Kapitel 97

SYML - Wildfire

Ich stehe extra früh auf, um in der Stadt etwas für Ardan holen zu können. Nur ist das Problem, dass ich nicht weiß, was er haben möchte. Immer Schokobons zu holen ist doch langweilig. Und Rosen? Ich will etwas holen, was ihm auch mehr nützt. Ein Parfüm! Das wollte ich ihm doch sowieso schon mal kaufen. Genau! Mit neuer Motivation putze ich mir die Zähne und lege mich zurück auf meine Matratze. Ist Ardan schon wach? Nein, er schläft gerne länger. Ob er in diesem Wetter mit offenem Fenster schläft? Er hat es doch gerne frisch in seinem Zimmer. Wie sehr ich den Kontrast seiner warmen Haut unter der Decke im kühlen Raum vermisse. Hach, das muss ich heute wieder voll und ganz genießen. Mann, ich bin so ungeduldig! Bin ich bereit, ihm vom Vorfall zu erzählen? Vom ganzen Vorfall? Ich kann es genau wie bei Yasmin machen und die Stelle mit der Ohrfeige weglassen, aber ich weiß nicht so recht. Ich bin mir so unschlüssig, was das Ganze angeht. Ardan würde zwar nichts Falsches sagen, aber Probleme kommen mir oft schwer über die Lippen. Ich behalte es eigentlich lieber für mich. Na ja, ich habe ja noch Zeit, um zu entscheiden. Vielleicht sollte ich eher darüber nachdenken, was wir heute so machen könnten. Meine Haare sind schon leicht fettig, na toll. Egal, es wird ein schöner Tag, da bin ich mir sicher. Wieso kann er nicht früher wach sein? Ich will ihm schreiben. Egal, ich muss mich zuerst um das Parfüm kümmern.

Ich habe neben des Parfüms auch ein Poloshirt gekauft. Es war im Sale und mit einem dunkelgrauen Poloshirt kann man nichts falsch machen. Außerdem liebe ich es, wenn Ardan graue Kleidung trägt ... vor allem Jogginghosen. Mit positiver Energie klingele ich an der Tür, höre natürlich meine geliebte Roxy, die ihre Pfoten gegen die Tür tappen lässt und bellt. Ist Ardan etwa immer noch am Schlafen? Ich habe komplett vergessen, ihm zu schreiben. Aber jetzt höre ich Schritte und sehe dann sein hübsches Gesicht. "Hallo, Mopsi." "Hallo", sage ich, bevor ich mich in seine Arme schmeiße. "Hat mich da jemand vermisst?" "Kann sein", nuschele ich. Ich habe ihn total vermisst. Eine ganz besondere Dame möchte jedoch auch etwas Aufmerksamkeit erlangen, die sie jetzt auch durch die Streicheleinheiten bekommt. Ich lege die Tüte auf dem Boden ab und beginne, Roxys Bauch zu kraulen. Mich freut es immer so sehr, dass Roxy mich immer so herzlich begrüßt und gar nicht mehr aufhören kann, ihre Route wedeln zu lassen. Hach, sie steckt voller Leben. Ich ziehe mir meine Schuhe aus und kriege von Ardan die Hand hingehalten, ehe er mir aus der Jacke hilft und die Tüte aufhebt. "Was hast du da?" Neugierig lugt er hinein. "Habt dir zwei Kleinigkeiten mitgebracht." Sofort entstehen zwei kleine Gruben an seinen Wangen. Seine lieblichen Grübchen stechen hervor. Ich weiß doch, dass er sich über solche Aufmerksamkeiten freut. "Dankeschön, Mopsi. Ich weiß, dass ich heute duschen muss, aber stinke ich so stark, dass du es von mehreren Metern aus gerochen hast?" Ich stöhne genervt auf, kann mir jedoch mein Schmunzeln nicht verkneifen.

"Ja, tust du." Statt zu schmollen, grinst er ... er grinst schmutzig. "Du kannst mir ja unter der Dusche Gesellschaft leisten. Was hältst du davon?" Das wäre ein schmackhaftes Angebot, aber ob ich mutig genug bin? Nachdenklich spitze ich meine Lippen. "Meine Haare sind fettig ... ich weiß nicht so recht." Nun heben sich seine Augenbrauen überrascht. "Das war eigentlich ein Witz, aber wenn du wirklich magst, sage ich nicht Nein." "Ich weiß nicht. Gehst du jetzt?" Er verneint es. Sein Blick hat etwas Vorsichtigeres in sich. Er möchte sich bei meiner Entscheidung ganz sicher sein. Soll ich? Ich habe wieder Stoppel, aber das stört ihn anscheinend nicht. Ich weiß nicht. "Lass uns erst einmal in mein Bett." Ardan schmunzelt schief. "Du bist ziemlich dreckig drauf, heute." "Findest du? Dann solltest du mich bereinigen, findest du nicht?", raunt er, als er sich dicht vor mich stellt. So erlebe ich ihn nicht oft, huch! "Dreh dich um, bevor ich dich schmutzig mache." "Dirty Talk?" "Nein, du wirst unfreiwillig das tun, was Roxy gerne tut, wenn das Beet bewässert wird." Seine grünen Augen weiten sich und er unterdrückt sein Schmunzeln genauso wie ich. "Wird Mopsi zur Domina?" "Dreh dich um und lauf endlich die Treppen hoch!", pruste ich. Es hätte mir sicherlich sehr gutgetan, wenn ich gestern zu ihm gekommen wäre. Dass er eine graue Jogginghose trägt, macht mich glücklich - auch wenn sie dunkelgrau ist. "Kannst du das Poloshirt anprobieren? Ich war mir nicht sicher, ob du S oder M trägst." "Ich schwanke dazwischen. Manchmal habe ich mehr Masse, manchmal weniger. Das kommt auf meine gesundheitliche Lage an." Stimmt. Ich weiß nicht, ob es schlecht ist, dass ich nicht mehr so oft an seine KHK denke oder gut. Es entlastet mich, aber irgendwie kriege ich so das Gefühl vermittelt, dass ich zu wenig von seiner Gesundheit mitbekomme.

"Wie ging es dann eigentlich mit dem Krav Maga Training?" "Da war oft ein hin und her, aber ich habe es wirklich gemocht. Ich musste oft Pausen machen und durfte die eine oder andere Übung vorsichtshalber nicht mitmachen, aber trotzdem war ich gerne beim Training." Er sah bestimmt sehr gut aus, wenn er sich konzentrieren muss. "Und du, Mopsi? Was machst du, außer zu lernen? Spielst du Instrumente? Machst du Ballett?" "Weder noch", schmunzele ich. "Du lernst nur?" "Lernen, lesen, mit den Hunden spielen. Wenn ich die Wäsche aufhängen muss, dann tanze ich auch immer vor den Schrankspiegeln." Seine Augenbrauen und Mundwinkel zucken plötzlich. "Interessant." Er kneift kurz und interessiert die Augenlider zusammen. Was denkt er jetzt wieder so Schmutziges? "Also kannst du tanzen?" Ouh. "Ich weiß nicht. Also kann ein bisschen etwas, aber sonst ... keine Ahnung. Du kannst nicht tanzen, soweit ich weiß." "Da bin ich besser in der Biologie." Angeekelt verzieht er das Gesicht. "Wann kriege ich eigentlich wieder Nachhilfe in der Biologie? Diese Genetik ist echt scheußlich. Wie verstehst du das?" "Vielleicht haben mir meine Eltern die passenden Allele vererbt." Er stöhnt entgeistert auf. "Was sollen mir diese Mendelschen Regeln bringen?" "Was bringt mir die Ketten- und Produktregel?" Er will etwas ansetzen, hält aber inne. "Es ... es bringt dir zwar nichts und du wirst es im Alltag niemals brauchen, aber ... ach komm schon, diese Regeln sind einfacher als sonst was." "Nein, die mendelschen Regeln sind einfacher." "Diese ganzen Generationen ... ich komme nicht mehr mit." "Wir kriegen das schon hin", schmunzele ich und tätschele seinen Kopf. "Aber jetzt genug von Schule."

"Gehen wir jetzt etwa duschen?" "Du könntest endlich in das Shirt hüpfen." Er schaut zur Tüte, dabei wirkt seine Kinnline so scharf. "Stimmt." Oh Mann, sieht Ardan gut aus, wenn er sich sein T-Shirt auszieht. Ich sehe Stoppel unter seinen Armen. Auf seiner Brust hat er zum Glück gar keinen Haarwuchs - oder zumindest echt schwachen. Aber der Pfad unter seinem Bauchnabel ist da ausgeprägter. Ich mag seine Brust und seinen Bauchnabel, der ist echt süß. Zu schade, dass der dunkelgraue Stoff den schönen Körper nun bedeckt. "Es steht dir", schnurre ich. Wow, es steht ihm echt gut. Ardan sieht in grauer Kleidung echt unwiderstehlich aus. Ich lege mich automatisch hin und mustere ihn. "Hat grau eine aphrodisierende Wirkung auf dich, Mopsi?" Ich summe. Es betont seine Oberarme einfach himmlisch - diese Oberarmvene! "Anscheinend passe ich noch in M. Das ist ein gutes Zeichen." Das freut mich. "Zieh dich aus ... also das Poloshirt." "Okay, Mopsi. Du bist heute ziemlich herrisch. Hast du auch eine dominierende Ader?" Mein Rücken prickelt, als mir die dominanten Züge Ardans in den Sinn kommen. Der feste Griff ... hach, ich erschaudere. Ardan zieht sich wieder sein T-Shirt über, ehe er sich gegenüber von mir hervorbeugt. "Was bedrückt meine Mopsi? Du wirkst abwesend." Wie? Meine Augenbrauen ziehen sich fragend zusammen. "Ich schwärme nur von dir." "Sicher, dass es nicht die gestrige Sache ist? Komm, wir reden darüber. Von mir aus können wir es auch in der Wanne machen. Da habe ich nichts dagegen."

Wieder überlege ich, ob ich das wirklich tun sollte oder nicht. Ich habe ihn vermisst und in der Wanne oder unter der Dusche zu sein wäre doch eine neue Erfahrung. Aber ich schäme mich irgendwie. "Dann bleiben wir mit fettigen Haaren und einem stinkenden Körper im Zimmer. Das ist mir recht." "Du stinkst gar nicht", schmunzele ich. Sofort seufzt er erleichtert. Dass er sich an die Brust fasst, stört mich minimal. "Dann bin ich aber erleichtert." Nur wenige Sekunden nach seinem Satz legt er sich auf mich. Jetzt bin ich anscheinend seine neue Matratze, die es belustigt hinnimmt. "Mann, meine Matratze fühlt sich so anders an." "Mann, meine Decke wiegt echt viel." Ich sehe sein Grinsen aus diesem Winkel, welches sich zu mir dreht. Ardan stützt sich mit seinen Ellenbogen ab. "Magst du reden?" Nun legt er sich neben mich und zieht mich näher zu sich. Ich seufze. "Mama und ich haben uns gestritten, als wir einkaufen gegangen sind. Es ging mir um die Beziehung. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wie genau es ablief, aber ich habe mich so unverstanden und provoziert gefühlt, weil sie einfach so ... ihren eigenen Kopf hat! Es wäre so unfassbar viel leichter, wenn sie es wüsste, aber nein, sie ist mehr davon überzeugt, dass Beziehungen in meinem Alter nicht halten würden." Wenn ich wieder daran denke, dann überkommt mich wieder eine Welle an Wut. "Das alles hat mich total gereizt, dass ich ... etwas gesagt habe und dafür einstecken musste", nuschele ich gegen Ende beschämt.

"Was hast du gesagt?" Oh Mann, das ist mir unangenehm. "Dass Aiman wegen ihr Depressionen hat." Ardan zieht scharf die Luft ein. "Und daraufhin habe ich eine Ohrfeige bekommen." Augenblicklich küsst er meine Wange und legt seine Hand auf sie. Es ist zwar die rechte Wange, die er geküsst hat, aber es macht mich trotzdem glücklich. "Ich war so wütend und konnte mich echt nicht zügeln." "Und wie lief es danach ab?" "Mama war ruhig. Sie hat mich nicht verächtlich angeguckt oder so. Baba hat es über die Überwachung mitbekommen und gestern mit ihr geredet, als er mich zu Yasmin gebracht hat. Sie hat mir mit ihren Blicken versichert, dass sie nichts sagen wird. Ich weiß echt nicht, wie es morgen sein wird. Samstags ist viel los und ich werde sowieso noch in meinem Zimmer sein. Sonntags sind wir alle zu Hause, bis Baba sich dann wieder um den Papierkram des Krankenhauses kümmern muss." Als ich hoch zu Ardan schaue, sehe ich, wie konzentriert er einen Punkt im Raum fokussiert und meine Wange nebenbei streichelt. "Ich mag Gewalt nicht." Sein mich streichelnder Daumen weckt eine kleine Gänsehaut auf meinen Armen. Ardan wirkt sichtlich gestört von der Ohrfeige und versucht sich durch das Streicheln meiner Wange zu beruhigen. Er soll sich nicht belasten - das tut ihm nicht gut. "Sollen wir duschen?", frage ich vorsichtig. Er spaltet seine Lippen, hält inne. Seine Augenbrauen heben sich überrascht. "Magst du wirklich mitkommen?" Entschlossener als am Anfang nicke ich. "Ich ziehe meine Unterwäsche dann einfach wieder an." "Ich kann dir auch eine Boxershort von mir geben." "Dann muss ich schleppen und verstecken." "Du kannst sie mir auch zurückgeben und dann wasche ich sie einfach." "Nein, Danke", lächele ich.

"Sicher, dass du mitkommen magst? Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst." Ich nicke. Keine Ahnung, was mich plötzlich so sicher sein lässt, aber ich will es. So etwas ist doch schön. So etwas schweißt einen doch nur noch mehr zusammen. "Okay, jetzt?" "Ja, wenn du jetzt gehen willst." Ich bemerke alleine an der Art und Weise, wie Ardan aufsteht, dass er gleich total vorsichtig sein wird, damit ich mich nicht unwohl fühle. Er lässt mir den Vortritt, nachdem er Wechselkleidung an sich nimmt, legt seine Hand auf mein Kreuz und führt mich so ins Bad. "Keine Sorge, hier ist keine Kamera im Flur." Puh, das wäre sonst echt unangenehm. Ardan schließt die Tür des Badezimmers ab. Ich nehme ihm die Wechselkleidung ab und lege sie auf die nach unten geklappte Klobrille. Wir gehen also tatsächlich gemeinsam duschen, wow. "Magst du duschen oder baden?" "Mir egal", murmele ich. Tatsächlich bin ich doch etwas schüchterner. Dachte ich auch ernsthaft, dass ich mich so locker vor Ardan ausziehen könnte? Dann noch mit stoppeligen Körperteilen? Ardan wirkt da sichtlich lockerer als ich - so schön, wie er sich sein T-Shirt auszieht. Es wirkt so sanft. Seine Schlüsselbeine stechen so schön hervor, genau wie die Venen an seinen Händen, die langsam im Übergang zu seinen Armen immer weniger Sichtbar werden.

Ich dachte, dass er sich jetzt die Hose ausziehen wirst, aber seine Hände umschließen den Saum meines Oberteils. Fragend nickt er und ich erlaube es. Das Ganze ist wieder so unfassbar neu für mich, dass ich leicht hibbelig werde. Sein Lächeln beruhigt mich, genau wie seine Hände, die meine Haare richten, nachdem ich vom Stoff befreit wurde. Wir stehen jetzt etwas ahnungslos voreinander und genau das lässt mich prusten. Ich stupse seinen süßen Bauchnabel an, was ihn wohl dazu verleitet, mir sanft in die Seiten zu kneifen. "Ganz sicher, dass du-," "Ja, Ardan", lächele ich. Nach meiner Aussage lege ich meinen Kopf auf seinem Schlüsselbein ab und genieße die Wärme seiner Haut, die auf meine Gesichtshälfte trifft. "Mich beeindruckt es, dass du so gelassen bist. Du bist anscheinend nicht so schüchtern, was das Ausziehen angeht", gebe ich am Ende schelmisch von mir. "Nein, eigentlich nicht." Wie? Verdutzt ziehe ich den Kopf zurück. "Ich bin da auch etwas schüchtern." Verlegen lächelt Ardan. Oje, wieso sagt er das nicht? "Wenn du willst, dann gehe ich raus." "Nein, nein, bleib ruhig. Dagegen würde ich nie Einspruch erheben." Wieder kneift er mir sanft in die Seiten. Seine Augen fixieren meine Brüste, weshalb ich verlegen die Schultern anziehe. Diese intimen Gefühle brausen langsam in mir auf. Ich spüre das Kribbeln im Unterbauch und die Aufregung in meinen Gliedmaßen. Niemals hätte ich mir zugetraut, mit meinem Freund duschen zu gehen. Das ist genau das, was ich nie machen wollte.

Verrückt, wie stark ich von meinen Normen abweiche. Wie heftig ich von meinen Normen abweiche. "Hey, was ist?" Ardan hebt mein Kinn an. Mir war gar nicht bewusst, wie abweisend ich gerade war. "Nichts ... hab nur nachgedacht." "Willst du reden, bevor wir duschen?" "Wir können auch in der Dusche darüber reden." Ich weiß nicht, wieso ich das so amüsant finde und mein rechter Mundwinkel deshalb schief zuckt. "Was belustigst dich so, Mopsi?" "Mach dich nackig", pruste ich. Ardan scheint ebenfalls sehr amüsiert zu sein, weil sich auch sein Mundwinkel schief anhebt. Seine Hände ziehen langsam den Bund seiner Jogginghose runter. Erst jetzt setzt mein Schamgefühl wieder ein, weshalb ich meinen Blick zu seinem Gesicht anhebe und meine glühenden Wangen bemerke. Jetzt steht er komplett nackt vor mir, oje. Ausgerechnet jetzt bin ich versteift und genau das scheint er wohl zu bemerken. "Was, Mopsi? Hast du Angst vor meiner Seeschlange?" Oh Gott! Ich pruste los. "Was?", frage ich belustigt von seiner Aussage. Seine sanfte Lache entspannt mich mehr, als sein verrückter Vergleich. Seine Lache hat etwas so Beruhigendes. Etwas, was mich in meiner Haut wohlfühlen lässt. "Komm, zeig mir deine Seeschlange." "Ardan", ermahnte ich ihn belustigt. Ich will gerade an meinen Bund anpacken, da werde ich wieder komplett schüchtern. Dementsprechend heben sich meine Schultern. Ardan versteht, dreht sich um und steigt schon mal in die Wanne. Sein Hintern ist schon süß, das muss ich ehrlich zugeben. Mir zuliebe zieht er auch den Duschvorhang zu und lässt das Wasser schon laufen, sodass es mir leichter fällt, die Hosen fallen zu lassen. Da ich mir noch etwas Zeit lassen will, lege ich unsere Wäsche gefaltet auf den nach unten geklappten Klodeckel, bevor ich unter die Dusche steige.

Während des Einsteigens fällt mir auf, wie ich mit meinen Oberarmen versuche, meine Brüste zu bedecken. Ardan stellt die Duschhalterung für mich weiter nach unten, sodass das Wasser meinen Hinterkopf nass macht. Danach fahren seine Hände durch meine Haare, die mehr und mehr durchnässt werden. Die Geste macht mich glücklich, obwohl sie so einfach ist. "Magst du jetzt reden oder muss ich dich erst auftauen?" Er wackelt grinsend mit seinen Augenbrauen und zeigt auf das warme Wasser, das überwiegend mich tritt. "Du Witzbold", schmunzele ich. Sein Humor ist echt signifikant - seine zweideutigen Sprüche genauso. "Komm, erzähl mir, was du denkst. Du wirkst weniger energiegeladen, auch wenn du lächelst." Es ist faszinierend, wie Ardan so etwas bemerkt. Ich hoffe, dass ich es genauso gut bei ihm bemerken kann. "Was soll ich denn sagen?", seufze ich leise, als ich mich gegen sein Schlüsselbein lehne. Das warme Wasser entspannt mich so sehr, dass ich gar nicht reden will. "Was dir gestern durch den Kopf gegangen ist. Was liegt dir auf dem Herzen?" Herz ... ich muss immer an ihn denken. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken, ziehe ihn enger an mich, sodass das Wasser schon an meinen Armen und Händen an seinen Rücken weitergeleitet wird, ehe ich mich zu fassen versuche. Ich weiß überhaupt nicht, wo und wie ich anfangen soll. "Ich hatte mal Prinzipien ... und gestern habe ich endlich eingesehen, dass ich mich gar nicht mehr an diese halte, weil ich es nicht mehr kann."

"Was denn für welche?" Ardans Stimme ist ganz sanft und vorsichtig - viel sanfter und vorsichtiger als sonst. Je intensiver ich an den gestrigen Tag denke, desto sensibler werde ich. Trotz des Eingestehens bin ich etwas stur. Ich will diese Prinzipien dennoch beibehalten! "Wie ich mal war", murmele ich. Meine Stimme schwankt jetzt schon. Das Szenario von gestern spielt sich vor meinem geistigen Auge ab; Mama und ich, wie wir diskutieren, wie sie mich ohrfeigt und wie ich dann wütend und traurig in meinem Zimmer bin. "Halt nicht wie jetzt ... ich wollte nie so früh eine Beziehung eingehen. Ich wollte immer so sein wie meine Mutter. Die Schule sollte einzig und allein im Fokus stehen, aber dann habe ich mich verliebt und dann habe ich Dinge getan, die ich noch nie getan habe. Ich hatte Anfangs solche Schuldgefühle und war in einem Zwiespalt gefangen, den ich jetzt halbwegs bändigen kann. Mein Leben ist nicht mehr so einfach, wie es einmal war. Jetzt habe ich mich auch noch mit meiner Mutter gestritten und diese Ohrfeige sitzt immer noch so tief. Ich ... ich weiß einfach nicht, was ich genau tun soll." Meine Stimme bebt leicht und wirkt schon fast unverständlich unter dem Rasseln des Wassers. Es tut mir auf eine gewisse Weise weh, dass ich mich so entwickelt habe, weil es ja schließlich ein Teil von mir ist, von dem ich mich anscheinend verabschieden muss. Ich würde gerne wieder die Prinzipien einhalten wollen, aber dann müsste ich auf Ardan verzichten.

"Wir legen oder setzen uns lieber, komm." Ardan lässt das Wasser durch den Hahn laufen und setzt den Stöpsel in die Öffnung. In der Zwischenzeit wische ich mir über meine glasigen Augen und versuche meine Brüste zu verstecken, als ich mich auf den nassen Boden setze. Dieser Brustkomplex passt hier jetzt überhaupt nicht hin! "Magst du dich an mich lehnen?" Ich schaue Ardan gar nicht an, als er sich gegenüber von mir hinsetzt und mich anschaut. Ich werde von unangenehmen Gefühlen benetzt, gegen die ich mich sträuben will. Unpassender Weise kommt mir Mama in den Sinn, die mich bezüglich meines Brustkomplexes motivieren und aufbauen würde. Mama würde mir auch sicherlich sagen, dass es normal ist, Veränderungen zu durchlaufen. Auf der anderen Seite würde sie nicht jede Veränderung akzeptieren. "Hey, Mopsi", holt mich Ardan zurück in die Wirklichkeit. Seine grünen Augen schauen mich mitfühlend an. Er hat seine Augenbrauen sanft zusammengezogen. "Du bist kurz vorm Weinen. Erzähl es mir. Komm her." Ich lehne mich an ihn und beginne sofort zu schluchzen, obwohl ich es eigentlich nicht will. Eigentlich bin ich zu stur, um wegen der gestrigen Sache zu weinen, aber meine Trauer ist immer noch zu stark. Ich habe das Wasser schon vergessen, weil ich seine Körperwärme intensiver aufnehme. Es ist nicht nur intim, dass wir beide nackt in der Wanne sitzen. Es ist noch intimer, dass ich ihm meine Probleme erzähle. Vor allem beinhaltet ein Problem auch noch Gewalt.

Und nun liege ich seit sicherlich zwei Minuten in seinen Armen, die mich halten und streicheln, während ich leise vor mich hin schniefe und weine. Obwohl er nichts sagt, hilft es mir. Es hilft mir ungemein, weil ich weiß, dass er mir helfen möchte. Aber ich weiß nicht, wie er mir noch helfen könnte, außer, dass ich bei ihm mein Herz ausschütten kann. "Ich wollte mich eigentlich nie verlieben. Ich wollte einfach nur mein Abitur machen und dann irgendwann an der Uni auf jemanden treffen. Ich habe mir während der Zeit mit dir so einen Druck gemacht und ich Dumme würde den Druck wieder auf mich nehmen, um diese Prinzipien zurückzuerlangen, die ich mir gesetzt habe und einhalten wollte." "Wieso willst du dir Prinzipien setzen, die dir letztendlich psychisch schaden?" Er fragt ganz ohne Vorurteile. Seine Stimme wiegt so sanft in meinen Ohren, wie die Wellen des Wassers, wenn wir uns bewegen. "Weil ich die Prinzipien richtig finde." "Was richtig ist, schadet nicht." Und schon hat er mich mundtot gemacht. Das kann aber nicht stimmen. "Was ist daran falsch, mit der Liebe zu warten und sich auf die Schule zu fokussieren? Die Schule ist doch wichtig." "Es wäre richtig, wenn es ohne Druck und Unterdrückung sein würde, Cana. Bei dir ist es jedoch nicht so." Nach seiner Erklärung fährt er mir so sanft über meine linke Wange, wie er gesprochen hat.

Noch bevor ich etwas ansetzen kann, spricht er weiter. "Ich weiß nicht genau, wieso du dir ausgerechnet diese Prinzipien gesetzt hast-," "Wegen meiner Mutter", murmele ich instinktiv. "Hat sie dir das eingeredet?" Eingeredet ... das Wort wirkt so abwertend. "Nein, sie hat mir von ihrem Leben erzählt und was ihre Prinzipien waren und ich habe es genauso gesehen." Eingeredet. Hat Mama es mir eingeredet? "Die Prinzipien müssen nicht immer korrekt sein, auch wenn sie einem so vorkommen. Haben die Radikalen korrekte Prinzipien, nur weil sie dies so empfinden? Nein." "Aber meine Prinzipien sind doch nicht radikal." Kurz danach schniefe ich. "Im Prinzip schon." Wegen der Wortwahl müssen wir gleichzeitig schmunzeln. "Denn du gehst radikal gegen deine Gefühle vor, obwohl du doch ein Sensibelchen bist. Dein Herz wird doch bei Stress belastet, genau wegen deinen Gefühlen. Auch deine Mutter hat irgendwann die Liebe der Bildung vorgezogen oder mit ihr gleichgesetzt, sowie es fast jeder tut. Dem Herzen kann man nur schwer widersprechen, Cana." Nun liege ich sprach- und ahnungslos in seinen mich haltenden Armen. Je mehr er erzählt, desto nachdenklicher werde ich. "Was soll ich dann deiner Meinung nach machen?", flüstere ich, immer ahnungsloser, immer orientierungsloser, was mich angeht. Er beugt sich kurz vor, um das Wasser abzustellen und es mit seiner Hand danach auf meinem Rücken laufen zu lassen. "Du hast eingesehen, dass die Prinzipien deinem jetzigen Ich nicht mehr entsprechen und das ist auch gut so. Damit bist du hoffentlich einen Großteil des Drucks los, der sich auf dich gelegt hat." Ich weiß nicht so recht ...

"Dein Herz wird sich ganz entfachen, entlastest du dich von den Sorgen."

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Ich hoffe, ihr habt mich vermisst, auch wenn ihr eher die Geschichte vermisst habt.

Vorab: Nein, das heißt nicht, dass wieder viel schneller Kapitel kommen, da ich auch in den Osterferien für die Schule leicht büffeln muss. Wer ein Machiavelli Referat über seine Staatsphilosophie hat, kann mir gerne auf Insta (Helanforpresident) schreiben, hehe

Vorab²: Nein, ich habe mein Snapchat nicht deaktiviert (@Quzelkurt), ich habe die Story-Einstellung verändert, sodass nur meine Freude meine Storys sehen können und sie mir nur schreiben können, weil es mich gestört hat, falls irgendwelche einfach random Screenshots gemacht haben. Vielleicht ändere ich das auch mal wieder.

By the way an diejenigen, die mir fucking Rundsnaps schicken: ihr werdet geblockt. Ich kann das null ab. Leave me alone. Ich will weder Flammen noch sonstige Bilder von euren Freunden, die ich niemals adden werde oder von euren fucking Zimmern.

Ich gehe heute vielleicht auch Live, mal gucken

- Helo

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