Kapitel 17

Die Fenster des kleinen Cottages strahlten uns freundlich und einladend durch die Bäume an. Automatisch ging ich ein wenig schneller, damit ich bald das warme Innere erreichte. Ob ich wohl noch einen warmen Kakao abstauben konnte? Nach Marlons, Frédérics und meinen Spaziergang durch die kalte Nacht konnte ich wirklich gut einen gebrauchen.
Wir erreichten die Haustür. Schon während des Öffnens kam mir die warme Luft aus dem Inneren des Cottages entgegen. Kaum waren wir alle drinnen, schloss Frédéric auch schon wieder bestimmt die Tür, um die Kälte auszuschließen.
Die Haustür war gerad wieder ins Schloss gefallen, als mein Vater auch schon im Türbogen zum Wohnraum der unteren Etage erschien. Ein breites glückliches Lächeln zierte mal wieder sein Gesicht.
„Hattet ihr einen schönen Abend?", fragte er uns. Ich nickte begeistert.
„Es war schön, mal wieder meine Freunde zu sehen. Und die Beauxbatons sind mit einer riesigen Kutsche gekommen. Abraxaner haben sie gezogen. Die waren richtig toll. Und Blaise wird immer merkwürdiger, aber es sagt, da ich merkwürdig bin, brauche ich merkwürdige Freunde. Ich fürchte, damit hat er recht" erzählte ich begeistert.
„Und der Rückweg war wohl ziemlich kühl. Deine Wangen sind von der Kälte ganz gerötet. Soll ich dir einen warmen Kakao machen?" Ich nickte begeistert. Bei den zwölf Göttern, genau das habe ich gewollt? Ob Sirius und ich jetzt anfingen, uns wortlos zu verstehen?
„Wie sieht es bei euch beiden auch?", fragte mein Vater nun auch die beiden Erwachsenen.
„Das wäre super. Vielen Dank, Sirius." Der Flüchtige drückte mir einen Kuss auf meine durchgefrorene Nase, ließ mich wieder los, nur um in den offenen Wohnraum zu verschwinden.
„Will die Damenwelt auf dem Sofa auch einen warmen Kakao?", fragte er gut gelaunt.
„Soll ich dir vielleicht dabei helfen, so viel Kakao zu machen, Sirius", bot ihm Vivienne an.
„Ach Quatsch, das mache ich eben. Begrüße lieber deinen Ehemann. Der ist mit meinem Welpen und Marlon zurückgekommen."
„Und kommt gleich brav zu mir. Nicht wahr, Frédéric?", hörte ich die Französin rufen. Ihre Ehemann schüttelte breit grinsend den Kopf, zog aber Schuhe und den Umhang aus, nur um dann zu seiner Frau zu eilen.
„Und so macht man seinen Partner glücklich", flüsterte mir Marlon zu, bevor wir seinem Bruder folgten.
Unsere restlichen Mitbewohner, beziehungsweise die Damenwelt, laut Sirius, hatten es sich zusammen auf der Sofalandschaft gemütlich gemacht. Ein Teller mit Süßigkeiten stand auf dem Tisch.
Roux hatte sich an ihre Mutter gekuschelt, welche gerade von ihrem Ehemann mit einem Kuss begrüßt wurde. Arienne und Susanne nahmen die restliche Sofalandschaft ein. Beide Mädchen hatten sich hingelegt und hatten Bücher vor sich liegen, die gerade aber keine Beachtung bekamen. Ein weiteres Buch verriet mir, dass Sirius wohl auf dem Sessel gesessen hatte.
„Kakao ist fertig!", verkündete in diesem Moment der Flüchtige von unserer Küche aus. Ich ließ mit einem Zauber die Kakaotassen auf den kleinen Tisch fliegen. Mein Vater kam zu uns herüber, wo er es sich wieder auf dem Sessel gemütlich machte. Zufrieden ließ ich mich auf seinen Schoß fallen.
„Wie war es in Hogwarts? Sind die Beauxbatons gestolpert, weil sie ihr Näschen hoch oben in den Wolken hatten?", fragte mich Susanne amüsiert. Sie setzte sich auf und legte ihr Buch bei Seite, um sich stattdessen ihrem Kakao zuzuwenden. Marlon nutzte die Chance, sich neben seine Nichte auf die Couch fallen zu lassen.
„Susanne, sei nicht so unhöflich. Sie scheinen sich benommen zu haben. Nicht jeder, der nach Beauxbatons geht, ist arrogant. Seht euch eure Mutter an. Außerdem habt ihr euere Näschen auch ziemlich weit oben getragen, als wir da waren", schimpfte Frédéric mit seiner ältesten Tochter. Diese verdrehte allerdings nur desinteressiert die Augen.
„Auch Ausnahmen gibt es mal", murmelte sie dabei missgelaunt.
„Sie waren meiner Meinung nach ein wenig arrogant, bevor ihr dort wart. Sie haben so getan, als würde man in der großen Halle erfrieren. Und als Dumbledore gemeint hat, er sei sich sicher, die Gastschüler werden einen angenehmen und vergnüglichen Aufenthalt haben, hat eine von ihnen wütend geschnaubt. Ich glaube, das Mädchen war eine Halb-Veela. Sie hat so silber-blondes Haar, die Typen haben ihr die ganze Zeit hinterher gestarrt und . Sie hat einfach eine Veela-Aura", berichtete ich von dem Essen, bevor die beiden Männer aus der Kriegsnymphenfamilie dazugekommen waren. Auf dem Gesicht von Sue machte sich ein zufriedenes Grinsen breit.
„Ha, ich wusste es! Noch immer kleine arrogante Schickmickimädels dort. Nicht, dass sie sich noch beim trimagischen Turnier einen Nagel abbrechen. Und bevor du fragst, die Typen dort sind kein bisschen besser. Die sehen immer alle so aus, als würden sie erwarten, es könnte gleich ein Fotograf um die Ecke kommen, der für eine Beauxbatons-Werbebroschüre Aufnahmen macht", rief Sue triumphierend.
„Azura sieht auch immer so aus, als würde sie erwarten, dass im nächsten Moment ein Fotograf um die Ecke kommt. Lass sie doch", warf Arienne ein, welche gemütlich an ihrem Kakao nippte.
„Deine Schwester macht das nur, damit alle sie unterschätzen. Sie setzt ihr Aussehen strategisch ein. Die Beauxbatons – na ja, sie sind halt mittelmäßige Duellanten. Das Mädchen, welches du für eine Halb-Veela hältst, ist vermutlich Fleur Delacour, eine Viertel-Veela. Roux hat sie voll auf die Matte geschickt, als wir mal in Beauxbatons waren. Madame Maxime hatte die Idee, ihren Schülern mal vernünftigen Unterricht zu gönnen, und hat einen von uns geführten Duellierclub organisiert. Die sind Reihenweise auf die Matte geschickt worden. Das war ein Spaß. Und wir hatten nur Zauberstäbe." Sues Augen leuchteten vergnügt.
Ich konnte mir bildhaft vorstellen, wie lustig es gerade die Gleichaltrige gefunden hatte, sich mit den Beauxbatons zu duellieren. Wie sehr sich wohl die älteren Schüler geärgert haben, als sie von den Jüngeren auf die Matte geschickt wurden? Fleur Delacour musste schließlich schon mindestens siebzehn Jahre alt sein, ansonsten wäre sie schließlich nicht mit nach Hogwarts gekommen. Damit war sie sogar ungefähr ein Jahr älter als Arienne.
„Na, mal eben auf die Matte schicken war es auch nicht. Nur weil sie wie ein kleiner Engel aussieht, sollte man sie wirklich nicht unterschätzen. Fleur Delacour ist eine starke Duellantin und hat auch sonst viel auf dem Kasten. Madame Maxime hat ihre Schüler mit Sicherheit gut ausgewählt. Hogwarts hat kein leichtes Spiel, wenn deine ehemalige Schule den Pokal gewinnen will", berichtete Roux gut gelaunt.
„Ich denke, Hogwarts will gewinnen. Warum sollten sie sonst teilnehmen?" Ich sah verwirrt in die Runde.
„Das meinte ich." Die Jüngere kicherte leise, weshalb sie nun von ihrer Mutter streng angesehen wurde.
„Ich meine es nicht böse. Aber es ist so lustig, wenn sie mal wieder etwas wortwörtlich nimmt. Natürlich nimmt man an einem solchen Turnier teil, um es zu gewinnen", kicherte Roux. Ich lief leicht rot an, weshalb mich Sirius etwas näher an sich heranzog.
„Du musst dich nicht schämen, mein kleiner Teeniewelpe. Aber es ist wirklich süß, wenn du etwas wortwörtlich nimmst. Und wenn du mal wieder jemand mit großen Augen anstarrst, weil du nicht weißt, was er gerade von dir will. Ich habe einen sehr süßen Teeniewelpen." Stolz machte sich mal wieder auf dem Gesicht meines Vaters breit, während er über mich sprach.
„Wir haben den süßesten Teeniewelpen auf der Welt. Brav und knuddelig, wenn auch manchmal ein wenig zu frech." Marlon stand wieder von seinem Platz auf, um sich auf die Seitenlehne von Sirius und meinem Sessel zu setzen, um mir einmal liebevoll durch die Haare zu streicheln.
„Patricia ist doch nicht zu frech, sie könnte manchmal noch ein wenig frecher sein!", widersprach Sue sofort, weshalb alle anderen die Augen verdrehten. Sie waren wohl alle wirklich froh, dass ich nicht frech und störrisch war, so wie noch am Anfang gegenüber Remus.
Zum einen hatte ich es so wesentlich einfacher, doch gleichzeitig war es anders für Marlon und Sirius nicht möglich, mich zu erziehen. Oder zumindest bei sich zu haben. Ich war mich noch nicht sicher, ob man wirklich von Erziehung reden konnte. Momentan ging es eindeutig eher darum eine Beziehung aufzubauen. Das klappte aber ganz gut. Jedenfalls meiner Meinung nach.
„Ich finde, ich habe einen tollen werdenden Vater und einen tollen werdenden Onkel-Vater." Ich ließ mich gegen Marlon fallen, welcher mir liebevoll über die Haare strich.
„Und die beste Cousine der Welt hast du auch noch. Deine zwei anderen Cousinen sind auch noch ganz erträglich. Bei den zwölf Göttern, Rona, du hast wirklich Glück mit deiner Familie. Na gut, dein Onkel und deine Tante, die sind manchmal ein wenig streng, aber ansonsten – du hast richtig Glück." Sue zwinkerte mir gut gelaunt zu, während ihr Vater die Augen verdrehte.
„Glaube mir Sue, du hast sehr viel Glück mit deinen Eltern. Auch wenn es dir gerade nicht so vorkommt, weil deine Hormone dir sagen, du musst dich von ihnen loseisen."
„Ich weiß, ich könnte es viel schlimmer mit meiner Familie erwischen. Aber ihr nervt manchmal echt. Eigentlich nicht nur manchmal, sondern ständig. Susanne mach dies, Susanne mach das."
„Das geht vorbei. In ein paar Jahren freust du dich wieder über deine tollen Eltern. Jetzt nervt es dich noch ein wenig, wenn wir dich drücken oder dir etwas sagen, und manchmal ärgern wir dich etwas." Frédéric strich seiner älteren Tochter über die Haare, weshalb diese anfing, die Hand abzuschütteln.
„Ihr seid blöd! Wenn du eine Tochter knuddeln willst, nimm die Kleine oder mache dich an Patricia ran. Die kuschelt gerne mit Vätern." Sue rückte zur Sicherheit noch näher zu Arienne, welche jetzt ihren Arm um das Mädchen legte.
„Oh, kleine Sue, musst du dich bei deiner großen Cousine vor deinem Papa verstecken? Keine Sorge, du kleines Schnuckelchen, ich passe auf dich auf." Marlons Nichte sah ziemlich entsetzt zu der Älteren.
„Ist heute der wir-ärgern-Susanne Tag? Also wirklich? Wir führen jetzt Patricias Anfass-Regel auch hier ein! Sue wird nur noch mit ihrer Erlaubnis berührt. Also wirklich, ich bin doch kein kleines Kind! Mit meinem Vater werde ich schon noch klar kommen. Der ist so alt, er kann nicht mehr mit mir mithalten." Sue rutschte wieder von der Sechzehnjährigen weg, welche amüsiert zu Roux kam, welche dafür zu Arienne rutschte und sich an diese kuschelte.
„Ich bin also alt, Susanne?" Frédéric stürzte sich auf seine Tochter, um sie durchzukitzeln, diese ging allerdings lieber stiften. Eine wilde Jagd im Erdgeschoss ging los.
Ich sah kurz dabei zu, wie Frédéric seine älteste Tochter durch den Raum jagte. Dafür dass sie keine Angst vor ihrem Vater hatte und er aufgrund seines Alters nicht mehr mithalten konnte, musste sie aber ziemlich rennen, um ihrem Vater zu entkommen.
„Es ist schön, dass ihr Mal wieder zusammen spielt. Das habt ihr schon so lange nicht mehr gemacht. Aber jetzt mal wirklich, im Haus wird nicht gerannt. Geht raus." Claire schnippte kurz mit dem Zauberstab, weshalb die Tür des Wintergartens aufschwang. Ein Schwall kalter Luft kam herein.
Automatisch kuschelte ich mich näher an Marlon. Körperwärme war doch eine wirklich tolle Erfindung der Götter gewesen. Eine perfekte Wärmequelle, die auch noch die Ausschüttung von Oxytocin anregt. Eine sehr gute Mischung.
Susanne und ihr Vater schienen allerdings nicht den Sinn darin zu sehen, ihre Jagd nach draußen zu verlegen. Sie rannten weiter durchs Wohnzimmer, während sich die kalte Luft immer weiter ausbreitete.
Schließlich holte Frédéric seine Tochter auf, weshalb ein kurzes Handgemenge entstand, was damit endete, dass der Mann seine Tochter mit einer Hand festhielt und mit der anderen durchkitzelte. Susanne fing an gleichzeitig zu lachen und zu quietschen, während sie sich aus dem Griff ihres Vaters zu befreien, nur um ihn ebenfalls zu kitzeln.
„Ihr beide seid mir welche. Passt auf, sonst bricht sich Sue gleich wieder etwas. Oder du, Frédéric, tust dir weh. Klage nicht später über Rückenschmerzen", ermahnte Claire die beiden Tobenden. Diese schienen sich ihre Wort allerdings nicht wirklich zu Herzen nehmen zu wollen.
„Ach, was. Rückenschmerzen kriegen nur alte Leute", meinte Frédéric, bevor er seine Tochter hochhob, damit sie ihm nicht entkam.
„Deshalb sollst du aufpassen, Papa", kicherte diese gut gelaunt, weshalb sie noch einmal gekitzelt wurde. Susanne schaffte es, sich zu befreien. Rumps! Im nächsten Moment flog Frédéric auf den Boden. Das junge Mädchen stürzte sich auf sie.
„Können wir eigentlich die Gartentür wieder schließen? Die beiden gehen eh nicht raus. Mir wird kalt", murmelte Arienne, welche sich von dem Kampf schon wieder abgewandt hatte. Stattdessen las sie momentan mit Roux in einer Zeitschrift.
„Ich mache schon." Marlon stand von seinem Platz auf. Er lief zur Tür, schloss diese und machte sich dann auf den Rückweg. Er kam allerdings nicht zu uns herüber, sondern blieb bei seinem Bruder und seiner Nichte stehen, wo sie noch immer tobten. Er sah kurz auf sie herunter, dann kam er seinem Bruder mit seiner Nichte zu Hilfe.
„Ey!", protestierte Susanne. „Also wirklich, bei euch klappt die Anfass-Regel gar nicht. Und ihr beschwert euch, wenn wir mal eine Regel missachten. Sogar Patricias Zabini kriegt das hin."
Na ja, das mit dem Hinkriegen war relativ. Ich weiß nicht, ob es zählte, wenn ich mich einfach nicht mehr beschwerte. Schließlich hatt Blaise nicht aufgehört, mich zu umarmen. Ich hatte nur meine Einstellung dazu geändert. Außerdem hatte der Junge jetzt etwas neues, was ich ihm nicht erlaubt hatte. Die Küsse auf die Wange.
„Patricia, du musst ihnen jetzt sagen, dass es perfekt läuft!", rief mir Susanne zu.
„Aber tut es nicht. Er umarmt mich noch immer, ohne vorher zu fragen. Ich lüge nicht." Ich sah hilfesuchend zu Sirius, auf dessen Schoß ich noch immer saß. War die Antwort halbwegs vernünftig?
„Du hast dein allgemeines Einverständnis gegeben, das zählt", erwiderte die Gleichaltrige.
„Zum Kuscheln vielleicht, aber nicht fürs küssen." Mein Vater, der gerade einen Schluck von seinem Kakao genommen hatte, spukte diesen wieder überrascht aus.
„Zabini hat was?", fragte er entsetzt.
„Mich auf die Wange geküsst", gab ich kleinlaut zu. Bisher hatte ich das nur für merkwürdig gehalten, doch es schien auch ziemlich schlimm zu sein. Offensichtlich war es aber schlecht, ansonsten hätte Sirius doch ganz anders reagiert, richtig?
„Den zwölf Göttern sei Dank. Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt, Welpe. Ich dachte schon, er hätte dich richtig geküsst", meine Sirius erleichtert, welcher wieder wesentlich ruhiger wirkte.
„Wäre es schlimm, wenn er das tut? Das heißt doch nur, dass er mich mag, oder etwa nicht? Frédéric und Claire küssen sich auch ständig." Ich sah hilfesuchend zu den beide Mädchen auf dem Sofa. In den Liebesfilmen, die Roux immer so gerne sah, küssten sich doch auch ständig Leute.
„Nein, Welpe, es wäre eigentlich nicht schlimm. Obwohl ich mir gerade sehr sicher bin, dass du noch nicht bereit für eine Beziehung bist. Also lass es erstmal, Zabini zu küssen."
„Nur erstmal? Eigentlich will ich Blaise gar nicht als meinen festen Freund." Denke ich jedenfalls. Aus dieser Sicht hatte ich unsere Beziehung einfach noch nie betrachtet. Gerade schien es auch sehr kompliziert zu sein, unsere Beziehung aus diesem Winkel zu sehen. So wie es jetzt war, gefiel es mir eigentlich sehr gut.
„Von mir aus kannst du es einfach für immer lassen, Blaise zu küssen. Ich finde, du musst niemals einen Jungen küssen. Aber du musst für immer damit leben, dass ich dich küsse." Mir wurde ein Kuss auf die Stirn gedrückt. Mit solchen Liebesbekundungen von meinem Vater konnte ich auch gut für den Rest meines Lebens leben.

Ein leises Klopfen war an der Fensterscheibe zu hören. Als niemand reagierte, wurde es etwas lauter und kräftiger. Ich hob meinen Kopf leicht an, weshalb ich die Schleiereule sah, welche auf dem Fensterbrett vor Marlons Schlafzimmerfenster saß.
Vorsichtig befreite ich mich von den Armen, welche mich festhielten, um das gefiederte Tier hereinzulassen. Allerdings wollte es gar nicht reinkommen. Mir wurde der Brief gegeben und schon flog sie wieder ab, zu einem Baum in der Nähe, wo es sich für ein Nickerchen hinsetzte.
Ich drehte das Schriftstück um, damit ich den Adressaten lesen konnte. Sirius stand auf ihm in Harrys krakeliger Schrift. Er hatte sich also brav an die Bitte gehalten, nicht mehr Hedwig zu schicken.
Ich schloss das Fenster wieder, dann machte ich mich wieder auf den Weg in das warme Bett, indem noch mein Vater und Marlon schliefen. Den Brief legte ich auf den Nachtisch, dann krabbelte ich wieder zwischen die beiden. In meine schöne, warme Mitte.
„Was wollte die Eule?", nuschelte Sirius leise neben mir. Er war wohl entweder von meinen Bewegungen oder durch das offene Fenster wach geworden.
„Sie hat einen Brief von Harry an dich gebracht. Er liegt neben dir auf dem Nachtisch", flüsterte ich leise zurück, um Marlon nicht zu wecken. Mein Vater grummelte leise, dann zog er mich näher an sich. Kuscheln fand ich eh viel schöner, als einen Brief zu lesen.
„Was er wohl zu erzählen hat?", überlegte Sirius.
„Vermutlich berichtet er, wer die drei Champions geworden sind." Mein Vater setzte sich ruckartig auf.
„Verdammt." Er griff nach dem Schriftstück. Der Umschlag wurde entfernt, dann zog er ungeduldig das Pergament heraus und überflog es kurz.
„Verdammt", wiederholte er sich. Ich sah fragend zu ihm herüber. Es stand wohl mehr drin, als nur die Namen der drei Champions.
„Was ist denn los?", fragte ich verwirrt. Mir wurde das Pergament gereicht. Ich seufzte leise. Ich wusste, nur Übung macht den Meister, doch in solchen Momenten hätte ich doch gerne einfach die Antwort und keine Leseübung.

Lieber Sirius,
du hast mir geschrieben, ich solle dich über das, was in Hogwarts passiert, auf dem Laufenden halten, also los geht's: Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, jedenfalls findet dieses Jahr das Trimagische Turnier statt und am Samstagabend wurde ich zum vierten Champion gewählt. Ich weiß nicht, wer meinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat, ich jedenfalls war es nicht. Der andere Hogwarts-Champion ist Cedric Diggory von den Hufflepuffs.
Ich hoffe, dir geht es gut und Seidenschnabel auch.
Harry

„Patricia, warum lächelst du so triumphierend?", wurde ich misstrauisch gefragt.
„Ich hatte Recht. Man konnte Dumbledores Alterslinie wirklich überlisten, indem man jemand anderem darum bittet, den Namen in den Kelch zu werfen", erklärte ich stolz. Ob die Weasley-Zwillinge es wohl geschafft hatten, ihre Namen in den Kelch zu werfen?
„Das irgendjemand das ausgenutzt hat, um Harry ins Turnier zu bringen, ist natürlich suboptimal", fügte ich noch hinzu mit einem kurzen Blick zu meinem Vater. Er machte sich Sorgen um Harry, da sollte ich mich nicht darüber freuen, dass ich recht hatte.
„Ich hatte schon befürchtet, dass so etwas passiert. Es fängt wieder an. Der dunkle Lord gewinnt wieder an Kräften." Mein Vater sah entsetzt und gleichzeitig irgendwie hoffnungsvoll aus. Warum machte es ihm Hoffnung, wenn der Mörder wieder zurückkam? Hatte ich mich doch in ihm geirrt?
„Du guckst verschreckt, Welpe. Ist alles in Ordnung mit dir? Du musst keine Angst haben. Ich werde dich vor ihnen beschützen. Wir tun das alle", versprach er mir.
„Hoffnung. Als du gesagt hast, Voldemort würde zurückkommen, hast du hoffnungsvoll ausgesehen", stotterte ich los.
„Ich bin nicht froh, dass er zurückkommt. Die Gefahr eines weiteren Krieges besteht und – ich mache mir große Sorgen deshalb. Ich mache mir Sorgen um Harry und euch Mädchen. Ich weiß, du bist stark, Patricia. Eine noch stärkere Kriegsnymphe als es Maélys war, aber – ich habe im letzten Krieg viel starke Personen gesehen, die fielen." Das hörte sich jetzt wieder nicht danach an, als ob mein Vater irgendetwas gut an der Rückkehr fand.
„Es gibt Prophezeiungen über die Nymphen. Mehrere. Aus einer geht hervor, dass es noch nicht vorbei war, aber wenn wir dieses Mal Hades besiegen, ist er endgültig fort. Jedenfalls wird in einer von der letzten Schlacht gesprochen. Wir überstehen das, Welpe, und danach ist alles besser als jemals zuvor. Ich verspreche es dir."
„Denkst du, du wirst freigesprochen, wenn Voldemort zurückgekehrt ist?", fragte ich. Machte er sich deshalb Hoffnung, weil er glaubte, durch den Krieg würde er freigesprochen werden und wir könnten eine richtige Familie sein? Dann könnten wir als Sirius und Patricia in den Urlaub fahren, zusammen in einem Restaurant essen gehen oder auch nur zusammen den Wocheneinkauf erledigen, ohne dass wir Vielsafttrank benötigten.
„Peter wird irgendwann in Erscheinung treten. Der dunkle Lord wird es nicht Ewigkeiten erlauben, dass er sich irgendwo versteckt. Oder ein anderer Todesser verrät ihn irgendwann, um sich selbst freizukaufen. Spätestens nach der letzten Schlacht werde ich frei sein. Dann können wir eine richtige Familie sein, Welpe. Es wird alles gut werden."
„Denkst du, ein Todesser ist in Hogwarts? Sollte ich doch zurückkehren. Ich habe Adina versprochen, auf sie aufzupassen. Und es ist meine Aufgabe, die anderen Nymphen zu beschützen", murmelte ich. Sirius schüttelte leicht den Kopf.
„Es ist deine Aufgabe, Welpe, eine Kindheit zu führen. In Ordnung. Jetzt gerade kommt es nicht darauf an, ob die anderen deine Hilfe brauchen oder nicht. Es ist nur wichtig, dass du jetzt erstmal hier zur Ruhe kommst und deinen Platz findest."
„Ich weiß, wo mein Platz ist. Aber meine Aufgabe ist es trotzdem, die Nymphen zu beschützen. Ich sollte also – mein Platz ist daher in Hogwarts."
„Nein, Welpe. Dein Platz ist hier. Hier bei Marlon und mir. In Hogwarts hast du höchstens einen Auftrag zu erledigen. In Ordnung? Dein Platz ist, wo du zu Hause bist. Das ist hier, bei uns beiden. Harry ist in Hogwarts sicher."
„Wäre er das, würdest du dir keine Sorgen um ihn machen. Und er wäre nicht beim trimagischen Turnier als Champion."
„Dumbledore und Moody werden das schon regeln. Du gehst nur zurück, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt. Momentan bist du noch nicht so weit. Du brauchst noch Zeit. Ich habe in einem Krieg mitgekämpft, kleiner Welpe. Du wirst Unterstützung brauchen. Von deiner Familie und deinen Freunden. Komme hier erstmal richtig an. Wenn du so weit bist, nach Hogwarts zurückzukehren, dann weißt du es. Dann wird aus einem vielleicht, ein auf jeden Fall."

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