4. Kapitel
Hinter dem neuen Feind der Wölfe, verbarg sich niemand anderes als die Menschen, die Rache für ihre gerissenen Schafe und Kühe nahmen. Andere vergnügten sich aus purer Freude an den Schmerzen der Raubtiere, indem sie sie illegal betäubten, um die benebelten Tiere dann in eine Stacheldraht oder andere qualvolle Dinge zu treiben. Damit sie es bei den gleichen Tieren immer und immer machen konnten, schippten sie die Wölfe, was ebenfalls illegal ist. Die Menschen, die Rache geschworen hatten, verbreitenden angst machende Geschichten, um zu beweisen, wie wichtig es sei, diese blutrünstigen Wesen kaltzumachen. So wurden viele der Rudeltiere eiskalt mit einem Gewähr oder einer Flinte abgeknallt, um ihre Felle als Trophäe zu präsentieren. Bei jedem Vollmondtreffen war es nur eine geringe Anzahl von Wölfen; da sich kein Tier mehr in den Wald trauten blieben sie, außer zum jagen, den ganzen Tag in der Höhle, um den neuen Nachwuchs zu beschützen, da sich die Anzahl durch den Paarungsdrang vergrößert hatte. Auch die weisen Geister wussten nicht weiter, die Mutter des Junghirsches erzählte nur, dass ihr Kalb, kurz nach dem Bruch ihres Beines, eine merkwürdige Wunde hatte, wo ein tiefes Loch in ihrem Fleisch geklafft hatte und etwas silbriges im inneren gefunkelt hatte. Der Bock erzählte wiederum, dass viele tote Hirsche und auch andere große Vierbeiner ähnliche Wunden hatten, an denen sie verstorben waren. Als dann auch die Geister der verstorbenen Wölfe auftauchten, entflammte ein winziger Funke Hoffnung, der aber durch die Ratlosigkeit wieder erlosch. Schwarzmond konnte es kaum ertragen, seine verstorbene Tochter wieder zusehen, auch wenn ihre Gestalt nur ein schemenhaftes Abbild ihres früheren Körper aus Nebel war. Unerwartet trat sie aus dem Nebelkreis, der die Körper der Geister verband, hinaus und streckte ihre winzige Schnauze, um die ihres Vater zu lecken. Dieser musste sich Tränen der Schuld und der Bitterkeit verkneifen, die ihm zu entweichen drohten. Die Stimme von Schnupfwelpe war nur ein hallendes Echo ihrer früheren, klaren und freundlichen Welpenstimme. Auch die anderen Geisterwölfe, die von den mysteriösen Waffen getötet wurden, stellten sich vor ihre ehemaligen Anführer und taten es der kleinen Wölfin nach. Klagend, über den Verlust dieser Tiere, jaulten die Versammelten ein Trauer erfülltes Lied, in das alle Wölfe der verschiedenen Rudel mit einstimmten, sogar die Geister ließen ihre hallenden Stimmen erklingen. Die Rudel jaulten weiter, auch wenn die glühenden Augen der Verstorbenen erloschen und ihre Nebelhaften Pelze sich vom Wind vortragen ließen. Zum Schluss heulten die Wölfe ein ehrenvolles Lied, dass jedem einzelnen Tier, das für ihr Leben geopfert wurde, galt. Aus voller Kehle sangen sie Melodien des Leides, und dann wieder der Ehre. Diese Mischung hieß den schummrigen Morgen willkommen, der durch die letzten Schwaden der Nacht sickerte.
Kurz nach dem Treffen, war endlich die Zeit gekommen, dass die Neuankömmlinge ihre letzte Prüfung vor der Vollwertigkeit abhielten. Zum Anfang eröffneten Schwarzmond und Krallenmond die Prüfungen mit den Worten: „Wir eröffnen hiermit eure letzte Chance euch zu beweisen, als würdig zu gelten. Wir wünschen euch viel Erfolg und werden uns für einen kurzen Moment zurückziehen, um am Ende eurer Prüfung zu bestimmen, zu welchem Rang ihr zählt.“ Dabei wird getestet, zu welchem Rang du aufsteigen wirst. Die Jagd ist die erste Prüfung: Diese besteht darin, zu beweisen, wie gut du allein und in der Gruppe jagen kannst, welche Aufstellung und Strategie die Rotte anwendete. Als Kämpfer, was nur männliche Wölfe werden können, musst du folgendes erfüllen: Du musste beweisen, wie ernst es dir ist, dein Rudel zu beschützen, egal wie gefährlich dein Feind ist. Dazu lockten die anderen einen Bären, Puma oder Berglöwen in eine Höhle, die die Rudelhöhle darstellen sollte. Darüber hinweg wird geprüft, wie du mit deinen feindlichen Artgenossen umgehst, wenn sie in dein Territorium eindrangen. Wenn du ein Wächter bist, wirst du darauf geprüft, wie gut du mit den Welpen und den Jungwölfen des Rudels klar kommst, wie viel es dir daran liegt, das Leben dieser Jungtiere zu schützen, und wie wenig du dabei auf dein Eigenes achtest. Aber die allerwichtigste Prüfung war, wie viel Respekt du vor deinen Rudelführern hast, dazu werden die entsprechenden Unterwerfungsgesten geprüft. Die Prüfung als Letzter fand selten statt, da ein Rudel, wenn überhaupt, nur zwei Omegawölfe besaß und es eine Beleidigen der Neuankömmlinge war. Die Anführer sahen sich die verschiedenen Prüfungen an, um die einzelnen Wölfe ihre Ränge zuzuteilen. Am Ende wurden die Neuankömmling von den Anführern aufgerufen: „Ihr habt hart für diese Posten gekämpft, habt euch lange bewiesen und euch als würdig erwiesen, mit euren vollwertigen Namen in das … Rudel aufgenommen zu werden. Du … wirst von nun an … heißen und als … in unser Rudel aufgenommen werden.“
Kiefernwald: Rammer erhob sich zu den Kämpfer und wurde auf Rammerschulter getauft. Nase wurde Nasenriss und erhob sich zu den Kämpfer. Fisch wurde zu Fischflosse und erhob sich zu den Jägern. Holz wurde Holzfeuer und von nun an war sie eine Jägerin. Locke wurde Lockenpelz und eine Wächterin.
Eichenwald: Ader wurde Adlerschwinge und wurde als Kämpfer willkommen geheißen. Glocke wurde Glockenstimme und eine Wächterin. Apfel wurde Apfelduft und ein Jäger. Hirsch wurde Hirschlauf und eine Jägerin. Elch wurde Elchschrei und ebenfalls ein Jäger. Das Hoffnungsrudel ernannte Minesta zu Rußauge, sie erhob sich zu den Wächterin und Horn wurde zu einem Kämpfer und hieß ab sofort Hornmaul.
Glücklich und fröhlich Schwanzwedelnd hießen auch die anderen Wölfe die vollwertigen Rudelangehörigen willkommen. Krüppelfuß, Halbnase Ritzenhaut und Spitzohr mussten sich vor all den neuen Mitgliedern auf den Rücken schmeißen, die Rute zwischen die Beine nehmen, die Ohren flach an den Hals pressen und ihr Maul zu einer Unterwerfungsgrimasse verziehen. Ebenfalls leckten und winselten sie fröhlich und zugleich unterwürfig. Aufgewühlt und erregt, wie die anderen waren, wurden sie hauptsächlich von den Kämpfern attackierte die sie, vor lauter Aufregung, heftig zwickten. Doch das war ihr Job, als Sündenbock zu dienen, sich schmerzhaften Bissen, wie beispielsweise in die Schnauze oder anderswo gegenüberzustellen, als letzte im Rudel zu fressen, doch wenn sie Glück hatten, bekamen sie einige Brocken des hochgewürgten Fleisches, das eigentlich für die Welpen bestimmt ist. Doch nicht die Anführer waren es, die ihnen so ein Schicksal bestimmt hatten. Nein, jeder Wolf verdiente sich seinen Rang durch sein Auftreten. Die Kämpfer waren dickköpfig, leicht arrogant und willensstark. Zwar konnten sie auch liebenswürdig sein, aber wenn es drauf ankam, zeigten sie die Stärke, die unter ihren glänzenden Fellen verborgen war. Ihr Körper waren stämmig und breit gebaut, er zeigten jeden einzelnen, starken Muskel. Die Jäger waren ausgezeichnete Sprinter. Hauptsächlich waren es schlanke Tiere mit einem großen Brustkörben. Ihre Nasen konnten gut Gerüche auffangen, einordnen und finden. Ihre langen Beine und ihr selbstbewusstes Auftreten machten sie zu dem, was sie waren. Die Wächter sind gutherzig, mitfühlend und Gefühlvoll. Ihre Körper waren ein wenig stämmig, damit sie den Nachwuchs beschützen können. Ihr Charakter war reiner als das Wasser, schon als Welpen kann man den Drang erkennen, sich um die anderen zu kümmern und sich um die schwachen und kranken zu sorgen. Doch die Letzten waren immer schon kleinlaut. Ihre Körper waren schlank, aber nicht so wie bei den Jägern. Man merkte schnell, dass diese Wölfe es bevorzugten, die Führung und das Wort anderen zu überlassen. Meistens waren es die kleineren Welpen die sich den größeren von Geburt an unterlegten. Sie waren scheu und hielten sich meistens abseits von den anderen, dass diese Provozierten. Wie man sehen kann, hängt es bei den Rängen nicht von den Worten des Anführers oder der Anführerin ab, sondern von dem Charakter und dem Verhalten der einzelnen Tiere. Auch dadurch wurde geregelt, wie sich dieser Wolf vor dem Anführer rechtfertigen musste. Bei den Kämpfer reichte es, den Kopf kurz zu neigen und eventuell mit einem Ohr zu zucken. Jäger und Wächter dagegen mussten sich verbeugen, doch der arme Letzter musste sich vor allen auf dem Boden wälzen. Auf dem Rücken liegend präsentiere er seine verwundbare Halsschlagader und seine empfindlichen Bauch. Die Rute immer zwischen den Beinen zeigte er, dass jedes Lebewesen, selbst die Beute, von der sie den letzten Rest fraßen, über ihnen Stand. Es kam selten vor, dass sich ein Omegawolf erhob.
Überrascht blickten sich alle um, als Schwarzmond ein Jaulen losließ, das so auffordernd war, dass sich jeder nach ihm umdrehte. Mit seiner tiefen, melodischen Stimmer verkündete er: „Wir heißen noch mehrere in ihren neuen Ränge willkommen. Nebeltatze, Schnabeltaze und Erdjauler, tretet bitte vor. Ebenfalls Flügelwelpe und Grunzwelpe, Schimmerwelpe Feuerwelpe und Vogelwelpe leider ist Schnupfwelpe nicht mehr unter uns. Nebeltazte, hiermit verleihe ich dir deinen vollwertigen Namen. Du Nebeltatze wirst von nun an Nebelschatten heißen, wir heißen dich als Jägerin willkommen. Und du Schnabeltatze,wirst dich als Schnabelzahn als Wächterin erheben. Da du ein gutes Herz hast, bist du sehr geeignet für diesen Rang. Jetzt bist du an der Reihe Erdjauler. Du wirst nun Erdkopf heißen und zu den Kämpfern dazu gehören“ Schnabelzahn bedachte ihr gequetschtes Bein, das ihren Rang natürlich beeinflusste, doch sie war mit ihrem Rang zufrieden. Die jetzige Nebelschatten konnte sich nicht länger beherrschen: „Ich dachte wir werden Omegawölfe, wie unser Vater. Es wurde doch immer gemunkelt, dass wir es nie in obere Ränge schaffen.“ Manche der Wölfe schnappten nach Luft, andere funkelten die graue Wölfin böse an. Doch Schwarzmond blieb ruhig und sagte mit seiner melodischen Stimmer: „Das dachte ich ehrlich gesagt früher auch, doch ihr habt bewiesen, dass ihr es nicht würdig seid, so erniedrigt zu werden. Jeder von euch hat Stärke und auch Macht die eindeutig nicht zu diesem Rang gehören. Nun ja, jetzt seid ihr dran Grunzwelpe und Flügelwelpe, von nun an werdet nun Prophezeier und werdet nun Grunzjauler und Flügeltatze gerufen Schimmerwelpe du wirst Schimmertatze, Feuerwelpe du wirst Feuerjauler heißen und du Vogelwelpe wirst Vogeljauler.“ Vor Rührung war Wellennacht aufgesprungen, zu ihren Welpen gerannt und leckte alle zärtlich am Kopf. Diese werten sich natürlich und Erdkopf bellte entrüstet: „Mama, wir sind keine Welpen mehr!“, beschwerten sich die drei im Chor. Alls mussten lachen und auch die schwarze Wölfin lies sich anstecken. „Ja ich weiß mein lieber, doch du wirst immer mein kleiner Welpe bleiben.“ Schwanzwedelnd machten sich alle auf den Heimweg, die neuen Rudelmitglieder wurden durch lange Feste erst richtig willkommen geheißen. Doch das hatte den Nachteil, dass sie unaufmerksam waren und auch in dieser Nacht wurde einer der Wölfe durch die Waffen der Menschen getötet. Sein Kadaver wurde erst am nächsten Tag von einer Jagdrotte gefunden. Das Fell, das diesem toten Tier fehlte, deutete darauf hin, dass auch dieser in den Stacheldraht getrieben wurde, bevor ihn das glänzende Ding zur strecke brachte. Nach langem schnüffeln und grübeln konnte man feststellen, dass es sich um das weiß-graue Fell von Halbnase handelte, deren wuscheliges Fell von Blut verkrustet war. Erschreckt schrien die Wölfe des Eichenwaldes auf, als der verstümmelte Körper der jungen Wölfin in ihre Höhle gezerrt wurde. Ritzhaut stürzte zu dem leblosen Körper seiner Baugefährtin, leckte sie aufmunternd, doch als er verstand, dass ihr Leben vollständig aus ihrem Körper gewichen war, wimmerte er und jaulte sein leidvolles Jaulen, dass je einer der untersten Ränge gejault hatte. Er erzählte ihr Leben, von dem Zeitpunkt, seitdem sie ihr jeden Tag ermutigt hatte, weiter zu machen. Dann trug er seinen Schock und seine Trauer in die behangene Luft hinaus, schnell wie ein Blitzt schoss er aus der Höhle, doch sein Trauergesang verstummte kein einziges Mal. Krüppelfuß und Spitzohr stimmten beide in das Leiden des Rüden mit ein, keiner konnte besser verstehen als sie, wie es war, als Omegawolf ganz alleine zu sein. Jeder sang sein ganzes Leid in die Stille, jeder berichtete ausführlich von dem Schmerz, der Angst und den Qualen, die sie Tag für Tag erdulden mussten. Es konnte zwar sein, dass die ungewollten Welpen, die noch unsichtbar in den Bäuchen ihrer Mütter schliefen, diesen Rang mit der vollen Wucht der Aggression und der Wut ihres Rudel zu spüren bekamen. Krüppelfuß berichtete, dass er früher einen ganz anderen Namen getragen hatte. So weit er sich noch erinnern konnte, hatte er Dunstwelpe geheißen, doch als sein verhalten immer kleinlauter geworden war, wurde er auf Krüppeljauler umgetauft worden, da ihm sein längst verstorbener Vater, aus Zorn über das Verhalten seines Sohnes, eine Pfote so derart zugerichtet hatte, dass sie in die falsche Richtung zeigte. Natürlich hatte der Jungwolf nicht verstanden, warum er so zugerichtet wurde. Das verschlimmerte sein kleinlautes Verhalten in ängstliches, zurückhaltendes und Abseitslebens Verhalten. Jetzt aber war es ihm egal. Er jaulte die Geschichte über Kurzschwanz in die Nacht, wie er sie kennen und lieben gelernt hatte. Schamlos posaunte er seine derzeitigen Gefühle in den Nebel, auch wenn ihm bewusst war, morgen extrem schmerzhafte Bisse von Rundkopf und den anderen zu bekommen. Auch Spitzohr sang den Schmerz in die Luft, der ihm widerfahren war, als er von Schneemond persönlich, vor allen anderen zum Omegawolf auserkoren wurde. Er erzählte, wie oft er hungerte, da es Winter wurde, war die Beute dürr. Ebenfalls berichtete er, wie weh es ihm tut, nicht nur äußerlich sondern auch innerlich, dass er von Wölfen und Hunden gebissen und verletzt wurde, die er vorher seine engsten Freunde genannt hatte.
Wenn ein Letzter gestorben war, wurde es den anderen erlaubt, ihr eigenes Leid hinauszuposaunen, um es mit der Seele des Verstorbenen in den Himmel steigen zu lassen. In einem derartigen Jaulen, dass vor langer langer Zeit gesungen wurde, bekannte ein Wolf seine Wünsche. Er träumte davon, sich mit den anderen freundschaftlich zu balgen, statt wegen jeder Kleinigkeit gebissen und gezwickt zu werden. Er wollte aufhören, wie eine kleine Eidechse auf dem Boden zu kriechen und nicht mehr den Schmerz des Hungers in seinem Magen spüren. Er wollte den Wind an seiner Rute spüren, wenn sie im vollem Sprint hinter ihm her wehte, statt sie andauernd zwischen den Beinen zu halten. Dieser Wolf träumte Tag für Tag davon, dieses Elend hinter sich zu lassen und in eine höheren Rang zu gelangen. In dieses Sehnsucht erfülltes Jaulen hatten damals alle Letzten mit eingestimmt. Auch diesmal sangen alle mit, doch urplötzlich erhob Krüppelfuß die Stimme. Er erzählte nun genau, wie er als eingeschüchterter junger Rüde die schüchterne, aber zugleich aufmüpfige Kurzschwanz kennen gelernt hatte. Wenn er Angst hatte, oder tiefe Wunden hatte, hatte sie ihn immer zärtlich geleckt und das Blut aus seinem Fell entfernt, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Bis dahin hatten die anderen noch mit gejault, doch jetzt waren alle Geräusche verstummt. Denn der humpelnde Rüde sag gerade über seine Gefühle. Wenn er etwas überaus komisches gemacht hatte, hatte er sich nicht mehr wegen den anderen geschämt, sondern einzig und allein wegen ihr, weil er gedacht hatte, sie würde ihn auslachen. Doch nie hatte sie ihn verletzt, ihn nie bloß gestellt, sondern ihn wieder zärtlich geleckt. Natürlich hatten sie sich auch gestritten, doch das hatte nur intensivere Gefühle bei ihm ausgelöst. Betört von ihrem Mut und ihrer Fürsorge, hatte er sich immer wie ein Welpe gefühlt, der in den Pfoten einer Wächterin geborgen wurde, auch wenn er der ältere von beiden ist. Dann berichtete er, wie ihn die Wölfin gefragt hatte, was er für sie empfand. Erst hatte es ihm die Sprache verschlagen. Kurz Stoppte das Jaulen, da Krüppelfuß etwas gehört hatte. Doch schnell fuhr er mit seiner Erzählung fort. Diesmal berichtete er von den tiefen Gefühlen, die er ihr nach vielen Atemzügen eröffnet hatte. Krüppelfuß sprach über die innige Liebe, die er immer für dieses Weibchen empfunden hatte. Dann, als er ihr seine Gefühle offenbart hatte, hatte sie freundlich gekichert. Doch dann hatte er sich nicht mehr zurück halten können. Als sie ihn aufgeklärt hatte, dass dieser Geruch, der in dieser Jahreszeit verströmte, daher kam, dass sie läufig war. So bezeichnete man die Wölfinnen, die bereit waren, Welpen zu bekommen. Sie hatte ihm auch erzählt, dass dieser Geruch nicht so intensiv war, weil sie sich nicht paaren durfte, nur wenn man darauf aufmerksam gemacht wurde, konnte man es eventuell riechen. Dann war er so durchgedreht, alle seine Hormone waren auf Paarung eingestellt. Ohne auch nur ein bisschen Nachzudenken, hatte er sich auf seine Hinterbeine erhoben und das Fell an ihr am Nacken zärtlich geleckt. Das Fell unter seinem Bauch kitzelte ihn, als er diese wunderschöne Wölfin bestiegen hatte. Dann sang er über die Glücksgefühle, die er empfunden hatte, als er von seinen drei lebenden Welpen erfahren hatte. Plötzlich verwandelte sich sein schönes Lied in ein waberndes Chaos, dann wurde es ein schriller Schrei des Schmerzes. Dann war es still, toten Still. In voller Panik rief Wellennacht nach ihrem ehemaligen Lebensbegleiter, doch dieser antwortete nicht. Wieder stieß sie so ein Jaulen aus, doch damit rief sie nicht nach dem grauen Rüden, sondern nach allen Rudeln. Wie ein Alphaweibchen forderte sie alle auf, sich ihrem Suchtrupp anzuschließen, denn sie lies das Gefühl nicht los, dass ihm etwas sehr schlimmes zugestoßen war. Auch ihre Töchter und ihr Sohn waren auch sehr besorgt und aufgewühlt. Als sich alle auf der Mondlichtung versammelt hatten, sprach die kleine Familie ihre Befürchtungen aus. „Ich befürchte, ihm ist etwas zugestoßen. Erst die kurze Pause in seinem Jaulen und dann der schrille Schmerzensschrei. Ihr müsst mir helfen, auch wenn er ein Rang ganz unten auslebt. Er ist immer noch mein ehemaliger Baugefährte und immer noch teil des Kiefernwaldrudels ist das klar!“ Jetzt waren auch die Anführer damit einverstanden, einen Suchtrupp nach dem verstummten Rüden auszuschicken. Erst wurden die Jäger aller Rudel ausgesandt, um die Spuren von Krüppelfuß aufzunehmen. Einer lief nach Westen, der andere nach Norden und der andere nach Osten. Dann wurden insgesamt sieben Gruppen von Wächtern ausgesandt. Drei Truppen liefen hinter den anderen her, die andere vier Gruppen lief nach Südwest, Nordwest Nordost und Südost. Danach liefen die Letzten in zwei Gruppen hinterher, um speziell Westen und Osten aufsuchten. Die Prophezeier und die Milchsäugerinnen liefen den Kämpfer hinterher. Die drei Anführer teilten sich auf und liefen mit den Kundern am Schluss. Dann meldeten die Jäger, dass sie keine genaue Spur von seinem Geruch aufgenommen hatten, doch dann meldete sich der Trupp aus Nordost. Die Anführer bestimmten, dass sich drei Gruppen nach Nordnordost, Nordnordwest und Südsüdwest aufmachen sollen. Die Gruppe aus Nordnordwest jaulte so erschrocken, dass jeder in seinem schnellen Trab innehielten. Dann vereinten sich alle Gruppen zu zwei Gruppen zusammen und preschten in die Richtung. Wellenachts Jaulen war ein einziges Kreischen aus Angst und Verzweiflung, in das auch ihre Welpen mit einstimmten. Dann war das Jaulen eine einzige Panische Erhebung der Stimme, die sofort verstummten. Alle waren nun verstummt, nur das röchelnde atmen einer schwachen Kreatur erfüllte stoßweise die kalte Luft. Was sich ihnen nun erbot, schockte jeden. Vor ihnen lag Krüppelfuß auf dem Boden. In seiner Schulter klaffte ein tiefes Loch, in ihren Innern funkelte das silberne Ding, das schon so vielen das Leben geraubt hatte. Kurz fragten sich einige der Wölfe, wie so ein winziges Ding einen so starken Körper auslöschen konnte. Doch ihnen wurde die Antwort geradezu ins Auge geschossen. Dieses Ding hatte in die Haut des Rüden einen so tiefen Krater geschlagen, dass es ihm so viel Blut kostete, dass sein Körper sehr schnell schwach wurde und er bald sterben würde. Die schwarze Wölfin vergrub ihre Schnauze tief in das graue Fell des Rüden, seine Wunde leckte sie zärtlich, wie sie es immer schon gemacht hatte. Alle hielten den Grauen schon für Tod, doch schwach hob er seinen verstaubten Kopf und schaute Wellennacht tief in die Augen, doch diese erschrak, denn die sonst so leuchtenden gelben Augen waren stumpf und hatten jeglichen Glanz verloren. Auch seine Welpen schaute er nacheinander in die Augen. Erdkopf verdrängte seine Tränen doch Schnabelzahns und Nebelschattens Augen füllten sich mit Tränen. In den Augen ihres Vaters waren die Qualen und der Schmerz förmlich eingebrannt, doch auch seine Augen waren von Tränen verschleiert. „Ich habe dich immer geliebt.“; sagte Krüppelfuß mit bebender und brüchiger Stimme. „Ich liebe dich auch.“, schluchzte Wellennacht. „Wir lieben dich auch Vater.“, jetzt weinte auch Erdkopf, und auch die Augen der anderen füllten sich allmählich mit Tränen. Jetzt trat Schwarzmond vor den verwundeten Rüden. Das winseln und jammern verstummte. Der schwarze Rüde beugte seinen Kopf vor dem grauen Rüden und leckte seinen Kopf. Als er ihn wieder hob, sagte er mit bebender stimme: „Ich Schwarzmond verkünde nun einen neuen Namen. Dir Krüppelfuß übergebe ich nun deinen verdienten Namen. Du wirst jetzt Dunstschwade heißen und wenn uns die ehre gestattet wird, werden wir dich als Jäger willkommen heißen. Lebe von nun an einen vollkommenes Leben in den Hufen der Hirsche und den Pfoten unsere Vorfahren. Lebe dein verdientes Leben.“ Damit vergrub auch der Alpharüde seine Schnauze in den verklebten Pelz des Rüden und schloss für kurze Zeit die Augen. Als der weiß-pfotige Anführer die Augen wieder aufschlug, schauten ihn dann stumpfe, leere Augen an. Vor Kummer zitterte das Leittier und klagte sein leiden in die Luft. Auch seine Familie stimmte mit ein, dann alle drei Rudel. Jeder sang das gleiche: „Gehe nun hinaus in die Nacht, schließe dich dem Nebel an, lebe dein neues Leben und genieße es. Dunstschwade, wir bewundern und schätzen dich, deine Anwesenheit hat uns vieles gelernt. Auf wiedersehen, auf wiedersehen.“ Nun trat auch der rot-braune Rüde vor. „Ich Krallenmond, gebe der verstorbenen Halbnase nun ihren richtigen Namen, leider können wir sie heute nicht so beehren wie Dunstschwade. Ich ernenne dich Halbnase zu Kristallflanke, deine Liebenswürdigkeit und deine Fürsorge geben die den Rang als Wächterin. Sei auch du in den Hufen der Hirsche geborgen und in den Pfoten unserer Vorfahren geschützt. Lebe nun dein vollkommenes Leben als Wächterin. Kümmere dich um unsere Verstorbenen. Wir werden dich immer in ehren halten.“ Wieder klagten alle Wölfe, nur das sie nun den Namen Kristallflanke jaulten. Dann klagten sie über all ihre verstorbenen, bis die letzte Stimme vor Müdigkeit zitterte. Entmutigt und erschöpft machten sich ausnahmsweise alle auf in ihre Höhlen, statt sich im Wald ihres Territoriums zu verstreuen.
Auch nach langer Zeit wurde der Anblick des sterbenden Dunstschwade nicht vergessen. Zwar jagten die Rudel wie gewohnt, doch es gelang ihnen nicht, ihren Kummer vollständig zu unterdrücken. Bei dieser Jagd waren es zehn Wölfe. Vier Jäger, zwei Kämpfer und vier Wächter. Sie hatten die Spur eines Elches aufgenommen, wenn sie Glück hatten, wäre der Bulle verletzt, doch wenn nicht, konnte ein gefährlicher Kampf statt finden. Als Kämpfer, die wieder vorneweg waren, liefen Rundkopf und Mausezahn, die zwei Wächter, die hinter den Kämpfern liefen waren Schneepelz und Rupfrute, dahinter liefen Schüttelfell und Buschelschweif. An den Flanken von den ersten Wächtern liefen Sprintmuskel und Hechelzunge, an den Flanken der zweiten Wächter liefen Schnüffelnase und Schnabelzahn. Schwarzmond hatte gesagt: „Für dich Schnabelzahn wäre es eine gute Ablenkung auf die Jagd zu gehen, und etwas frische Luft zu tanken. Hoffentlich erbeutet ihr etwas.“ Die Wölfe verfolgten die Spur. Als der Geruch des Elches ganz deutlich aufzuspüren war, duckten sich die Jäger vor die anderen und beobachteten ihre Beute. Zu ihrem Pech war es ein starker Bulle. Die kleine Herde, die sich im Schutz der Bäume Versteck hielt, war nur am Geruch aus machbar. Dort befand sich auch eine ältere Elchkuh und ein schwaches Jungtier. Ein Jäger würde genügen, um das Kalb von der Herde zu trennen, doch der weibliche Elch würde sich nicht so leicht jagen lassen. Schüttelfell und Rupfrute hetzten das Kalb die anderen versuchten, dass andere Tier wegzudrängen. Die Mutter des Jungtiers hatte die beiden gewittert und wurde nervös. Die Elche machten sich auf den Weg, trabten schnell und panisch, bis sie in einen hektischen Galopp verfielen. Die Gruppe trabte gemächlich hinter den Beutetieren hinterher, ließen sich immer wieder zurück fallen, damit sich die Herde in falscher Sicherheit glaubte. Doch dann stürzten die vier Jäger nach vorne, die Wölfe, die das Kalb reisen sollten seilten sich von der Gruppe ab und preschten genau auf das Jungtier zu. Schüttelfell rutschte unter den Bauch der Mutter und biss ihr in den Bauch, diese trat nach der Jägerin, doch die Wölfin hatte dem Kalb schon die Halsschlagader durchtrennt. Dieses sackte sofort zu Boden, und deren Mutter rannte panisch weiter. Gerade jetzt, in der Zeit, wo die Wölfe in großer Gefahr schwebten, bekam Luftsprung ihre Welpen. Raufwelpe, der ein schwarzes Fell hatte, zeigte jetzt schon einen starken Charakter, doch die zierliche, grau-braune Pelzwelpe war mehr schüchtern und das genaue Gegenteil ihres Bruders. Ihr Lebensbegleiter Lauffuß freute sich riesig auf die beiden Neuankömmlinge, da es seine ersten Welpe waren. Doch Luftsprung hatte sich in eine neu angelegte Höhle zurückgezogen, und sie lies andere ungern in die Nähe ihrer Welpen. Knurrend und mit gesträubten Fell stellte sie sich gegen ihre eigenen Rudelmitglieder, sie verteidigte ihre Kleinen, bis sie die Augen aufschlugen und sich ihre Felle in ihre normale Farben färbten. Auch die Welpen von Wellennacht würden spätestens im Tiefwinter geboren werden. Leider machten sich auch bei Schneepelz und Hetzbein Welpen bemerkbar. Beide waren zurückhaltender als normalerweise, beide zuckten immer wieder zusammen, wenn sie angeredet wurden und ihr Bauch schwoll langsam aber sicher an. Auch Scharfzahn und Heulerkehle benahmen sich seltsam, doch eher wirkten sie stolz und schwelten ihre Brust, aber waren nicht so nervös wie die beiden Wölfinnen. Dann benahmen sich immer mehr Wölfinnen merkwürdige, bald zeigte jede Wölfin Anzeichen einer Schwangerschaft. Deswegen kamen auf dieser Vollmondversammlung fast nur Rüden mit, auch die anderen Rudel wiesen solche Anzeichen auf, was in dieser Jahreszeit sehr unpassend war. Da die meisten es nicht gewohnt waren, Welpen zur Welt zu bringen, waren es meistens Spätgeburten und das zögerte die Geburt bis in die kältesten Stunden des Tiefwinters hinaus, meistens vielen sie qualvoll aus.
Die verstorbenen Wölfe machten es sich zur Pflicht, jeden Vollmond auf die Erde zukommen, um zu sehen, wie sich ihre ehemaligen Rudel machten. Die seltsamen Waffen hatten noch mehrere ermordet, trotzdem blühten und gedeihten selbst die Einsamen. Doch die Nahrung wurde immer knapper, es wurde selten, wohlgenährte Beute und Artgenossen anzutreffen. Die Zahl der Jäger vergrößerte sich bei jeder Jagd, da die Spuren durch den Geruch, von Regen, Unwetter und Schnee, die schwer in der Luft hingen, nur noch undeutlich wahrzunehmen waren. Selbst bei den starken Kämpfer, waren bald die Rippen zusehen. Da das Rudel der Bäume keinen Omegawolf aufweisen konnte, passierte es häufig, das hauptsächlich die Rüden, ihre Aggressionen an ihren Rudelmitgliedern aus ließen, oder an Geschlechts gleiche. Schwarzmond war nun für beide Geschlechter zuständig, da Rotauge, die sich um die Disziplin und die Ordnung bei den Weibchen kümmerte, ebenfalls trächtig war. Es lag nun an ihm, alles im grünen Bereich zu halten.
Jetzt war es soweit, Grunzjauler und Flügeltatze wurden nach fünf Vollmonden endlich vollwertig. Der schwarze Anführer forderte nun alle wieder auf, sich unter dem herausragenden Stein zu versammeln. Laut lies dieser seine melodische Stimme erklingen: „ Ich vordere Gruzjauler und Flügeltazte auf, sich vor dem herausragenden Stein aufzustellen.“ Die beiden Jungwölfe traten ängstlich und gleichzeitig zugleich nach vorne. Nach dem der Alpharüde seine Worte gesprochenen hatte: „Wölfe des Kiefernwaldrudes, wieder feiern wir eine besondere Zeremonie. Hier und jetzt geben ich euch im aller Ehre zu unseren Vorfahren eure Namen, ihr werdet euch in höhere Ränge erheben und eure Fähigkeiten zum nutzen eures Rudel einsetzten. Ihr unterstreicht so mit das Einsehen eures Rangs, und versprecht, dem Rudel ewige treue bis zu eurem Tode oder unserem Untergang“, aufsagte, verkündete er die Namen der neuen Rudelmitglieder. „Du Flügeltatze wirst von nun an Flügelfell heißen und dich als Wächterin dienlich machen. Du Grunzjauler wirst uns als Jäger namens Grunzkehle gute Dienste leisten.“ Überwältigt schauten sich die beiden an, doch statt sich freudig bei den anderen willkommen heißen zulassen, erinnerten sie sich an ihre Schwester, die sie nun für immer auf der Welt der Lebenden verloren hatten. Statt mit der Rute zu wedeln und fröhlich zu bellen schwiegen die beiden und hielten ihre Schwänze gesenkt. Rotauge versuchte die beiden aufzumuntern, doch auch ihr Herz war schwer von dem Kummer des Verlustes. Auch Schwarzmond fehlten die Worte, was sich eigentlich für einen Anführer nicht schickte. Doch einem Vater stand es zu, um sein verlorenes Kind zu trauern. Doch die verstorbene Schnupfwelpe hatte sich im Reich der Schatten eingelebt. Wie es jede Welpen taten, die früh verstarben, war auch sie sichtlich gewachsen und hatte ihren Namen Schnupftaze in Empfangen genommen. Bald würde sie Schnupfnase heißen.
Nach einem Vollmond war es so weit, erst Rotauge, dann Wellennacht und dann die beiden, denen es eigentlich nicht erlaubt war, Welpen zu bekommen, gebärdeten ihre Jungen. Rotauge brachte ein graues Männchen namens Rauchwelpe, ein weißes Weibchen namens Zahnwelpe, ein braunes Weibchen namens Herzwelpe und einen schwarzes Männchen namens Spitzwelpe zur Welt. Wellennacht bekam Fleckenwelpe, ein weißes Weibchen mit schwarzen sprenkeln, Schattenwelpe, ein weißer Rüde mit grauem Kopf und Blattwelpe ein rot-braunes Weibchen. Schneepelz bekam zwei Welpen, die sie Maulwelpe und Ohrwelpe nannte. Das eine Männchen war grau und hatte ein braunes Kinn, das andere Männchen war braun mit einem goldenen Schimmer. Hetzbeins Welpen waren noch nicht bereit, geboren zu werden. Doch zweieinhalb Monde und zehn Sonnenaufgänge nach den anderen brachte auch sie ihre Welpen zur Welt, doch es verlief nicht so wie geplant. Die Weltkommer waren noch nicht richtig entwickelt, und sie hatten sich im Bauch ihrer Mutter quer gelegt, das heißt, sie kamen nicht einfach zur Welt, das sie nicht durch den Muttermund der Wölfin passten. Kräuterduft und Schlappminze gaben sich große mühe, die Geburt so angenehm wie möglich zu machen. Der erfahrene Kunder wusste nicht genau, wie er diese Welpen lebend auf die Welt bringen konnte. Alle Wächter und die Zuchthelferinnen trauerten mit der jungen Wölfin, da es offensichtlich war, dass sie oder ihre Welpen verstarben. Die braune röchelte erbärmlich, ihre Augen flackerten und ihre Nasenflügel bebten. Wellennacht erinnerte sich noch sehr gut an ihre erste Geburt, an die Qualen die sie erleiden musste, und die Angst um das Leben ihrer Kinder. Unaufhörlich scharrte die braune Pfote am Boden, Hetzbeins Beine zuckten und ihre Flanke hob und senkte sich in einem ungleichen, wildem Rhythmus. Die Kräuter, die die heilende Wölfen der gebärdenden Wölfin verabreichten, linderten zwar den Schmerz, aber nicht die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt. Auch wenn es der schnellen Jägerin eigentlich untersagt war, trauerten Rotauge und Schwarzmond, schließlich ging es hier um eine Wölfin IHRES Rudels. Auch Schnabelzahn fühlte sehr mit der Wölfin mit, da sie mit ihrer doppelt Geburt ihrer Mutter ganz bestimmt große schmerzen bereitet hatte. Ihr gequetschtes Bein wird immer das Leid der schwarzen Wölfin präsentieren, doch Wellennacht hatte den Stolz auf ihre eingeschränkte Tochter und ihre Geschwister oft genug unter Beweis bestellt, also war sich Schnabelzahn sicher, dass auch Hetzbein mit einer möglichen Einschränkung ihrer Welpen klarkommen würde.
Als endlich das Hinterteil eines schwarzen Welpens zum Vorschein kam, was nicht ohne höllische Schmerzen geschah, grub Kräuterduft behutsam seine Zähne in die Fruchtblase, um das darin gefangenen Wesen aus der schützenden Hülle zu befreien. Währenddessen versuchte er, auch den Welpen herauszuziehen, und nach mehren Anläufen, plumpste es auf den ausgepolsterten Boden. Die Mutter verzog ihr Gesicht zu einer Fratze der Qual, und doch flackerte Stolz in ihren von Tränen verschleierten Augen. Doch war die Vorderseite des Wesens nicht ganz schwarz, sondern schwarz weiß und das fiepsen, das normalerweise jedes neugeborene von sich gab blieb aus. Schlappminze massierte die Kehle des Kleinen, doch kein laut war zu hören. Nach wenigen Atemzügen zappelte das Wesen und suchte sich unbeholfen den Weg zu den milchvollen Zitzen seiner Mutter. Der zweite Welpe war braun wie seine Mutter, doch die beiden Kunder wussten, dass mit den Beiden irgendetwas nicht ganz in Ordnung war. Mehrere Mondwechsel danach, bekamen sie die Bestätigung: Luftsprungs Welpen hatten bereits die Augen offen und ihr normales Fell bekommen, ebenfalls waren sie zu Zukünftigen ernannt worden, sie waren bereit, die zwölf Vollmonde des Älterwerdens voll und ganz zu nutzen. Die Welpen von Schneepelz entwickelten sich prächtig und Wellennachts tranken süchtig ihre warme Milch. Doch die beiden Welpen von Hetzbein entwickelten sich nicht so prächtig; Winterwelpe, das schwarz-weiße Männchen, hatte noch immer keine einzigen Ton ausgestoßen und Lerchenwelpe, das braune Männchen hatte immer noch nicht die Augen geöffnet, obwohl er schon vier Vollmonde alt war. Typischerweise öffneten Welpen mit elf bis fünfzehn Sonnenaufgängen ihre Augen, doch dieser Nachzügler war noch weit davon entfernt. Dann, als der junge Zukünftiger endlich seine Augen aufschlug, musste jeder würgen, der den Jungwolf genau anschaute; die “Augen“ des Rüden hatten sich nicht entwickelt, das heißt, er besaß nur leere, unausgefüllte Vertiefungen in seinem Kopf. Die Augenhöhlen waren meistens von den Lidern bedeckt, doch auch das schüchterte jeden ein, der in der nähe dieser Missbildung stand. Seinem Bruder ging es nicht anders, zwar waren seine Augen vorhanden, die übrigens smaragdgrün waren, doch dieser Wolf hatte keine Stimmbänder, was den Nachteil hatte, dass dieses Tier für immer schweigen muss. Die Mutter hatte die Geburt überlebt, doch scheinbar hatte sie währenddessen innerliche Verletzungen erlitten, die sie für eine längere Zeit aus ihren Pflichten als Jägerin befreite. Die Welpen einer unbekannten Mutter waren tatsächlich im tiefsten und kältesten Punkt des Winter geboren worden, doch auch sie überlebten. Hirschwelpe, ein rostrotes Weibchen, Elchwelpe; ein graues Männchen und Hasenwelpe, ein rot-braunes Weibchen genossen ebenfalls den vollen Milchfluss ihrer Ziehmutter Luftsprung. Es waren eindeutig die jüngsten Neuankömmlinge, die ein Rudel je aufgenommen hatte. Die drei Welpen kannten die Fehler der beiden Rüden noch nicht, doch sie spielten herzlich mit den beiden.
Nach langem grübeln waren die Alphatiere zu dem Entschluss gekommen, die junge Pelzwelpe zu dem neuen Omegawolf auszuwählen. Wenn sie sich erheben wollte, muss sie sich leider in den untersten Rang begeben, denn es war dringend nötig, da die Wölfe Aggressionen ab- und aufbauen mussten, um geschickt bei der Jagd und stark beim Kampf zu sein. Leider dauerte es nicht mehr lang, bis es soweit war, schließlich war sie schon sechs Wärme- und Kältewechsel alt. Ihr Bruder Raufwelpe hatte sie jeden Augenblick untergeordnet, hatte ihr immer bewiesen, dass er der stärkste war, zwar nicht der ältere, doch das machte er mit seiner stärke wett. Die Weltkommer wurden bald Zukünftige, da sie schon acht Sonnenaufgänge alt waren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top