Kapitel 18

Es war ziemlich komisch meinen Koffer zu packen, ganz ohne schon die Schulbücher fürs neue Schuljahr zu haben. Obwohl es schon morgen nach Hogwarts gehen würde, waren die Listen noch immer nicht angekommen. Am Anfang dachte ich, Dumbledore wollte vielleicht so noch einmal betonen, wie schlecht unsere Beziehung angeblich war, als Sirius mir sagte, Harry und Ron hätten auch noch keine Briefe, hatte ich überlegt, das Ministerium würde sie abfangen, doch als ich dann Adina, Jamie und Blaise darauf ansprach, welche ebenfalls nichts erhalten hatten, wurde ich doch sehr neugierig, was hier gerade vor sich ging.
Gerade als ich meine letzte Schuluniform in meinen Koffer verstaut hatte, war das leise Klopfen eines Schnabels an der Fensterscheibe zu hören. Neugierig sah ich hin, nur um endlich eine Eule mit Hogwartsbriefen zu entdecken. Ich riss das Fenster auf, weshalb das Tier empört mit den Flügeln schlug. Ihr wäre wohl eine etwas weniger stürmische Begrüßung lieber gewesen.
Wesentlich sanfter schnappte ich mir das Tier, nur um es auf meinem Schreibtisch abzustellen. Die vier Briefe für Ari, Sue, Roux und mich wurden abgelegt, während ich schon wieder durch die Raum rannte, um Eulenkekse und eine Schale wasser zusammenzusuchen.
Antiope, welche bisher noch friedlich in ihrem kleinen Zimmer unter der Schräge gelegen hatte, sprang glücklich auf. Sie düste freudig bellend zum Schreibtisch, um unseren neusten tierischen Besucher zu begrüßen. Auch dieses wurde allerdings nur mit einem ziemlich empörten Flügelschlagen quittiert. Als mein Hund auch noch die Frechheit besaß den Kopf auf die Tischplatte zu legen – sie war mittlerweile so groß, dass sie dafür den Hals nur zu strecken brauchte – machte die Eule zur Sicherheit ein paar Schritte zurück.
„Hier sind Wasser und ein paar Eulenkekse für dich, mein Freund", verkündete ich dem magischen Postboten. Meine Mitbringsel stellte ich mit Abstand zu meinem Hund auf der Tischplatte ab, bevor ich mich den Briefen zuwandte. Tatsächlich prangte das Hogwartswappen darauf und die genauen Adressen mit Etage und Zimmer waren darauf geschrieben worden.
„Die Hogwartsbriefe sind da!", rief ich laut durch den Flur, während ich zielsicher zu Marlons Zimmer herüberlief, wo er gerade ebenfalls seine Sachen packte. Nach längerem Bitten und Betteln hatte mein Onkel-Vater zugestimmt, heute Abend bei Sirius und mir im Grimmauldplatz zu übernachten. Eigentlich hatte er schon bei Yasmine übernachten wollen, mit der er übermorgen dann für eine Woche Urlaub nach Spanien reisen wollte. So gerne ich ihnen auch die gemeinsame Zeit gönnen wollte, vor meiner Abreise nach Hogwarts und damit auch fast dreimonatigen Trennung von meinen Vätern, wollte ich doch noch einmal den letzten Abend wirklich gemeinsam genießen. Auch wenn es nur im Elternhaus von des Flüchtigen möglich war.
„Wir haben die Einkaufslisten!", verkündete ich meinem Onkel, welcher wirklich gerade etwas lieblos die Kleidung in seinem Koffer stapelte.
„Da hat sich Dumbledore aber wirklich Zeit gelassen", murmelte der Mann im Raum, welcher auch schon seine Hand nach den Listen ausstreckte. Ohne zu zögern, überreichte ich ihm alle vier, während ich mich auch schon auf sein Sofa fallen ließ. Antiope kletterte sofort neben mich.
„Wer denkst du, ist der neue Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer geworden?", fragte ich neugierig. Marlon hatte erzählt, dass Dumbledore wohl sehr große Probleme dabei gehabt hatte, einen Nachfolger zu finden. Das Ministerium hatte alles daran gesetzt, damit diese Stelle niemand haben wollte. Dass es schon seit der Schulzeit meiner Eltern kein Lehrer über ein Jahr auf der Stelle ausgehalten hatte, war natürlich auch nicht hilfreich dabei, um sie attraktiver zu machen.
Tatsächlich hatte am Ende sogar Frédéric angeboten, jemand aus der Kriegsnymphenfamilie könnte erneut als Lehrer kommen. Während des letzten Schuljahres meiner Eltern war wohl sein Onkel dort als Lehrer gewesen, um Maélys ein wenig im Auge behalten zu können. Da diese damals bis auf ihre Großmutter, ihren Vater und ihren Bruder, die sie auf Grund ihrer Nymphenkräfte hatten umbringen wollen, niemand aus der Kriegsnymphenfamilie kannte, hatten sie vorsichtig Kontakt aufbauen wollen. Ihr zu dieser Zeit aktiver Fluch war mit Sicherheit auch ein Grund gewesen.
Sehr zur Überraschung aller hatte Dumbledore das Angebot allerdings abgelehnt. Er hatte wohl Wind davon bekommen, dass Fudge wohl die Stelle mit einer ihm genehmen Person besetzen wollte. Dafür war wohl auch schon ein Gesetzesentwurf auf den Weg gewesen, welcher offensichtlich endlich verabschiedet wurde. Auch wenn der Schulleiter von Hogwarts eigentlich keine Lust darauf hatte, einen von Fudges hörigen Mitarbeitern bald bei sich in der Schule zu haben, hielt er es doch für die bessere Idee. Marlon hatte mir gesteckt, dass Dumbledore den Minister so wohl wieder etwas beruhigen wollte. Der Politiker glaubte, er hätte eine Chance einen Putsch des Schulleiters zu verhindern, während dieser in Wirklichkeit plante, Voldemort aufzuhalten. Alle hatten weitestgehend ihre Ruhe und waren damit zufrieden.
„Euer neuer Lehrer überzeugt mich gar nicht", murmelte Marlon, während er kritisch die Bücherliste betrachtete. Neugierig sah ich bei ihm über die Schulter. Ich brauchte nicht lange, um zu bemerken, was meinen Onkel störte. Er hatte zwei Bücherlisten, einmal die von Sue und einmal die von Ari in der Hand. Beide waren relativ kurz, weshalb einem sehr schnell ins Auge viel, eine Lektüre stand auf beiden Zetteln: Theorie magischer Verteidigung. Das war definitiv kein Buch, welches meine Familie als sinnvolle Lektüre für den Unterricht betrachten würde. Insgesamt hatte ich noch nicht wirklich das Gefühl gehabt, sie würden überhaupt irgendein Lehrbuch als sinnvoll erachten. Praxis war mehr ihr Ding.
„Ihr werdet noch fleißiger zu viert trainieren müssen. Ich bin nur froh, dass ihr alle schon längst weit über UTZ Niveau auf dem Gebiet hinaus seid. Trotzdem werden wir uns darüber Gedanken machen, wie wir euch noch weiter trainieren können. Denkt dran, dass ihr Adina auch weiterhin trainieren müsst. Und wenn ihr es hinkriegt, Harry auch zwei Abwehrzauber beizubringen, wäre uns wohl auch sehr geholfen. Dumbledore hätte wirklich einen anderen Lehrer auf die Stelle setzen sollen. Snape war doch schon ewig scharf drauf. Der hätte euch mit Sicherheit Praxis beigebracht", murmelte mein Onkel verärgert. Er sah dabei immer wieder zu mir und den anderen drei Mädchen, welche mittlerweile im Türrahmen standen und uns zuhörten.
„Das kriegen wir alles hin", versprach Roux sofort.
„Die kleine Malfoy ist wenigstens nicht ein ganz so hoffnungsloser Fall, wie ich noch am Anfang gedacht hatte. Als sie wegen des abgebrochenen Fingernagels so ein Drama gemacht hat, dachte ich schon, das wird nie etwas", murrte Sue.
Automatisch verdrehte ich mal wieder die Augen aufgrund der Worte der Perfektionistin. Ja, Adinas Ausbruch war wirklich etwas unnötig gewesen, trotzdem fand ich ihn irgendwie verständlich. Sie hatte gerade den ersten Tag wirklich hartes Training hinter sich, bekam den ganzen Tag nur gezeigt, dass selbst die Jüngsten hier sie auf die Matte hauen konnten und musste auch noch verarbeiten, dass sie sich gerade eigentlich in eine Selbstmordmission manövriert hatte, die ihrem Freund definitiv nicht gefallen würde. Bisher stand noch nicht einmal fest, dass sie Jamie davon erzählen durfte.
Ich persönlich war ja dafür. Vivienne hatte gemeint, die andere Nymphe würde eine psychische Stütze gut gebrauchen können, daher wollte ich ihr meinen besten Freund lassen. Würde sich die Wassernymphe allerdings ohne eine vorherige Erklärung den Todessern anschließen, wäre Jay Jay definitiv schneller weg, als man Quidditch sagen könnte.
Trotzdem war jede weitere eingeweihte Person, eine weitere potentielle undichte Stelle. Gerade Jamie gehörte nicht zu den wirklich gut trainierten Menschen in Hogwarts. Auch wenn man ihm mit Sicherheit irgendwie den dunklen Lord verkaufen konnte – schließlich hatten auch sie eine ähnliche Vergangenheit und Adinas Loyalität war bestimmt auch etwas wert – barg sich natürlich auch bei ihm die Gefahr, dass dadurch Voldemort misstrauisch werden würde.
Es war halt wirklich eine Abwägungssache, ob man nun Jay Jay einweihen wollte oder nicht. Die Entscheidung würde erst fallen, wenn wir ihn definitiv im Falle des Einweihens trainieren konnten. Daher hatten wir es erstmal auf die Rückkehr nach Hogwarts verschoben.
„Wir werden unseren Weg mit dem neuen Lehrer finden", stellte Ari sichtlich entspannt fest. „Werden wir gleich noch in die Winkelgasse gehen, die Schulbücher kaufen oder soll ich eben einen Hauselfen bitten, dass zu tun?"
„Bitte besser einen Hauselfen. Ansonsten wird es mit dem Packen knapp." Marlon reichte die Briefe an meine große Schwester weiter. Diese nahm sie entgegen, wobei einer der Schriftstücke mit einem leisen Klatsch auf den Boden fiel. Dabei zeigte sich deutlich eine Delle im Umschlag, welche definitiv nicht von einem Stück Pergament stammte.
„Was ist da drin?", fragte ich neugierig, während ich den Umschlag auch schon vom Boden fischte. Ein kurzer Blick auf den Namen verriet, dass es meiner war. Hatte Dumbledore mir über den Weg noch irgendwelche Informationen mitgeben wollen? Aber warum sollte er das tun? Er konnte sie doch auch einfach Marlon wie sonst immer geben.
Neugierig riss ich den Brief auf, nur um ein silber-grünes Abzeichen herauszufischen. Ein großes V auf der Slytherin-Schlange verkündete jedem, dass es den Vertrauensschüler kennzeichnen sollte.
Ich legte meine Stirn in falten. Warum war das blöde Ding denn in meinem Umschlag? Ich wollte es definitiv nicht haben. Zum einen hatte ich momentan wirklich anderes im Kopf, als mich jetzt auch noch um Regelbrüche und die Betreuung anderer Schüler zu kümmern. Ehrlich gesagt, war es mir auch ziemlich egal, wie die Erstklässler in Hogwarts zurechtkamen. Sollte jemand anderes sich doch um ihre Probleme kümmern. Entweder jemand wie Roux, der sich wirklich für ihre Gefühle interessierte, oder halt jemand wie Parkinson, der einfach nur gerne zeigen wollte, wie toll diese Aufgabe erfüllt wird. An beiden hatte ich definitiv kein Interesse.
„Patricia ist Vertrauensschülerin. Ich freue mich so für dich!", rief Roux vollkommen begeistert von meiner neuen Position.
„Heißt das, du musst dir jetzt selber Punkte abziehen, wenn wir nachts durch Hogwarts schleichen?", fragte Sue nachdenklich.
„Ich denke, ich muss uns dann uns allen Punkte abziehen. Ich bin sehr ungeeignet als Vertrauensschülerin. Eigentlich bin ich gar nicht geeignet für den Job."
„James Potter war Schulsprecher. Das geht nicht nach Qualifikation", stellte mein Onkel-Vater ziemlich unbeeindruckt fest.
„Sollte es aber. Ich will nicht Vertrauensschülerin sein. Egal, welchen Grund Dumbledore hat, es ist ein Blöder. Ich gebe ihm das Abzeichen zurück. Soll er es doch Parkinson geben", grummelte ich.
„Das wirst du auf gar keinen Fall tun! Deine Adina von mir aus, aber wenn die alternative Parkinson ist, auf gar keinen Fall!", rief Sue empört.
Ich verdrehte die Augen. Wenn ich keine Lust hatte, Vertrauensschülerin zu sein, würde mich auch nicht die Perfektionistin da reinquatschen. Und zumindest momentan fühlte ich mich gar nicht wohl bei dem Gedanken, ab nun eine Autoritätsperson für Schüler sein zu sollen? Oder war vielleicht genau das die Übung? Ich sollte weiter an mir als Autorität arbeiten?

Als wir zum Abendessen im Grimmauldplatz ankamen, wurde ziemlich schnell klar, dass heute irgendetwas in der Luft lag. Mrs. Weasley, welche aufgeregt in Richtung Küche wuselte, als wir hereinkamen, strahlte über beide Ohren. So gut gelaunt, hatte ich sie bisher noch nie gesehen. Beim Betreten des untersten Stockwerkes wurde allerdings auch schnell klar, was ihre Laune aufgehellt hatte.
Im Keller war ein scharlachrotes Spruchband über dem Esstisch aufgehangen worden. „Herzlichen Glückwunsch den neuen Vertrauensschülern Ron und Hermine", verkündete es jedem, der hereinkam. Darunter auf der Holzplatte stapelten sich die verschiedenen Speisen zu einem kleinen Buffet und lies mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
„Heute gibt's kein Abendessen am Tisch, hab ich mir gedacht, sondern eine kleine Party", verkündete Mrs Weasley, während sie weitere Speisen, die gerade fertig geworden waren, zum Tisch fliegen ließ.
„Das sieht sehr lecker aus", stellte ich fest. Am liebsten würde ich sofort anfangen, mir einen Teller mit all den Leckereien vollzuladen, doch da Mrs Weasley noch kochte und auch die Ehrengäste noch fehlten, war das wohl mehr als unangebracht. Außerdem sollte ich wohl auch so höflich sein, die anderen Gäste und meinen Vater zu begrüßen. Also stapfte ich zu Sirius herüber, welcher mit Remus, Dora und Kingsley Shacklebolt zusammensaß. Auf dem Weg dorthin nuschelte ich noch ein Hallo in die Richtung meiner restlichen leiblichen Familie.
„Welpe, hat dich Adina schon informiert, wer von euch Slytherin-Mädchen die neue Vertrauensschülerin geworden ist?", fiel mein Vater sofort mit dem für mich ziemlich unangenehmen Thema ins Haus. Bisher hatte ich noch immer nicht entschieden, ob ich nun das Abzeichen zurückgab oder nicht. Aber sollte ich das nicht besser endlich tun? Ansonsten würde ich zumindest morgen im Zug Vertrauensschülerin spielen müssen.
„Adina weiß es nicht", stellte ich wahrheitsgemäß fest. Die Wassernymphe hatte mir einen kurzen Brief geschrieben, in dem sie sich darüber empörte, dass unsere Zimmergenossinnen sich wohl angewöhnt hätten sie anzulügen. Sie hatte zwar von allen drei wissen wollen, wer nun Vertrauensschülerin geworden war, doch alle meinten, sie wären es nicht geworden. Da es eine von ihnen aber sein musste – mich hielt Adina wohl für keine Option – lügte eine von ihnen.
„Draco ist aber Vertrauensschüler", fügte ich noch hinzu, um darüber hinwegzutäuschen, dass ich gerade mal wieder sehr bewusst eine falsche Fährte gelegt hatte. Die Wassernymphe hatte keine Ahnung, wer nun Vertrauensschülerin geworden ist, ich allerdings wusste es sehr genau.
Bevor allerdings noch jemand nachhaken konnte, ging die Küchentür erneut auf. Harry, Ron, Hermine, Fred, George und Ginny kamen herein. Auch sie bekamen von Mrs Weasley erzählt, dass aufgrund des besonderen Anlasses eine kleine Party gefeiert wurde, bei der Mr Weasley und Bill nicht dabei sein konnten. Die beiden wären aber sehr stolz auf Ron, was Fred dazu brachte die Augen zu verdrehen, bevor er zielsicher auf mich zukam.
„Verschollenes Schwesterlein, ab jetzt müssen wir aufpassen. Putzi-Putzi-Ronnie und Hermine sind ab jetzt hinter uns her. Bereit unserer kriminellen Karriere ein Ende zu setzen", wurde mir von Fred in einem gespielt ernsten Ton mitgeteilt.
„Halte die Klappe!", kam es sofort von Ron.
„Ansonsten gibt er uns Strafarbeiten", wurde mir von George versichert.
„Oder versucht es wenigstens", fügte Fred lachend hinzu, was seinen kleinen Bruder dazu brachte, kurzzeitig finster zu gucken, bevor er sich lieber jemanden zuwandte, der sich wirklich über sein Abzeichen freute.
„Er kann euch ab jetzt Strafarbeiten verpassen", stellte Hermine genervt fest, bevor sie sich an mich wandte. „Weißt du schon, wer die Vertrauensschüler von Slytherin sind?"
„Adina hat mir geschrieben, Draco ist es geworden. Sie konnte aber noch nicht herausfinden, wer es aus unserem Schlafsaal ist."
Hermine schien erst nicken zu wollen, bevor sich ihre Stirn in Falten legte. Sie hatte schon im dritten Schuljahr durchschaut, dass ich alles sehr wortwörtlich meinte. Das hieß natürlich auch, ich hatte ihre Frage nur in Bezug auf den männlichen Vertrauensschüler beantwortet.
Die Schülerin hatte allerdings keine Chance noch einmal nachzuhaken. In diesem Moment ging die Tür auf, Mad-Eye Moody kam herein, dicht gefolgt von einer fröhlich lächelnden Yasmine. Sofort ergriff ich meine Gelegenheit, das Gespräch zu beenden, ließ ich die Weasley-Zwillinge und Hermine stehen, um sie zu begrüßen.
„Patricia, schön dich zu sehen." Ich wurde von der Botschafterin in eine liebevolle Umarmung gezogen, bevor sich das Gespräch schon wieder in das altbekannte Thema lenkte. „Bist du zufrieden mit den dir bisher bekannten Vertrauensschülern?"
„Teils teils", antworte ich, während ich so tat, als würde ich sehr interessiert das Gespräch zwischen Moody und Mrs Weasley über das wackelnde Pult im Salon verfolgen.
„Liegt es an den Slytherins oder an den Gryffindors?", wurde weiter nachgestochert.
„Ersteres", murmelte ich kleinlaut, weshalb die Kanadierin verstehend nickte.
„Ist es Draco geworden und du gönnst es ihm nicht?"
„Es ist Draco und ich gönne es. Denke ich. Ich finde es auf jeden Fall in Ordnung. Ich gönne es ihm nicht nicht", erklärte ich, während Moody verkündete, dass im Pult ein Irrwicht saß.
„Und Parkinson ist die Vertrauensschülerin geworden, weshalb du dir Sorgen machst, sie nutzt ihre neue Macht um dich zu schikanieren?"
Ich schüttelte leicht den Kopf. Nein, das war auch nicht das Problem.
„Nun, Glückwunsch", erklärte in diesem Moment Moody an Ron gewandt. „Autoritätspersonen ziehen ständig Ärger an, aber ich vermute, Dumbledore glaubt, dass du den meisten schweren Flüchen widerstehen kannst, sonst hätte er dich nicht ernannt ..."
Ich kratzte mir nachdenklich an der Stirn. Hatte mich vielleicht deshalb Dumbledore ernannt? Damit mir neue Hinterhalte gestellt wurden, an denen ich meine Fähigkeiten trainieren konnte? Allerdings hatte ich bisher noch nicht wirklich mitbekommen, dass die Vertrauensschüler oder Schulsprecher gefährlich lebten. Also blieb es ein ziemlich unpassendes Amt für mich, in dem ich mich nicht wohl fühlte ... oder war genau das der Plan des Schulleiters? Ein weiterer Keil zwischen mir und ihm. Er gab mir eine Aufgabe, die ich so gar nicht wollte, und schaffte damit wahrscheinlich wieder Ärger in meinem Schlafsaal. Je nachdem wie Harry, Kira und Mary zum Thema „Vertrauensschüler werden" standen, wären sie vielleicht auch eifersüchtig auf mich. Noch ein Grund, mich von meiner Familie zu lösen. War das der Plan gewesen?
„Willst du mir sagen, warum du verheimlichen willst, dass du es geworden bist?", wurde mir in diesem Moment von Yasmine zugeflüstert. Ich biss mir beschämt auf die Unterlippe. Und damit war es raus.
„Ich will nicht Vertrauensschülerin sein", gab ich leise zu.
„Es ist gar nicht schlimm. Ich war Vertrauensschülerin. Du wirst das sehr gut hinkriegen, Patricia. Aber wenn du das gerne willst, bleibt das heute Abend unter uns. Ein Mutter-Tochter-Geheimnis", wurde mir mit einem kleinen Zwinkern mitgeteilt. Sofort fing ich an zu lächeln. Auch wenn es eigentlich kein richtiges Mutter-Tochter-Geheimnis war, schließlich wussten es sehr viele und Yasmine war bisher noch nicht einmal annähernd meine Stiefmutter, aber der Gedanke gefiel mir trotzdem. Mutter-Tochter-Geheimnisse zu haben – na gut, vielleicht eher Mutter-Tochter-Väter-Geheimnisse – das war doch wirklich etwas sehr schönes und familiäres.

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