1.Kapitel

Jetzt waren die Rudel getrennt und trotzdem reichten sich die Familien die ereignisreiche Geschichte jeder Generation weiter. Und so erzählte auch eine junge Wölfin aus dem Kiefernwald die Geschichte. „Und so geschah es auch: Die Wölfe bildeten eine Jagdgruppe, die einen kurzen und ehrenvollen Tod der jungen Hirschkuh mit dem verkrüppelten Bein bescherten. Nach dem ihr Leichnam auf dem Laub bedeckten Boden lag, verneigte sich jeder Wolf, und auch die Hirsche neigten ihren Kopf, bis ihre Schnauzen das Laub zum rascheln brachten. Der Mond schien die Seele der jungen Hirschkuh zu sich zu nehmen und sie auf zu saugen. Alle...“ Ein durchdringendes Jaulen durchschnitt für ein paar Sekunden die Stille, die von dem Rauschen der verschiedenen Gespräche erfüllt war. Wieder ertönte ein Jaulte das wirklich jeden zur Aufmerksamkeit zwang. Schnell war richtige Stille eingetreten, jeder Verneigte sich vor ihrem Anführer Schwarzmond und hielt dementsprechend die Rute senkrecht, oder zwischen den Beinen. Die Jungwölfe und die älteren Welpen spielten immer noch miteinander, doch auch sie kamen schnell zu ruhe und gesellten sich zu den älteren. Schwarzmond hatte sich aufrecht auf den erhobenen Stein in der Mitte der großen, unterirdischen  Höhle hingesetzt, um sein Rudel die Jagdgruppen und den Tagesablauf zu erläutern. „Wir haben den zehnten Vollmond, den Vollmond, der unsere Schicksale mit denen der mysteriösen Hirschen zusammengetan hatte. Wie vor fünf Vollmonden werden wir uns auf der heiligen Lichtung versammeln und uns mit den Geistern der Hirsche auszutauschen, denen wir geholfen hatten. Auch einiger unserer Prophezeier werden uns begleiten.“ Alle Jungwölfe spitzten die Ohren, jeder hoffte auserwählt zu werden, um bei den anderen angeben zu können. „Ich nehme Schnüffeltatze, Schattenjauler, Sprinttatze, Mausejauler und Hecheljauler mit.“ Aufgeregt winselten die genannten Jungwölfe und wedelten mit ihren buschigen Ruten. Auch manche der anderen ließen sich mitreißen und so entstand in nur wenigen Atemzügen ein Knäuel aus raufenden Jungtieren. Auch die Welpen wollten mit machen, doch sie wurden von den älteren zurückgehalten. Als sich der Lärm gelegt hatte wurden weiteren Mitglieder auserwählt: „Mit ihnen kommen Scharfzahn, Rundkopf, Schneepelz, Heulerkehle und Jägermaul. Wie alle Alphaweibchen wird Rotauge die Versammlungshöhle bewachen.“ Mit hocherhobener Ruten machten sich die Auserwählten auf zur Lichtung. Der Anführer wanderte in einem schnellem Trab durch den bedeckten Boden, die Nacht legte sich wie ein zweiter Pelz auf die der Wölfe. Das rascheln von Blättern verriet, das auch das Rudel aus dem Eichenwald eingetroffen war. Nur der Geruch der Mischlinge war nicht erkennbar, da sie sich oft verspäteten. Leider wurden dadurch Gespräche angefochten, die nicht gerade freundlich waren. Der Anführer Krallenmond beendete die Diskussionen mit einem  lauten Jaulen, dann knurrte er mit lauter und kräftiger Stimme: „Auch wenn Schneetupfen eine Huskyhündin ist, ist sie ein Alphaweibchen und ihr müsst ihr Respekt zukommen lassen. Auch sie hat Anteil an unserem Treffen und wenn ich nur eine Beleidigung höre, verbanne ich ihn persönlich vom Mondfleck, damit das klar ist!“ Manche zog ängstlich die Rute ein oder winselten eingeschüchtert. Schnell kehrte Ruhe ein und trotzdem flüsterten die einzelnen Rudel miteinander. Das nahende Hecheln drang an die Ohren der Versammelten und jeder schaute die Herannahenden an. Viele der Wölfe die schon da waren, mussten sich eine gemeine Bemerkung verkneifen, denn jeder wollte die Geister der Hirsche sehen und ihren klugen Worten lauschen. Doch manche Wölfe konnten sich nicht verkneifen, das sich ihre Nacken- und Rückenhaare aufstellten. Auch die Eingetroffenen hatten ihre Ohren angelegt und ihre Haare stellten sich ebenfalls auf. Knurrend wurden sie von ihren Leittieren zum schweigen gebracht, die sich nun zum Mondfleck begaben und sich Rücken an Rücken hinsetzten. Sie schlossen ihre Augen, legten ihre Köpfe zu einem stummen Jaulen in den Nacken und alle taten es ihnen nach. Nebel trat auf, und heraus sprangen geisterhafte Tiere, die undeutliche die Gestalt von Hirschen annahmen. Erschrocken riss jeder Wolf die Augen auf, verneigten sich auf Wolfsart vor den Geistern und warteten bis sich ihre Rudelanführer den Neuankömmlingen näherten. Doch auch die schienen wie erstarrt und nicht einmal ein zucken mit der Schnauze war zusehen. Der geisterhafte Hirschbulle trat mit aufgestellten Ohren ein paar Schritte vor, das Mondlicht vermischte sich mit dem nebelhaften Pelz des Tieres. Ehrfürchtig blieben alle liegen bis die Geister knapp den Kopf neigten und den Wölfen somit befahlen, sich auf zusetzen. „Nun wie ich sehe hat jedes Rudel neue Mitglieder.“ Der Hirsch lies seinen Blick auf den Jungwölfen ruhen und dann auf den anderen Mitgliedern. Den Mischlingen stellten sich die Haare auf, da ihr Rudel nur aus dahergelaufenen Einsamen oder heimatlosen Hunden bestand und kein einziges Jungtier aufweisen konnte, obwohl eine Hybrid-Wölfin eventuell trächtig war. Nun ruhte der eisige Blick auf ihnen und lies sie alle erzittern. Auch den anderen stellte sich langsam das Nackenhaar auf, bis wirklich die Gefahr bestand, das sich jeder attackierte. Der Nebel, der um die Lichtung herum lag schien sich in dunkle Schatten zu verwandeln und helles Licht loderten wie Blitzte in seinem inneren. Jeder winselte ängstlich, jeder schmiss sich auf den Boden um dem grauen auszuweichen und jeder zitterte erbärmlich. Die Hirsche bäumten sich auf und riefen im Chor: „Wir Geister aus dem Nebelreich sind nicht zu euch gekommen um einen Kampf mitzuerleben! Wir sind gekommen um den Frieden zu sehen, nicht um Blut fließen zu sehen! Geht nun, ihr habt unsere Ehre beschmutzt, jetzt seid ihr ohne Rat, denkt über euer Verhalten nach und kommt gesitteter als heute Nacht wieder!“ Mit einem heftigen Donnerschlag löste sich der Kreis auf und die Geister ließen ihre Stimmen nachhallen, bis nicht einmal die Silhouetten der verstorbenen Tiere mehr zu erkennen waren. Hilflos und immer lauter winselnd krochen die Versammelten auf dem Boden rum, suchten Schutz in den Pelzen ihrer Rudelmitglieder und im Duft ihrer Wälder. Selbst die Leittiere zitterte, doch keiner von ihnen kroch am Boden, sondern alles hatten ihre Ohren aufgerichtet und mit runden Augen das Verschwinden der Nebeltiere beobachtet. Schnell murmelten sie einen Abschied an die anderen im Mondkreis und trabten schnell von dannen. Auch ihr Rudel folgte hektisch hechelnd, alle wollten an ihren Anführern vorbeirasen und in ihren Wald preschen, doch keiner traute sich den Zorn des Alphamännchens beziehungsweise des Alphaweibchens auf sich zu ziehen. Keiner, nicht einmal die vorwitzigen Jungwölfe trugen ihre Rute erhoben, alle hatten sie unter die Beine geklemmt, auch wenn die Erleichterung groß war, endlich in dem vertrauten Gebiet zu laufen, trotzdem redete keiner miteinander.
Die Wölfe des Kiefernwaldes kamen bei den Fuchsbau ähnliche Eingang zu ihrem Lagerplatz an, der hinter einem unterirdische Durchgang in eine ausgegrabene Höhle führte. Normalerweise hielten sie sich bei allen Jahreszeiten draußen im Wald auf, doch zu Versammlungen und wichtigen Ereignissen riefen die Alphatiere mit einem Jaulen in ihr Lager. Dort wurden auch die älteren und auch einige der jüngeren Welpen großgezogen, oder Jungwölfe wurden zu Wächtern, Jägern oder Kämpfern auserwählt, Altwölfe genossen den Schutz der Steinwände.
Als alle aus dem Eingang auftauchten, wurden sie von Rotauge und den anderen herzlich winselnd und schwanzwedelnd begrüßt. Als das Alphaweibchen den leichten Angstgeruch im Pelz ihres Lebensbegleiters wahrnahm machte sie ein verdutztes Gesicht und schaute leicht verwirrt die anderen an, von denen ein so heftiger Angstgeruch aufstieg, das nach nur wenigen Atemzügen die Luft verpestet war. Alle Jungwölfe hatten sich verstört auf den Boden gelegt, den Hals ganz fest auf den Boden gedrückt und rührten sich kein bisschen, als die Wächter sie an stupsten und zärtlich leckten. Einige der Jäger und Kämpfer, die dabei gewesen waren stürzten sich mit aggressiven knurren und aufgestellten Pelz auf Krüppelfuß, der erschrocken die Ohren anlegte und sich sofort auf den Rücken fallen ließ, um seine Angreifer mit lecken und winseln zu besänftigen. Manchmal kreischte er auch, wenn ihn jemand gebissen hatte aber sonst versuchte er nur sich von den anderen zurückzuziehen, doch es war vergeblich. Das tiefe Knurren ihres Anführers hielt ihre Aggressionen für kurze Zeit zurück, damit sein Omegawolf vor den anderen fliehen konnte. Mit der Rute zwischen den Beinen, den Kopf gesenkt und mit an den Hals gedrückten Ohren rannte er weg, schaute kurz zurück auf seinen Leitrüden und ließ in seinen Augen einen kurzen dank aufflackern. Jeder hatte eine Höhle, die sie sich noch tiefer unter der Erde gegraben hatten. Schnell verschwand der Letzter zu Halbschwanz in seinen Erdbau, um sich seine Wunden zu säubern. Auch die schwarze Wölfin half dabei, aber selber verließ sie selten den Bau, da sie Angst hatte, ihren prallen Bauch zu zeigen. Krüppelfuß holte regelmäßig nasse Erde, um ihren starken Angstgeruch zu verstecken und ihren leichten Milchgeruch. Es war streng verboten, das Wölfinnen Junge bekamen, außer des Alphaweibchens, und ausgerechnet Kurzschwanz, ein Omegawolf, erwartete Junge von Krüppelfuß. Ihre Welpen waren geborene Letzter, bestimmt ein Leben aus Angst und Traurigkeit zu fristen und hauptsächlich die Betawölfe waren bereit ihren Nachwuchs kurz nach der Geburt zu töten. Aber was würde mit den Elternpaar passieren? Es war klar, sie würden verbannt werden und können sich schon auf kräftige Bisse und wilde Kämpfe, vor ihrer Verbannung, freuen. Beide zitterten, wenn jemand ihre Namen rief oder sich spielerisch oder aggressiv auf sie stürzte, immer fühlten sie sich ertappt und ungeschützt. Wenn Kurzschwanz Glück hatte, würde sie nur verbannt werden, weil ihre Alphatiere ein großes Mitgefühl hatten und dem Tod so entrinnen. Manchmal passierte es, dass sie im Schlaf aufschrie und immer zu rennen versuchte, doch keiner wusste etwas davon, niemand kannte die Entstehung der ungeborenen Jungen, die unerwünschten Welpen, die sehr hart für Respekt und Ehre kämpfen müssten, falls sie überleben sollten, mitbekommen. Leise winselte seine Lebensbegleiterin, als sich Krüppelfuß auf den Weg zum Loch machte, wo die Reste der gefangenen Beute vergraben waren, die für die schwachen und kranken im Rudel übriggelassen wurde und holte ein halbes Stück von einem Bein heraus und trug es in einem schnellen Trab zu seiner Wohnhöhle. Schnell zog seine Gefährtin die Beute in ihre Höhle und nahm gierige Bisse. Er roch ihre Angst, sah sie in ihren Augen, die ihn wie einen Schlag traf. Eine Weile hörte er nichts außer ihren hektischen Atemzügen, die stoßweise die Luft erfüllten. Doch dann drang ein lauter Streit an seine Ohren, es klang nach Scharfzahn und  Rupfrute, die sich scheinbar um ein Stück des Beutetiers stritten. Hetzbein versuchte verzweifelt, die beiden Rüden zu besänftigen, doch sie machte es nur noch schlimmer, denn jetzt versuchte Rupfrute Scharfzahn von seiner Lebensbegleiterin fernzuhalten, denn der junge Rüde war nicht bereit, sie für einen anderen aufzugeben, auch wenn er nie mit ihr Welpen haben würde, liebten sich beide. Mit aufgestellten Ohren und Fell bleckte Rupfrute die Zähne, leckte sie aggressiv und machte sich breitbeinig zum Sprung bereit. Aufgebracht stürzte sich Hetzbein in die Mitten der kampfbereiten Rüden und hätte fast einen schmerzhaften Biss ins Bein bekommen. Doch dann kam Schwarzmond, der alle drei mit einem drohenden Knurren zum schweigen brachte. Die Rüden ließen voneinander ab und liefen jeweils in verschiedene Richtungen. Erleichtert verneigte sich die braune Wölfin vor ihrem Alphamännchen und schlüpfte zu den anderen Jägern in ihre Höhle.

Währenddessen war der Jagdtrupp eifrig bei der Sache. Die Aufstellung war je nach Gruppengröße unterschiedlich. Bei einer Fünfköpfigen Rotte war die Aufstellung so: vorneweg lief ein Kämpfer; in diesem Falle Nachtpelz. Hinter ihm liefen zwei Wächter, die jetzt Schneepelz und Heulerkehle waren. An den Flanken der beiden Wächter liefen zwei Jäger, die bei der heutigen Jagd Langbein und Jägermaul waren. Die Wächter suchten nach Spuren, die auf Beute hinwiesen. Hatten sie ein Beutetier ausfindig gemacht, wurden die beiden Jäger ausgesandt, um in einem unermüdlichen Trab dafür zu sorgen, dass die Beute ermüdet war, bevor der Rest des Trupps nachgekommen war. Wenn das gejagte Tier müde wurde,  umzingelten es die Jäger und Wächter von vorne und von der Seite, während sich der Kämpfer für den Todesbiss bereit machte. Konnte sich das Beutetier aber aus dem Kreis befreien, was jetzt der Fall war, blieb den Wölfen nicht anderes übrich, als wieder die Spuren aufzunehmen und eine endlose und erbarmungslose Hetzjagd einzuleiten. Das Adrenalin, das für so eine Hetzjagd dringend benötigt wurde, schoss nun in die Adern der Wölfe. Wieder verfolgten die Jäger das Tier, hinter ihnen preschten die anderen Mitglieder her. Langbein entfernte sich von der Gruppe, um den Elchbullen, den sie verfolgten, von vorne zu bremsen. Derweil trieb Jägermaul den Bullen immer weiter in seine Richtung. Schneepelz und Heulerkehle drängten sich immer näher an den Elch, um Nachtpelz vorbeizulassen, der dem Beutetier den Weg abschnitt und sich dann in die Kehle des Bullen zu verbeißen. Wäre die Nasen der Jagdrotte nicht von dem Blut der Beute benebelt gewesen, hätten sie einen starken Wolfsgeruch von der Eichenwaldgrenze wahrgenommen. Doch schnell verschlangen sie einige Bisse, bevor sie die Botschaft der gerissenen Beute in den Wind heulten.  Als dann das restliche Rudel eintraf, wich jeder zurück, um Schwarzmond durchzulassen, der die besten Stücke des Bullen verteidigte. Knurrend knuffte er die anderen Wölfe, wenn sie ihm zu nahe kamen, doch dann gab er ein Zeichen, dass sich die Kämpfer der Beute nähern durften. Alle wollten sich vordrängen, besonders die Letzten und die Außenseiter. Nachdem sich die beiden Kunder vollgefressen hatten, setzten sie sich abseits des toten Tieres. Doch die untersten Ränge wurden von den Jägern und Wächtern, die jetzt mit fressen an der Reihe waren, auf den Boden gezwungen. Während sich die letzten beiden Ränge um die letzten Stücke Fleisch balgten, nahmen die Neuankömmlinge und die Prophezeier kräftige Bisse. Ängstlich drängen sich die Omegawölfe an den halb verzehrten Kadaver und schlangen die Sehnen und das bisschen Fleisch hinunter, dass noch übriggeblieben war. Doch immer wieder  wurden sie schmerzhaft von den Außenseitern gebissen, ließen sich aber nicht davon abhalten, ihren Anteil der Beute zu nehmen. Als alle gefressen hatten, berichtete die Jagdrotte, die derweil wieder runtergekommen war, wo sie den Elch erlegt hatten: „Wir haben die Beute ganz nah an der Geruchslinie zum Eichenwald erlegt, beinahe hätte der Bulle sie überschritten, da haben auch die Eichenwaldwölfe gewartet und gehofft, wir wären so dumm, unsere Beute zu ihnen zu jagen.“ Heulerkehle konnte sich ein belustigtes bellen nicht verkneifen. „Du hättest den Ausdruck in ihren dummen Gesichtern sehen müssen und das verwirrte flackern in ihren Augen.“ Wieder bellte er lachend. „Fast hätten sie wie Welpen gewimmert.“ Er schüttelte seinen roten Kopf und machte sich daran, andere Wölfe zum Transport der Beute zusammenzusuchen, um so viel wie möglich von dem, was von dem Elch noch übrig war, ins Lager zu bringen. Hechelnd kam die Gesättigten zurück und berichteten, wo sie ihren erlegten Bullen vergraben hatten, falls der mitgebrachte Teil für die Welpen nicht ausreichte. Sie trugen zwei fette Stücke von einem Bein und zwischen ihren kräftigen Kiefern, die Schenkel legten sie in das Beuteloch und vergruben es.
Doch als sie zurückkamen, hatten sie weniger mitgebracht als zuvor. Zum Schock der andern trugen sie offene Wunden an ihren Pelzen, die leicht bluteten und Nachtpelz hinkte leicht. Erschrocken rissen alle ihre Augen auf und umrundeten die Rotte. Der Gestank nach Blut alarmierte die Alphatiere die sofort auf die Mitte der Höhle rannten. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Rotauge sichtlich besorgt. „Unsere lieben Nachbarn“, dabei knurrte Jägermaul sehr wütend, „haben uns auf der Lichtung, wo wir unsere Beute versteckt haben, erwartet. Sie haben gesagt,  es wäre so oder so ihre Beute. Als wir sie vertrieben wollten, haben die uns auf unserer Seite der Duftlinie bekämpft und unser Beute zu stehlen. Natürlich wollten wir es erst mit reden versuchen, aber sie haben uns angefallen, bis wir sie mit einem Kampf dazu bringen konnten, wieder auf ihre Seite zu rennen. Aber wir sind verletzt und sie haben fast alles aufgefressen, wenn nicht haben sie es in Stücke gerissen und auf der Erde verteilt, um es ungenießbar zu machen.“ Den anderen stellte sich ebenfalls das Nackenhaar auf und leises Knurren drang durch die Stille. Frust und Wut staute sich bei den Kiefernwaldwölfen auf und sobald Kurzschwanz oder Krüppelfuß aus ihre Höhle  kommen würden, müssten sie damit rechen, jeden Augenblick einen schmerzhaften Biss zu bekommen. Hechelnd und winselnd stapften die anderen umher, erfüllt von dem Wunsch, die Zähne in die Pelze der Eichenwaldwölfe zu schlagen und ihnen ordentliche Wunden zuzufügen, das sie es ja nie mehr wagen würden, nur eine Tatze über die Linie zu setzen. Manche standen ihren imaginären Feinden, mit gefletschten Zähnen und aufgestellten Haaren und Ohren, gegenüber. Die Zukünftigen sprangen aufeinander drauf, knurrten mit ihren hohen, piepsigen Stimmchen und rollten solange im Staub herum, bis ein gewaltiges Niesen die Erdwände entlang hallte. Durch diese Geräusch abgelenkt, vergaßen die Wölfe für kurze Zeit ihre Kampfeslust, doch lange blieben sie nicht entspannt. Herausfordernd jaulte einer der Jungwölfe und stürzte sich auf Mina, die erschrocken knurrte. Sofort ging Schwarzmond dazwischen, stieß die junge Wölfin beiseite und biss dem jungen Wolf warnend in den Schenkel. Der schrie vor Schmerz und Schreck auf und galoppierte sogleich in seine Höhle, wo nur noch ein buschiger Schwanzspitze und funkelnde Augen zu sehen waren. Es gab viele, die meinten, dass Mina zu den Omegawölfen zählte, trotzdem war sie eine höhergestellte Wölfin, die trotzdem viele Narben von kleineren Bissen oder Wunden unter ihrem Pelz verbarg.  Nach dem sie sich verbeugt hatte, trabte sie schnell zum Höhlenausgang, statt sich zu den Jungwölfen in ihrem Bau zu gesellen, um an die frische Luft zu gelangen. Ihre graue Rute verschwand schnell im Schatten.
Rupfrute kam nur wenige Atemzügen nach ihr aus dem Tunnel gestürzt, sein Fell war aufgestellt und verklebt, ein heißer Gestank nach Blut und Angst kamen  hinter ihm wie eine Wolke hinterher. Jetzt, da er in hör weite war, stieß er ein gespenstiges Jaulen auf, nachdem eine lange Atempause  folgte. Wieder stürzten Schwarzmond und Rotauge auf die Mitte der Höhle, um von einem verpesteten Gestank nach Aas und Blut umfangen zu werden. Wieder stieß Rupfrute einen leiseren, aber genauso gespenstischen Laut aus, der schnell ein einziges winseln, dann zu einem wimmern und jammern zugleich wurde. Scheinbar nahm er die fragenden Stimmen seines Rudels gar nicht war, denn egal was man ihm sagte, es kam keine einzige Antwort. Sanft wurde er von seinen Höhlenbewohnern zu dem Eingang geschoben, bis nur noch sein unaufhörliches jammern aus der tiefe unter der Erde zu vernehmen war.
Langsam fingen die Übrigen an, leise miteinander zu tuscheln, diejenigen die bei einer Rotte eingeteilt waren, um Nachtpelz zu Schattengeist, einer älteren, erfahrenen Einsamen zu bringen, schauten sich verwirrt um. Zwar hatten sie eigene Kunder, doch die waren schon länger draußen, um neue und frische Kräuter zu sammeln. „Was ist denn...“, wollte Rundkopf gerade fragen, doch dann wurde er vom aufgeregt bellen der Zukünftigen unterbrochen, die der Rotte alles erklärte. Schockiert schaute sich die Gruppe an, flüsterten aufgeregt miteinander und steckten ihre Köpfe zusammen. Doch hätten sie nur eine winzige Ahnung, was sich bald im Bau der Omegawölfe ereignen wird, wären sie viel schockierter. Die Unerwünschten wurden in weniger als fünf Nächten geboren, es war die Entscheidung des ganzen Rudel, ob diese ungeborenen Weltkommer überhaupt im Rudel bleiben durften oder sofort starben, die grausamen Mäuler der Kämpfer würde ihre Leben für immer erlöschen lassen. Namen, Namen hatten die Welpen in Kurzschwanz Bauch schon und trotzdem war es sinnlos, sich an einen seidenen Faden zu klammern, doch verlor sie noch nicht die Hoffnung. Sie beschloss, zu Schattengeist zu ziehen um dort ihre Geburt auszuführen. Es war soweit, die junge Letzter stand kurz vor der Geburt. Eine Nacht vor dem Vollmondtreffen, wo alle schliefen, hob sie sich mühsam auf die Tatzen, versuchte möglichst elegant mit ihrem prallen Bauch erst den Ausgang ihres Baus und dann den Ausgang in den Wald zu erklimmen. Krüppelfuß hatte sie nichts gesagt, niemand durfte jemals erfahren was sie getan hatte. Zwar versuchten sie sich wie immer unterwürfig zu verhalten und ihr Rute immer zwischen den Beine zu halten, trotzdem zuckten beide bei jedem rascheln zusammen, doch sie schaffte es nicht, eine schnellere Gangart einzuschlagen als einen flinken Trott anzuwenden. Sie wusste, dass sie bald das Eichenwald-Territorium passieren musst, um die Grenzen der “vollwertigen“ Rudel hinter sich zulassen. Als sie ihre mühsame Wanderung fast bewältigt hatte, wollte sie der Stein der Erschöpfung zu Boden zwingen und sie wie ein Fisch in einem Strudel hineinsaugen. Als sie die Geruchslinie des Eichenwaldes überquert hatte, und sie fremdartige Gerüche wahrnahm blieb sie heftig hechelnd stehen. Schnell schnupperte sie an ihrem Bauch, bevor sie begann, ihn mit ihrer Zunge zu massieren. Als sie geendet hatte,  kündigte sie, mit einem leisen Jaulen, ihr kommen an. Sofort tauchte eine grau-braune Gestalt  aus den Schatten auf. Auffordernd knurrte diese, trotzdem wirkte der Schatten leicht verunsichert. „Was willst du?!“, es spuckte die Worte förmlich aus. Anhand seiner Stimmlage und seines Geruchs wusste Kurzschwanz, dass es sich bei dem Schatten um einen jungen Rüden handelte. Ängstlich schluckte die Wölfin, doch ihre Stimme war trotz ihrer bemühen ein einziges wimmern: „Ihr müsst mir helfen, ich werfe bald und brauche unbedingt Hilfe, das mich niemand entdeckt.“ Mit einem undeutsamen Blick musterte er die verängstigte Wölfin und fügte leicht mitfühlend hinzu: „Ich heiße Natsh. Du siehst nicht nach einer Alphawölfin aus, eher nach einem der untersten Ränge. Und du erwartest wirklich Junge?“ Leicht erleichtert ließ sie die angehaltene Luft ihren Lungen entgleiten, legte sich hin und gab sich den Wehen hin. Sie brachte nur noch ein schwaches: „Ich heiße Kurzschwanz“, heraus, dann legte sich ein glasiger Schimmer auf ihre Augen und unter ihrem Pelz schiene tausende Flammen zu lodern, die ihr den Schweiß von der Stirn fließen ließ. Natsh jaulte laut und ließ die klare Nachricht eines Neuankömmlings mitschwingen. Diejenigen, die zufälliger weise da waren,  kamen langsam angetrabt und setzten sich um die krampfende Kurzschwanz herum. Auch eine ältere Wölfin, mit vor alter weißen Schnauze, kam gemächlich angetappt. Jeder der Einsamen verbeugte sich, doch nicht auf Wolfsart, sie neigten nur knapp die Köpfe. Die starke Stimme der zerbrechlichen Alten zwang die tragende Wölfin ihren gold-gelben Blick fest zu halten. „Wir helfen jedem der unsere Hilfe braucht. Du siehst aus, als bräuchtest du Hilfe.“ Kurzschwanz legte schwach ihren Kopf auf die Erde und murmelte leise den Namen der Wölfin und bedankte sich bei Schattengeist, bevor sie eine schwärze übermannte. Da sie es nicht gewöhnt war, Junge zu werfen, konnte man eine Fehlgeburt nicht ausschließen; die Schmerzen waren so stark, dass Schattengeist ihr Kräuter gegeben hatte, sodass sie wieder einschlief.
Als die junge Wölfin aufwachte, spürte sie einen so starken Schmerz, das ihr die Galle als dem Maul lief. Der Mageninhalt der Schwarzen trat unter massenhaften Qualen hinaus, und schwach atmete sie ein und aus, nachdem sie alles heraus gewürgt hatte. Die Wölfe, die sie umzingelt hatten waren nur verschwommene Gestalten vor ihren glasigen Augen. Mit einem Schrei der Qualen bekannte die Geberende ihre Schmerzen, zuckte, als Wellen ihren Körper schüttelten. Sanft leckte sie eine Zunge an den Ohren, im ersten Moment dachte die Wölfin mit der kurzen Rute, es sei ihr Lebensbegleiter, doch kein vertrauter Geruch füllte ihre Nase, keine vertraute Umgebung lag in ihrem Blickfeld. Vor angst wimmerte Kurzschwanz, jammerte und hechelte hektisch, als sie ein schweres Gewicht liebevoll am Boden festhielt. Sie wollte zappeln, um sich beißen, doch schwäche hielt sie ebenfalls am Boden. Jetzt, jetzt wusste die schwarze Wölfin, was ihr so starke Schmerzen bereitete. Eines ihrer Welpen lag schlapp auf der Erde, immer noch in der Fruchtblase gefangen. Dann, nachdem sich ihr Verstand aufgeklärt hatte, hörte sie ein leises wimmern und spürte ein leichtes stupsen an ihrem Bauch. Dann fuhr noch ein Schmerz durch ihren Körper, und wieder plumpste ein kleines, überlebendes Wesen auf die Erde. Darauf folgten ein lebendiges und ein totes gleichzeitig, das den Nachteil hatte, dass das eine ein gequetschtes Bein hatte. Die Geburt der beiden bereitete ihr doppelt so viele Schmerzen, dass sie sich nicht mehr nur auf die Zunge beißen konnte, sondern so  laut auf jaulte, als hätte ein Bär seine Krallen in ihren Leib geschlagen. Dieser Welpe hatte ein gequetschtes Bein, doch sonst schien ihm nichts zu fehlen. Das Letzte war sehr schwach und kränklich. Nach jedem Welpen wurde der jetzigen Mutter die Kraft mehr und mehr geraubt, bis sie wieder der schwarze Mantel der Ohnmacht umfing.
Nur mühsam schaffte sie es, sich von der leere ihrer selbst loszureißen. Die Fremden, die sie umzingelt hatten, wichen nicht von ihrer Seite. Auch ihre drei überlebenden Welpen hatten sich dicht an ihren Pelz geschmiegt. Jetzt kam der Stich in ihrem Bauch nicht von Welpen, die geboren werden mussten, sondern von dem starken verlangen, ihr Bauch mit der wärme eines Beutestücks zufüllen. Doch erst jetzt wurde ihr bewusst, dass der Geruch von Beutefleisch ihre Nase benebelte. Hungrig schlang sie das prächtige Stück hinunter, genoss die wärme die ihren Schlund füllte und die volle ihres Magens. Erleichtert schloss sie ihre braunen Augen, atmete die Gerüche derer, die sie jetzt ihre Freunde nannte, ein. Die Zunge, die ihre Ohren immer noch massierte, gehörte einem jungen schwarzen Rüden, eine golden-graue Wölfin schmiegte sich an ihren Pelz.  Kurzschwanz musste würgen, sie hatte auf etwas merkwürdiges gebissen, das mitten in dem Fleisch versteckt war. Schattengeist setzte sich auf, blickte sie ermutigend an und sagte entschuldigen: „Dies ist ein Kraut, ich habe es schon oft benutzt, es hilft, dass deine Jungen genügend Milch bekommen. Ich weiß sie schmecken scheußlich, doch vertrau mir, es hilft.“ Mit verzogenen Maul nickte die junge Mutter und fraß gemächlich weiter.
Zwei weitere Nächte blieb sie mit ihren Welpen bei den Einsamen. Mit ihrer Hilfe hatten alle Welpen, auch das schwache, überlebt. Das erste und stärkste, ein rauchgraues Weibchen, hatten alle auf Nebelwelpe getauft, das andere, mit dem gold-grauen Fell und gequetschten Bein hatte sie Schnabelwelpe getauft und den einen grauen, schwachen und kränklichen Rüden mit braunem Kopf den Namen Erdwelpe gegeben. Eines der toten war schneeweiß, das andere pechschwarz. Mit der Zustimmung der Einsamen, lies Kurzschwanz ihren Wurf zurück, denn zufällig führte auch eine der anderen Wölfinnen Milch. Um Krüppelfuß zu berichten, welche Farbe und welches Geschlecht sein Nachwuchs hatte machte sie sich gleich in der Nacht auf den Weg, wo sie hoffte, das die anderen auf der Versammlung waren, um die erlegte Beute zu segnen. Alle der Einsamen waren sich einig, das ihr verschwinden auffällig wurde, wenn die sich zu lange im Exil aufhielt. Glücklich, endlich frei von der Last der Welpen zu sein, rannte Kurzschwanz förmlich zu dem Eingang der Höhle, die zu ihrem Bau führte und schlüpfte erregt hinein. Die Gerüche ihres Rudels strömten in ihre Schnauze, schnell nahm sie ihre unterlegene Haltung ein und trabte so schnell wie möglich in die Höhle zu Krüppelfuß. Nachdem sie ihm die Ereignisse erzählt hatte stürzte die kurzschwänzige Wölfin auf die Lichtung, jaulte mit ihrem untypisch mutigen Jaulen, rannte nach draußen in den Wald und rief somit die Aufmerksamkeit ihrer Rudelmitglied auf sich. Überraschte schauten sich einige um, die zu faul waren, nach draußen zu gehen, blickten aus ihrem Höhlen, die anderen, die nicht auf der Versammlung waren stürzten erschreckt auf die Lichtung, als die schwarze Wölfin immer noch jaulend wieder in die Höhle stürzte. Sie waren es nicht wirklich gewöhnt, dass Kurzschwanz, eine sonst zurückhaltende und stille Wölfin so auffordern jaulen konnte. Sie bildeten einen Kreis um die junge Wölfin, immer mehr folgten ihrer Aufforderung, auch Rotauge. In dem Blick der umkreisten Wölfin, war kein zweifel zu erkennen, sie schienen Blitze zu schießen, die untypisch für Omegatiere waren. Rotauge stellte sich hin, die anderen blieben sitzen. „Was verlangst du Kurzschwanz?“ Der urverwandte, braune Blick der schwarzen Wölfin, traf den ihres Alphaweibchens, als sie begann: „Ich werden jeden von euch zutiefst erschüttern...“. „Ich bin euch allen untergeben und das weiß ich auch, trotzdem habe auch ich das recht, mich zu erheben!“  Verdutzt murmelten die im Kreis sitzenden Wölfe miteinander. „Ich, ich habe eine Sünde begangen, doch bin ich auch stolz, stolz auf das, was ich mit meiner Zukunft anstellen werde.“ Erschrocken über die Heftigkeit, die in der Stimme der Omegawölfin mitschwang, hielten viele die Luft an. Es schienen etliche Atemzüge zu vergehen, bis sich Rotauge, mit vor Neugier aufgestellten Ohren, wieder erhob  und Kurzschwanz von oben bis unten beobachtete. „Wir haben dein kurzes verschwinden mitbekommen, wenn du das meinst.“, sagte sie mit kräftiger Stimme, ohne Drohung und ohne Vorwurf. „Nein, darum geht es nicht.“, verteidigte sich Kurzschwanz. Kurz zögerte sie, ihr wurde schlagartig bewusst, was sie für ihre blinden Welpen aufgeben musste, um sie in Freiheit und Unabhängigkeit aufzuziehen. „Ich, ich...“ Tief sog sie die Luft ein, lies den intensiven Geruch ihres Rudel in ihre Riechknospen sickern und fing dann leicht bebend an. „Ich habe Welpen zur Welt gebracht.“ Erschrocken und geschockt taumelten einige zurück, andere schnappten nach Luft, oder schlossen die Augen zu einem schnellen Gebet. Doch auch trotzt dieser Nachricht, schauten sie das Alphatier an, als wäre sie ein Welpe, das einen einfachen Fehler gemacht hatte. Doch sie hatte mitbekommen, das Rotauge ungläubig mit der Schnauze gezuckt hatte, und das sich ihr Nackenfell langsam aufstellte. Sie war auch ziemlich überrascht, die rot-braune Wölfin hatte mühe ihr Unglauben zu dieser Botschaft zu verbergen. Keiner redete, das Murmel war erstorben, nur erschrockene Blicke hefteten sich in den schwarzen Pelz der Wölfin. Keiner knurrte, keiner zeigte Aggressionen, manchmal glaubte Kurzschwanz einen kurzen Flimmer von Respekt in ihren Augen zu sehen. Statt sich winselnd und leckend auf den Rücken zudrehen, saß die Omegawölfin mit stolz erhobenem Kopf und herausfordernden, zur Seite gedrehten Ohren in der Mitte der Versammelten. Diejenigen, die sich die Beine vertreten hatten oder jagen waren wurden schnell aufgeklärt und auch die setzten sich schweigend in den Kreis, obwohl man noch das angestaute Adrenalin spüren konnte. Mit einem tiefen Seufzer des Bedauerns sahen Rotauge der jungen Wölfin direkt in die Augen. Sie war immer noch sprachlos, über den vielleicht ungewollten Verrat des Weibchens, trotzdem sprach sie ebenfalls mit stolz erhobenen Kopf. „Du weißt, es ist dir und jeder anderen Wölfinnen verboten Nachwuchs zu zeugen. Trotzdem, jetzt ist es zu spät...“ Mit aufgestelltem Haar und geleckten Zähnen stellte sich Kurzschwanz hin, forderte so jeden heraus, ihn zu töten, wenn nur einer von ihnen, ihren hilflosen Jungen zu nahe kommen würde! Ihre Zunge leckte auffordernd ihre gefletschten Zähne, als sie knurrte: „Keiner von euch wird meinen Welpen zu nahe komme! Denjenigen durchbeiße ich die Kehle!“ Mit dem Mut einer frisch gewordenen Mutter, würde sie ihr Leben opfer, jeden angreifen, sei es ihr Eignens Rudel oder Fremde abwähren. Jetzt sprach Mitgefühl in Rotauges Stimme, sie wusste, wie hartnäckig eine Mutter war, wenn es um ihre Neugeborenen ging. „Wir werden deinen Welpen  nichts tun, doch wir müssen entscheiden, ob wir sie in unser Rudel aufnehmen. Wenn ja, werden wir sie als Omegawölfe aufnehme, ein anderes Schicksal werden sie höchstwahrscheinlich nicht bekommen.“ „Das war mir immer bewusst und doch bin ich stolz auf meinen Wurf, es sind prächtige Tiere, zwei Weibchen und ein Männchen, trotzdem werde ich mich nicht schämen ihre Mutter zu sein, selbst wenn es meinen Tod bedeutet!“ Jetzt klinkte sich auch Krüppelfuß ein: „ Auch wenn sie Omegawölfe  werden, sind sie meine Welpen!“  Wieder hielten alle erschrocken die Luft an. Alle Augen wanden sich Krüppelfuß zu, der genauso herausfordernd aussah wie Kurzschwanz. „Wir haben starke Welpen, obwohl ich sie nicht gesehen habe.“ „Das wirst du tun.“  Versicherte Schwarzmond den Eltern, der gerade eben von dem Vollmondfleck wieder gekommen war und einiges mitgehört hatte, um eine passende Ansprache hören zu lassen. „Wir gewähren dir, die Welpen zu uns zubringen, aber es ist nicht sicher welchen Platzt sie im Rudel haben werden, wenn sie älter werden.“ Rotauge wand sich von Schwarzmond ab, den sie gerade aufgeklärt hatte und sprach direkt mit Kurzschwanz: „Dein Schicksal wird sich vielleicht auch ändern, ich werde die Welpen wie meine eigenen akzeptieren.“ Voller Wut wollte sich Kurzschwanz auf das Alphaweibchen stürzen, doch stattdessen knurrte sie nur: „Es sind meine Jungen, es werden nie deine sein!“  Knapp nickte Rotauge und zog sich zurück. Dem Alphapaar war klar, dass die junge Omegawölfin nicht unterzukriegen war, also beschlossen sie, es mit den anderen Leittieren und den Geisterhirschen zu besprechen. Es wurde festgelegt, dass es eins bis zwei Weibchen im Rudel gab, die sich mit den Betawölfen paaren durften, um das Alphaweibchen mit dem Nachwuchs zu unterstützen und den Stand der Welpen aufzufrischen. Die sogenannten Zuchthelferinnen wurden von den einzelnen Rudeln auserwählt. Aus dem Eichenwald wurden es: Schaufelfuß  und Schneeschatten; aus dem Kiefernwald wurden es: Kurzschwanz die jetzt Wellennacht hieß und Mina, die den jetzigen Namen Luftsprung trug. Kurzschwanz beziehungsweise Wellennacht, wurde mehr akzeptiert, wenn jemand Aggressionen aufgebaut hatte, ließ er sie an Krüppelfuß aus. Die Mutter durfte ihre Welpen jederzeit besuchen. Als es endlich Zeit war, die jetzigen Jungwölfe im Kiefernwaldrudel willkommen zu heißen kamen auch manche der Einsamen zu der Lichtung, als Schnabelwelpe, Nebelwelpe und Erdwelpe, herzlich von ihrer Mutter und ihrem Vater willkommen geheißen wurden. Auch wenn die jungen Wölfe über ihr Schicksal Bescheid wussten, wollten sie sich als Prophezeier dem Rudel anschließen und ihre lange Wanderung hinter sich bringen. Die drei wurden auch von den Jungwölfen spielerisch aufgenommen.

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