Kapitel 63
Maroon 5 ft. Cardi B - Girls Like You
Es ist Samstag. Gestern hatte er sein erstes Krav Maga Training und hoffentlich ging es ihm gut dabei. Hoffentlich musste er keine Zusatzpausen einlegen, weil es ihm schlechter ging oder ganz aufhören. Ich hoffe sogar, dass er sich so gut in Form gehalten hat, dass er den einen oder anderen besiegen konnte. Was wir wohl heute machen werden? Ich bin echt neugierig und warte ungeduldig auf eine Nachricht von ihm. Yasmin hat Musik in ihrem Zimmer angemacht, weil wir so Unterhaltung beim Zurechtmachen haben. Sie putzt sich ganz schön zurecht für das Essen. Mascara, Eyeliner, Concealer, Lippenstift, Highlighter. Hoffentlich verschmiert nichts davon bei der Hitze. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Lippenstift auftragen soll. Der rote Lippenstift passt auf das blassgrüne, geknöpfte Leinenkleid. Ja, ich trage ihn einfach auf. Kein Parfüm, aber Deo muss sein. Ich bin schon fertig, es hat nicht lange bei mir gedauert. Ich gebe Ardan Bescheid. Kommt Roxy wieder mit? Nicht, dass sie uns alles wegnascht. Yasmin sitzt noch vor ihrem Spiegel, kontrolliert alles und sprüht sich etwas ins Gesicht, Fixingspray, glaube ich. Ich begutachte währenddessen meinen Körper. Mein Hintern wirkt riesig in diesem Kleid, aber meine Brüste? Mein BH sitzt so komisch, weil die Träger des Kleides so dünn sind, dass man die Träger des BHs sonst sehen würde. Einen Trägerlosen habe ich nicht dabei. Soll ich den BH einfach ausziehen? Es sieht wirklich echt scheiße aus, wenn ich so herumlaufe und ich müsste den BH immer wieder hochziehen. Ach, ich ziehe ihn einfach aus.
"Ach, so ist das also." Yasmins Lippen verziehen sich zu einem schiefen Grinsen. "Das siehst sonst komisch aus." "Ja, ohne BH sehen die Brüste viel natürlicher aus." Wir beginnen zu lachen. Mein Handy blinkt auf, Ardan wartet mit dem Auto auf der Straße. "Yasmin, er wartet auf mich!", flüstere ich. Nicht, dass jemand es noch hört. "Okay, ich bin auch fertig. Gib mir mal meine Tasche." Ungeduldig schmeiße ich sie ihr zu. Wieso braucht sie so lange, um alles einzupacken? Wieso braucht sie so lange, um Parfüm aufzusprühen? "So, ich bin fertig. Hier, willst du kein Parfüm?" Ich verneine es. "Oh, ganz natürlich heute", grinst sie. "Deine roten Lippen werden heute viel zu tun haben." Empört schlage ich ihr gegen ihre Schulter. Das würde ich heute nicht tun! "Jetzt geh schon runter, du Luder." Motiviert laufe ich die Treppen hinunter. Beim Anziehen meiner Schuhe muss ich an Ardan denken. Ich muss bei so vielen Tätigkeiten an Ardan denken. Wie er meine Schenkel geküsst hat, wie sinnlich die Situation war. Eingeharkt verlassen Yasmin und ich kichern das Haus. Wir gehen beide auf ein Date, wie verrückt und aufregend! Wie wohl ihr Date verlaufen wird? Werden sie sich küssen? Ich vertraue dem Typen nicht so ganz. Es können Vorurteile sein, aber oft hat es bei mir gestimmt. Bei Mama war es auch so, auch wenn sie bei einigen - wie Onkel Ramazan und Onkel Malik - falsch lag. Und am Ende kam sie ja mit Baba zusammen, den sie am Anfang gar nicht ausstehen konnte. Das ist echt eine lustige, legendäre Geschichte. "Wann kommst du zurück?", frage ich sie. "Wann du zurückkommst. Wir treffen uns dann hier auf dem Burgersteig. Da ist Ardan schon." Sie winkt ihm lächelnd zu.
"Viel Spaß, meine Süße. Pass auf dich auf." Sie drückt mich innig an sich. "Du auch." Verabschiedend winke ich ihr noch einmal und laufe aufs Auto zu. Ardan steigt schnell aus dem Auto, um mir die Tür aufzuhalten. "Wow, das wäre nicht nötig gewesen." Ich lächele. Ardan legt seine Hand auf seine Taille, ehe er mich umarmt. "Doch, das ist immer nötig." Er küsst meinen Hals, genau dort, wo der Knutschfleck ist. Winzige Schocks gehen sofort durch meinen Körper, es weckt schöne Erinnerungen. "Du siehst sehr schön aus, Cana. Es ist sehr passend, dass der Ort nicht wirklich von Zivilisten besiedelt ist." Seine Lippen berühren meine keusch. Wieso küsst er mich nicht länger? Und was meint er mit dem nicht wirklich besiedelten Ort? "Steig ins Auto." Ardan öffnet mir die Tür und schließt sie dann für mich. Er wirkt heute so anders. So konzentriert. "Dein Kleid gefällt mir, grün." Er schmunzelt. "Das Schicksal gibt mir immer Grünes." Ich möchte seine Hand halten. Ich brauche den Körperkontakt. "Grünes steht für Leben, dabei haben mir gelbe Augen den Himmel und das Leben beschert." Wie verlegen er mich machen kann. "Sagst du mir endlich, wohin es geht?" "Nein, du musst dich gedulden. Es dauert ein wenig." "Entführst du mich?" "Ja." Wir schmunzeln gleichzeitig. "Wie war das Training?" "Erstaunlich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch so gut bin. Zwar bin ich nicht mehr auf dem Niveau wie deine Brüder, aber ich bin auch kein kompletter Amateur." Er sieht bestimmt unfassbar gut aus, wenn er kämpft.
"Und gesundheitliche Probleme hattest du auch keine?" Er verneint es zungenschnalzend. "Okay, das ist gut." Ich fahre seine Venen auf dem Handrücken und sein Lederarmband ab. "Wie lange fahren wir?" "Vielleicht eine halbe Stunde oder mehr." Oh, wohin geht es denn? "Für Proviant und den Rest habe ich gesorgt." Er hebt seine Hand an, die gerade noch von meinen Fingern berührt wurde, um meine Wange mit seinen Fingerknöcheln zu streicheln. Das ist eine liebliche Berührung. "Deine Wangen sind so weich. Dein ganzer Körper ist weich und seidig." Sanft kneift er mir in die Wange. "Du bist wie ein Keksteig." Das habe ich ja noch nie gehört. "Dankeschön", schmunzele ich. "Ich mag den Keksteig und du?" "Ja, ich mag ihn ebenfalls." Er hält inne. Was wollte er noch sagen? "Was?" "Nichts." "Sag schon." "Es ist nichts Besonderes." "Dann kann es ja nicht schaden, wenn du es sagst." Er beginnt ergebend zu seufzen. "Ich wollte nur sagen, dass ich ihn nicht lange gegessen habe. Ich hatte eine Zeit lang eine richtige Angst, alles zu essen." Seine Hand sinkt, sie verschränkt sich mit meiner. "Aber du hast ihn schon einmal probiert?" "Ich weiß nicht mehr, wie er schmeckt." Er seufzt leise. Er tut mir so leid. Ich will ihm trotz seiner Einschränkung die Freuden des Lebens zeigen. Vielleicht gibt es eine weniger fettigere oder weniger süße Variante. "Vielleicht kannst du ihn ja wieder probieren?" "Das kann ich definitiv, mir geht es tausendmal besser, aber wenn man durch Lebensmittel oft in Gefahr gekommen ist, dann hat man leichte Traumata."
"Das kenne ich. Ich habe ja eine Erdnussallergie. Nach meinem ersten Allergieschock hatte ich totale Angst, etwas zu mir zu nehmen, weil ich dachte, dass ich wieder allergisch reagiere. Ich hatte immer eine Flasche Wasser bei mir, weil ich das Gefühl hatte, dass das Wasser alles verdünnt. So etwas ist echt nicht schön." "Ich hoffe, dir geht es besser und ebenfalls hoffe ich, dass du keine eingeschränkte Ernährung leiden musstest." "Nein, Mama hätte es mir einfach reingestopft." Wenn ich daran denke, muss ich schmunzeln. Ich vermisse sie ... Mama wäre enttäuscht. Wenn sie mich so sehen würde, dann wäre sie enttäuscht. Ich will mir nicht den Tag deshalb vermiesen lassen. Ich denke im Bett wieder darüber machen. "Ich habe Eis in der Kühlbox." "Es freut mich, dass du es essen kannst." Mich freut jede Kleinigkeit, an der er Freude empfinden kann. Mein Herzensdieb mit dem weichen und warmen Herz. Ardan atmet tief durch. Sein Zeigefinger kreist um seinen Daumen. "Ich hoffe, der Tag wird dir Gefallen." "Ich fühle mich jetzt schon wohl, Ardan. Was soll denn schiefgehen?" Als Antwort kriege ich ein Schulterzucken. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er sich unter Druck setzt, aber das muss er nicht. Er macht alles richtig. Ich sollte vielleicht mehr tun. Vielleicht kann ich ihn jetzt etwas über ihn fragen oder wenn wir am Ort sind. Vielleicht kann ich ihn jetzt Fragen stellen und dann am Ort noch einmal darauf eingehen. Ja, das geht doch. Was könnte ich ihm für eine Frage stellen? Immer, wenn ich ihm Fragen stellen will, fallen mir schwer welche ein.
"Hast du schon eine neue Matheformel?" Mir fällt echt nichts ein. "Nein. Ich habe sie zwar lösen können, auch wenn mein Vater mir ein wenig helfen musste, aber ich wiederhole sie, damit ich es auch wirklich verstehe." Seine Hand streichelt meinen Schenkel. "Und du? Mit welcher Matheformel beschäftigst du dich?" Seine Mundwinkel zucken belustigt. "Mit einer ziemlich komplexen." Er hebt überrascht seine Augenbrauen. Anscheinend denkt er wirklich, dass ich mich in meiner Freizeit mit Matheformeln beschäftige. "Wie heißt sie denn?" "Ardan heißt die Formel. Kannst du mir vielleicht helfen, sie zu verstehen?" Nun fällt das kleine Lächeln. "Wie kann ich dir dort weiterhelfen?" "Indem du dich mehr zu mir öffnest." "Was willst du denn so gerne über mich wissen?" Seine Stimme verändert sich nicht, sie ist immer noch sanft. "Alles", nuschele ich. Seine Hand streichelt meine Haut weiter. Das zeigt mir, dass seine Stimmung sich nicht wechselt ... oder dass er Ablenkung sucht und so seine Unruhe abbaut. "Wieso wurdest du genau ausgegrenzt?" Er schnalzt mit seiner Zunge. "Ich weiß es nicht. Manchmal wird man einfach nicht akzeptiert." "Also haben sie dir nie gesagt, weshalb sie dich nicht mögen?" "Nein." "Okay", murmele ich. Unterstützend fahre ich seinen Arm und seine Hand ab. "Und das ging so weiter, als du auf die weiterführende Schule gegangen bist?" "Ja, das Gymnasium hatte sehr viele eingebildete Menschen. Ich weiß es nicht, sie mochten mich einfach nicht." Er will das Thema schnell beenden, weil er sich unwohl fühlt. "Du hast mit dem Thema noch nicht abgeschlossen, oder?" Ich stelle meine Fragen in einem vorsichtigen Ton. Ardan verneint es mit einem stummen Kopfschütteln. "Falls ich dir irgendwie helfen kann, gib mir Bescheid." "Danke, Cana." Wie beim letzten Mal küsst er meine Hand. So gerne ich die Konversation aufrechterhalten will, ich schaffe es nicht. Wir verfallen die restliche Fahrt in ein Schweigen.
Ich weiß nicht, wo wir sind, aber es sieht sehr ruhig aus. Ich strecke meine Glieder, auch wenn es eine recht kurze Fahrt war. Fahrten machen mich des Öfteren müde und wenn es dann noch ruhig ist, kann es passieren, dass ich ermüde. Ardan ist schon ausgestiegen und er hält mir wieder die Tür auf. "Ardan, das muss wirklich nicht-," "Ich will es tun, Cana." Wie schön er meinen Namen aussprechen kann. Meine Augen schauen in seine. Im Sonnenlicht leuchten sie so unfassbar kräftig, wie wunderschön sie aussehen. Ich möchte unbedingt ein Bild von seinen leuchtenden Augen machen. "Komm." Er hält mir seine Hände hin, ohne den Blick von mir abzuwenden. Momentan könnte ich ihm stundenlang in die Augen schauen. "Magst du etwas haben?" Ich verneine es. "Du hast nur so schöne Augen." Meine Finger streichen über seine Gesichtskonturen. Wie kann man eine feindliche Einstellung gegen so warme Augen haben? Ich kann es nicht verstehen. Ardan weicht nun von meinen Blicken aus, um die Tür zu schließen und die Hintertür zu öffnen. Ich höre ein Rascheln und sehe dann einen großen Strauß aus Sonnenblumen und Rosen. "Für dich." Ich kreische sofort. Wie aufmerksam! "Dankeschön, Ardan. Wie schön dieser Strauß ist!" Ich falle ihm lachend ihn die Arme, knutsche sein ganzes Gesicht ab und drücke bei der zweiten Umarmung fest zu. "Es freut mich, dass er dir gefällt, Mopsi." Wie schön der Strauß nur ist. Ich bin ganz fasziniert von diesen Blumen. Diesen Strauß werde ich niemals wegschmeißen. Ich werde wie Mama die Blumen sammeln.
"Ich konnte mich nicht entscheiden, welche Blumen ich dir holen sollte. Ich wollte dir Rosen holen, aber die Sonnenblumen haben es mir echt angetan, wegen deinen Augen." Mein Gesicht zeigt wie gerührt ich bin. Ich finde es so schön, dass er an meine Augen denkt. Augen haben in der Liebe doch eine große Bedeutung. Wegen des Straußes und der Aussage mit meinen Augen bin ich ganz hibbelig. Dopamin! In meinem ganzen Körper ist Dopamin! "Danke, Ardan. Vielen Dank, wirklich! Das sind wunderschöne Blumen. Ich wünschte, sie würden niemals verwelken." Zärtlich fahre ich über die Blüten der Rosen und Sonnenblumen. Wir haben ganz viele dieser Blumen in unserem Garten, aber Blumen von Ardan würde ich immer bevorzugen. Ich würde alles, was von ihm kommt, bevorzugen. Von Hinten nimmt er die Kühlbox und den Korb raus. Dabei werden seine Armmuskulaturen beansprucht, was ziemlich heiß aussieht. "Lass mich den Korb abnehmen." "Nein, deine kleinen Händchen sollen nicht beansprucht werden." Ich schaue leicht fragend. "Ich kriege das schon hin, Mopsi. Seit dem letzten Mal, wo ich dir wehgetan habe, will ich nicht, dass du dich belastest." "Aber-," "Kein Widerspruch, Mopsi. Sonst gibt es Ärger." Seine Stimme ist so sanft bei seiner Aussage. Wie wohl Ärger bei ihm aussieht? "Ist sonst etwas im Auto?" "Nein." Mit seinem Hintern schließt er die Tür. Die Kühlbox legt er ab, um seinen Autoschlüssel aus der vorderen Hosentasche herauszuholen. Das hätte ich auch machen können ... Gott, bin ich schmutzig.
Trotz seiner Warnung, hebe ich mit ihm die Kühlbox an. Die ist doch auch für ihn schwer. "Zu zweit ist es doch viel leichter", merke ich an. Es freut mich, wenn ich ein Lächeln auf seine Lippen zaubern kann. Der Ort ist komplett im Grünen und es ist echt ruhig hier. Ich sehe kein anderes Auto. "Willst du mich wirklich entführen?" Ardan lacht. Er lacht so schön. "Noch nicht. Vernaschen tue ich gerne, aber das Entführen kann noch warten." Vernaschen tut er gerne, oha. Vom weiten sehe ich Wasser. Wir sind an einem See, aber wieso ist hier niemand? "Warum sind hier keine Menschen, Ardan?" "Der See ist durch die ganzen Bäume abgeschottet. Anscheinend hat ihn bis jetzt keiner oder wenige entdeckt, aber das ist besser so." Es ist ein kleiner See, das Wasser wirkt echt blau und für die Seen, die ich gesehen habe, wirkt es recht klar. Weiter hinten ist sogar eine kleine Seebrücke, die ins Wasser führt. "Das ist ein schöner Ort." Meine Stimme wird leiser. Der Ort ist so ruhig, er passt zu Ardan. Wir laufen weiter zum Ufer, wo wir alles abstellen und die Decke auf der Wiese ausbreiten. Ich will mir den Platz weiter anschauen, auch wenn es hier nicht viel gibt. Es ist so schön hier, gepaart mit dem Wetter und Ardan macht es mich noch glücklicher und zufriedener. "Willst du jetzt schon essen? Meine Mutter hat wieder die Nudeln gemacht, aber auch Gebäck." "Gerne." Aus dem Korb holt er die Dosen und Schüsseln raus. Ich freue mich jetzt schon auf den ganzen Tag. "Pudding gibt es auch", murmelt er nebenbei. Wieso wirkt er so unsicher? Ardan versucht, sich normal zu verhalten, aber schon im Auto ist mir aufgefallen, dass er manchmal unruhig und unsicher wurde.
"Ardan?" Er schaut sofort zu mir auf. "Gibt es etwas, was du mir sagen möchtest?" "Nein." Er schüttelt sofort seinen Kopf. "Sicher?" "Ganz sicher", erwidert er mit fester Stimme. Ich glaube ihm nicht, da kann er so selbstsicher wie möglich schauspielern. Am liebsten würde ich noch weiter darauf eingehen, nur wird Ardan nicht antworten. "Okay", gebe ich in einem Ton von mir, der Ardan wissen lässt, wie wenig ich ihm glaube. "Es ist nichts Großes." "Es ist nie etwas Großes", spotte ich leicht. "Aber wieso lügst du mich an und sagst erst, dass du mir nichts zu sagen hast?" Ardan schaut mir nur kurz in die Augen. Eine Antwort erhalte ich nicht, weil er plötzlich mit dem Besteck beschäftigt ist. Ardan faltet sogar die Taschentücher für uns, damit er auch wirklich abgelenkt und beschäftigt ist. Wieso will er unbedingt flüchten? Wieso möchte er nicht mit mir reden? "Ardan", setze ich mit Druck an. "Ich bin unsicher, Cana! Da hast du die Antwort." Sein plötzlich lauter Ton verdutzt mich, ich zucke erschrocken zusammen. Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet. "Aber wieso?", frage ich vorsichtig. "Weil ich nicht will, dass du dich bei mir langweilst. Gott, diese Angst sitzt mir so im Nacken, dass ich manchmal Dinge vergesse. Ich will alles perfekt haben, damit du dich freust und bei mir bleibst." Jetzt fällt seine Maske. Ardans Gesicht zeigt Verzweiflung und Angst. Seine Haltung zeigt seine Unsicherheit und Verspannung. Diese Informationen treffen mich stark. Ich sorge also immer dafür, dass er sich unter Druck setzt? Ein Teil seiner Probleme sind meine Schuld? Das wollte ich nie!
"Ardan ... das ... oh Gott." Ich nehme ihn fest in die Arme. Er ist ein so armer Junge, der so leicht zu verängstigen ist. "Nicht doch, Ardan", murmele ich. Er zieht mich seufzend auf seinen Schoß, drückt mich feste an sich. Es tut mir so leid, dass er diese Ängste hat. "Du musst keine Angst haben, du musst nicht unsicher sein. Ich freue mich über jede Kleinigkeit, Ardan." Wie kann er sich nur so verunsichert fühlen, wenn ich mich doch bei jeder Sache von ihm freue? Ich entziehe mich, um sein Gesicht in meine Hände zu nehmen. "Du brauchst und sollst dir niemals Druck machen. Du langweilst mich nie, Ardan. Ich freue mich, auch wenn wir stumm auf deinem Bett liegen. Mit dir wird mir nicht langweilig. Ich liebe dich doch, wie soll ich dann verlassen?" Ardan lässt mir nicht einmal Zeit, um Luft zu holen, als er mich mit seinem Kuss überwältigt. Wie viel Hingabe ich in diesem Kuss spüre. So viel Hingabe, Liebe und Angst. Ich schiebe die Schüsseln weg, weil Ardan mich hinlegen will. Sein Kuss lässt meine Gefühle in einem Strudel fliegen. Wie könnte ich ihm nur helfen? Reicht das Einreden auf ihn? Wieso löst er sich von mir? "Wieso schaust du so betrübt?", frage ich. "Wieso erwiderst du den Kuss so träge?" Ich setze mich wieder auf und nehme dann seine Hände in meine. "Ardan, egal was auch ist, ich werde dich nicht verlassen und ich werde mich nicht langweilen. Ich habe den Kuss unbewusst so träge erwidert, weil ich an dich denken musste. Du darfst nicht alles so negativ sehen. Ich dachte, du bist kein Pessimist." Er hält inne. "Bin ich auch eigentlich nicht, nur bin ich bei dir übervorsichtig." "Das brauchst du nicht." Ich lerne immer mehr über deine weiche Seite kennen, Ardan.
Wir schweigen für einen Moment, lassen das Gesagte Revue passieren. Ardan hat Eigenschaften an sich, von denen ich niemals ausgegangen wäre, dass er sie hat. Ich möchte, dass er sich heute frei fühlt. Ich nehme die Nudeln und eine Gabel zur Hand, um Ardan zu füttern. "Mund auf." Er tut es. Wie süß er dabei aussieht, er ist zum Knuddeln. "Ich hoffe, dir ist auch wirklich klar, was ich gesagt habe, Ardan. Wieso sollte ich dich denn sonst lieben? Was bringt es mir denn, mit dir zusammen zu sein, wenn du mich langweilen würdest? Ich freue mich, wenn ich deine Augen sehe und deine Stimme höre. Deine Gedankengänge sind spannender als so mancher Film." Während er kaut, bildet sich ein strahlendes Lächeln auf seinen Lippen. Da sieht man wieder, wie leicht man ihn glücklich stimmen kann. Er braucht so wenig und obwohl er so wenig braucht, hat man ihn trotzdem nicht akzeptiert. "Du bist meine kleine Blume, die meinem Schutz angehört." Er lächelt noch stärker. "So etwas stärkt mich wirklich, Cana." Verlegen senkt er seinen Blick. "Es ist echt schön, so etwas zu hören. So etwas, was man nicht von jedem hört, auch wenn es selbstverständlich sein sollte." Ich spüre, dass er emotional wird. Er darf ruhig weinen, ich bin für ihn da. Ich lege die Nudeln weg, damit ich seinen Hinterkopf, seinen Rücken, seine Schultern und seine Arme berühren kann. "Die Zeit ist für dich nun gekommen. Es ist deine Zeit, zu erblühen." Ich fahre durch seine weichen Haare hinüber zu seinem Hinterkopf und halte dann sein Gesicht fest, wobei meine Daumen seine Wangen streicheln. Ich sehe ein Funkeln in seinen Augen. Ardan kommt mir gerade so zerbrechlich vor.
Ardan küsst mich wieder. Ich spüre diesmal neue Kraft im Kuss. Ist das nicht faszinierend? Ist es nicht faszinierend, was man alles in einem Kuss spüren kann? Der Kuss vermittelt mir Dankbarkeit und Versprechen, es ist ein so schöner Kuss. Wir lehnen unsere Stirne aneinander. Der Ort beruhigt mich, ich mag diesen Ort. Es wirkt so, als ob Ardan sich hier offenbaren kann. "Dieser Ort erinnert mich an dich." Wir schauen uns an. "Dieser Ort ist so ruhig und unbekannt. Nur wenige kennen ihre schöne Natur." Wieder fahre ich durch sein seidiges, braunes Haar. "Ich habe dich noch letztens mit Wasser verglichen und jetzt sind wir an einem See", lächele ich. Ardan wirkt neugierig. "Ich habe dich mit weichem Sand oder einem klaren Bach verglichen, weil du eben so sanft, so pur und klar bist. Die klaren Gewässer sind doch am schönsten, weil man ihre saubere und klare Natur sieht. Sie leuchten förmlich, aber viele Gewässer sind doch auch beschmutzt, weil sie beeinflusst werden." Ich liebe sein schüchternes Lächeln. "Du magst also auch die Naturmetaphorik?" "Ja, sie ist so vielfältig." Ardan lehnt sich nach vorne, um sich die Teller zu nehmen. Ich rutsche lieber von seinem Schoß runter, damit wir gemütlicher essen können. Oje, ich wollte eigentlich im Schneidersitzt essen, aber das wird schwer mit dem Kleid. Auf meinen Schenkeln zu sitzen wird schnell unangenehm. Hätte ich doch kein Kleid angezogen. Ardan bemerkt mein kleines Problem, er beobachtet mich mit einem wachsenden Lächeln. "Ach, Mopsi." Er knöpft sich sein Hemd auf. Oh, ich bin echt glücklich, ein Kleid angezogen zu haben!
Ja!, kreische ich innerlich. Oh, dieser schöne Oberkörper wird mir beim Essen eine fantastische Gesellschaft leisten. Ich könnte meine Nudeln auf von seinem Oberkörper vernaschen oder das Eis ... oder ich könnte es von ihm lecken. "Mopsi, nicht starren." Verträumt schaue ich in sein Gesicht. Er grinst schelmisch. "Ich starre gerne." "Ich sollte mir immer mehr Sorgen machen. Erst ziehst du mir mein T-Shirt so weit es geht über meinen Körper und befummelst mich in einer Phase, wo ich mich nicht bewegen kann und nun starrst du mir gierig auf den Oberkörper. Wir sind noch ganz alleine hier. Niemand wird meine Hilfeschreie hören." Ich muss lachen. "Vielleicht vernasche ich dich und nicht du mich." Dankend nehme ich das Hemd an, um es mir auf den Schoß zu legen. Lüstern hebt sich seine Augenbraue. "Ich bin mir sicher, dass wir beides gleichzeitig hinkriegen." Mir fallen die Nudeln fast aus dem Mund. Wie er das gesagt hat, war so ... schmutzig. Wow. Na toll, jetzt bin ich ganz schüchtern. Ich esse einfach meine Nudeln, das ist das Beste. Ardan wirkt ziemlich belustigt von meinem Verhalten. "Genier dich nicht, Mopsi." "Tue ich gar nicht." "Deine Wangen sind fast so rot, wie dein sinnlicher Lippenstift." Ich sauge die Nudeln ganz schnell in den Mund, sodass die Soße meine Lippen bedeckt. Wow, die Soße ist echt gut. "Brauchst du noch mehr Soße? Ich habe eine." Das meint er doch nicht ernst! "Ardan!", kreische ich. Wie schmutzig dieser Junge doch ist. Sein schiefes Grinsen bestätigt seine Zweideutigkeit. Oh, dieser schmuddelige Junge!
Im Salat ist Schafskäse. Alles ist besser, wenn Käse dabei ist. Ein Glück habe ich nicht die Laktoseintoleranz von Mama vererbt, denn sonst wäre es ziemlich unangenehm mit Ardan. Das Essen schmeckt so gut! "Es ist echt gut, dass du einen Ort gewählt hast, wo niemand ist. Ich bevorzuge es sowieso, wenn niemand da ist." "So hat man mehr Ruhe und Privatsphäre", redet er für mich weiter. "Ja, ich kann echt nicht verstehen, wie Leute zum Beispiel in eine Disko gehen können", sage ich verständnislos. "Manchmal ist es faszinierend, wie einige denken. Man stellt sich die Frage, wie sie so etwas tun können, weil man selber nicht der Ansicht ist. Es ist für einen selbst nicht selbstverständlich." Ja, die Menschen, die dich nicht akzeptiert haben, sollte man einsperren. Es ist eine Schande, dass manche Menschen so abwertend sind. "Glaubst du an das Karma im Leben?" "Nein, nicht so ganz." "Und weshalb?" "Weil es nicht immer die Menschen trifft. Es gibt Fälle, wo man sehen konnte, dass die Person es zurückbekommen hat, aber ich habe es in meinem Umfeld noch nie gesehen. Es muss nicht unbedingt passieren." "Und glaubst du an Sternzeichen?" Jetzt muss er schmunzeln. "Glaubst du etwa daran?" Ich nicke. "Ich bin Krebs und das, was für den Krebs spricht, widerspiegelt mich echt eins zu eins. Du bist Waage." "Kannst du mir etwas über mein Sternzeichen erzählen?" Oh, jetzt muss ich grübeln. "Waagen mögen keinen Streit, habe ich mal gelesen. Das passt doch." Ardan nickt. "Moment, ich google mal." Schnell werde ich fündig. Es wird mir ein Steckbrief über die Stärken angezeigt.
"Diplomatisch bist du auf alle Fälle und auf jeden Fall warmherzig, freundlich, höflich und - aber hallo! - charmant." Ardan hebt überrascht seine Augenbrauen. "Die ganzen Stärken treffen auf dich zu, Ardan. Du bist gerecht, verständnisvoll, stilvoll und auf jeden Fall harmonisch. Außerdem bist du sehr tolerant, empathisch und witzig." Ich lese weiter. "Und hier steht, dass Waagen ein gepflegtes Aussehen haben. Die Waagen wissen immer, wie sie sich zu benehmen und zu kleiden haben." Ich betatsche seinen Oberkörper. Wieso habe ich nicht viel früher sein Sternzeichen nachgelesen? Vielleicht hätte ich so mehr erfahren und sein Verhalten besser analysieren können. "Das trifft ebenfalls auf dich zu." "Das ist echt verrückt, dass alles auf mich zutrifft. Was steht da noch?" Nun wirkt Ardan ganz neugierig. Ich scrolle runter, dabei treffe ich auf die Schwächen der Waage. "Waagen sind unentschlossen und beeinflussbar." Vorsichtig hebe ich den Blick an. "Ich bin nicht beeinflussbar." "Wankelmütig, empfindlich, unverbindlich und eitel. Nein, eitel bist du nicht." "Unverbindlich bin ich auch nicht." Das stimmt, sonst wäre er ja nicht mit mir zusammen. "Und das wankelmütige würde ich auch verneinen." Diese Schwächen passen gar nicht zu Ardan. Ardan ist sehr realitätsnah und opportunistisch kam er mir auch niemals vor. "Menschen, die vom Sternzeichen her Waage sind, mögen keine Konflikte und sie können schwer Nein sagen, weshalb sie oft in Situationen kommen, in denen sie sich unwohl fühlen." "Das kann schon stimmen." Verlegen kratzt er sich den Nacken. "In was für eine Situation bist du denn mal geraten?" Jetzt bin ich gespannt.
"Na ja, eine ferne Bekannte hat eine Tochter und die Frau mag mich echt sehr. Sie wollte uns verkuppeln und hat mich gefragt, ob ich mal mit ihrer Tochter etwas unternehmen würde. Das war noch dieses Jahr. Ich konnte echt nicht Nein sagen, aber zum Glück hat mir meine Mutter am Ende geholfen, auch wenn sie mich ausgelacht hat." Ich beginne zu lachen. Armer Ardan, wie verlegen er wohl in dieser Situation gewesen sein musste. "Ich glaube wirklich, dass sie wollte, dass ich ihre Tochter heirate." "Ein Glück hat deine Mutter dich noch gerettet und für mich reserviert." Ich schaufele mir mehr Nudeln auf meinen Teller. Mir fällt erst jetzt das Gebäck auf. Das ist doch Blätterteig. Meine Omas bringen sie uns oft vorbei. Ich summe zufrieden, als ich in eine Blätterteigrolle beiße und Schafskäse schmecke. "Schafskäse ist echt gut." "Es freut mich, dass es dir so gut schmeckt, Mopsi." Der Blätterteig ist noch so knusprig, dass er leicht zerbröselt, wenn man draufbeißt. Jetzt habe ich Blätterteig zwischen meinen Brüsten, welchen ich rausfische und esse. Oh Mann, Essen, auf einen nackten Oberkörper gucken, Sommer und Sonne und wir sind in der Natur, kann es noch perfekter werden? "Gehen wir gleich ins Wasser?", fragt er. "Okay." "Ziehst du dann dein Kleid aus?" "Ja, klar." Seine Augen weiten sich. Was ein naiver Idiot Ardan doch sein kann. "Natürlich springe ich nur mit meiner Unterhose ins Wasser. Es muss ja gerecht sein. Du bist oben ohne und ich muss es dann auch sein." Ich bin gerade so ernst, dass Ardans Gesicht sich entgeistert verzieht. "Das tust du ganz sicherlich nicht!" "Was willst du dagegen tun? Mir die Brüste rausreißen?" "Ja!" Verdammt, ich verschlucke mich, weil ich lachen muss.
"Oh Gott", keuche ich. Mir hängt der knusprige Teig im Hals. Ich brauche Wasser. Ardan hält mir eine Wasserflasche hin - er kann vielleicht Gedanken lesen. "So, Mopsi. Was lernen wir daraus? Wir lügen nicht und mutieren zudem nicht zu Exhibitionisten." Artig nicke ich. Aber es hat sich gelohnt. Ich mag es, Ardan aus der Fassung zu bringen. "Ich wollte noch ein Foto von deinen Augen machen. Heute will ich viele Fotos machen, wir machen nie Fotos." Ich erwähne noch, dass seine Mutter mir die Bilder von der Hochzeit schicken soll. "Mopsi möchte ein Fotoshooting, also kriegt sie auch eins." Wir essen zu Ende und schießen die Fotos. Erst schieße ich Fotos von seinen Augen. Wie göttlich sie durch das Sonnenlicht aussehen. "Komm her, wir machen ein Gemeinsames." Wow, wie meine Augen leuchten! Sie wirken ja wie Feuerbälle. "Ich mache Bilder von dir." "Ich bin nicht wirklich fotogen", meine ich zu Ardan. "Du bist hübsch. Los, nimm die Blumen, mach etwas mit ihnen." Ardan geht auf die andere Seite und gibt mir die Blumen. "Ich weiß es nicht, was ich machen soll." "Zeig mir deine Schokoladenseite, Mopsi." Verlegen halte ich die Blumen vor meine Nase. "Wunderbar! Ich will mehr davon sehen." Ich weiß nicht, wieso es mich zum Lachen bringt. "Das ist doch ein wunderschönes Grübchen, davon will ich mehr sehen!" Ich grinse dümmlich, strecke mich einfach und hüpfe, während ich sitze.
"Moment, ich lege mich mal hin." "Damit man mein Doppelkinn besser sieht?" "So sieht man mehr deiner schönen Figur." Er platziert meinen Arm auf meinen Schenkel, die er seitlich anwinkelt. Mit meinem anderen Arm stütze ich mich ab. "Jetzt lächele für mich." Wie auf Knopfdruck tue ich es. "Nimm den Strauß oder eine Blume davon in die Hand." Ardan schiebt eine Haarpartie auf die linke Seite. Wieder nehme ich den Strauß an mich. Am Ende sehen die Bilder sowieso nicht gut aus. "Noch nicht genug?", frage ich. "Ich möchte ganz viele Fotos von dir haben." Mich macht dieser Satz so verlegen. Ich spüre die ganzen Hormone in mir aufbrausen. "Da geht Mopsi ab", stellt er belustigt fest. "Komm, ich will Bilder mit dir zusammen machen." Es entstehen ganz viele Fotos von uns mit den verschiedensten Grimassen. Schöne Erinnerungen an diesen schönen Tag haben wir jetzt verewigt. Es vergehen Stunden, in denen wir herumalbern, über Themen diskutieren, essen oder uns einfach nur anschauen. "Komm, lass uns ins Wasser." Er nimmt mir das Eis ab. "Ich wollte noch einen Löffel Eis", schmolle ich. Ardan schiebt mir den Löffel mit Eis in den Mund, nimmt mein Gesicht in seine Hand und küsst mich. Das war mal ein schöner, impulsiver Kuss. "Jetzt komm." Er legt das Eis wieder in die Kühlbox, bevor er mich auf meine Beine zieht. Die Sonne geht gleich unter, das wird ein schöner Anblick. Ardan hält meine Hand, wieder küsst er sie. Was ein Charmeur er doch ist. "Lass deine Schuhe an, der Grund ist steinig." Gut zu wissen.
"Das Wasser ist kalt!" Ich schrecke zurück, doch Ardan hält mich fest. "Das ist normal, Mopsi." Das kalte Wasser trifft meine Waden und Schienbeine. Ich muss mich daran gewöhnen, aber je tiefer ich ins Wasser gehe, umso öfter ziehe ich scharf die Luft ein. Am besten klammere ich ich an Ardan, damit mir nicht zu kalt wird. "Geh einfach schnell unter Wasser." Er macht es vor. Oh Gott, er ist oben ohne und taucht ganz hinunter. "Du jetzt auch." "Okay", seufze ich. Ardan zählt für mich. "Eins, zwei, drei." Schnell tauche ich unter Wasser und genauso schnell tauche ich wieder auf. "Besser?" "Irgendwie?" Ardan wischt mir lächelnd das Wasser von meinem Gesicht. "Wollen wir ein wenig schwimmen?" Wieso nicht? Ich willige ein. Am liebsten habe ich es, wenn ich mich auf dem Rücken treiben lasse. Ich schwebe, bin umgeben von etwas, was mich an Ardan erinnert. Ist es nicht komisch, dass man Wasser spürt und gleichzeitig nicht spürt? "Mopsi, schwimmen sollst du." Ich will mich wieder hinstellen, als ich plötzlich untergehe. Ich wusste nicht, dass der Grund immer tiefer wird. Schnell tauche ich auf. Ich hasse es, wenn mir das passiert. Ich fühle mich nicht so sicher, wenn ich keinen Grund unter meinen Füßen spüre. Ardan schwimmt schon, doch dann pausiert er, weil er auf mich wartet. Ich versuche so schnell wie möglich zu ihm zu schwimmen. Das habe ich auch lange nicht mehr getan. "Stehst du noch?", frage ich. Ardan nickt. Dann würde mein Kopf unter dem Wasser sein, falls ich hier stehen würde. "Komm, schaffst du es bis zur Boje?" Ardan zeigt auf die orangenen Bojen weiter weg. "Ich weiß es nicht." Aber so weit sieht es gar nicht aus.
"Willst du es versuchen?" Sport tut meiner Ausdauer sicherlich gut. Tief luftholend nicke ich. "Okay, dann los, Mopsi." Ich schwimme direkt los, aber ich bin hinter Ardan. Er ist nun mal viel schneller als ich. War es wirklich eine gute Idee, schwimmen zu gehen? Ich reiße mich zusammen, ich kann doch schwimmen. Stumm schwimme ich Ardan weiter nach, wechsele oft zwischen Kraul-, Brust- und Rückenschwimmen und mache einige Pausen, wobei ich mich immer über Wasser halten muss. Ich will jetzt schon wieder zurück, aber ich habe schon die halbe Strecke hinter mir. Ich atme wieder tief durch und setze das Schwimmen fort. Ich will es schnell hinter mich bringen. Ardan macht eine Pause, ich halte mich sofort an ihm fest. Ich brauche eine lange Pause, ohne mich über Wasser halten zu müssen. Ich will zurück, ich fühle mich nicht sicher. "Wir sind gleich da." Ardan schwimmt weiter, dabei halte ich mich immer noch an ihm fest. "Geht es dir gut?" Ich zucke mit meinen Schultern. Wie schnell hat er die Boje erreicht? "Komm, halte dich hier fest." Ich springe schon fast auf die Boje, aber ich verfalle leicht in Panik, weil sie schwankt. "Wieso sind hier keine Seile?", frage ich hektisch. "Cana, ganz ruhig, keine Panik." "Ich will zurück!" Wieso bleibt das Ding nicht ruhig? Ich will raus, ich will zurück ans Ufer. "Cana, komm her. Durchatmen, durchatmen." Ardan zieht mich an seine Brust und hält sich dabei noch an der Boje fest. Ich will nicht mehr so weit weg vom Ufer sein. Ich will Boden unter meinen Füßen spüren. "Beruhige dich bitte, Cana." Es beruhigt mich, dass Ardan meinen Scheitel küsst und meine Schulter krault.
"Kannst du nicht richtig schwimmen?" "Doch, aber ich fühle mich nicht sicher, wenn ich keinen Grund unter meinen Füßen spüre." "Wieso hast du das nicht von Anfang an gesagt, Mopsi?", fragt er mich sanft. "Ich habe den Weg zu kurz eingeschätzt. Ich will es nie wieder machen." Ich will echt nicht in Panik verfallen, aber ich will raus aus dem Wasser. Ardan zieht mich fester und höher an sich. "Alles wird gut, mach dir keinen Druck." Er küsst meine Schläfe. Sein Herzschlag beruhigt mich so sehr, er tut mir gerade so gut. Ich bin Ardan echt dankbar, dass er gerade so geduldig ist. Wie soll ich die ganze Strecke zurückschwimmen? "Geht es wieder?" "Ich glaube schon." "Dann komm auf meinen Rücken." Ich liebe ihn. Oh Gott, ich bin ihm so dankbar! "Schaffst du das denn?", frage ich, als ich mich fest an seinen Rücken geklammert habe. "Ja." Langsam beginnt er zu schwimmen. Ich hoffe, es belastet ihn nicht. Er schwimmt langsamer und muss mehr Pausen einlegen, das macht mir Sorgen, aber er verbietet es mir, von seinem Rücken zu steigen. Der Rückweg kommt mir immer kürzer vor, als der Weg dahin. Woran das wohl liegt? Als ich wieder stehen kann, gehe ich runter von Ardans Rücken. Es hat mir schon Sorgen gemacht, als er vernehmbarer geatmet hat. "Geht es dir gut?" "Ja, alles bestens." Er atmet tief durch. "Fühlst du dich noch unwohl? Willst du nach Hause?" Seine Fragen beantworte ich mit einem Kopfschütteln, aber ich bin immer noch leicht aufgebracht, wegen des zu tiefen Wassers. "Komm her." Ich schmeiße mich schon fast in seine Arme. Seine Arme lassen mich immer so geborgen und beschützt fühlen. Ich liebe es, in seinen Armen zu liegen, eng gekuschelt an seine Brust.
Ich will ihm meine Liebe gestehen. Er weiß zwar, dass ich ihn liebe, aber ich will es einfach loswerden. "Ich liebe dich, Ardan." Mein Gesicht zeigt keine Regung, auch, als er mich anlächelt. "Ich liebe dich wirklich, das kannst du mir gar nicht glauben." Ich fahre seine Arme auf, als wären sie etwas, was ich noch nie gesehen habe, nur um meine Hände auf seiner Brust, genau auf seinem Herzen, abzustellen. "Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, es ist so verrückt, aber alleine, wenn ich an dich denke, könnte ich weinen. Ich ... ich wünschte, ich könnte es richtig in Worte fassen, aber es geht nicht." Ich komme mir gerade so dumm und verzweifelt vor, aber ich will es einfach rauslassen. "Ich hatte Angst, mich in dich zu verlieben. Ich dachte, du liebst mich nicht und dann hast du es doch getan und ... ich bin echt schlecht darin, aber ich will, dass du es weißt. Ich. Liebe. Dich. Verlassen werde ich dich niemals!" Das musste ich ihm einfach sagen. Vielleicht bringt es ja etwas, auch wenn ich gerade nichts bei Ardan feststellen kann. Er wirkt nur verdutzt, vielleicht muss er die Worte noch registrieren und ja, das tut er. Auf seinen Lippen macht sich ein großes Lächeln breit, er kichert verlegen. Wie sehr mich das berührt. Ich lache mit ihm, es macht mich so glücklich. Er macht mich so glücklich. Wer oder was kann mich bitte noch glücklicher machen, als Ardan und sein Lächeln? Ich fühle mich immer so stolz, wenn ich ihn zum Lächeln bringen kann, wenn ich ihm eine Freude bereite. Es ist eine sehr gute Tat, die ich immer vollbringen will.
"Ich liebe dich auch, Cana. Gott, ich liebe dich wie sonst was!"
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