Kapitel 5
Ich legte mir ein weiteres Stück Kuchen auf den Teller. Wenn ich eins an Hogwarts vermisst hatte, dann war es das Essen. Es war nicht so, dass Samuel und ich nicht kochen konnten, doch in den letzten Tagen hatten wir es ziemlich vernachlässigt. Abends hatten wir irgendein Dosenessen warm gemacht oder nur kurz Nudeln mit Tomatensoße gekocht, da wir alle einfach nur müde und überarbeitet waren. Da war es doch ziemlich angenehm, dass wir hier wieder bekocht wurden.
„Ist euch etwas bei den Lehrern aufgefallen?" Alice sah immer wieder zum Lehrertisch.
„Sind doch die Gleichen wie beim letzten Jahr." Ich schob mir ein Stück Kuchen auf die Gabel.
„Eben. Es sind exakt die gleichen." Dorcas sah mich an, als müsste mir das irgendetwas Wichtiges sagen.
„Na und?"
„Die Adams ist noch da", meinte Lily jetzt auch, die bis gerade noch mit einem Erstklässler geredet hatte. James, der ihr gegenüber saß, blickte von seinem Pudding auf und musterte den Lehrertisch.
„Vielleicht ist es Professor Adams Zwillingsschwester."
„Was redet ihr da für einen Mist?"
„Wir bekommen jedes Jahr einen neuen Lehrer in Verteidigung, weil der alte aus irgendeinem Grund verhindert ist."
„Aber der eigentliche Grund ist, dass der Posten verflucht ist", meinte Dorcas.
„Das ist natürlich Blödsinn", kam es von Remus.
„Ist es nicht."
„Dorcas, das ist ein Gerücht, das erklären soll, warum wir so oft einen neuen Lehrer haben. Eigentlich ist es nur ein unglücklicher Zufall. Das wird doch auch gerade von der Adams bewiesen." Die Braunhaarige seufzte leise.
„Vielleicht hast du Recht, aber bisher hatten wir auch noch keinen Unterricht bei ihr. Wenn sie vor der ersten Stunde, die sie unterrichten sollte, verschwindet, habe ich recht mit dem Fluch." Remus seufzte leise.
„Wenn es dich glücklich macht", murmelte der Werwolf, bevor er sich wieder Mary zuwandte.
„Dann sehen wir morgen, wer Recht hat." Dorcas sah sichtlich zufrieden aus.
Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Ich spürte den Angstschweiß auf meiner Haut. Mein linker Mittelfinger tat furchtbar weh. Ich griff nach meinen Zauberstab.
„Lumos." Mein Zauberstab erhellte mein Bett. Vorsichtig betrachtete ich meinen blutenden Finger. Man konnte Bissspuren an ihm erkennen. Bubble lag auf meinen Beinen und sah mich ziemlich schuldbewusst an.
„Warst du das?" Die Katze mauzte traurig.
„Wolltest du mich wecken?" Die Katze legte sich auf den Rücken, mauzte laut und strampelte mit dem Beinchen.
„Ich hatte einen Albtraum." Liebevoll kraulte ich Bubbles Bauch. Diese ließ es sich kurz gefallen, dann leckte sie über meinen blutenden Finger.
„Ich gehe ihn mal verarzten." Leise stand ich auf. Erleichtert stellte ich fest, dass die anderen noch schliefen. Also hatte mein Lärmschutzzauber gewirkt. Ich passte auf, dass ich kein Lärm machte, während ich ins Bad schlich. Dort angekommen suchte ich mir Verbandszeug zusammen.
Leise schlich ich mich die Treppe zu den Rumtreibern hoch. Bubble trapste mir erschöpft nach. Ich erreichte endlich das Zimmer. Es kam kein Licht unter der Tür her. Auch als ich die Tür leise öffnete, hörte man nur das gleichmäßige Atmen der fünf Jungen. Ich seufzte leise. Eigentlich hatte ich gehofft, dass noch irgendjemand wach wäre.
Ich ging zu Sirius Bett herüber. Vorsichtig zog ich die Vorhänge beiseite. Sirius lag am anderen Rand. Er hatte ein Kissen an seine Brust gezogen. Immer wieder murmelte er irgendetwas, doch ich konnte ihn nicht verstehen. Dafür sprach er zu leise. Ich legte mich neben ihn und zog den Vorhang wieder zu. Bubble kuschelte sich wieder an mich. Ich schloss die Augen und lauschte Sirius leisen Gebrabbel.
„Sirius? Hatten wir nicht eine Abmachung, was nächtlichen Besuch von Freundinnen angeht?"
„Ja, hatten wir."
„Und welche war das?"
„Vorher absprechen."
„Genau, das war die Abmachung. Also willst du uns erklären, wieso deine Freundin in deinem Bett liegt?"
„Ich würde es euch gerne sagen, aber ich habe keine Ahnung." Vorsichtig machte ich ein Auge auf.
„Warum seid ihr so laut?"
„Carolin?" Sirius beugte sich über mich.
„Ja?"
„Wieso bist du in meinem Bett?" Ich merkte, wie ich rot wurde.
„Ich konnte nicht schlafen und wollte euch besuchen, aber ihr habt schon geschlafen und dann bin ich wohl eingeschlafen." Der Junge runzelte leicht die Stirn.
„Du konntest nicht schlafen?"
„Das passiert manchmal Sirius." Ich befreite mich von dem Jungen. Die Anderen standen um das Bett herum.
„Guten Morgen." Ich lächelte sie an.
„Morgen." Remus hielt mir die Hand hin. Dankbar ließ ich mich hochziehen.
„Ich gehe mich mal anziehen. Wir sehen uns zum Frühstück", murmelte ich verlegen.
„Ms Sanders, ihr Stundenplan." Professor McGonagall reichte mir einen Zettel.
„Danke, Professor." Ich nahm das Blatt entgegen.
„Mr Black." Sirius nahm ihn entgegen und verzog das Gesicht.
„Kann ich den umtauschen? Nach diesem habe ich gleich Unterricht."
„Nein, Mr Black. Stundenpläne können nicht umgetauscht werden. Sie werden mit ihrem klarkommen müssen." Mein Freund seufzte.
„Mr Potter."
„Da man die Stundenpläne nicht umtauschen kann, will ich lieber keinen."
„Das ändert nichts daran, dass sie gleich Zaubertränke haben."
„Dann nehme ich ihn doch. Ansonsten weiß ich nicht, wann ich wohin muss."
„Kluge Entscheidung." Auch James bekam seinen Plan. Die Lehrerin ging weiter.
„Mr Lupin."
„Danke, Professor."
„Ms McDonald." Mary bekam ein Stundenplan vor die Nase gehalten. Die Lehrerin wandte sich an Alice und Dorcas, die flüsternd zusammensaßen und immer wieder zum Lehrertisch sahen.
„Ms Millington und Ms Meadows, ich muss sie kurz unterbrechen." Die Lehrerin hielt ihnen zwei Stundenpläne hin.
„Professor, wir haben eine Frage."
„Die Stundenpläne sind nicht umtauschbar."
„Das ist schade, aber darum geht es nicht. Wo ist denn Professor Adams?" Alice sah ziemlich hoffnungsvoll aus.
„Noch zu Hause. Sie wohnt nicht im Schloss."
„Also kommt sie gleich noch?"
„Ja, Ms Meadows. Professor Adams wird noch kommen."
„Mit hundertprozentiger Sicherheit?"
„Machen sie sich keine Hoffnung, dass sie einen neuen Lehrer bekommen."
„Werden wir nicht, Professor." Dorcas lächelte die Lehrerin mit ihrem Engelsgrinsen an.
Sirius zog mich am Arm in einen verlassenen Gang, ich stolperte ihm etwas verwirrt hinterher.
„Sirius, was wird das?"
„Ich will mit dir reden."
„Dann sag das doch einfach und schleife mich nicht hinter dir her." Der Junge ließ mich los.
„Du konntest also nicht schlafen?"
„Wie gesagt, das kommt vor."
„Hattest du wieder einen Albtraum?" Ich biss mir auf die Lippe.
„Carolin?"
„Ja, hatte ich."
„Willst du jetzt darüber reden?" Ich schüttelte den Kopf.
„Du weißt, dass ich für dich da bin, oder?"
„Ja, das weiß ich."
„Warum lässt du dir dann nicht helfen?"
„Du hast mir schon viel geholfen. Das Haus ist tapeziert und gestrichen–"
„Ich will nur nicht, dass du das Gefühl hast, nicht mit mir reden zu können."
„Ich weiß, dass ich mit dir reden kann."
„Warum tust du es dann nicht?"
„Ich – ich weiß einfach nicht. Was soll ich denn sagen? Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll und was ich dir alles erzählen sollte." Ich merkte, wie mir eine Träne über die Wange lief. Sirius zog mich in seine Arme.
„Hey, Prinzessin. Das wird alles wieder. In Ordnung? Wir schaffen das. Zusammen werden wir uns ein neues Leben aufbauen. Wir gehen beide arbeiten, bekommen ein Kind und ziehen mit Samuel und Marlene Elaina und Jean groß. Zu den Feiertagen gehen wir zu den Potters, wo James hinkommt, vielleicht mit seiner eigenen Frau und Kindern. Und dann sehen wir auf die Zeit zurück und sind froh, dass wir wieder ein glückliches Leben haben. Verstanden?"
„Und was ist, wenn ich zwei Kinder möchte oder drei?"
„Dann müssen wir auf Zwillinge oder Drillinge hoffen, da Samuel dafür sorgen wird, dass du nie wieder von mir schwanger wirst." Ich lächelte leicht.
„Ok."
„Gut." Er küsste mich auf die Stirn.
„Willst du es mir jetzt erzählen, wovon du träumst?", fragte mich Sirius. Ich biss mir auf die Lippe.
„Ich träume von dem Angriff."
„Jede Nacht?"
„Nein, nur wenn ich nicht von Elaina geweckt werde, weil sie einen Albtraum hatte."
„Wenn es nicht besser wird, gehst du zu Madame Pomfrey, ja?" Ich nickte.
„Und wenn du wieder bei uns schlafen willst, dann ist das in Ordnung. Die anderen werden es sicherlich verstehen. Auch wenn du dann gerne zu uns kommen darfst, wenn wir noch nicht schlafen."
„Du sprichst im Schlaf." Mein Freund lief rot an.
„Worüber spreche ich denn?"
„Keine Ahnung. Du warst sehr leise. Ich habe nur mitbekommen, dass du dein Kissen im Arm hattest und mit ihm irgendetwas zu gemurmelt hast." Sirius schien ziemlich erleichtert über die Aussage.
„Was dachtest du denn, worüber du gesprochen hast?"
„Ich habe keine Ahnung, aber wahrscheinlich war es total peinlich." Ich lächelte.
„Wir sollten mal hoch gehen. Ansonsten haben wir gleich keine Bücher."
„Dann mal los." Sirius legte einen Arm um meine Schulter.
Wir kamen am Ende des Geheimganges an. Sirius wollte gerade den Wandteppich, der diesen versperrte, bei Seite schieben, als eilige Schritte um die Ecke kamen.
„Haben sie schon etwas Neues erfahren?" Die Stimme von Professor McGonagall.
„Die Potters und Kingsley sind zu ihrem Haus appariert. Bisher haben sie sich noch nicht zurückgemeldet." Das war auf jeden Fall Professor Dumbledore. Ich sah zu Sirius rüber, der ein wenig blasser geworden war.
„Glauben sie, dass etwas passiert ist?"
„Es sieht Constanze nicht ähnlich, dass sie zu spät ist."
„Dann müssen wir wohl das Beste hoffen."
„Ja, das müssen wir wohl." Man hörte, wie sie um die nächste Ecke gingen. Sirius wartete noch kurz, dann schob er den Wandteppich ein Stück zur Seite.
„Die Luft ist rein. Wir können gehen." Er zog mich auf den Gang.
„Wer ist Constanze?"
„Jemand, der normalerweise pünktlich hier ist."
„Also eine Lehrerin von Hogwarts?"
„Vermutlich. Jetzt gucke nicht so verängstigt, wahrscheinlich hat sie nur vergessen, den Wecker zu stellen. Fleamont, Euphemia und Kingsley werden das schon hinbiegen." Sirius lächelte mir aufmunternd zu.
„– und dann hat es bumm gemacht und alles war mit dem Trank bekleckert!" Jeans Augen glänzten vergnügt, während sie von ihrer ersten Stunde Zaubertränke erzählte.
„Und gleich haben wir noch Kräuterkunde!"
„Mit wem denn?", murmelte Sirius neben ihr.
„Mit den Slytherins."
„Mein Beileid."
„So schlimm war es nicht. In Zauberkunst waren sie ganz ruhig."
„Dann warte noch ein paar Tage ab."
„Die Gryffindors haben gesagt, bei ihnen reißen sie die Klappe auf."
„Löwen töten halt Schlangen. Sie haben Angst vor uns."
„Schlangen können auch Löwen töten", warf ich ein. Sirius sah mich verwirrt an.
„Na ja. Die meisten, die über Schlangen reden denken an die Kleinen, aber es gibt auch richtig langen und die können Löwen zerquetschen und verschlingen sie dann mit einem Bissen."
„Carolin, ich meinte damit, dass die Slytherins Angst vor uns haben und sich deshalb so aufführen."
„Ich weiß. Ich wollte nur – ach vergiss es." Ich wandte mich wieder meinem Essen zu. Das passte meinem Freund auf seine Art natürlich ganz und gar nicht. Er zog mir die Gabel aus der Hand und steckte sie stattdessen in seinen Mund.
„Black!"
„Sanders?"
„Das Ding gehört in meine Futterluke nicht in deine."
„Was bekomme ich denn dafür?"
„Die Frage ist nicht, was du bekommst, sondern was du behältst."
„Und das wäre."
„Deinen wunderschönen, unversehrten Hintern."
„Du kleiner Fiesling."
„Ich weiß." Er schob mir dir leere Gabel in den Mund.
„Na zufrieden, Prinzessin?" Ich zog sie wieder raus.
„Verbesserung. Die Gabel gehört mit Essen beladen in meine Futterluke." Ich wandte mich wieder meinem Essen zu und konnte mir dieses Mal tatsächlich Essen in den Mund schieben. Unsicher sah ich zu dem Jungen, der mich beobachtete.
„Ich werde gestalkt."
„Ich bin dein Freund. Da ist das in Ordnung." Ich schüttelte grinsend den Kopf.
„Ist es nicht. Ich liebe dich Stalker, aber du isst jetzt lieber etwas."
„Ich ernähre mich von deinem Anblick."
„Hier essen Leute", kam der Kommentar von James, der uns gegenüber saß.
„Und Minderjährige", fügte Remus hinzu.
„Hast du das gehört Sirius? Der Schulsprecher und ein Vertrauensschüler sind gegen dich."
„Oder mein Bruder und unser gemeinsamer bester Freund. Das beweist sofort, dass die Aussage nicht zählt."
„Sirius, ich habe Verantwortung gegenüber einer Elfjährigen, die an diesem Tisch sitzt. Klappe!"
„Ach, Prinzessin, jetzt entspanne dich mal. Weißt du was, morgen lässt du das ganze Ich-habe-Verantwortung Ding mal sein. Ich entführe dich wieder zu einem Date. Jetzt muss ich mir nur etwas ausdenken. Ich habe ja alte Runen lang Zeit." Er gab mir ein Kuss auf den Scheitel.
„Da fällt mir ein, McKinnon, du hast gleich Dienst!", rief er der Blondine zu, die ein paar Plätze weiter saß.
„Danke Black. Danke, dass ich Zeit mit meiner besten Freundin verbringen darf und du es als Pflicht hinstellst." Ich lachte leise und knuffte den Jungen in die Seite.
„Du bist ein Idiot. Niemand hat Carolin-Bespaßungsdienst." Er biss sich auf die Lippe.
„Natürlich."
„Aber ich freue mich auf unser Date morgen." Der Junge grinste wieder.
„Und jetzt muss ich einen Brief fertig schreiben, damit Elaina ihn heute Abend hat." Ich nahm wieder die Feder, die neben dem Blatt Pergament auf dem Tisch lag. Sirius grummelte leise, bevor er sich wieder seinem eigenen Essen widmete.
„Dürfte ich einmal um ihre Aufmerksamkeit bitten?" Dumbledores Stimme ließ die Gespräche sofort verstummen. Anscheinend war es ungewöhnlich, dass der Schulleiter gleich am ersten Schultag zum Mittagessen eine weitere Ankündigung machte. Ansonsten hätte es länger gedauert, bis alle ruhig waren.
„Ich muss ihnen leider mitteilen, dass Professor Adams nicht weiter Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten wird." Ein paar Schüler fingen an zu jubeln. Mit einer einfachen Handbewegung ließ der alte Mann am Rednerpult sie wieder verstummen.
„Ich weiß, dass Professor Adams nicht die beliebteste Lehrerin war, doch bevor sie in Jubelstürmen ausbrechen, sollten sie erst erfahren, aus welchem Grund sie nicht weiter unterrichten kann." Ich sah unsicher zu Sirius. Das belauschte Gespräch hatte ich nicht vergessen. Er griff nach meiner Hand und lächelte mir aufmunternd zu, was ihm ziemlich misslang. Man merkte sofort, dass ich nicht die Einzige war, die einen schlimmen Verdacht über Professor Adams verschwinden hatte.
„Das Haus von Professor Adams wurde von Todessern angegriffen und sie ist bis zum jetzigen Zeitpunkt verschwunden. Bisher haben die Auroren noch keine Spur von ihr gefunden." Man hörte ein paar Leute erschrocken aufschreien.
„Ich muss sie nicht daran erinnern, dass wir in schweren Zeiten leben. Dass ein dunkler Zauberer, der mittlerweile leider eine beachtliche Anzahl an Anhängern hat, unsere Welt bedroht und mordet, haben sie wahrscheinlich alle schon mitbekommen. Jeder auf die eine oder andere Art. Ein Paar nur durch Erzählungen von Freunden oder aus der Zeitung und Andere erleben es jeden Tag mit, in welcher Situation wir uns befinden, da sie selber Leute kennen, die auf der einen oder anderen Seite kämpfen oder Leute kannten, die sie leider dank dieser verloren haben." Ich merkte, wie Sirius vorsichtig meine Hand drückte.
„Professor Adams gehört nun zu einer weiteren Person, die diesem Krieg zum Opfer gefallen ist, und sie wird auch nicht die Letzte gewesen sein." Er stoppte, als wolle er uns Zeit geben das Ganze einmal zu verarbeiten.
„Nehmen sie es als Anlass einmal darüber nachzudenken, was dieser Krieg für folgen hat, denn sie werden, einige früher und andere von ihnen später, die sicheren Mauern Hogwarts hinter sich lassen und ihren Weg in einer vom Krieg gespaltenen Welt beschreiten müssen. Es könnte gut sein, dass sie eines Tages vor der Aufgabe stehen, sich für eine Seite entscheiden zu müssen, und dann sollten sie sich auch bewusst machen, dass jeder von ihnen eine große Veränderung bewirken kann. Doch nun genug der Worte. In einer Viertelstunde beginnt die nächste Unterrichtsstunde. Der Unterricht für Verteidigung wird erst einmal unter den jetzigen Lehrern aufgeteilt, bis ein neuer Lehrer gefunden ist." Der Schulleiter setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Dieses Mal kam nur schwer wieder Gespräche in Gang. Ein leises Gemurmel ging durch die Halle, doch das übliche laute Geplapper und Gelächter blieb aus.
„In zwei Tagen ist wieder Mädelsabend." Marlene sah zu mir herüber, während sie Felicitas weiter bürstete.
„Ich weiß."
„Und?"
„Was und?"
„Wie geht es dir?"
„Du meinst, ob es immer noch passiert?" Meine Freundin nickte.
„Ja, tut es."
„Also werden wir drinnen bleiben." Ich nickte.
„Wann werdet ihr drinnen bleiben?", fragte Sirius hinter mir.
„Bei unserem monatlichen Abend."
„Warum denn das?" Mein Freund schien ziemlich enttäuscht, während ich mir auf die Lippe bis. Ich hatte ihm noch nichts von meinem pelzigen Problem erzählt. Zum einen war es einfacher zu verdrängen, dass ich Probleme hatte und zum anderen wusste ich nicht, wie ich ihm davon erzählen sollte. Marlene sah vorwurfsvoll zu mir.
„Habe ich irgendetwas verpasst?" Mein Freund sah zwischen uns beiden hin und her.
„Möchtest du es ihm erklären oder soll ich ihn aufklären?", fragte die Blondine. Ich seufzte leise, bevor ich nach Sirius Arm griff und ihn Richtung Schloss zog.
Der verstaubte Geheimgang, in dem ich ihn schon von den Nymphen erzählt hatte, war auch während meiner langen Abwesenheit nicht geputzt worden. Die Spuren, die wir hinterlassen hatten, waren schon lange mit neuem Staub bedeckt worden.
„Also ein neues Geheimnis", meinte Sirius. Aus seiner Stimme war nicht heraus zu hören, ob das nun gut oder schlecht war.
„Nicht so ganz." Unsicher spielte ich mit meiner Kette.
„Was ist denn los?" Er griff nach meinen Händen, um diese davon abzuhalten, weiter mit dem Schmuckstück zu spielen.
„Jedes bisschen Magie hat ihren Preis." Er sah mich verwirrt an.
„Wenn du den ganzen Tag mit deinem Zauberstab herumfuchtelst, ist es anstrengend und du wirst müde."
„Das weiß ich. Und was hat das mit morgen zu tun."
„Als Nymphe habe ich größere Macht und die kostet andere Dinge."
„Also hast du irgendetwas gezaubert, was du nicht hättest Zaubern sollen?" Ich schüttelte meinen Kopf. Jetzt waren wir bei dem Thema angekommen, dass ich eigentlich vermeiden wollte. Niemand wollte seinen Freund sagen, dass man am Tod seiner eigenen Familie schuld war.
„Carolin, du machst mir Angst."
„Ich habe meine Familie umgebracht." Ich wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. Ich konnte mir schon sein Gesicht vorstellen.
„Ich habe sie umgebracht, als ich die Regeln gebrochen habe und dir geschrieben habe", ergänzte ich noch flüsternd. Sirius sagte kein Wort. Hatte ich ehrlich gesagt auch nicht anders erwartet. Wortlos drehte ich mich um und ließ ihn alleine zurück.
„Carolin?", meinte er verunsichert. Ich beschleunigte meine Schritte noch ein weniger mehr.
„Carolin, warte!" Anstatt stehen zu bleiben, legte ich noch ein Zahn zu. Ich wollte ihm nicht ins Gesicht sehen. Nicht jetzt.
Sirius P.o.V.:
Verwirrt sah ich Carolin nach. Sie wieder einzuholen hatte ich aufgegeben. Dafür war die Brünette zu schnell. Seufzend ließ ich mich gegen die Wand fallen. Carolins Worte gingen mir immer wieder durch den Kopf: „Ich habe sie umgebracht." Das war natürlich Blödsinn. Sie hatte weder ihren Zauberstab gegen sie erhoben, noch den Todessern verraten, wo sie genau zu finden waren. Sie hatte nichts falsch gemacht. Und trotzdem schien sie fest an das Gesagte zu glauben.
„Black!", hörte ich Marlene. Sie schrie durch den halben Flur. Unsicher sah ich auf.
„Warum hockt meine beste Freundin heulend im Badezimmer und will mit niemanden reden?"
„Sie hat gemeint, dass sie ihre Familie umgebracht hat, und dann ist sie weggelaufen."
„Und du hast das zugelassen?" Die Blondine stand mit verschränkten Armen vor mir.
„Ich wollte sie aufhalten, aber sie war schneller."
„Hat sie noch mehr erzählt?"
„Da gibt es noch mehr?" Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe.
„Ich will alles wissen. Und keine Ausrede mehr. Verstanden?" Die Nymphe sah sich unsicher um.
„Hat sie dir vom Fluch erzählt?"
„Nein, aber du wirst es. Richtig?"
„Muss ich wohl." Sie trete sich um und ging in die Richtung, aus der ich gekommen war.
Ich zog Carolin hinter mich in den verbotenen Wald hinein. Sie folgte mir kommentarlos. In den letzten zwei Tagen haben sich dicke Ringe unter ihren Augen gebildet und sie war wieder blasser und dünner geworden. Nach Möglichkeit war sie uns allen aus dem Weg gegangen, weshalb ich bisher nicht mir ihren Reden konnte. Als wir schon mitten im Wald waren, blieb ich stehen.
„Carolin?" Sie starrte weiter ihre Füße an.
„Marlene hat mir alles erzählt. Auch die Sache mit dem Vollmond."
„Ich weiß", murmelte sie kaum hörbar.
„Du bist nicht schuld."
„Doch bin ich."
„Hast du den Zauberstab gegen sie erhoben?"
„Nein."
„Hast du ihren Mördern verraten, wo du sie findest?"
„Das habe ich." Sie schluchzte leise.
„Carolin, das hast du nicht. Vielleicht haben sie es irgendwie durch deine Briefe erfahren, vielleicht auch anders." Ich sah zum Himmel, wo in ein paar Minuten der Mond aufgehen müsste, auch wenn Carolin, dass noch gar nicht realisiert hatte.
„Du gibst dir komplett unnötig die Schuld, Prinzessin."
„Ich weiß es – ansonsten würde ich mich nicht verwandeln."
„Du wirst dich nicht wieder verwandeln. Du kannst es kontrollieren, hörst du?" Ich griff unter ihr Kinn, damit sie mir endlich ins Gesicht sah.
„Das kannst du doch nicht wissen." Nein, das konnte ich nicht, doch ich würde sie nicht einfach damit alleine lassen.
„Siehst du, du kannst–" Sie fing an zu wimmern. Ein kurzer Blick zum Himmel verriet mir, dass der Vollmond aufgegangen war. Man hörte einen Knochen brechen, während sie auf die Knie sank. Sofort setzte ich mich neben sie.
„Carolin? Alles ok?"
„Lauf." Man hörte einen weiteren Knochen brechen. Automatisch schlang ich meine Arme um sie.
„Du musst dich nicht verwandeln, hörst du? Du kannst es zurückhalten." Sie wimmerte leise. Man merkte, wie sich die Wirbelsäule von Carolin langsam verbog.
„Sirius, bitte." Ich biss die Zähne zusammen. Wahrscheinlich war das hier die dümmste Entscheidung meines Lebens, aber irgendetwas sagte mir, dass sie auch die Richtige war.
„Ich gehe nicht. Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du wirst es stoppen oder mich in Stücke reißen und wirklich an einem Tod schuld sein." Sie schluchzte verzweifelt auf. Vorsichtig strich ich ihr über den Rücken. Ihre Finger krallten sich in mein Hemd, während sie immer noch vor Schmerzen wimmerte, doch mehr passierte nicht mehr.
„Carolin?", flüsterte ich nach fünf Minuten, in denen nichts passierte. Vorsichtig löste ich mich von dem Mädchen.
„Hm?"
„Ich hatte Recht. Du bist nicht zu einem zweiten Remus geworden." Sie lächelte ziemlich schwach.
„Komm her, Prinzessin." Ich zog sie auf meinen Schoß zurück.
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