Kapitel 30
Jemand pikste mir in die Seite. Ich gab ein leises Knurren von mir, dann drehte ich mich auf die andere Seite.
„Nein, Carolin. Du wachst jetzt auf. Das Spiel fängt gleich an. Tatze ist wahrscheinlich total enttäuscht, wenn seine Prinzessin sich weigert zu kommen. Vor allem wenn es nur ist, weil sie lieber schlafen will." Remus bohrte sein Finger erneut in meine Seite. Seufzend machte ich mein linkes Auge auf. Ich konnte mich schlecht weigern Sirius Spiel anzusehen. Es war ihm wichtig. Was wäre ich also für eine Freundin, wenn ich ihm dabei nicht zusah? Eine ziemlich Furchtbare.
„Ich stehe ja auf."
„Falls es dich beruhigt. Wir spielen heute gegen Ravenclaw."
„Aber nach Ravenclaw bleibt nur noch Slyhterin." Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken daran zu vertreiben. Es gab nichts Schlimmeres als die Spiele gegen die Schlangen.
„Mach dir keine Sorgen um ihn. Er kann die Gefahren einschätzen. Jetzt geh dich anziehen. Ansonsten nehme ich dich im Schlafanzug mit." Ich fing brav an mich von der Bettdecke zu befreien.
Bubble hatte sich an mich gekuschelt. Ich konzentrierte mich ganz darauf, dem kleinen Kätzchen über das Fell zu streicheln. So bekam ich wenigstens nicht mit, was auf dem Spielfeld vor sich ging. Das letzte, was ich wollte, war meinen Freunden bei diesem vollkommen verrückten Spiel zuzusehen. Er würde irgendwann doch noch umkommen. Marlene hatte ihre Hand auf meine Schulter gelegt und strich vorsichtig über sie. Dabei starrte sie konzentriert zum Spiel.
„Oh, das war knapp! Der Klatscher hätte doch fast Potter vom Besen gerissen." Ich merkte, wie sich mein Hals zuschnürte.
„Geht es ihm gut?"
„Natürlich. Er wurde nur fast getroffen. Jetzt kuschle weiter mit Bubblechen." Nur allzu gerne. Ich wollte eh nicht mitbekommen, was da auf dem Spielfeld los war.
„Wir haben gewonnen!" Lachend drehte sich Sirius mit mir im Kreis.
„Hast du gesehen, wie ich Grant vom Besen gehauen habe?" Natürlich habe ich das gesehen – nicht.
„Ich musste Bubble beruhigen." Die Katze mauzte empört.
„Ich glaube, sie musste dich beruhigen." Er setzte mich breit grinsend wieder auf den Boden ab.
„Wir haben uns gegenseitig beruhigt." Mein Freund drückte mir einen Kuss auf die Schläfe.
„Nur noch ein Spiel, dann verlassen wir Hogwarts." Er hörte sich ziemlich traurig deshalb an. Verständlich. Hogwarts war sein Erstes zu Hause gewesen. Dieses zu verlassen war nie einfach. Mir fiel es auch nicht leicht und obwohl ich erst seit eineinhalb Jahren auf diese Schule ging, würde mir das Verlassen nicht einfach fallen.
Die hohen Türme, die weiten Ländereien, die Lehrer, der Gemeinschaftsraum, halt einfach Hogwarts würde ich schrecklich vermissen. So viele Erinnerungen hingen mit diesem Ort nun zusammen. Mein erster Kuss, das erste Mal auf einem Besen, die Joggingrunden mit Sirius. Hier hatte sich ein geregelter Alltag eingestellt, den ich ziemlich angenehm fand. Dass sich das alles in einem halben Jahr ändern würde, war irgendwie suspekt. Es kam ein wenig so rüber, als würde es ewig so weiter gehen und gerade bei dem Gedanken, was danach passieren würde, genoss ich nur noch mehr diesen Alltag, abgeschottet vom Rest der Welt. Es gab einem Sicherheit, etwas dass im Moment außerhalb der Mauern fehlte.
„Hey, nicht im stehen einschlafen!" Maélys fiel mir von hinten um den Hals.
„Wir haben gewonnen." Die Kriegsnymphe grinste mich an.
„Ich weiß. Ich habe zugeguckt."
„Wirklich? Als ich bei euch vorbeigeflogen bin, dachte ich, du würdest lieber mit Bubble kuscheln, als zu gucken." Ich sah zu Sirius, der mal wieder in Lachen ausgebrochen war.
Das Schloss war in heller Aufregung. Heute war Hogsmeadewochenende. Genauer gesagt, das letzte Wochenende vor Karneval. Die älteren Schüler wollten sich noch alle Kostüme kaufen, die meisten Jüngeren suchten jemand, der doch noch die letzte Kleinigkeit, die für das perfekte Kostüm fehlte, mitbrachte.
Während sich das ganze Schloss um die Party drehte, fühlte ich mich wie auf einer Insel. Sirius und ich hatten bisher noch nicht entschieden, ob wir nun gehen würden oder nicht. Irgendwie hatten wir noch nicht darüber gesprochen und da es jetzt ein wenig zu spät für ein Kostüm war, ging ich von nein aus. Ehrlich gesagt war ich nicht einmal unglücklich darüber. Professor Allaire hatte gestern erzählt, dass er Aufsicht hatte und wir Training einfach mal ausfallen lassen würden. Ich hatte also einfach mal einen freien Abend und um diesen würden sich nicht einmal meine Freunde streiten. Alle wollten zum Ball, also konnte ich ihn die Zeit mit Sirius verbringen.
Während also alle um mich herum gestresst ihre Sachen für Hogsmeade zusammensuchten und noch einmal über ihr Kostüm nachdachten, hatte ich es mir auf meinem Bett gemütlich gemacht. Kein Grund für Stress. Meine Handtasche lag fertig gepackt neben meinem Bett, angezogen war ich auch, also musste ich nur noch darauf warten, dass meine Freundinnen loswollten. Das konnte allerdings noch dauern, da sie noch mit ihrer Planung beschäftigt waren. Ein leises Klopfen an unserer Schlafzimmertür riss mich aus meinen Gedanken.
„Herein!", rief Maélys, die gerade in eine Diskussion mit Marlene über ihr Kostüm vertieft war. Besser gesagt, war die Kriegsnymphe gegen ein Kostüm, während sich die andere Nymphe für eines aussprach. Am liebsten würde die Blondine die Brünette in ein Prinzessinnen- oder Engelskostüm stecken. Halt mal etwas Untypisches für die logisch veranlagte Gryffindor. Die Tür wurde schwungvoll geöffnet. Neugierig sah ich dort hin. Im Rahmen tauchten Sirius und James auf. Beide hatten ein breites, freches Grinsen im Gesicht.
„Wollen die Damen noch nach Hogsmeade oder nicht?" Mein Freund sah fragend in die Runde.
„Natürlich wollen wir noch dahin. Wir denken nur darüber nach, wonach wir suchen sollten."
„Einem Kostüm?", schlug Lilys Freund vor.
„Ja, aber es gibt so viele verschiedene", erklärte Dorcas.
„Wenn wir nicht bald losgehen, gibt es überhaupt keine mehr." Der Schulsprecher sah auf die Uhr.
„Wir kommen ja schon. Dann beschwert euch aber auch nicht, wenn wir zehn Kostüme anprobieren, weil wir keine Ahnung haben, was wir wollen."
„Wir sind heute geduldig." Wir schnappten uns unsere Handtaschen und folgten den Jungen aus dem Zimmer.
Im Gemeinschaftsraum warteten Remus, Frank und Peter auf uns.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ihr so schnell zurück seid." Der Werwolf ließ mit einem kurzen Wink seines Zauberstabs sein Buch verschwinden. Dann stand er auf.
„Wollen wir dann los?" Wir nickten. Zusammen gingen wir runter. Ich hatte mich bei Marlene untergehakt, die friedlich von ihren verschiedenen Kostümideen für die verschiedenen Leute erzählte. Unter anderem für Jean. Dass meine Cousine schon lange ein Kostüm hatte, interessierte dabei nicht. Sirius lief mit Maélys und James am Anfang. Die drei Gryffindors waren in ein Gespräch vertieft. Immer mal wieder sah mein Freund zu Marlene und mir zurück.
„Marlene? Hat Sirius in letzter Zeit irgendetwas wegen uns gesagt?" Die Blondine schüttelte den Kopf.
„Nein, warum fragst du?"
„Weil er immer wieder zu uns sieht, als hätte er irgendetwas." Das Mädchen sah mich nachdenklich an.
„Du meintest, ihr geht nicht zum Ball."
„Na ja, bisher haben wir nicht beschlossen, hinzugehen und heute wäre eh die letzte Chance um sich Kostüme zu kaufen. Außerdem ist es doch ein bisschen unnötig, sich für einen Abend so viel Geld auszugeben." Marlene fing an zu lachen.
„Ach, Carolinchen. Bei Karneval geht es nicht darum, in einem Kostüm herum zu hüpfen, sondern mal den Alltag hinter sich zu lassen. Man schlüpft für einen Tag in eine andere Rolle und vergisst seinen Stress. Das würde dir richtig guttun. Außerdem ist es einfach lustig. Los geh zu ihm und frag ihn, ob ihr dahin geht."
„Marlene, ich will mir kein Kostüm kaufen. Das wäre rausgeschmissenes Geld."
„Wir können wieder etwas aus dem Raum der Wünsche holen." Ich tätschelte meiner Freundin die Schulter.
„Ich glaube, ein Abend mit Sirius wird mir genauso gut gefallen, wenn nicht sogar noch besser. Also mache dir keine Sorge um mich." Die Blondine schüttelte den Kopf.
„Muss ich nicht verstehen, richtig?" Ich nickte. Das musste sie sicherlich nicht. Sirius sah wieder zu uns zurück. James stieß ihm leicht den Ellbogen in die Seite. Die beiden Jungen diskutierten kurz miteinander. Mein Freund schien bei der Diskussion zu verlieren. Er wurde langsamer und fiel zurück bis er schließlich neben Marlene und mir lief. Neugierig sah ich zu dem Jungen.
„Hast du dich mit James gestritten?" Der Junge schüttelte schnell den Kopf.
„Nein, wie kommst du darauf?"
„Ihr habt diskutiert, dann bis du zu uns gekommen. Normalerweise heißt das, dass James irgendetwas gesagt hat, was stimmt, aber du willst nicht, dass es stimmt. Also gehst du James aus dem Weg." Mein Freund lief rot an.
„Nein, heute ist es anders." Er verlangsamte wieder sein Tempo. Neugierig tat ich es ihm gleich. Marlene verdrehte die Augen, beschleunigte ihre Schritte und schloss zu Lily, Mary und Remus auf. Der Treiber wurde immer langsamer, bis er schließlich stehen blieb.
„Was ist los?"
„Alle gehen zum Ball."
„Ich weiß. Dann haben wir mal wieder Zeit für uns." Mein Freund biss sich auf die Unterlippe. Offensichtlich schien ihm der Gedanke nicht so gut zu gefallen wie mir.
„Was ist los?"
„Wollen wir nicht mitgehen? Das wird bestimmt lustig." Ich seufzte leise. So viel zu einem entspannten Abend zu zweit.
„Wenn du nicht willst, dann lassen wir es." Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, wenn du da hin willst, gehen wir."
„Aber?"
„Ich habe mich darauf gefreut, mal wieder dich ganz für mich zu haben. Wir machen immer nur etwas in der Gruppe." Mein Freund strich mir vorsichtig über die Wange.
„Wir machen am Tag nach dem Ball etwas zusammen. Ich werde dafür sorgen, dass James uns nicht wieder stört."
„Dann brauchen wir Kostüme." Sirius Gesichtsausdruck änderte sich.
„Du machst dir Sorgen wegen der Kosten, richtig?" Ich nickte leicht.
„Jeans Kostüm war schon teuer. Jedenfalls dafür, dass man es nur selten anzieht."
„Ich bezahle es."
„Du zahlst andauernd für mich. Ich will nicht, dass du mir ein Kostüm kaufst. Ich habe das Gefühl, dich auszunutzen."
„Dann zieh dein Juliakostüm an. Ich weiß, es hängt noch oben in deinem Kleiderschrank." Ich schluckte schwer. Schon alleine der Gedanke, ich könnte jemals wieder in dieses Kostüm schlüpfen, kam mir komisch vor. Das Kleid gehörte nicht auf einen Schulball – Es gehörte eigentlich nirgendwo mehr hin.
„Du hast ja noch in wenig Zeit, um dich zu entscheiden. Wir gucken erstmal, wie viel ein Neues kostet – oder du holst dir eins aus dem Raum der Wünsche. Macht ihr für Slughorns Partys schließlich auch immer." Da hatte er natürlich recht.
„Dann machen wir das so." Mein Freund lächelte mich glücklich an.
„Das musst du anprobieren!" Marlene legte noch ein Kostüm auf den Stapel, der sich auf meinem Arm gebildet hatte. Ich hatte es schon aufgegeben mich weiter einzumischen, als ein Thema ab zu nicken. Die Blondine hatte die Kostümsuche fest in der Hand. Sie lief durch die Gänge des Ladens und drückte jeden etwas in die Hand. Als Nächstes steuerte sie auf die Prinzessinnenkostüme zu. Ergeben folgte ich meiner Freundin. Sie zog ein dunkelblaues Kleid heraus.
„Das ist schön." Meine Freundin betrachtete es nachdenklich.
„Maélys, das probierst du an."
„Was? Nein."
„Doch. Jetzt stell dich nicht so an. Du hast früher nur Kleider getragen."
„Das war, bevor ich meinen Aussetzer hatte und dadurch zu Vernunft kam. Kleider sind unpraktisch für den Krieg."
„Na ja, unter ihnen kann man gut Waffen verstecken oder man bringt sie erst richtig zur Geltung. Du wirst darin super aussehen. Du ziehst es an."
„Ich ziehe kein Prinzessinnenkleid an."
„Doch dieses eine. Du musst es ja nicht kaufen."
„Nein!"
„Du probierst es an. Ende der Diskussion." Marlene wandte sich wieder den Kostümen zu.
„Das ist für dich Carolin." Ich bekam ein rotes Kleid.
„Und das ist super für Lily. Wo ist unsere Schulsprecherin?" Die Blondine sah sich suchend um.
„Sie guckt selber noch mal durch die Kostüme."
„Wenn sie meint. Carolin, hältst du das Kleid so lange?"
„Marlene, ich habe genug eigene Kostüme. Wie wäre es, wenn wir die erstmal anprobieren? Wenn da nichts dabei ist, suchen wir weiter. Ist das ein Deal?" Meine Freundin nickte.
„Dann geht mal anprobieren." Ich sah zu der Schlange vor der Umkleidekabine. Das konnte noch dauern.
Unsicher sah ich mich im Spiegel an. Das Piratenkostüm saß wie angegossen. Es war auch wirklich schön, doch ich wusste noch nicht, was ich von der Länge und dem Ausschnitt halten sollte.
„Carolin, schlafe nicht beim Umziehen ein", rief Marlene.
„Und lass dich nicht von dem Kleiderhaufen erschlagen", kam es von Sirius.
„Oder fressen", fügte James hinzu.
„Lass dich einfach gar nicht töten. Egal von wem, was oder wie", merkte Maélys an.
„Mir geht es super, aber das Piratenkostüm ist nichts."
„Passt es nicht?" Doch leider passte es.
„Nein."
„Sie lügt", kam es von der Kriegsnymphe.
„Maélys!"
„Was denn? Du hast mich auch nicht unterstützt, als ich in dem Prinzessinnenkleid nicht raus wollte." Hätte ich tun sollen.
„Aber das ist zu wenig Stoff."
„Sei nicht so prüde, Sanders! Ich hole dich gleich raus." Seufzend zog ich den Vorhang der Umkleidekabine bei Seite. Sirius pfiff leise.
„Ich weiß nicht, was ich von diesem Kostüm halten soll."
„Also mir gefällt es." Dass es meinem Freund gefiel, wunderte mich jetzt ehrlich gesagt nicht.
„Sirius, deine Meinung ist hierbei erstmal irrelevant, weil du keinen Maßstab dafür setzen kannst, ob ein Outfit für die Öffentlichkeit geeignet ist oder nicht."
„Was soll das denn jetzt heißen?"
„Du stehst auf Mädchen, die sich wie eine Nutte anziehen. Natürlich findest du es in Ordnung, wenn ich es auch tue."
„Bei meiner Freundin ist das etwas anderes."
„Du kannst mit dem Kostüm ruhig draußen herumlaufen", versicherte Marlene. Ich sah zu den anderen.
„Wenn du dich nicht darin wohl fühlst, würde ich es nicht nehmen, aber für die Party ist das in Ordnung." Lily lächelte mir beruhigend zu.
„Ich glaube, ich brauche ein bisschen mehr Stoff an meinem Kostüm."
„Schade." Der Blick meines Freundes sprach für sich.
„Sirius!"
„Wir sind zusammen. Würde ich so etwas jetzt nicht sagen, hättest du ein Problem." Ich lief rot an.
Das Prinzessinnenkleid lag schwer auf meinen Schultern und irgendwie war es sehr voluminös. Wahrscheinlich konnte sich mir niemand mehr nähren. Ich verließ ein weiteres Mal die Umkleidekabine.
„Und was sagst du?" Marlene sah mich neugierig an.
„Ich fühle mich wohler."
„Aber?"
„Es ist so schwer."
„Das passiert, wenn man mehr Stoff will."
„Aber es ist wirklich verdammt schwer."
„Also ich bin auch nicht überzeugt. Ich komme gar nicht an meine Freundin dran. Wie soll ich bitte vernünftig mit ihr tanzen?" Nach dem Schneider dieses Kleides wahrscheinlich gar nicht.
„Dann muss ich für Carolin etwas Neues raussuchen."
„Ich habe noch ein Kostüm."
„Welches?"
„Das Engelskostüm."
„Ach ja. Dann zieh das mal an." Ich nickte kurz, bevor ich ein weiteres Mal in der Umkleide verschwand.
Das Engelskostüm war wirklich schön. Das weiße knielange Kleid, umspielte elegant meine Beine. Der tiefe Rückenausschnitt machte es möglich, Flügel zu tragen, die mit Magie am Rücken angebracht worden waren. Breit grinsend ging ich nach draußen zu meinen Freunden.
„Das ist doch mal ein glückliches Gesicht." Mein Freund sah mich zufrieden an.
„Das Kostüm finde ich toll."
„Dann bekommst du das."
„Wie viel kostet das denn?" Mein Freund trat hinter mich und sah auf das Preisschild. Neugierig wartete ich auf die Antwort. Dieser ließ sich meiner Meinung nach viel zu viel Zeit.
„Ich werde es dir kaufen. Jetzt geh dich umziehen."
„Sirius, wie viel?"
„Alles zusammen 20 Galleonen." Das waren umgerechnet um die 90 Pounds. Der Gryffindor spann doch.
„Das ist..."
„Jetzt sag nicht, dass es zu viel ist, Prinzessin. Ich entscheide es. Es ist mein Geld."
„Ich will nicht..."
„Wie wäre es, wenn ihr das ausdiskutiert, wenn Carolin ihre normalen Klamotten an hat. Dann kann Lily schon mal probieren und wir kommen voran", schlug Remus genervt vor. Ich ging zurück in die Umkleidekabine.
„Und das Kleid wir nicht mein Kostüm."
„Doch wird es."
Wir hatten das Kostüm nicht gekauft. Ich hatte Sirius davon überzeugen können, dass es viel sinnvoller war, mal wieder den Raum der Wünsche zu plündern oder doch mein Juliakostüm anzuziehen. Der Junge gab nur unter Protest nach. Er wollte anscheinend unbedingt Geld für mich ausgeben, auch wenn ich strickt dagegen war. Er sollte nicht seine Ersparnisse für mich aus dem Fenster werfen. Auf gar keinen Fall sollte er das. Er sollte doch lieber auf einen neuen Besen sparen oder Ähnliches. Etwas dass ihm Spaß machte.
Karneval rückte immer schneller näher. Marlene hatte für uns alle Kostüme designt. Am Ende waren alle der Idee nachgegangen, das kostenlose Kostüm zu nehmen. Anscheinend hatte keiner Lust, so viel Geld für ein Kostüm auszugeben, dass nur einmal getragen wurde. Jetzt saßen wir in unserem Zimmer. Die Kostüme hatten wir gerade erst geholt. Vorsichtig öffnete ich den Kleidersack mit meinem weißen Engelskostüm.
„Na zufrieden?" Die Blondine lächelte mich an.
„Es ist wirklich wunderschön."
„Aber?"
„Der Gedanke, doch nochmal in ihrem alten Kostüm rumzulaufen, lässt sie nicht mehr richtig los. Also weiß sie jetzt nicht, welches Kleid sie anziehen soll. Das Weiße oder das pinke?", erklärte Mary meine Gedanken.
„Volltreffer", murmelte ich. Mein Blick glitt wieder zu meinem Kleiderschrank. Vielleicht war es komisch dieses Kleid wieder anzusehen, doch bisher hatte ich die glücklichsten Stunden meines Lebens in ihm verbracht. Es erinnerte mich an meine Familie, an die schöne Zeit mit ihnen. Ich liebte dieses Kleid. Mit Sicherheit war es komisch, es jetzt wieder zu tragen, doch irgendwie wollte ich es auch. Lily ging zu meinem Kleiderschrank. Dort zog sie den Kleidersack mit dem Prinzessinnenkostüm heraus.
„Zieh beide einmal an. Dann erkennen wir schon, welches das Richtige ist." Ich nickte leicht. Das war wahrscheinlich die einfachste Methode. Ich griff nach dem Juliakostüm.
„Sie wird als Prinzessin gehen", kam der Kommentar von Maélys.
„Wie kommst du jetzt darauf?" Ich sah neugierig zu der Nymphe.
„Du hast zuerst danach gegriffen. Also ist es für dich wichtiger, das Kleid anzuziehen, als das andere. Psychologie."
Unsicher ging ich die Treppe herunter. Ich war mir gerade nicht mehr so sicher, dass ich hier das richtige Kleid an hatte. Vielleicht sollte ich doch noch schnell das andere anziehen.
„Sirius steht schon unten und wartet." Alice war wieder ein Stück nach oben gelaufen, um mir Bescheid zu sagen.
„Findest du es richtig?"
„Was?"
„Dass ich das Kleid hier trage."
„Wenn du dich wohl fühlst, ist es richtig. Jetzt komm." Meine Freundin nahm meine Hand und zog mich in den Gemeinschaftsraum. Die anderen warteten dort schon ungeduldig auf uns. Sirius hatte sich als Stallbursche verkleidet. Offensichtlich hatte sich Marlene schon gedacht, dass ich mich doch noch gegen das Engelskostüm entscheiden würde. Mein Freund grinste mich an.
„My Lady." Er hielt mir die Hand hin, um mir die letzten Stufen herunter zu helfen.
„Hey, Stallbursche."
„Du siehst wunderschön aus Prinzessin."
„Du siehst auch nicht schlecht aus."
„Ich bin nur ein einfacher Stallbursche." Ich verdrehte die Augen.
„Du bist viel mehr als nur irgendein Stallbursche. Du bist mein Stallbursche und ich liebe dich."
„Ich dich auch, Prinzessin." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Und weißt du, was meiner Prinzessin noch fehlt?"
„Ein Prinz?"
„Den brauchst du nicht. Dafür hast du mich. Nein, du hast zwar ein Diadem, Kette und Ohrringe, aber dein Armschmuck ist noch ein wenig dürftig." Er zog ein Armband aus der Hosentasche.
„Du hättest..."
„Halte die Klappe. Ich weiß, du trägst meistens dein Bettelarmband, aber du bekommst trotzdem eins von mir. Keine Widerrede." Er legte vorsichtig das unauffällige Band um meinen Arm. Ein Herz unterbrach die dünne Goldkette
„Danke."
„Immer wieder gerne."
„Können wir los?" Marlene sah ungeduldig zu uns.
„Wir kommen."
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