Kapitel 25

Die Jungs waren noch unterwegs, als wir wieder zurück zum Anwesen der Scamanders kamen. Und das, obwohl wir erst gegen neun Uhr abends wieder dort eintrafen. Newt saß zusammen mit Tina auf der Terrasse hinter dem Haus. Während sich Marlene, Saleema, Chisako und Jean zu den beiden setzten, ging ich mit Elaina hoch. Für das kleine Mädchen war es Zeit, endlich mal ins Bett zu gehen. Sie war müde und das merkte man auch.

Ich kämmte durch meine Haare. Elaina war nun endlich eingeschlafen. Eigentlich hatte ich vor noch herunter zu gehen und mich zu den anderen zu setzen, doch bevor ich das tat, wollte ich noch meinen Zopf loswerden. Bei unserer Shoppingtour war der Zopf wirklich praktisch gewesen, doch jetzt freute ich mich doch auf offene Haare. Also hatte ich das Haargummi entfernt und bürstete meine Haare durch, damit sie wieder ordentlich fielen. Schließlich legte ich die Bürste bei Seite. Zufrieden besah ich mich im Spiegel. Dass ich den Pferdeschwanz drin hatte, sah man nicht mehr. Doch im Spiegel konnte ich mehr sehen als nur meine Frisur. Überrascht sah ich zu der Tür, in der Sirius lehnte. Er sah lächelnd zu mir.
„Hey, Prinzessin."
„Hey, Stallbursche. Wie lange stehst du schon da?"
„Keine Ahnung. Ein bisschen."
„Warum hast du dich nicht bemerkbar gemacht?"
„Weil er so verzaubert von dir war." David trat neben Sirius. Ich merkte, wie ich rot anlief.
„Ganz so stimmt das nicht." Mein Freund war offensichtlich auch verlegen.
„Kommt ihr beiden mit runter?" Der junge Mann sah uns interessiert an.
„Ich brauche noch eine Minute. Ihr könnt schon mal vorgehen." Ich lächelte die beiden an.
„Ich warte noch auf dich." Der Treiber trat in das Zimmer. David sah uns vielsagend an, bevor er verschwand.
„Ich war nicht verzaubert von dir. Also schon ein bisschen – ich – du hast so glücklich vor dich hin gesummt. So zufrieden habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Früher hast du andauernd gesummt. Immer wenn es dir gut ging, aber jetzt tust du es nicht mehr. Deshalb wollte ich dich nicht stören." Er trat hinter mich. Vorsichtig strich er mir über die Wange.
„Hast du mir schon früher zugehört?" Im Spiegel sah ich, wie er rot wurde.
„Ich mag es, wenn du summst. Fast genauso gerne wie dein Gesang." Ich lächelte. Das hörte man doch gerne. Mein Freund schob vorsichtig meine Haare hinter mein Ohr.
„Habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich dich liebe?" Er vergrub seine Nase an meinen Hals.
„Ja, das hast du." Aber ich hatte es Sirius nicht gesagt. Ich löste mich von meinem Freund.
„Ich habe dir noch nie gesagt, dass ich dich liebe."
„Doch das hast du ganz oft."
„Nie von mir aus. Du hast es immer zuerst gesagt und ich habe es nur erwidert. Das ist nicht das Gleiche." Mein Freund schüttelte leicht seinen Kopf.
„Das ist das Gleiche. Ich weiß du liebst mich. Damit weiß ich alles, was ich wissen muss. Also mach dir keine Sorgen über Dinge, über die man sich keine Sorgen machen muss. Erzähl mir lieber von deinem Nachmittag. Irgendwelche Anweisungen für mein Outfit?" Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
„Nur eine: höre auf meine beste Freundin."
„McKinnon kommt mit?"
„Irgendjemand muss euch doch sagen, ob etwas zu unseren Kleidern passt oder nicht."
„Das kannst du doch machen."
„Marlene kann das viel besser. Außerdem muss ich Saleema helfen. Schließlich bin ich als ihre Trauzeugin hier."
„Schade."
„Finde ich auch."

Sirius schloss die Haustür der Familie Potter stolz auf.
„Wir sind wieder zurück!" Mein Freund sah sich in der Eingangshalle um. Von oben hörte man jemand herunter rennen.
„Mein Tatze ist zurück!" James kam die Treppe herunter geflogen. Er fiel seinem Bruder um den Hals.
„Ich habe dich zurück."
„Ich habe dich auch vermisst, Bruderherz." Die beiden ließen sich wieder los.
„Was ist mit deinen Haaren passiert, James?" Marlene besah sich die Haare des Jungen. Es wirkte ein wenig verklebt.
„Damit ist nichts." Der Schulsprecher lief rot an. Die Nymphe schien nicht überzeugt. Vorsichtig stupste sie seine Haare an.
„Ich würde sagen, da hat jemand zu viel Haargel genutzt. Geh das sofort wieder auswaschen."
„Aber dann stehen meine Haare wieder ab."
„Besser als wenn sie so aussehen."
„Aber Lily –"
„Du gehst das sofort auswaschen!" Marlene verschränkte stur die Arme.
„James, du hast keine Chance. Geh es dir auswaschen, dann lass Marlene zaubern. Sie wird deine Haare irgendwie bändigen, nicht wahr?" Samuel sah seine Freundin auffordernd an.
„Ich frisiere dich."
„Na gut." Der Junge trottete die Treppe hoch.
„Krone, wo sind eigentlich Euphemia und Fleamont?"
„Entweder sind sie im Garten oder sie helfen Silly mit dem Büffet. Da sie dich noch nicht begrüßt haben, würde ich im Garten gucken." Der Junge nickte.

Lily, welche vor wenigen Minuten ebenfalls bei den Potters angekommen war, sah sich unsicher im Raum um.
„Was ist los?", fragte ich sie.
„James hat noch nicht hallo gesagt. Ich habe ihn noch gar nicht gesehen."
„Er ist noch oben mit Marlene." Die Rothaarige sah uns etwas verstört an.
„Was macht mein Freund oben mit Samuels Freundin?"
„Das erfährst du bestimmt gleich." Sirius legte ihr einen Arm um die Schulter.
„Und bis es so weit ist, hast du schließlich noch uns."
„Tanzt einer von euch mit mir?" Die Rothaarige sah meinen Großcousin an. Klar, seine bevorzugte Tanzpartnerin war im Moment auch nicht da. Der Auszubildende verstand die Aufforderung sofort, wahrscheinlich weil er diesen Blick schon von mir kannte. Er hielt Lily seine Hand hin.
„Darf ich um diesen Tanz bitten?"
„Klar, ich habe um ihn gebeten." Die beiden gingen zusammen zur Tanzfläche. Unsicher sah ich zu Sirius rüber. Der sah mich breit grinsend an.
„Weißt du, was ich mir gemerkt habe?"
„Nein?" Er ging vor mir auf die Knie.
„Carolin Sanders, meine wunderbare Freundin, willst du mit mir tanzen?" Ich musste lachen.
„Beim letzten Mal hast du dir einen schöneren Antrag ausgedacht, aber ich will heute mal nicht so sein." Der Junge stand breit grinsend auf.
„Da bin ich aber froh, dass ich dich heute dazu überzeugen kann, mit mir zu tanzen." Er zog mich auf die Tanzfläche. Ich legte meinen Kopf an seine Brust.

Sirius löste sich von mir und sah zur Tür. Neugierig drehte ich mich um. James kam mit Marlene in den Raum. Die Blondine hatte sich bei dem Braunhaarigen untergehakt. Die sonst so wüsten Haare des Schulsprechers sahen nun ziemlich ordentlich aus. Sie lagen zwar immer noch nicht ordentlich auf dem Kopf, doch man sah doch einen deutlichen Unterschied. James schien ziemlich zufrieden mit seinen Haaren. Lily löste sich von meinem Großcousin. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, ging sie zu James herüber.
„Du hast deine Haare geordnet."
„Du hast dich immer beschwert, dass sie so unordentlich sind."
„Das kannst du öfter machen." Der Junge sah zu Marlene herüber.
„Ich bringe es dir bei." Die Blondine klopfte dem Jungen auf die Schulter, bevor sie sich an meinen Großcousin wandte.
„Hat es Spaß gemacht, mit Lily zu tanzen?"
„Ja, aber noch lieber hätte ich mit dir getanzt." Marlene grinste breit.
„Das wollte ich hören."
„Ich weiß." Samuel legte seinen Arm um sie.
„Ich hoffe, du tanzt auch noch mit mir?" Die Blondine sah ihren Freund fragend an.
„Auf jeden Fall werde ich das, aber vorher vergreife ich mich noch am Büfett."
„Essen." Marlene strahlte glücklich.

Sirius hatte seine Arme von hinten um mich geschlungen. Auf meinem Schoß lag ein Teller mit Essen. Eigentlich sollte das Essen in meinen Bauch landen, doch mein Freund klaute sich immer wieder etwas. Wie immer war das Essen bei den Potters mehr als gut. Euphemia konnte echt gut kochen. Schließlich war der Teller leer. Traurig sah ich darauf.
„Wir brauchen neues Essen."
„Dann müssen wir uns welches holen." Ich nickte. Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht. Sirius hob mich hoch und setze mich wieder auf den Sessel ab.
„Ich hole was zu essen, du passt auf unseren Platz auf." Ich salutierte spaßhaft.
„Ja, Sir."
„Ich färbe auf dich ab." Der Junge grinste mich an.

Sirius kam breit grinsend mit dem Teller wieder. Er war gefüllt mit irgendwelchen Leckereien. Ich machte ihm Platz, sodass er sich wieder zu mir setzen konnte. Zusammen aßen wir das Essen. Dabei beobachteten wir die Leute im Raum. Samuel und Marlene flogen zusammen über die Tanzfläche, genauso wie Euphemia und Fleamont. Mir fiel wieder das Gespräch mit James Vater über die Ausbildung ein.
„Was hast du eigentlich nach der Schule vor? Bisher meintest du nur, du willst eine Ausbildung anfangen." Sirius biss sich auf die Lippe.
„Hast du keine Idee?"
„Auror?" Er grinste etwas verlegen.
„Das ist der Plan", gab er zu, während er sich verlegen am Hinterkopf kratzte, „Ich weiß, dass du dir eigentlich einen anderen Beruf für mich wünschst." Ich lächelte verlegen. Natürlich wollte ich am liebsten, dass er einen Bürojob annahm, bei dem er jeden Abend pünktlich um fünf nach Hause kam und das Gefährlichste der Tacker war, doch auf der anderen Seite wusste ich, dass ihn ein solcher Job niemals glücklich machen würde.
„Zumindest willst du kein Quidditchspieler werden." Mein Freund strich mir tröstend über die Haare.
„Ich liebe dich, Prinzessin."
„Ich dich auch, Trottel." Ich kuschelte mich an ihn.
„Was wäre, wenn wir nicht in dieser Situation wären?"
„In welcher Situation?"
„Na ja, dass ein verrückter Zauberer uns alle umbringen will. Würdest du in einer friedlicheren Gesellschaft auch Auror werden wollen?" Er sah mich verblüfft an.
„Ich habe darüber noch nie nachgedacht, aber ohne den Krieg wären wir wahrscheinlich komplett andere Menschen. Vielleicht wären – ohne die Todesser würde ich –" Mein Freund brach ab, doch ich konnte mir vorstellen, was er sagen wollte. Ohne diesen verdammten Krieg würde er sich vielleicht besser mit seinen Erzeugern verstehen. Schuldbewusst streichelte ich ihm tröstend über den Rücken. Ich hätte mit diesem Thema nie anfangen dürfen.
„Na ja, es ist nun mal so, wie es ist. Und es hat auch Vorteile. Ansonsten hätten wir dich nie kennengelernt."
„Wahrscheinlich eher nicht."
„Und wenn meine Erzeuger nicht für den Müll wären, würde ich vielleicht mehr wie Regulus sein. Es ist also gut, so wie es ist. Jedenfalls im Großen und Ganzen." Bestimmt schob er sich ein Stück Schokomuffin in den Mund und versuchte dabei genauso glücklich auszusehen wie noch vor dem Gespräch, was ihm nicht ganz gelang. Man merkte seine Anspannung.

Ich sah breit grinsend dabei zu, wie Sirius mit Euphemia tanzte. Der Junge wirkte ziemlich stolz dabei, mit seiner Mutter tanzen zu können. Seine Augen strahlten förmlich, während er Euphemia über die Tanzfläche führte. Wäre es nicht seine Mutterfigur, mit der er gerade tanzte, wäre ich mit Sicherheit ziemlich wütend wegen des Anblicks.
„Wie ich sehe, hat mich meine Ehefrau sehr erfolgreich ersetzt." Fleamont trat neben mich. In seiner Hand hielt er ein Glas mit Wasser.
„Sirius ist ziemlich glücklich darüber."
„Ach ja, unser liebster Sirius. James weigert sich schon seit Jahren, mit seiner Mutter zu tanzen. Sehr zu Euphemias Missfallen. Aber mit Sirius hat sie wieder einen Sohn, der mit ihr tanzen will." Ich musste wieder an Sirius Worte nach dem ersten Slug-Club-Treffen, bei dem ich dabei war, denken: „James meint immer, ich wäre das Traumkind der beiden." Ich glaube kaum, dass er damit Recht hatte. Die Potters würden unter keinen Umständen James jemals abgeben. Sie liebten ihn, doch genauso sehr liebten sie auch den Treiber. Beide Jungen waren für das ältere Ehepaar Söhne. Keiner wurde mehr geliebt und auch keiner weniger. James Vater wandte sich an mich.
„Carolin könnte ich dich auch für einen Tanz mit mir alten Mann begeistern, wo dein Sirius gerade beschäftigt ist?" Ich merkte, wie ich rot wurde.
„So alt bist du doch noch gar nicht." Der Mann fasste sich ans Herz.
„Das netteste, das ich seit langen zu diesem Thema gehört habe. Die Jungs trösten mich immer nur damit, dass ich dann bald in Rente darf." Ich lachte leise. Das hörte sich ganz nach James und Sirius an.
„Aber um auf deine eigentliche Frage zurückzukommen. Ich würde gerne ein bisschen mit dir Tanzen."
„Es ist mir eine Ehre." Der Auror führte mich auf die Tanzfläche.

Das Feuerwerk ließ den Himmel in den verschiedensten Farben erleuchten. Rot, Grün, Gelb und Blau erhellten ihn. Lächelnd sah ich dem Feuerwerk beim Explodieren zu. Eine weitere Rakete schoss in den Himmel und explodierte dort mit einem lauten Knall. Sirius hatte seinen Kopf auf Meinen gelegt. Seine Arme hatte er wie so oft um mich geschlungen. Die Farben über uns verblassten langsam, doch kein weiteres Feuerwerk flog hoch, um erneut den Himmel zu erleuchten.
„Und damit haben wir 1978." James hatte einen Arm um Lily gelegt, die sich glücklich an ihn gekuschelt hatte.
„Und in acht Stunden werden wir nochmal 1978 haben." Samuel grinste glücklich.
„Noch ein Feuerwerk." Ich konnte mir vorstellen, wie Sirius glücklich strahlte. Er war wie ein kleines Kind, total begeistert von dieser Tradition.
„Das in Amerika wird allerdings kleiner. Ansonsten bekommen die Tiere einen Herzinfarkt", belehrte ihn Samuel.
„Das ist mir egal. Ich freue mich darauf, noch mal eins zu sehen." Mein Freund wandte sich an mich.
„Darf ich deinen ersten Tanz im Jahr 1978 für mich beanspruchen?" Ich nickte.
„Der erste Tanz gehört dir."

Lachend machte ich eine Drehung. Sirius war wirklich ein hervorragender Tänzer. Er führte mich über die Tanzfläche, als hätte er nie etwas anderes getan.
„Du strahlst mal wieder. Ich muss wohl doch nicht mit Fotos vorliebnehmen." Mein Freund sah mich glücklich an.
„Ich habe mich wohl geirrt."
„Zum Glück hast du das. Ansonsten fände ich es ziemlich schade. Außerdem sagt Euphemia immer, man soll lächeln, weil man dann die schöneren Falten bekommt."
„Gar keine Falten wären mir lieber."
„Irgendwann kommen sie."
„Ich weiß, aber das hat noch viel Zeit." Mein Freund grinste mich an.
„Ich liebe dich auch noch, wenn deine Haare grau geworden sind und du Falten bekommen hast. Dann sitzen wir zusammen auf der Terrasse mit unseren 27 Katzen, unseren Kindern, Enkelkinder, Samuel, Marlene –"
„Schon verstanden, wir sitzen mit einer großen glücklichen Familie auf der Terrasse", unterbrach ich meinen Freund. Dieser nickte.
„Und dann ist das alles hier Vergangenheit. Wir erzählen stolz, wie wir Lord Plattnase fertig gemacht haben und noch stolzer erzählen wir von den Gefallenen. All der Schmerz und die Trauer werden in Vergessenheit geraten und nur die schönen Momente bleiben." Ich lächelte. Diese Zukunftsvision gefiel mir ziemlich gut.
„Ich hoffe, du hast Recht."
„Natürlich habe ich Recht. Habe ich doch immer." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Eingebildeter Idiot.

Ich sah zu James und Lily, die zusammen auf dem Sofa lagen. Während die Schulsprecherin an die Rückenlehne gequetscht worden war, lag der Schulsprecher genau an der Kante. Der Junge hatte beide Arme, um seine Freundin gelegt. Wenn James vom Sofa rollen würde, was bei seinen Schlafangewohnheiten wahrscheinlich war, würde Lily mit runterfallen. Die Augen des Paares waren geschlossen und ihr Atem ging regelmäßig. Sie waren ganz offensichtlich so zusammengekuschelt eingeschlafen.
„Sie sind ein süßes Pärchen, oder?" Marlene sah verträumt die beiden Schlafenden an.
„Ja, das sind sie."
„Und wir sollten sie in Ruhe schlafen lassen." Samuel stand leise auf und ging Richtung Zimmertür. Seufzend stand ich auf. Er hatte Recht. Die beiden sollten nicht geweckt werden und wahrscheinlich würden auch Euphemia und Fleamont froh sein, wenn wir nach Amerika apparieren würden. Sie mussten ebenfalls müde sein.

Sirius sah mich ziemlich skeptisch an, aufgrund von meiner Idee, was wir in Amerika bis Mitternacht machen konnten.
„Jetzt guck nicht so."
„Das scheint mir nicht wirklich sicher zu sein."
„Es ist sicherer, als wenn du auf deinem Besen herumrast."
„Mein Besen hat aber keinen eigenen Kopf. Der macht, was ich will."
„Mikki ist ganz lieb. Er passt schon auf dich auf. Nicht wahr mein Hübscher?" Ich strich dem Haflinger übers Fell, welcher zustimmend wieherte.
„Wie hoch ist die Chance getötet zu werden?"
„Beim Reiten auf einer Koppel, während jemand dich führt? Ich weiß nicht, ob dabei schon mal jemand gestorben ist, aber ich glaube eher nicht." Mein Freund gab seufzend nach.
„Ich habe dich zu drei Flugstunden gezwungen, also darfst du mir jetzt reiten beibringen." Lächelnd wandte ich mich an Mikki. Das Pferd sah mich auffordernd an. Ich griff nach dem Sattel auf dem Zaun.

Misstrauisch besah sich Sirius Mikki, der mit dem Sattel auf dem Rücken, nun vor ihm stand. Das Pferd wartete sehr geduldig darauf, dass mein Freund sich endlich dazu entschloss, auf ihn drauf zu klettern und das erste Mal zu reiten.
„Du hast wirklich mehr Angst davor auf Mikkis Rücken zu klettern, als dich mit Metallkugeln abschlagen zu lassen?" Ich sah den Jungen belustigt an. Mein Freund lächelte mich unsicher an.
„Irgendwie ja." Ich tätschelte ihm die Schulter.
„Du brauchst keine Angst zu haben. Ich passe auf dich auf. Du musst dich nur einmal kurz auf ihn draufsetzen."
„Warum können wir nicht einfach wie bei den Potters bis Mitternacht tanzen?"
„Weil du meintest, du willst reiten lernen."
„Das war meine Idee?" Ich nickte.
„Verflucht sei ich. Wie komme ich auf Mikki rauf?" Lächelnd stellte ich mich neben Sirius.
„Also dein linker Fuß muss in den Steigbügel gestellt werden und deine Hände musst du auf die andere Seite des Widerrists legen, damit du dich hochziehen kannst." Mein Freund sah mich so an, als hätte ich chinesisch geredet.
„Widerrists?" Ich ging um Mikki einmal hin und zeigte dem Jungen, wo er seine Hände hinlegen muss.
„Dann ist es noch ganz wichtig, dass du dich gleich mit ordentlich Schwung abstößt. Versuche, möglichst nah am Körper zu bleiben, und lehne dich nach vorne, damit dein Gewicht nicht so lange auf einer Seite von Mikki hängt. Dein zweites Bein schwingst du dann rüber und stellst ihn in den Steigbügel. Dann erst langsam in den Sattel setzen."
„Und wenn ich was falsch mache?"
„Mikki hält ziemlich viel aus. Du musst dir keine Sorge machen." Mein Freund atmete einmal kurz durch, bevor er sich bereit machte, um sich hochzuziehen.
„Einmal feste abstoßen und dann hoch." Der Junge atmete einmal kurz durch, dann folgte er meinen Anweisungen. Er kam wirklich beim ersten Versuch rauf, was wahrscheinlich auch daran lag, dass Mikki nicht sonderlich groß war. Jetzt auch nicht so klein, dass man sich fragte, was der Junge auf diesem Pferd machte, doch viel kleiner hätte Mikki nicht sein sollen. Mein Freund sah unsicher zu mir.
„Fürs erste Mal war es gut. Du solltest noch ein bisschen näher an dem Körper bleiben und vielleicht mit mehr Schwung hoch, damit du nicht so lange an der Seite hängst, aber das braucht Übung, also ist alles gut." Ich hielt dem Jungen die Zügel hin. Dieser ergriff sie unsicher.
„Und was soll ich jetzt damit?"
„Die Zügel erstmal festhalten."
„Ja, Madame." Ich schüttelte lächelnd den Kopf.

David sah Sirius, Mikki und mir breit grinsend dabei zu, wie wir unsere Runden auf der Koppel drehten. Ich lief langsam neben dem Pferd her, das mir brav folgte. Mittlerweile saß Sirius schon relativ sicher im Sattel. Zwar lenkte er nicht einmal das Pferd, doch man hatte auch nicht mehr das Gefühl, er würde jeden Moment wieder herunterfallen. Außerdem schien er sich langsam auch wohler auf dem Tier zu fühlen. Er war nicht mehr verspannt und klammerte sich auch nicht mehr so angestrengt an den Zügeln fest.
„Das sieht ja schon ziemlich gut aus, da will man kaum unterbrechen, aber habt ihr die Uhrzeit im Blick?"
„Nein, warum?"
„In einer Stunde ist für euch ein zweites Mal Mitternacht." Ich merkte, wie ich rot anlief. Wir hatten hier jetzt echt zwei Stunden verbracht.
„Dann sollten wir für heute erstmal das Training beenden, damit wir noch beide duschen können." Ich blieb stehen, weshalb auch das Pferd stoppte.
„Wir können auch noch ein bisschen weiter üben und dann zusammen duschen gehen."
„Sirius Orion Black! Mikki rennt auch los, wenn ich losrenne. Egal ob du dann drauf sitzt oder nicht!"
„Ich benehme mich schon." Der Junge zog seinen Kopf ein.

Elaina saß im Halbschlaf auf Davids Schoß. Sie rieb sich verschlafen die Augen, die sie kaum aufhalten konnte.
„Wie lange noch?"
„Zwei Minuten, Elaina", erklärte Samuel dem kleinen Mädchen.
„Das ist kurz."
„Genau, das geht ganz schnell vorbei." Ich sah nochmal auf die Uhr. Noch 40 Sekunden.
„Wir können auch jetzt schon mal das Feuerwerk zünden."
„Newt!" Tina verschränkte kopfschüttelnd die Arme.
„Was denn?"
„Erst neues Jahr, dann Feuerwerk!", erklärte Elaina dem alten Mann freundlich.
„Das sehen alle immer viel zu eng! Als würde ein Wunder in diesem kurzen Augenblick entstehen."
„Sieh es als Feier, dass die Welt ein weiteres Jahr überlebt hat."
„Aber –"
„Newt, sei still. Alle freuen sich, also verschweige deine jährlichen Kommentare einmal." Der alte Mann seufzte, blieb aber still. Scheinbar hat er eingesehen, dass in diesem Fall seine ehrliche Meinung nicht zu gebrauchen war.
„Noch zehn Sekunden", verkündete Queenie, die als einzige weiter die Uhr beobachtet hatte anstelle des Ehepaars.
„Neun, acht, sieben–", fingen wir alle an, den Countdown zu zählen. Ich spürte, wie Sirius hinter mich trat.
„Drei, zwei, eins, Feuerwerk!", rief Elaina glücklich und klatschte in die Hände. Wir mussten alle lachen. Jetzt war das Mädchen doch wieder richtig wach.
„Eigentlich sagt man erst noch frohes neues Jahr, Elaina. Dann gibt es erst Feuerwerk", erklärte David dem Mädchen.
„Frohes neues Jahr." Die Dreijährige sah uns erwartungsvoll an. Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
„Na dann, bevor Elaina noch das Feuerwerk selber startet." Newt ging Richtung Tür.
„Dir auch ein frohes neues Jahr, Dad!"
„Ein neues Jahr, mal wieder ohne ein Wunder!" Die Gartentür wurde geöffnet, so dass uns die abgekühlte Abendluft einhüllte.

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