Kapitel 24
Genüsslich kaute ich auf meinem dritten Brötchen herum. Nach meinem Magieausbruch gestern meldete sich heute mein Hunger. Eine dicke Schicht Erdbeermarmelade und Quark hatte ich darauf gestrichen. Die perfekte Mischung aus süß und der leichten Säure.
„Bist du nervös aufgrund deines Auswahltrainings, gleich?", fragte mich Blaise, welcher mir beim Essen zusah.
„Nein, bin ich nicht. Mir liegt es im Blut als Treiber zu spielen. Kein Risiko. Das Team gibt sich dieses Mal auch große Mühe. Ich denke, dieses Jahr werde ich für Slytherin spielen", stellte ich glücklich fest. Ich sah zu Draco, welcher gerade mit dem restlichen Team frühstückte. Dabei sahen alle Mitglieder immer mal wieder zu uns herüber.
Dieses Jahr würden sie mich wirklich als Teammitglied akzeptieren. Es würde nach dem Vorspiel keine Diskussion geben, wen sie als neuen Treiber dazu holen würden – jedenfalls nicht in Bezug auf mich. Und ich würde das Trikot ohne bissige Kommentare annehmen. Na gut, vielleicht einen Klitzekleinen über stickende Socken in Richtung Draco. Aber nur einen nettgemeinten, bissigen Kommentar.
„Deine Freundin packt das problemlos, Zabini. Wir setzen uns gleich auf die Tribüne, dann siehst du, wie sie alle anderen fertig macht", verkündete Sue breit grinsend.
„Gryffindors sind beim Training der Slytherinmannschaft nicht gerne gesehen", stellte Adina kleinlaut fest. Sie sah schuldbewusst auf den Teller.
„Ich bin keine Gryffindor, ich bin Patricias Cousine. Die Häuser sind mir egal. Spielt sie für Slytherin, bin ich für Slytherin. Ich male ihr aber kein Plakat zum Anfeuern oder ziehe mir deshalb nur noch grüne Kleidung an. Euer Slytherin-grün steht mir einfach nicht. Ich bin mehr für Khaki und Oliv."
„Mir reicht es, dass du hinter mir stehst", erklärte ich zufrieden. „Oh, da kommt Harry. Ich wollte noch mit ihm reden. Wir sehen uns nach dem Training."
„Wir besprechen schon mal, was für Plakate wir malen, um dich anzufeuern Ich trage auch grün und silber", meinte Roux glücklich.
„Ihr dürft planen, ihr wisst bestimmt besser, was da rauf muss, aber ich will mitmalen", forderte ich.
„So funktioniert das eigentlich nicht, aber du darfst", kicherte die Jüngste unter uns.
Ich zuckte leicht mit den Schultern. Wenn ich dabei war, dann funktionierte es genau so. Ich mochte es zu malen und wenn hier gemeinschaftliche Malprojekte angestrebt wurden, wollte ich teil von ihnen sein.
Ich stand von meinem Platz auf, eine Brötchenhälfte noch immer in der Hand. Mit dieser lief ich in Richtung des Gryffindortisches, wobei mir mal wieder viel misstrauische Blicke und Geflüster folgten. Oh ja, es würde niemand überraschen, wenn ich irgendwann offiziell zu den Todessern gehören würde.
„Guten Morgen", begrüßte ich Harry, welcher mich ziemlich verwundert ansah.
„Guten Morgen, Patricia. Seit wann lässt du für uns denn deine Freunde stehen?", fragte mich Hermine neugierig.
„Ich wollte Harry sagen, er soll keine Briefe mehr schreiben. Jedenfalls nicht, wenn es irgendwie anders geht", gab ich ehrlich zu.
Der Junge, der überlebt hatte, wurde im ersten Moment leichenblass – vermutlich hatte er noch kurz vorher einen unnötigen Brief geschrieben – dann wurde er kurz wütend, nur um sich dann wieder zu beruhigen. Vermutlich erinnerte er sich daran, dass ich zwar dazu tendierte sehr direkt alles anzusprechen, es meistens aber nicht so böse meinte, wie es sich gerne anhörte.
„Warum soll ich denn keine Briefe mehr schreiben?", wurde ich betont ruhig gefragt.
Ich sah mich noch einmal um, doch niemand schien wirklich daran interessiert zu sein, was wir hier gerade flüsterten. Daher lehnte ich mich zu Harry herüber, um ganz sicherzugehen, dass niemand lauschen konnte.
„Umbridge fängt unsere Briefe ab. Also schreibe am besten keine mehr aus diesem Schloss heraus. Sirius erreichst du über das Armband – wo ist das eigentlich?"
Ich sah auf Harrys leere Handgelenke. Hoffentlich hatte er es nicht verloren, das würde Eglor überhaupt nicht gefallen. Wahrscheinlich würde er mir den Kopf abreißen, weil ich dem Gryffindor es „geschenkt" hatte. Also so weit man etwas von den Kobolden verschenken durfte. Nach Harrys Tod würde ich es brav zurückgeben.
„Ich habe es im Zimmer gelassen. Die Leute gucken eh schon immer, dann muss ich nicht auch noch mit einem Armband herumlaufen", stellte Harry fest.
Ich verdrehte die Augen. Warum hatte ich ihm eigentlich das Ding geschenkt, wenn es ihm jetzt zu peinlich war, es zu tragen. Ich hatte mich extra hingesetzt, und mir drei Tage lang Gedanken über das Design gemacht. Am Ende hatte ich mich für einen Schnatz an einem schlichten, unauffälligen Reif entschieden.
Ich hätte ihm wohl doch als Geburtstagsgeschenk einfach ein Peilsender implantieren sollen. Der hätte dann wenigstens etwas gebracht.
„Dann nutze es im Zimmer oder verstecke dich auf dem Dach vom Astronomieturm oder so. Hauptsache du schreibst keine Briefe mehr, die Umbridge abfangen kann", wies ich den Jungen an.
„Moody hatte uns schon gewarnt, weshalb ich den Brief so geschrieben habe, dass kein Außenstehender es versteht."
„Warum hast du nicht einfach von Anfang an das Armband genutzt? Ich habe dich doch gestern Abend noch gewarnt, einen Brief zu schreiben", mischte sich nun auch Hermine flüsternd ein.
„Ich wusste einfach nicht, wo ich das Armband nutzen soll! Im Schlafsaal haben alle geschlafen und im Gemeinschaftsraum wollte ich mich auch nicht hinsetzen. Wenn jemand hereinkommt, halten mich doch alle für noch bekloppter als ohnehin schon", verteidigte sich mein Fast-Bruder sofort.
„Jetzt ist es eh zu spät. Ab jetzt nutzt du das Armband und dann ist gut. In Hogwarts gibt es genug Nischen. Falls dich doch mal jemand findet, sag einfach, ich würde dich mit meiner schwarzen Magie zu Selbstgesprächen zwingen. Das glaubt dir jeder sofort", wies ich Harry an. Ich angelte mir einen Apfel aus einer Schale ganz in der Nähe.
„Ist das jetzt ein ernstgemeinter Rat? Dir ist bewusst, dass dich dann wahrscheinlich alle wieder hassen?"
„Tun sie eh die ganze Zeit. Das habe ich mittlerweile eingeplant", gab ich offen zu. Sollten sie doch denken, ich würde Harry mit schwarzer Magie zu lustigen Dingen zwingen. Ob sie dann wohl irgendwann ängstlich aus dem Weg hüpfen würden, wenn ich kommen würde? Das würde mich definitiv amüsieren.
„So etwas solltest du aber gar nicht einplanen müssen", stellte Hermine fest. Sie wollte noch etwas hinzufügen, doch über uns war das Flügelrauschen zu hören, weshalb sie doch lieber hochsah. Eigentlich wollte ich das Gespräch auch gar nicht weiterführen. Ich wusste nämlich nicht, wie ich den beiden Erklären sollte, dass es nicht nur in Ordnung war, dass Hogwarts mich mal wieder hasste, sondern genau das momentan irgendwie mein Ziel war. Ich sollte eine sanfte Abspaltung zu ihnen herbeiführen und das würde ich auch machen.
In diesem Moment landete eine wunderschöne Schleiereule mit einem Tagespropheten im Schnabel vor uns auf dem Tisch. Ihr neuer Platz war gefährlich nahe an einer Zuckerdose, weshalb ich diese schon fallen sah, doch der geübte Flieger schaffte es tatsächlich dran vorbei. Als Nächstes wurde der Muggelstämmigen ein Fuß hingehalten, damit sie bezahlte. Während ich meinen Apfel aufaß, überflog Hermine kurz die Titelseite.
„Irgendwas Interessantes?", wollte Ron wissen.
„Nein", seufzte Hermine, „nur 'ne Klatschmeldung, dass die Bassistin der Schicksalsscherstern heiratet."
Das war wirklich uninteressant. Ich angelte mir noch zwei weitere Äpfel aus der Schale und überlegte auch schon, mich von den Gryffindors zu verabschieden, um in Richtung Quidditchfeld aufzubrechen. Zwar wäre ich damit etwas zu früh dran, doch schaden würde es nicht. Dann konnte ich mir wenigstens einen guten Schulbesen für das Vorspielen heraussuchen.
„Moment mal", rief die Muggelstämmige genau in dem Moment, als ich aufstehen wollte. „O nein ... Sirius!"
„Was ist los?", fragte Harry neugierig. Er griff so ungestüm nach der Zeitung und versuchte sie, Hermine aus der Hand zu reißen, dass sie doch tatsächlich in zwei Hälften riss.
„>Das Zaubereiministerium hat von einer verlässlichen Quelle den Hinweis erhalten, dass Sirius Black, berüchtigter Massenmörder ... bla, bla, bla ... sich gegenwärtig in London versteckt hält<!", las Hermine beklommen flüsternd aus ihrer Hälfte vor.
Mir wäre fast mein angenagter Apfel aus der Hand gefallen. Das Ministerium wusste also jetzt, dass mein leiblicher Vater in London war? Wahrscheinlich hatte irgendein Todesser ihn auf dem Bahnsteig erkannt. Pettigrew hatte sicherlich von seiner Aninmagusgestalt erzählt.
Warum hatte ich ihn nur nicht von seinem Spaziergang mit Harry abgehalten? Oder ich hätte mir schwören lassen können, dass er wie ein braver Hund, sich draußen vor dem Kings Cross weit entfernt von Todessern anleinen ließ. Irgendwas hätte ich machen müssen, damit man ihn nicht erkennen würde. Es war doch klar gewesen, dass mittlerweile seine Hundegestalt nicht mehr geheim war.
Obwohl eigentlich war es ganz gut, dass es jetzt ganz offiziell klar war. Somit hatten sich weitere Ausflüge erledigt. Jetzt würde er sich noch höchstens zu Kiras Familie ins ehemalige Schloss von Artemis oder Andromeda Tonks trauen. Zwei Orte, an denen er wohl keine Todesser treffen würde. Damit war er viel sicherer, als wenn er auf die Idee kam, ohne meine Aufsicht durch die Straßen zu streunern.
„Lucius Malfoy, da mach ich jede Wette", sagte Harry mit leiser, erzürnter Stimme. „Er hat Sirius auf dem Bahnsteig erkannt ..."
„Was?", rief Ron erschrocken. „Du hast nicht gesagt ..."
„Schrei doch nicht so rum! Die anderen gucken schon!", fuhr ich den Rothaarigen an, während Harry und Hermine, „Schh!", machten.
„»... >Ministerium warnt die Zaubererschaft, dass Black sehr gefährlich ist... hat dreizehn Menschen getötet... ist aus Askaban ausgebrochen< ... der übliche Plunder", schloss Hermine, legte ihre Hälfte der Zeitung weg und sah uns besorgt an. „Nun, jetzt kann er das Haus eben nicht mehr verlassen, das ist alles. Dumbledore hat ihn ja ermahnt, dass er es nicht tun soll", sprach Hermine meine Gedanken aus.
Ich nickte leicht als Bestätigung ihrer Worte. Gerade Harry schien allerdings sehr betrübt aufgrund der Nachricht. Er starrte auf seine Zeitungshälfte und reagierte gar nicht auf Hermines Worte.
„Hey!", rief er genau in dem Moment, wo ich gerade wieder beschlossen hatte, dass ich nun zum Quidditchfeld gehen würde. „Schaut euch das mal an!"
Neugierig sah ich ihm über die Schulter. Fast die ganze Zeitungsseite war mit Werbung für einen Ausverkauf bei Madam Malkins Gewänder für alle Gelegenheiten bedruckt. Nur an einer Stelle war eine kleine Meldung zu lesen. >Eindringling im Ministerium> war die in Großbuchstaben geschriebene Überschrift.
„Ich habe genug Umhänge", kam es von Ron, der offensichtlich dachte, Harry hätte Lust shoppen zu gehen.
„Nein", kam es sofort von meinem Fastbruder. „Seht mal ... diese kleine Meldung hier ..."
Surgis Podmore, 38, aus Clapham, Goldregenweg zwei, ist vor dem Zaubergamot erschienen unter der Anklage, am 31. August Hausfriedensbruch und einen Einbruchsversuch im Zaubereiministerium verübt zu haben. Podmore wurde vom Ministeriums - Wachtzauberer Eric Munch festgenommen, der ihn um ein Uhr morgens bei dem Versuch ertappte, sich gewaltsam Zutritt durch eine Hochsicherheitstür zu verschaffen. Podmore, der eine Aussage zu seiner Verteidigung verweigerte, wurde in beiden Punkten für schuldig befunden und zu sechs Monaten in Askaban verurteilt.
Da war also das Ordensmitglied abgeblieben. Als er nicht für Harrys Leibgarde erschienen ist, hatten sich meine Väter ziemlich gewundert. Ob Sirius und Marlon das schon wussten? Bisher hatten sie es mir noch nicht erzählt, allerdings telefonierten wir wegen Umbridges Nachsitzen auch für unsere Verhältnisse selten. Nach dem Nachsitzen kuschelte ich mich fast sofort ins Bett, um meine Magienutzung auszuschlafen, nachmittags musste ich irgendwie meine Hausaufgaben erledigen und hatte deshalb leider auch keine Zeit für Tiere.
„Stugis Podmore?", sagte Ron langsam. „Das ist doch der Typ, der aussieht, als hätte ein Strohdach auf dem Kopf, oder?" Er ist einer vom Ord-"
„Ron, schh!", unterbrach Hermine ihn erneut.
„Sechs Monate in Askaban!", flüsterte Harry entsetzt. „Nur weil er versucht hat, durch eine Tür zu kommen."
„Sei nicht albern, das war nicht nur, weil er durch eine Tür wollte. Was um alles in der Welt hatte er um ein Uhr morgens im Zaubereiministerium zu suchen?", hauchte Hermine.
Ich biss mir auf die Unterlippe, schließlich wusste ich genau, was er dort zu suchen hatte. Er beschützte die sogenannte „Waffe", die Voldemort haben wollte. Ich verstand nur nicht, warum der Orden einer Prophezeiung diesen Namen gegeben hatte. Marlon schwor allerdings, er verstand es auch nicht. Laut ihm besagte die Prophezeiung nur, dass Harry den dunklen Lord besiegen musste oder selbst drauf ging. Dass sie wohl von der aktuellen Wahrsagelehrerin stammte, hatte ihn noch zusätzlich amüsiert.
„Glaubst du, er wollte was für den Orden erledigen?", fragte Ron dieses Mal leise.
„Moment mal", sagte Harry langsam. „Sturgis sollte doch kommen und uns begleiten, erinnert ihr euch?"
Ron und Hermine sahen ihn nun interessiert an. Ich hingegen stand auf. Langsam sollte ich wirklich mal los und dieses Rätselraten, warum der Zauberer nun im Ministerium war, interessierte mich nicht genug, um zu spät zum Auswahlspiel zu kommen. Er wird einfach beim Wachdienst nicht vorsichtig genug gewesen sein.
„Ich muss jetzt los", stellte ich fest und wandte mich zum Gehen.
„Du willst jetzt gehen?", wurde ich verwundert gefragt, weshalb ich leicht nickte. Wenn ich nicht in den nächsten paar Minuten losgehen, würde ich definitiv zu spät zum Auswahlspiel kommen. Da ich wirklich in die Mannschaft wollte, würde ich meinen Platz nicht durch schlechte Manieren aufs Spiel setzen. Ich war Draco schon dankbar, dass er ganz offensichtlich seine Teamkollegen dieses Mal dazu gebracht hatte, mir eine ernsthafte Chance zu geben.
„Du willst lieber zu deinen Freunden, die wahrscheinlich nicht wütend sind, wenn du fünf Minuten später kommst, als mit uns zu rätseln, was Sturgis Podmore im Ministerium wollte?", wurde ich überrascht von Hermine gefragt.
„Nein, ich gehe zum Auswahlspiel für die Quidditchmanschaft von Slytherin, um dort die neue Treiberin zu werden. Dieses Jahr habe ich das Gefühl, sie würden mich wirklich gerne aufnehmen, und daher habe ich auch große Lust zu spielen", stellte ich glücklich fest.
„Du willst für Slytherin spielen?", wurde ich entgeistert von Harry gefragt, weshalb ich leicht nickte. „Dann spielst du gegen mich! Das kannst du nicht machen!"
„Natürlich kann ich das!", widersprach ich sofort. Mir würde es im Traum nicht einfallen für Harry auf mein Vorspiel zu verzichten.
„Du hast im dritten Schuljahr noch gesagt, du willst nicht mit Leuten in einer Mannschaft spielen, die dich nicht dabeihaben wollen!", wurde protestiert.
„Jetzt ist es eine neue Mannschaft und sie wollen mich dabei haben!", giftete ich den Gryffindor an.
„Nur weil du gut spielen kannst, nicht weil die dich mögen!"
„Ich will auch nicht in die Mannschaft, weil ich ein liebenswürdiger Mensch bin, sondern weil ich mit einem Treibholz und einem Klatscher Leute von ihren Besen hauen kann. Hast du etwa Angst, weil sich die neuen Treiber nicht einkaufen, sondern dieses Mal wert auf Talent gelegt wird?"
„Es geht darum, dass du nicht in der gegnerischen Mannschaft spielen kannst!", wurde mir entgegnet.
„Also soll Cho Chang bitte aus der Ravenclawmannschaft austreten, bevor ihr miteinander ausgeht?", fragte ich gereizt.
„Das ist etwas anderes!", wurde mir versichert.
Ich schnaubte wütend. Natürlich, es war etwas anderes. Der einzige Unterschied war, dass es ihm nicht passte, wenn ich für Slytherin spielte. Er wollte nicht, dass ich Draco zum Sieg über ihn verhalf. An Cho Changs Team verlor er notfalls gerne den Pokal, aber nicht an die Slytherins.
„Die Welt dreht sich nicht immer um dich, Harry! Wenn ich Lust habe, Quidditch zu spielen, werde ich das auch! Slytherin sucht wieder Treiber, also werde ich dort einer werden! Ende der Diskussion!"
Ich drehte mich wütend um. Falls ich tief in mir drin noch Restzweifel gehabt hatte, ob ich nun wirklich für Slytherin spielen wollte, jetzt hatte ich sie definitiv nicht mehr.
Ungeduldig wippte ich auf den Füßen auf und ab. Auch wenn ich nicht glaubte, dass die Mannschaft darüber diskutierte, ob sie mich aufnehmen wollten, würde ich doch gerne endlich das Ergebnis erfahren. Doch stattdessen redeten sie und redeten sie. Über wen sie wohl diskutierten? Vielleicht den zweiten Treiber?
Ich sah zu meinen Mitbewerbern. Tatsächlich hatten sich auch beide von Dracos Schlägern beworben. Sehr zu meiner Überraschung waren sie wesentlich besser, als ich es ihnen zugetraut hätte. Sie hielten sich gut auf den Besen und hatten auch definitiv genug Kraft, um den Klatscher zu schlagen. Am Zielen konnte man noch etwas feilen, aber da sie den Malfoy-Bonus hatten, ging ich davon aus, einer von den beiden Hohlköpfen würde es werden. Na ja, da sie Draco hörig waren, konnte die Wahl wohl auf eine schlechtere Person fallen. Zum Beispiel auf einen für das Slytherin-Quidditchteam ziemlich schmächtigen Drittklässler, welcher mit Vorliebe giftig zu mir herüberstierte, wenn er gerade nicht vorspielte.
In diesem Moment wandte sich Montague zu uns um. Dann würde jetzt wohl endlich verkündet werden, welche Personen als Treiber ins Team aufgenommen wurden.
„Nun, wir haben uns entschieden. Gregory Goyle und Patricia Rona Primrose Black werden ins Team aufgenommen. Ihr anderen habt Pech gehabt", wurde der Gruppe mitgeteilt. Der Blick des Drittklässlers verfinsterte sich noch ein wenig mehr, während ich mit einem breiten zufriedenen Grinsen nach vorne trat, um mein Quidditchtrikot dieses Mal auch entgegen zu nehmen.
„Herzlichen Glückwunsch, Patricia", wurde mir von Draco mitgeteilt, welcher mir voller stolz das Trikot mit meinem Namen übergab. „Jetzt brauchst du nur noch einen richtigen Besen", kam sogleich der stichelnde Kommentar hinterher.
„Marlon hat gesagt, er kauft mir einen Feuerblitz", erzählte ich stolz.
„Angst davor, dass dein Talent doch nicht reicht?", kam es sofort stichelnd hinterher.
„Da mir das Treibersein im Blut liegt, eher weniger. Ihr werdet nie wieder einen Besseren als mich haben", stellte ich zufrieden fest.
Draco verdrehte die Augen, kommentierte es aber nicht. Vermutlich weil er genau wusste, ich hatte recht.
„Patricia!", kam es laut quietschend von Adina, welche wohl die Tribüne heruntergerannt war. Nun viel sie mir um den Hals, quiekte vor sich hin. Kurz darauf kam auch noch Roux dazu. Sie quiekte zwar nicht, aber alle zwei Sekunden brachte sie die Worte: „Ich freue mich so für dich!", heraus.
„Sie ist Treiberin, was wohl niemanden hier überrascht. Jetzt habt ihr sie genug umarmt, Blaise will ihr einen Kuss geben und Antiope will nun endlich ihre wohlverdiente Aufmerksamkeit haben. Sie hat mir zugewufft, dass sie es als große Vernachlässigung empfindet, dass sie nicht bei Patricia sein darf, wenn diese bei Umbridge ist, daher gehört ihr der restliche Samstag. Nicht wahr du, Fellknäuel?"
Mein Hund bellte glücklich, während sie versuchte, zwischen Adina und Roux durchzukommen. Als das allerdings nicht klappte, umrundete mich und zupfte vorsichtig an meinem Hosensaum.
Roux und Adina ließen mich wieder los, weshalb ich mich um mein Haustier kümmern konnte. Ich kniete mich vor sie und kuschelte meinen Kopf in ihrem Fell.
„Oh, mein Mädchen ist wirklich sehr traurig. Wir spielen heute den ganzen Tag. Aber ich muss gleich noch kurz bei Marlon bescheid sagen, dass ich von nun an Treiberin bin. Aber solange ich es ihm sage, wirft Blaise für dich den Ball."
„Wie traurig muss eigentlich dein Freund gucken, bis er dir gratulieren darf?", kam der Kommentar von meinem dunkelhäutigen Klassenkameraden. Ich ließ meinen Hund los, drückte Blaise einen kurzen Kuss auf den Mund, nur um mich dann an meine große Schwester zu wenden.
Antiope und Bärchen sprangen zusammen am Ufer des Sees herum. Adina und ich sahen ihnen beim Herumtollen zu dürfen. Wir beide hatten uns zu zweit zu unserem üblichen Nachmittagsspaziergang mit unseren beiden Tieren abgesetzt. Jamie und Blaise würde wir danach noch einmal treffen. Eigentlich hatten sie uns begleiten wollen, doch die Wassernymphe hatte sie mit dem Wort „Frauengespräche" vertrieben.
Bisher fand ich allerdings nicht, dass wir besondere „Frauengespräche" führten. Sie hatte mir noch dreimal erzählt, wie glücklich es sie machte, dass ich mich nun mit ihren Bruder verstand und nun im Quidditchteam war.
„Dir ist aber schon bewusst, dass meine Entscheidung in Bezug auf das Verhältnis zu deinem Bruder vor allem durch die Sommer-Entscheidung geprägt wurde?", fragte ich vorsichtig nach, als ich das vierte Mal gehört hatte, wie glücklich Adina doch über meine Entscheidung war.
„Ja, natürlich. Aber du musst auch zugeben, eigentlich magst du ihn ein wenig."
„Dein Bruder hat gute Charaktereigenschaften, die mag ich an ihm. Aber leider auch sehr viele schlechte. Ich mag es, wenn er mich verteidigt, allerdings finde ich es nicht gut, wenn er dabei andere beleidigt. Außerdem finde ich ihn noch immer sehr arrogant."
„Und manchmal sagt er gemeine Dinge zu dir."
„Nein, damit komme ich klar. Was sind eigentlich die Frauengespräche, die du mit mir führen willst?", lenkte ich auf das viel interessante Thema.
Adina lief knallrot an. Sie begann nervös an ihren Fingern zu knibbeln, während sie konzentriert den Hunden beim tollen zusah. Ging es bei Frauengesprächen um unsere Haustiere? Das würde wenigstens halbwegs Sinn ergeben, denn wir waren die einzigen Hundebesitzer, auch wenn ich nicht wusste, warum sie es dann nicht einfach gesagt hatte. Also musste es bei unserem „Frauengespräch" um etwas gehen, was wir nicht vor unseren Freunden besprechen sollten? Doch was konnte für die Blondine so unangenehm sein?
„Ich würde wirklich gerne mit Jamie darüber reden, was wir vorhaben. Wenn ich es nicht tue, verliere ich ihn", murmelte ich die Wassernymphe schließlich. Ich seufzte leise. Das war mir doch schon längst bewusst geworden. Wenn Adina Jay Jay halten wollte, würde er erfahren müssen, was hier vor sich ging.
„Sei doch ehrlich, eigentlich würdest du auch Blaise gerne sagen, was los ist", fügte die Wassernymphe noch hinzu.
„Ich werde Blaise nicht einweihen, weil es nicht notwendig ist", stellte ich wahrheitsgemäß fest. „Aber ich kann verstehen, warum du Jamie einweihen willst. Ehrlich gesagt, habe ich damit gerechnet, weshalb ich mir sehr viele Gedanken darüber gemacht habe. Vivienne meinte, die Gefahr, dass der dunkle Lord wegen ihm misstrauisch wird, ist relativ gering, und sie findet, die Bedeutung, die er für dich hat, überwiegt. Allerdings nur wenn er ebenfalls bereit ist, sich von nun an auf die Seite der Slytherins zu stellen. Also wenn du es unbedingt willst, darfst du ihn einweihen."
Adina ließ mal wieder ein freudiges Quietschen hören. Sie fiel mir auch wieder um den Hals.
„Er muss auch trainiert werden. Ansonsten kann er nicht mit uns kommen", fügte ich noch ehrlich hinzu.
„Ist mir egal. Hauptsache, all meine Liebste können bei mir bleiben", verkündete Adina supergut gelaunt.
„Aber ihm vielleicht nicht", stellte ich wahrheitsgemäß fest. Ich war mir ehrlich gesagt nicht so sicher, dass Jamie ein Interesse daran hatte, zum dunklen Jay Jay zu mutieren.
Die Wassernymphe wank ab. Sie schien sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Stattdessen hüpfte sie glücklich über die Wiesen in Richtung Quidditchstadion und ich folgte ihr. Die beiden Hunde verstanden Adinas Fortbewegungsart wohl als Spiel und sprangen daher um sie herum.
„Was ist denn da los?" Als wir schon fast am Stadion vorbei waren, entdeckte ich den kleinen Menschenauflauf, welcher dort stand. Das war sehr außergewöhnlich, denn normalerweise wurde das Training nicht von den anderen Schülern beobachtet. Schon gar nicht von so vielen.
Neugierig änderte ich meine Richtung, nur um in Richtung der Menschenmasse zu laufen. Kurz darauf erkannte ich auch schon, wer da stand. Ein Haufen Slytherins, darunter meine gesamte Mannschaft. Sie beglückten das trainierende Team von Gryffindor mit einem Haufen blöder Kommentare, Buhrufen und ähnlichen. Dabei zeigte ihr Sabotage auch noch Wirkung, denn so übel zugerichtet, hatte ich die Gryffindors noch nie gesehen. Katie Bells Nase blutete, Ron schien vor den Ringen wirklich fehl am Platz und auch ansonsten wirkte alles irgendwie unkoordiniert.
„So viel Angst, dass du die Gryffindors nicht trainieren lassen willst?", fragte ich an Draco gewandt, welcher die Truppe natürlich anführte.
„Ich bin nicht die Person mit dem Feuerblitz", kam nur der knappe Kommentar von meinem Klassenkameraden.
„Und du, Katie, kannst du nicht was gegen dein Nasenbluten unternehmen?", fragte in diesem Angelina Johnson ihre Teamkollegin.
„Es wird einfach immer schlimmer!", sagte Katie mit schleppender Stimme und versuchte den Blutstrom mit dem Ärmel zu stoppen.
Fred griff daraufhin beunruhigt in seine Tasche und zog schließlich etwas Violettes heraus. Er musste es kurz, bevor er starr vor Entsetzen zu der Jägerin mit Nasenbluten sah. Hatte er ihr etwa unbeabsichtigt die Nasch- und Schwänzleckerei für Nasenbluten gegeben anstelle von dem Gegenmittel? Ich musste amüsiert grinsen aufgrund des Chaos, welches dort gerade herrschte.
„Also, versuchen wir's noch mal", rief Angelina.
Fast gleichzeitig stimmten die Slytherins um mich herum einen Schlachtgesang an: „Gryffindor, Flaschen vor, Gryffindor, Flaschen vor -"
Ich sah zu Adina, welche nur überfordert mit den Schultern zuckte. Ich machte ihre Geste nach. Bei dieser Sache würde ich mich bestimmt nicht einmischen. Zum einen, weil meine Mission eindeutig sagte, ich sollte mich nicht immer auf Harrys Seite stellen, zum anderen, weil er es mir übel nahm, dass ich nun für Slytherin spielte. Heute beim Mittagessen hatte er mich nicht einmal beglückwünscht.
Als Nächstes machte ich eine Geste, wir sollten gehen. Die Teams sollten sich wie Kleinkinder bekriegen, ich würde jetzt Blaise einsammeln gehen und dann den restlichen Tag mit ihm verbringen.
Adina und ich wollten uns gerade auf den Weg machen, doch dann sahen wir Jamie, welcher mit Franklin auf der Schulter zu uns herüberkam. Der Niffler war wohl mal wieder ausgebüchst und der Waisenjunge wollte ihn brav zurückbringen. Eigentlich sollte er es einfach endgültig lassen. Das Tierwesen würde eh immer wieder wie in Bumerang zurückkommen. Mittlerweile dauerte es nur noch höchstens drei Stunden, dann war Frankie wieder bei uns.
„Psychische Kriegsführung?", fragte Jay Jay, als er uns erreichte. Ich nickte leicht. Durch die Worte des Waisenjungen lenkte er allerdings auch die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich. Pansy Parkinson fing sofort an zu kreischen, als sie Franklin erblickte.
„Was macht dieses Ding hier?", brüllte sie, während sie zur Sicherheit noch einmal überprüfte, ob ihr Schmuck noch an Ort und Stelle war. Der mittlerweile ziemlich brave Niffler sah ihr neugierig dabei zu. Nachdem Mopsgesicht festgestellt hatte, dass alles an Ort und Stelle war, so wie es sich gehörte, versteckte sie sich zur Sicherheit hinter unseren beiden Zimmergenossinnen.
Auch Adina sah nicht gerade begeistert auf den tierischen Freund von Jamie herab, welcher gerade mit den Schnabel klapperte und stolz Alufolie aus seinem Beutel zog, nur um sie in den Pfötchen hin und her zu drehen. Ja, bei all den tollen glitzernden Dingen, musste sich der kleine Racker nun einmal mit seinen tollen Dingen ablenken, damit er seine Pfoten bei sich behalten konnte.
Auf dem Spielfeld war ein Pfiff zu hören. Neugierig sah ich zum Spielfeld, nur um zu sehen, wie Katie Bell halb ohnmächtig auf den Besen hin. Der Blutverlust war wohl zu groß gewesen.
„Sie muss in den Krankenflügel", stelle die Kapitänin des Teams fest. Diese Empfehlung hätte ich schon vor Minuten ausgesprochen, wenn ich daran dachte, wie es Fred und George nach der Einnahme von den Dinger gegangen war. Mir hatten sie glücklicherweise nichts ausgemacht, außer dass sie einen ziemlich üblen Geschmack im Mund hinterließen.
„Wir bringen sie hin", kam es auch schon eifrig von Fred. „Sie - ähm - könnte irrtümlich eine Blutblasenschote geschluckt haben -"
Ich kicherte leise. Also das war es gewesen.
In diesem Moment sprang Franklin auf den Boden. Er stürmte los auf das Spielfeld in Richtung von den Ringen einer Seite. Jamie sah dem Tier etwas verwundert hinterher, machte allerdings keine Anstalten ihn aufzuhalten oder zurückzurufen. Da er allerdings auch nicht irgendwelche Dinge klauen wollte, fand ich es nur richtig, ihn rennen zu lassen.
„Nun denn, ohne Treiber mit einem Jäger weniger hat es keinen Zweck weiterzumachen", stellte Angelina Johnson missmutig fest, während die fehlenden drei Spieler in Richtung Schloss flogen. „Kommt, wir gehen uns umziehen."
Sie landete und verstaute den Quaffel wieder in der Box. Harry flog los, um den Schnatz wohl jetzt doch noch einzufangen. Dazu kam er allerdings nicht mehr.
Franklin war unbemerkt an einer der Ringe hochgeklettert. Gerade als Harry in seine Richtung flog, schoss er nach vorne. Mit den Pfötchen umschloss er den Schnatz. Im Flug stopfte er ihn ganz schnell in seinen Bauchbeutel, nur um dann zielsicher auf Harrys Besen zu landen.
Der Gryffindor landete sichtlich überfordert mit der Situation. Franklin hingegen schien genau zu wissen, was er wollte. Kaum waren sie auf dem Boden, sprang er auch schon vom Besen und kam zurück zu Jamie. Bei ihm kletterte er wieder auf seinen Arm und holte den Schnatz heraus. Erst schien er ihn stolz an den Waisenjungen weitergeben zu wollen, doch dann entschied er sich anders. Der geflügelte Ball wurde Adina hingehalten.
Die Blondine schien allerdings nicht wirklich etwas mit dem Geschenk anfangen zu können. Sie sah etwas überfordert und auch misstrauisch zu dem Tierwesen, welches sich noch ein wenig rekte, um zu verdeutlichen, was es wollte.
„Jetzt nimm es an. Franklin will dein Freund sein, also sei es auch", wies ich die Blondine an. Diese griff auch wirklich zögerlich nach dem Schnatz, was den kleinen Niffler dazu brachte, glücklich mit den Schnabel zu klappern.
Hinter uns räusperte sich jemand. Ich drehte mich dorthin und erblickte einen ziemlich finster dreinschauend Harry.
„Der Schnatz", stellte er knapp fest und streckte seine Hand raus. Adina sah kurz auf das Friedensgeschenk des Nifflers, bevor sie ihr Kinn mal wieder reckte und einen hochnäsigen Blick aufsetzte. Eigentlich wollte sie das Ding behalten, weil es ihr tief im Inneren sehr viel bedeutete. Franklin war Jay Jay wichtig, ihr also ebenfalls, auch wenn sie Angst um ihre Ohrringe hatte.
„Bitte, was soll ich auch schon mit dem ollen Ding anfangen?" Dem Gryffindor wurde der Schnatz übergeben, dann hakte sich die Wassernymphe bei ihrem Freund ein. Demonstrativ strich sie Franklin über den Kopf und verkündete ihm: „Wir brauchen nicht den lausigen Schnatz der Gryffindors mein kleiner. Malfoys können sich viel hübschere Glitzerdinge leisten."
Ich kicherte leise. Aber nur ein Schnatz war ein so hervorragendes Spielzeug für kleine Niffler. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, Adina würde auf der Stelle eine Spezialanfertigung besorgen, wenn sie damit Harry nur beweisen konnte, wie unwichtig ihr dieser eine bestimmte Schnatz war. Ich würde ihn ihr heute Nacht definitiv mit Franklin zurückklauen.
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