Kapitel 5

Wir hatten gerade das Auto auf unserem Zeltplatz abgestellt. Viele neugierige und verwunderte Blicke waren uns dabei gefolgt. Die meisten Leute hier hatten wohl noch nie ein Auto gesehen. Und vermutlich auch kein anderes Muggelfahrzeug.
„Glaubt ihr, wir schaffen es, die Zelte aufzubauen, bevor Frédéric hier ankommt?", fragte uns Marlon breit grinsend. Ich zuckte mit den Schultern. Anders als mein Aufpasser hatte ich momentan keine Lust, mich beim Zeltaufbauen zu beeilen. Wir waren schließlich nicht auf der Flucht, sondern im Urlaub.
„Können wir nicht ganz in Ruhe das Zelt aufbauen?", bat ich.
„Noch ein Wettrennen mit Frédéric ist dir zu anstrengend?", fragte mich Marlon. Ich nickte leicht.
„Das Autowettrennen fand ich lustig. Aber ich will mich nicht beim Aufbauen beeilen", gab ich zu.
„Dann machen wir das in Ruhe." Mir wurde ein Kuss auf die Schläfe gedrückt, bevor Marlon die beiden Zelte aus dem Kofferraum holte. Einmal das Zelt von uns vier Mädchen und eines für meinen Sorgeberechtigten. Allerdings durfte ich natürlich trotzdem jederzeit doch noch mit meiner Isomatte zu Marlon ziehen. Eine Zweite passte auch noch in seine Unterbringung.

Wir hatten gerade Marlons Zelt aufgebaut, als das zweite Auto um die Ecke fuhr. Claire saß am Steuer und verdrehte grinsend die Augen, als sie das aufgebaute Zelt sah.
„Wie ich sehe, wurdest du nicht festgenommen, Marlon. Wir haben schon überlegt, ob wir dich wegen deiner Geschwindigkeitsüberschreitung aus dem Knast holen müssen. Dir ist klar, dass Patricia dann vielleicht wieder ins Heim muss, wenn du festgenommen wirst?", fragte Frédéric seinen Bruder. Ich sah erschrocken von den Stangen auf, die ich gerade zusammensteckte. Ich wollte auf gar keinen Fall wieder zurück ins Heim.
„Frédéric, ich gehe davon aus, dass du mich ganz schnell wieder herausholst. Außerdem habe ich sie adoptiert. Das heißt, sie wird wie meine leibliche Tochter behandelt und man würde erst versuchen, sie bei meiner Familie unterzubringen. Mit anderen Worten, sie würde zu dir oder maman kommen. Und ich gehe sehr davon aus, dass ihr sie dann auch aufnehmt."
„Dein Bruder würde dich einfach nicht lange genug im Knast versauern lassen, damit ein neues zu Hause für Patricia gesucht werden muss."
„Also definitiv kein neues Heim für mich?", fragte ich verunsichert.
„Bei den zwölf Göttern, nein, Welpe. Natürlich nicht. Du wirst nie wieder in ein Heim müssen. Nie wieder." Marlon zog mich wieder in seine Arme. Er strich mir vorsichtig über die Haare. Dabei warf er seinem Bruder einen ziemlich säuerlichen Blick zu.

Ich lief mit Antiope und den drei anderen Mädchen durch die Zeltreihen. Nachdem wir die anderen beiden Zelte fertig aufgebaut hatten, waren wir losgezogen, um mit meinem Hund spazieren zu gehen. Der kleine Welpe brauchte mal wieder richtig Auslauf. Schließlich hatten wir die letzten zwei Tage viel im Auto gesessen.
Viele der Zelte, an denen wir vorbeikamen, sahen aus wie ganz normale Muggelzelte, wie die, in denen wir übernachteten, doch bei manchen war ein wenig daneben gegriffen worden. Kamine, Klingelzüge oder Wetterfahnen waren an ihnen zu sehen. Immer mal wieder standen allerdings auch so offensichtlich magische Zelte, dass es mich wunderte, dass Mr Roberts noch nicht darauf gekommen war, dass hier Magier anwesend waren. Vermutlich war er schon öfter obliviert worden.
Wir kamen an einem extravaganten Zelt aus gestreifter Seide vorbei, welches wie ein kleiner Palast wirkte. Vor dem Eingang waren Pfauen angepflockt worden, welche die Aufmerksamkeit von Antiope auf sich zogen. Mein Haustier lief in Richtung der fremden Vögel. Diese schienen diese neugierige Annäherung allerdings als Angriff zu verstehen, weshalb sie aufgeregt durcheinander rannten. Mein Hund sah verwundert zu den komischen Tieren, dann lief sie wieder zu mir herüber.
Schließlich kamen wir zu den Zeltplatz, wo sich die irischen Fans versammelt hatten. Hier waren die Zelte alle dicht mit Feldklee bedeckt worden. Nun sahen sie aus wie kleine, merkwürdig geformte Hügel aus Erde. Wo die Zeltluken geöffnet waren, konnten wir das eine oder andere breit grinsende Gesicht im Inneren der Unterbringung erkennen. Vor einem Zelt sah ich Seamus Finnigan und Dean Thomas. Die beiden Viertklässler teilten sich mit Harry einen Schlafsaal und waren definitiv nicht gut auf mich zu sprechen gewesen.
Automatisch wechselte ich die Seite, sodass zwischen mir und den beiden Jungen meine drei Begleiter liefen. Ich wollte sehr gerne verhindern, dass die beiden Gryffindors mich bemerkten. Von mir aus durften gerne eigentlich alle Hogwartsschüler meine Anwesenheit bei der Meisterschaft übersehen.
„Guckt mal dahinten sie die bulgarischen Zelte! Wollen wir dort auch hin?", fragte Roux aufgeregt.
„Es spricht nichts dagegen. Antiope braucht noch mehr Auslauf. Dann können wir auch noch zu den Bulgaren." Und bei den Bulgaren würden hoffentlich keine Hogwartsschüler herumlaufen.

Schon von weitem konnte man die bulgarische Flagge weiß, grün und rot in der Brise flattern sehen. Die Zelte selbst waren nicht mit Pflanzen geschmückt worden, doch an jedem hing das gleiche Poster, ein Poster von einem sehr bärbeißigen Gesicht mit dichten schwarzen Augenbrauen. Natürlich bewegte sich der Typ darauf, während er finster dreinblickte.
„Viktor Krum, der bulgarische Sucher", stellte Arienne kopfschüttelnd fest.
„Ich muss nicht verstehen, warum man sein Zelt mit Postern von einem Sucher beklebt, richtig?", fragte ich verunsichert.
„Das verstehe ich auch nicht. Sue kann es dir vielleicht erklären. Sie hat in ihrem Zimmer überall Poster von irgendwelchen berühmten Aurorinnen und Kriegerinnen hängen."
„Ja, weil sie meine Vorbilder sind. Eines Tages werde ich zu der größten Kriegerin nach Patricia unserer Zeit!", erzählte sie zielsicher. Ich musste grinsen. Sue hatte wirklich bescheidene Ziele.
„Und Patricia wird eines Tages eine so gute Kriegsnymphe wie Otrere! Sie war bisher die stärkste Kriegsnymphe, die je gelebt hat. Vom Kämpfen kommst du ihr schon sehr Nahe. Du musst nur noch lernen, eine Anführerin zu sein. Aber das kriegen wir schon hin." Mir wurde von der Gleichaltrigen freundschaftlich auf die Schulter geklopft.

Wir waren gerade auf dem Rückweg zu unseren Zelten, als wir doch noch einmal auf einen mir bekannten Mitschüler trafen, welcher mich auch entdeckte. Vor einem Zelt mit Schornstein saß Blaise auf einem Sessel. Mein ehemaliger Klassenkamerad las in einem Buch. Antiope löste sich von unserer Gruppe. Sie rannte bellend auf ihn zu, weshalb der Junge aufblickte.
„Antiope!" Mein Hund wurde einmal kurz durchgeknuddelt, bevor der Blick von Blaise zu mir wanderte. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Primrose!" Mein Haustier wurde stehen gelassen. Stattdessen kam der Slytherin zu mir herüber und zog mich in eine Umarmung. Glücklich kuschelte ich mich an ihn.
„Du hast eine neue Frisur", stellte Blaise schließlich fest, als wir uns wieder voneinander lösten. Ich wurde rot. Seitdem ich ständig von Sue Überraschungsangriffe abwehren musste, trug ich meine Haare ständig zu Boxerbraids gebunden. Beim Kämpfen fand ich die langen doch oft störend.
„So ist es aktuell praktischer. Die langen Haare stören. Vielleicht schneide ich sie einfach ab." Dann würde mich auch niemand mehr mit Kira verwechseln. Damit gab es schon zwei gute Gründe, die lange Mähne zu kürzen.
Blaise sah mich ziemlich verwundert an, während ich rot anlief. Jetzt gerade wurde mir bewusst, ich hatte dem Jungen automatisch auf Französisch geantwortet und nicht auf Englisch. Wie schnell man sich daran gewöhnt eine andere Sprache zu sprechen. Ich wiederholte meine Antwort noch einmal, dieses Mal bewusst auf Englisch.
„Willst du mir vielleicht deine drei neuen Freundinnen vorstellen?", fragte mich Blaise breit grinsend.
„Das sind Marlons Nichten, Roux und Susanne, und ihre Großcousine Arienne." Die vier begrüßten sich. Ich stand etwas verunsichert daneben. Wie ging es ab hier jetzt weiter?
„Seid ihr mit Marlon hier?", fragte Blaise, sobald er mit der Begrüßung fertig war.
„Ja, sein Bruder und dessen Ehefrau sind auch noch mitgekommen."
„Hast du von ihnen gelernt, französisch zu sprechen?"
„In Frankreich machen das alle."
„Mit wem bist du denn hier, Blaise? Mit deinen Eltern?", fragte Roux neugierig.
„Mit meinem Stiefvater. Aber er es momentan nicht hier, sondern bei irgendwelchen Bekannten. Wann seid ihr angekommen?"
„Vor ein paar Stunden. Wir waren gerade mit Antiope spazieren. Wir sollen in einer Stunde wieder am Zelt sein. Wir werden dann mit Marlon, Frédéric und Claire essen."
„Genau und deshalb werden wir drei jetzt zurück zum Bett gehen und beim Essen machen helfen. Ihr beide habt euch bestimmt ganz viel zu erzählen. Wir sehen uns später, Patricia. Es war schön, dich kennengelernt zu haben, Blaise", meinte Roux. Sie schob die beiden anderen Mädchen leicht an, damit sie losliefen. Ich sah ihnen verwirrt nach. Warum ließen sie uns beiden jetzt einfach stehen?
„Ähm, also das waren dann wohl Roux, Sue und Ari", meinte ich verwirrt. Blaise schüttelte breit grinsend den Kopf.
„Es ist schön, dass eine Sache bei dir gleich geblieben ist."
„Wie meinst du das?"
„Du verstehst noch immer nicht, das Verhalten von Menschen, die dich gerne haben und wie du darauf am besten reagieren sollst. Die beiden wollte nur, dass wir ein wenig Zeit zu zweit haben."
„Warum brauchen wir Zeit zu zweit? Haben dich die anderen drei gestört? Magst du sie nicht? Gab es zwischenmenschliche Signale, die ich nicht sehen kann?", fragte ich. Blaise fing an zu lachen.
„Nein, keine zwischenmenschlichen Signale. Es ist auch nicht so, dass ich deine drei Mädels nicht mag. Ich kenne sie nicht. Bisher wirkten sie nicht unsympathisch. Es ist einfach – wir haben uns jetzt ein paar Wochen nicht gesehen. Währenddessen haben wir viele Dinge erlebt. Daher wollen sie, dass wir uns gegenseitig alles erzählen können. Aber wenn Fremde dabei sind, erzählt man sich vielleicht nicht alles, was man sich erzählen will. Verstehst du das?"
„Ja, ich denke irgendwie schon. Aber Antiope stört nicht richtig? Wir sind ein Dreier-Vertrauenskreis." Der Junge fing an zu lachen.
„Antiope stört nicht." Blaise zog mich am Arm zu seinem Sessel herüber. Er ließ sich darauf fallen und zog mich auf seinen Schoß.

Draußen war es noch sehr leise. Durch die Zeltplane konnte ich keine Schatten sehen. Die drei anderen Mädchen lagen noch schlafend neben mir. Ich begann meine Sachen für den Tag zusammen zu suchen. Diese zog ich an, bevor ich mit Antiope nach draußen ging.
Die Sonne war schon aufgegangen, doch trotzdem wirkte der Zeltplatz noch sehr verschlafen. Die meisten Bewohner des Zeltplatzes schienen noch im Bett zu liegen. So wie meine Begleiter. Doch mich sollte es nicht stören. Dann konnte ich ein wenig alleine mit Antiope spazieren gehen.
„Patricia!", wurde ich gerufen, als ich gerade unseren Zeltplatz verließ. Verwirrt sah ich auf. Das war definitiv niemand von meinen Begleitern. Schon alleine, weil die Stimme aus der falschen Richtung kam.
Auf der anderen Seite des Weges und zwei Plätze weiter weg waren mittlerweile zwei Zelte aufgebaut worden. Fred und George standen auf dem Platz, beide mit Feuerholz im Arm. Ginny und ihr Vater waren ebenfalls beide bei ihm. Die Zwillinge ließen das Feuerholz fallen und kamen zu mir herübergerannt. Sie zogen mich in eine Umarmung.
„Hallo?", fragte ich verunsichert.
„Bei Merlins gepunkteter Unterhose, du bist hier."
„Bin ich wohl", murmelte ich etwas überfordert.
„Seit wann seid ihr denn hier?"
„Wir sind gestern Nachmittag angekommen. Ihr später."
„Vor ein paar Stunden, verschollenes Schwesterlein. Nur um dir etwas von unserer guten Laune abzugeben."
„Ihr wusstet nicht, dass wir hier Nachbarn sind. Außerdem brauche ich eure gute Laune nicht mehr. Denke ich jedenfalls. Ich bin mir sehr sicher, ich habe jetzt eigene."
„Oho, sie hat jetzt eigene gute Laune, Freddy."
„Braucht sie uns dann noch Georgy?"
„Ich euch nicht mehr, aber ihr mich. Ihr verwechselt noch immer eure Namen." Hinter uns hörte man, wie ein Zelt geöffnet wurde. Neugierig drehte ich mich um. Marlon kam noch ziemlich verschlafen heraus.
„Guten Morgen." Ich ließ die Weasley-Zwillinge stehen, um meinen Onkel vernünftig guten Morgen zu sagen.
„Du bist schon wach, Welpe." Ein herzhaftes Gähnen gab mein Sorgeberechtigter von sich. Ich nickte leicht.
„Ja, und ich wollte mit Antiope spazieren gehen. Aber dann habe ich die Weasley-Zwillinge getroffen. Deshalb bin ich nicht weit gekommen. Begleitest du mich gleich?"
„Dann können wir vorne bei Mr Roberts auch Frühstück besorgen. Ob er wohl Croissants verkauft?"
„Bestimmt. Jetzt beende noch dein Gespräch mit den Weasley-Zwillingen, dann können wir losgehen." Mir wurde liebevoll einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Dann ging Onkel Marlon zu Mr Weasley herüber. Offensichtlich hieß, das Gespräch beenden auch, dass sich mein Sorgeberechtigter nicht einmischen wollte.
„Das Namenstraining werden wir dann wohl wann anders fortsetzen", stellte ich fest.
„Aber wir wissen doch, wer wir sind, verschollenes Schwesterlein. Ich bin Fred."
„Und ich bin George", wurde mir mitgeteilt. Natürlich sagten sie die Namen mal wieder falsch herum.
„Es ist nicht nett, dass ihr mich ständig anlügt. Ich gehe jetzt mit Antiope und Marlon spazieren. Wir sehen uns später." Ich ließ die beiden Jungen stehen und lief stattdessen zu den beiden Erwachsenen. Als ich neben Marlon trat, sah dieser breit grinsend auf mich herab.
„Arthur hat gefragt, ob wir mit ihm und den Kindern zusammen Mittagessen wollen. Hättest du Lust?"
„Ja, hat sie", kam es von den Weasley-Zwillingen.
„Fred und George haben gesprochen", nuschelte ich leise.
„Aber ich wollte deine Meinung wissen." Mir wurde von meinem Onkel in die Seite geknufft.
„Ich denke, es ist in Ordnung." Falls es mir nicht gefiel, konnte ich schließlich noch immer zu Blaise flüchten oder mich auf die Suche nach Adina und Jamie machen, welche heute ebenfalls hier auf dem Zeltplatz ankommen würden.

Marlon und ich hatten beide jeweils eine dicke Brötchentüte dabei. Mr Roberts hatte nicht nur Croissants und Brötchen gehabt, sondern auch noch Quarkbällchen, welche ich am liebsten sofort aufessen würde. Antiope sprang aufgeregt um uns herum. Für den Hund hatte uns der Campingplatzbetreiber einen Knochen mitgegeben, weshalb mein Haustier nur noch aufgedrehter war.
Als wir fast bei unserem Zelt angelangt waren, löste sich mein Hund von unserer kleinen Gruppe. Er bog nach rechts ab. Damit lief sie wieder von unserem Zeltplatz weg.
„Antiope, das ist der falsche Weg!" Das braune Fellknäuel hörte gar nicht auf mich. Sie lief weiter glücklich bellend von uns weg. Ich sah unsicher zu Marlon, welcher nur verwirrt mit den Schultern zuckte.
„Ich gehe gucken, wo sie hinwill, und komme dann gleich mit ihr nach." Mein Onkel nickte. Während ich nach rechts bog, lief er weiter zum Zelt.
„Antiope, warte auf mich!", rief ich dem kleinen Hund nach, welcher tatsächlich stehen blieb. Gerade als ich ihn erreichte, kamen Harry, Ron und Hermine um die Ecke. Mein Hund begann glücklich zu bellen.
„Hallo!" Ich wank den drei Gryffindors zu.
„Patricia! Ihr seid hier!", rief Harry glücklich.
„Wir sind jetzt Nachbarn und essen zusammen zu Mittag."
„Euch gehören die Autos?", fragte der Potterjunge überrascht. Ich nickte leicht.
„Ja, das sind unsere. Warum wundert dich das? Die meisten Zauberer haben keine Autos und können sie auch nicht fahren." Wir liefen zusammen wieder zurück zu den beiden Zelten.
„Hast du in letzter Zeit etwas von Streuner gehört?", fragte mich Hermine. Ich nickte stolz.
„Ja, er ist bei der Friedensnymphe in Sicherheit. Nach der WM reisen Marlon und ich zu ihm. Und dann schmuggeln wir uns nach Texas zu Remus und meiner leiblichen Familie."
„Du scheinst sehr glücklich zu sein."
„Das bin ich. Marlon kümmert sich gut um mich." Wir kamen am Zeltplatz an. Mittlerweile waren auch alle anderen wach geworden. Marlons Familie hatte sich schon zusammen vor die Zelte gesetzt. Alle hatten schon Kakao- oder Kaffeetassen in der Hand. Auf dem Tisch lagen nicht nur die Brötchentüten, sondern auch jeder erdenkliche Belag.
„Wir sehen uns später." Ich wank den drei zum Abschied zu, bevor ich mich zu den Mitgliedern der Kriegsnymphenfamilie setzte.

Nachdem wir fertig gegessen und unser Geschirr abgewaschen hatten, gingen wir zu den Weasleys herüber. Diese saßen um ein Feuer herum. Es war noch nicht groß genug, um darauf ein Mittagessen zu zubereiten, doch es würde mit Sicherheit noch größer werden.
Am Zelt der Familie kamen immer wieder Angestellte des Ministeriums vorbei. Sie begrüßten Mr Weasley, welcher den Laufkommentator spielte, im Vorbeilaufen höflich. Harry und Hermine hörten dem rothaarigen Mann interessiert zu, während seine Kinder etwas gelangweilt wirkten. Vermutlich kannten sie einfach schon die ganzen Leute. Die kurze Vorstellungsrunde meiner Familie schien sie dafür wesentlich mehr zu interessieren.
„Arnold Friedlich ... ein Vergissmich – so nennen wir die Leute vom magischen Unfallumkehr-Kommando – und das sind Bode und Croaker ... sie sind Unsägliche ...", setzte schließlich Mr Weasley seinen Zeitvertreib fort.
„Bitte was?"
„Von der Mysteriumsabteilung, alles streng geheim, keine Ahnung, was die so treiben ..."

Als das Feuer richtig brannte und wir gerade begonnen hatten, Eier und Würste zu braten, traten noch drei weitere rothaarige Männer aus dem Wald. Einen von ihnen kannte ich. Es war Percy Weasley, welcher letztes Jahr Schulsprecher von Hogwarts gewesen war. Die anderen beiden kannte ich nicht, doch auch bei ihnen sah man sofort, es waren Weasleys.
Der eine war ähnlich gebaut wie die Zwillinge, kleiner und stämmiger als die schlaksigen und großen Percy und Ron. Er hatte ein breites, wettergegerbtes, gutmütiges Gesicht. Sommersprossen waren überall auf diesem verteilt und ließen es noch gebräunter wirken. Anders als bei Jamie wirkte er dadurch allerdings nicht noch jünger, als er wirklich war. Sein Beruf hatte vermutlich viel mit Feuer und körperlicher Arbeit zu tun. Auf einem seiner muskulösen Arme war ein großes, schimmerndes Brandmal zu sehen. Schwielen und Blasen bedeckten seine Hände.
Der andere Weasley war ungefähr genauso gebaut wie Percy und Ron. Er war hochgewachsen. Er trug seine Haare lang und zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Durch diese Frisur wurde der Ohrring, an dem etwas baumelte, das aussah wie der Giftzahn einer Schlange, erst richtig betont. Seine Kleidung hätte gut in ein Rockkonzert gepasst, nur dass seine Schuhe, wie Harry auffiel, nicht aus Leder, sondern aus Drachenhaut waren.
„Eben mal kurz appariert, Dad", erzählte Percy unüberhörbar.
„Aah, Mitagessen, trifft sich gut!", fügte er noch hinzu, als er die Eier und Würstchen sah. Seine beiden Brüder schienen allerdings viel größeres Interesse an uns Unbekannten zu haben.
„Meine beiden ältesten Söhne Charlie und Bill kennt ihr vermutlich noch nicht. Jungs, das hier sind die Allaires."

Wir hatten unseren ersten Teller mit Eiern und Würstchen schon halb geleert, als Mr Weasley plötzlich aufsprang. Er winkte lächelnd einem Mann, der auf uns zugeschritten kam.
„Aha!", sagt Mr Weasley, „Der Mann der Stunde! Ludo!" Der Bekannte des rothaarigen Mannes hatte nicht einmal versucht, sich muggelfreundlich anzuziehen. Er trug einen langen Quidditch-Umhang mit breiten hellgelben und schwarzen Querstreifen. Das riesige Bild einer Wespe prangte auf seiner Brust. Er machte den Eindruck eines kräftig gebauten Mannes, der ein wenig in die Jahre gekommen war. Der Umhang bauschte sich über seinem dicken Bauch, den er in seiner Zeit als Quidditch-Spieler gewiss noch nicht gehabt hatte. Ludos Nase war gebrochen, doch seine runden blauen Augen, sein kurzes blondes Haar und sein rosiges Gesicht ließen ihn aussehen wie einen zu groß gewachsenen Schuljungen.
„Ahoi!", rief unser Besucher munter. Er schritt einher, als hätte er Federn unter den Sohlen, und war offensichtlich in einem höchst euphorischen Zustand.
„Arthur, altes Haus", keuchte er, als er vor dem Lagerfeuer stand, „was für ein Tag! Was für ein Tag! Schöneres Wetter hätten wir uns nicht wünschen können! Heute Nacht bleibt's klar ... und bei den Vorbereitungen läuft fast alles wie am Schnürchen ... weiß gar nicht, was ich groß tun soll!" Hinter dem Mann eilten ein paar ausgezehrt wirkende Ministeriumszauberer vorbei und deuteten in die Ferne, wo violette Funken zehn Meter in die Höhe stoben und auf eine Art magisches Feuer schließen ließen. So viel zu nichts zu tun.
Percy sprang auf die Beine. Er streckte seine Hand Ludo entgegen. Er schien bei ihm Eindruck schinden zu wollen, obwohl ich auch Missbilligung in seinem Blick sehen konnte. Was wohl so wichtig an unserem Besuch war, dass Percy Weasley sich einschleimen wollte?
„Ah – ja", sagte Mr Weasley grinsend, „das ist mein Sohn Percy, er hat gerade im Ministerium angefangen – und das ist Fred – nein, George, tut mir Leid – das ist Fred – Bill, Charlie, Ron – meine Tochter Ginny – und Rons Freunde Hermine Granger und Harry Potter." Der Mann stutzte bei Harrys Namen fast unmerklich. Sein Blick glitt hoch zu der Stirn des Jungen, auf der die Blitznarbe zu sehen war.
„Und das hier sind alte Bekannte von meiner Frau und mir. Frédéric und Claire Allaire mit ihren beiden Töchtern Roux und Susanne – Arienne Sansouci – oh und natürlich Marlon Allaire und Patricia Black." Die Franzosen wurden interessiert gemustert. Offensichtlich sagte dem Mann auch der Name der Kriegsnymphenfamilie etwas. Und mein Name erst recht. Automatisch machte ich mich noch ein wenig kleiner. Ich drückte mich noch näher an Marlon, auf dessen Schoß ich mal wieder saß.
„Darf ich vorstellen", fuhr Mr Weasley fort, „Ludo Bagman, ihr wisst ja, wer er ist, ihm haben wir die guten Plätze zu verdanken –" Nein, ich wusste nicht, wer Ludo Bagman war, doch da er gute Plätze beim Quidditchspiel besorgen konnte, er etwas mit der Vorbereitung zu tun hatte und Percy ihn als wichtig empfand, war er wohl ein hohes Tier im Ministerium, sehr wahrscheinlich in der Abteilung für magische Spiele und Sportarten. Bagman strahlte und winkte ab. Für ihn war es also eine richtige Kleinigkeit, die Karten zu besorgen.
„Kleine Wette ums Spiel gefällig, Arthur?", fragte Bagman beflissen. Er klimperte mit einer offenbar großen Menge Goldmünzen in den Taschen seines gelbschwarzen Umhangs, um seine Frage noch zu unterstreichen.
„Roddy Pontner ist schon dabei, hat auf Bulgarien gesetzt – hab ihm hübsche Quoten angeboten, wenn ich bedenke, dass die drei irischen Spitzen die stärksten sind, die ich seit Jahren gesehen habe – und die kleine Agatha Timms hat die Hälfte Ihrer Eulenfarm auf ein wochenlanges Spiel gesetzt."
„Aach ... lass mal gut sein", wank Mr Weasley ab.
„Wie wär's mit ... sagen wir, einer Galleone auf den Sieg von Irland?", schlug er allerdings schon im nächsten Moment ab.
„Eine Galleone?" Ludo Bagman wirkte ein wenig enttäuscht, fasste sich jedoch rasch wieder.
„Sehr schön, sehr schön ... will noch jemand setzen?" Die Franzosen schüttelten alle den Kopf. Der Blick von Ludo Bagman wanderte zu den Schülern.
„Sie sind noch ein wenig jung fürs Wetten", rief Mr Weasley, „Molly würde das gar nicht gern –"
„Wir wetten siebenunddreißig Galleonen, fünfzehn Sickel, drei Knuts", unterbrach Fred, der auf die Schnelle all sein Geld mit dem von George zusammengeworfen hatte, seinen Vater, „dass Irland gewinnt – aber Viktor Krum den Schnatz fängt. Oh, und wir legen noch einen Juxzauberstab drauf."
„Ihr wollt doch Mr Bagman nicht mit solchem Krempel belästigen –", zischte Percy, doch unser Besucher schien offenbar nicht zu denken, der Zauberstab sei Krempel. Es war sogar eher das Gegenteil der Fall, sein jungenhaftes Gesicht strahlte vor Begeisterung, als er ihn aus Freds Hand nahm, und als der Zauberstab ein lautes Gackern hören ließ und sich in ein Gummihuhn verwandelte, brüllte Bagman vor Lachen.
„Hervorragend! So ‚nen tollen Juxstab hab ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen! Für den würd ich fünf Galleonen hinlegen!" Percy erstarrte, bestürzt und entrüstet. Das passte jetzt definitiv nicht in die Welt des ehemaligen Schulsprechers.
„Jungs", nuschelte Mr Weasley, „ich will nicht, dass ihr wettet ... das sind eure ganzen Ersparnisse ... eure Mutter –"
„Sei kein Spielverderber, Arthur!", dröhnte Ludo Bagman und klimperte erregt mit seinem Tascheninhalt.
„Sie sind alt genug, um zu wissen, was sie wollen! Ihr glaubt, Irland gewinnt, aber Krum fängt den Schnatz? Nie und nimmer, Jungs, nie und nimmer ... Ich biete euch ‚ne sagenhafte Quote dafür ... und noch fünf Galleonen für den Juxzauberstab dazu, nicht wahr ..." Mr Weasley sah hilflos zu, wie Ludo Bagman ein Notizbuch und eine Feder zückte und die Namen der Zwillinge notierte. Er sollte sich dringend Durchsetzungsvermögen zulegen.
„Alles klar", sagte George, nahm den Pergamentzettel von Bagman entgegen und steckte ihn in die vordere Jackentasche. Glänzend gelaunt wandte sich der Besucher nun wieder Mr Weasley zu.
„Hast du vielleicht etwas zu trinken für mich? Ich bin auf der Suche nach Barty Crouch. Mein bulgarischer Partner macht Schwierigkeiten, und ich versteh kein Wort von dem, was er sagt. Barty kann das sicher regeln. Er spricht ungefähr hundertfünfzig Sprachen."
„Mr Crouch?", fragte Percy, und mit einem Schlag belebte sich seine missbilligende Miene und er hechelte geradezu vor Aufregung. Dann handelte es sich wohl bei dem anderen englischen Zauberer um den persönlichen Helden des Rothaarigen.
„Er spricht über zweihundert Sprachen! Nixisch und Beamtenchinesisch und Troll ..."
„Jeder kann Troll", bemerkte Fred geringschätzig, „man muss nur fuchteln und grunzen." Percy warf seinem Bruder einen äußerst gehässigen Blick zu und stocherte energisch im Feuer, um das Wasser im Kessel wieder zum Kochen zu bringen.
„Was Neues von Bertha Jorkins, Ludo?", fragte Mr Weasley, als Bagman sich auf dem Gras neben ihnen niederließ. Sofort wurde ich wieder hellhörig. Bertha Jorkins war doch ein wirklich interessantes Thema.
„Keine Spur. Aber die wird schon wieder auftauchen. Arme alte Bertha ... Gedächtnis wie ein undichter Kessel und null Orientierungssinn. Hat sich verflogen, da wette ich mit dir. Irgendwann im Oktober spaziert sie wieder ins Büro und denkt, es sei immer noch Juli", erklärte Bagman unbeschwert. Das hielt ich jetzt für die falsche Einstellung. Man musste natürlich nicht in Panik verfallen, doch irgendjemand sollte doch mal mit dem Hinweis zu dieser Frau, dass ihr Urlaub vorbei war. Und falls man sie dann nicht fand, war doch mal Panik angesagt.
„Meinst du nicht, es wäre an der Zeit, jemanden nach ihr suchen zu lassen?", mahnte Mr Weasley vorsichtig, während Percy Bagman den Tee reichte.
„Da würde ich dir auf jeden Fall zustimmen, Arthur", gab Marlon zu.
„Barty Crouch redet auch immer davon, aber im Augenblick können wir wirklich keinen entbehren. Oh – wenn man vom Teufel spricht! Barty!" Ein Zauberer war gerade an ihrem Lagerfeuer appariert, und er hätte keinen größeren Gegensatz zu Ludo Bagman bilden können, der sich in seinem alten Wespenumhang im Gras fläzte. Barty Crouch war ein steif aufgerichteter älterer Herr in einem tadellos sitzenden Anzug mit Krawatte. Der Scheitel seines kurzen grauen Haares war fast unnatürlich gerade und sein schmaler Oberlippenbart sah aus, als würde er ihn mit dem Lineal stutzen. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Er gab definitiv einen guten falschen Muggel ab, auch wenn er mir persönlich viel zu steif und penibel herüberkam.
„Setz dich ein wenig zu mir, Barty", forderte Ludo strahlend den anderen Besucher auf. Er strich glücklich über das Gras.
„Nein danke, Ludo", lehnte Crouch ab, und eine Spur Ungeduld lag in seiner Stimme. „Ich hab dich überall gesucht. Die Bulgaren bestehen darauf, dass wir noch zwölf Sitze in der oberen Loge anbringen."
„Darauf sind die also aus? Ich dachte, der Typ wollte sich ‚ne Pinzette ausleihen. Ziemlich starker Akzent", kam es von Bagman überrascht.
„Mr Crouch!", rief Percy atemlos und versank in eine Art halbe Verbeugung, bei der er wirkte wie ein Buckliger. Ich sah amüsiert zu.
„Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?", fragte der ehemalige Schulsprecher ganz aufgeregt.
„Oh", entfuhr es Mr Crouch und warf Percy einen milde überraschten Blick zu, „Ja – sehr aufmerksam, Weatherby." Fred und George prusteten in ihre Tassen und uach ich musste grinsen. Der Held konnte sich den Namen des ehemaligen Schulsprechers nicht merken. Percy, ganz rosa um die Ohren, machte sich eifrig am Kessel zu schaffen.
„Ach, und Sie würde ich auch gern kurz sprechen, Arthur", befahl Mr Crouch. Seine scharfen Augen ließ er auf Mr Weasley ruhen.
„Ali Bashir ist auf dem Kriegspfad. Er will ein Wörtchen mit Ihnen reden wegen Ihres Einfuhrverbots für fliegende Teppiche." Mr Weasley tat einen tiefen Seufzer.
„Deswegen habe ich ihm doch schon vor einer Woche eine Eule geschickt. Ich hab's ihm einmal gesagt, ich hab's ihm hundertmal gesagt: Teppiche gelten gemäß der Liste Verbotener verhexbarer Gegenstände als Muggelartefakte, aber er will einfach nicht hören." Aber Besen nicht. Das war ein wenig inkonsequent.
„Da könnten Sie Recht haben", gab Mr Crouch zu und nahm eine Tasse Tee von Percy entgegen. „Er will diese Teppiche hier unbedingt einführen."
„Nun ja, in Großbritannien werden sie die Besen nie verdrängen, oder?", stellte Bagman fest.
„Ali glaubt, es gibt eine Marktnische für ein Familienfahrzeug", erklärte Mr Crouch. Damit hatte er sogar recht. Familienfahrzeuge waren bei den englischen Zauberern wirklich Mangelware.
„Ich weiß noch, mein Vater hatte einen alten Perser, auf dem zwölf Personen Platz hatten -aber das war natürlich vor dem Verbot von Teppichen." Mr Crouch sprach, als ob er niemanden darüber im Zweifel lassen wollte, dass all seine Vorfahren das Gesetz strikt befolgt hatten.
„Wie geht's sonst, Barty, viel zu tun?", fragte Bagman gelassen und offensichtlich nicht an der Geschichte des anderen Besuchers interessiert.
„Ziemlich", sagte Mr Crouch trocken, „Portschlüssel auf fünf Kontinente zu verteilen ist keine Kleinigkeit, Ludo."
„Ich denke, dann sind Sie beide froh, wenn das hier vorbei ist?", fragte Mr Weasley. Ludo Bagman wirkte schockiert.
„Froh! Ich weiß nicht, wann ich mehr Spaß hatte ... immerhin, es ist ja nicht so, dass wir uns auf nichts anderes freuen könnten, oder, Barty? He? Bleibt noch viel zu organisieren, nicht wahr?" Mr Crouch sah Bagman mit hochgezogenen Brauen an. Da redete gerade jemand über Dinge, die er nicht erwähnen durfte.
„Wir haben uns doch geeinigt, nichts zu sagen, bevor nicht alle Einzelheiten –"
„Aah, Einzelheiten!", unterbrach Bagman den andern Mann. Er verscheuchte das Wort mit einer Handbewegung wie einen Mückenschwarm.
„Sie haben unterschrieben, oder? Sie haben zugestimmt? Ich wette mit dir, diese Kinder hier werden es ohnehin bald erfahren. Immerhin findet es in Hogwarts statt –" Also ging es um ein Ereignis in Hogwarts, welches von den gleichen Leuten wie die Quidditchweltmeisterschaft organisiert wurden. Also vermutlich ein anderes internationales Ereignis, bei dem vermutlich verschiedene Schulen miteinander zu tun hatten.
„Ludo, wir müssen zu den Bulgaren, das weißt du doch«, sagte Mr Crouch, um Bagman abzuwürgen, „Danke für den Tee, Weatherby." Er schob seine unberührte Tasse Percy zu und wartete darauf, dass Ludo sich erhob. Bagman rappelte sich hoch, schluckte den Rest Tee und ließ das Gold in seinen Taschen fröhlich klimpern.
„Wir sehen uns später! Ihr seid bei mir oben in der Ehrenloge – ich kommentiere das Spiel! Wo sitzen sie mit ihrer Familie, Mr Allaire?", fragte Bagman meinen Onkel.
„Ebenfalls in der Ehrenloge."
„Sehr erfreulich. Wir sehen uns dann zum Spiel." Bagman winkte, Barty Crouch nickte knapp und die beiden disapparierten.
„Was soll denn in Hogwarts stattfinden, Dad? Worüber haben die gesprochen?", fragte Fred auf der Stelle.
„Das wirst du noch früh genug erfahren", antworte Mr Weasley lächelnd.
„Es handelt sich so lange um eine geheime Information, bis das Ministerium beschließt, sie freizugeben", erklärte Percy steif, „Mr Crouch hatte vollkommen Recht, sie nicht preiszugeben."
„Aaach, hält's Maul, Weatherby", rief Fred. Ich drehte mich zu Marlon.
„Wisst ihr, was in Hogwarts stattfindet?"
„Was denkst du denn?" Natürlich wussten sie es. Und sie würden mich einweihen, wenn ich es wirklich wollte. Allerdings würde er es vor den Hogwartsschülern geheimhalten wollen.

Als es schon dunkel geworden war, gab das Ministerium endlich seine letzten Versuche auf, gegen das Benutzen von Magie vorzugehen. Es brachte sowieso nichts. Schon alleine einige der Zelte waren zu auffällig, von der sogenannten Muggelkleidung der Zauberer ganz zu schweigen. Viele von ihnen hatten wahrscheinlich noch nie mit einem Muggel zu tun gehabt.
An allen Ecken und Enden des Zeltplatzes apparierten Verkäufer mit Körben und Karren voll außergewöhnlicher Waren. Es gab leuchtende Rosetten – grün für Irland, rot für Bulgarien -, welche in kreischendem Ton die Namen der Spieler ausriefen, grüne Spitzhüte, die mit tanzenden Kleeblättern geschmückt waren, bulgarische Schals, mit wirklichen brüllenden Löwen verziert, Flaggen aus beiden Ländern, die ihre Nationalhymnen spielten, wenn man mit ihnen wedelte; kleine Modelle von Feuerblitzen, die tatsächlich flogen, und Sammelfiguren von berühmten Spielern, die einem mit stolzgeschwellter Brust über die Hand spazierten.
Neugierig schob ich mich mit den Mitgliedern der Kriegsnymphenfamilie durch die Verkaufsstände. Gerade Roux schien eine Menge Spaß an den ganzen Sachen zu haben. Immer wieder fand sie in einen der Karren einen richtig schrägen Fanartikel, welchen sie erst einmal allen präsentieren wollte, bevor sie ihn wieder zurücklegte. Susanne verdrehte immer demonstrativ die Augen, während Arienne glücklich vor sich hin gluckste und mein Grinsen nur noch ein Stück breiter wurde.
„Oh, guckt mal die hier!" Roux rannte zu dem nächsten Marktkarren, auf dem stapelweise Messingferngläser lagen, die allerdings mit vielerlei merkwürdigen Knöpfen und Zifferblättern versehen waren.
„Omnigläser", erklärte der Verkaufsmagier beflissen, „Man kann das Gesehene wiederholen ... alles verlangsamen ... und sie zeigen dir einen Kurzkommentar zu allen Spielzügen, wenn du ihn brauchst. Schnäppchenpreis – zehn Galleonen das Stück."
„Oh, kriegen wir welche?", fragte das Mädchen aufgeregt.
„Wofür habt ihr mit Gold gefüllte Verliese? Wenn ihr welche haben wollt, kauft euch Omnigläser." Mein Blick glitt zu Marlon. Die anderen drei Mädchen hatten vielleicht mit Gold gefüllte Verliese, doch zwischen uns beiden, war das Thema Taschengeld nie zur Sprache gekommen. Oder zwischen Sirius und mir. Wer auch immer für mein Geld von den beiden verantwortlich war.
„Suche dir eines aus, Welpe", wurde ich aufgefordert.
„Danke, Marlon." Ich suchte mir ein Omniglas aus. Marlon war gerade beim Bezahlen, als man von irgendwo jenseits des Waldes einen tiefen, dröhnenden Gong hörte, und plötzlich flammten auf den Bäumen grüne und rote Laternen auf. Sie tauchten den Weg zum Spielfeld in ihr Licht.
„Das Spiel beginnt gleich", rief Marlon, welcher jetzt so wie ein kleines aufgeregtes Kind wirkte.

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