Kapitel 120

Ruth B. - Dandelions

"Der rote Lippenstift ist Tradition." Mama trägt mir mit aller Liebe ihren roten Lippenstift auf. Ihre Augen sind noch gereizt, weil sie vorhin schon wieder in Tränen ausgebrochen ist. Es ist kaum zu glauben, dass es heute wirklich so weit ist. Yasmin hat sich mit der Dekoration selbst übertroffen. Die islamische Vermählung ist in Grün, Weiß und Gold gehalten. Die Intention dahinter sind die Farben Ardans und meiner Augen. Echt schön. Das Haus ist voller Leben. Im Wohnzimmer, Küche und Garten sitzen alle Familienmitglieder quer verteilt. Im Garten grillt Baba mit Ardan für uns. Alles ist perfekt. Es ist mein achtzehnter Geburtstag und er ist unvergesslich. Heute heirate ich Ardan. Wir heiraten heute. Es ist endlich vorbei. Wir müssen noch ein Jahr die Schulbank drücken und dann können wir schon zusammenziehen. Mein Leben könnte nicht besser laufen. Mama lächelt zufrieden. "Perfekt aufgetragen. Er steht dir." Sie drückt noch einmal meine Wangen zusammen und schon verzieht sich ihr Gesicht. Oh, nein! "Nicht, Mama. Nicht weinen", schmunzele ich. "Ich versuche es", flüstert sie. Oje, ihre Augen sind schon glasig. "Tante, setz dich lieber. Nicht, dass du noch dehydrierst." Yasmin zieht Mama beiseite, um zum dritten Mal meinen Eyeliner und meine Mascara zu kontrollieren. "Alles sitzt. Dein Kleid passt perfekt abgestimmt auf den Stoff von Ardans kurdischen Gewand und eigentlich fehlt nur noch ..." Sie grinst ... oh Gott, wenn sie nur wüsste. Wenn sie nur wüsste, was schon alles passiert ist. Ich ermahne sie nonverbal. Sie wird mich damit niemals in Ruhe lassen.

Es ist unglaublich, dass wir es geschafft haben. Dass es Ardan gutgeht. Dass ich mich durchgesetzt habe. Niemals hätte ich mir erdenken können, dass ich mit frischen 18 Jahren heirate. Hätte mir jemand gesagt, ich werde mich mit dem Eintreffen meiner Volljährigkeit vermählen, hätte ich ihn ausgelacht. Ich hätte gesagt, dass Jungs erst kommen dürfen, wenn ich 20 bin oder älter und dass die Schule im Vordergrund steht, aber die Liebe kommt tatsächlich nie, wie man sie sich vorstellt und wünscht. Und doch hat sie all meine Erwartungen übertroffen. Ich bin wunschlos glücklich. Jeden Schritt, den ich jetzt aus dem Schlafzimmer zum Garten gehe, lässt mich nur stärker lächeln. Die Sonne scheint, wärmt mich und mein Herz, doch nicht so sehr wie sein Anblick. Da ist er. Mein Herzensdieb. Neben Baba am Grill stehend und wegen einer Sache lächelnd. Er sieht so schön aus. So wunderschön. So angenehm und sanft wie eine Sommerbrise. Obwohl weder er noch Baba mich sieht, gleitet sein Blick zu mir. Mein Herz macht einen Satz. Das sanfte Lächeln, das er mir schenkt, ist schöner als der Blumenstrauß, den er mir gebracht hat. "Can, wie lange noch?" Mama hebt ihr Xeftan an, als sie zu den beiden an den Grill tritt. Die goldenen Details ihres gleichfarbigen Xeftans schimmern im Licht. "Muss sie noch wenden." Unter Babas sanften Lächeln werde ich ganz verlegen. Ich bin immer noch nicht locker genug, um mit Ardan vor Baba normal zu agieren. Noch verlegener werde ich, als Mama sich an Baba lehnt und beide zufrieden zu mir schauen.

"Geht doch ein wenig ins Gewächshaus. Da sind Schlappen. Das hier kann ich ja schon mal in die Küche bringen." Mama zeigt zur Gartentür hinter mir, wo noch eine Menge an Schlappen für jeden im Haus liegen. Ardan hat schon welche an und er wartet nur darauf, dass ich mir welche anziehe, damit wir gehen können. Oje, ich beeile mich, damit ich mich nicht nur weiter wegen des Lächelns meiner Eltern schämen muss. Ich warte nicht einmal auf den armen Ardan, als ich loslaufe. Oh Gott! Mein Bauch kribbelt! Ich bin so aufgeregt. "Warte doch auf mich, Mopsi. Es hapert an einigen Stellen noch mit meiner Ausdauer." Oh Gott, stimmt! Ich bleibe sofort stehen, drehe mich entschuldigend zu ihm um. Die Sonnenstrahlen begleiten uns, betonen seine Augen und die vielen Perlen und Steinchen meines grünen Xeftans. Wenn ich das sanfte Lächeln auf seinen pinken Lippen sehe, könnte ich glatt losweinen. Wir heiraten wirklich! "Mir gefällt die Farbe sehr an dir, Mopsi. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen." Sein selbstverliebtes Kompliment lässt mich sowohl kichern als auch erhitzen. Am liebsten würde ich mich auf ihn schmeißen und abknutschen. Ein Küsschen kann ich mir ja gleich im Gewächshaus abholen, dem wir immer näherkommen. "Ich habe echt Hunger." "Ich auch. Es ist immer noch so verdammt ungewohnt für mich, ausgelassener zu essen. Ich hatte gerade noch deinen Vater aus Reflex gefragt, ob bei den Steaks auf den Fettgehalt geachtet wurde." Armer Ardan. Aber jetzt kann er alles essen, was er will, ohne danach sofortige Probleme zu kriegen.

Ardan öffnet mir die Tür zum warmen Gewächshaus. Die Anlagen laufen erst seit kurzem, deshalb müssen wir uns noch ein wenig gedulden mit der frischeren Luft. Hier am Brunnen hat alles angefangen. Hier hatten wir unseren ersten Kuss. Hier hat unsere Liebesgeschichte erst so richtig ihren Lauf genommen. Mit frischen 17 Jahren und der Skepsis hinter Yasmins Aberglauben, dass jeder von uns Mädels ihre Liebe mit 17 findet. Kaum zu fassen, dass ich ein Jahr danach schon heirate. "Der Ort unserer Liebe", raunt er hinter mir, dicht an mein Ohr, warm und samtig. Es kitzelt so schön wohlig meine rechte Körperseite hinab. Ich schmiege mich an Ardans Körper, umschließe seine Hände, als seine Arme mich von hinten umschlingen. Der Moment soll niemals enden. "Hier haben wir uns geküsst", murmele ich. Sein raues Summen entfacht an meinem ganzen Körper eine Gänsehaut. "Sollten wir es nicht wiederholen, liebste Ehefrau?" Ehefrau. Wie schön sich das anhört, aber auch so verrückt. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mit frischen 18 eine Ehefrau werde. "Vielleicht, Ehemann." "Vielleicht? Welche Kompetenzen muss ich mir aneignen?" Ich schaue grinsend zur Seite. "Eine ganze Ausbildung." "Ist das so, liebste Mopsi?" "Wahrlich", erwidere ich schmunzelnd. Meine Wangen tun mir schon weh vom ganzen Grinsen. Ich lasse zu, dass Ardan uns auf dem Gestein des Brunnens sitzen lässt, mich nah an sich zieht. Mein Grinsen bleibt großspurig, als seine Lippen vor meinen schweben.

"Finden Sie nicht, ich bin qualifiziert genug in Anbetracht der Tatsache, dass ich in wenigen Stunden oder gar Minuten Ihr Ehemann bin?" Mein Ehemann. In wenigen Stunden oder gar Minuten. Wie verrückt es sich anhört. Um mich dreht sich alles, habe ich das Gefühl. Das ist so aufregend! "Ich wage es anzuzweifeln." Sein empörter Laut daraufhin lässt mich laut loslachen. "Mopsi, lange kannst du nicht mehr so frech sein. Die Tage sind gezählt und du entkommst mir nicht mehr." Und alleine bei dem Gedanken kriege ich starkes Herzklopfen. Ich freue mich so unheimlich. Mein Lächeln steckt Ardan an. Wie wunderbar er aussieht, wenn er verträumt den Kopf schief legt und wie sanft seine Grübchen wirken. "Möchtest du mir keinen Kuss geben?" "Ich könnte dich mit etwas anderem erfrischen. Du wolltest doch gerne mal in unserem Brunnen baden." Ardans grünen Augen weiten sich. Mein Grinsen schmerzt mir in den Wangen. "Sie sind wirklich unerhört, Ehefrau. Dafür werde ich sie tadeln. Machen Sie sich auf rote Stellen und Alternativen zum Sitzen gefasst." Hat er nicht gesagt! Ich keuche. Oh Gott! Ich stehe kopfschüttelnd auf. Ich habe so lange nichts Schlüpfriges gehört. Es jetzt an der Hochzeit zu hören, hat eine ganz besondere Wirkung auf mich. "Steh auf." "Wohin bringen Sie mich?" "Zurück ins Haus." Ardans kleines Lächeln fällt. Er wirkt ein wenig verdutzt. "Was?" "Kein Kuss?" Ich grinse verschmitzt. "Das können wir ja in der Ehe diskutieren." Ich weiß, dass er sich sein Schmunzeln unterdrückt. Sein linkes Grübchen verrät ihn. "Ich werde es vermerken, Mopsi. Du entkommst mir nicht."

Im Haus herrscht ausgelassene Stimmung. Es wird gelacht und gesungen und es riecht wunderbar nach all dem gekochten und gegrillten Essen, das in der Küche auf den Tellern serviert wird. Onkel Ramazan, Ramzi und Adam zeigen uns ihren schönsten Hüftschwung, mit den klirrenden Tüchern um ihre Hüften gebunden ... bis es dann an der Tür klingelt. Oh Gott. Es ist so weit. Der Imam ist da. Oh mein Gott, die Vermählung beginnt! Mama zerrt Ardan und mich in den Garten zum kleinen Stand, der für uns vorbereitet wurde für die Vermählung. Wie schön die Gardine aus weißen Blumen hinter den grünen Sitzen hinabfällt und wie schön alles farblich aufeinander abgestimmt ist. Es ist so weit. Ardan und ich heiraten. Ramzi und Miran werden unsere Trauzeugen sein und mit unseren Eltern alleine bei der Vermählung dabei sein. "Mach nicht denselben Fehler wie dein Schwiegervater und küss Cana bitte auf die Stirn. Nicht auf den Mund", prustet Mama. Baba murrt hinter ihr verlegen, oje. Oh Gott! Der Imam tritt jetzt auch in den Garten. Yasmin, Dilan und Amal drücken sich mit meinen Cousinen an die Fensterscheibe. Cihan schließt die Gartentür. Es ist so weit. Ich kann es nicht fassen! Ardan und ich begrüßen den Imam, der vor uns Platz nimmt. Mama bindet mir schnell ein Kopftuch um für die Zeremonie und stellt sich dann mit Baba, Cihan und Elif hinter den Imam. Miran und Ramzi sitzen zu unseren Seiten ein wenig weiter entfernt. "Ma sha Allah, so jung und doch wissend und bereit", lächelt der Imam. Ich senke verlegen meinen Blick. Wenn er nur wüsste, wie schnell mein Herz schlägt, als er das Formular hervorholt und die Angaben von Baba, Ardan, Ramzi, Miran und mir notiert.

"Was ist die Brautgabe?", fragt der Imam mich. "Sechs goldene Armreifen, zwei goldene Ketten mit Anhänger, zwei Stoffe für kurdische Kleider, zwei Paare goldener Ohrringe, ein goldenes Armband, zwei goldene Ringe und die Kette." Ich ziehe verdeutlichend die Herzkette hervor, die Ardan mir geschenkt hat. Elif hat fast ihren gesamten Monatslohn für Gold ausgegeben und sie ist laut eigener Aussage nicht einmal fertig. Mama und Baba mussten sie zurückhalten, aber sie hat mir gesagt, dass sie noch mehr holen möchte und Cihan auch ein Schaf für uns opfern will. Ich möchte sie damit gar nicht belasten, aber für sie steckt da viel mehr als die Brautgabe zu meiner Absicherung drin. Es ist ihr einziges Kind, das heiratet. Elif möchte so viel geben, weil es nur ein einziges Mal für sie sein kann und dieser Fakt rührt mich immer wieder zu Tränen. Von den ganzen Mitgiften für unsere zukünftige Wohnung will ich gar nicht anfangen. Sie und auch Mama wollen schon anfangen, aber Baba und Cihan konnten sie noch aufhalten. Nachdem der Imam alles niederschreibt, ein- zweimal nachfragen muss, wie viele Paare es sind vom Schmuck, klärt er uns über die Pflichten und Rechte in der Ehe auf. Mein Blick gleitet immer wieder zu meinen Eltern und dann zu den Mädels, die alles durch das Fenster aufnehmen. "So ist dein Gut ihr Gut und ihr Gut bleibt ihr Gut." Ich muss schmunzeln und dieses Schmunzeln wird größer, als ich zu Ardan schaue, der neckend seine Augenbraue hebt. "Hast du ein Problem damit?", frage ich belustigt. "Absolut nicht. Ich teile mein Hab und Gut mit meiner Herzensdiebin." Herzensdiebin! Ich könnte kreischen!

Der Imam fährt mit seinem kleinen Vortrag fort, erklärt uns intensiv, dass wir die Rechte des anderen niemals verletzen dürfen und besondere Rücksicht aufeinander haben müssen, dann fragt er mich und Baba, ob wir mit der Brautgabe einverstanden sind, was wir auch so bestätigen. Nun wendet er sich Ardan zu. Mein Herz! Oh Gott! Ich schaue aufgeregt zu Mama, die schon Tränen in den Augen hat sowie Elif. Sowohl Cihan als auch Baba sind noch standhaft, aber Ramzi hingegen hat glasige Augen. Oh nein! "Möchtest du, Ardan Nemir, Cana Jamil zur Frau nehme? So sage: Ich gelobe meine Frau Cana Jamil vor Allah zu heiraten." "Ich gelobe meine Frau Cana Jamil vor Allah zu heiraten", erwidert Ardan und oh, wie schön sich seine Stimme dabei anhört. So sanft, so weich, so unfassbar beruhigend. Er wird es noch zwei weitere Male gefragt, woraufhin sich der Imam zu mir wendet. Mein Herz. Oh Gott, mein Herz! "Cana Jamil, möchtest du Ardan Nemir zum Mann nehmen? So sage: Ich gelobe meinen Mann Ardan Nemir vor Allah zu heiraten." "Ich gelobe meinen Mann Ardan Nemir vor Allah zu heiraten." Mein Lächeln fühlt sich so sanft auf meinen Lippen an. Ich kann es nicht ablegen. Es ist wirklich geschafft. Auch ich werde noch zwei weitere Male gefragt, woraufhin der Imam Ramzi und Miran fragt, ob sie die klaren Aussagen bezeugen können. Mama ist schon am Weinen, aber als ich dann zu Baba sehe, kommen mir wirklich die Tränen. Er schaut angespannt zur Seite, der Kiefer zuckend und die Augen blinzelnd. Seine Brust hebt sich angestrengt und ich sehe, dass ihm Tränen hinabfließen, so sehr er auch den starken Mann spielt.

Der Imam dreht sich zu Baba, der von Mama angestupst wird. Als ich dann sein komplettes Gesicht sehen kann, spüre ich den Druck auf meinen Augäpfeln. Wann habe ich Baba weinen sehen? "Lieber Bruder, es ist ein schöner Tag. Weine nicht. Komm." Baba wischt sich seufzend seine Augen trocken, als er zu uns tritt, um das Eheformular nach uns zu unterschreiben. Seine Augen füllen sich wieder, als er es an Ramzi weitergibt. Mama tritt lächelnd zu ihm, um ihn zu trösten. Wenn er so weiter macht, weine ich gleich noch wirklich! Auch Miran unterschreibt. Der Imam spricht ein kurzes Bittgebet für uns aus, woraufhin er uns lächelnd zunickt. "Möge Allah euch segnen und seinen Segen auf euch herabkommen lassen und euch im Guten vereinen." Es ist geschafft. Es ist wirklich geschafft. Ich verrichte das darauffolgende Segensgebet mit so viel Freude und Hoffnung, dass mich eine Woge an neuer Energie umgibt, als wir fertig sind. Es ist vorbei. Es ist endlich vorbei! Wir haben es geschafft. Elif bringt uns zitternd das goldene Tablett mit unseren Ringen, umarmt uns beide innig, mit Tränen in den Augen. Ich kann es nicht fassen. Es ist, als würde ich von Wolken umgeben sein, als Ardan mir den schönen Ring ansteckt. Den Ring, den ich ausgesucht habe. Der schöne Ring mit der schönsten Farbe. Meine Hand zittert, als ich Ardans Hand halte, um ihn seinen silbernen Ring anzuziehen. Wie schön er an seiner Hand aussieht. Es ist geschafft. Wir sind verheiratet. Wir haben es geschafft!

Es wird applaudiert und sogar alle, die uns hinter den großen Fenstern beobachten grölen und klatschen so laut los, dass wir es hören. Es ist vollendet. Die Freude ist groß und gleicht die vielen Tränen aus, die bei unseren Familien entstehen. Baba möchte mich gar nicht mehr loslassen, als er mich weinend in seine Arme zieht. Seine Augen sind ganz gereizt, als er sich löst, aber ich kann kaum reagieren, weil Yasmin mich daraufhin voller Stolz in die Arme nimmt. "Kaum zu glauben, dass das Nesthäkchen es als erste geschafft hat." Ich lache laut in ihren Armen los. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ardan und ich haben es tatsächlich geschafft. Er ist tatsächlich mein Ehemann. Ich muss mir weder Sorgen noch Druck machen. Weder muss ich ihn verheimlichen, noch muss ich mich verstecken, wenn ich mit ihm sein möchte. In den Sommerferien haben wir sogar unsere Flitterwochen! Ardan möchte mit mir nach Griechenland und die Chance aufholen, die wir letzten Sommer nicht nutzen konnten, als seine Eltern dort Urlaub gemacht haben. Ich bin so verdammt aufgeregt. Es ist einfach nur perfekt. Ich freue mich auf all die kommenden Tage und Wochen, die wir zusammen erleben dürfen. Ich genieße jeden Moment im Hier und Jetzt. Wie wir von allen beglückwünscht werden. Die ganzen Erinnerungen, die verewigt werden. Wir alle, gemeinsam im Garten essend und lachend. Ich genieße es sogar, wie Ardan isst. Unbeschwert, glücklich, ohne Angst vor einer Gefahr für sein Herz. Wir dürfen die Unbeschwertheit in unseren Herzen willkommen heißen.

Am späten Abend laufen Ardan und ich wieder zum Gewächshaus. Der Tag war ein gelungener Erfolg. Ramzi hat sich beim Tanzen nassgeschwitzt und erstaunliche akrobatische Bewegungen hingelegt, die von Adam eingeleitet wurden. Dilan konnte ihre Augen nicht von Adam nehmen und Baba hatte wirklich schwerer mit den Tränen zu kämpfen als Mama. Seine Augen waren noch vorhin gereizt und jedes Mal, als er mich angesehen und in den Arm genommen hat, hat seine Brust wieder gebebt. Ardan hält mir wieder die Tür zum Gewächshaus offen und wieder laufen wir auf den Brunnen zu, nur stehen wir dieses Mal vor ihm. Wie damals. Wie bei unserem ersten Kuss. Ardan hält meinen Ringfinger zwischen seinem Daumen und Zeigefinger, lächelt sanft beim Anblick des Rings. "Der Ring macht sich ausgezeichnet an deinem Finger." Es ist unglaublich, dass wir diesem Ort als Freunde besucht haben und ihn jetzt als verheiratetes Paar betreten. "Tut er wirklich." "Ich hoffe, grün wird zu deiner Lieblingsfarbe. Immerhin trägst du es an deinem gesamten Körper." Wirklich am gesamten Körper, aber das muss er ja nicht wissen. Ich nicke schmunzelnd. Ardan sieht so wunderschön aus. Mein Finger fährt sachte über seine Züge, über seine schönen Lippen. Ich weiß nicht, warum er schmunzelt, aber ich muss es augenblicklich erwidern.

"Bin ich nun qualifiziert genug, werte Mopsi?" "Ich weiß nicht", erwidere ich summend. Oh Mann, ich bin so glücklich. Sein kleines Zungenschnalzen euphorisiert noch einmal alles. "Sie sind wahrlich eine sehr harte Blume, liebste Ehefrau. Möchten Sie mir nicht die Schönheit ihrer Blüten zeigen?" Sein angewinkelter Zeigefinger fährt mir sachte über meine Wange, streicht mir daraufhin mein geglättetes Haar zurück. "Ist es mir erlaubt, nur einmal von der Schönheit meiner kleinen Blume zu kosten? Immerhin habe ich sie eines ganzen Waldes vorgezogen." Der Satz. Sein Zitat. Mich füllt eine warme Nostalgie. Oh Gott, wie unbeschreiblich der Moment für mich war. Es lässt mich wieder einmal realisieren, wie weit wir es jetzt geschafft haben. Ich nähere mich Ardan, verziehe meine Lippen zu einem sanften Lächeln als sich sein Kopf zu mir hinunterbeugt. "Und?" "Vielleicht ein bisschen." "Ein bisschen? Denken Sie, es ist noch verhandelbar?" "Wenn Sie mich überzeugen, Ehemann", schmunzele ich. Mein Herz schlägt spürbar fester, als Ardan sich mir nähert und so nah ist, dass seine Brust meine berührt. Seine Augen leuchten im Licht des Gewächshauses. Alles wirkt so perfekt. Alles ist so perfekt. Noch perfekter wird es, als seine sanften Lippen meine berühren, den Fakt unserer geschlossenen Ehe noch einmal erfrischen mit ihrer Sanftheit. Wie angenehm sich seine großen Hände auf meinen Hüften anfühlen. So locker leicht und doch so sichernd fest.

Der Kuss ist klein, aber bedeutend. So schön. So frisch an diesem warmen Sommerabend. "Ich muss dir noch ein Geburtstagsgeschenk holen." "Ich habe schon genug Geschenke heute bekommen." Unter anderem ihn an meiner Seite. Ardans Hände streicheln beide meiner Wangen, als er mich sanft anlächelt. Sollten wir jemals ein Haus haben, möchte ich auch ein Gewächshaus, nur um jedes Mal mit Ardan am Brunnen zu stehen und ihn so anzusehen wie ich es jetzt tue. So voller Liebe. "Ich würde dich gerne wieder in meinem Garten auf dem Hängebett willkommen heißen." Oh ja, das wäre schön. "Gerne", lächele ich. Ich assoziiere Ardan immer mit dem Sommer jetzt. Es sollte zur Tradition werden, dass wir mindestens einmal auf dem Hängebett im Sommer schlafen. Jetzt möchte ich doch jetzt schon mit ihm in einer Wohnung leben, aber ich belasse es erst noch beim Reisen. Wir haben Zeit. Wir können alles in Ruhe angehen. "Ich hätte mir niemals denken können, dass ich wirklich heirate. Es klang immer so unrealistisch für mich und dann durfte ich dich kennenlernen." Ardans Lächeln wird sanfter. "Und dann durfte ich Liebe erfahren. Ich muss nicht einmal Beweise kundgeben, um zu sagen, dass deine Anwesenheit eine wahre Therapie für mein krankes Herz war. Ich hatte oft wirklich viel mehr Kraft. Du hast mir einen leuchtenden Pfad gezeigt, Cana und dafür bin ich dir dankbar." Es macht mich so unfassbar stolz, dass ich der Grund für das Glitzern in diesen wunderschönen grünen Augen bin. Unsere Herzen haben zueinander gefunden und ihren Weg vereint.

Wir sind nun ein einziges Herz in einem eigenen Universum.

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