Kapitel 33
Das Schwert rutschte mir aus der Hand. Es flog ein paar Meter weiter, bevor es klappernd auf den Boden aufkam. Gleichzeitig wich ich geschickt einem Schlag von Luces Schwert aus. Mit einem gezielten Tritt versuchte ich, das Gleichgewicht des Mädchens zu stören, allerdings hatte ich dabei nur wenig Erfolg. Die Französin wich im letzten Moment doch noch aus, so dass mein Tritt ins Leere ging. Frustriert rollte ich mich weg, um einen weiteren Schlag mit dem Schwert zu entkommen.
Stattdessen hechtete ich zu meiner eigenen Waffe, die auf dem Boden herumlag. Sie würde mit Sicherheit hilfreich dabei sein mich weiter gegen die Großcousine der Kriegsnymphe zu Wehr zu setzen. Vor allem solange sie noch ihr Schwert in der Hand hatte. Das Mädchen mit den rotbraunen Haaren, schien meine Idee hervorzusehen. Sie versuchte vor mir, die zweite Waffe zu erreichen, doch ich war schneller. Ich schaffte es gerade rechtzeitig, das Schwert zu greifen und herumzuwirbeln, um einen weiteren Angriff der Gleichaltrigen abzuwehren. Wir gerieten in einen kurzen Schlagabtausch, bevor wir uns wieder voneinander lösten und uns wie Tiger langsam umkreisten. Jeder scannte die Bewegung des anderen, suchte nach der Schwachstelle, die er ausnutzen konnte.
Der laute Pfiff, der den ganzen Raum erfüllte, ließ Luce und mich herumwirbeln. Erschrocken sahen wir zu Professor Allaire, der in der Mitte des Raumes stand und von dem das Geräusch herkam.
„In zehn Minuten fängt die Nachtruhe an. Wir machen für heute Schluss", verkündete der Lehrer. Erleichtert hielt ich meiner Trainingspartnerin das Schwert hin. Für heute reichte es mir. Ich war müde und erschöpft. Ich freute mich darauf, duschen und danach schlafen zu können.
„Du machst Fortschritte. Langsam lernst du, mit dem Schwert richtig gut umzugehen." Luce lächelte mich freundlich an. Ich nickte leicht.
„Wir sehen uns dann morgen."
„Bis morgen."
Zufrieden kuschelte ich mich aufs Sofa. Mein neues Buch und eine Packung Kekse würden auf jeden Fall eine gute Beschäftigung für diesen Nachmittag abgeben. Vor allem da draußen gerade genug Regen herunter kam, um sämtliche Wege zu überschwemmen. Wahrscheinlich mussten wir morgen mit einem Boot zum Stall rudern. Bubble hatte sich auf meine Füße gelegt und döste dort friedlich vor sich hin. Ich steckte mir einen Keks in den Mund, dann öffnete ich das Buch. Zufrieden vertiefte ich mich in die Story. Sie war wirklich spannend.
Meine Umwelt verschwand langsam bis ich nur noch die Buchstaben auf dem Papier wahrnahm. Ich bekam gar nicht mit, wie Bubble irgendwann ihr Nickerchen beendete oder sich die Leute im Raum änderten. Erst als ich merkte, wie sich jemand von hinten über meine Schulter beugte, schreckte ich aus der Welt hoch. Mit einer fließenden Bewegung schloss ich das Buch nur um es demjenigen, der sich an mich angeschlichen hatte, um die Ohren zu hauen. Erschrocken stellte ich fest, dass es kein gefährlicher Angreifer wie befürchtet war, sondern Sirius hinter mir stand. Im letzten Moment konnte ich noch verhindern, dass mein Buch ihn traf.
„Warum schleichst du dich so an? Ich hätte dich fast mit dem Buch geschlagen", fuhr ich ihn ein wenig zu harsch an.
„Anschleichen? Ich habe mich mit Sicherheit nicht angeschlichen. Was kann ich dafür, dass du so in deiner Welt vertieft warst, dass du es nichts mehr mitbekommst?" Ich biss mir auf die Lippe. Er konnte gar nichts dafür.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren."
„Ist schon in Ordnung. Ich hätte mich bemerkbar machen sollen. Es war offensichtlich, dass du vollkommen in deinen neuen Wälzer vertieft warst." Ich zog meine Beine an meinen Körper ran, damit er sich setzen konnte. Der Treiber schnappte sich einen von meinen Keksen, dann folgte er meiner stillen Aufforderung.
„Was wolltest du eigentlich?"
„Kann ich nicht einfach dem hübschesten Mädchen der Welt hallo sagen, wenn ich vom Training wieder komme?"
„Natürlich kannst du das. Ich dachte nur, dass du vielleicht noch einen Grund hattest."
„Hatte ich auch. Was machen wir am Dienstag?" Warum wollte er wissen, was wir ausgerechnet am Dienstag machen? Vorher mussten wir uns wohl Gedanken machen, ob wir morgen irgendetwas machen wollen.
„Zur Schule gehen."
„Zur Schule gehen? Dir ist klar, dass am Dienstag Valentinstag ist?" Ich schüttelte den Kopf. Bisher war es mir immer ziemlich egal gewesen, dass es diesen Tag gibt. Um ehrlich zu sein, war es mir immer noch nicht so wichtig. Ich brauche doch nicht irgendeinen Tag im Jahr, an dem ich meinem Partner zeige, dass ich ihn gerne habe. Das sollte schon öfter passieren.
„War mir nicht bewusst."
„Du bist wahrscheinlich das einzige Mädchen in ganz Hogwarts, das es vergessen hat. Aber egal. Was machen wir am Dienstag? Jetzt wo du weißt, was es für ein Tag ist, fällt dir bestimmt eine bessere Antwort ein."
„Nein, mir fällt keine Bessere ein."
„Also willst du nichts mit mir machen?"
„Wir können gerne etwas machen, Stallbursche. Mir ist es allerdings egal, ob wir am Dienstag etwas machen oder an einem anderen Tag. Stundenplantechnisch gesehen wäre Mittwoch besser. Oder halt einfach am Wochenende."
„Aber Valentinstag ist am Dienstag. Also werden wir auch am Dienstag etwas Besonderes machen."
„Wenn es dir wichtig ist." Lachend drückte er mir einen Kuss auf die Stirn.
„Also was machen wir? Jetzt sag nicht, in den Unterricht gehen." Das wäre allerdings die ehrliche Antwort.
„Wir können nach dem Unterricht spazieren gehen – also wenn es bis dahin nicht mehr regnet."
„Das machen wir andauernd. Das ist nichts Besonderes." Ich verdrehte die Augen. Sirius wollte sich mal wieder selbst übertreffen, obwohl es komplett unnötig war.
„Wir können uns natürlich auch rausschleichen und heiraten." Der Junge lief rot an.
„Das wäre eine Nummer zu groß." Ich klopfte ihm auf die Schulter.
„Dreh nicht durch, nur weil vor tausenden von Jahren sich jemand hingestellt hat und den Tag zum Tag der Pärchen erklärt hat. Es reicht mir voll und ganz, wenn wir Zeit zu zweit verbringen. Ich weiß, dass du mich liebst. Das musst du mir nicht beweisen, indem du dich jedes Mal mit deinen Plänen selbst übertriffst." Sirius seufzte leise.
„Dann also nichts Besonderes?" Er wirkte ein wenig enttäuscht.
„Wenn du dir etwas Besonderes ausdenken willst, kannst du das tun."
„Das ist es nicht."
„Was ist es dann?" Mein Freund seufzte leise.
„Ich darf dir nichts kaufen, ohne dass eine Diskussion entbrennt. Bei den Dates ist es auch zu viel. Ich will einfach nicht – was ist, wenn wir es irgendwann als selbstverständlich ansehen, so wie es jetzt ist? Was ist, wenn wir uns irgendwann als selbstverständlich ansehen und vergessen, uns zu lieben?" Ich zog den Jungen näher zu mir ran.
„Wenn das irgendwann so ist, dann können wir dagegen nichts tun. Da hilft es auch nicht, wenn du dir immer wieder etwas Neues ausdenkst, nur damit es nicht selbstverständlich ist, dass wir irgendetwas machen. Falls es dich tröstet: Obwohl ich jede Nacht bei dir schlafe, freue ich mich immer noch darüber, wenn ich morgens neben dir aufwache. Also mache dir nicht so viele Sorgen um unsere Beziehung. Es läuft doch gut, oder siehst du das anders?" Der Junge schüttelte den Kopf.
„Nein, es läuft wirklich gut. Das wollte ich gar nicht in Frage stellen. Es soll nur nicht irgendwann nicht mehr so gut laufen." Ich strich ihm vorsichtig durch die Haare.
„Mach dir nicht so viele Sorgen. Langsam haben wir es raus, wie eine Beziehung funktioniert." Er lächelte leicht.
„Da hast du Recht. Langsam bekommen wir es richtig gut hin." Er vergrub sein Gesicht an meinem Hals. Liebevoll strich ich ihm durch die Haare, was ihm zum Grinsen brachte.
Vorsichtig löste ich mich von Sirius. Man hörte ihn langsam und gleichmäßig atmen. Er war ganz offensichtlich eingedöst, da wollte ich ihn nur ungern stören. Auch wenn es sicherlich bessere Orte und Zeitpunkte gab, um Schlaf nachzuholen, wollte ich den Jungen auch nicht wecken. James Extratraining raubte nicht nur viel von Sirius Zeit, sondern raubte ihm auch gut die Energie. Danach war er meistens froh, wenn er die nächste Stunde auf dem Sofa liegen durfte und keine weiteren Aufgaben machen musste. Dass er heute sogar eingeschlafen war, zeigte nur, dass er wirklich fertig war. Das Abendessen würde erst in einer Stunde anfangen, also konnte er sich noch ein wenig erholen.
Ich nahm mir wieder mein Buch und suchte mir die richtige Seite heraus. Mein Lesezeichen hatte ich schließlich nicht mehr reingelegt. Dafür war keine Zeit, wenn man einen Angreifer abwehren wollte.
„Carolin?" Ich sah auf. Sirius rieb sich verschlafen die Augen.
„Ich bin nicht weggelaufen." Mein Freund sah müde zu mir.
„Doch mein Kopfkissen ist weg."
„Als ich mich umgesetzt habe, hast du schon die Rückenlehne als Kissen benutzt." Mein Freund rutschte wieder zu mir heran.
„Du siehst fertig aus."
„James hat sich heute die Treiber vorgeknöpft. Zum Glück haben wir nicht mehr täglich Zusatztraining bei dem Professor. Heute Abend würde ich dabei einschlafen."
„Das glaube ich dir sofort." Er legte seinen Kopf auf meinen Schoß.
„Wenn du liest, schlafe ich noch ein bisschen." Der Treiber schloss die Augen wieder. Vorsichtig strich ich ihm wieder durch die Haare. Sofort fing mein Freund an zu grinsen. Ich merkte, wie mein Freund mal wieder seine Arme um mich schlang, bevor sein Atem wieder langsamer wurde. Mit der einen Hand strich ich weiter durch Sirius Haare, mit der anderen hielt ich mein Buch fest. Ich vertiefte mich wieder in die andere Welt, dieses Mal allerdings nicht so sehr, dass ich nicht mehr meine Umwelt wahrnahm.
Ungefähr eine halbe Stunde vor dem Essen setzte sich Remus zu uns. Er sah kurz lächelnd Sirius an, bevor er sich mit seinem eigenen Buch in den Sessel neben dem Sofa setzte.
„Wo hast du die anderen gelassen?"
„James und Peter sind oben und weigern sich etwas anderes zu tun, als auf ihren Betten zu liegen."
„Heute sind wohl alle müde." Ich sah auf den Jungen herunter, der auf meinem Schoß lag.
„Lassen wir sie noch bis zum Abendessen in Ruhe." Ich nickte, bevor wir uns beide wieder in unsere Bücher vertieften.
Ich merkte, wie Sirius leise aufstand. Offensichtlich wollte er mich nicht wecken. Man hörte, die nackten Füße des Treibers auf dem Boden. Er ging leise Richtung Badezimmer. Wahrscheinlich zog er sich um, damit wir später zum Joggen loskönnen. Vorsichtig machte ich ein Auge auf.
Die Vorhänge des Bettes waren zugezogen und dämmten das Licht auf angenehme Weise ab. Bubble lag auf meinem Bauch und döste noch, hob aber sofort den Kopf, als ich mir verschlafen über die Augen rieb. „Guten Morgen, Bubble." Ich strich der Katze liebevoll über den Kopf. „Morgen!" Das Tier leckte mir einmal über die Wange. Dann kuschelte sich Bubble an mich.
So blieben wir liegen, bis man hörte, dass die Tür des Bades aufging. Ich befreite mich von der Decke und zog die Vorhänge bei Seite. Mein Freund kam gerade in seinen Sportklamotten aus dem Bad.
„Gut geschlafen, Prinzessin?" Ich nickte.
„Du auch?"
„Ja, habe ich." Er half mir dabei, aufzustehen.
„Ich gehe mich eben umziehen, dann können wir losgehen."
„Das hört sich gut an." Ich suchte mir meine Sportsachen zusammen, die schon seit längeren ein Platz in Sirius Kleiderschrank bekommen haben, dann ging ich ins Bad.
Zusammen verließen wir den Gemeinschaftsraum.
„Einen schönen Valentinstag, euch beiden!", hörte man die fette Dame hinter uns rufen.
„Danke, dir auch." Sirius drehte sich noch einmal um und zwinkerte dem Porträt zu. Wir nahmen unseren üblichen Weg nach unten, was auch bedeutete, dass wir wohl auf Professor Noble treffen würden. Wir unterhielten uns eigentlich wieder jedes Mal mit dem blonden Lehrer. An manchen Tagen endete unser Gespräch mit einer komischen Anmerkung des Wahrsagers, an anderen verlief unser Gespräch richtig normal und man hätte nie vermutet sich mit einem Wahrsagelehrer zu unterhalten. Doch auch wenn es komisch endete, unterhielt ich mich gerne mit dem jungen Professor. Er war wirklich nett und immer gut drauf. Seine ewige gute Laune war einfach ansteckend. Wir kamen im vierten Stock an. Der Lehrer kam uns entgegen.
„Guten Morgen, Professor Noble", begrüßte ich den Lehrer.
„Wünsche ich ihnen auch, Ms Sanders und ihnen natürlich auch, Mr Black. Draußen ist es im Moment sehr schön, aber ich fürchte, es wird später noch regnen. Sie sollten besser weiter, wenn sie nicht nass werden wollen."
„Dann gehen wir besser. Auf wiedersehen, Professor."
„Bis morgen." Der Lehrer nickte uns kurz höflich zu, bevor wir weiter gingen.
Sirius hielt mir den Führstrick von Felicitas hin. Dankbar ergriff ich ihn. Geschickt wurde der Strick an dem Zaumzeug des Einhorns befestigt. Dann brachte ich das Tier aus der Box heraus. Ich steuerte auf den Ausgang zu.
„Ich glaube, Felicitas sollte drinnen bleiben." Ich sah nach draußen, wo die ersten Regentropfen zum Boden fielen.
„Warum?"
„Professor Noble hatte Recht. Es regnet. Gut, dass wir nicht noch mit ihm geplaudert haben." Sirius, der eigentlich den Stall ausmisten wollte, kam zu mir herüber. Neugierig sah er nach draußen.
„Gut, dass wir auf ihn gehört haben." Er drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er wieder zurückging. Ich machte mir währenddessen daran, das Einhorn zu striegeln und zu füttern. Nur weil es im Moment nicht raus konnte, hieß es noch lange nicht, dass es verwahrlosen musste. Außerdem musste ich das Tier irgendwie beschäftigen, während Sirius die Box reinigte.
„My Lady, darf ich sie zum Schloss zurückbegleiten?" Sirius hielt mir den Arm hin. In der Hand hielt er einen Regenschirm. Lachend ergriff ich seinen Arm.
„Es wäre mir eine Ehre, Stallbursche." Er grinste zufrieden, während wir Richtung Schloss losliefen. Bubble auf meinem Arm sah fasziniert nach oben zu dem magischen unsichtbaren Schirm, auf dem die Regentropfen herunterflossen. Für die Katze musste das ziemlich komisch aussehen. Bisher war sie nicht einmal unter einem Regenschirm rumgelaufen, geschweige denn unter einem magischen und unsichtbaren.
„Kennt Bubble keine Regenschirme?"
„Regenschirme kennt sie. Allerdings ist sie noch nie unter einem rumgelaufen und einen Magischen kennt sie überhaupt nicht."
„Sind wir letztes Jahr nie mit einem rumgelaufen?" Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, sind wir nicht."
„Oh. Na dann. Bubble, das über uns ist ein magischer Regenschirm. Der verhindert, dass wir nass werden." Die Katze sah den Jungen so an, als wolle sie sagen: „Ich weiß, ich bin ja nicht blöd." Lächelnd kuschelte ich mich an den Arm meines Freundes.
„Ich glaube, darauf ist sie auch schon gekommen. Aber nett, dass du es ihr erklären wolltest."
„Ich würde alles für meine Prinzessin machen und für ihren kleinen königlichen Tiger auch." Er grinste mich charmant an.
„Du bist so ein Schleimer."
„Und dafür liebst du mich." Damit hatte der Junge vollkommen Recht.
„Ja, das tue ich."
Beim Frühstück saßen schon alle zusammen, doch man sah auf dem ersten Blick, dass heute kein normaler Dienstag war. Überall saßen Pärchen zusammen und schienen sehr zufrieden damit zu sein, dass die anderen sie in Ruhe ließen. Auch bei unseren Freunden merkte man, dass heute der Pärchentag war. Mary, Remus, Alice, Frank, Lily und James waren ganz mit ihrem jeweiligen Partner beschäftigt, während die Singles und Marlene zusammensaßen und die Pärchen ignorierten.
„Guten Morgen." Ich quetschte mich auf dem freien Platz zwischen Marlene und Dorcas.
„Ihr kommt ja doch zum Frühstück." Ich nickte.
„Warum sollten wir nicht?"
„Weil ihr diskreter – weil du diskreter bist als die da und ihr deshalb meistens nicht bei uns seid, wenn ihr rummachen wollt." Ich verdrehte die Augen. Nur weil Valentinstag ist, mussten wir nicht, wer weiß, was machen. Es war ein Tag wie jeder andere. Jedenfalls meiner Meinung nach. Sirius ließ sich ebenfalls kommentarlos auf einen freien Platz fallen.
„Habt ihr euch gestritten?" Dorcas sah uns neugierig an.
„Nein, warum sollten wir das getan haben?"
„Weil ihr nicht wie da seid." Ich zuckte mit den Schultern.
„Gibt keinen Grund durchzudrehen. Nur weil man den Tag als Pärchentag abgestempelt hat, müssen wir noch lange nicht übereinander herfallen. Ist am Ende doch ein Tag wie jeder andere." Unsere Freunde sahen sich kurz an, dann fingen sie alle an, lauthals zu lachen. Ich sah verunsichert zu meinem Freund. Was war jetzt so lustig daran?
„Also muss Sirius heute mal nicht zu Madam Puddifoot's Café?" Ich sah wahrscheinlich so Dorcas an, als sei sie ein Auto.
„Madam Puddifoot's Café? Wenn ich wüsste, was das ist, würde ich darüber nachdenken." Sirius sah warnend zu den Mädchen. Anscheinend wollte er lieber nicht, dass ich von diesem Café wusste.
„Ich würde mich auch für dieses Café interessieren." Maélys sah belustigt zu ihrem Treiberkollegen, der still Gebete sprach. Lächelnd beobachtete ich diese Muggelgeste.
„Madam Puddifoot's Café ist für Pärchen gedacht."
„Dann will unser Sirius da bestimmt mit seiner Carolin hin. Ist doch genau der richtige Ort für euch." Die Kriegsnymphe knuffte meinen Freund in die Seite.
„Nein, will ich nicht. Es ist schrecklich dort."
„Warum ist es denn so schrecklich?" Ich sah fragend zu meinem Freund.
„Stelle dir einen kleinen, stickigen Raum vor. Überall stehen so kleine Runde Tische, an denen Pärchen sitzen. Die Besitzerin muss sich wortwörtlich zwischen denen durchquetschen. Die Deko ist einfach nur kitschig und von der sogenannten Luft darin will ich gar nicht reden. Es ist ein Albtraum." Der Junge hatte das Gesicht gequält verzogen.
„Und trotzdem führt er jedes Jahr ein Mädchen dahin aus", klärte uns Marlene auf.
„Außer dieses Jahr", fügte Dorcas hinzu. Das fand ich ehrlich gesagt, gar nicht mal so schlimm. Mein Interesse an diesem Café war durch diese Beschreibung nicht unbedingt geschieden.
„Carolin ist dir wohl nicht wichtig genug, damit du sie in dieses wirklich bezaubernd klingende Café ausführst." Maélys sah ganz unschuldig zu meinem Freund herüber, der gar nicht bemerkte, dass die Kriegsnymphe ihn nur aufzog.
„Natürlich ist sie mir wichtig genug! Wenn sie dahin will, gehen wir!", rief er entsetzt. Wir Mädchen fingen an zu lachen.
„Sirius, sie zieht dich doch nur auf", beruhige ich meinen Freund wieder. Dieser biss sich beschämt auf die Unterlippe.
„Das wusste ich", nuschelte er leise.
„Ist klar, Sirius", lachte Maélys ihn aus. Ich griff über den Tisch nach Sirius Hand.
„Du musst mit mir auch nicht in das Café. Ich mag das drei Besen echt gerne und auf Kitsch stehe ich auch nicht so unbedingt."
„Außer auf den Kitsch den Sirius von sich gibt." Da hatte Dorcas Recht.
„Am meisten auf seine Tanzanträge. Sie läuft jedes Mal knallrot an." Meine beste Freundin zwinkerte mir zu.
„Tanzanträge?" Die Kriegsnymphe sah uns verwirrt an. Sirius grinste breit, bevor er sich mal wieder vor mich hinkniete, als wolle er mir einen Heiratsantrag machen.
„Carolin Sanders, meine wunderschöne Freundin, wir kennen uns nun seit 1½ Jahren und wir haben schon echt viel miteinander durchgemacht. Deshalb möchte ich dich um etwas bitten: Tanz mit mir." Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ungefähr die halbe große Halle uns beobachtete.
„Jetzt glauben alle, wir würden heiraten." Ich zog den Jungen wieder hoch.
„Werden wir auch irgendwann. Ich habe dir versprochen irgendwann einen echten Heiratsantrag zu machen. Also sind wir irgendwie – vorverlobt?"
„Ich glaube nicht, dass es so etwas gibt", klärte uns Maélys auf.
„Wir haben es dann erfunden. Wir wollen beide irgendwann uns verloben und heiraten, aber noch nicht jetzt. Erstmal sind wir nur zusammen und wenn ich mir dann einen Ring und Kinder leisten kann, gehen wir einen Schritt weiter." Nette Zusammenfassung unserer jetzigen Situation. Maélys schüttelte nur ungläubig den Kopf.
„Wenn ihr meint."
Ich hatte recht damit, dass Sirius Kniefall in Hogwarts falsch gedeutet wurde. Als wir nach dem Unterricht wieder zurück zum Gemeinschaftsraum liefen, um unsere Schulsachen wegzubringen, wusste schon ganz Hogwarts Bescheid. Sogar Professor Kesselbrand hatte uns schon darauf angesprochen, was wirklich peinlich gewesen war. Auch auf dem Flur sahen immer wieder die Leute zu uns herüber und fingen an zu tuscheln.
„Lass sie reden, Prinzessin." Mein Freund drückte mir ein Kuss auf die Stirn.
„Ich mag es aber nicht, wenn alle über uns reden. Ich komme mir dann immer komisch vor."
„Ignoriere es einfach, so gut du kannst." Ich nickte. Was anderes blieb mir eh nicht über.
„Was machen wir denn heute noch?" Mein Blick glitt zu dem Fenster, an denen noch immer dicke Tropfen runterrutschten.
„Wir wollten spazieren gehen."
„Es schüttet draußen", erinnerte ich Sirius. Diese nickte.
„Dafür gibt es Regenschirme und Regenjacken. Außerdem ist deshalb niemand anderes draußen. Also können wir ganz in Ruhe draußen herumlaufen." Das war ein Argument.
„Und in Liebesfilmen tanzen die Leute am Ende oft im Regen. Aber weil sie sich so sehr lieben, merken sie es gar nicht. Das klappt bei uns bestimmt auch." Ich fing wegen Sirius Worten an zu lachen.
„Ich hoffe doch, dass das hier noch lange nicht das Ende ist."
„Aber vielleicht das Happy End." Happy End wenn draußen ein Mörder rumlief? Ich hoffe doch, dass das es ein wenig anders aussehen würde. Meiner Meinung nach sollte es mit der Vernichtung der Todesser enden.
„Ich hoffe, wir bekommen noch ein richtiges Happy End." Sirius schien sofort zu wissen, worauf ich hinaus wollte.
„Das wird es mit Sicherheit noch geben." Er lächelte mich an.
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