Kapitel 32
Lachend betraten wir den Gemeinschaftsraum. Meine Haare hingen mir nass über die Schultern und durchnässten meine Bluse am Rücken. Dass Sirius mit seinem Arm meine Haare noch fester an meine Kleidung drückte, half nicht wirklich dabei, zu verhindern, dass mein Oberteil nass wurde. Es war wahrscheinlich sogar das Gegenteil der Fall. Mein Blick wanderte über die verschiedenen Sitzgelegenheiten auf der Suche nach unseren Freunden, die ich heute noch gar nicht gesehen hatte. Schließlich entdeckte ich sie in einer Ecke. Sie hatten ein Kartenspiel auf dem Tisch liegen und waren ganz in das Spiel vertieft. Zusammen mit James, Lily und Sirius steuerte ich auf sie zu.
„Hallo." Ich lächelte meine Freunde an.
„Ihr kommt auch mal wieder? Wir dachten schon, wir müssen euch später als vermisst melden." Marlene klopfte breit grinsend neben sich auf das Sofa, damit ich mich endlich setzte.
„Was spielt ihr?"
„Black Jack." Neugierig sah ich in Marlenes Karten. Sie hatte 20 Punkte. Nicht schlecht. Damit hatte sie eine gute Chance zu gewinnen.
„Wer ist Dealer?"
„Wir verraten unseren Dealer doch nicht." Alice sah mich unschuldig an.
„Ich meinte den Kartendealer", lachte ich.
„Das ist unsere liebste Maélys." Dorcas pikste der Braunhaarigen in die Seite.
„Psst. Willst du Karten? Ich habe welche. Kostet eine Galeone." Unter dem Tisch wurde mir eine Spielkarte durchgereicht.
„Ähm, ich fürchte, ich habe keine Galeone."
„Dann gibt es auch keine Karte." Sie zog die Hand mit der Karte wieder zurück. Die Kriegsnymphe wandte sich stattdessen an Remus.
„Willst du eine Karte?" Sie hatte ein dreckiges Grinsen im Gesicht.
„Ich nehme noch eine." Der Werwolf bekam eine rüber geschoben.
„Eine Galeone, mein Freund."
„Du bekommst ein Danke und ein freundliches Lächeln."
„Deal."
„Danke." Remus zog die Karte mit einem freundlichen Lächeln zu sich und steckte sie zwischen die anderen, die er schon in der Hand hielt.
„Habt ihr Spaß gehabt bei euren Dates?" Dorcas sah uns neugierig an.
„Also wir beide hatten sehr viel Spaß. Nicht wahr, Prinzessin?" Sirius ließ sich auf die Sofalehne fallen und strich mir durchs nasse Haar.
„Ja, wir hatten Spaß."
„Leute, sie hatten Spaß." Maélys wackelte anzüglich mit den Augenbrauen. Ich merkte, wie ich rot wurde, während mein Freund mal wieder voll und ganz darauf einging.
„Ja, Maélys, wir hatten Spaß. Sehr viel Spaß sogar."
„Aber nicht der Spaß –" Mir wurde von meinem Freund der Mund zugehalten.
„Tja, Sirius. Ich denke, ich hatte mehr Spaß mit meinem Ex-Freund als du mit deiner Freundin."
„Wir haben sehr viel Spaß."
„Also vermisst du den richtigen Spaß überhaupt nicht?" Mein Freund lief rot an.
„Ich bin mit Carolin glücklich. Ich war noch nie so glücklich. Also sei still Maélys. Du hast meiner Prinzessin einmal Blödsinn eingeredet, das hat gereicht. Vor allem weil sie betrunken war. Diese zwei Dinge sollen nie wieder vorkommen." Die andere braunhaarige Nymphe verdrehte kurz die Augen, dann wandte sie sich an James und Lily, die es sich auf dem Fußboden bequem gemacht hatten.
„Habt ihr Spaß gehabt?"
„Ja, haben wir. Aber nicht die Art von Spaß, die du erwartest. Es gibt Menschen, die haben Spaß, ohne miteinander zu schlafen." Maélys klopfte James auf die Schulter.
„Wir reden darüber nochmal, wenn du mal mit deiner rothaarigen Furie geschlafen hast."
Das Flügelschlagen ließ ein paar der Schüler zu der magischen Decke aufblicken, an der dicke grauen Wolke, Regen und Blitze zu sehen war, doch die meisten interessierten sich gar nicht für die Eulen, die sich über unseren Köpfen bewegten, sondern aßen weiter ihr Frühstück.
Ruby landete auf meiner Schulter. Sie klackerte zur Begrüßung mit dem Schnabel, dann hielt sie mir den Brief hin, den sie in den Krallen hielt. Ich nahm ihn ihr ab, dann reichte ich der Eule ein Stück Toast. Das Tier blieb auf ihrem Platz sitzen, während sie an ihrem Essen knabberte. Gleichzeitig öffnete ich den Brief von Samuel, der wie immer an Marlene, Jean und mich adressiert war. Heraus kamen drei Bögen Pergament. Ich reichte der blonden Nymphe ihren Brief und legte meinen auf den Tisch. Jeans steckte ich wieder in den Umschlag.
„Wärst du so nett und bringst den noch zu Jean?" Ich hielt Ruby den Umschlag hin. Das kleine Tier klapperte zustimmend mit dem Schnabel. Sie aß noch in Ruhe ihren Toast auf, dann krallte sie sich den Brief und flog zu meiner Cousine. Sirius hatte sich den Brief geschnappt und las ihn durch.
„Gibt es etwas Neues?" Ich versuchte, über seine Schulter mitzulesen.
„Elaina ist erkältet."
„Die Arme. Schreibt er sonst noch was?"
„Er hat dich lieb, du sollst vorsichtig sein und ich soll auf dich aufpassen." Er hielt mir den Zettel hin. Ich überflog nochmal die Worte Samuels, doch Sirius hatte den Brief gut zusammengefasst. Also wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder meinem Frühstück zu. Genüsslich aß ich weiter. Nach meinem Abschluss hier würde ich auf jeden Fall das Essen am meisten vermissen.
Noch ein paar Eulen landeten auf unserem Tisch und brachten ein paar Tagespropheten. Marlene hatte sich zu Remus gebeugt. Beide hatten die Zeitung in Remus Hand im Blick und sahen ziemlich unzufrieden mit dem aus, was sie dort lesen konnten.
„Was ist los?" Ich versuchte ebenfalls, einen Blick auf die Titelseite zu erhaschen.
„Es geht wieder um den Angriff in Texas."
„Wurden neue Leichen gefunden?" Mary sah besorgt von ihrem Essen auf.
„Zum Glück nicht, aber die MACUSA will die Suche Abbrechen und auch die restlichen Mitglieder der Familie als Tod erklären. Sie sehen es als hoffnungslos an", erzählte Remus.
„Damit haben sie auch irgendwie Recht. Schließlich wurden bisher nur weitere tote Familienmitglieder aufgefunden. Ich glaube kaum, dass einer überlebt hat." Wie konnte James so etwas nur sagen? Hätten die Auroren die Hoffnung aufgegeben nach dem Angriff noch Lebende zu finden, wäre Jean jetzt tot.
„Sei nicht so pessimistisch. So lange nicht alle gefunden wurden, können sie noch leben!", fuhr ich den Jungen an.
„Vielleicht sind sie noch am Leben, aber sie sind in den Händen der Todesser oder verstecken sich. Es gibt keine Hinweise, wo die Auroren überhaupt anfangen sollten mit Suchen. Ihre Aufmerksamkeit wird bei anderen Fällen gebraucht. Fälle bei denen es weitergeht. Die Amerikaner haben schon wirklich lange gesucht. Wäre die Familie Watkins nicht so berühmt gewesen, hätten sie auch schon vor Monaten aufgehört." Ich biss mir auf die Unterlippe. Natürlich sollten die Auroren sich mehr auf andere Fällen konzentrieren, doch aufzugeben – es war einfach falsch. Man durfte die Hoffnung nicht einfach aufgeben. Auch wenn es wie jetzt vollkommen hoffnungslos schien, konnte man sich nicht einfach hinstellen und aufgeben. Es konnte sich immer alles zum Guten wenden. Ich merkte gar nicht, wie Sirius vorsichtig einen Arm um mich legte und mich näher an sich heranzog. Erst als er leise anfing, mit mir zu sprechen, merkte ich es.
„Hey, Prinzessin, ist schon gut. Natürlich ist James nicht dafür, dass irgendwelche Leute aufgegeben werden. Wir wissen alle, dass es nichts Wichtigeres gibt, als Hoffnung zu haben, aber irgendwann muss man neu anfangen und glaube mir eins, das geht nicht, wenn die Hoffnung die ganze Zeit durch Auroren aufrecht gehalten wird. Lass die Freunde der Familie sich langsam mit dem Schicksal abfinden, dass niemand mehr zurückkommen wird. Die Auroren werden sicherlich die Ermittlungen aufnehmen, sobald sie auch nur einen kleinen Hinweis darauf haben, wo sie jemanden von ihnen finden. Egal ob tot oder lebendig. Das verspreche ich dir." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich wandte mich an James, der verunsichert zu mir sah.
„Du hast Recht, dass die Auroren ihre Aufmerksamkeit auf andere Fälle lenken sollten, doch sie sollten nicht einfach so vier Menschen als Tod erklären, nur weil sie die Hoffnung aufgeben wollen, dass sie noch Leben." Mit diesen Worten stand ich auf.
Liebevoll strich ich durch Felicitas Fell. Das Einhorn hatte sich an den Zaun gestellt, auf dem ich saß. Ihr Kopf lag auf meinem rechten Bein. Ihre Augen waren genießerisch geschlossen. Bubble lag auf meinem linken Bein. Sie hatte ihren Kopf an meinen Bauch gekuschelt und döste friedlich. Es beruhigte mich, die Tiere, um mich zu haben. Mein Herzschlag verlangsamte sich wieder, so dass es in einem normalen Tempo schlug. Die Aufregung über James Worte wich langsam der Traurigkeit, die immer mal wieder hochkam.
Ich merkte, wie mein Hals wieder wie zugeschnürt war. Die Tränen schossen mir wieder in die Augen. Hätte ich auch irgendwann aufgeben wollen meine Familie zu suchen, wenn einer nicht ermordet, sondern nur vermisst worden wäre? Hätte ich irgendwann die Hoffnung aufgegeben und sie für tot erklärt, weil es für mich weniger schmerzvoll war? Eine Hand strich vorsichtig über meine Schulter. Erschrocken drehte ich mich um. Marlene stand hinter mir. Sie lächelte mir traurig zu.
„Ist wegen James Worten?"
„Glaubst du, ich hätte auch irgendwann aufgegeben, wenn meine Familie verschollen wäre? Oder wenn meine Mum noch im Koma liegen würde, glaubst du, ich hätte mir gewünscht, dass es auf die eine oder auf die andere Seite zu Ende geht?" Ich biss mir auf die Lippe. Hatte ich mir nicht genau das gewünscht, als die im Koma gelegen haben? Das es zu Ende geht? War ich nicht sogar ein wenig erleichtert gewesen, als Tante Megan gestorben war? Einfach weil ich endlich Gewissheit gehabt habe.
„Carolin, du brauchst dir keine Vorwürfe machen, weil du froh über die Gewissheit warst. Jeder wäre erleichtert darüber gewesen."
„Ich weiß. Ich – es kommt mir so falsch vor. Der Gedanke, jemand könnte eine geliebte Person für Tod erklären, nur damit er endlich über ihr verschwinden hinwegkommen kann, macht mich einfach verrückt. Man kann doch nicht einfach Menschen für Tod erklären, aber gleichzeitig wollte ich genau das Gleiche machen. Meine Familie aufgeben, damit ich Frieden finden kann."
„Carolin, hier gibt niemand jemand auf. Es wird sich langsam mit der Wahrheit abgefunden, dass die Familie wahrscheinlich nicht wiederkommt. Du hast im Krankenhaus auch nicht die Hoffnung aufgegeben. Ansonsten wärst du nicht bei Jean geblieben, sondern hättest dich um Elaina gekümmert." Ich nickte langsam. Das hätte ich wahrscheinlich. Von der Schule her hörte man die ersten Schüler zum Stall herunterkommen.
„Wir sollten jetzt los. Außer du willst zu spät zu Verteidigung kommen."
„Ich glaube, einen Streit mit McGonagall verkrafte ich im Moment nicht."
„Dann sollten wir uns beeilen. Die anderen bringen unsere Schulsachen mit." Marlene lächelte mir zu.
Vor dem Verwandlungsraum standen schon die anderen zusammen. Sirius lief nervös hin und her. Dabei zerbiss er sich die Unterlippe. James hingegen saß wie ein Häufchen Elend auf der Fensterbank. Seine rechte Hand war in seinen Haaren vergraben. Lily saß neben ihm und versuchte, ihn davon abzuhalten sich die Haare zu verunstalten.
„Wir sind also noch vor McGonagall hier. Das ist gut." Marlene lehnte sich erschöpft an die Wand. Unsicher sah ich meinen Freund an, der genauso unsicher zu mir herübersah.
„Hast du dich wieder etwas beruhigt, Prinzessin?", fragte schließlich Sirius.
„Ja, ich habe wahrscheinlich mal wieder überreagiert. Tut mir leid." Mein Freund zog mich in seine Arme.
„Wenn du nochmal darüber reden willst, sag Bescheid. Ich bin für dich da. Das sind wir alle."
„Ich weiß. Ich musste nur einmal in Ruhe nachdenken. Mir geht es wieder gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen." Ich sah zu James herüber, der misstrauisch das leise Gespräch von Sirius und mir verfolgte. Vorsichtig befreite ich mich von dem Treiber und ging zu dem Jäger herüber. Dieser zog mich wortlos in eine Umarmung.
„Ich wollte nicht in irgendwelchen Wunden herumstochern. Tut mir leid." James flüsterte nur ganz leise, so dass ich ihn kaum verstand.
„Ist schon in Ordnung." Man hörte die Tür hinter uns aufgehen. Wir beide lösten uns wieder voneinander. Der Schulsprecher zog meine Schultasche lächelnd hinter seinem Rücken hervor und überreichte sie mir. Wahrscheinlich etwas gequält lächelte ich zurück.
Seufzend legte ich mich auf Sirius Bett. Warum war Schule nur immer so anstrengend? Mein Freund schob mich ein Stück zur Seite, sodass er sich neben mich legen konnte.
„Bleiben wir jetzt den Rest des Tages hier?" Seine Hand bewegte sich vorsichtig über meine Wange, während er dreckig grinste.
„Ich muss noch für morgen Hausaufgaben machen." Er beugte sich über mich.
„Die kannst du auch einmal ausfallen lassen."
„Wir haben heute Abend Training."
„Können wir auch weglassen." Ich schüttelte den Kopf. Ich würde weder das eine noch das andere ausfallen lassen.
„Doch du kannst das."
„Ich werde gleich noch Hausaufgaben machen und zum Training gehen. Du musst übrigens in einer Stunde wieder los zum Quidditch, sonst wird James wütend."
„Aber eine Stunde haben wir Zeit. Solange behalte ich dich genau hier." Mein Freund drückte seinen Kopf in meine Halsbeuge. Dabei gab er ein sehr zufriedenes Grummeln von sich.
„Sirius, dir ist klar, dass wir hier auch noch sitzen?", hörte man hinter uns James.
„Und ich frage mich warum. Wollt ihr nicht gehen?" Der Treiber drehte sich fragend zu dem Kapitän.
„Ach weißt du –"
„Sirius, du kannst nicht deine Freunde aus ihrem Zimmer schmeißen."
„Meine Freunde würden jetzt gerne verschwinden, damit ich mit meiner Freundin in Ruhe rumknutschen kann." Er drückte mir ein Kuss auf die Wange. James lachte leise hinter uns.
„Keine Sorge, Tatze. Wir wissen, dass wir dir ansonsten zusehen müssen. Den Anblick würden wir uns gerne ersparen." Man hörte Schritte in Richtung Tür.
„Mach kein Blödsinn, Sirius!", ermahnte Remus noch meinen Freund, bevor die Tür hinter den Jungen geschlossen wurde.
Es klopfte an der Tür. Sirius schreckte zurück.
„Kann ich reinkommen oder müsst ihr euch erst anziehen?", hörte man von draußen Marlene rufen. Ich merkte, wie ich rot anlief.
„Du kannst reinkommen." Mein Freund sah schlecht gelaunt zur Tür, kam aber nicht auf die Idee sich mal wieder neben mich zu setzen oder zu legen. Die Tür ging auf und meine beste Freundin und Maélys kamen zum Vorschein.
„Wir müssen mit Carolin reden." Der Junge wurde auffordernd angesehen.
„Egal, was du mir sagst, du kannst es auch Sirius sagen."
„Ich würde dich aber gerne ansehen können, wenn ich mit dir rede. Also Sirius könntest du deine guten Manieren auspacken und dich neben deine Freundin setzen?"
„Jetzt nerv die beiden nicht", hörte ich Maélys Stimme.
„Es ist aber wichtig."
„Es ist ein Verdacht, der auch noch zehn Minuten länger warten kann." Mein Freund ließ genervt von mir ab.
„Was ist denn los?" Aufgeregt kam meine Freundin zu uns herüber. Sie legte mir den Zeitungsartikel von heute Morgen in den Schoß.
„Sieh dir das Bild an." Neugierig betrachtete ich das Bild.
„Das Haus der Familie Watkins."
„Guck genauer hin." Seufzend betrachtete ich das Bild genauer. Eine riesige, weiße Villa, obwohl schon eher ein Schloss. Rote Ziegel vom Dach waren heruntergefallen. Sie lagen zerbrochen auf dem Boden. Auch die Fassade war an vielen Stellen zerstört worden. An manchen Stellen sah man die Steine, die normalerweise von Putz verdeckt wurden. Auch der Vorhof war beschädigt worden. Nicht nur dass die heruntergekommenen Dachziegel, Putz und Glasscherben von zerbrochenen Fenstern dort herumlagen. Ein paar Bäume waren umgekippt. Teilweise entwurzelt, andere wiederum waren zerbrochen. Pflastersteine waren aus dem Boden gerissen worden. Wahrscheinlich hatte ein Sprengzauber sie getroffen. Halt ein zerstörtes Haus. Ich sah zu Sirius, der ebenfalls das Bild betrachtete. Auch er schien nicht zu wissen, worauf meine Freundin hinauswollte.
„Hilfst du uns auf die Sprünge? Wir haben keine Ahnung, was du meinst."
„Heute Morgen hatte ich beim Betrachten schon so ein komisches Gefühl. Allerdings war mir nicht klar warum. Gerade habe ich mir das Bild nochmal angesehen und fand die ganzen Verzierungen am Haus so schön. Dabei habe ich etwas entdeckt. Guck dir mal hier oben die Verzierung an." Neugierig folgte ich der Anweisung.
„Da ist die Verzierung weggebrochen."
„Nein sie ist halb weggebrochen. Und an was erinnert dich der Rest?"
„An eine Verzierung", meinte Sirius verzweifelt. Das war auch mein Gedanke.
„Das erinnert an ein Stück einer Gewitterwolke. Auf dem Boden liegt noch ein Blitz. Da. Das erklärt doch, warum sich Voldemort die Mühe gemacht hat nach Texas zu gehen, um die Familie zu ermorden. Bisher gab es drei Angriffe im Ausland. Zwei auf jeden Fall auf Nymphenfamilien und ich glaube, der dritte Angriff ging gegen die Gewitternymphe. Das würde doch Sinn machen, oder?" Ich nickte leicht. Natürlich würde es Sinn machen. Auf eine verdrehte Art und Weise.
„Ich will mir später nochmal das Schloss der Gewitternymphe ansehen. Ich meine, die Architektur wäre die gleiche." Ich nickte ein weiteres Mal. Wenn Marlene das glaubte, dann sollte sie ihrer Vermutung nachgehen. Triumphierend wandte sich die blonde Nymphe an die andere Brünette.
„Siehst du. Carolin findet es wichtig und sie hält mich nicht für verrückt."
„Das Wort verrückt habe ich nie genutzt. Ich meinte nur, dass du ein wenig durchdrehst, auf Grund einer möglichen Spur zu einer weiteren von uns. Vor allem wenn man bedenkt, dass sie auch noch im Sand verläuft."
„Ich drehe also durch?" Die blonde Nymphe verschränkte die Arme.
„Ja, das tust. Jetzt lass die beiden mal wieder in Ruhe. Sie waren beschäftigt und du hast sie einfach unterbrochen. Du hättest wenigstens warten können, bis Sirius zum Training muss mit deiner Vermutung."
„Wenn eine von uns in Gefahr ist..."
„Wir wissen aber gar nicht ob sie eine von uns, noch wissen wir ob oder wie wir helfen könnten. Also mach nicht so eine Welle."
„Die werden sich nicht so schnell wieder beruhigen." Seufzend rappelte ich mich auf.
„Maélys und ich müssen jetzt eh los. Also schnappe dir Marlene und versuche sie, wieder runter zu kriegen." Er drückte mir einen Kuss auf die Schläfe.
„Das werde ich."
Marlene blätterte blitzschnell durch die Seiten des Buches. Die Blondine war auf der Suche nach dem Bild vom Schloss der Gewitternymphe. Maélys saß auf dem Schreibtisch ihres Großonkels und sah ihr interessiert zu. Offensichtlich war sie doch ziemlich neugierig, was am Ende herauskommen würde.
„Ich habe die Seite." Meine Freundin drehte sich um und legte das Buch auf den Tisch, damit wir alle sehen konnten. Dann legte sie die Zeitung daneben.
„Keine weiße Fassade und ein anderes Dach außerdem ist es wie ein L aufgebaut und nicht wie ein U", meinte Maélys nach einem kurzen Blick.
„Sie müssen ja nicht mehr in dem Schloss wohnen. Vielleicht sind sie umgezogen", schlug ich vor. Das Letzte, das ich wollte, war ein erneuter Streit zwischen den beiden Nymphen.
„Es ist das gleiche Gebäude. Also nicht mehr exakt das Gleiche, aber es war einmal das Gleiche. Der linke Teil wurde später angebaut. Wenn ihr euch einmal die Ruine ansieht, dann erkennt man, dass unterschiedliche Steine genutzt wurden. Auf der einen Seite sind sie rötlich auf der anderen Seite gräulich, wie auf dem alten Bild. Wahrscheinlich wurde bei der Umbaumaßnahme auch das Dach erneuert und die Mauern verputzt. Es ist das gleiche Gebäude. Die ganzen Gravuren, der Eingang – alles ist identisch. Glaubt mir. Ich erkenne so etwas."
„Wir glauben dir Marlene. Du musst dir deshalb überhaupt keine Sorgen machen."
„Ich hole Felicien. Er soll dafür sorgen, dass weiter nach den vermissten Watkins gesucht wird. Offensichtlich haben ein paar überlebt, ansonsten wäre hier heute besseres Wetter." Die Kriegsnymphe lächelte mich an.
Der Professor betrachtete nachdenklich die beiden Bilder. Gespannt warteten wir auf seine Reaktion. Marlene hatte in den letzten zwanzig Minuten ein weiteres Mal erklärt, wie sie auf die Idee kommt, dass es sich bei dem Angriff auf die Watkins eigentlich um einen weiteren Schlag gegen die Nymphen handelte. Nun betrachtete er seit fünf Minuten nachdenklich die Bilder. Mein Blick wanderte zu Maélys, die das Ganze in Ruhe mit ansah. Sie schien die Reaktion ihres Verwandten vollkommen normal zu finden. Schließlich sah der Mann auf.
„Wir werden natürlich alles tun, um die Familie Watkins zu finden, allerdings versuchen wir schon länger die Nymphen aufzuspüren. Eigentlich dachten wir, dass es bei den Nymphen einfacher wird, die das Wetter beeinflussen, doch auch die Unterscheidung danach, ob an Vollmond nun besonders gutes oder besonders schlechtes Wetter immer war, ist nicht wirklich ergiebig – vor allem weil sich Nymphen bewegen können. Also macht euch nicht allzu große Hoffnung, dass wir sie bald aufspüren werden. Bisher sind wir noch nicht wirklich weit. Aber vielleicht hilft es uns, dass wir jetzt wissen, nach wen wir suchen." Der Lehrer lächelte uns anerkennend zu.
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