Kapitel 46

gnash - the broken hearts club

Heute ist Samstag und dieser Samstag wird gut, denn Mama ist von ihren ganzen OPs befreit und hat Zeit für mich. Ich bin verdammt glücklich darüber und habe die Tage zudem gespürt, wie viel Aufmerksamkeit mir meine Eltern geschenkt haben. Mama muss Baba von meinem Problem mit der mangelnden Anwesenheit erzählt haben. Er hat mir seitdem immer etwas aus dem Krankenhaus mitgebracht - und Burger. Jetzt habe ich schon mein eigenes, kleines Hirnmodell. Eigentlich bin ich so, dass, wenn ich am Wochenende müde aufwache, mich wieder in den Schlaf wälze, aber diesmal reibe ich mir die Augen und mache mich in meinem Bad frisch. Ich will so viel vom Tag mitbekommen. Es ist halb sieben - das ist nicht normal für mich. Jedoch kann es an meiner inneren Uhr liegen, dass ich so früh aufstehe, denn, wenn ich mich am Tag davor innerlich vorbereite, früh am nächsten Tag aufzustehen, dann ist es auch so gut wie immer so. Es ist noch sehr still im Haus, selbst die Hunde schlafen noch. Munter tapse ich die Treppen hinunter und öffne die Schlafzimmertür meiner Eltern. Unzufrieden murre ich. Wieso sind sie noch am Schlafen? Sofort brummt Baba und schaut mich halb schlafend an. "Wie viel Uhr haben wir?", murmelt er rau. "Halb sieben." "Wieso bist du schon wach?" "Weiß ich nicht." Er rutscht an den Rand und schlägt die Decke zurück. Grinsend schlüpfe ich zwischen die beiden und schaue an den Spiegel an der Decke über dem Bett. Das füllt mich mit total viel Energie. Ich bin so glücklich. Müde schmunzelt er mich an. Mama schläft noch tief und fest. Sie ist, was den Schlaf angeht, das komplette Gegenteil von Baba. Baba steht bei dem kleinsten Geräusch auf und braucht nicht so viel Schlaf, wie Mama.

Sie windet sich und öffnet ihre Augen. Streckend windet sie sich und schließt dann wieder ihre Augen, legt aber ihren Kopf auf meine Brust. "Seit wann hast du so große Brüste, Can?", murmelt sie. Mir schießt die Hitze und Röte ins Gesicht. Das hat sie doch nicht ernsthaft gefragt. Mit offenem Mund schaue ich zu Baba, der sich über seine Stirn fährt. Ihm ist es genauso unangenehm wie mir. Oh Gott, Mama ist so ein Dussel! "Das ist deine Tochter." Sie brummt. "Sie wächst so schnell." Brummend drückt sie mich fester an sich. "Can, dein Gewebe gibt nach, du Fettsack." Ich halte mir die Hände vor mein Gesicht. "Das ist immer noch deine Tochter." Er zieht an ihrer Haarsträhne. Murrend öffnet sie ihre Augen und glubscht auf meine Brüste. Dreckig grinst sie und schaut zu mir hoch. "Das ist ein guter Morgen." "Mama!", quietsche ich. Sie muss mich immer blamieren. Lachend zieht sie mich auf ihren Oberkörper und fällt wohl wieder in den Schlaf. Ich spüre ihr Satinnegligé und decke ihre Brust zu, weil der Spitzenstoff an ihrer Brust leicht transparent ist. Wieso mache ich das überhaupt? Ich glaube, ich sollte nie wieder in das Schlafzimmer meiner Eltern kommen. Aber trotzdem fühle ich mich wohl, einfach, weil ich die beiden so vermisst habe. Ich klammere mich an meine Mama und ziehe Baba näher zu mir. Ich brauche diese positive Energie. Das tut mir mehr als nur gut. Sofort beruhige ich mich und könnte glatt wieder einschlafen. Wann war ich das letzte Mal im Bett meiner Eltern? Als Kleinkind. Es ist schon etwas sonderlich - glaube ich -, dass eine 16-Jährige in das Bett ihrer Eltern kommt. Aber, wenn man eine sehr emotionale 16-Jährige ist, die die Zeit mit ihren Eltern nicht so routinemäßig, wie andere, genießen kann, dann kann man es sich auf jeden Fall erlauben.

Ich habe noch ein wenig Geschlafen, bin aber genau dann aufgewacht, als Mama in die Küche gegangen ist und für Baba Frühstück gemacht hat. Baba verabschiedet sich mit einem Kuss auf die Stirn von mir und geht auf seine Ehefrau zu, die sich schmunzelnd zu ihm dreht. "Was möchtest du?" Er spitzt mit starken Kussgeräuschen seine Lippen und knutscht ihr ganzes Gesicht ab. "Cana, schau weg." Das macht mich echt glücklich. Glücklich, weil ich an Ardan und mich denken muss. Das würden wir doch auch tun, oder? Manchmal freue ich mich über die gedanklichen Szenarien so sehr, dass mir Tränen in die Augen steigen. "Viel Spaß auf der Arbeit." "Dank mir lieber, dass du zu Hause bleiben darfst." "Mache ich", säuselt sie. Baba tritt schmunzelnd aus der Küche und verabschiedet sich noch einmal von uns. Da kriege ich schon viel mehr Lust auf eine Beziehung, wenn ich die beiden sehe. Aber Mama möchte das nicht. Sie will, dass ich mich auf die Schule konzentriere. Sie will das, was ich am Anfang auch wollte. Ich habe nicht das erreicht, was ich mir gesetzt habe. Etwas unwohl kratze ich meinen Kopf. Ich will mir deshalb nicht allzu viele Sorgen machen. Am besten vergesse ich es wieder ganz schnell. "Heute gehen wir einkaufen und dann machen wir ... keine Ahnung, was wir danach machen. Nach den ganzen OPs will ich einfach nur entspannen." "Wie viel musstest du operieren?" "Frag nicht", stöhnt sie erschöpft. "Am Montag gab es eine Not-OP auf der Kardio-Station, während ich an jemanden in der Allgemeinchirurgie operiert habe. "Und was ist mit den beiden anderen Ärzten?" "Die alte Zicke ist nur Kardiologin und hat keine Befugnis zum Operieren und der andere war selber im OP." "Und wie hast du das dann getan?" Sie legt den Teller mit dem Gemüse auf den Tisch.

"Ich habe kurze Anweisungen gegeben und gefordert, dass Dr. Coburg für mich einspringen muss." "Noch ein Herzchirurg?" "Nein, für die OP, in der ich eigentlich zugeteilt war." Das ist total aufregend. Wie es sich wohl anfühlt, wenn man mitten im OP ist, dann aber woanders dringend gebraucht wird und sogar während des Operierens Anweisungen gibt? Man fühlt sich sicherlich mächtig - ich würde mich mächtig fühlen. "Was war es denn für ein Notfall?" "Ein Mann mit Herzschrittmacher hatte einen sehr starken Autounfall und ein Rohr hat sich direkt in seinen Brustkorb gebohrt und seinen Schrittmacher beschädigt. Der Mann hat die ganze Zeit Schocks bekommen und das war echt nervenaufreibend. Bis wir den Schrittmacher entfernen konnten, Gott, ich dachte, meine Fersen explodieren. Das einzig schöne war, dass dein Vater ebenfalls dabei war. So konnte ich wenigstens ein wenig tratschen." "Ach, auch eine Kopfverletzung?" "Ja, den Typen hat es schwer erwischt. Es war ein Team aus acht Leuten, glaube ich. Wenn nicht, dann mehr." Das weckt die Motivation in mir, mich noch stärker am Unterricht zu beteiligen. Ich will unbedingt Medizin studieren und immer, wenn meine Eltern mir von ihren OPs erzählen, wächst der Wunsch. Mama legt den Untersetzer auf den Tisch und dann die Teekanne drauf. "Gehst du deine Brüder wecken?" Bei Amir und Aiman sträubt sich alles in mir dagegen. Seit der Auseinandersetzung am Montag habe ich mit keinem der beiden wirklich geredet. Mulmig laufe ich die Treppen hinauf und bleibe einige Sekunden vor der Tür der Zwillinge stehen, ehe ich die Tür öffne. Beide sind wach und schauen von ihren Handys auf. "Komm frühstücken", murmele ich zu Adam und laufe zu Amirs Zimmer. Ich schaue ihn nicht an, murmele nur, dass er zum Frühstücken runterkommen soll und laufe die Treppen wieder zur Küche hinab.

In der Zwischenzeit hat sich Mama ihren roten Satinkimono übergezogen und wartet geduldig auf alle. "Bewegt euch!", ruft sie streng. Mama will immer mit allen gemeinsam das Frühstück beginnen. Ich setze mich doch lieber neben sie. "Hast du dich nicht mit ihnen vertragen?" Ich schüttele den Kopf. "Ach, Cana", seufzt sie. "Roj bash", wünscht Amir uns einen guten Morgen. "Roj bash, mein süßer Sohn. Gib Mama einen Kuss." Sie summt, als Amir ihr einen Kuss auf die Wange gibt. "Und deine Schwester?" Das lässt mich unwohl fühlen. Ich senke den Blick, kneife Mama in den Schenkel. Amir läuft an ihr vorbei, um sich mein Gesicht zu greifen und mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Müssen das die beiden anderen auch machen? Ich könnte gut drauf verzichten und zum Glück bewahrt mich Mama auch davor. "Kommt ihr mit in die Stadt?" "Montag schreiben wir die Bio-Klausur." Mama schmollt und schaut zu Amir. "Kaufst du mir dann wieder ein Kleid mit Erdbeeren drauf?", schmunzelt er. "Ja", quengelt sie. Oh, Amir kommt mit? Ich wollte eigentlich mit ihr alleine sein, aber ich kann verstehen, dass sie eben viel Zeit mit all ihren Kindern verbringen will. Trotzdem bin ich froh darüber, dass Aiman zu Hause bleibt. Am Ende kritisiert er noch meine Kleidung, die ich mir kaufen will. "Braucht Ihr Hilfe in Bio? Kommt ihr klar?" "Ja, aber es wäre echt gut, wenn du wieder einer dieser Klausuren für uns erstellst." Ich verdrehe meine Augen, weil Aiman geredet hat. "Was?", blafft er mich an. "Du nervst." Seine Augenbrauen ziehen sich zornig zusammen. "Wer hat eigentlich-," "Aiman", ermahnt Mama ihn. "Sie hat doch angefangen!" Die hebt beschwichtigend ihre Hand. "Du auch." Ich nicke und kümmere mich um mein Brot.

"Und du Amir? Ist bei dir klausurentechnisch alles gut verlaufen?" Er bestätigt es nickend. "Gut. Mach dich nach dem Frühstücken dann fertig." Amir nickt wieder. "Wollt ihr etwas? Socken? Unterhosen?" "Holst du uns Powerade für die Klausur?", fragt Adam. "Mache ich. Ruft mich einfach an, wenn ihr noch etwas wollt." Wir essen relativ still weiter, helfen Mama beim Abräumen und dann mache ich mich fertig. "Zeig her." Mama inspiziert Amir grinsend. "Ich habe echt Lust, dich anzuziehen." "Ich bin kein Kleinkind mehr." "Doch", schmollt sie. "Du bist mein kleiner Prinz. Komm zu Mama." Lachend nimmt er sie in den Arm. "Ich erinnere mich daran, wie du als Baby die ganze Zeit meinen Namen gesagt hast, weil du zu deiner Mama wolltest. Das macht mich so emotional", flüstert sie. "Bloß nicht wieder weinen." Er legt lachend seinen Arm um sie. Mama wischt sich die Tränen weg. "Kommt." Sie nimmt Amirs und meine Hand und lässt nur ungern ab, als wir uns die Schuhe anziehen wollen. "Aua, wieso habe ich einen Schlag auf den Kopf bekommen?" Amir hält sich schmunzelnd den Kopf. "Weil du bei deiner Geburt am Anfang nicht geatmet hast und deinem Vater und mir Angst eingejagt hast." Ich verstecke mein Schmunzeln. "Kommt, Kinder. Wer will vorne sitzen?" "Ich! Ich!" Wieder verstecke ich mein Schmunzeln bei Amirs Aktion. Sie nimmt unsere Hände und will uns sogar anschnallen. Mama sieht uns gerade wohl als hilflose Babys. "Manchmal wünsche ich mir, dass ihr alle noch ganz kleine Babys wärt. Ich wollte anfangs keine Babys haben, aber dann habe ich meinen Prinzen bekommen und dann meine Zwillinge und dann meine einzige Tochter. Was ist heute los mit mir? Ich werde so emotional." Mama wischt sich die Tränen weg.

Sie parkt das Auto und muss nicht einmal nach unseren Händen greifen, denn wir halten sie ihr hin. Einige schauen uns an, doch Mama blockt sie mit ihren schroffen Kommentaren ab. Wir kommen einem Laden näher, der süße Oberteile im Angebot hat. Sofort ziehe ich Mama dahin. Es sind gekürzte Oberteile mit Spagettiträgern. Die Kirschen auf dem weißen Oberteil lassen es so süß wirken. Fragend schaue ich zu Mama. "Ist das nicht zu kurz?" "Dich hat keiner gefragt", maule ich Amir an. Er hebt überrascht seine Augenbrauen. Mama räuspert sich warnend. "Ja, dich hat keiner gefragt." Und schon geht er einen Schritt zurück. "Das ist süß und es würde deine süßen Brüste sicherlich betonen", flüstert sie am Ende. Ich schmunzele. "Guck, das hier ist schwarz mit Sonnenblumen. Das passt zu deinen gelben Augen." Mama nimmt beide Oberteile und greift wieder nach unseren Händen. Ich weiß jetzt schon, wie ich es kombinieren würde. Sollte ich eins der Oberteile anziehen, wenn ich zu Ardan gehe? Im Laden finde ich sogar Jeansröcke. Ich nehme mir den blauen und den schwarzen Rock. Ich will hübsch für Ardan sein. "Bis wo geht der Rock?" Ich halte ihn an mich. Er hört über den Knien auf. Leicht kritisch kräuselt sie ihre Nase. "Cana, du weißt, was dein Vater dazu sagt." Ich murre. "Bitte", flehe ich. Ergeben seufz sie. Dieser Laden gefällt mir wirklich. Die Oberteile hier sind so schön. "Jetzt geh in die Kabine." Bei den ersten Oberteilen, die ich gesehen habe, muss ich sagen, dass sie viel Brust zeigen ... hätte ich doch Brüste. Jetzt schäme ich mich in diesem Oberteil, obwohl es so schön ist.

Mama lugt hinein und hebt ihre Augenbrauen. "Man kann es verstellen, sodass man weniger sieht und ich trage sowieso nur Hosen mit hohem Bund." Ich will die Oberteile unbedingt haben. Sie sind so schön. Ich will sie anziehen, wenn ich bei Ardan bin. "Seit wann bist du auf Freizügiges fixiert?" Seitdem ich in Ardan verliebt bin. Ich möchte hübsch für ihn sein. Verlegen zucke ich mit meinen Schultern. Ich merke, dass ich gleich einige Tränen verlieren werde, weil Mama nicht stolz auf mich wäre. Deshalb schiebe ich sie raus und drehe dem Vorhang den Rücken zu. Die Tränen fallen, während ich mir das nächste Top anziehe. Bin ich denn so schlimm geworden? Wäre ich nicht verliebt, dann hätte ich dieses Problem nicht. Aber ich liebe ihn zu sehr. Ich will ihn nicht aufgeben. Leise schniefe ich und trockne mir das Gesicht an der Innenseite meines Oberteils. Es ist alles gut, sage ich mit innerlich selber. Nein, es ist nicht alles gut. Wieder fallen Tränen. Ich muss mir die Hand an den Mund drücken. Hastig wische ich mir die Tränen weg. Das ist nicht der richtige Ort, um zu weinen. Mein Nacken bekommt den bekannten Druck zu spüren. Was ist, wenn das zwischen Ardan und mir nicht hält? Dann war alles umsonst. Ich habe umsonst gegen meine Moralen verstoßen, ich habe umsonst alle angelogen und habe umsonst mein Herz verschenkt. Das tut so weh. "Cana?" Ich zucke erschrocken zusammen, atme tief durch. "Noch nicht", sage ich dann. Sofort wische ich mir die Tränen weg und ziehe die anderen Oberteile an. Ich muss mich beruhigen, ich darf nicht so negativ denken.

Sollte ich mich doch zurückziehen? Noch sind wir nicht zusammen. Noch kann ich wieder die alte Cana werden, auf die Mama so stolz ist. Noch kann ich die alte Cana werden, die sich nie Druck gemacht hat ... nein, wem mache ich etwas vor? Ich kann nie wieder diese Cana werden. Mein Brustkorb bebt, wie es meine Lippen tun. Zitternd atme ich durch. Ich spüre die leichten Stiche in meiner Brust. "Cana, wie lange denn noch?" Mama schaut wieder in die Kabine, was mich richtig stört. Es macht mich sogar wütend, dass sie einfach in die Kabine tritt, während ich in Ruhe und vor allem alleine weinen will. Sofort wende ich den Blick ab. Muss sie ausgerechnet jetzt reinkommen? "Hey", flüstert sie sanft. Das macht mich fertig. Ich bin in einer Zwickmühle gefangen. Ich kam da nicht raus, ohne Schaden anzurichten. "Was ist los?" Was soll ich sagen? Ich muss lügen. Aber ich will gar nicht lügen. Das setzt mir alles so zu. Schniefend halte ich mir die Hände vor mein Gesicht. Ich schäme mich. Ich schäme mich, dass ich meine Mutter so enttäusche und sie belüge. Mama nimmt mich in den Arm, küsst meine Schläfe. Würde sie das auch machen, wenn sie von Ardan und mir Bescheid wüsste? Nein, sie wäre zu enttäuscht. In meinem Brustkorb bebt es mehr. "Cana, ganz ruhig. Was ist passiert?" Es sticht wieder in meiner Brust. Ich darf mich nicht zu sehr belasten. "Sieh mich an", befiehlt sie leise und sanft. Ich schäme mich. Leicht gegen meinen Willen, hebt sie mein Gesicht an und wischt mir die Tränen weg. "Was ist los?" "Meine Brüste", flüstere ich. Ihre Augenbrauen ziehen sich bemitleidend zusammen. "So schlimm?" Ich nicke. "Och, Cana." Sie drückt mich an sich. Ich stelle mir in Gedanken vor, wie sie sagt, dass sie die Beziehung zwischen Ardan und mir akzeptiert. Das lässt mich stärker weinen, denn ich weiß, dass es nicht dazu kommen wird.

"Cana, bitte, das tut deinem Herzen nicht gut." "Ich kann nicht anders." Ich liebe ihn sehr, Mama. Ich bin gefangen und keiner kann mir helfen. Sie streicht beruhigend meinen Rücken entlang. "Wir reden zu Hause darüber, ja?" Ich nicke schniefend und versuche mich zusammenzureißen. Mama hilft mir beim Trocknen meines Gesichtes und sagt nichts zu den anderen Oberteilen, außer, dass sie schön sind und mir schmeicheln. Vermutlich, weil ich einen Weinanfall hatte und sie mich emotional unterstützen will. Wir bleiben noch lange im Einkaufszentrum. Mama versucht mich abzulenken und will mir alles kaufen, was ich mir angucke. Das macht mir Schuldgefühle, denn sie versucht alles, um mich glücklich zu machen und ich bin so egoistisch und enttäusche sie. "So, nur noch kurz ein paar Lebensmittel holen und dann können wir nach Hause." Ein Glück vergeht die Zeit dort schnell. Zu Hause kommen Adam und Aiman runter, um beim Einsortieren des Einkaufs zu helfen und dann zieht mich Mama ins Schlafzimmer. "Wie schwer liegt es dir auf der Seele?" Sie legt meinen Kopf auf ihrer Brust ab und spielt an meinen Haaren. "Sehr." Seine Geliebten zu enttäuschen ist nichts Schönes. "Machen sich welche aus deiner Stufe über deinen Körperbau lustig?" Ich schüttele den Kopf. "Nur am Anfang Didem", antworte ich flüsternd. Mama schnaubt und beleidigt sie vor Wut ziemlich doll. "Gott, regt sie mich auf!" Frustriert seufzt sie. "Macht sie es immer noch?" Ich verneine es. "Cana, du musst verstehen, dass deine Brüste noch wachsen können." "Ich werde bald siebzehn. Bald habe ich das Auswachsen meiner Brüste erreicht", maule ich leicht.

"Das ist nur relativ, Cana min. Ich war zu meiner Schulzeit super dünn, hatte weder einen so saftigen Po wie du, noch Brüste. Dann kam plötzlich ein Schub und dann ist alles langsam gewachsen. Bis zum jungen Erwachsenenalter können sie noch wachsen. Das Älterwerden und Gewichtszunahme beeinflussen das Brustwachstum." "Bei mir wird das eh nicht passieren." "Junge Dame, bei extremen Pessimistinnen wachsen die Brüste gar nicht", sagt sie trocken und drückt tadelnd meine linke Brust. Murrend halte ich mir meine Brüste. "Und wann hast du C getragen?", frage ich etwas hoffnungsvoll. Sie presst ihre Lippen aufeinander. "Mit sechszehn, Anfang siebzehn." Ich stöhne jammernd. "Ich kann sie dir massieren, damit sie größer werden." Pervers wackelt sie mit ihren Augenbrauen. "Mama", murre ich. Meine Brüste werden nie wachsen. "Gibt es keine Möglichkeit für mich?" "Cana, ich werde dir keine Brust-OP zum Geburtstag schenken." "Andere Methoden?", schmolle ich. "Weder die Pille, noch das Östrogen- und Gestageninjizieren, Eigenfett-Transfer oder eine Hyaluronsäure-Behandlung kommen in Frage. Ich muss zugeben, dass ich heute bei deinem Anblick sogar überlegt habe, mit der Frauenärztin im Krankenhaus zu sprechen, aber jetzt bin ich wieder bei meiner eigentlichen Meinung." Also keine größeren Brüste für mich. "Such dir einen Freund, der dir die Brüste knetet." Ich schließe beschämt meine Augen. Ardan ... oh Gott. Ich halte mir die Brüste, weil ich ein unangebrachtes Filmchen in meinen Gedanken habe. "Fester zugreifen, Cana." Mama legt ihre Hände ebenfalls auf meine Brüste und drückt zu. "Au!", lache ich. Jetzt pochen sie. "Gleich hast du riesige Ballons."

Aufmunternd drückt sie mich an sich. "Wieso schwärmst du nicht viel lieber über deinen dicken Po? Der ist super schön und so gut zu kneten. Sei wie ich! Ich habe Hautprobleme, bei Früchten ist immer die Konsequenz, dass meine Lippen komplett austrocknen und trotzdem habe ich keine Probleme mit mir." Ich wünschte, ich wäre wie du. Seufzend zucke ich mit meinen Schultern. "Ich weiß es nicht." Es wäre echt ein Segen, wenn ich so selbstbewusst wie meine Mutter wäre. Noch besser wäre es, wenn ich so viel Durchsetzungsvermögen wie sie hätte. Denn dann hätte ich das Schlamassel mit dem Enttäuschen nicht. Ich hätte auch keinen Druck und müsste Mama und meine Freunde niemals anlügen. Wären die anderen sauer auf mich, weil ich sie angelogen habe? Hoffentlich nicht. Das macht mir nur noch mehr Druck. Yasmin meinte doch, dass sie mir immer zur Seite steht, also wäre sie nicht sauer. Sie wäre immer noch meine Freundin. Bin ich eine schlechte Freundin? Ich komme mir nicht so vor. Ich bin nur eine Freundin, die nichts schnell beichtet. Das ist doch nicht schlimm, beziehungsweise sollte diese Eigenschaft nicht schlimm sein. Ich bin immer noch nicht bereit, zu beichten. "Weißt du wenigstens, was du essen möchtest? Ich habe Lust auf viel Käse", holt mich Mama aus meinen Gedanken. Es ist gut, dass sie mich aus diesem Strudel an Gedanken gezogen hat. "Sind deine Tabletten nicht alle?" "Bist du mein Ehemann?" Ich pruste. Baba ist sehr streng, was Gesundheit angeht. Wenn jemand Tabletten einnehmen muss, dann ist er wie ein Wecker. "Wir essen heute Fast-Food. Das hört sich doch gut an, oder?" Ich nicke.

Am Ende des Tages sitzen wir alle im Garten. Mama hält meine Hand, während ihr Kopf an die Brust von Baba gelehnt ist. Immer, wenn ich die beiden in so einer Situation sehe, möchte ich zu Ardan, weil er mir dasselbe schenken kann. Ich lag auf seiner Brust, ich habe ihn umarmt, ich habe ihn auf die Wange geküsst, er hat meinen Scheitel geküsst. Ich bin in einer Sackgasse gefangen, aber trotz der Tränen, die ich heute vergossen habe, werde ich mich nicht von ihm trennen. Ich weiß, dass ich mir damit Lasten zuziehe und ich weiß, dass ich stark damit leiden werde, aber ich kann nicht loslassen. Ich liebe ihn. Er ist meine erste große Liebe. Mit ihm beginnt mein Märchen, meine Liebesgeschichte. All die schönen Gefühle kommen mit ihm hoch. Ich will an keinem gebrochenen Herzen leiden. Dafür wäre ich zu labil. Das wäre sicherlich mein Untergang. Ich weiß doch, wie sensibel ich bin. Ich bin zu emotional. Binde ich mich einmal an eine Person, dann bedeutet sie mir sehr. Ich unterscheide mich da in dem Punkt etwas von meiner Mama. Sie kann sich schnell von Freunden trennen, sie hat damit kein Problem, aber ich weiß, dass ich selbst da trauern würde, weil ich eben viel emotionaler als sie bin. Und wenn ich mich von Ardan lösen müsste, dann würde ich tausend Tode sterben. Allein die Vorstellung lässt mich mulmig fühlen. Ich würde durch die Hölle gehen. Das würde ich niemals aushalten. Ich bin zu sehr an ihn gebunden, ich empfinde zu stark für ihn. Ich habe ihm mein Herz schon geschenkt und will, dass er es behält, damit beide zu einer wunderschönen Rose zusammenwachsen.

Mein Herz möchte sich nicht von seinem trennen.

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Hallo, Friends.

Ich habe voll lange nicht mehr nach euren Gedanken gefragt, also:

Was haltet ihr bis jetzt von meinen Charakteren und deren Verhalten - und was mögt ihr nicht an ihnen? Vor allem bei meinen Schatzis Ardan und Cana. Und was haltet ihr von Canas Gedankengang in diesem Kapitel?

By the way ist das, glaube ich, das letze Kapitel für eine Zeit lang

- Helo

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