Die Jungs

„Hast du alles?"

„Ja, ich denke, das war's. Danke, Jen!"

Ich drückte meine Freundin noch einmal liebevoll, als sie den letzten Koffer aus ihrem Auto auslud und hakte nach: „Sicher, dass du nicht mit hochkommen willst?"

„Dann schaffe ich es nicht mehr rechtzeitig zurück. Chris wäre enttäuscht, wenn-"

„Ich könnte dir Alex vorstellen", hielt ich verlockend entgegen und wackelte albern mit den Augenbrauen, „und du könntest ihn besser kennenlernen."

Jennyfer richtete sich zur vollen Größe auf, strich sich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr und sah mich mit unverhohlenem Unverständnis an.

„Ach, weiß du, Jo", antwortete sie nach einem tiefen Seufzer. „Eigentlich nicht. Der Zauber ist gebrochen ... Ich sagte ja schon einmal: Man soll seinem Idol halt einfach nicht begegnen ..."

Mir wäre die Kinnlade hinabgefallen, wenn ich Jennyfer und ihre Art nicht schon seit so vielen Jahren gekannt hätte.

„Vor drei Monaten hast du noch versucht, mit mir im Schlepptau die Tour von Eisbrecher nachzufahren!", neckte ich sie stattdessen.

„Ja", gestand Jennyfer und nickte nachdenklich. „Da... da war er ja auch irgendwie unerreichbar."

Ich konnte nicht mehr, als fassungslos den Kopf schütteln.

„Du bist echt doof!", sagte ich schließlich und knuffte sie. „Was wird deine nächste Besessenheit?"

Jennyfer grinste schelmisch und erwiderte: „Ich weiß nicht, vielleicht entdecke ich etwas neues auf Rhodos." Sie warf einen nervösen Blick auf die Armbanduhr. „Ich muss wirklich los. Wir bleiben in Kontakt, ja?"

„Wie immer", bestätigte ich.

„In Ordnung", sagte Jen und fügte ironisch hinzu: „kannst dich natürlich gerne auch wieder um drei nachts melden."

Ich zog eine Schnute und musterte sie mit einem Lächeln. Die Geschichte würde mir noch ewig nachhängen.

„Ich verspreche dir", sprach ich feierlich, „dass ich dieses Mal darauf achte, ob auf der Uhr AM oder PM steht!"

„Ja, das wäre freundlich von dir." Jenny kicherte. „Aber es ist ja vorbildlich, dass du dich so sehr in die Arbeit vertiefst, dass du Raum und Zeit vergisst – und das Essen", fügte sie an und musterte mich finster.

Ich seufzte und zog Jennyfer abermals in eine Umarmung und sagte: „Du wirst mir fehlen!"

„Ach was, die paar Wochen und nach dem Urlaub telefonieren wir täglich! Schick dich, Joanne!"

„Ha, ha!"

Ich sah ihr dabei zu, wie sie in den Wagen einstieg. Sie winkte kurz, drehte ihr Radio auf, fuhr davon und ließ mich ganz alleine zurück. Ganz alleine mit einer Horde Männer, von denen ich gerade zwei flüchtig kannte und die zusammen schon ein eingespieltes Team waren.

Nur widerwillig und mit einem flauen Gefühl in der Magengegend drehte ich mich zu dem alten Wohnhaus um. Nun wurde mir das alles erst richtig bewusst. Mein Herz trommelte fest gegen meine Brust und ich stand einige Minuten vor der Tür, ohne mich zu regen. Die Aufregung lähmte mich einfach, aber ich konnte nicht ewig hier stehen bleiben.

Ich warf einen Blick zurück über die Schulter in den Hof, der durch eine Aneinanderreihung der anderen Häuser entstanden war. Eine alte Linde stand direkt rechts von mir, doch ansonsten war hier nichts Grünes. Nur etliche Autos, Fahrräder und sonstige Utensilien der Anwohner. Es war einfach so typisch Großstadt und es war mir zuwider.

Ich seufzte theatralisch über meine finsteren Gedanken und versuchte, den Fokus wieder auf das Gebäude vor mir zu lenken. Es war nicht annähernd so groß wie die ringsum gebauten Häuser und offensichtlich um einiges älter. Es hatte eine historisch anmutende Fassade und hätte sicher hübsch gewirkt, stünde es nicht in dem Hinterhof einer Mehrfamilienhausanlage. Die Eingangstür war aus dunklem Holz und mit einer Bleiglasscheibe geschmückt.

Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als ich näher trat und mit den Fingern über das bunte Bild strich. Ich hatte einfach eine Leidenschaft für alte Dinge. Ich mochte ihren Charme, ihren Charakter und die Tatsache, dass sie um so vieles älter waren und vermutlich mehr erlebt hatten als ich selbst.

Mein Blick fiel auf das messingfarbene Klingelschild und erinnerte mich an das mulmige Gefühl in meinem Bauch. Doch alles Herumdrucksen führte zu nichts. Ich konnte nicht ewig hier draußen herumstehen. Es war einer der Momente, in denen ich einfach über meinen Schatten springen musste – ein kleiner Satz und ich hätte es geschafft – doch es kostete mich jedes Mal Überwindung.

Ich konnte keinen Laut hören, als ich auf die Klingel drückte, wich aber aus Höflichkeit zwei Schritte zurück und wartete. Nach einigen Sekunden hörte ich, wie jemand eine knarzende Treppe hinab eilte und hielt den Atem an, noch bevor die Tür aufgerissen wurde.

TAKHISIS!"

Ein junger Mann stand im Eingang. Er hatte den rechten Arm zum Metalgruß nach vorne ausgestreckt und ich hätte schwören können, dass er mir mit Zeige- und kleinem Finger die Augen ausgestochen hätte, wäre ich zuvor nicht zurückgewichen.

„Ich kann's nicht fassen!", rief er und starrte mich an, ohne seinen Arm zu senken.

Ich war nicht fähig, mich zu rühren, so überrannt war ich von der übertriebenen Begrüßung. Er konnte noch keine dreißig sein, hatte mittellanges, braunes Haar und sah mich mit einem fast irren Ausdruck erwartungsvoll an. Ich brauchte einige Sekunden, um die Fassung wieder zu erlangen, und hob dann unsicher meine Faust hoch: Zeigefinger und kleiner Finger davon gespreizt und sagte schlicht: „Hi!"

Es schien die Reaktion gewesen zu sein, die er erwartet hatte, denn auf seinem Gesicht bildete sich ein breites Lächeln, das seine Zähne offenbarte. Endlich ließ er seinen Arm sinken und kam die wenigen Schritte auf mich zu, die uns trennten und reichte mir die Hand.

„Das ist so cool!", sagte er schließlich. „Ich konnte es gar nicht glauben, bis der Checker mir den Vertrag gezeigt hat. Unfassbar, Takhisis in da House!"

Ich lächelte vorsichtig, nahm seine Begrüßung an und ließ ihn einfach weiter plappern.

„‚Guckst du da' hat er gesagt, ‚in ein paar Wochen ist sie hier und sitzt neben dir'. Und jetzt sind Sie hier – unfassbar!" Er schüttelte ungläubig den Kopf und musterte mich ausgiebig, bis er bemerkte, dass er noch immer meine Hand hielt und ließ sie los.

„Ich bin übrigens Dodo, sorry! Naja, eigentlich heiße ich Matthias, aber das interessiert eigentlich keinen der Jungs, also kannst du auch ‚Dodo' sagen. Machen halt alle so. Ist auch nicht weiter schlimm – ist nun so'was wie mein Spitzname."

„Joanne, sehr erfreut", antwortete ich und musste nun doch grinsen.

Dieses verrückte Schauspiel ließ mich meine Aufregung glatt vergessen.

„JO–ANNE", wiederholte Dodo und zog die Silben in die Länge. „Wow. Wenn der Checker mir vor sechs Monaten gesagt hätte, dass Takhisis sich mir mit ihrem Vornamen vorstellt – ich hätte ihn für verrückt erklärt!"

„Der Checker?", fragte ich irritiert, da er bereits zum zweiten Mal von ihm sprach.

Dodo zog überrascht die Brauen hoch, sah sich nach meinem Gepäck um und sagte: „Na Alex. Ist sein Spitzname hier bei den Jungs. Lass uns erst mal deine Sachen hochbringen. Die Anderen lernst du später noch kennen."

Er war an mir vorbeigegangen, hatte die Sporttasche geschultert, sich mit der Linken meinen kleinen Koffer und der Rechten den Trolley geschnappt, sodass mir nur noch mein Rucksack und das Beauty Case blieben.

Verdutzt sah ich ihn hinterher, schnappte die übrig gebliebenen Gepäckstücke und war gerade noch schnell genug, um ihm die Tür aufzuhalten. Dodo führte mich in den zweiten Stock, blieb vor einer weiß lackierten Holztür stehen, stellte den Koffer ab und drehte den steckenden Schlüssel um. Das Schloss klickte, die Tür ging auf und ich folgte ihm hinein.

„Das hier sind deine eigenen vier Wände für die nächsten Wochen", sagte Dodo und ließ schnaufend das Gepäck gegen die Flurwand fallen und schob die Tür zu.

Die Wohnung war modern eingerichtet und hatte kaum mehr etwas von dem altmodischen Charme, der von dem Flur ausging. Lediglich ein paar wenige Stuckleisten an der Decke und das Fischgrätenparkett auf dem Boden zeugten davon, dass wir uns in einem alten Haus befanden.

„Hier ist ein Bad", begann Dodo, zeigte nach links und ging den Flur entlang. „Eine kleine Küche. Rechts das Wohnzimmer, Schlafzimmer und hier hinten ist noch ein kleines Arbeitszimmer."

Ich folgte ihm und lugte neugierig in die Zimmer hinein. Hier gab's keinen Luxus, doch immerhin hatte ich einen Ort, an den ich mich zurückziehen konnte und allein dafür war ich mehr als dankbar.

„Super", sagte ich, nachdem wir jeden Raum inspiziert hatten und Dodo mich erwartungsvoll musterte. „Und wie geht's nun weiter?"

„Öhm ... ja", meinte dieser und kratzte sich am Kopf. „Ich würd' sagen, du packst erst einmal aus. Die meisten sind eh noch nicht da." Er sah auf die Uhr. „Der Che-, also ... Alex wollte so gegen sechs kommen. Nehm' an, dass die anderen dann auch erst eintrudeln."

„Okay", antworte ich und nickte.

„Gut", sagte Dodo und strahlte.

Eine unangenehme Stille folgte, in der ich nicht ganz sicher war, wie ich mich verhalten sollte, da mich Dodo noch immer stumm und aufdringlich musterte. Er schien mit Worten zu ringen und es dauerte einige Sekunden, bis er den Mund aufmachte.

„K-Kannst du mir nicht vielleicht ... also ... ein Autogramm geben?"

Die Anspannung fiel mit einem Mal von mir ab und ich fand mein Lächeln wieder.

„Klar!", sagte ich und überlegte. „In den nächsten Tagen, ok? Ich weiß nicht, ob ich überhaupt Karten mitgenommen hab."

„Ja! Kein Problem! Also ... Ich kann warten! Mann, ist das cool."

Er errötete ein bisschen und wandte sich um, blieb jedoch kurz vor der Tür stehen.

„Ich bin oben in Pix' Wohnung, wenn du Fragen hast, oder 'was brauchst."

„Das ist nett, danke!"

„Ansonsten komm ich dich später abholen, ja?"

„In Ordnung."

„Gut", meinte er und sah mich noch einmal an, als könnte er nicht glauben, dass ich wirklich da war. „Gut ... dann bis später."

„Tschöö!"

Er wandte sich um und ging die knarzende Treppe nach oben und ich schloss erleichtert die Tür hinter ihm. Ich zitterte noch immer ein bisschen vor Aufregung und schalt mich dafür. Das war einfach so lächerlich, doch ich konnte es nicht beeinflussen.

Die Inspizierung der Wohnung lenkte mich zumindest ein wenig ab. Das Wohnzimmer war wirklich geräumig und mit allem ausgestattet, was ein Männerherz begehrte. Von der riesigen Couch aus hatte man einen perfekten Blick auf den Fernseher, an dem sowohl eine Musikanlage sowie eine Spielkonsole angeschlossen waren. Das Badezimmer war ausreichend groß, wirkte ohne Dekor und Gebrauchsgegenständen jedoch etwas leer. Deswegen fing ich hier zuerst an, meine Utensilien zu verstauen, was dem Raum zumindest ein bisschen Leben einhauchte.

Die Küche war ebenso leer wie das Badezimmer, wobei der Elektroherd den Eindruck machte, als sei er noch jungfräulich und weder das spartanisch eingerichtete Arbeitszimmer noch das Schlafzimmer beeindruckten mich sonderlich.

Der Flur war der einzige Raum, der wirklich mein Interesse weckte. Hier hingen unzählige Bilder der Band. Bei Autogrammstunden, am Shop oder beim Posen mit anderen Bands und Sängern, von denen ich einige auch persönlich kannte. Das Musikbusiness war einfach, wie alles in der deutschen Schwarzen Szene, klein. Fast sogar familiär und das schätzte ich sehr an ihr.

Nachdem ich mich an den Fotos sattgesehen hatte, ging ich hinüber zum Wohnzimmer, um noch ein wenig zu ruhen und es dauerte nicht lange, bis ich weggenickt war.


Es war bereits am Dämmern, als ich erwachte und ich schreckte auf, stellte jedoch mit einem Blick auf die Uhr erleichtert fest, dass es noch nicht so spät war, wie ich vermutet hatte. Also ging ich hinüber ins Bad, um mich ein bisschen frisch zu machen und stöhnte, nach einem Blick in den Spiegel. Mein Gesicht war von den Couchkissen noch immer etwas verknittert, mein Haar zerzaust und der Mascara verschmiert. Ich bändigte zuerst mein rückenlanges schwarzes Haar, bevor ich mich abschminkte, um die Wimperntusche zu erneuern.

In meiner Freizeit trug ich, anders als auf der Bühne, nur wenig oder gar kein Make-up und deswegen war ich auch schnell fertig. Noch während ich im Bad war, hörte ich Krach vom Hausflur. Offensichtlich, trafen nun auch die Jungs ein.

Ich richtete noch einmal meine Kleidung, die aus einer einfachen, schwarzen Jeans und einem Longsleeve bestand, warf einen letzten, kritischen Blick in den Spiegel und beschloss dann, hoch zu Pix' Wohnung zu gehen.

Noch bevor ich die Tür hinter mir schloss, polterte jemand vor mir die Treppe hinunter. Ich hatte fest mit Dodo gerechnet, da er bereits erwähnt hatte, dass er mich abholen wollte, doch es war nicht Dodo, der abrupt vor mir stehen blieb. Es war Alexander.

„Da bist du ja! Wollt' dich gerade abholen." Er lächelte, reichte mir die Hand und begrüßte mich mit einer Akkolade. „Bist du gut angekommen? War die Fahrt angenehm?"

Als Alex mich losließ musterte er mich kurz.

„Ja, sehr entspannt. Jennyfer hat mich hier abgesetzt."

„Die knallharte Geschäftsfrau", meinte er scherzhaft, „sie hat ja ganz schön gefeilscht, um dir gute Konditionen zu sichern."

„Ja, genau so ist Jen!", bestätigte ich lachend und zog die Wohnungstür hinter mir zu. „Sie ist nicht auf den Mund gefallen."

„Freilich nicht! Gut, wollen wir hoch gehen? Die anderen Warten schon ganz gespannt."

Ich atmete unauffällig durch, versuchte die Aufregung herunterzuschlucken und folgte Alexander die Treppe hinauf.

Die Jungs saßen im Wohnzimmer. Es war das reine Chaos, doch ich war viel zu aufgeregt, um es zu registrieren. Die Köpfe drehten sich alle zu mir um, als wir den Raum betraten und das muntere Geschwätz verstummte. Die Blicke waren mir etwas unangenehm, doch Alexander hatte alles im Griff und übernahm die Vorstellung.

Rechts von der Tür, auf dem Ottomanen saß Jürgen. Er war wie auch Pix, wie Alex erklärte, ein Gitarrist und schien mir ziemlich gelassen zu sein. Er hatte ein rundes freundliches Gesicht und mittellanges, blondes Haar und lächelte charmant.

Daneben saß Jochen, der nur kurz die Hand zum Gruße hob und in der Mitte Dodo, der schüchtern grinste. Er war der Einzige der Jungs, wie mir auffiel, der ganz in schwarz gekleidet war und ich hatte den Eindruck, dass es auch für ihn mehr war, als nur ein Kleidungsstil.

Neben ihm saß der schüchterne, kahlköpfige Achim, der sich – wie ich erfuhr – am liebsten hinter seinem Schlagzeug versteckte.

Als wir zu dem Letzten kamen, stellte dieser seine Dose Bier auf den Tisch und erhob sich, um mir die Hand zu geben. Dominik war der zweite Gitarrist, einen Kopf größer als ich, schwarzhaarig, Brillenträger und hatte auffallend grüne Augen. Seine höfliche Art war mir gleich sympathisch.

„So, jetzt kennst du alle. War nicht so schlimm, oder?", Alex grinste frech und deutete mir auf der großen dunkelblauen Wohnlandschaft Platz zu nehmen.

„Das wird sich noch herausstellen", antwortete ich keck und rückte zu Dominik auf, damit er sich ebenfalls setzen konnte.

Mein Herz pochte immer noch wild und unkontrollierbar und meine Anspannung konnte ich kaum verbergen.

„Was magst du trinken?", fragte Pix, während er die Fernbedienung der Anlage ergriff und die Musik wieder anstellte.

Mein Blick wanderte über den Tisch, auf denen neben Bier und Aschenbecher auch Radler und Chips standen.

„Ähm, hast du Wasser?"

„Klar!"

Er hatte nichts gesagt, da war Dodo bereits aufgesprungen, drückte sich an den anderen vorbei und verschwand aus dem Zimmer. Doch ich hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Pix sprach einfach weiter: „Wollten uns gerade was zum Essen bestellen. Du hast auch noch nichts gegessen, hm?"

„Ne, aber ich muss auch noch kaufen gehen – der Kühlschrank ist-"

„Das macht Dodo", unterbrach Alex mich und Pix nickte bestätigend. „Du brauchst ihn nur 'ne Liste zu machen", sagte er, „er besorgt dann alles."

„Und heute gibt's erst mal Pizza!", meinte Dominik grinsend und reichte mir die Karte eines Italieners.

„Was mach ich?" Matthias war hereingekommen, in der einen Hand ein Glas und in der anderen, eine Flasche Mineralwasser.

„Kaufen gehen", antwortete Pix und Dodo nickte.

„Klar, mach mir nur 'nen Zettel!", sagte dieser, schenkte mir ein und setzte sich im Schneidersitz vor die Couch.

Ich suchte mir eine Pizza von der Karte aus und reichte sie dann an Alex weiter, während ich den Jungs Rede und Antwort stehen musste.

Jürgen war meiner Musik gegenüber ziemlich kritisch eingestellt und so kamen wir schnell auf die Themen meiner letzten Alben zu sprechen. Auf die Art und Weise, wie ich das letzte Konzeptalbum aufgezogen und inszeniert hatte und ob das angekommen war, was ich hatte aussagen wollen.

Es war interessant, die Reaktion der Jungs bei dem Gespräch zu beobachten. Es half mir ein wenig dabei, sie einzuschätzen. ‚Abseits der Wege' war ein Album gewesen, das sehr viele Kritiken bekommen hatte und sogar außerhalb der Szene heftig diskutiert worden war, denn die Texte waren geradezu schamlos ehrlich, emotional und unverhohlen. Die beiden Doppel-CDs bildeten eine fiktive Geschichte und man konnte die Handlung jedes einzelnen Liedes in unsere Welt und den Alltag übertragen. Es war einfach meine Weltanschauung in ein kompaktes Werk gepackt, doch trotz aller Kritik war es sogar mein am besten verkauftestes Album.

Als Dodo mit den Pizzen zurückkam, war ich schon um einiges entspannter, als zuvor und beim Essen kamen wir auch endlich auf unsere gemeinsame Arbeit zu sprechen. Ich erfuhr von Alex deren groben Arbeitsablauf. Er, doch hauptsächlich Pix, waren für die Entstehung der Kompositionen verantwortlich. Alexander war der Haupt-Songwriter, wobei viele Texte in Zusammenarbeit mit Dominik und Pix geschrieben und abgerundet wurden. Stand erst einmal dieses Grundgerüst, wurden die Details mit der Band abgestimmt und sie konnten mit den Probeaufnahmen im Studio beginnen.

Die Jungs arbeiteten immer in Pix' kleinem Tonstudio, das sich im Keller befand und offenbar ordentlich eingerichtet war.

Für unsere gemeinsame Arbeit war zunächst ein Brainstorming vorgesehen, bevor das Komponieren beginnen sollte. Aber sowohl Alex auch als Pix, deuteten mehrmals an, dass sie noch einiges an unbenutztem Material hatten, dass sie zusammen mit mir bearbeiten wollten.

Nach diesem netten Abend freute ich mich bereits auf die gemeinsame Arbeit. Die Jungs waren auch allesamt unkompliziert und nach dem ersten, positiven Eindruck, den ich sammeln konnte war ich sicher: Ich würde mich mit ihnen verstehen und die Zukunft war vielversprechend.

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