Kapitel 20

Vertrauensschülerin zu sein, war doch irgendwie lustiger, als ich gedacht hätte. Na gut, Parkinson Blick als sie mich das erste Mal mit dem Abzeichen gesehen hatte, war das gute daran. Doch dieser Blick entschädigte mich für vieles.
Obwohl wir mittlerweile in Hogwarts waren und Mopsgesicht damit seit Stunden wusste, wer der weibliche Vertrauensschüler geworden war, schien sie es noch immer nicht fassen zu können. Sie starrte die ganze Zeit über die lange Tafel zu mir herüber, fast als erwarte sie, ich würde gleich aufstehen, ihr das Abzeichen geben und gestehen, ich hätte es nur geklaut.
Allerdings musste ich zugeben, dass ich dem Braten auch nicht wirklich traute. Ich wusste noch immer nicht, warum der Schulleiter mich ausgewählt hatte. Es war ein Thema, welches ich definitiv noch mit ihm besprechen wollte.
„Draco, ist die Frau neben Dumbledore nicht Ms Umbridge aus dem Ministerium?", fragte Adina, welche, seitdem wir uns von Jamie am Ravenclawtisch getrennt hatten, neugierig den Lehrertisch gemustert hatte, um den neuen Verteidigungslehrer zu erblicken.
Nun sah ich auch dorthin. Ein wenig neugierig auf die Ministeriumshexe war ich doch. Ich musste mir nicht viel Mühe geben, um Ms Umbridge zu finden. Unsere neue Lehrerin war die in pink gekleidete Kröte, welche bei den Malfoys und Fudge auf der Verlobungsfeier gestanden hatte.
Auch heute trug sie mal wieder ganz viel rosa. Ein Haarreif in dieser Farbe hielt ihre mausgrauen, kurzen Locken an Ort und Stelle, eine flaumige Strickjacke trug sie über ihren Umhang.
Ganz automatisch stellten sich bei mir die Nackenhaare auf. Bisher kannte ich diese Ms Umbridge nur vom sehen, doch schon jetzt war sie mir mehr als unsympathisch. Es war schon einfach ihre Art, wie sie mit Dumbledore sprach, an ihrem Trinkkelch nippte und sich bewegte, die mich auf die Palme brachte.
„Patricia, hast du mal wieder einen Lehrer angesehen und beschlossen, ihn nicht ausstehen zu können?", fragte mich Ari, welche mir gegenüber saß und mich beobachtete.
„Bei Moody hatte ich recht. Er war nicht vertrauenswürdig! Und die Frau da, die ist ebenfalls nicht", murrte ich.
„Natürlich ist sie es nicht, Tric. Fudge hat jemanden aus dem Ministerium hergeschickt, der auf seiner Seite steht. Das weißt du doch", versuchte mich die Ältere wieder zu beruhigen.
Ich schnaubte leise. Natürlich wusste ich das. Umbridges Anwesenheit sollte Fudge beruhigen. Passen musste mir die Kröte trotzdem nicht.
„Gib ihr erstmal eine Chance. Lupin mochtest du am Anfang auch nicht", versuchte mir Blaise, Mut zuzusprechen.
„Remus fand ich nicht auf den ersten Blick abstoßend, sondern einfach nur zu sehr Familie. Mit der freunde ich mich nicht an. Hast du dir mal unser Lehrbuch angeguckt? Reine Theorie!", beschwerte ich mich.
Selbst wenn man nicht davon ausging, Voldemort wäre zurück, hielt ich es für mehr als fahrlässig uns nichts über Verteidigung gegen die dunklen Künste in der Praxis beizubringen. Voldemort war nachweislich nicht der erste böse Zauberer gewesen und würde mit Sicherheit auch nicht der Letzte bleiben.
„Ich werde dir an Umbridge beibringen, wie man als – als –" Adina schien nach Worten zu suchen. Allerdings wusste ich dadurch, was sie meinte. Sie wollte mir zeigen, wie ich mit Leuten, die ich beim besten Willen nicht riechen konnte, umgehen sollte. Ich sollte zu einer zuckersüßen Kriegsnymphe mutieren, um dann den Leuten mein Messer in den Rücken zu rammen. Eine sehr nützliche Fähigkeit, denn genau das wollte ich schließlich bei Voldemort machen.
„Ich soll lernen, Leuten, die ich nicht mag, das nicht mehr zu sagen", stellte ich fest, weshalb die Wassernymphe zufrieden nickte. Genau das wollte sie mir mitteilen. Vermutlich hatte sie sich dabei allerdings noch auf gesellschaftliche Schichten oder Ähnliches beziehen wollen.
„Leute, ich glaube, wir sind diesen dummen Halbriesen Hagrid als Lehrer los!", rief in diesem Moment Draco und zeigte auf Professor Raue-Pritsche, welche gerade sich auf den ehemaligen Platz unserer Professors für pflege magischer Geschöpfe fallen ließ. Wie enttäuscht mein Klassenkamerad wohl sein wird, wenn herauskam, dass Hagrid wieder nur für einige Zeit ausfallen würde?
„Patricia, weißt du etwas darüber?", fragte Adina sofort neugierig.
Ich gab ein kurzes Nicken als Antwort. Ich wusste nicht nur etwas über Hagrids Abwesenheit, ich wusste alles. Marlon versorgte mich wirklich gut mit jeder noch so kleinen Information aus dem Orden. Daher wusste ich auch von Hagrids Reise zu den Riesen, um diese auf unsere Seite zu ziehen.
„Er wird wiederkommen", stellte ich fest, fügte aber noch nach einer kurzen Pasue hinzu: „Außer er wird getötet. Halte ich nicht für komplett ausgeschlossen."
„Hoffentlich wird der Dummkopf getötet", kam es sofort von dem wasserstoffblonden Slytherin, was seine Schwester mit einem tadelnden Blick und einem mahnenden „Draco" kommentierte. Ihren Bruder schien das aber nicht wirklich zu stören oder zum Umdenken zu bewegen. Er zuckte nur leicht mit den Schultern, murmelte etwas, dass ich verdächtig nach: „Als würdest du ihn als Lehrer behalten wollen", anhörte und wandte sich wieder an seine beiden Schläger, um mit ihnen seine Hoffnungen in Bezug auf Hagrids Tod auszutauschen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür zur großen Halle. Professor McGonagall kam herein. Neugierig sah ich dabei zu, wie sie einen Stuhl und einen den schon ziemlich ramponierten sprechenden Hut in den Speisesaal trug, während eine Schar Erstklässler ihr folgte.
Schließlich blieb die Truppe vor dem Lehrertisch stehen. Die Erstklässler stellten sich so hin, dass sie zu uns sahen, während McGonagall den Stuhl bedächtig vor ihnen abstellte und beiseite trat.
Eigentlich erwartete ich, dass jetzt die Schüler nacheinander zum Hut traten, diesen auf den Kopf gesetzt bekamen, damit die Einteilung möglichst bald beendet war und ich essen konnte. Mein Magen knurrte schon. Doch sehr zu meiner Verwunderung blieben die Schüler an Ort und stelle. Sie sahen sich weiter teilweise verängstigt, teilweise neugierig in der Halle um. Ein kleiner Junge, der relativ mittig in der Reihe stand, zitterte sogar vor Aufregung.
Die ganze Schule schien den Atem anzuhalten, während alle weiterhin zum sprechenden Hut herüber starrten. Dann öffnete sich endlich der Riss nahe der Hutkrempe und der sprechende Hut begann zu singen:
„In alter Zeit, als ich noch neu,
Hogwarts am Anfang stand,
Die Gründer unsrer noblen Schule
noch einte ein enges Band.
Sie hatten ein gemeinsam' Ziel
Sie hatten ein Bestreben:
Die beste Zauberschule der Welt,
Und Wissen weitergeben.
»Zusammen wollen wir bau'n und lehr'n!«
Das nahmen die Freunde sich vor.
Und niemals hätten die vier geahnt,
Dass ihre Freundschaft sich verlor.
Gab es so gute Freunde noch
Wie Slytherin und Gryffindor?
Es sei denn jenes zweite Paar
Aus Hufflepuff und Ravenclaw?
Weshalb ging dann dies alles schief,
Hielt diese Freundschaft nicht?
Nun, ich war dort und ich erzähl
Die traurige Geschicht'.
Sagt Slytherin: »Wir lehr'n nur die
Mit reinstem Blut der Ahnen.«
Sagt Ravenclaw: »Wir aber lehr'n,
Wo Klugheit ist in Bahnen.«
Sagt Gryffindor: »Wir lehr'n all die,
Die Mut im Namen haben.«
Sagt Hufflepuff: »Ich nehm sie all'
Ohne Ansehen ihrer Gaben.«
Am Anfang gab es wenig Streit
Nur Unterschiede viele,
Denn jeder der vier Gründer hatte
Ein Haus für seine Ziele.
Sie holten sich, wer da gefiel;
So Slytherin nahm auf,
Wer Zauberer reinen Blutes war
Und listig obendrauf.
Und nur wer hellsten Kopfes war,
Der kam zu Ravenclaw.
Die Mutigsten und Kühnsten doch
Zum tapferen Gryffindor.
Den Rest nahm auf die Hufflepuff,
Tat allen kund ihr Wissen,
So standen die Häuser und die Gründer denn
In Freundschaft, nicht zerrissen.
In Hogwarts herrschte Friede nun
In manchen glücklichen Jahren,
Doch bald kam hässliche Zwietracht auf,
Aus Schwächen und Fehlern entfahren.
Die Häuser, die vier Säulen gleich
Einst unsre Schule getragen,
Sie sahen sich jetzt als Feinde an,
Wollten herrschen in diesen Tagen.
Nun sah es so aus, als sollte der Schule
Ein frühes Ende sein.
Durch allzu viele Duelle und Kämpfe
Und Stiche der Freunde allein.
Und schließlich brach ein Morgen an,
Da Slytherin ging hinfort.
Und obwohl der Kampf nun verloschen war,
Gab's keinen Frieden dort.
Und nie, seit unsere Gründer vier
Gestutzt auf dreie waren,
Hat Eintracht unter den Häusern geherrscht,
Die sie doch sollten bewahren.
Nun hört gut zu dem Sprechenden Hut,
Ihr wisst, was euch beschieden:
Ich verteil euch auf die Häuser hier,
Wie's mir bestimmt ist hienieden.
Ja, lauscht nur meinem Liede gut,
Dies Jahr werd ich weitergehen:
Zu trennen euch bin ich verdammt,
Doch könnt man's als Fehler sehen.
Zwar muss ich meine Pflicht erfüllen
Und jeden Jahrgang teilen.
Doch wird nicht bald durch diese Tat
Das Ende uns ereilen?
Oh, seht das Verderben und deutet die Zeichen,
Die aus der Geschichte erstehen.
Denn unsere Schule ist in Gefahr,
Sie mag durch äußere Feinde vergehen.
Wir müssen uns stets in Hogwarts vereinen
Oder werden zerfallen von innen.
Ich hab's euch gesagt, ich habe gewarnt ...
Lasst die Auswahl nun beginnen."
Der Hut erstarrte wieder, Beifall ertönte um uns herum. Unsicher begann ich ebenfalls zu klatschen. Mit einer Ansprache, wir sollten ab jetzt alle Freunde sein, hatte ich nicht gerechnet. Ich zweifelte allerdings wirklich daran, dass dieses Lied etwas ändern würde. Zumindest die geflüsterten Gespräche um mich herum ließen nicht darauf schließen, dass sie bald Freunde sein würden.
„Dieser Hut wird auch jedes Jahr dramatischer", murrte Draco nur, bevor sein Blick kurz zu den Gryffindors glitt und er angewidert seinen Kopf schüttelte. Das wurde wohl nie etwas mit einer Freundschaft zwischen den Parteien. Oder auch nur Frieden. Nicht in diesem Leben.
„Redet der immer so lange? Und so negativ über die Häuser? Das hört sich ja so an, als würde man bei Hufflepuff den Müll abladen", fragte ich an Adina gewandt.
„So ist das nun einmal. Ist dir das noch nicht aufgefallen?", kam der Kommentar von Draco, was mich dazu brachte, meine Augen zu verdrehen. Die Hufflepuffs würde ich wirklich nicht pauschal als Müll einstufen. Auch unter ihnen gab es viele kluge und mutige Leute. Man musste nur mal an Cedric Diggory denken oder an Nymphadora.
„Draco, jetzt schieße nicht gegen die anderen Häuser. Jedes Haus bringt angesehene Mitglieder hervor, jedes hat seine Qualitäten", beschwerte sich Adina sofort.
„Seitdem du mit Tric und Jamie abhängst, bist du echt kleinlich, was das angeht", murrte ihr Bruder.
Die Blondine schien diesen Kommentar allerdings keine Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Sie wandte sich an mich, um endlich auf die von mir an sie gestellten Fragen einzugehen: „Dieses Jahr ist er ziemlich dramatisch. Normalerweise betitelt er die Hufflepuffs eher als loyal und gerecht. So etwas in der Art."
Ich wollte gerade den Mund aufmachen, um noch etwas zu dem Thema zu sagen, doch Professors McGonagalls finsteren Blick brachte mich davon ab. Sie hatte Anstalten gemacht, eine Liste vorzulesen – vermutlich die Namen der Erstklässler – allerdings störte es sie anscheinend, dass die halbe große Halle noch immer tuschelte. Augenblicklich verstummte überall das Gemurmel.
Nachdem die Lehrerin für Verwandlung ein weiteres Mal alle Tische finster angesehen hatte, wandte sie sich wieder der Pergamentrolle in ihrer Hand zu.
„Abercrombie, Euan", wurde der erste Namen verlesen.
Der zitternde Junge aus der Mitte stolperte nach vorne. Bei den zwölf Göttern, da war aber jemand aufgeregt. Ihm wurde der sprechende Hut auf den Kopf gesetzt. Im ersten Moment dachte ich, er würde ihn einfach bis runter zu den Schultern rutschen, allerdings verhinderten es seine abstehenden Ohren dann doch. Man sollte vielleicht mal einen kleineren sprechenden Hut besorgen.
„Gryffindor!", verkündete das Kleidungsstück.
Der gesamte Gryffindortisch fing an zu klatschen. Musste ich verstehen, warum sie das taten? Ich meine, es war wirklich keine Leistung ein Gryffindor zu werden ... oder Mitglied eines anderen Hauses. In irgendeines kam man, ob man wollte oder nicht.
Auch als der nächste Schüler aufgerufen wurde und dieses Mal nach Ravenclaw eingeteilt wurde, begannen alle Mitglieder dieses Hauses zu klatschen. So ging es immer weiter. Ein Schüler wurde aufgerufen, dann dauerte es mal wenige Sekunden und mal länger bis sie eingeteilt wurden, alle begannen zu klatschen und wenn der Schüler saß, kam der nächste an die Reihe. Eine ewige Schleife.
„Warum klatschen alle?", fragte ich Ari leise, nachdem Slytherin den dritten neuen Schüler bekommen hatte und ich grundlos mit klatschte.
„Um den neuen Schüler bei uns im Haus zu begrüßen. Man hat dir doch mit Sicherheit gesagt, die Häuser hier sollen wie eine Familie sein. So sollen sie das Gefühl kriegen, sie wären wirklich Teil einer neuen Gemeinschaft geworden."
„Einer ziemlich blöden, die sich bei erster Gelegenheit auf einen stürzt. Wären die Häuser wirklich Familie, sollten sie ihre Mitglieder schützen. Das machen sie aber nicht. Die Ravenclaws ärgern mit den anderen Luna, anstelle sie zu schützen. Die Gryffindors reden über Harry, weil die ganzen Lügen im Tagespropheten stehen, und über die Slytherins und ihren Umgang mit mir, müssen wir wohl eher nicht sprechen", murrte ich, während ich mal wieder brav applaudierte, weil ein neuer Erstklässler eingeteilt worden war.
Endlich waren alle Erstklässler eingeteilt. Als auch Rose Zeller sicher bei den Hufflepuffs saß, erhob sich Dumbledore. Ich gab ein leises Seufzen von mir. Musste er jetzt wirklich noch eine Rede schwingen? Ich hatte einfach nur hunger.
„An unsere Neuen", verkündete der Schulleiter mit schallender Stimme, die Arme weit ausgebreitet und ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, „willkommen! An unsere alten Hasen - willkommen zurück! Es gibt eine Zeit, um Reden zu halten, aber dies ist sie nicht. Haut rein!"
Ein Teil von mir wollte nach vorne rennen, um dem schlechten Weihnachtsmannabklatsch dafür zu danken, dass er nicht auf die Idee gekommen war auch jetzt noch eine stundenlange Rede zu halten. Ich sah begierig zwischen dem Mann, welcher sich in Ruhe hinsetzte, und den leeren Tisch hin und her. Und dann erschien endlich alles wie aus dem Nichts. Pasteten, Braten, Nudeln, Gemüse, Soßen, Brot und Krüge voller verschiedener Getränke füllten den Tisch. Sofort stürzte ich mich darauf.
„Patricia, anders als in der Gosse gibt es hier jederzeit genug Essen", wurde mir von Draco tadelnd mitgeteilt. Ich zuckte nur leicht mit den Schultern. Dass bei mir mal wieder das Gossenkind hervortrat, war mir schon aufgefallen, doch es änderte nichts daran. Ich hatte hunger. Wirklich richtigen Heißhunger. Schon seitdem wir den Hogwartsexpress verlassen hatten, war ich das. Ich hatte meine letzte Tüte Bananenchips verdrückt, nur um dann die gesamte Kutschfahrt darüber nachzudenken, ob ich auch noch den Schoko-Müsliriegel essen wollte, den mir Ari angeboten hatte.
Ich hatte ihn nicht gegessen. Meine Philosophie „Keine Schokolade" würde wohl noch länger bestehen bleiben. Ob ich das braune Zuckerzeug wohl wieder herunterbekommen würde, wenn ich erstmal Natasha wieder hatte? Oder wenn der Kontakt zu meinen Großeltern wieder bestand?
„Ich habe hunger", nuschelte ich zwischen zwei Bissen.
„Also ihr normaler Zustand", kam der Kommentar von Blaise und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Ich habe das Gefühl, von Tag zu Tag hungriger zu werden", gab ich zu.
„Glaube mir, das wirst du Patricia. Du schaufelst dir momentan mehr Essen rein, als Sue, Roux und ich zusammen. Aber das ist normal. Nach unseren Aufzeichnungen über kindliche Nymphen haben sie meistens im Alter von fünfzehn bis sechzehn Jahren ihren letzten magischen Wachstumsschub. Bei den anderen magischen Wachstumsschüben warst du auch immer sehr zuverlässig in der Mitte."
„Es ist normal, dass ich meinen letzten Schub vor einem Jahr hatte?", fragte ich überrascht.
„Ja, und weißt du, was das Schlimmste an dir war? Dein magischer Schub war vorbei und dann ging es wieder los, dieses Mal nur mit einem körperlichen. Aber bald haben wir wohl beides überstanden."
„Tut mir leid, dass ich eine anstrengende kleine Schwester bin. Ich gebe mir sehr viel Mühe, normaler zu sein", gab ich offen zu.
„Nein, chiot, das muss dir nicht leid tun und es liegt auch nicht daran, dass du nicht normal bist. Wir sind alle immer mal wieder anstrengend. Ganz besonders Sue. Unsere kleine Perfektionistin muss echt mal wieder einen Gang herunterschalten." Mir wurde von der Siebtklässlerin noch ein aufmunterndes Lächeln geschenkt, bevor sie sich wieder ihren eigenen Teller zuwandte.
„Wir haben dich alle lieb, meine kleine Rose", versicherte mir nun auch Blaise. Automatisch musste ich lächeln. Jetzt war ich nicht mehr nur eine kleine Rose, sondern seine kleine Rose. Und ich war es gerne. Ich war gerne „sein", jedenfalls solange er auch brav „meins" blieb.
„Ich euch auch. Meine große Schwester, mein toller Freund –"
„Du bist jetzt mit dem Gossenkind zusammen, Zabini!", kam es entsetzt von Pansy Parkinson. Ich verdrehte die Augen. Jetzt hatten wir es also bis zum Abendessen geschafft und schon waren Mopsgesicht und ich schon wieder am Streiten. Ob das wohl besser werden würde, wenn ich mich offiziell gegen meine Familie stellen würde? Adina hatte mal gemeint, wenn ich mich als Nymphe outete, würde sie aufhören, mich zu ärgern, weil sie damit aus ihrer Sicht unter mir stand und nicht mehr anders herum.
„Was hast du erwartet, Parkinson?", giftete Adina sie an.
Ich sah überrascht zu der Wassernymphe. Dass sie mich wirklich verteidigte, war etwas Neues. Eigentlich hatte ich mich daran gewöhnt, ich focht diese Streitigkeiten alleine aus.
„Dass ihr alle irgendwann erkennt, dass Black nichts weiter als ein armseliges Gossenkind ist, welches sich wie ein Parasit überall einnistet! Sie gehört nicht zu uns! Wir sind Reinblüter aus angesehenen Familien und sie ist –", rief Mopsgesicht wutentbrannt.
„Eine Reinblüterin mit zwei angesehenen Familien?", schlug Blaise vor.
„Ich habe gehört, dass es bald wohl wieder null sein werden. Die Allaires und Kiras Familie scheinen langsam zu erkennen, was sie sich ans Bein gebunden haben. Wann kapiert ihr es endlich?", zischte meine ungeliebte Klassenkameradin.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Die von mir gestreuten Gerüchte machten wirklich eine noch größere Welle, als ich überhaupt gedacht hatte. Natürlich hatte ich damit gerechnet, dass die Malfoys von dem schlechteren Familienverhältnis zu den Allaires anderen berichtete, doch dass es bis nach Hogwarts getragen wurde – damit hatte ich nicht gerechnet.
„Parkinson, Eifersucht steht dir nicht. Dann machst du ein Gesicht – das ist nicht hübsch", stellte Draco trocken fest, bevor er mir zuzwinkerte.
Ich musste automatisch grinsen. Vielleicht sollte ich den jungen Malfoy von meiner stinkenden Socke zu einer frischgewaschenen Socke befördern. Jetzt gerade hatte ich das Gefühl, er hätte es verdient.
„Ich bin nicht eifersüchtig auf das Gossenkind! Warum sollte ich auch?", kreischte Parkinson hysterisch.
„Weil sie dir in allen Punkten überlegen ist. Sie ist die mächtigere Hexe, sie sieht besser aus und klüger ist sie auch noch. Ehrlich gesagt wundert es mich nicht, dass sie Vertrauensschülerin geworden ist und du nicht", kam es von meiner ab jetzt definitiv frisch gewaschenen Socke.
„Wenigstens stinke ich nicht nach Hund!", knurrte Mobsgesicht, bevor sie sich wieder den Mädchen aus unserem Schlafsaal zuwandte.
„Danke, fürs verteidigen, frisch gewaschene Socke", stellte ich fest.
„Oh, du nennst ihn nicht mehr stickende Socke", quietsche Adina überglücklich. Genau die gleiche Tonlage hatte sie auch genutzt, als ich ihr erzählt hatte, dass Blaise und ich uns ab jetzt richtig küssten.
Das restliche Essen verlief zum Glück friedlich. Parkinson wagte es nicht, sich noch einmal bei uns einzumischen. Immer mal wieder sah sie säuerlich zu uns herüber, doch mehr passierte nicht. Als schließlich alle fertig gegessen hatten und sich sogar mein Bauch einfach nur voll anfühlte, erhob sich Dumbledore erneut. Die Unterhaltungen, welche zum Ende hin wieder allmählich angeschwollen waren, verstummten erneut. Stattdessen sahen alle zu dem Schulleiter herüber. Ich kuschelte mich zufrieden an Blaise. Von mir aus durfte der Schulleiter noch eine kleine Rede halten, bevor ich mich auf mein Sofa verzog.
„Nun, jetzt, da wir alle ein weiteres herrliches Festessen verdauen, bitte ich für einige Momente um eure Aufmerksamkeit für die üblichen Bemerkungen zum Schuljahresbeginn", berichtete Dumbledore. „Die Erstklässler sollten wissen, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist - und einige unserer älteren Schüler sollten es inzwischen auch wissen."
„Ich glaube, damit meint er unter anderem dich, Patricia", wurde mir von Blaise zugeflüstert.
„Nein, er hat gesagt, solange ich nicht alleine zu den Riesenspinnen laufe und das Revier der Zentauren nur mit ihrer Erlaubnis betrete, darf ich dort herumspringen", stellte ich zufrieden fest. Meine Privilegien an dieser Schule würde ich definitiv nicht kleiner werden lassen. Das kam gar nicht in Frage.
„Mr. Filch, der Hausmeister, hat mich, wie er sagt, zum vierhundertzweiundsechzigsten Mal gebeten, euch daran zu erinnern, dass Zauberei zwischen den Unterrichtsstunden auf den Gängen nicht erlaubt ist, ebenso wenig wie eine Reihe anderer Dinge, die alle auf der erschöpfenden Liste nachzulesen sind, die jetzt an Mr. Filchs Bürotür hängt."
Das mit den Zaubern auf den Gängen ging dafür an mich. Da war ich mir absolut sicher. Schließlich verstieß ich eigentlich durchgängig dagegen. Und heute Abend plante ich, es schon wieder zu tun.
„Dieses Jahr haben wir zwei Veränderungen im Kollegium. Wir freuen uns sehr, Professor Raue -Pritsche erneut willkommen zu heißen, die Pflege magischer Geschöpfe unterrichten wird; wir freuen uns ebenfalls, Professor Umbridge vorstellen zu können, unsere neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste."
Erneut fing die große Halle an zu applaudieren. Dieses Mal hörte es sich aber wirklich nur sehr höflich an und nicht begeistert, so wie es bei der Einteilung der Schüler der Fall gewesen war.
„Auswahlspiele für die Quidditch-Mannschaften der Häuser finden statt am –", fuhr Dumbledore fort, brach dann aber doch ab. Stattdessen sah er fragend zu Professor Umbridge. Ich brauchte zwei Sekunden, um zu begreifen, dass sie mittlerweile stand. Da sie im Stehen nicht viel größer war als im Sitzen, war es mir erst gar nicht aufgefallen.
Und dann räusperte sie sich. Man hörte ein leises „chrm, chrm", welches mir einen Schauer über den Rücken jagte. Kein Angstschauer, sondern einfach – es war das gleiche Gefühl, wie wenn jemand über eine Tafel mit den Fingernägeln kratzte. Einfach nur schrecklich.
Dumbledore wirkte einen kurzen Moment lang verdutzt. Normalerweise kamen seine Lehrer wohl nicht auf die Idee, ihn zu unterbrechen, um selbst eine Rede zu halten. Doch der Schulleiter überwand schnell seine Überraschung, setzte sich munter hin und sah die Ministeriumsangestellte so an, als wäre die Rede genau die Sache, die er gerade hören wollte.
Die anderen Lehrer verbargen ihre Überraschung nicht so geschickt. Professor Sprouts Augenbrauen waren in ihrem zerzausten Haar verschwunden und Professor McGonagalls Mund war so dünnlippig – nicht einmal mir gegenüber waren die Lippen jemals so schmal gewesen. Dabei hatte ich sie durch meine nicht gemachten Hausaufgaben schon sehr dünn gekriegt.
Viele Schüler hingegen wirkten ziemlich amüsiert. Jeder merkte, diese Frau brachte frischen Wind nach Hogwarts. Sie hielt sich nicht an die ungeschriebenen Regeln. Bisher schien sich unserer Schulleiter allerdings noch keinen Kleinkrieg um die Macht mit ihr liefern zu wollen. Ansonsten hätte er sie zurechtgewiesen, anstelle sie Reden schwingenzulassen.
„Danke, Direktor", sagte Professor Umbridge mit einer hohen, hauchzarten Kleinmädchenstimme geziert, „für diese freundlichen Willkommensworte."
Erneut ließ die Frau ihr hüstelndes Räuspern hören, weshalb sich meine Finger automatisch um meine Gabel legten. Ein Teil von mir wollte ihr das Ding in den Hals rammen, damit sie dieses Geräusch nicht mehr erzeugte.
„Ich glaube, bis du freundlich zu Umbridge bist, dauert es wohl noch etwas", stellte Blaise fest. Er legte vorsichtig seine Hand auf meine. Mir wurde liebevoll darüber gestrichen, damit ich wieder locker ließ. Auch Ari drehte sich zu mir um, schenkte mir ein beruhigendes Lächeln und legte mir eine Hand auf das Bein. Automatisch griff ich mit meiner anderen Hand danach.
„Nun, es ist wunderbar, wieder in Hogwarts zu sein, muss ich sagen!" Sie lächelte gekünstelt und offenbarte dabei sehr spitze Zähne.
Gleichzeitig entzog ich Blaise und Ari meine Hände wieder, nur um sie auf meine Ohren zu pressen. Die Alarmglocken in meinem Kopf waren mal wieder angesprungen. „Lüge, Lüge, Lüge!", schrien sie unaufhörlich und furchtbar laut. Das war keine nette kleine Notlüge so wie bei Remus und der Karte, sie lügte vom ganzen Herzen, weshalb die Alarmglocken noch schriller als sonst waren.
„Und solch glückliche kleine Gesichter zu mir aufblicken zu sehen!", fuhr sie fort, während ich mir meine Hände noch fester auf die Ohren drückte.
„Patricia, was ist los?", zischte mir Blaise zu.
„Sie lügt. Sie soll aufhören. Einfach aufhören", presste ich mühsam hervor.
„Ich wusste ja, du erkennst lügen, aber dass du so schlimm darauf reagierst – ich meine, dass wir nicht glücklich zu ihr Aufblicken ist sehr offensichtlich. Das ist keine richtige Lüge", wurde mir zugeflüstert.
„Ich freue mich sehr darauf, Sie alle kennen zu lernen, und ich bin sicher, wir werden sehr gute Freunde werden!"
„Deine Freundin wird sie wohl eher nicht", stellte Blaise fest und strich mir beruhigend über die Schulter. „Ist es immer so schlimm, wenn dich jemand anlügt?"
„Sie stellt sich nur ein wenig an", stellte Ari fest. „Sie sind unangenehm, tun ihr aber nicht weh oder Ähnliches. Wenn sie wirklich will, kann sie sich hier hinsetzen und es einfach ignorieren."
„Nicht, wenn ich es nicht muss", murrte ich. So toll war das Alarmsignal wirklich nicht. Man konnte es aushalten, mit etwas Übung sogar ohne mit der Wimper zu zucken, doch angenehmer wurde es dadurch leider nicht.
Professor Umbridge räusperte sich erneut, weshalb ich mich jetzt endgültig von dem Gespräch abwandte und mich stattdessen an Blaise kuschelte.
„Ich kaufe dir Ohrstöpsel, damit du ihren Lügen bei der nächsten Rede nicht mehr zuhören musst", wurde mir von meinem Freund versichert.
„Das Zaubereiministerium hat der Ausbildung junger Hexen und Zauberer immer die größte Bedeutung beigemessen", erzählte Umbridge dieses Mal in einem sehr geschäftsmäßigen Ton die Wahrheit. „Die seltenen Gaben, die Sie von Geburt an besitzen, könnten verkümmern, wenn wir sie nicht durch sorgfältige Anleitung fördern und hegen würden. Die uralten Fähigkeiten, die der Gemeinschaft der Zauberer vorbehalten sind, müssen von Generation zu Generation weitergegeben werden, wenn wir sie nicht für immer verlieren wollen. Der Schatz magischen Wissens, den unsere Vorfahren zusammengetragen haben, muss bewahrt, erweitert und vertieft werden von jenen, die zum ehrenvollen Dienst des Lehrers berufen sind."
An dieser Stelle legte Umbridge eine Kunstpause ein, um eine kleine Verbeugung in Richtung des Kollegiums zu machen. Ich fand diese Geste irgendwie vollkommen lächerlich und damit war ich wohl nicht alleine. Professors McGonagalls dunkle Augenbrauen hatten sich dermaßen zusammengezogen, dass sie nun wie ein Falke wirkte. Gleichzeitig tauschte sie vielsagende Blicke mit Professor Sprout aus.
Umbridge hingegen ließ erneut dieses schreckliche „Chrm, chrm" hören und fuhr dann mit ihrer Rede fort:
„Jeder Schulleiter, jede Schulleiterin von Hogwarts hat etwas Neues zu der schweren Aufgabe beigetragen, diese geschichtsträchtige Schule zu führen, und das ist auch gut so, denn ohne Fortschritt treten Stillstand und Verfall ein. Und doch muss dem Fortschritt um des Fortschritts willen eine Absage erteilt werden, denn häufig bedürfen unsere erprobten und bewährten Traditionen nicht des Herumstümperns. Ein Gleichgewicht also zwischen Altem und Neuem, zwischen Dauer und Wandel, zwischen Tradition und Innovation ..."
Ich seufzte leise. Jetzt wo sie aufgehört hatte zu lügen und einfach nur mehr oder weniger bedeutungslose Floskeln herunter zu rattern, wurde sie zu einem netten Hintergrundrauschen. Viel lieber kuschelte ich mich richtig an Blaise, vergrub meine Nase in seinem Hemd und versuchte, weg zu dösen.
„Blaise ließt jetzt ernsthaft mit Loony im Klitterer! Warum liest er so dumme Magazine mit der Verrückten?", grummelte Adina.
„Weil er mit Luna befreundet ist. Ihr Vater ist der Herausgeber, er respektiert, dass sie ihm glaubt, auch wenn seine Theorien vollkommen verrückt sind. Sieh es doch mal so, er kann uns später hoffentlich ganz genau erklären, warum mein Vater Stubby Boardman, Lead-Sänger der beliebten Gesangsgruppe The Hobgoblins ist. Vielleicht weiß ich bald auch mehr über Mrs Purkiss, mit der war mein Vater nämlich aus, obwohl Sirius mit meiner Mum verheiratet war", erzählte ich vergnügt von dem Artikel. Der Flüchtige und ich hatten ihn zusammen gelesen, nachdem Mr. Weasley ihn das Heft mitgebracht hatte.
Adina schien allerdings nicht wirklich begeistert davon, dass Jamie uns morgen hoffentlich all die verrückten Theorien ausführlich erklären konnte. Dabei wären die mit Sicherheit wirklich amüsant.
„... weil manche Änderungen zum Besseren ausschlagen, während andere im Urteil der Geschichte sich als Fehlentscheidungen erweisen werden. Desgleichen werden manche alten Gewohnheiten bewahrt werden, und das ganz zu Recht, während andere, veraltet und überholt, aufgegeben werden müssen. Gehen wir also voran in eine neue Ära der Offenheit, der Effizienz und der Verantwortlichkeit, bestrebt, das zu bewahren, was bewahrenswert ist, zu vervollkommnen, was vervollkommnet werden muss, und zu säubern, wo wir Verhaltensweisen finden, die verboten gehören."
Endlich war Umbridges Rede vorbei. Dies schreckliche Frau setze sich hin. Dumbledore fing an zu klatschen, die Lehrer folgten seinem Beispiel ziemlich zögerlich und auch nur sehr kurz. Von den Schülern waren die meisten so von der Rede überrascht, dass sie erst anfangen wollten zu klatschen, als der Schulleiter schon wieder aufstand, um endlich zu verkünden, wann das Auswahl-Training war. Damit war wohl klar, an wen die erste Runde des Kleinkrieges ging. An unseren Schulleiter.
„Spielst du dieses Jahr wieder vor? Wir suchen zwei neue Treiber", fragte mich Draco hoffnungsvoll, sobald der Termin des Auswahlspiels bekannt war. Offenbar wollte meine frischgewaschene Socke mich im Team haben. Die Frage war wohl eher, ob ich in das Team wollte. Auch wenn es nicht mehr dir Konstellation aus meinem dritten Schuljahr war, es waren noch genug dabei, die mich nicht haben wollten.
„Weiß ich noch nicht", gab ich ehrlich zu. „Ich werde es mir in Ruhe überlegen."
„Ich setze dich auf die Liste. Dann kannst du wieder einen eleganten Abgang machen, so wie in unserem dritten Schuljahr", wurde mir mitgeteilt. Ich nickte leicht. Das konnte er gerne machen. Dann hatte ich wenigstens bis zu den Auswahlspielen Zeit, mich wirklich zu entscheiden.
In diesem Moment beendete auch Dumbledore seine wesentlich informativere Rede. Das allgemeine Stühlerücken ging los. Ich löste mich endgültig von Blaise. Sobald ich stand, rekelte ich mich erstmal. Antiope, welche das ganze Essen über brav unterm Tisch gelegen hatte, machte es mir nach. Jetzt nur noch in den Gemeinschaftsraum, um mich dort noch mit Blaise ein halbes Stündchen hinzusetzen und ihn meine Überraschung zu zeigen.
Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, bevor irgendjemand mich aufhalten konnte, damit ich bei den Erstklässern half. Einen weiteren Vorteil hatte es Vertrauensschüler zu sein, ich kannte das Passwort, um in den Gemeinschaftsraum hereinzukommen.
„Patricia, hast du nicht etwas vergessen?", fragte Blaise hinter mir.
„Ich habe meinen Rucksack, Antiope und ihr folgt mir von alleine – nein, ich denke nicht."
„Die Erstklässler?", wurde mir vorgeschlagen.
„Die habe ich nicht vergessen, sondern bewusst ignoriert. Hier sind genug Vertrauensschüler, die sich wirklich für ihr Schicksal interessieren, warum muss ich dann ebenfalls dabei sein?"
„Weil es deine Aufgabe ist", wurde mir vorgeschlagen. Ich grummelte leise. Das wollte ich doch gar nicht. Aber na gut, dann würde ich die Kleinen halt jetzt in den Gemeinschaftsraum verfrachten. Und zwar auf meine Art.
Ich sah noch einmal zu den Lehrern, doch niemand achtete auf mich. Auch die anderen Vertrauensschüler waren viel zu sehr damit beschäftigt nach irgendwelchen Schülern zu brüllen, um zu bemerken, wenn ich Magie benutzte. Daher beschwor ich mir ein Megafon. Mit einem weiteren Zauber sorgte ich dafür, dass die Elektronik durch Magie ersetzt wurde. Wie gut, dass ich niemals einen Zauber oder sonst etwas vergaß. Mit meiner neuen Ausrüstung kletterte ich auf den Esstisch.
„Slytherin-Erstklässler, bei Fuß", wies ich die Elfjährigen an.
Die ganze Halle verstummte wieder und starrte zu mir. Bewegen tat sich keiner mehr. Bei den zwölf Göttern, die Leute hier hatten aber auch wirklich was an den Ohren.
„Ich sagte, bei Fuß und nicht guckt her!", rief ich. Tatsächlich setzten sich jetzt ein paar der Schüler wieder in Bewegung. Nur sehr langsam und sehr zögerlich kamen ein paar der Erstklässler in meine und Dracos Richtung. Der wasserstoffblonde Vertrauensschüler saß noch immer ziemlich amüsiert zu mir hochblickend auf seinem Platz vom Essen. Er machte es richtig.
„Kleine Rose, vielleicht solltest du anders mit ihnen reden. Erstklässler sind keine Hunde", wurde mir von Blaise vorgeschlagen.
„Dann sollten sie meine Anweisungen erst recht verstehen", erklärte ich dieses Mal nur Blaise und nicht der ganzen großen Halle. Da sie Menschen waren, verstanden sie allerdings mehr Befehle als mein übergroßes Fellknäuel. Das konnte ich mir zu Nutze machen, damit es hier mal voranging.
„Seht zu, wer in einer Minute nicht hier ist, kann hoffen, dass er einen anderen älteren Schüler findet, der ihn mitnimmt. Ihr habt noch 55 Sekunden, noch 50 Sekunden", begann ich langsam herunter zu zählen. Die Erstklässler legten jetzt doch mal einen Zahn zu, während der andere Vertrauensschüler meines Jahrgangs anfing zu lachen.

Der Gemeinschaftsraum hatte sich seit meinem letzten Besuch hier nicht verändert. Noch immer schimmerte er dank der Kugellampen in einem grünen Licht, die Steinwände waren noch immer roh und nur ein paar Schrumpfköpfe hingen irgendwo als Deko. Die Sitzgruppen aus hohen Lehnstühlen und Sofas standen noch alle brav dort, wo wir sie zurückgelassen hatten, und tatsächlich brannte in dem Kamin Feuer.
Ich seufzte zufrieden. Jetzt waren die Kinder hier und ich konnte mich wichtigeren Dingen zuwenden. Meiner Überraschung für Blaise.
Zielsicher lief ich auf unsere übliche Sitzgruppe zu, auf welche sich schon Adina, Blaise und Ari verzogen hatten. Doch wieder wurde ich zurückgehalten.
„Die Schlafsäle", wurde mir von Draco mitgeteilt.
„Ich glaube, ich muss mir noch einmal überlegen, ob du wirklich eine gewaschene Socke bleibst. Das ist doch wirklich nicht schwer. Mädchen in den Gang, Jungs in den Gang. Die Türen sind beschriftet, ihr werdet also euer Zimmer finden. Ich wünsche euch eine gute Nacht, wenn ihr Fragen habt, fragt jemand anderes, ich habe jetzt ein Date", stellte ich fest und sah zu, dass ich zu meinen Freunden kam.
„Ich merke schon, du liebst deine neue Aufgabe", stellte Blaise amüsiert fest.
„Ich habe nie behauptet, gut mit Erstklässlern zu können. Außerdem sind sie schon Elf, da wird schon einer unter ihnen sein, der Lesen kann", stellte ich unbeeindruckt fest, während ich in meinem Rucksack kramte. Nein, die neuen Schüler waren mir relativ egal, dafür wahr ich sehr neugierig, was mein Freund zu meiner Überraschung sagte. Draco schien allerdings auch nicht wirklich mehr Interesse an den Kindern zu haben. Lieber war er mir zu der Sitzgruppe gefolgt und nahm mal wieder alleine ein Sofa für sich ein.
Endlich fand ich das dünne Notizbuch, welches ich für ihn bemalt hatte. Auf jeder Seite sah man ein Tier, welches bei den Muggeln sehr bekannt waren, die Zauberer allerdings nicht kannten. Ganz vorne war natürlich der Pinguin abgebildet.
„Ich dachte, ich zeige dir heute endlich, was ein Pinguin ist, Blaise", erklärte ich stolz und schlug die entsprechende Zeichnung auf.
„Sieht tatsächlich unserem Kellner ähnlich", bestätigte mein Freund.

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