1. Herzschlag
... als ich mich fragte, womit ich das verdiente.
Genau das ist er. Der Moment, in dem ich mir zu 101% sicher bin, dass die Welt sich gegen mich verschworen hat. Und zwar nicht, weil ich eine schlechte Note kassiert, mich in der Cafeteria, vor den Augen aller mit Essen bekleckert oder mir dank meiner Tollpatschigkeit mal wieder selbst ein Bein gestellt habe. Nein...
Ein Dreivierteljahr habe ich mir sämtliche Körperteile verrenkt, verdreht und beinahe verknotet und dabei Kriegsgeschrei von mir gegeben, das ein ganzes Football-Stadion füllte, nur um jetzt zu erfahren, dass all das nicht im geringsten auf Anklang stieß.
Zugegeben hätte mir selbst auffallen müssen, dass irgendetwas gewaltig schiefläuft, wenn ich von Verrenken und ähnlichem spreche, während sich alle anderen grazil und federleicht zu Höchstleistungen aufschwingen. Und zwar wortwörtlich.
Denn wenn das Cheerleader-Team der „Emerald High" eins wirklich draufhat, dann sind es Pyramiden jeglicher Art. Und ich meine nicht die, bei denen die Mädchen sich starr zu einem senkrechten Prisma formatieren, stets darauf bedacht, alle eventuellen Sturzrisiken im Voraus zu vermeiden. Nein, ich meine die Pyramiden, die vor Leben und Akrobatik nur so strotzen, wobei ich zugeben muss, dass ich stets ein Teil der unteren Reihe war, der die stabile Basis bildete und bereit war, die oberen Reihen aufzufangen, sobald ihr großer Abgangsmoment per Salto gekommen war.
Und trotz all dieser Umstände habe ich es geliebt, Teil einer Gruppe zu sein, die auf purem Zusammenhalt basiert. Die Betonung liegt auf „habe".
Bei der bloßen Verwendung der Vergangenheitsform spüre ich, wie die Wut erneut in mir hochkocht. Frustriert kicke ich einen Kieselstein gegen die Hauswand des Sportzentrums, in dem sich die Umkleiden befinden, bis ich schließlich über meinen Schatten springe und das Gebäude betrete. Vielleicht aber auch nur, weil ich mir selbst die mitleidigen, erleichterten, oder aber selbstgefälligen Gesichter meiner ehemaligen Teammitgliederinnen ersparen möchte.
Und im selben Moment weicht der Zorn einer Welle der Enttäuschung. Cheerleading war der Sport, in dem ich aufging und für den ich liebend gern ganze Nachmittage opferte, wenn uns mal eine besonders harte Trainingseinheit bevorstand.
Natürlich weiß ich, dass ich definitiv nicht zu den Besten im Team gehörte, mal abgesehen davon, dass das weder meine Intention noch mein Wunsch war. Doch genau das jetzt, nach all der Zeit, direkt ins Gesicht gesagt zu bekommen, tut verdammt weh.
Und vielleicht, ganz vielleicht liegt es auch an der Tatsache, dass es meine beste Freundin war, die mir eben ins Gesicht sagte, dass es so nicht weitergehen könne, dass sich das ganze Team nach mir richten müsse und, dass ich wahrscheinlich doch nicht die nötige Eleganz mitbringe, um mit zwei Pompons bewaffnet elfengleich über den Platz zu schweben und dabei die Schulmannschaft anzufeuern, als gäbe es kein Morgen. Mag sein, dass sie es vielleicht etwas anders formuliert hat, aber sind wir mal ehrlich, fällt ihr ja reichlich früh auf...
Die Tränen unterdrückend, die sich bereits in meinen Augenwinkeln anbahnen, werfe ich meine Klamotten in den Sportbeutel und stapfe in Richtung Bushaltestelle. Ungeduscht, im verschwitzten Cheerleader-Kostüm, einfach nur den Sportplatz und die dazugehörigen Erinnerungen hinter mir lassend.
Dieser Tag ist definitiv gelaufen...
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Mit geradezu wagemutiger Überzeugung, dass der heutige Tag nur besser werden kann, als der Gestrige, stehe ich vor der verschlossenen Schultür und warte darauf, endlich das Gebäude betreten zu dürfen.
Dass es einmal so weit kommt, hätte wohl niemand geahnt, am wenigsten ich. Doch nachdem ich mir die halbe Nacht wach, statt, wie angedacht, schlafend um die Ohren geschlagen habe, habe ich beschlossen, dem Elend ein Ende zu setzen und mich selbst zu erlösen.
Und wenn man mich vor die Wahl stellt, allein meinen Gedanken und Erinnerungen gegenüber zu stehen oder überpünktlich die Schulbank zu drücken, ist Zweiteres definitiv das kleinere Übel von beiden.
Mit Öffnen der Tür schlüpfe ich in das Schulgebäude und versuche dabei, die Stimmen der anderen Schüler, die nach und nach auf den Hof strömen, zu ignorieren. Ich habe nicht das Bedürfnis, mit irgendwem zu reden und gehe deshalb geradewegs zu meinem Spint, bis ich geschockt und mit leicht geöffnetem Mund einfach nur bedröppelt davor stehen bleibe und die anschließende Schranktür mustere.
Es ist 7:30 AM und bereits jetzt zweifle ich erneut an mir und meinem aktuellen Aufenthaltsort. Denn während ich vor kurzem noch absolut überzeugt von meinem Plan war, wünsche ich mir jetzt nichts sehnlicher, als wieder in meinem Bett zu liegen. Die Ursache leuchtet mir einen halben Meter entfernt in knallroter Farbe und in Form eines Aushangs zum diesjährigen "Valentine's Ball" entgegen.
Mir bleibt allerdings nicht die Zeit, das Gesehene vollständig zu verarbeiten, denn in dem Moment streckt sich eine Hand knapp an meinem rechten Ohr vorbei und landet direkt auf dem Plakat vor mir.
Trotz der Tatsache, dass sich unsere Körper nicht berühren, spüre ich seine Präsenz dicht hinter mir, wodurch sich meine Atmung, direkt gefolgt von meinem Puls automatisch verschnellert. Ein vertrauter und doch mittlerweile so verhasster Geruch steigt mir in die Nase und ich schließe ergeben die Augen.
„Hab gehört, du bist aus dem Cheerleader-Team geflogen, Moore?" Mein Magen krampft sich schmerzhaft zusammen, jedoch nicht aufgrund meines frischen Rausschmisses aus dem Team, sondern wegen des kalten Tonfalls, in dem er meinen Nachnamen über die Lippen bringt, bevor er genauso reserviert und mit einer Spur Häme weiterspricht.
„Gratulation, soweit ich weiß, hat das vor dir selten jemand geschafft. Sag, was hast du angestellt- oder nein warte. Ich finde es heraus. Trisha ist sicher erpicht darauf, mich auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Man sieht sich."
Die Worte waren gegen Ende mehr ein Hauch, als ein Laut und nun da sie, samt Besitzer, verschwunden sind, bleibt nichts weiter zurück, als eine Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper zieht.
Mit einem letzten übelkeitserregenden Blick auf das nun leicht geknitterte Papier, biege ich kurzerhand in die Mädchentoilette fünf Meter weiter ein, was sich allerdings als Fehler erweist, als kurz darauf die Tür erneut aufschwingt.
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Soo, das war das erste Kapitel meiner Story.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Vorgeschmack liefern und euch somit etwas neugierig machen. :)
𝑨𝒖𝒇 𝒎𝒆𝒊𝒏𝒆𝒎 𝑷𝒓𝒐𝒇𝒊𝒍 𝒉𝒂𝒃𝒆 𝒊𝒄𝒉 𝒆𝒊𝒏𝒆, 𝒛𝒖 𝒅𝒊𝒆𝒔𝒆𝒎 𝑩𝒖𝒄𝒉 𝒑𝒂𝒔𝒔𝒆𝒏𝒅𝒆, 𝑺𝒑𝒐𝒕𝒊𝒇𝒚-𝑷𝒍𝒂𝒚𝒍𝒊𝒔𝒕 𝒗𝒆𝒓𝒍𝒊𝒏𝒌𝒕, 𝒅𝒊𝒆 𝒎𝒊𝒄𝒉 𝒃𝒆𝒊𝒎 𝑺𝒄𝒉𝒓𝒆𝒊𝒃𝒆𝒏 𝒖𝒏𝒅 𝒆𝒖𝒄𝒉 𝒘𝒐𝒎𝒐̈𝒈𝒍𝒊𝒄𝒉 𝒃𝒆𝒊𝒎 𝑳𝒆𝒔𝒆𝒏 𝒃𝒆𝒈𝒍𝒆𝒊𝒕𝒆𝒕. 𝑯𝒐̈𝒓𝒕 𝒈𝒆𝒓𝒏𝒆 𝒎𝒂𝒍 𝒓𝒆𝒊𝒏 ...
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