber trotzdem steht er gerade hinter mir.
Bei Adina weiß ich allerdings, dass es nicht so ist. Sie steht loyal hinter mir. Und Blaise erst recht. Wir haben über das Thema Krieg geredet und haben einen gemeinsamen Weg gefunden, damit umzugehen."
Und dieser gemeinsame Weg hieß, ich ging mit meinem Dickkopf durch die Wand und mein Freund wartete zu Hause auf mich.
„Sie mögen dich, weil du nun einmal deine Fähigkeiten besitzt", stellte Hermine fest.
„Ich bin nicht derjenige, der erst angekrochen kam, als ich Patricias Hilfe gebraucht habe, um von ihr zu lernen. Das wart ihr! Bevor ihr Patricia vorwerft, dass sie euch nie verteidigen würde, solltet ihr euch mal fragen, warum ihr euch nie gegen eure Freunde oder Mannschaft stellt, wenn sie etwas gegen sie sagen! Und bevor ihr mir vorwerft, es ginge mir nur um ihre Magie, solltet ihr mal bedenken, dass ich von Anfang an für sie da war!", beschwerte sich mein Freund.
„Blaise mochte mich auch schon, bevor er wusste, welche Fähigkeiten ich besitze. Die Malfoys nicht, sie wussten es von Anfang an, aber mit Adina habe ich darüber gesprochen und Draco mochte mich trotzdem nicht, obwohl er es wusste. Sie sind alle in Ordnung, auch wenn gerade Draco gerne mal rassistisch ist. Aber jeder hat seine Makel."
Ich kramte in meiner Jackentasche nach meinem Portemonnaie. Lange musste ich nicht suchen. Dann holte ich die Galleone daraus hervor, die mir immer mitgeteilt hatte, wann das nächste Treffen der DA war. Diese reichte ich an Hermine weiter.
„Ich fühle mich bei den anderen Slytherins einfach wohler. Ihnen muss ich nicht jedes Mal beweisen, dass ich keine mordende Irre bin. Ich gehe das Risiko gerne ein, sie alle zu verlieren, allerdings schätze ich es als sehr gering ein. Nicht alle von ihnen sind böse.
Wir sehen uns im Unterricht, Hermine, und euch beide – irgendwann anders, denke ich mal. Machts gut."
Ich schob mich an den Dreien mit Blaise vorbei, um endlich zum Mittagessen zu kommen.
„Das hört sich mehr nach einem Lebwohl als nach einem auf Wiedersehen an", stellte George fest.
Vermutlich weil das auch eher ein Lebwohl war. Ich kapselte mich langsam von den Gryffindors ab, bald würden wir also nichts mehr miteinander zu tun haben. Stattdessen würde ich mich auf die gegnerische Seite schlagen und als Teil dieser würde ich wohl auch sterben. Vor Ende des Krieges, bevor die letzte Schlacht beginnen würde.
Diese Gedanken behielt ich allerdings für mich. Ich ließ die Anmerkung, mein „Machts gut" würde sich mehr wie ein Lebwohl anhören einfach so stehen. Stattdessen betrat ich wortlos mit Blaise die Halle, was mir aber trotzdem irgendwie wie eine Bestätigung vorkam.


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