Kapitel 9

 Das Foto zeigt den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Viel Spaß mit  dem neuen Kapitel

Sirius lag immer noch regungslos in seinem Bett. Sein Gesicht hatte aber schon wieder ein klein wenig Farbe bekommen, also schien er langsam auf dem Weg der Besserung zu sein.

„Wie lange wollen wir jetzt noch hier sitzen?" Maélys trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Fensterbank.
„Ihr müsst nicht hierbleiben."
„Wie schon gesagt –"
„Wir wissen, dass du glaubst, wir könnten nicht selber auf uns aufpassen."
„Das habt ihr ja schon bewiesen." Marlene seufzte genervt.
„Du hast es geschafft, in den Sommerferien vor den Todessern zu fliehen. Ich habe seit meiner Geburt diese Kräfte, habe schon mehrere Anschläge der Todesser überlebt und blieb wesentlich länger als du unentdeckt. Also spiel dich nicht so auf."
„Es ist eine Tatsache, dass ich am besten mit Waffen umgehen kann und den Todessern am meisten entgegenzusetzen habe."
„Dann musst du ja nur noch lernen, was Empathie und Zurückhaltung sind."
„Das weiß ich schon. Deshalb vermeide ich beides."
„Leute, jetzt hört auf, zu streiten!", ging ich dazwischen.
„Wir streiten nicht, wir diskutieren."
„Dann diskutiert vor der Tür. Ihr seid anstrengend." Meine beste Freundin öffnete kurz den Mund, schien es sich dann aber anders zu überlegen. Stattdessen stand sie auf und ging Richtung Tür.
„Wir sehen uns später im Gemeinschaftsraum", verabschiedete sich meine Freundin.
„Warum müsst ihr euch immer trennen?"
„Empathie!", kam es von Marlene.
„Dummheit", stellte die Kriegsnymphe nüchtern fest.
„Kommst du Maélys? Ich gehe in den Keller. Da ist die Schlangengrube!"
„Das ist unvernünftig!"
„Es liegt in der Natur des Menschen, vernünftig zu denken und unvernünftig zu handeln." Die französische Schülerin sprang auf.
„Ich gucke mal nach ihr."
„Viel Spaß euch beiden." Das Mädchen reagierte nicht. Stattdessen lief sie zu der anderen Nymphe herüber. Als die beiden den Krankenflügel verließen, hörte ich sie schon wieder darüber diskutieren, wie man am besten mit der Situation umging.

Lustlos stocherte ich in meinem Frühstück herum. Ich hatte nur wenig Lust, später in den Unterricht zu gehen und die ganzen leeren Plätze zu sehen. Auch die anderen saßen eher lustlos am Frühstückstisch. James, der noch dickere Augenringe als vorher hatte, hatte sich nicht einmal Essen genommen. Lily, die mal wieder neben ihm saß, hielt mal wieder heimlich mit ihm Händchen. Hin und wieder trat sie ihm leicht, um ihn zum Essen zu bewegen. Das Ganze ohne wirklichen Erfolg. Mary, die gestern Abend aus dem Krankenflügel entlassen wurde, saß auf Lilys anderer Seite und beobachtete die beiden interessiert. Auch die Braunhaarige schien bemerkt zu haben, dass James und Lily ihre Hände verschränkt hatte, kommentierte es allerdings ebenfalls nicht.
Ein Rauschen über uns verkündete die Ankunft der Post. James sah ruckartig nach oben und suchte den Schwarm Eulen am Himmel ab. Hoffnung und Panik war in seinem Blick erkennbar, als er ein paar der Tiere auf uns zusteuern sah. Wie jeden Morgen ließ sich Ruby auf meine Schulter nieder. Sie ließ mir zwei Briefe von Samuel in den Schoß fallen, wofür ich ihr ein Stück Toast hinhielt. Dann reichte ich einen der beiden Briefe an Marlene weiter. Vor Remus, Lily und Alice landeten drei Eulen mit dem Tagespropheten, die nach der Bezahlung wegflogen. Drei weitere Eulen landeten vor Maélys. Eine überreichte ihr einen Brief, die beiden anderen stellten ein Paket vor ihr ab. Die Kriegsnymphe hielt den Tieren ebenfalls etwas Essen vor die Nase. Dabei sprach sie leise murmelnd Zauber über den Umschlag und das Paket. Nur James ging mal wieder leer aus. Der Junge schien noch ein Stückchen blasser zu werden. Er biss unruhig auf seinen Lippen herum und sah weiterhin zum Himmel. Noch ein paar wenige Eulen kamen in die Halle geflogen, um nach dem Empfänger ihres Briefes oder Paketes zu suchen.
Schließlich kam eine weitere Eule auf uns zugeflogen. Sie ließ sich neben James Teller nieder und hielt ihm ein Brief entgegen. Der Junge entriss dem armen Tier den Brief schon fast. Ungeduldig riss er ihn auf, ohne die Eule noch weiter zu beachten. Lily nahm sich stattdessen dem Tier an und gab ihm etwas zu essen.
„Sie sind zurück." James hatte ein strahlendes Grinsen im Gesicht.
„Wer sind sie?" Dorcas sah neugierig zu dem Gryffindor.
„Meine Eltern. Sie sind von ihrer Mission zurück." Der Junge hatte ein so breites Grinsen im Gesicht.
„Das ist schön." Alice lächelte dem Jungen aufmunternd zu.
„Ich habe dir doch gesagt, dass alles wieder gut wird." Ich knuffte meinem Sitznachbar in die Seite.
„Und du hattest recht." Er fiel mir um den Hals.
Währenddessen hatte Maélys ihr Paket geöffnet. Sie zog nach und nach ihre Schulbücher daraus hervor. Dorcas und Alice waren natürlich schon fleißig am Lesen, um noch mehr über die geheimnisvolle Neue zu erfahren.
„Du hast Geschichte und Muggelkunde?" Dorcas sah das Mädchen verwundert an.
„Oui. Es erschien mir nützlich."
„Hattest du vorher schon Muggelkunde."
„In Beauxbatons ist es ein Pflichtfach."
„Gibt es dort noch andere Pflichtfächer?"
„No, nur noch Empfehlungen. Sie wollen verhindern, dass bei uns auch eine Muggelfeindlichkeit entsteht. En retard, aber das ist nicht wichtig."
„En retard?"
„Zu spät." Maélys griff nach dem Brief und riss diesen auf. Sie las nicht einmal die erste Zeile, da ließ sie schon den Brief in der Luft in Flammen aufgehen. Zufrieden sah sie zu, wie die Asche auf den Boden fiel.
„Und was sollte das jetzt?"
„Müllbeseitigung."
„Du hast den Brief nicht einmal gelesen."
„Die Handschrift sagte mir alles Wichtige."
„Von wem war denn der Brief?"
„Meiner Maman."
„Und den verbrennst du?"
„Oui, sie hat es nicht anders verdient. Sie sollte mit besser nie mehr unter die Augen kommen, ansonsten–" Sie knurrte leise und ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Es war das erste Mal, dass sie Gefühle zeigte. Maélys sah auf ihre Uhr.
„Wir sollten jetzt zum Unterricht."
„Willst du dich noch umziehen?"
„Meine Schuluniform ist noch nicht da, also no." Sie tippte kurz auf das Paket, das sofort verschwand. Nur das Buch für Verwandlung blieb auf dem Tisch liegen, welches sie in ihre Umhängetasche packte.

Der Montagmorgen zog sich hin wie Kaugummi. Während Professor McGonagall knallhart den Unterricht fortführte, war Professor Kesselbrand selber total durch den Wind und ließ uns machen, was wir wollten. Ihm war es egal, dass ein paar Hausaufgaben machten, andere einfach nur faul rumsaßen oder andere die Zeit, nutzen sich mit ihrem Projekt aus dem vorherigen Schuljahr zu befassen. Solange wir uns irgendwie beschäftigten, war er zufrieden. Er selbst war damit beschäftigt andauernd kleine Papierflieger hin und her zu schreiben. Mit wem wollte er allerdings nicht sagen. Wir wussten nur, dass die Flieger immer zum Schloss flogen, also musste es jemand dort sein.
Doch auch der längste Morgen war irgendwann zu Ende, sodass wir schließlich wieder in der großen Halle saßen. Dieses Mal beim Mittagessen. James, der schon seit Stunden über Hunger klagte, aß alles, woran er kam. Die Nachricht, dass seine Eltern wieder sicher zu Hause waren, hatte ihn doch um einiges fröhlicher gemacht. Er machte wieder ein paar Scherze, wenn auch nur sehr wenige und so schlechte, dass man eher darüber lachte, dass er überhaupt lachte, als über den wirklichen Witz. Lily saß wieder neben dem Jungen mit den explodierten Haaren. Dieses Mal hatten sie ihre Hände allerdings nicht verschränkt. Das konnte allerdings sehr gut daran liegen, dass James keine Hand frei hatte. Schließlich brauchte er beide, um das Essen in seinen Mund zu befördern.
„Wisst ihr, was wir gleich haben?", fragte Alice vielsagend in die Runde.
„Unterricht", schlug James mit vollem Mund zu.
„James, kauen, schlucken und dann wird gesprochen", belehrte ihn Lily sofort. James wurde leicht rot, kommentierte es aber nicht weiter.
„Aber welchen Unterricht", reif die blonde Klatschtante aufgeregt.
„Verteidigung?", riet Marlene.
„Ja, und zwar beim neuen Lehrer! Es werden jetzt alle Geheimnisse gelüftet!"
„Ist euch eigentlich aufgefallen, dass er nicht da ist?", steuerte Dorcas dem Gespräch bei.
„Er ist gestern eingezogen und heute muss er unterrichten. Vermutlich ist er einfach nur dabei, Material für heute rauszusuchen. Oder er hatte gerade eine Freistunde und war schon früher hier."
„Wer hat denn so früh Hunger, dass er um eins fertig gegessen hat?"
„In Frankreich ist jetzt eine Stunde später", meinte Maélys.
„Ist es."
„Habe ich doch gerade gesagt, dass es so ist."
„Nein, du hast das es vergessen. Du wirst die Grammatik durcheinander."
„Es ist nicht meine Muttersprache. Ich habe es erst später gelernt."
„Das hört man."
„Ein wunderschöner französischer Akzent. Echt knuffig, wenn du die Hs verschluckst." Maélys interessierte die Betitelung als knuffig kein wenig. Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder ihrem Teller zu.

Alice und Dorcas hatten ihre Köpfe tuschelnd zusammengesteckt. Sobald Schritte näher kamen, sahen sie auf und musterten den Neuankömmling, der sich meistens als Schüler herausstellte. Ok, bisher hatte er sich immer als Schüler herausgestellt. Dann sahen sie sich enttäuscht an und tuschelten weiter. Ein vorgehen, welches sehr amüsant zu beobachten war.
Maélys saß auf der Fensterbank neben den beiden Mädchen und beobachtete die Umgebung aufs Genauste. Sie schien jeden der Schritte hier zu analysieren. Wahrscheinlich fertigt sie später von jeden hier eine Akte an, um jede feindliche Bewegung sofort zu vermerken.
Bubble versuchte währenddessen das dunkel gekleidete Mädchen für sich zu gewinnen. Sie schmiegte sich an ihre Seite, forderte sie zum Streicheln auf oder stellte sich extra ungeschickt an, nur um ein wenig Aufmerksamkeit von dem Mädchen zu bekommen. Doch der Erfolg wollte sich nicht wirklich einstellen. Das kleine Kätzchen bekam nur einmal kurz Beachtung, dann hatte sich die Nymphe eine Meinung gebildet und ignorierte meine Katze wieder. Sehr zum Leid meines Tieres. Doch nicht nur Bubble hatte ihre Aufmerksamkeit unserer Neuen geschenkt. Ein paar Slytherins standen zusammen und tuschelten. Dabei sahen sie immer wieder zu dem Mädchen herüber. Brandon stand bei den Ravenclaws. Auch sie sahen immer mal wieder neugierig und auch ängstlich zu der neuen Gryffindor herüber.
Die Tür schwang auf. Sofort wurde die Aufmerksamkeit auf die Tür und den neuen Professor verlagert. Auf der Stelle wurde mir bewusst, dass Lily recht gehabt hatte. Der neue Lehrer sah unserem Retter aus Hogsmeade nicht nur ähnlich, wenn sie nicht ein und die selbe Person waren, dann mussten sie zumindest Zwillinge sein. Anders konnte man diese Ähnlichkeit nicht erklären. Ich sah zu Lily herüber, die ebenfalls zu mir sah. Sie hatte ihn ebenfalls erkannt. Genauso wie James und Maélys. Allerdings schien die Kriegsnymphe als Einzige in keiner Weise überrascht. Sie hatte ihre Schultasche schon in der Hand und ging Richtung Klassenraum. Die anderen aus unserer Clique folgten ihr.
James seufzte leise, bevor er Lily und mich Richtung Tür zog. Dabei beobachtete er genau den neuen Lehrer. Wahrscheinlich würde er uns bei jeder verdächtigen Bewegung, sofort in den nächsten Geheimgang schleppen. Der Lehrer beobachtete diesen Prozess sichtlich amüsiert. Ich fragte mich nur, ob er amüsiert, aufgrund von James Reaktion auf ihn oder aufgrund James offensichtlichen Glauben, er könnte uns vor unserem Lehrer in Verteidigung retten, war.
Wir waren die Letzten, die den Klassenraum betraten. Sofort steuerten wir auf unsere alten Plätze zu. Ich ließ mich auf den Platz zwischen Marlene und eigentlich Sirius fallen, doch da dieser immer noch nicht aufgewacht war, blieb der Platz frei. Auch die anderen setzten sich auf ihre alten Plätze, nur Maélys blieb stehen. Ihr Blick war an dem freien Platz neben mir hängen geblieben. Eigentlich hatte ich keine große Lust, Sirius zu erklären, dass nicht nur Regulus verschollen war, sondern auch noch sein Platz neben mir an Maélys gefallen ist. Lily, die mit Mary zwei Reihen vor Marlene und mir saß, wank das französische Mädchen zu sich. Klar, bei ihr würde auch wenn alle aus dem Krankenflügel entlassen worden waren, immer noch ein Platz frei sein. Barbara West, die vorher dort gesessen hatte, war nach dem Angriff von der Schule genommen worden. Angeblich, also laut Dorcas und Alices Informationsstand, war sie nun in Ilvermorny, der zweiten besten Zaubererschule der Welt, jedenfalls nach der Meinung, der ehemaligen Schüler. Das französische Mädchen setzte sich kommentarlos neben die Rothaarige.
„Also für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Mein Name ist Professor Allaire. Ich werde sie für das restliche Schuljahr in diesem Fach unterrichten. Von Professor Dumbledore habe ich schon erfahren, was sie in den vorherigen Stunden alles gemacht haben. Bevor wir aber weiter an dem Patronuszauber üben, möchte ich mir selber ein Bild über ihren genauen Bildungsstand machen. Aus diesem Grund werden wir heute und nächste Stunde einmal die wichtigsten Dinge wiederholen. Heute in der Theorie, nächste Stunde in der Praxis." Er ließ sein Blick über die Reihen schweifen.
„Und zu der Sitzordnung–"
„Normalerweise sind wir nicht so durchlöchert", warf Megan McFarlin, eine Ravenclaw, sofort ein.
„Wenn sie wollen, können wir natürlich die Lücken in den ersten Reihen schließen, sobald feststeht, wo – naja – Lücken bleiben", ergänzte Anthony Jimerson zögerlich mit einen Blick auf den Platz auf der anderen Seite des Ganges, wo normalerweise Caitlin von Alice und Dorcas über die Neuigkeiten aus Ravenclaw ausgequetscht wurde. Doch heute war auch dieser Platz frei. Caitlin gehört zu den Schülern, die bisher noch im Krankenflügel lagen. Der Lehrer schien die Zwischenrufe der Schüler wenig zu stören.
„Keine Sorgen. Dieses Problem werde ich selber in Angriff nehmen. Aber nun zu der Theorie. Fangen wir doch mit etwas Leichten an. Irrwichte. Kann mir jemand sagen, was Irrwichte sind?" Die Hände der Schüler gingen nur sehr langsam und unwillig in die Luft.

Die Klingel kündete das Ende der Stunde an. Sofort erhoben sich alle Schüler.
„Ms Acouret, würden sie bitte noch hierbleiben?" Ich merkte, wie sich James sofort wieder anspannte. Das Misstrauen gegenüber unseren Lehrer war fast schon greifbar. Maélys stellte kommentarlos ihre Tasche auf den Tisch ab. Ihre Hände vergrub sie in den Taschen ihrer schwarzen Jeans. Kurz sah man zwischen ihren Fingern etwas Silbernes aufblitzen, doch ihre Tasche und Hand verdeckten es sofort wieder. Dieses Mal schob ich James aus dem Klassenzimmer heraus.
„Du kannst sie doch nicht alleine darin lassen! Ich meine sie hat einen an der Klatsche, ich vertraue ihr genauso wenig wie ihm, aber wenn sie wirklich eine Nymphe ist–"
„Sie ist eine, James, und lass das N-Wort aus der Sache raus."
„T'schuldige. Aber wie kannst du dir bei der Sache so sicher sein." Ich schob ihm weiter vom Klassenraum weg. James sah schon überall Gespenster.
„Die Kette."
„Woher weißt du, wie die genau aussehen."
„Es wurde mir seit meiner Geburt eingetrichtert. Dreizehn Zeichen immer und immer wieder. Die Bedeutung, der Herkunft, welche Kräfte mit ihnen Verbunden sind. Nur keine Gesichter."
„Schon mal daran gedacht, dass es ein Zauber ist?" Ich biss mir auf die Lippe.
„Du hast darüber nachgedacht, aber wolltest es nicht wahrhaben und ignorierst es."
„Wenn sie wirklich die ist, für die ich sie halte, dann verbessert es unsere Chancen ungemein. Die werden vervielfacht."
„Sie ist auch nur eine."
„Sie ist die beste Kämpferin, die es gibt."
„Ok, sagen wir einfach, dass sie wirklich die ist, für die ihr sie haltet, dann solltest du auch bedenken, dass sie wie Sirius aufgewachsen ist – also wenn sie wirklich Maélys Acouret ist. Und sie hat sich erst gegen ihn gestellt, als herauskam, dass er sie jagt. Was ist also, wenn er ihr ein Friedensangebot macht und sie die Seiten wieder wechselt oder sie nie auf unserer Seite war?" Ich seufzte leise.
„Willst du jetzt jeden, den wir kennenlernen, unterstellen, das Schlechteste zu wollen?"
„Ich habe Sirius und Samuel versprochen, auf dich aufzupassen. Und das tue ich, indem ich jede Gefahr ausschließe. Maélys ist eine. Bisher habe ich sie zum ersten Mal nicht gefühlskalt erlebt, als sie eher so gewirkt, als überlege sie, ihre eigene Mutter umzubringen."
„James, ich weiß, dass sie nicht gerade sympathisch wirkt, immer nur rational denkt und keine Gefühle zeigt, aber sie ist eine von meiner Sorte und wir müssen zusammenhalten."
„Das hoffst du nur."
„Ich kann es aber herausfinden."
„Und warum hast du es noch nicht gemacht?" Weil ich vor der Antwort mehr Angst hatte, als davor im Dunkeln zu tappen.
„Weil ich Angst davor hatte, dass sie nicht echt ist." Ich merkte, wie in mir Tränen aufstiegen. So wie schon viele Male davor, wünschte ich mich zurück in mein altes Leben vor Hogwarts. Mit meiner noch riesigen, chaotischen Familie, die ich jeden Tag gesehen hatte. Samuel, den ich jeden Morgen beim Frühstück gesehen hatte. Und obwohl ich Hogwarts und die Leute hier echt lieb gewonnen hatte, hatte ich manchmal das Gefühl, dass ich aufgrund dieser Schule das wichtigste aus den Augen verloren hatte. Das Aufpassen auf meine Familie. Zum einen, damit weiterhin eine Naturnymphe besteht, zum anderen, weil es nun einmal nicht Wichtigeres als eine Familie gab.
„Und was bringt es, wenn du auf eine unechte Hoffnung reinfällst?" James schien der Verzweiflung nah.
„Dann habe ich wenigstens noch welche."
„Aber Falsche. Außerdem ist es ja nicht gesagt, dass sie wirklich keine ist. Vielleicht ist sie einfach nur komplett durchgeknallt, aber auf unserer Seite und echt. Aber es ist doch nicht besser, sich vorzuheucheln, die Hoffnung wäre echt, wenn eigentlich an allem zu Zweifeln ist." Er sah wieder mich an. Sofort war sein schlechtes Gewissen ihm ins Gesicht geschrieben.
„Tut mir leid. Ich mache mir einfach Sorgen. Ich finde es einfach Komisches, dass die Kr – Maélys und ein neuer Verteidigungslehrer gleichzeitig zufällig in Hogsmeade auftauchen, wenn dort Todesser angreifen, dann beide spontan beschließen zu bleiben und auch noch ständig mit einander reden, ohne dass jemand weiß worüber."
„Ständig ist es nicht."
„Hogsmeade, jetzt gerade."
„Wahrscheinlich fragt er sie, wie weit sie im Stoff ist. Genauso wie Professor McGonagall es getan hat." James fuhr sich seufzend durch die Haare. Bei ihm ein Zeichen dafür, dass er nachdachte, nervös oder gestresst war. Jetzt gerade traf vermutlich alles drei zu.
„Ich finde, es ist einfach alles ein komischer Zufall und wie gesagt, wir wissen weder, wer der Professor ist, noch warum er und die anderen in Hogsmeade waren, oder ob Maélys wirklich eine du-weißt-schon-was ist. Und wir sollten vielleicht ein paar Fragezeichen streichen, um zu verhindern, dass sich so etwas wie vor den Ferien noch einmal wiederholt."
„Ich weiß." Meine Stimme klang ziemlich piepsig. Wir kamen vor dem Krankenflügel an.
„Ich gehe noch einmal nach Felicitas gucken." Jetzt Sirius zu sehen, würde ich nicht verkraften.
„Carolin?"
„Hm?"
„Es tut mir leid."
„Du hast Recht."
„Ich bin ein Arsch."
„Dabei hast du auch Recht." James lächelte unsicher.
„Bleib nicht so lange draußen, ja?"
„Ich beeile mich." Der Junge nickte unsicher.
„Bis später."

Bubble hatte es sich auf meinen Arm bequem gemacht. Die Katze schnurrte zufrieden, während ich sie im laufen kraulte. Ich war froh, wenn ich gleich ein wenig an der frischen Luft war. Es half mir, klarer zu denken, wenn ich draußen war.
Ich bog in einen neuen Gang. Jetzt waren es nur noch zwei Gänge bis zur Eingangshalle. Ich bog um eine weitere Ecke und lief fast in Professor Noble herein. Der blonde Lehrer wirkte, wie eigentlich immer, wenn ich ihn traf, kein wenig darüber überrascht, mich zu treffen. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Ms Sanders, schön sie zu sehen."
„Hallo, Professor."
„Sie sollten wieder umdrehen."
„Dann komme ich aber nicht nach draußen."
„Das ist mir bewusst, aber sie sollten das Ziel, nach draußen zu kommen, noch einmal überdenken." Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass ich auf komische Anmerkungen des Lehrers hören sollte. Bisher sind seine Befürchtungen immer eingetroffen.
„Und warum sollte ich nicht nach draußen?"
„Weil Mr Black bald aufwachen wird." Mein Herz schlug sofort schneller.
„Sind sie sich da sicher?" Er nickte.
„Danke und auf wiedersehen." Ich machte eine 180 Grad wende und fing an zu rennen.

Ich kam schlitternd um die nächste Ecke. Die Tür zum Krankenflügel kam in Sichtweite. Die Seitenstiche ignorierend, rannte ich noch das letzte Stückchen zum Krankenflügel. Schlitternd kam ich vor diesem zum stehen und öffnete langsam die Tür. Drinnen waren die meisten der Betten wieder unbelegt, obwohl immer noch mehr als sonst belegt waren. Ok, meistens war der Krankenflügel leer und das war dieses Mal sicherlich nicht der Fall. Noch ungefähr fünfzehn Betten waren belegt, doch im Vergleich von vor ein paar Tagen, war dies wirklich wenig. Vor allem, da der Raum auf Grund des Angriffes vergrößert wurde und weitere Betten hereingestellt worden waren.
Madame Pomfrey schaute kurz aus ihrem Büro heraus, um zu sehen, ob sie irgendjemand verarzten musste. Als sie mich sah, ging sie allerdings sofort wieder zurück in ihr Büro. Mein Blick glitt zu Sirius Bett. James saß auf einen Stuhl neben ihm und sah sichtlich verwirrt zu mir herüber. Ich eilte zu ihm herüber.
„Wolltest du nicht nach draußen?"
„Wollte ich", japste ich.
„Hohl erst einmal Luft." Ich lehnte mich gegen die Wand. Es dauerte nicht lange, bis ich nicht mehr das Gefühl hatte zu ersticken.
„Ich wollte raus, aber dann habe ich Professor Noble getroffen und der meinte, dass Sirius bald aufwachen würde, also bin ich zurückgerannt."
„Wo warst du?"
„In der Eingangshalle. Na ja, zehn Meter von der Eingangshalle entfernt."
„Das ist ein ordentliches Stück."
„Ich wollte da sein, wenn er aufwacht." James schüttelte lachend den Kopf. Ich hatte mich auf James Schoß gesetzt. Dieser kraulte Bubble, die auf meinen Schoß lag.
„Muss ich eifersüchtig sein?" Ich zuckte zusammen genauso wie James. Langsam sah ich zu Sirius Bett herüber. Dort lag er, doch anders als nach vor ein paar Minuten waren seine grauen Augen geöffnet. Bubble machte einen Satz und landete genau auf Sirius Brust. Der Junge stöhnte leise.
„Sirius!" Ich löste mich aus meiner Starre und fiel dem Jungen um den Hals.
„Carolin." Seine Stimme klang ungewöhnlich rau. Seine Augen hatten nicht den üblichen Glanz, sondern wirkten leer und stumpf. Sein Gesicht war ziemlich blass und er wirkte erschöpft. Ein Wunder, schließlich war er fast zwei Tage ohnmächtig gewesen.
„Hat James dich gefunden?"
„Ja, habe ich", rief der junge Potter hinter mir. Ich merkte, wie in mir Tränen aufstiegen. Mir wurde erst jetzt bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte und wie groß meine Angst um ihn gewesen war. Ich merkte, wie eine Träne über meine Wange lief.
„Weinst du?" Mein Freund wischte vorsichtig die Träne weg.
„Du warst zwei Tage ohnmächtig", klagte ich.
„Jetzt bin ich ja wieder wach. Na komm her." Ich streifte meine Schuhe ab, die auf den Boden fiel, dann kuschelte ich mich an Sirius. Dieser schlang sofort beide Arme um mich. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Halsbeuge und dann ließ ich es einfach raus.

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