Kapitel 24

So wie auf dem Bild stelle ich mir das Brautjungfernkleid vor.


Das Klopfen schallte magisch verstärkt durchs Haus. Ich hatte kaum meine Hand wieder herunter genommen, da hörte man auch schon eine Person auf die Haustür zu rennen. Kurz wartete ich darauf, dass die Person gegen die Haustür flog, doch sie muss kurz davor zum Stehen gekommen sein, da ein lauter Knall aus blieb. Die Tür würde aufgerissen und ein breit grinsender Sirius kam zum Vorschein.
„Prinzessin!" Sirius hob mich hoch.
„Meine Prinzessin." Er setzte mich im Flur wieder ab.
„Hallo Stallbursche." Er küsste mich auf die Wange, bevor er sich an meine Begleiter wandte.
„Hallo Jean, Samuel und Elaina."
„Sirius, schön dich zu sehen." Samuel klopfte meinen Freund auf die Schulter. Meine Großcousine kam auf den Jungen zugelaufen und umarmte sein Bein. Sirius nahm sie lachend hoch und wuschelte ihr durch die Haare. Das kleine Mädchen kicherte leise.
„Lily ist schon mit ihrem Vater hier. James bekommt kaum die Klappe auf." Ich musste grinsen. Das James einmal in seinem Leben nicht den Mund aufbekam. Mein Freund half Elaina dabei sich von ihrer Jacke zu befreien.
„Es ist schön, euch mal wieder hier zu haben." Euphemia umarmte mich glücklich, kaum dass Sirius mich durch die Wohnzimmertür gezogen hatte.
„Hallo, Euphemia. Danke für die Einladung."
„Wir haben euch doch gerne hier." Ich wurde in das Wohnzimmer geschoben, was James zum Lachen brachte. Er klopfte auf dem Sofaplatz neben sich. Lily hatte sich an ihn gekuschelt. Ich setzte mich neben die beiden.
„Schön euch hier zu haben." James lächelte mich an. Ich sah zu Lilys Vater, der von James Vater in Beschlag genommen wurde. Der arme Muggel musste dem Zauberer genau erklären, was für Unterschiede es in einem Muggelhaus zu einem Zaubererhaus gab. Dass Mr Evans total überfordert mit den ganzen magischen Dingen war, wie zum Beispiel die sprechenden Bilder an der Wand, die immer wieder Fragen einwarfen, viel Fleamont gar nicht auf.
„Jetzt wo ihr alle da seid, kann es endlich Geschenke geben." James Mutter wirkte ziemlich amüsiert. Sirius stellte sich hinter mich.
„Es tut mir so leid. Weihnachten wird hier ziemlich wichtig genommen. Genauso wie alles andere, wo die ganze Familie zusammenkommt." Sirius reichte mir ein flaches Geschenk.
„Das ist für dich."
„Warum hat der Weihnachtsmann nicht alles zu uns gebracht?" Elaina sah verwirrt das Geschenk an.
„Damit ihr überall was zum Öffnen habt, Elaina. Guck mal. Für dich hat er auch etwas mitgebracht." Euphemia reichte der Dreijährigen ein Geschenk, die es mit großen Augen entgegennahm. Ich sah lächelnd dem kleinen Mädchen beim Auspacken zu. Mein eigenes Geschenk vergaß ich komplett. Elaina zog eine neue Puppe aus dem Papier. Glücklich betrachtete sie das neue Spielzeug.
„Schön." Meine Großcousine strich liebevoll über den Kopf.
„Willst du auch noch dein Geschenk öffnen?" Sirius strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Tut mir leid. Ich war abgelenkt."
„Das merkt man." Ich öffnete das Geschenk.
„Ein Gutschein, um mit dir shoppen zu gehen", stellte ich lächelnd fest.
„Ich kaufe dir alles, was du willst, und trage die Tüten."
„Danke." Ich küsste ihn kurz.
„Ich habe auch noch was für dich." Ich gab ihm das Geschenk. Ich hatte ihm noch einen Reiseführer von unserem Urlaubsziel gekauft. Neugierig öffnete er das Papier.
„Frankreich."
„Da fahren wir in den Osterferien hin."
„Dein Ernst?"
„Ja, wenn es für dich in Ordnung ist, dass wir von einer Chaotentruppe begleitet werden." James musste anfangen zu grinsen.
„Beschreibt uns wohl ganz gut."
„Beschreibt dich wohl ganz gut." Lily sah ihn streng an.
„Ich liebe dich auch." Lily fing an zu grinsen und lehnte ihren Kopf an James Schulter.
„Ich dich auch, Potter."
„War das die andere Überraschung?" Jean sah mich neugierig an. Ich nickte.
„Wir fahren in den Urlaub? Nach Frankreich?"
„Ja, das werden wir." Die Elfjährige strahlte richtig.

Elaina hatte es sich auf Euphemias Schoß gemütlich gemacht. James Mutter hatte einen riesen Spaß dabei, dem kleinen Mädchen dabei zu helfen zu essen. Samuel und ich waren froh, dass wir ihr ausnahmsweise nicht dabei helfen mussten. Zwar konnte sie schon ein paar Dinge schneiden, doch bei vielen Sachen brauchte sie noch Hilfe. Das konnte auch daran liegen, dass ich ihr nur ungern ein richtig scharfes Messer in die Hand gab, mit dem sie sich schneiden konnte, sondern lieber stumpfere, was sich auch schon mehrmals als gute Methode herausgestellt hatte. Es machte sie glücklich, dass wir sie nicht mehr wie ein kleines Kind behandelt wurde und selber sich die Brote schmieren durfte oder schneiden üben konnte und wir waren froh, dass es nicht schlimm war, wenn sie mal ihre Finger nicht von der Klinge ließ.
Sirius, der rechts von mir saß, und ich, wir hatten mal wieder unsere Finger verschränkt, was echt unpraktisch war, wenn einer von uns mal Schneiden wollte. Doch trotz diesem kleinen Makel griff ich immer wieder nach seiner Hand, sobald nur noch eine Hand von Nöten war. Lily und James waren wesentlich zurückhaltender als wir. Sie saßen nebeneinander und sahen nur hin und wieder zu ihrem Sitznachbarn. Dabei hatten sie das Talent, gleichzeitig zueinander zu schauen, ertappt zu gucken und schnell wieder den Teller anzustarren. Es war lustig das Ganze zu beobachten.
Fleamont hatte mittlerweile aufgehört, Lilys Vater mit Fragen zu durchlöchern. Stattdessen hatte sich der James Vater an Samuel gewandt und wollte mehr über seine Ausbildung erfahren. Mein Großcousin berichtete ziemlich begeistert von dieser.
„Und wie lange dauert die Ausbildung?"
„Nur ein Jahr. Im Juli habe ich eine Prüfung und wenn ich die bestehe, bin ich Heiler." Der Auror wirkte überrascht.
„Nur ein Jahr? Waren es nicht mal zwei?"
„Sie wurde zusammengekürzt. Es gibt zu viele Verletzte und zu wenig Heiler."
„Die Aurorenausbildung wurde auch gekürzt. Von drei auf zwei Jahre. Überall werden Leute benötigt." Fleamont wandte sich an Lily und mich.
„Was wollt ihr eigentlich nach der Schule machen?"
„Ich will auch eine Ausbildung zur Heilerin anfangen." Samuel atmete erleichtert auf. Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt eine Ausbildung als Aurorin oder bei der magischen Strafverfolgungspatrouille anzufangen, was dem Jungen nicht wirklich gepasst hasste. Beide Berufe waren nicht gerade ungefährlich, da beide bedeuteten, dass man gegen die Todesser kämpfte.
Die Auroren hatten zwar den gefährlicheren Job, da sie die Jäger für schwarze Magier waren, doch auch die Mitglieder der Strafverfolgungspatrouille standen an der Front. Bei großen magischen Veranstaltungen waren sie als Wachleute eingeteilt und eine Veranstaltung hieß auch ein potenzielles Ziel für die Todesser. In Hogsmeade waren an unseren Wochenenden immer Auroren und Leute aus der Strafverfolgungspatrouille anwesend.
„Ich will zum Zaubergamot-Verwaltungsdienst", verkündete Lily. Der Mann nickte beeindruckt.
„Sehr vernünftige Ideen." Ich sah zu Sirius herüber. Er hatte mir nie erzählt, was er nach der Schule für eine Ausbildung anstrebte. Wahrscheinlich würde er als Auror anfangen wollen. Sehr wahrscheinlich sogar. Ich konnte mir einfach keine andere Ausbildung wirklich vorstellen. Er war so darauf erpicht nach der Schule dem Widerstand beizubringen, da konnte ich mir schlecht vorstellen, dass er morgens friedlich an einem Schreibtisch sitzen wollte, um irgendwelche Akten zu wälzen. Na gut, das konnte ich mir sowieso bei ihm nicht vorstellen. Er war nicht für einen friedlichen Schreibtischjob geboren, allerdings konnte ich mir auch nicht wirklich vorstellen, wie er als Heiler durch die Gänge des St. Mungo lief, um all die Opfer zu heilen. Er wollte nun einmal kämpfen, weil er das Gefühl hatte, so am Hilfreichsten zu sein. Das war seine Natur. Doch wenn kein Krieg wäre, wäre es nicht so klar. Ohne den Krieg würde er wahrscheinlich nicht das Gefühl haben, nur irgendetwas Sinnvolles zu machen, wenn er kämpfte. Doch was er an Stelle einer Aurorenausbildung anstreben könnte, fiel mir nicht ein.

„Hast du alles?" Euphemia sah Sirius besorgt an.
„Natürlich Euphemia."
„Bist du dir sicher? Zahnbürste? Unterhosen? Schlafanzug? Hast du daran gedacht, dass es in Amerika warm ist?"
„Ich habe an alles gedacht."
„Und du bist dir sicher, dass du solange wegwillst?"
„So lange ist es nicht. In Schottland war ich länger. Zu eurer Sylvesterfeier kommen wir euch besuchen." Die Frau seufzte leise.
„Dann benimm dich gut. Sei brav und höflich. Greife Carolin und Samuel ein bisschen unter die Arme mit Elaina und Jean. Halte dich von gefährlichen Tieren fern –"
„Ich werde mich benehmen, Euphemia. Versprochen." James Mutter wandte sich an mich.
„Wenn er sich nicht benimmt, scheue nicht davor ihn nach Hause zu schicken."
„Du kannst ihn auch einfach so nach Hause schicken. Ich nehme ihn zurück", kam der Kommentar von James, der ziemlich traurig aussah.
„Ich behalte ihn einfach bei mir." Ich lehnte mich gegen Sirius Brust, der mich lächelnd auf die Wange küsste.
„Pass mir gut auf meinen Bruder auf."
„Natürlich."
„Ich werde dich vermissen, Tatze."
„Ich dich auch, Krone." Die beiden Jungen umarmten sich ganz kurz. Dann griff James nach Lilys Hand.
„Du kommst mich doch öfter besuchen, als der untreue Köter da, oder?"
„Natürlich komme ich dich öfter besuchen." Lily lachte leise.
„Das höre ich gerne." Die Rothaarige wandte sich an mich.
„Genieße deine Zeit in Amerika."
„Das werde ich." Ich umarmte sie. Schließlich griff ich nach meinen Mantel, den mir Fleamont galant hinhielt. Über den kurzen Sommersachen, die ich mir gerade eben angezogen hatte, sollte ich ihn auf jeden Fall den Mantel anziehen, ansonsten würde ich auf dem Weg zur Appariergrenze erfrieren, von wo ich mit Elaina und Sirius nach Amerika apparieren würde, während Samuel mit Jean noch Marlene abholen würde.

Erschrocken kniff ich die Augen zu. Die warme Sonne in Amerika blendete furchtbar.
„Carolin! Elaina!", rief Saleema. Die japanische Frau kam zu uns herüber. Sie umarmte das kleine Mädchen und mich.
„Es ist so schön, euch wieder zu sehen."
„Hallo, Saleema. Ich freue mich auch." Ich löste mich von der japanischen Frau, die mir Elaina abnahm. David, der hinter ihr stand betrachtete das Ganze lächelnd. Ich umarmte den Amerikaner.
„Ich habe dich vermisst, David."
„Wir haben euch auch vermisst. Wo ist eigentlich Samuel?"
„Der holt noch Marlene ab." Zwar konnte meine beste Freundin auch einfach alleine hier hin apparieren, hatte sie in den Sommerferien auch gemacht, doch Samuel war nun einmal Samuel, weshalb er seine Freundin lieber abholen wollte. Thema feste Partner.
„David, erinnerst du dich noch an Sirius?"
„Natürlich. Er hat mir in Hogwarts meine Tanzpartnerin ausgespannt." Sirius sah beschämt zu Boden.
„Tschuldigung."
„Und Samuel hat ihn wohl schon gut trainiert", lachte David. Er klopfte dem Jungen auf die Schulter.
„Sirius, du erinnerst dich doch bestimmt an David."
„Ja, das tue ich."
„Und das ist Saleema, seine Verlobte. Saleema, das ist Sirius mein Freund."
„Schön dich kennenzulernen." Mein Freund hielt ihr die Hand hin.
„Freut mich auch."

Ich ließ mich auf das weiche Bett fallen. Man merkte, doch dass es in England jetzt schon fast 23 Uhr war. Elaina hatte angefangen, zu quengeln, weil sie so müde war. Eigentlich waren wir das alle. Deshalb lagen Elaina und Jean schon in ihrem Bett und schliefen dort ein paar Stunden. Genau das Gleiche wollte ich jetzt auch tun. Ein paar Stunden Schlaf würden mir hoffentlich halbwegs über den Jetlag hinweghelfen. Sirius sah lachend zu mir.
„Du liegst gerade genauso im Bett wie James immer."
„Zum Glück macht es dir nichts aus, wenn du nachts eine Hand gegen die Nase bekommst." Er schob mich bei Seite.
„Du kannst mir trotzdem Platz im Bett machen. Ich bin auch langsam ein wenig müde." Ich zog meine Arme und Beine an meinen Körper. Sirius machte es sich neben mich bequem. Ich kuschelte mich an meinen Freund.
„Schlaf gut."
„Du weißt gar nicht, wie sehr ich es vermisst habe, neben dir einzuschlafen." Mein Freund strich mir vorsichtig über die Wange.
„Ich habe dich auch vermisst."

Zusammen stiegen Sirius und ich die Treppe wieder herunter. Die zwei Stunden Schlaf haben mir richtig gutgetan. Durch die offene Gartentür hörte man leise Musik. Neugierig ging ich in die Richtung. Mein Freund folgte mir. Im Garten saßen die Scamanders zusammen. Saleema und David waren gerade dabei Lieder für die Hochzeit auszuwählen.
„Na, habt ihr lange genug geschlafen?" Newt grinste mich an.
„Fürs erste ja."
„Wollt ihr etwas trinken?" Tina schob uns zwei Gläser und eine Wasserflasche hin.
„Danke Tina." Ich griff nach dem Wasser.
„Carolin, welches Lied findest du für den Eröffnungstanz besser? Das hier oder findest du das hier besser?" Sie spielte zwei Lieder an.
„Das Zweite finde ich zum Tanzen besser." Die junge Frau grinste triumphierend ihren Freund an.
„Ich sagte doch, das ist besser." David sah hilfesuchend zu seinem Vater.
„Habe ich nicht gesagt, dass es mir egal ist?"
„Ein egal gibt es dabei nicht. Ich habe dir gesagt, du solltest ihr keinen Antrag machen. Hochzeiten sind anstrengend."
„Newt!" Tina stemmte empört ihre Hände in die Hüfte. Dem alten Mann störte das kein wenig.
„Die richtige Musik, der richtige Anzug, das richtige Kleid. Für einen Tag ist das ziemlich viel Aufwand."
„Dir fehlt einfach der Sinn für Romantik, Newt."
„Da werde ich nicht widersprechen." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Das war so typisch für die Scamanders. Sirius der neben mir auf der Gartenbank saß, wirkte etwas unsicher, was er von der Situation halten sollte.
„Begleitest du Carolin auch zu unserer Hochzeit, Sirius?"
„Ich denke schon." Saleema sah uns neugierig an.
„Carolin, hast du ihn noch nicht eingeladen?" Ich war nicht davon ausgegangen, dass es nötig war, ihn nochmal extra einzuladen. Natürlich würde ich meinen Freund mitnehmen.
„Ich nehme ihn natürlich wieder mit."
„Sie hat nicht gefragt." Saleema grinste ihren Verlobten an.
„Hat Samuel Marlene eingeladen?" Bisher hatte weder Marlene von einer Einladung berichtet, noch hatte Samuel etwas in diese Richtung gesagt, also vermutete ich mal eher nein.
„Sie wird sicherlich auch mitkommen." David fing auf Grund meiner Aussage an zu lachen.
„Ihr seid wirklich beziehungsunfähig. Ein Wunder, wie weit ihr gekommen seid. Wirklich ein Wunder." Ich merkte, wie ich rot anlief. Das war eigentlich nicht das, was ich hören wollte. Ich sah hilfesuchend zu meinem Freund. So beziehungsfähig konnte ich nicht sein, da wir eine sehr glückliche Beziehung führten.
„Wir bekommen unsere Beziehung irgendwie hin, also kann es so schlimm nicht um uns stehen." Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zufrieden lehnte ich mein Kopf an seine Schulter. Das wollte ich schon eher hören.
„Morgen kommt übrigens noch meine andere Trauzeugin Chisako. Erinnerst du dich noch an sie, Carolin? Sie war auch bei unserer Verlobungsfeier hier."
„Ich erinnere mich an sie."
„Perfekt, also wir haben übermorgen einen Termin bei einem Brautausstatter, um nach Kleidern für uns zu gucken. Da können wir Marlene auch gleich mit hinnehmen. Sie braucht schließlich auch noch ein Kleid." Ich nickte ergeben. Mal ganz davon abgesehen, dass mein Einspruch eh ignoriert werden würde, war der Plan auch einfach nur vernünftig, weshalb ich gar nicht widersprechen wollte.

Ich hielt den Wagen vor dem Brutmodegeschäft an.
„Gut, dass wenigstens eine von uns einen Führerschein hat." Saleema grinste mich an.
„Du könntest auch einen Führerschein machen, Saleema. David bringt dir bestimmt gerne Autofahren bei."
„Irgendwann bringt er es mir bei, aber nicht mehr in diesem Jahr." Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Nicht mehr in diesem Jahr, aber wahrscheinlich würde sie im nächsten nicht drum herum kommen. Wir steuerten zu sechst auf das Geschäft mit Brautmode zu. Saleema, die ein Brautkleid suchte, Chisako und ich, um zwei Brautjungfernkleider zu finden, Elaina und Jean, die als Blumenkinder engagiert worden waren und Marlene, die ebenfalls ein Kleid suchte. Im Schaufenster standen verschiedene Kleider ausgestellt. Bei den meisten handelte es sich um Brautkleider, doch ein paar waren auch für Braujungfern oder normale Hochzeitsgäste gedacht.
Als wir die Tür des Ladens öffneten, ertönte eine kleine Glocke, die unsere Ankunft verkündete. Ich sah mich neugierig um. Der Laden sah wirklich einladend aus. Durch die Schaufenster kam ein angenehmes Licht, welches den Raum erleuchtete. An den Wänden standen Kleiderständer aneinandergereiht mit verschiedenen weißen Brautkleidern. Eine kleine Sitzecke war vor einer Umkleidekabine aufgebaut worden.
Aus einem zweiten Raum des Ladens kam die Verkäuferin nach vorne. Sie war eine kleine, zierliche Blondine mit einem breiten Grinsen, was ihre weißen Zähne zur Geltung brachten. Wenn die Sonne auf ihre Zähne schien, wurden die Strahlen sicherlich reflektiert und der Gegenüber würde geblendet werden. Hoffentlich war heute die Sonne auf unserer Seite.
„Guten Tag. Was kann ich für die tun?"
„Wir haben ein Termin, um für mich ein Brautkleid, zwei Brautjungfernkleider, zwei Kleider für Blumenmädchen und ein Abendkleid zu suchen."
„Ah, Ms Zogby und Begleitung, richtig?" Die junge Japanerin nickte. Die Verkäuferin schüttelte uns allen einmal die Hand. Dann wandte sie sich an die zukünftige Braut.
„Sie suchen also ein Brautkleid. Haben sie schon eine Vorstellung?"
„Ich würde gerne etwas Schlichtes haben mit ein bisschen Spitze."
„Irgendein bevorzugter Schnitt?" Die junge Frau schüttelte den Kopf. Offensichtlich hatte sie sich über so etwas noch keine Gedanken gemacht. Ein Wunder bei ihren ganzen Zeitschriften.
„Dann würde ich vorschlagen, wir sehen einmal die Kleider durch und suchen nach welchen, die in Frage kommen. Dann probieren sie einmal alle Schnitte aus und entscheiden, welcher Schnitt in Frage kommt", schlug die Verkäuferin vor. Wir nickten ergeben.

Elaina rutschte unruhig auf ihrem Sitzplatz herum. Das lange suchen nach einem Brautkleid, war nicht die ideale Nachmittagsbeschäftigung für die Dreijährige. Das Raussuchen der Kleider hatte sie noch mit großer Freude gemacht, doch jetzt, wo Saleema erst einmal ein Kleid anziehen musste, war die Wartezeit doch zu lang. Endlich wurde der Vorhang der Umkleidekabine bei Seite geschoben.
Saleema kam in einem Prinzessinnenkleid heraus. Wahrscheinlich hätte sie auch aus einem Prinzessinnenfilm kommen können. Das weiße Brautkleid hatte einen ausladenden Rock, der an der Taille ansetzte. Darüber saß das Kleid hauteng. Spitze mit einem Blumenmuster verzierte das Oberteil. Die Träger des Kleides waren nur aus diesem Stoff gefertigt worden. Die junge Frau sah wirklich gut in diesem Kleid aus, doch irgendwie war es sehr viel Stoff. Ich hatte sie bisher immer eher als eine naturverrückte Draufgängerin erlebt, die ziemlich spontan beschlossen hatte mit David seine Reise fortzusetzen, obwohl die beiden sich kaum kannten. Sie in so einem Prinzessinnenkleid zu sehen, passte einfach nicht mit meinem Eindruck von ihr zusammen. Auch Chisako schien nicht wirklich zufrieden mit diesem Kleid zu sein.
„Ich wusste gar nicht, wie schwer so ein verdammtes Kleid sein kann." Saleema sah sich ziemlich skeptisch im Spiegel an.
„Das Kleid steht dir, aber das bist du nicht", verkündete die zweite Brautjungfer. Die Braut sah zu uns anderen herüber.
„Wunderschöne Prinzessin! Krone fehlt!" Elaina schien komplett begeistert, allerdings war sie auch leicht zu überzeugen. Wenn ihr ein Kleid nicht gefiel, dann ging es gar nicht. Marlene und ich schüttelten gleichzeitig den Kopf.
„Das ist nicht der richtige Schnitt." Die Verlobte von David nickte, dann drehte sie sich um und ging zurück in die Umkleidekabine.
Das nächste Kleid war eigentlich das komplette Gegenteil. Es war ziemlich eng geschnitten und betonte jede Rundung. Spitze verzierte das Kleid von oben bis unten. Ärmel aus Tatoospitze erweckten den Eindruck, dass weiße Äste mit Blättern ihre Arme entlangwuchsen. Es sah auf jeden Fall wesentlich mehr nach den sonstigen Outfits von Saleema aus.
„Das ist gut", verkündete Jean zufrieden. Die Japanerin nickte.
„Das geht in die richtige Richtung, aber ich glaube, das ist mir zu viel Spitze." Die Verkäuferin nickte verstehend. Sie hatte immer noch dieses breite Grinsen aufgesetzt, doch ich würde darauf schwören, dass es nicht mehr ganz so breit war. Wahrscheinlich war sie genervt von unserer Gruppe. Zum einen waren wir ein riesiger Haufen, zum anderen war Elaina mittlerweile ein wenig müde und gelangweilt, weshalb sie anfing zu nörgeln. Dann kam auch noch Saleema, die eigentlich keine Ahnung hatte, was sie wollte, weshalb wir von jedem Schnitt mindestens ein Kleid mitgenommen hatten. Zum Glück war die Auswahl mittlerweile doch sehr eingeschränkt worden, doch trotzdem war bisher nicht einmal ein Kleid gefunden worden. Die Braut verschwand wieder in der Umkleidekabine.
Dieses Mal verließ Saleema die Kabine in einem sehr schlichten Kleid. Der Stoff fiel unter der Brust einfach herunter. Bis auf ein wenig Spitze an dem Stoff über der Brust und als Träger war das Kleid komplett schlicht. Es war schön, doch irgendwie fehlte das gewisse Extra, welches ein Brautkleid nun mal ausmachte. Es konnte genauso gut einfach irgendein weißes Abendkleid sein. Mit Sicherheit elegant, doch nicht das Richtige für diesen Anlass. Es würde in einer anderen Farbe mit Sicherheit ein schönes Brautjungfernkleid abgeben. Elegant, doch es stahl der Braut auch auf keinen Fall die Show.
„Das ist es nicht." Die junge Japanerin besah sich kritisch im Spiegel.
„Das ist jetzt zu wenig", half ihre beste Freundin ihr weiter.
„Ein Mittelding wäre gut", stimmte ich zu. Marlene biss auf ihrer Unterlippe rum. Wahrscheinlich hatte langsam das perfekte Kleid eine Gestalt in ihrem Kopf angenommen.
„Darf ich mal die übrigen Kleider angucken?" Sie sah fragend zu Saleema. Die japanische Frau nickte.
„Natürlich. Ich habe dich schließlich als Beraterin hier." Die Blondine sprang auf und trat in die Umkleidekabine. Sie sah sich nachdenklich die Kleider an, bevor sie zielsicher auf eines der Kleider zeigte.
„Das solltest du mal probieren." Die Braut nickte, bevor sie zurück in die Umkleidekabine stapfte.
Ein weiteres Mal wurden die Vorhänge bei Seite gezogen. Dieses Mal trug Saleema ein Brautkleid im Meerjungfrauenstil. Auch hier war Spitze als Verzierung und Träger angebracht worden. Sie zog sich über die Brust und dann als Streifen mittig auf den Bauch weiter. Knapp unter dem Hintern war sie noch einmal auf dem ganzen Kleid, als Übergang zwischen dem hautengen Teil und dem weiten Rock, angebracht worden. Der Saum des Rockes war ebenfalls mit ein wenig Spitze verziert. Hinten am Kleid war eine kurze Schleppe angebracht worden, doch diese war nicht so lang, dass sie beim Laufen oder Tanzen stören würde. Zufrieden besah sich die junge Frau im Spiegel, bevor sie sich schließlich zu uns wandte.
„Das ist es. Da bin ich mir absolut sicher. Das Kleid ist mein Kleid." Die Verkäuferin wirkte ziemlich erleichtert, dass wir nun doch unser erstes Kleid hatten.

Wer dachte, es wäre schwer, ein Hochzeitskleid zu finden, hat wohl noch nie versucht die Meinung einer Dreijährigen und die Meinung einer Elfjährigen unter einen Hut zu bekommen. Elaina war natürlich für die pompösen Prinzessinnenkleider, während Jean zwar noch gerne die Disneyfilme guckte, doch trotzdem nicht ganz so pompöse Kleider bevorzugte. Erschwerend dazu kam noch, dass Jean für ein Blumenmädchen eigentlich ein wenig zu alt war, wenn man den Durchschnitt betrachtete, weshalb es nicht alle Kleider in ihrer Größe gab.
„Das hier!" Elaina zeigte glücklich auf ein rosa Prinzessinnenkleid. Spitzenblumen verzierten das Oberteil und bildeten hinten eine Schleppe.
„Das ist zu Pink." Jean zog ein weißes, locker fallendes Kleid heraus. Ein rosa Gürtel war unter der Brust befestigt und pinke Blütenblätter zierten den Saum. Ansonsten war es einfach schlicht weiß. Elaina schüttelte entschlossen den Kopf.
„Zu wenig Prinzessin." Ich sah hilfesuchend zu der Verkäuferin. Sie kannte ihre Kleider besser als wir, also sollte sie ein Kleid vorschlagen. Die Frau betrachtete nachdenklich die Kleider im Laden, bevor sie eins herauszog.
„Wie wäre es mit einer A-Linie?" Elaina sah die Frau verständnislos an. A-Linie war nicht die Wortwahl, die für eine Dreijährige hilfreich war. Hätte Jean nicht durch Saleema diesen Schnitt gesehen, würde ihr der Schnitt wahrscheinlich auch nichts sagen.
Die Ältere nahm die Jüngere an der Hand und sie betrachteten das Kleid. Es war hellblau, was Jeans Kriterium kein ganz weißes Kleid zu tragen schon mal erfüllte. Ihrer Aussage nach hatte sie keine Lust, wie die Miniversion einer Braut auszusehen. Am Oberkörper war der Stoff weiß und Spitze war angebracht worden. Wie bei Saleemas Kleid wurde diese Spitze als Träger genutzt. Eine weitere Parallele war die kurze Schleppe und die Spitze am Saum des Rockes. Eine Art durchsichtiger Umhang war am Rücken angebracht. Ein Schwarm weißer Schmetterlinge war auf ihm genäht.
„Also ich würde mich darauf einlassen, obwohl ich die Schmetterlinge lieber weglassen würde", verkündete Jean.
„Mag die Schmetterlinge!" Elaina sah trotzig das Kleid an.
„Die Schmetterlinge kann man ganz einfach abnehmen. Das ist nicht das Problem", erklärte die Verkäuferin. Meine Cousine nickte zufrieden.
„Sollen wir das Kleid mal anprobieren, Elaina?" Die Dreijährige nickte begeistert.
Erleichtert stellten wir fest, dass sowohl Jean als auch Elaina das Kleid stand. Zwar brauchte Jean das Kleid in einer Größe, welches nur noch in Weiß im Laden war, doch bis zu der Hochzeit sollten, laut Aussage der Verkäuferin, alle Kleider in der richtigen Größe geliefert werden. Also widmeten wir uns der nächsten Aufgabe. Brautjungfernkleider. Wir waren uns eigentlich alle einig, dass nun auch diese Kleider irgendwie zu den schon Ausgewählten passen mussten. Die einfachste Lösung war erst einmal nach Kleidern in der gleichen Farbe, wie die Kleider von Jean und Elaina zu suchen. Durch die Beschränkung auf ein hellblaues Kleid fielen die meisten schon mal weg. Dann musste noch der Stil angepasst werden. Also suchten wir etwas ohne Glitzer, was die Auswahl um einen weiteren Teil eingrenzte. Schließlich waren noch genau zwei Kleider zur Auswahl. Beide waren recht ähnlich geschnitten. Oben Spitze, dann ein Gürtel und darunter viel der Stoff nach unten. Bei dem einen Kleid war der ganze Rock gerafft und dafür der Gürtel sehr schlicht, bei dem anderen war nur vorne der Stoff gerafft, dafür auch der Stoff des Gürtels gerafft.
„Ich würde vorschlagen, jeder von ihnen zieht einmal eines der beiden Kleider an, damit man es einmal angezogen sieht", schlug die Verkäuferin vor.
Kritisch betrachtete ich mich im Spiegel. Mir gefiel auf jeden Fall Chisakos Kleid besser. Sie hatte das Kleid mit dem gerafften Gürtel. Das Muster der Spitze meines Kleides war wesentlich grober, was nicht so gut zu den anderen Kleidern passte.
„Ich finde deines besser, Chisako."
„Ich auch. Das passt besser zu den anderen." Ich nickte zustimmend. Dann brauchten wir jetzt nur noch ein Kleid. Das für Marlene. Die Blondine hatte sich schon wieder den Kleidern zugewandt und suchte nach einem. Saleema half ihr dabei. Die beiden Mädchen sahen zusammen mit der Verkäuferin die Kleiderstangen durch. Wie ich mir schon gedacht hatte, war Marlene nicht ohne einen Plan gekommen. Während sie bei den roten Kleidern durchsah, war Saleema mit den grünen Kleidern beschäftigt. Die Verkäuferin zeigte immer mal wieder Kleider in einer anderen Farbe, doch meine beste Freundin schüttelte immer bestimmt den Kopf. Sie war wahrlich keine einfache Kundin.

Meine beste Freundin betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Sie trug ein hellgrünes Kleid, welches super zu ihrer Augenfarbe passte. Vom Stil her, war auch dieses an den restlichen Kleidern orientiert. Auch dieses Abendkleid war sehr schlicht und war nur oben mit ein wenig Spitze verziert. Die Träger des Kleides waren allerdings aus dem gleichen Stoff, wie der Rock des Kleides. Ein weiterer Unterschied zu den Brautjungfernkleidern war, dass an dem Kleid kein Gürtel angebracht war.
„Das nehme ich." Die Kunstnymphe grinste breit.

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