Kapitel 35
Labrinth - Jealous
"Ich bin zwar satt, aber immer noch nicht zufrieden. Ich bin nicht so satt, dass ich mich übergeben müsste", teilt Yasmin uns mit. "Wir hören nie wieder auf Amal", meint Ramzi nun, sofort stimmen alle ihm zu. "Hey", schmollt sie. "Es war doch gar nicht so schlecht", schmunzelt Ardan. "Ja!", pflichtet Amal ihm bei. "Aber Amal ist dumm", meint Ramzi wieder. "Du bist dumm." Mit einer Rabenstimme äfft Ramzi Amal nach. "Jetzt lasst das arme Mädchen in Ruhe." Amal grinst stolz und schmeißt ihre Lockenpracht nach hinten, genau in Ramzis Gesicht. "Ardan versteht mich." Sie greift nach seinem Arm und schlägt Ramzi damit. Ich weiß nicht wieso es mich ein wenig stört, dass sie ein gutes Verhältnis haben ... ach, was rede ich da? Er gehört zu unserem Freundeskreis, also? Ich freue mich trotzdem, dass er herzlich aufgenommen wird. Meine Selbstsüchtigkeit war kurz an der Macht, aber jetzt ist meine Vernunft zurück. Ardan wird akzeptiert und das freut mich. Punkt. "Oh, Ardan", murmelt Ramzi leise stöhnend und mit höher gestellter Stimme. "Ja", knurrt er dann und packt voller Leidenschaft seine Hand, die er sich an seine Brust drückt. "Kneif zu, Baby." Komplett in seiner Welt, lässt Ramzi den Kopf in den Nacken fallen. Ardan lächelt und sieht dabei so schön aus. Schön und zufrieden, glücklich und sich wohlfühlend. Sanft kneift er in seine Brustwarze und sofort stöhnt Ramzi. "Halt's Maul!", zischt Miran, der Ramzis Mund mit einem Taschentuch stopft. Wir lachen über das Kino und nehmen unsere Milkshakes entgegen.
"Das muss fotografiert werden, Leute." Dilan nimmt ihr Handy raus und stellt sich vor den Tisch, damit auch alle drauf sind. Dann lehnt sie sich ein wenig nach vorn, lässt den Arm ausgestreckt und befehlt uns, mit unseren Milkshakes näher an die Kamera zu kommen. Wir beugen uns über den Tisch - Ardan beugt sich somit zu mir. Sofort kribbelt es. Ich will ihn noch näher haben, setze mich deshalb auf den Tisch, schiebe meinen Milkshake nach vorne und streife ihn verstohlen. Hoffentlich bemerkt niemand meine Näherungsversuche. Ich bin echt verzweifelt, wow. Aber was ist, wenn ich ... nein, ich kann es gar nicht mehr falsch verstehen. Wir wollen uns doch nähern. Ich entferne mich trotzdem einen winzigen Zentimeter und spüre seinen Finger, der meinen streift. Ein Glück ist mein Milkshake vor unseren Händen. Sofort strahle ich und muss mir sogar auf die Unterlippe beißen, weil mein Grinsen zu stark ist. Sein Zeigefinger fährt über meine Fingerknöchel. Ich lege den Kopf schief, weil ich mich einfach - dank der durch ihn entstandenen Energie in mir - bewegen muss. "Cana, heute sind wir besonders fotogen?", schmunzelt Dilan, die immer noch am Fotoschießen ist. "Mein Rücken bricht gleich", jammert Miran. Wir setzen uns wieder hin, als Dilan es uns erlaubt hat und dann machen die Mädchen noch Fotos unter sich. Ich trinke meinen Schokomilkshake und schaue verstohlen zu Ardan. Er hat auch den mit Schokolade genommen. Wir tauschen heimlich Blicke aus und schenken uns verstohlene Lächeln.
"Ardan, lächeln!" Amal hält die Kamera vor sich und ihn. Ich beiße sofort auf den Strohhalm und verdränge die Eifersucht in mir. Etwas bockig stütze ich meine Schläfe an meiner Faust ab und trinke weiter. "Uh, Cana, das ist ein gutes Bild für Instagram", schmunzelt Dilan. Dass sie Bilder von mir gemacht hat, ist mir ja überhaupt nicht aufgefallen. Yasmin stößt mir in die Seite und schaut mich fragend an. "Nichts", murmele ich. Ich bin nur ein wenig eifersüchtig ... glaube ich. "Komm, lächeln Sie für die Kamera", meint Dilan mit französischem Akzent, die ganz motiviert die Fotos schießt. Ich darf nicht so denken, denn Ardan ist eben mit allen befreundet. Dezent lächele ich und widme mich wieder meinem Shake. Na toll, wieso bin ich so leicht reizbar? Das will ich doch gar nicht sein. Wenn Amal Bilder mit ihm machen will, muss ich das wohl oder übel hinnehmen. Ich kann sie ja schlecht anmeckern und anschreien und sie auffordern, nie wieder Bilder mit Ardan zu machen. Schluss damit! "Ich freue mich voll auf den Hamburger Dom", schwärmt Dilan. "Wir müssen dieses Jahr dahin! Seid ihr in den Ferien weg?", fragt Ramzi. Ich zucke mit meinen Schultern. Vielleicht nehmen Mama und Baba sich da Urlaub, wer weiß? Die meisten verneinen es. Bei Yasmin und Ramzi steht es noch nicht fest, ob sie in den Libanon fliegen. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam zum Rummel gehen könnten. Ob Ardan jemals mit Freunden beim Hamburger Dom war? Aber die fehlende Akzeptanz könnte auch etwas anderes sein. Ach, ich mache mir mal wieder zu viele Gedanken, statt mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.
Irgendwann verlassen wir das Diner, es ist schon dunkel geworden und das Diner leuchtet, was mich wieder an die amerikanischen Filme erinnert. "Ich will vorne sitzen!" Ich will mich echt nicht gestört fühlen, aber mich stört Amal immer mehr und mehr. "Nein, ich sitze vorne." Ramzi schubst Amal hochnäsig weg und watschelt mit starkem Hohlkreuz zum Beifahrersitz. Ich bin meinem besten Freund echt dankbar dafür. Steht Amal auf Ardan? Oh Gott, läuft da etwas zwischen den beiden? Ich lasse mir nichts anmerken und setze mich wieder auf Yasmins Schoß, ehe wir losfahren. Haben die beiden schon mal geschrieben? Ich bin gerade wieder schlecht gelaunt. Mein Oberkörper kribbelt unangenehm und ich fühle mich allgemein etwas beschissen bei dem Gedanken. Das kann doch nicht sein, Ardan tut so etwas doch nicht ... oder doch? Bin ich zu naiv? Aber ich dachte, wir wollen uns immer näherkommen. "Möchtest du wieder dein Handy anschließen, Cana?" Mein Brustkorb kribbelt wieder unangenehm. Das elektrisierende Gefühl ist wieder da. "Nein", antworte ich Ardan gedämpft. Meine Haare lasse ich mehr zur Seite fallen, damit man nicht sieht, wie ich in den Spiegel gucke, wo ich auf Ardans Augen treffe. Lange schaue ich nicht hin, es war nur ein Schielen. Ich reagiere vielleicht über, aber ich will doch einfach nicht verletzt werden. Ich weiß doch nicht einmal, ob da wirklich etwas ist. Ich mache mir selber alles kaputt. Nachdenklich fahre ich mir über meinen Nacken. Ich sollte aufhören, solche Gedanken zu haben.
Wir setzen uns im Wohnzimmer hin, spielen mit den Hunden und hören den Miran und Ramzi bei ihren Gesprächen zu. Dass Amal neben Ardan sitzt, ignoriere ich mal sehr, sehr stark. Vielleicht schenkt er ihr ja auch ein Lederarmband, denke ich sehr höhnisch und verdrehe meine Augen. Rocky brummt vor mir, weshalb ich seinen Kopf kraule und er sich auf meinen Schoß legt. Meine Laune hebt sich dank ihm etwas und deswegen wird er mit Krauleinheiten belohnt. "In zwei Monaten ist die Klassenfahrt", säuselt Yasmin. Ardan kann sich ja neben Amal setzen. Mein Gott, ich muss aufhören so zu denken. "Es wäre gut, wenn es Vierersitze geben würde, so müsste keiner wirklich alleine sitzen", meine ich. "Ja, die gibt es." Ardan weiß ja Bescheid. "Dann ist ja gut", murmele ich. Dann ist er wenigstens nicht alleine. "Und wer sitzt neben wem?", fragt Amal. Du hast deinen Partner sicherlich schon neben dir sitzen, antworte ich ihr innerlich und das in einem unfreundlichen Ton. "Bis dahin ist ja noch Zeit", meint Yasmin. "Wir müssen in der Nähe voneinander sitzen", sagt Ramzi, woraufhin ich sage, dass das selbstverständlich ist. "Irgendwie habe ich Hunger auf McDonalds", meint Ramzi. "Fettsack", schmunzele ich. "Soll ich dich dahinfahren?" Gott, Ardan ist so aufmerksam. Ramzis Augen liegen auf ihm, der Mund leicht geöffnet und leider Gottes zeigen seine Augen Begierde. "Du kannst mich zu dir fahren, in dein Bett", schnurrt er, läuft wie eine Katze auf allen Vieren zu Ardan und spreizt seine Beine. Ich schaue verlegen und mit geweiteten Augen weg, weil mir dadurch andere Szenarien in den Kopf kommen, schaue aber dann wieder hin, als Ramzi auf seinem Schoß sitzt, sich an ihn schmiegt und Ardan belustigt seinen Rücken streichelt.
"Was meint ihr, wer sich auf der Klassenfahrt näherkommen wird?" Dilans Schmunzeln verrät mir, dass es eine Anspielung auf Ardan und mich ist. "Bestimmt Didem und noch jemand." Da kann ich Yasmin nur zustimmen. Nicht, dass sie sich an Ardan ranmacht. Ich spiele an meinen Fingern herum und pule an der abstehenden Nagelhaut. "Sollen wir noch Pommes und Nuggets machen?", frage ich, weil Ramzi ja noch Lust auf Fastfood hat. "Du bist ein Engel, Cani-Bani." Er schenkt mir einen Luftkuss und steht mit mir auf, als ich in die Küche gehen will. "Was ist los?", fragt er leise. Sofort schaue ich zu ihm. "Du bist still und nachdenklich." Ich fühle mich gerade echt schuldig, weil Ramzi Gefühle für mich hat und ich an einen anderen denken muss. Abwinkend schüttele ich den Kopf. "Manchmal hat man seine Phasen." Seine Lippen zucken nachdenklich. "Sicher?" Ich nicke. Schließlich stimmt es ja - glaube ich zumindest. "Wie geht es dir?", frage ich gedämpft. "Besser." Ich nicke. Die Stille zwischen uns ist zwar etwas unangenehm, doch durch die sprechenden Personen im Wohnzimmer herrscht wenigstens keine Totenstille und wir sind abgelenkt. "Wollt ihr auch Nuggets und Pommes?" Die Meisten nicken, Ardan sitzt nur still da und zuckt leicht mit seinen Schultern. In mir baut sich Mitleid auf. Wir haben doch bestimmt etwas für ihn da. "Tu viel rein", gebe ich Ramzi Bescheid und klappere die Schränke ab. Ich schäme mich irgendwie, Ardan zu fragen, ob er Nudeln möchte. Deshalb nehme ich mir mein Handy zur Hand und schreibe es ihm.
'Möchtest du stattdessen Nudeln?'
'Nein, danke, Cana. Ich bin satt.' Seine Antwort gefällt mir nicht.
'Möchtest du etwas anderes? Sag mir deinen Wunsch.'
'Es ist wirklich alles gut, danke dir.'
'Okay.' Ich stecke mein Handy wieder in meine Hosentasche und kontrolliere im Kühlschrank die Flaschen.
Aiman, Adam und Elyas kommen runter und ich höre sogar Amir. Na toll, was wollen die jetzt bei uns? Ich verdrehe meine Augen und laufe mit Ramzi zurück ins Wohnzimmer. Es wird wieder geredet, bis das Essen fertig ist und die Meisten sich bedienen. "Was? Ihr wart ohne uns Burger essen?", fragt Adam schmollend. "Ich kann es ja hochwürgen und dich füttern." Ramzi und Adam schauen sich mit einem perversen Grinsen an, ich erschaudere vor Ekel. Da mein Platz von Elyas eingenommen wurde, setze ich mich neben Ardan hin. Dass Aiman mich mit zusammengezogenen Augenbrauen ansieht, stört mich ungemein. "Behla", befiehlt Amir Aiman. Ja, er soll mich lassen. Ich mache nämlich nichts! Dieser Junge nervt ungemein. Soll ich mich etwa auf den Boden setzen? Ich verdrehe meine Augen und sehe zu Ramzi, der auf Adams Schoß Platz genommen hat. Im Augenwinkel sehe ich, dass Ardan sich die Hand vor die Augen hält. Wieso verängstigt mich das so? Aber vielleicht liegt es auch an Adam und Ramzi. "Sollen wir ein wenig trainieren gehen?", schlägt Aiman vor. Ja, geh weg von hier! "Können wir machen." Ramzi zuckt mit seinen Schultern. "Ja, dann nehmt einfach Sachen von uns. Ardan, was ist los?" Adams Frage beunruhigt mich noch mehr. "Dürfte ich mich hinlegen, bitte?" Er ist total blass. Mir steigen Tränen auf, ich bin total unruhig. "Ich hole dir Wasser", flüstere ich und wische mir in der Küche über die Augen. Hat er Medikamente? Sollte ich Mama anrufen? Kennt sie sich mit Diabetes aus? Schnell bringe ich ihm Wasser. Unruhig zupfe ich am Lederarmband herum. "Dankeschön." "Komm, leg dich auf mein Bett." Adam steht auf und hilft Ardan hoch. Besorgt schaue ich ihnen nach und laufe mit einer Wasserflasche hoch.
"Schreib, wenn du etwas brauchst." Ich schlucke. "Danke, Cana und danke auch dir, Adam." Er lächelt müde und hebt kurz seine Hand an, um mir zu signalisieren, dass alles gut ist. Adam geht in den Flur. "Ey, lasst nicht gehen." "Nein, geht." Adam kommt wieder in sein Zimmer. "Nein, du siehst gar nicht gut aus. Was ist los?" Ardan winkt ab. Roxy hätte es schon bestimmt bemerkt. "Geht. Was wollt ihr zu Hause machen?" "Ardan, du siehst scheiße aus." Trotz dieser Lage müssen wir prusten. "Adam, hör auf mich und geh mit den anderen. In der Zwischenzeit bin ich schon ausgeruht. Deine Arme müssen dringend beansprucht werden." "Hey", schmollt er. Ardan grinst. "Sicher, dass wir nicht bleiben sollen?" "Sehr sicher." "Rocky und Tyson können ja bei ihm bleiben", murmele ich. Schließlich sind Rottweiler gute Wachhunde und Tyson hat das oft genug beweisen können. "Mama kommt ja sowieso gleich. Vielleicht kann sie etwas tun." Ich nicke. "Ach, ich bleibe bei ihm", sagt er schließlich. "Adam, geh. Ihr wollt trainieren gehen, dann geht." Ardan schließt seine Augen. Seine Wimpern sind echt schön, er seufzt. "Kann einer bitte das Fenster aufmachen?" Ich tue es sofort. Ich will alles tun, was ihm hilft. "Scheiß drauf, wir bleiben." Adam setzt sich auf Aimans Bett und ruft die Jungs nach oben. "Warte, wir begrüßen noch schnell Tante." "Mama, komm nach oben!", rufe ich schon fast hysterisch. Ich habe sie gar nicht hereinkommen hören. Sie soll Ardan sofort helfen.
"Was ist?", fragt sie leicht panisch und rennt die Treppen hoch. Die Hunde sind ihr gefolgt. "Hallo", lächelt Ardan müde. Mama schaut ihn besorgt an. "Kind, was ist passiert?" Sie hockt sich vor ihm nieder. "Diskretion, raus mit euch." Verdutzt sehen Adam und ich uns an. "Raus." Aber ich weiß doch, was er hat. Warnend schaut Mama zu uns, weshalb wir auf sie hören und die Tür schließen. Will sie ihn jetzt untersuchen? Braucht sie etwas? Im Arbeitszimmer sind viele Utensilien. Auch für Diabetiker haben wir etwas da, weil einige Verwandte von uns Diabetes haben. Mama tritt aus dem Zimmer und sieht uns prüfend an. "Hol mir mein Blutdruckmessgerät und das Stethoskop." Ich rase sofort nach unten und suche nach beiden, die um das Skelett hängen. Die Fragen der anderen ignoriere ich, weil ich kurz davor bin zu weinen. Unruhig stehe ich dort herum, spiele an seinem Lederarmband herum und versuche mich nicht aufzuregen, dass langsam alle nach oben kommen. Ardan fühlt sich unwohl dabei. "Adam!" Er öffnet sofort die Tür. "Hol schnell ein Handtuch." Mama hilft Ardan hoch. Mir wird total übel, als ich sehe, dass er aus der Nase blutet. Wieso blutet er aus der Nase? Schnell hält Adam Ardan das Handtuch unter die Nase und stützt ihn ebenfalls ab. Mir wird ganz schlecht bei seinem Anblick und ich muss stark gegen die Tränen ankämpfen. "Ganz vorsichtig", sagt Mama. Ardan sieht gar nicht gut aus. Ich verliere langsam den Kampf mit den Tränen und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Der Druck im Nacken schmerzt sehr und die Hitze in mir ist so stark, dass ich schon schwitze. Mama ruft im Krankenhaus an und gibt Bescheid, dass sie mit jemanden kommt. "Ihr bleibt hier", befiehlt sie uns, ehe sie einsteigt und losfährt.
"Scheiße, was hat er?", fragt Ramzi. Ich fühle mich so schuldig, das lag bestimmt am Essen. Ich verkrampfe mich und versuche nicht zu weinen, weshalb ich schon zittere. Die Hunde stellen sich zu mir und lecken mir über meine Hände, weil sie spüren, dass ich Angst habe. Ich gehe in die Küche, trinke dort ganz viel Wasser und beruhige mich. Mama hat das im Griff. Aber was genau ist passiert? Das Stethoskop und das Messgerät bringe ich zurück ins Arbeitszimmer und atme tief durch. Der Schock und die Fragen stehen allen im Gesicht geschrieben. Keiner redet und keiner isst mehr. Unserem Freund geht es nicht gut und hoffentlich weiß er, dass wir uns um ihn sorgen und ihm gute Besserung wünschen. "Liegt das an seinem Diabetes?", fragt Ramzi betrübt. "Ardan hat Diabetes?" Adam ist sichtlich schockiert und auch Aiman lässt es nicht trocken. Ich wäre auch echt sauer, wenn es ihn nicht interessieren würde. Sind sie schon im Krankenhaus? Was genau wird passieren? Wird Mama übernehmen? Der Arzt, der Ardan behandelt, muss informiert werden. Hoffentlich geht es ihm gut. Schweigend oder mit wenig Redseligkeit sitzen wir im Wohnzimmer und versuchen uns über Stunden abzulenken bis dann Mama und auch Baba mit Ardan zurückkommen. Ardan setzt sich mit einem schüchternen Lächeln zu uns und Mama geht in die Küche. Er sieht besser aus, Gott sei Dank! "Ardan, Schatz, was möchtest du essen?" Er kratzt sich verlegen den Nacken. "Ich habe keinen großen Hunger." Mama kneift finster die Augenlider zusammen. "Dann eben Salat, keine Widerrede."
"Sollen wir in den Wintergarten? Dort ist es frisch", schlage ich vor, woraufhin Ardan nickt und wir uns erheben. Ich wäre jetzt liebend gern alleine mit Ardan, damit ich ihn umarmen könnte. Das würde mich ungemein beruhigen. "Wenn ihr jemals wieder draußen essen wollt, geht ihr gefälligst in unser Restaurant. Da ist es gesund, es gibt sehr viele Richtungen und es wird viel mit ungesättigten Fettsäuren hantiert. Und jetzt isst du deinen Salat, Kind und gleich kriegst du Obstsalat." "Sie müssen sich nicht die Mühe machen." Ardans Lächeln wird schüchtern, als er Mamas strengen Blick sieht. "Iss." Er nickt und fängt an zu essen. Ich muss schmunzeln. "Wollt ihr auch Obstsalat?" Wir nicken und schauen belustigt zum eingeschüchterten Ardan. "Macht dir meine Mutter Angst?" "Nein, aber sie ist sehr durchsetzend", antwortet er mir murmelnd. "Glaub mir, wir haben auch Angst vor ihr", meint Adam, der sicherlich an die Drohung mit den Ganzkörpertests denken muss. Wir kriegen unsere Schüsseln mit dem Obstsalat - Ardan kriegt die größte Schüssel -, und Ardan noch ein großes Glas Wasser mit einer Scheibe Zitrone. "Du kriegst einen Schein, damit du ohne Probleme kostenlos im Restaurant essen kannst." Ardans Augen weiten sich. "Das ist wirklich nicht nötig." "Ardan, wehe du widersprichst mir noch ein einziges Mal." Er schürzt seine Lippen und nickt nur stumm. "Geht doch." Mama lächelt uns an. "Ihr geht nicht in die Schwimmhalle, oder?" Wir verneinen es. "Gut, wehe ihr stört uns." Mama geht und gibt Baba auf Kurdisch Bescheid. Ich kriege wieder Mitleid mit Ardan und ich weiß nicht wieso. Ich habe einfach das Bedürfnis, ihn zu beschützen und ihm Freude zu machen. Mich überkommt der Impuls, ihn einfach glücklich zu machen.
Ich wäre bereit, ihm mein Herz zu geben, damit er glücklich ist.
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