Kapitel 28
Bubble lag zusammengerollt auf dem Sofa vor dem Kamin. Jeder Schüler, der es wagte, die Sitzecke am Feuer einnehmen zu wollen, wurde mit einem lauten Fauchen verjagt. Erst als ich mich neben die Katze setzte, beruhigte sie sich.
„Na, du kleiner Tiger. Willst du den besten Platz für uns freihalten?" Sirius lehnte sich von hinten über die Lehne und strich der Katze über den Kopf. Dann wandte er sich an mich.
„Wo habt ihr im Zug gesessen? Wir haben euch gar nicht gefunden." Ich musste lächeln.
„Wir haben zwischen zwei Abteilen hin und her gewechselt. Euch haben wir allerdings auch nicht gefunden." Mein Freund schlang die Arme um mich.
„Es ist schön, dass ich dich jetzt endlich gefunden habe." Ich lächelte.
„Finde ich auch schön."
„Jetzt tun die wieder so, als hätten sie sich zehn Jahre lang nicht gesehen." Maélys verdrehte demonstrativ die Augen.
„Ach, sei doch still. Die beiden sind doch süß." Marlene sah die Kriegsnymphe böse an.
„Ja, sehr süß. Sie sehen sich mal einen Tag nicht und schon tun sie so, als würde sie sich seit Jahren keinen Kontakt mehr zueinander gehabt haben. Was machen die beiden, wenn die Schulzeit vorbei ist? Dann sehen sie vielleicht mal zwei Tage nicht." Ich sah unsicher zu meinem Freund. Ich wollte nicht von unseren Plänen erzählen, wenn er noch nicht mit James darüber geredet hatte. Doch der Brillenträger schien zu wissen, welche Antwort auf ihn wartete.
„Wir haben beschlossen zusammenzuziehen." Sirius grinste in die Runde.
„Und warum erfahren wir das erst jetzt?" Dorcas sah mich empört an.
„Weil es noch ein halbes Jahr hin ist. Wir machen unseren Schulabschluss und dann zieht Sirius zu uns. Also keine Information, die jetzt so dringend ist."
„Nicht so dringend. Was glaubt ihr, wann erfahren wir davon, dass die beiden heiraten wollen? Eine Woche vor der Trauung oder doch schon zwei?" Alice sah uns streng an.
„Ihr erfahrt es, wenn wir uns verloben. Keine Sorge."
„Müssen wir eigentlich auch nicht. Wenn Samuel durchdreht, wissen wir Bescheid." Meine beste Freundin zwinkerte mir zu, weshalb ich rot wurde. Allerdings hatte sie wahrscheinlich Recht. Samuel würde es mir wahrscheinlich an der Nasenspitze ansehen, wenn ich einen Heiratsantrag bekommen habe.
„Schon ein bisschen lustig, dass unser beziehungsunfähiges Paar als erstes zusammenzieht, nicht wahr, James?" Der Brillenträger wirkte ziemlich verunsichert.
„Ähm, ja, ist es?" Er sah sich hilfesuchend um, doch sein Versuch blieb erfolglos.
Ich kam mit einem Handtuchturban auf dem Kopf wieder aus dem Bad. Bubble hatte sich auf Lilys Bett breitgemacht und ließ sich von der Rothaarigen kraulen. Von den anderen Mädchen fehlte noch jede Spur.
„Wo sind die anderen?" Die Schulsprecherin wirkte ein wenig überrumpelt, fing sich aber schnell wieder.
„Die sind noch unten im Gemeinschaftsraum. Ich wollte auch noch duschen gehen, deshalb bin ich schon hier."
„Na dann. Die Dusche gehört dir." Das Mädchen nickte langsam, bevor sie in Richtung Bad ging. In der Tür trete sie sich noch mal um.
„Carolin? Wer von euch kam eigentlich auf die Idee zusammenzuziehen?"
„Ich glaube, Sirius hat das erste Mal darüber geredet, aber wir haben immer nur von irgendwann mal gesprochen und irgendwie immer nur, als wäre es klar, dass wir es irgendwann einmal tun, aber halt in der Zukunft."
„Und dass ihr ein konkretes Datum habt?"
„Ich habe ihn gefragt."
„Denkst du, ich sollte mit James zusammenziehen?" Musste ich auf diese Frage antworten?
„Du wolltest vor einem halben Jahr nicht einmal mit ihm ein Eis essen gehen, denkst du nicht, es wäre ein wenig überstürzt sofort zusammenzuziehen? Es eilt doch nicht. Ihr könnt beide erstmal zu Hause wohnen bleiben –"
„Nein, kann ich nicht. Mein Vater hat das Haus verkauft." Ich kratzte mich am Hinterkopf. War ich mal wieder so auf meine Probleme fixiert gewesen, dass ich meine Umwelt mal wieder nicht wahrgenommen hatte?
„Du hast nie erzählt, dass er es verkauft hat, richtig?", fragte ich schließlich ziemlich verunsichert.
„Nein, habe ich nicht. Jedenfalls nicht euch. Weißt du, ich wollte immer nach meinen Abschluss ausziehen, aber nie sofort und – ich will einfach nicht alleine wohnen. Ich will nicht abends in eine leere Wohnung kommen und wissen, dass sie auch leer bleibt. Ich will jemanden, der auf mich wartet oder sich darüber freut, dass ich schon da bin, wenn er nach Hause kommt."
„Du willst mit James zusammenziehen?"
„Ja. Nein. Ich weiß es nicht. Es ist kompliziert. Wir sind noch nicht lange zusammen und ich habe – ich war vorher nicht wirklich gut, auf ihn zu sprechen. Wenn wir jetzt beschließen würden, einfach mal zusammenzuziehen, schießen wir mit Vollgas übers Ziel hinaus." Ich kratzte mich am Hinterkopf.
„Wenn du dich dabei nicht wohl fühlst, solltest du es lassen. Aber du solltest dir vielleicht mal Gedanken machen, ob du dir eine Zukunft mit ihm vorstellen kannst und mit ihm darüber reden. Das hilft dir vielleicht dabei, dich zu entscheiden, ob du mit ihm zusammenziehen willst oder lieber erstmal doch alleine wohnen willst." Die Rothaarige nickte langsam.
„Das sollte ich vielleicht tun. Danke, Carolin."
„Kein Problem." Sie lächelte mir noch kurz zu, bevor sie sich umdrehte und im Bad verschwand.
Im Gemeinschaftsraum saßen alle, bis auf James und Sirius, noch genauso da, wie ich sie verlassen hatte. Marlene hatte mal wieder ein Buch vor der Nase, während Maélys Remus im Zauberschach fertig machte. Dabei erklärte sie munter Strategien. Alice und Frank lagen zusammen auf einem Sofa. Das Mädchen hatte ein Modemagazin auf dem Schoß und sah es sich zusammen mit Dorcas, die auf der Armlehne saß, durch. James, Sirius und Peter saßen auf einem Sofa und hatten sich in eine Quidditchzeitschrift vertieft. Mary war schon am Schlafen. Ihr Kopf lehnte an Remus Schulter, was dem Werwolf offensichtlich gut gefiel. Leise schlich ich mich an meine Freunde, die mich bisher noch nicht bemerkt hatten.
„Hallo." Peter zuckte erschrocken zusammen, doch James und Sirius ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Hey, Prinzessin." Ich schlang meine Arme von hinten um meinen Freund.
„Ich bin fertig mit duschen."
„Dann habe ich wieder eine Prinzessin, die man auch riechen kann?" Er drehte sich zu mir um.
„Willst du mir damit mitteilen, dass ich vorher gestunken habe?"
„Ähm – guck mal, es gibt einen neuen Besen." Er zeigte auf eine Seite. Ich schlug Sirius leicht gegen den Hinterkopf.
„Du bist ein Idiot."
„Nein, ich bin dein Idiot."
„Ja, das stimmt." Ich legte meinen Kopf auf Sirius ab.
„Also einen neuen Besen?"
„Ja, aber der Nimbus ist immer noch der beste Besen." Er strich über meine Hände, die immer noch auf seiner Brust ruhten.
„Dann gibt es keinen neuen Besen?" Sirius errötete leicht.
„Kein neuer Besen für mich. Könnte ich mir eh nicht leisten." Er sah gedankenverloren auf die Seite mit dem Besen.
„Geht es langsam mit deinem Geld zu Ende?" Wenn ich daran dachte, was er sich immer so alles kaufte, konnte ich mir gut vorstellen, dass sein Geldvorrat langsam zu neige ging.
„Es wird langsam weniger. Netterweise haben meine Eltern mir jahrelang ein übertrieben hohes Taschengeld bezahlt, damit ich mich auf Familienfeiern benehme." Mir fiel wieder der Shoppingtrip ein, den mir mein Freund zu Weihnachten geschenkt hatte. Er sollte nicht am Ende sein ganzes Geld für mich ausgeben.
„Was heißt langsam weniger?"
„Das heißt, dass ich mir nach der Schule einen Job suchen sollte, damit ich dir alle deine Wünsche, die ich dir selbstverständlich von den Augen ablese, auch finanzieren kann." Dieses Mal lief ich rot an.
„Du musst doch nicht –"
„Aber ich will. Deshalb gehen wir auch noch shoppen. Ich habe dein Weihnachtsgeschenk nicht vergessen."
„Du solltest nicht wegen mir Pleite gehen." Der Junge schüttelte lächelnd den Kopf.
„Werde ich mit Sicherheit nicht gehen. Ich passe schon auf meine Finanzen auf. Da musst du dir keine Sorgen drum machen. Versprochen." Ich seufzte leise.
„Na gut, aber du musst wirklich nicht dein Geld für mich ausgeben."
„Carolin, du bekommst es ihn nicht ausgeredet", beendete James die Diskussion. Sirius zog mich geschickt über die Rückenlehne des Sofas, weshalb Peter fast meinen Fuß gegen den Kopf bekommen hätte. Außerdem lag ich jetzt auf allen drei Jungen drauf.
„Wie bin ich jetzt hier gelandet?"
„Das ist Sirius geheime magische Kraft. Er bekommt es immer hin, dass ein Mädchen auf seinem Schoß landet."
Unsanft knallte ich auf den Boden. Ich rieb mir meine schmerzenden Ellbogen, während ich mich wieder aufrappelte.
„Alles in Ordnung?" Maélys tauchte neben mir auf. Ich nickte gequält. Das hatte wirklich wehgetan. Wir wandten uns an den Lehrer, der ziemlich zufrieden aussah.
„Wir kommen voran. Ms Sanders achten, sie darauf nicht so riesige Sprünge zu machen. In der Luft können sie nicht mehr steuern und sind ein zu leichtes Angriffsziel." Ich nickte. Kleinere Sprünge zum Ausweichen.
„Ms Acouret, ihr Angriff ist wirklich stark, aber an ihrer Verteidigung kann noch gefeilt werden." Aber auch nicht mehr viel. Das Mädchen hatte nun einmal eine natürliche Begabung für dieses Fach. In den letzten Monaten hatte sie gelernt mit den verschiedensten Schwertern, Bögen, Armbrüsten und wer weiß was noch was alles gelernt zu kämpfen. Mittlerweile konnte sie sogar mit einer Schreibfeder einen Angreifer ordentlich verletzen, wenn nicht sogar töten. Wir anderen machten nicht so große Fortschritte, doch das erwartete auch niemand von uns. Schließlich mussten wir es wirklich lernen und nicht nur kurz ein Gefühl für die Waffe bekommen.
„Ms Vanity und Ms Carrow, sie sind dran." Maélys und ich stellten uns wieder zu unseren Freunden, während die beiden Slytherins in die Mitte traten.
„Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist? Der Sturz sah schmerzhaft aus." Sirius musterte mich besorgt. Ich nickte.
„Sie ist nicht aus Glas, Sirius." Lily stupste ihn in die Seite.
„Aber sie kann sich verletzen, also frage ich lieber einmal zu viel nach."
„Eigentlich ist sie doch nur eifersüchtig, weil James nicht so besorgt war, als sie gewonnen hatte." Alice grinste sie frech an.
„Warum sollte ich mir Sorgen machen, wenn sie Snape in den Boden gestampft hat?" Mein Freund lehnte sich zu seinem Bruder vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Brillenträger schüttelte nur kurz den Kopf.
„Tatze, du hast ein Knall. Carolin hat dir den Kopf wirklich verdreht." Lächelnd kuschelte ich mich an meinen Freund.
„Er ist immer noch der alte Sirius."
„Nein, er ist erwachsener geworden und das ist gut." Wahrscheinlich waren wir alle wesentlich reifer geworden. Schicksalsschläge hatten nun einmal diese Wirkung. Die Klingel ertönte und beendete damit die Stunde. Sofort wurde es unruhig.
„Ms McKinnon, würden sie noch kurz hierbleiben." Warum wollte er mit Marlene alleine reden? Normalerweise wollte er doch mit uns allen reden. Meine beste Freundin nickte langsam.
„Sollen wir auf dich warten?" Ich sah unsicher zu ihr herüber.
„Das ist nett, aber ihr müsst nicht warten. Ihr könnt ruhig schon einmal vorgehen. Du musst zu Kräuterkunde weiter. Wir sehen uns dann im Gemeinschaftsraum." Dann halt nicht. Ich sah zu Maélys rüber.
„Ich warte noch auf dich. Ansonsten hat jetzt eh keiner frei."
Marlenes P.o.V.:
Neugierig sah ich zu dem Lehrer herüber. Ich war schon gespannt, was mir der Lehrer erzählen wollte. Dieser hatte sich mal wieder auf die Kante des Pultes gesetzt und sah zur Tür herüber, die sich gerade hinter dem letzten Schüler schloss. Maélys saß neben mir, mindestens genauso neugierig wie ich. Erst nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, wandte sich der Lehrer wirklich an mich.
„Wir haben Kontakt zu eurer Freundin aufgenommen."
„Und was ist dabei raus gekommen?" Kontakt mit Allison zu halten war ziemlich schwer, weil wir die Wassernymphe eigentlich nicht mit in diesen Krieg hineinziehen wollten. Der dunkle Lord sollte nicht dem Mädchen durch uns auf die Schliche kommen. Also schrieben wir uns nur selten und wenn wir uns mal schrieben, dann versuchten wir, immer wieder die Eulen zu wechseln, indem wir sie zum Beispiel von einer Post weiter leiten ließen. Hauptsache man konnte es nicht verfolgen. Daher hatte ich auch noch keine Ahnung, wie die Familie der Wassernymphe diese Kontaktaufnahme aufgenommen hatte.
„Sie sind verständlicherweise etwas misstrauisch, aber da sie von ihrer Tochter wissen, was ihr seid, sind sie nicht abgeneigt, uns anzuhören. Allerdings sollt ihr alle drei dabei sein. Jetzt ist die Frage, ob ihr damit einverstanden wärt."
„Das wir die Nymphen aufspüren, war meine Idee. Ich bin dabei", verkündete die braunhaarige Nymphe.
„Also ich würde mit Allison und ihrer Familie reden. Carolin wahrscheinlich auch, aber es wäre höflicher sie selbst zu fragen." Ich würde mich hier nicht hinstellen und für meine beste Freundin das Reden übernehmen.
„Dann werde ich dafür sorgen, dass wir am Samstag ein paar Stunden unbemerkt dorthin kommen. Finden sie es schlimm Nachsitzen zu müssen?"
„Ähm, also ehrlich gesagt, gehört es nicht zu meinen Hobbys nachzusitzen." Ich erinnerte mich noch genau an das letzte Mal Nachsitzen mit Gaunt. Der Lehrer nickte verstehend.
„Sie werden nächsten Samstag wohl ein bisschen Zeit dabei verbringen. Dann sucht sie nämlich niemand. Richten sie dies bitte auch Ms Sanders aus."
„Klar, machen wir. Bis Später." Die Kriegsnymphe drehte sich um. Im laufen packte sie mich am Arm.
„Dann bis heute Abend bei ihrem Training." Der Lehrer nickte uns zu.
„Bis heute Abend, Professor."
Carolins P.o.V.:
Die fette Dame schwang bei Seite und gab damit den Blick auf den Gemeinschaftsraum für mich frei. Seufzend kletterte ich durch das Portal in den Raum. Verteidigung war anstrengend gewesen und Kräuterkunde danach war auch nicht der richtige Weg, um sich einfach zu entspannen.
Ich sah mich suchend nach den anderen beiden Nymphen um. Der Raum war voll, die Sitzmöglichkeiten alle besetzt. Ein paar Schüler hatten sich hinter Schulbüchern verschanzt und machten Hausaufgaben. Andere spielten ein Karten- oder Brettspiel. Wieder andere waren in ein Gespräch vertieft. Alle waren irgendwie beschäftigt. Ein leises Summen erfüllte den Raum. Alles wirkte friedlich.
„Carolin, wir sind hier drüben!" Marlene wank mir zu. Sie saß mit den anderen Mädchen zusammen in einer Ecke bei ein paar Sechstklässlerinnen. Ich ging auf sie zu.
„Und was habt ihr so gemacht, während wir gebüffelt haben?"
„Wir haben ein bisschen geplaudert."
„Gibt es irgendwelche interessanten Neuigkeiten?" Mary sah sich neugierig in der Runde um. Die beiden nickten.
„Ja, gibt es. Aber die sind nichts für die größte Klatsch und Tratsch Zone." Also nichts, was sie mit uns im Gemeinschaftsraum besprechen wollte.
„Maélys, dein Training fängt gleich an und ich muss noch meine Schulsachen wegbringen. Gehen wir hoch."
„Klar." Das Mädchen nickte mir zu.
„Wir werden am Samstag Nachsitzen müssen." Nachsitzen? Hatten wir irgendwelche Regeln gebrochen?
„Warum habt ihr Nachsitzen bekommen?" Lily sah uns streng an.
„Schwer zu erklären." Die Kriegsnymphe sah hilfesuchend zu Marlene.
„Wir gehen eine alte Freundin besuchen und brauchen dafür eine Ausrede. Also haben wir Nachsitzen." Alte Freundin? Meinten die damit Allison. Ich sah fragend zu Marlene. Diese nickte langsam.
„Ja, diese alte Freundin." Also würden wir bald zu den Bahamas reisen. Mir drehte sich der Magen um. Natürlich freute ich mich, die Drittklässlerin wieder zu sehen, doch auf der anderen Seite wollte ich eigentlich nie wieder diese Insel betreten. Dort war meine Familie gestorben. Obwohl ich schon länger keine Albträume mehr von dem Ereignis hatte, musste ich nicht unbedingt durch solche Aktionen in meiner Vergangenheit herumstochern.
„Du musst nicht mitkommen, Carolin. Wenn es dir lieber ist, dann kannst du hierbleiben. Wir verstehen das." Marlene sah mich mitfühlend an.
„So würde ich das nicht ausdrücken. Marlene versteht es. Ich akzeptiere es. Wenn du nicht mitkommen würdest, wäre es strategisch –"
„Ihr braucht, euch keine Sorgen um mich machen. Ich werde mitkommen. Schließlich kann ich mich nicht ewig in Hogwarts vor meiner Vergangenheit verstecken. Ich bin es meiner Familie schuldig, den dunklen Lord zu vernichten. Ich werde mich nicht davon unterkriegen lassen, dass ich zurückgehen muss." Marlene lächelte mir zu.
„Wenn es dir zu viel wird, kannst du sofort wieder gehen." Ich würde nicht gehen. Es war nur eine Schule. Wir redeten schließlich nicht einmal von dem Ort, an dem die Morde stattgefunden haben.
Ich sah kritisch in meinen Kleiderschrank. Was zog man an, wenn man eine Familie dazu überreden wollte, bei einem Selbstmordkommando mitzumachen? Ich raufte mir die Haare.
„Carolin, seit wann stehst du solange vor deinem Kleiderschrank herum?" Lily sah besorgt zu mir herüber.
„Ich weiß nicht, wie ich da auftauchen soll. Alle Sachen scheinen mir irgendwie unpassend. Das ist zu fein. Das ist zu Blau. Das kann man nicht unter meiner normalen Kleidung verstecken –" Ich schob verschieden Sachen in meinem Schrank hin und her. Die Rothaarige drückte mich vorsichtig bei Seite.
„Jetzt beruhige dich erstmal. So solltest du da gar nicht hin." Ich seufzte. Sie hatte ja Recht. Ich war ein nervliches Wrack.
„Wie wäre es mit diesem Kleid?" Sie zog ein rosa Sommerkleid heraus.
„Denkst du, es ist nicht ein wenig zu – fröhlich?" Das Mädchen schüttelte den Kopf.
„Es ist ein Sommerkleid. Ein wirklich hübsches, aber nun einmal nur ein Kleid. Es steht dir gut und du hast dich bisher darin immer sehr wohl gefühlt. Also ziehe es an und fertig." Seufzend griff ich danach. Wahrscheinlich machte ich mir wirklich viel zu viele Sorgen – na gut, ich machte mir auf jeden Fall zu viele Sorgen.
Sirius stellte sich mit verschränkten Armen vor den Ausgang des Gemeinschaftsraumes.
„Ich komme mit."
„Nein, das wirst du nicht." Maélys versuchte, sich an ihm vorbeizuschieben, doch mein Freund hielt ihren Arm fest.
„Entweder komme ich mit oder Carolin bleibt hier."
„Oder ich werde dafür sorgen, dass du uns Platz machst." Maélys sah ihn drohend an. Ich legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Lass ihn uns einfach mitnehmen, in Ordnung? Ich will keinen Streit zwischen uns." Die Kriegsnymphe seufzte leise.
„Weniger wären unauffälliger."
„Sirius kennt jeden Geheimgang von Hogwarts." Und es würde mich beruhigen, wenn er bei mir blieb. Der Griff meines Freundes um das Handgelenk der Braunhaarigen lockerte sich.
„Wir sollten dann mal los."
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