Kapitel 18

Es war schon fast morgen und die wenigen Vögel in den Bäumen der Allee hatten schon angefangen zu zwitschern, als Castiel aufschreckte. Er hatte die ganze Nacht auf dem Bett gelegen und sich teilweise sogar gewünscht, wie ein Mensch schlafen zu können. Für Sam und Dean war die Zeit bestimmt schneller vorbei gegangen. „Ich kann sie wieder sehen!" sagte er direkt heraus, was auch sofort Sam und Dean weckte. Denn auch Dean waren irgendwann die Augen zugefallen, auch wenn er keine ruhige Nacht hatte. „Wirklich?" fragte er sicherheitshalber nach, doch die Augen des Engels sahen aus, als würde er etwas erfassen wollen. „Sie ist in einer Bar, ganz in der Nähe." sagte Castiel dann. Das lies auch Sam schnellstmöglich aufstehen, kurz richtete er sich noch die Haare und gähnte unfreiwillig, doch stürmte er ebenfalls wie der Engel und sein Bruder aus der Tür hinaus.

Candra saß am Tresen, ein Bier in der Hand, welches nicht ihr erstes gewesen war. Sie überlegte noch, ob sie die Jäger einfach anrufen sollte oder wie sie Kontakt zu ihnen aufnehmen sollte, als jemand die Tür einriss. Frische Luft wehte hinein und brachte kalte Winterluft in den Raum, indem es sonst nur nach Alkohol, Rauch und Verzweiflung roch. Wer jetzt noch in dieser Bar saß, hatte wirklich Probleme und Candra hatte es daher nicht gewagt jemand anderen als den Barkeeper anzusprechen. Sie hatte ihre eigenen Probleme. Sie drehte nicht ein Mal den Kopf herum, als die Tür aufschwang, wer sollte das schon sein? Ein weiterer armer Schlucker der wahrscheinlich von einer anstrengenden Nachtschicht kam und die letzten Minuten auskosten wollte, die diese Bar noch offen hatte. Doch es war nicht ein solcher Mann, es waren gleich drei Männer, die Candra dann doch nicht ignorieren konnte. Im Schimmer der wenigen Lampen, die man auch auf einer Müllkippe hätte finden können, erkannte das Mädchen schließlich Sam, Dean und Castiel. Während Dean eine strenge Mine aufgesetzt hatte und tatsächlich sauer wirkte, sah Sam schon deutlich besser aus, fast erleichtert. Castiels Gesichtsausdruck konnte sie nicht wirklich deuten, es war eine Mischung aus Enttäuschung, Freude und wahrscheinlich auch Angst vor ihrer Reaktion auf die unfreiwillige Rettungsaktion, die er schließlich in Gang gesetzt hatte. Doch so musste sich die Jägerin nicht mehr die Frage stellen, wie die sie die drei Männer kontaktieren sollte. „Was macht ihr denn hier?" fragte Candra nun und leerte den Rest ihres Bieres in einem Zug. „Verdammt, Kleine, wir haben dich gesucht!" kam es direkt von Dean. „Wir wissen was du vorhast und wir können das nicht zulassen." sagte er dann noch und sah mit einem Seitenblick den fragenden Blick des Barkeepers, der auch einen guten Bodybuilder abgegeben hätte. „Vielleicht sollten wir im Wagen weiterreden..." zischte Sam nun, als auch er den Blick sah. Candra nickte und bezahlte schnell ihre Getränke, es waren so einige gewesen, doch für ihre Verhältnisse noch im Rahmen. Der Impala parkte vor der Bar, zum Glück hatten die drei Jäger ihr Hotel schon vorher bezahlt und so konnten sie einfach einsteigen und losfahren. Kaum hatte Dean den Motor seines heißgeliebten Wagen gestartet, schien er sich schon wieder beruhigt zu haben. „Candra..." begann Sam nun. „Es gibt keine Möglichkeit Adam aus dem Käfig zu holen, nicht mal mit den Fähigkeiten eines Kobolds. Luzifer und Michael sind ebenfalls darin und sie würden dich wortwörtlich in Stücke reißen." erklärte der jüngere Winchester-Bruder noch ein weiteres Mal seine Sorgen. „Ich kenne die Beiden. Sam hat mehr als Recht." schaltete sich nun Castiel ein, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte. Candra hatte sich sichtlich über seinen Anblick gefreut, schließlich hatte auch sie ihre Brüder vermisst und auch wenn sie es selbst nicht wirklich zugeben wollte, hatte sie Castiel ganz besonders wiedersehen wollen. Aber sie hatte noch nie etwas von Liebesbeziehungen gehalten, nach Oliver war sie wie die meisten Jäger nur hin und wieder auf einen One-Night-Stand aus gewesen. Jäger konnten einfach keine Beziehungen führen und das war auch besser so, ein solches Leben brachte viel zu viel Gefahren mit sich. Auch wenn das für Castiel wohl keine Veränderung sein würde, war er ein Engel. Eine solche Beziehung klang für sie nach einem schlechten Teenie-Buch, nach einem solchen, in dem es glitzernde Vampire gab. Candra schüttelte kurz den Kopf und die Gedanken zu vertreiben, denn sie war sich ihrer Gefühle so gar nicht im klaren. „Es geht einfach nicht!" sagte Sam nun und die Jägerin bemerkte, dass sie ihm eine ganze Weile nicht zugehört hatte. Daher bekam er auch eine Antwort, sie wusste einfach nicht worauf sie antworten sollte. Sam seufzte als sie schwieg. „Hast du überhaupt einen Kobold gefunden?" kam es nun von Dean. Candra hielt kurz inne. Die Brüder und auch scheinbar Castiel hatten etwas gegen ihren Plan Adam zu retten auszusetzen und das würde sich auch nicht ändern, wenn sie ihnen die Wahrheit sagte. Wahrscheinlich würden sie diesem Plan sogar im Weg stehen und das konnte Candra nicht zulassen. Dafür war ihr ihr Bruder zu wichtig, auch wenn sie so oft Streit mit ihm gehabt hatte. Er war ihr großer Bruder, und auch wenn sie nun durch eine glückliche Fügung zwei weitere große Brüder bekommen hatte, würde sie ihn nicht einfach so aufgeben. „Nein, es war wohl doch kein Kobold in der Stadt..." log Candra nun. Sam seufzte erneut. „Immerhin." murmelte er vor sich hin, während Candra einen weiteren Knopf ihres Hemdes zuknöpfte, damit ja niemand die neue Narbe über ihrem Herzen sehen konnte.

Endlich hätten die Jäger etwas Zeit zum Schlafen gehabt, doch tatsächlich tat dies niemand von ihnen. Sam und Candra saßen am Tisch, sie hatten sich jeweils einen Berg Bücher geschnappt und saßen nun am großen Tisch in der Haupthalle. Beide hatten ihren Kopf tief in den Seiten vergraben und während der jüngere Winchester versuchte etwas über Herzräuber in der Kultur der Maya herauszufinden, und es ihm offensichtlich nicht gelang, steckte Candras Nase schon wieder in einem Buch über Kobolde. Natürlich hatte sie den Jägern erzählt, sich einfach nur bilden zu wollen und deswegen auch noch ein paar Bücher über Werwölfe, Vampire und andere Monster dazugelegt. Immerhin vertrauten sie dem Mädchen noch ein wenig, so wie es schien. Dean hatte auch einige Bücher vor ihm liegen, doch sie waren geschlossen und er lies lieber einen Tennisball immer und immer wieder gegen die Wand springen. Das stetige Geräusch störte inzwischen weder Sam noch Candra beim Lesen, Deans Pause von seinen Recherchen dauerte inzwischen schon so lange, damit die beiden sich an das Geräusch gewöhnen konnten. Castiel dagegen saß ebenfalls am Tisch, doch er musterte nur die anderen Jäger. Er dachte nach, das konnte man sehen. Doch Dean missdeutete den Blick auf Candra und zog fragend die Augenbraue hoch. Hatte sein bester Freund, ein Engel, etwa Gefallen an seiner Schwester gefunden? Er erinnerte sich daran, wie Castiel sich mit Meg verhalten hatte, aber dies hielt er nun nur noch für einen kläglichen Versuch menschlich zu wirken. Dies hier schien leider echt zu sein, zu Deans Bedauern. „Starr sie nicht so an!" zischte Dean noch, als er diesen Gedankengang beendet hatte. Erst jetzt sah Candra hoch und bemerkte Castiels Blick, was sie nur ein wenig rot werden lies. Schnell wuschelte sie sich die Haare vors Gesicht und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Ihre Augen schienen kurz zu leuchten, als sie in ihrem Buch etwas wichtiges fand. „Ich lese die Bücher auf meinem Zimmer, ja?" fragte sie freundlich, vielleicht sogar ein wenig zu freundlich für ihr eigentliches Gemüt. „Ich kann mich hier nicht konzentrieren." fügte sie dann noch hinzu um die Schuld von sich zu weisen. Sam nickte nur, während das Mädchen aufstand und den Stapel schwerer Bücher anhob. Kaum war sie die Treppe hinaufgegangen und in ihrem Zimmer verschwunden bemerkte Castiel endlich Deans Blick und auch das, was er eben noch gesagt hatte. Sam seufzte, er hatte die ganze Situation natürlich auch mitbekommen und vergab dem Engel die Anziehung, die er scheinbar für die Schwester der beiden Jäger verspürte schnell. „Wenn du sie magst, sagt es ihr halt!" kam nur noch von ihm. „Und wie?" fragte Castiel nur nach, auf seinem Gesicht erschien der unschuldigste Blick den Dean und Sam je gesehen hatten. Nun seufzte auch Dean laut auf, schließlich gönnte er es eigentlich beiden glücklich zu werden. Wenn es sein musste auch miteinander, aber daran musste sich der Jäger noch gewöhnen. Sam warf ihm einen Blick zu, der fast schon so etwas wie ‚Ich bin stolz auf dich.' sagte, doch Dean rümpfte darüber nur die Nase. Er war sehr beschützend, das wusste er. Sowohl Cass gegenüber, als auch Candra. „Wie hast du es bei Meg gemacht?" fragte er dann. „Sieh sie als Übung an für den Ernstfall, also Candra." Auf Sams Gesicht erschien sogar ein kleines Lächeln, als Castiel schlussendlich aufstand. „Brich ihr nicht das Herz!" kam es noch von Dean, seine warnende Stimme betonte, wie ernst er es damit meinte. Sam lachte kurz auf. „Lass du dir nicht das Herz brechen, Castiel." sagte er dann noch. „Es geht schließlich um Candra."

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