Begegnungen

„Ist sie das?"

„Ich glaube schon?"

„Sollen wir hingehen?"

„Ich trau mich nicht."

„Komm schon! Nur nach einem Autogramm fragen."

„Nein!"

Jennyfer wandte sich zu mir um, hob betont eine Braue und rollte anschließend mit den Augen. Ich warf ihr nur einen mahnenden Blick zu und strich mir eine Strähne meines dichten schwarzen Haares hinter das Ohr.

„Entschuldigung?" Eines der Mädchen hatte sich ein Herz gefasst und ich drehte mich zu ihnen um.

„Sie – Sie sind doch Takhisis?"

Ich lächelte freundlich und nickte. Die beiden konnten noch keine zwanzig sein, aber ihr Styling war bis auf das kleinste Detail abgestimmt. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen war verblüffend, vermutlich waren sie Schwestern.

„Kann ich, also... können wir ein Autogramm haben?" Sie hielt mir einen kleinen Block und einen Kugelschreiber hin, den ich nicht beachtete. Immerhin hatte ich für solche Fälle ein paar Autogrammkarten dabei.

„Na klar!", sagte ich heiter und zog zwei von den Karten und einen silbernen Stift aus der Tasche und begann mit der Signatur.

„Wie gefällt euch das Festival?", fragte ich an die Ältere der beiden gewandt.

„Super! Wirklich toll! Schön, dass wir so gutes Wetter haben."

„Aber schade, dass Sie nicht auftreten!", piepste die Jüngere und lächelte schüchtern.

Ich reichte den beiden ihr Autogramm, zwinkerte und sagte: „Nächstes Jahr bin ich wieder am Start."

„Danke. Wann kommt das neue Album 'raus?"

„Nach der Festivalsaison setze ich mich wieder daran. Ich denke Anfang bis Mitte des nächsten Jahres."

„Cool! Ich kann's kaum erwarten! Ich liebe ‚Das Mädchen im Mondlicht' sehr!", sagte die Jüngere.

Es zauberte mir ein ehrliches Lächeln ins Gesicht, denn es war einer der Songs, die mir viel bedeuteten.

„Wird es wieder ein Konzeptalbum?"

„Chrkremchrkrem!" Jennyfer, die hinter mir stand, machte mit einem lauten Räuspern auf sich aufmerksam.

„Kann ich noch nicht sagen, ich weiß noch nicht sicher, in welche Richtung die Reise geht", antwortete ich etwas beschämt und wurde gleich von Jenny unterbrochen.

„Die nächste Reise geht erst mal zur Mainstage!"

Die beiden Mädchen schienen den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden zu haben.

„Nun denn", sagte die Ältere und hakte sich bei ihrer Schwester ein, „dann noch viel Spaß! Wir warten sehnlichst auf die nächsten Tourdaten!"

„Bis dann, und 'nen schönen Festivalaufenthalt!", wünschte ich und war trotz Jen's schroffer Art froh, mich aus dieser Unterhaltung lösen zu können.

Die beiden Mädchen verschwanden in der Menge der Leute und ließen mich mit einem unguten Gefühl zurück. Das neue Album war wirklich überfällig. Mein Label saß mir schon im Nacken, doch irgendwie fand ich nicht den rechten Anfang. Das war auch der Grund gewesen, warum ich das Projekt für den Sommer auf Eis gelegt und beschlossen hatte die Festivalsaison privat zu nutzen: Um etwas entspannen zu können. Ich musste einfach ein bisschen abschalten, damit ich neue Kraft und Kreativität schöpfen konnte, um mich Anfang Herbst wieder meinem kleinen Problem zu widmen.

„Jo! Hör' auf darüber nachzudenken! Wart' mal ab, wenn du es am wenigsten erwartest, dann kommt der Geistesblitz." Jenny hakte sich bei mir ein und dirigierte mich entschlossen zum Einlass.

Ich seufzte und gehorchte ihr geschlagen. Es half einfach nichts, wenn ich mich verrückt machte. Ganz im Gegenteil, es würde alles nur noch schlimmer machen.

„Wir trinken jetzt erst mal 'nen Met, lauschen den Klängen von Eisbrecher, laben uns an Alex' Anblick und danach sieht die Welt schon gleich viel besser aus!"

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Jen war einfach ein Engel. Sie war mein Mädchen für alles. Ich konnte sie mitten in der Nacht aus dem Bett werfen, wenn ich wieder einen meiner Panikanfällen hatte, und Jen war da. Sie beruhigte mich, wenn ich aufgedreht war. Sie brachte mich zurück auf den Boden, wenn ich anfing abzuheben und sie tat all die Dinge, die die anderen nicht tun wollten. Jennyfer war meine Sekretärin, mein wandelnder Terminkalender, sie war meine Muse und nicht zuletzt war sie meine beste Freundin.

„Na, na, na!", witzelte ich. „Was würde denn Christian sagen, wenn er das hören würde?"

„Er hört's ja nicht!", antwortete Jen keck. „Außerdem: Sind wir nicht alle ein bisschen Groupie?"

Ich musste lachen und Jennyfer verschwand zu dem nächsten Getränkestand. Ich nutzte die Gelegenheit und zog das Programmheft aus meiner Tasche. Das hätte ich mir allerdings sparen können, denn Jennyfer hatte recht gehabt. Wie hatte ich nur daran zweifeln können? Eisbrecher waren gleich dran.

Die Band war Jennys neue Leidenschaft, oder besser gesagt: Sie war ihre neue Besessenheit. Jen taumelte von einer Besessenheit in die nächste. Ich war wirklich froh darüber gewesen, dass sie ihren LARP–Tick überwunden hatte, doch nun war Eisbrecher zu dem neuen Mittelpunkt ihres Lebens geworden. Eine Ersatzdroge, wie ich ihr im Spaß sagte, aber ihr Lächeln war vielmehr ehrlich als amüsiert gewesen.

„Na, schon gespannt deinen anonymen Gesangspartner zu sehen?" Sie war mit zwei Bechern Met zurückgekommen und reichte mir einen davon.

„Danke. Weißt du Jen, es interessiert mich nicht wirklich."

Sie grinste vielsagend und nippte an der goldenen Flüssigkeit.

Ich wusste genau, woran sie dachte und aus eben diesem Grund, mied ich ihren Blick und ließ ihn stattdessen durch die überwiegend schwarz gekleidete Menge schweifen.

Vor über einem Jahr hatte ich für eine deutsche Soap ein Duett kreiert. Es war eine Hau–Ruck–Aktion gewesen – noch nie hatte ich so schnell einen Song zusammengeschustert, bei dem das Ergebnis so gut war. Die Aufnahmen fanden direkt im Anschluss statt. Ich sang meinen Part und der männliche Teil wurde einige Tage später aufgenommen und das Ganze war am Computer zusammengeschnitten worden. Ich tat es als Gefallen für einen alten Schulkameraden, der inzwischen Produzent bei einem der Fernsehriesen war und mittlerweile bereute ich es. Nicht wegen der vielen Kritik, die ich bekommen hatte. Die schwarzen Fans waren immer schnell mit der Kommerzkeule dabei, das hatte ich auch schon bei anderen Bands miterlebt, sondern weil es ein wirklich guter Song geworden war.

Er hatte Potenzial, er besaß eine tiefere Botschaft, denn ich hatte ihn direkt aus dem Herzen heraus geschrieben. Doch er kam bei dem Szenen-Publikum nicht mehr an und das lag (meiner Meinung nach) nur daran, weil er für eine Schnulzensendung als Titelsong benutzt wurde.

„Du kannst ja weiterhin so desinteressiert tun, aber lass uns nun langsam nach vorne gehen, ja?" Sie hüpfte ungeduldig auf der Stelle und verschüttete dabei etwas Met.

Ich konnte nicht mehr, als mit einem Grinsen den Kopf zu schütteln.

„Mein Gott, das muss ein toller Kerl sein dieser Alex – tja ja, wenn Christian wüsste ..."

„JOANNE!"

Ich kicherte.

Natürlich kannte ich die Disco-Klassiker von Eisbrecher. Ihr neustes Album kannte ich inzwischen sogar in- und auswendig – immerhin war ich gezwungen gewesen, es während der ganzen Autofahrt zu hören. Ich wusste jedoch weder, wer Alex war, noch wie er aussah. Sein Name war mir auch nur deshalb ein Begriff, weil Jen von nichts anderem mehr sprach.

‚Natürlich nur Kopfkino!', hatte sie gesagt.

Und immerhin war sie auch so taktvoll, diese Schwärmerei von ihrem langjährigen Ehemann fernzuhalten. Wobei sie immer betonte, wie normal das sei und dass jeder eine Besessenheit brauchte.

„Komm schon!" Sie hatte mich am Ärmel meiner Bluse gepackt und zog mich mit sich.

Wir schlängelten uns durch die Menge und fanden schließlich einen Platz in der dritten Reihe links. Nicht nah genug, wie ich Jennyfers Nörgeleien entnehmen konnte, doch eindeutig zu nah an den Boxen, für meinen Geschmack.

„Das wird teuer für dich, wenn ich morgen taub bin!", scherzte ich. „Meine Ohren sind mein Kapital!"

„Na dann hat sich immerhin dein Problem mit dem nächsten Album erledigt!", antwortete sie frech und leerte ihren Met.

„Autsch – Tiefschlag!" Ich knuffte sie. „Super Centerstage übrigens. Ist doch die einzige Bühne hier, oder?", fragte ich und betrachtete die, für mein Verständnis, dürftige Bühne, die nicht einmal über einen Laufsteg verfügte.

„Mein Gott, Joanne! Was hast du erwartet? Kleines Dorf, kleines Festival."

„Nun ja", antwortete ich und nahm auch einen Schluck von der süßen Flüssigkeit zu mir, „für vierhundertfünfzig Kilometer Fahrt, doch ein bisschen mehr."

„Na klar, nicht dein Niveau. Deine Gage könnten sie hier wohl kaum zahlen, aber es ist ja auch kein WGT oder M'era Luna – deswegen sind wir ja zum Vergnügen hier!"

„Jetzt übertreib' mal nicht!"

Ich mochte kleine Festivals und ich war schließlich kein Weltstar. Ich war zu einer Szenengröße herangereift, konnte immerhin inzwischen sogar gut von meiner Musik leben, doch der Plattenverkauf konnte sich nicht mit dem von Manson oder Osborne messen.

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als die kleine Bühne durch Nebelmaschinen mit weißem geruchlosem Rauch geflutet wurde. Das Intro erklang, Jennyfer begann vor mir zu quietschen und drückte ihren leeren Metbecher in meine Hand. Dunkle Schemen zeichneten sich hinter dem künstlichen Nebel ab und die Musiker nahmen ihre Plätze an Schlagzeug, Bass und Gitarre ein, während das elektronisch angehauchte Intro seinen Höhepunkt erreichte.

Dann gab es einen lauten Knall, unterstützt von dem Jubel des Publikums und das erste Stück wurde angespielt. Der Frontmann kam auf die Bühne und brachte die Boxen mit seiner tiefen Stimme zum Vibrieren und ich brauchte kein Hellseher zu sein, um zu erraten, dass es sich hierbei um Alex handelte – selbst ohne Jennyfers hysterisches Kreischen wäre dies unverkennbar gewesen: Er war hochgewachsen, er sah gut aus, er hatte durchaus eine angenehme Körpersprache und er brauchte keine Minute, um sein Publikum zum Rocken zu bringen.

Ich schloss einige Sekunden lang die Augen, um diese Stimmung zu genießen. Ich liebte es einfach! Ich liebte dieses Gefühl und es war noch viel imposanter, wenn man selbst auf der Bühne stand und der Jubel einem selbst galt. Eisbrecher erging es offensichtlich ebenso, denn ihre Erleichterung war geradezu spürbar, nachdem sie den ersten Song gespielt hatten und ein paar Worte ans Publikum richteten.

Ich konnte das vollkommen nachvollziehen. Es war immer eine Herausforderung, auf einem Festival zu spielen, denn hier waren viele Leute und nicht nur jene, die für dich selbst gekommen waren.

Das Programm ging mit ebenso harten Klängen weiter, wie es begann und Jennyfer hatte mich ganz offensichtlich inzwischen vergessen. Sie rockte mit, bei jeder Note und jedem Wort, als würde sie bei den Jungs auf der Bühne stehen und es steckte mich sogar an.

Es dauerte gute fünf Songs, bis mir die unangenehmen Zwischenrufe zum ersten Mal bewusst wurden: „5. März!"

Ich war wie erstarrt doch weder Jenny, noch jemand anderes schien diesen Ruf Beachtung zu schenken. Auch die Band spielte unberührt ihr Programm ab und Jen drehte fast durch, als der Frontmann auf unsere Seite kam, um hier das Publikum weiter anzuspornen. Er ließ seinen Blick über die Leute schweifen und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, er hätte mich erkannt, doch dann ging er weiter, um eine Showeinlage mit seinem Gitarristen umzusetzen.

Während einer kurzen Pause, in der die Jungs sich einen Schluck Wasser gönnten, drehte Jennyfer sich mit großen Augen zu mir um, und schrie lauter, als es nötig gewesen wäre: „Ist er nicht geil!?!"

5. März!"

Ich hielt den Atem an. Da war es schon wieder! Doch Jen schien es zu ignorieren, wandte sich stattdessen erneut der Bühne zu, als das nächste Lied angespielt wurde und rief laut den Refrain mit. Ich suchte die Masse hinter uns nach einem Zeichen ab und meine böse Vorahnung bestätigte sich. Dort, keine drei Reihen von uns entfernt, standen ein paar Witzbolde. Die Iro's und schwarz gelackten Nägel zeugten davon, dass sie ebenso zur Schwarzen Szene gehörten, wie die Mehrheit des Publikums, doch die rosanen T-Shirts, die sie übergezogen hatten, und das unübersehbare Transparent über ihren Köpfen, verkündete die unheilvolle Botschaft. Dort stand mit pinker Schrift, der Name der Soap, für die ich getextet hatte: Mit Herz und darunter der Slogan: Wir wollen 5. März!

Das war der Name des Titelsongs gewesen. Ich stöhnte, machte mich ein wenig kleiner und nutzte die Gelegenheit, dass Eisbrecher ihr Lied beendeten.

„Können wir nach hinten gehen, Jen?"

„Was? Jetzt schon?" Sie sah mich vorwurfsvoll an.

5. März! 5. März! 5. März!"

„Ja. Komm schon, die sind doch bereits in den –"

„Könnt ihr noch?", rief der Frontmann über die Zurufe der Rosafraktion hinweg.

Es war der Moment, in dem Jennyfer mir nicht mehr zuhörte, sich stattdessen umwandte und mit unveränderter Energie anfing zu rocken. Ich seufzte, zog den Kopf ein und versuchte, die 5. März-Rufe zu ignorieren. Allerdings wurden diese immer penetranter und die Störenfriede nutzten jede Atempause zwischen den Liedern, um ihrem Verlangen Ausdruck zu verleihen. Es war beinahe nicht mehr möglich, dass der Frontmann sie ignorierte und zu meinem Entsetzten tat dieser das auch nicht länger.

„Soso", sagte er schließlich, stemmte die Linke in die Hüfte und fixierte die kleine Gruppe mit ihrem weiß-rosanen Transparent, „ihr seid also Fans von Mit Herz, ja? Dann habt ihr sicher noch keine Folge verpasst?"

„KEINE!", brüllte einer der drei über die Köpfe der Menge hinweg.

Alex lachte charmant.

„Jah, so seht ihr aus!" Und das Publikum stimmte in sein Lachen mit ein. „Und wer von euch drei singt das Duett mit?"

Erwartungsvolles Schweigen legte sich über die Menge und alle Köpfe drehten sich zu den rosanen Sonderlingen um, sogar Jennyfers.

Damit schien keiner der drei gerechnet zu haben. Sie brauchten einige Sekunden, bis einer von ihnen antwortete: „Wer übernimmt den Frauenpart?"

Alex lachte wieder. Jennyfers grün-braune Augen fixierten mich plötzlich, als habe sie gerade erst erkannt, dass ich hier war. Ich konnte fast hören, wie ihr Gehirn ratterte.

„Schade", schloss der Frontmann, wandte sich ab und hob eine der Wasserflaschen vom Boden auf, „dann wird das wohl nichts."

„HIER!", rief Jen mir plötzlich, ins Gesicht, drehte sich um und hüpfte auf und ab.

„JENNYFER!", zischte ich aufgebracht und ging hinter meiner Freundin in Deckung, doch sie hatte bereits Alex' Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wütend riss ich ihren Arm nach unten.

Ich war gar nicht auf einen Auftritt vorbereitet. Weder mein Outfit noch meine Haare waren bühnentauglich, zudem hatte ich mich nicht eingesungen.

Der Frontmann kam zu uns herüber. Nun war ich es, nach dem sich die Köpfe umdrehten, und ich hätte Jen dafür ermorden können. Scheinbar hatte Alex mich tatsächlich erst in diesem Moment erkannt, doch nun lächelte er freundlich.

„Welch' eine Ehre, Takhisis in unserem Publikum!" Er hob die Hand und die Zuschauer jubelten, während ich nur bescheiden nickte und mich zu einem Lächeln zwang, dass vermutlich eher einem Zähnefletschen ähnelte.

Eine böse Vorahnung legte sich über mein Gemüt, doch aus dieser Nummer würde ich wohl nicht mehr herauskommen.

„Nun, was würde die Lady zu einer Einladung zu einem Duett sagen, auf einer so bescheidenen Bühne?" Er hatte sich nach vorne gebeugt und die Hand in meine Richtung gestreckt.

Die Reihen vor uns teilten sich augenblicklich. Es jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Die Eigendynamik von Menschenmassen war einfach nicht zu verachten.

Mein Herz klopfte laut: Selbst nach all den Jahren verspürte ich sie noch vor meinen Auftritten und das hier war so viel schlimmer.

„Ich bring dich um, Jen", knurrte ich zwischen meinem Lächeln hindurch und schob mich an den Leuten vorbei.

Vor der Reling half mir die Security über die Absperrung und schließlich konnte ich Alex' behandschuhte Hand ergreifen und unter Jubel die Bühne erklimmen.

Der Frontmann grinste breit. In seinen braunen Augen funkelte sowohl Respekt als auch Überraschung. Er deutete einen Handkuss an, riss meine Hand in die Höhe und brüllte in die Menge: „Einen Applaus für die Königin der Finsternis: Takhisis!"

Ich musste schmunzeln, als er mir zuzwinkerte und das Publikum zu jubilieren begann. Alexander ließ meine Hand los, ging in den Backstage Bereich und fragte: „Können wir noch ein Mikro haben? Danke!" Er kam zurück. „Test, Test. Sooound-check! Passt! Bitte sehr, die Dame!" Dann wandte er sich seiner Band zu. „Kriegt ihr das hin, Jungs?"

„Dankeschön!", erwiderte ich, nahm das Mikrofon an mich und hatte nach zwei Schritten schon das Bühnenende erreicht.

Von hier oben sah das Ganze noch viel kleiner aus. Das war ich schon lange nicht mehr gewohnt. Ich sah in das Publikum, aus denen die drei rosanen Grazien geradezu obszön herausstachen.

„Und das an meinem freien Tag", sprach ich rüffelnd in deren Richtung und sah mich um, wo sich Alex positionierte, bevor ich mich erneut den Verursachern zuwandte. „Ihr schuldet mir 'nen Met, dass das klar ist!"

Das Publikum lachte.

„Na, wenn das kein Angebot ist!", fügte Alex mit seiner tiefen Stimme an und kam zu mir herüber, als der Schlagzeuger den Takt anstimmte.

„Du kennst den Text?", fragte er mich, ohne ins Mikro zu sprechen.

„Ich hab' ihn geschrieben!", erwiderte ich schmunzelnd und Alexander nickte zufrieden. „Außerdem wär's jetzt eh zu spät ..."

Es dauerte ein paar Sekunden, bis die beiden Gitarristen einstimmten und den Rhythmus gefunden hatten und von dem Moment an, da die Band die Melodie harmonisch hervorbrachte, versank ich in meiner Welt.

Für einige Atemzüge schloss ich die Augen, genoss den Sound, genoss das Vibrieren der Luft und die harten Klänge von Gitarre und Bass. Ich mochte dieses Lied. Ich hatte mir damals ein großes Leid von der Seele geschrieben, doch noch nie hatte ich diesen Song im Duett gesungen. Noch nie live performed.

Der erste Part war seiner und als Alex' tiefe Stimme erklang, stellten sich meine Nackenhärchen unweigerlich auf.


Alex:

„Siehst du mich?
Hörst du mich?
Was hab' ich dir getan?
Warum zerstörst du mich?"


Es war seltsam, die Worte so klar aus dem Mund eines Mannes zu hören. Ich hatte den Song schon oft im Fernseher wahrgenommen, doch in Alex' Stimme lag etwas, dass die Zeilen unweigerlich authentisch klingen ließ.


Alex:

„Fühlst du mich?
Spürst du mich?
Wenn du mich nicht mehr liebst,
warum berührst du mich?
Brauchst du mich?

Sag, glaubst du nicht,
dass es besser ist
du lebst dein Leben ohne mich?

Erkennst du mich?
Verstehst du nicht?
Warum bist du überhaupt noch hier?
Was willst du noch von mir?"


Die Welt um mich herum schien nicht mehr zu existieren. Es gab nur noch den Song und das, was ich mit den Worten fühlte. Nur am Rande nahm ich die unzähligen Gesichter in der Masse vor mir wahr. Den Frontmann neben mir nur wie einen Schemen. Es war das Lied, in dem ich nun lebte und all die schmerzhaften Erinnerungen, die ich in diesem Song verpackt hatte. All die Verbitterung. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, doch es lebte weiter – in diesem Lied.

Ich sang die folgenden Worte nicht einfach heraus. Ich wollte sie mitteilen, all den Leuten, da draußen die mir gehör schenkten. Hoffte, dass sie verstanden, denn es war die Wahrheit, eine bittere Wahrheit, die ich damals erkannt hatte.


Ich:

„Augen auf!
Wer sieht versteht,
wie gnadenlos die Zeit vergeht,
wie sich der Zeiger dreht,
unentwegt.
Er steht nie still!"


Und Alex stimmte in den Refrain ein.


Beide:

„Du weißt nicht, was du willst!
Du weißt nicht, wo du stehst,
weißt nicht, woher du kommst,
wohin du gehst.

Du weißt nicht, was dich treibt,
was am Ende für dich bleibt.
Warum bist du so blass,
so kalt, so herzlos?

Du weißt nicht, was du tust,
weißt nicht, woran du glaubst.
Sag mir, wozu und ob
du mich noch brauchst!

Wenn's einfach nicht mehr passt,
wenn du mich wirklich nur noch hasst.
Warum bist du noch hier?
Wofür?"


Alex:

„Was willst du noch von mir?
Was willst du noch?
Was willst du noch?
Was willst du noch von mir?"


Ich:

„Siehst du mich?
Erkennst du mich?
Ganz tief in meinem Herz
ist noch ein Platz für dich!

Ich suche dich!
Ich sehne mich,
nach dem, was ich geliebt hab',
doch ich find' es nicht."


Alex:

„Augen auf!
Wer sieht versteht,
wie gnadenlos die Zeit vergeht,
wie sich der Zeiger dreht,
unentwegt.
Er steht nie still!"


Ich:

„Viel zu lange!
Viel zu spät!
Sturm geerntet,
Wind gesät,
die Zeit vergeht,
unentwegt.
Sie steht nie still!"


Beide:

„Du weißt nicht, was du willst!
Du weißt nicht, wo du stehst,
weißt nicht, woher du kommst,
wohin du gehst.

Du weißt nicht, was dich treibt,
was am Ende für dich bleibt.
Warum bist du so blass,
so kalt, so herzlos?

Du weißt nicht, was du tust,
weißt nicht, woran du glaubst.
Sag mir, wozu und ob
du mich noch brauchst!

Wenn's einfach nicht mehr passt,
wenn du mich wirklich nur noch hasst.
Warum bist du noch hier?
Wofür?"


Alex:

„Was willst du noch von mir?
Was willst du noch?
Was willst du noch von mir?
Was willst du noch von mir?"

„Was willst du noch von mir?
Was willst du noch?
Was willst du noch von mir?
Was willst du noch von mir?"


Ich:

„Was willst du noch von mir?
Was willst du noch?
Was willst du noch von mir?
Was willst du noch von mir?"


Alex:

„Was willst du noch von mir?
Was willst du noch?
Was willst du noch von mir?
Was willst du wirklich noch von mir?"


Stille.

Nur das Becken klang im hellen Ton leise nach.

Mein Herz klopfte laut und deutlich. Ich war, wie aus einer Trance gerissen. Suchte die Bühne ab. Alex stand nur einen Meter von mir entfernt. Seine Augen funkelten und er zwinkerte mir zu.

Erst jetzt fielen mir die verblüfften Gesichter des Publikums auf, die sich nicht schlüssig waren, ob sie applaudieren oder uns ausbuhen sollten, und darüber musste ich unweigerlich grinsen. Von der Anspannung von eben war mir nichts mehr geblieben. Die Aufregung war wie weggeblasen, aber nun befand ich mich auch wieder in meinem Element.

Ich hob das Mikrofon an die Lippen und zog betont eine Braue nach oben, während ich mich dem Bühnenende näherte.

„Darf ich um einen Applaus für die Jungs von Eisbrecher bitten?"

Mit diesen Worten war die Paralyse gebrochen und die Menge begann zu toben. Alex trat an meine Seite, grinste erleichtert und legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Vielen Dank an Takhisis, für ihre Spontanität! Fulminant!" Er zwinkerte wieder und dann verbeugten wir uns vor dem Publikum.

Die Menge war dazu übergegangen „Zugabe" zu rufen und ich nutzte die Gelegenheit, dem Frontmann das Mikro zurück in die Hand zu drücken, denn ein uneingespielter Song war für mich mehr als ausreichend.

Er warf es einem Crewmitglied hinter der Bühne zu und half mir dann wieder hinab, ohne die „Zugabe"-Rufe zu beachten.

„Vielen Dank, das war wirklich klasse!", sagte er noch zu mir und hielt meine Hand einen Moment länger fest, als es nötig gewesen wäre.

Ich schenkte ihm ein letztes Lächeln, nickte knapp und ließ mir von der Security über das Geländer helfen.

Jetzt war es zunächst an der Zeit Jennyfer den Hals umzudrehen!


„Oh mein Gott – du hast ihm die Hand gegeben!", quietschte Jen laut und bemerkte meinen gespielt finsteren Blick gar nicht – oder sie wollte ihn nicht bemerken.

„Ja, ganz toll! Komm mit!"

„Was? Jetzt schon? Nein, Jo, warte! Nur noch die Zugabe!", flehte Jennyfer.

„Das war genug Zugabe für mich!", grummelte ich, während Eisbrecher einer ihrer Disco Hits anstimmten.

Ich drehte mich um und drückte mich durch die Menschenmenge, ohne Jen's Widerspruch zu beachten. Die Show war fast zu Ende und ich wollte den Getränkestand erreichen, noch bevor alle anderen sich ebenfalls daran erinnerten, dass sie durstig waren.

Als ich an dem Stand Jennyfers Leergut abgab und in der Tasche nach den Getränkebons suchte, hatte meine Freundin mich bereits eingeholt. Man konnte nicht übersehen, dass sie schmollte und aus dem Grund ignorierte ich sie und bestellte unterdessen Getränke für uns.

„Zwei Met bitte!"

Die Bedienung nahm die leeren Becher an sich und grinste vielsagend auf mich herab, ohne jedoch ein Wort zu sagen. Durch die Boxen klang die Stimme des Frontmans an meine Ohren. Eisbrecher bedankte sich inzwischen und kündigte an, dass der nächste Song ihr Letzter sein würde. Jennyfer neben mir seufzte theatralisch. Sie hatte die Augen zusammengekniffen, da die tiefstehende untergehende Sonne direkt unter den Schirm des Getränkestands schien.

Der junge Mann kam mit dem Met herüber und strich mein Guthaben auf dem Bon durch, noch immer dieses dämliche Grinsen auf dem Gesicht. Ich griff nach den beiden Bechern und reichte Jen einen davon. Sie nahm ihn, ohne ein Wort des Dankes, an.

„Ich könnt dir wirklich den Hals umdrehen, Jen!", sagte ich ernst, nippte an meinem Met und sah wieder hinüber zur Bühne, auf der die Band gerade ihren Auftritt beendete.

„Ach, stell dich nicht so an, Jo", fuhr sie mich pampig an. „Von unten hat das echt bombastisch gewirkt!"

„Ja, das hab ich an der Zurückhaltung des Publikums gemerkt!", erwiderte ich finster.

„Die haben doch getobt am Schluss", widersprach Jennyfer, ohne die Augen von der Band zu nehmen.

„Am Schluss, ja", lachte ich trocken, „wahrscheinlich weil's zu Ende war."

Jenny drehte sich zu mir um und ich erkannte, dass die Jungs die Bühne verlassen hatten. Die leise Musik, die nun zu uns herüberschwappte, kam vom Band und die Crew begann mit der Demontage der Instrumente.

„So'n Quatsch! Das war echt der Hammer, Jo! Du hättest damals schon auf mich hören und für diesen Song ein Video drehen sollen. Dann wäre das Lied auch in der Szene angekommen. Immerhin ist das ein echt guter Song." Sie machte eine Pause und prostete mir zu, bevor sie einen Schluck Met trank. „Außerdem seht ihr zwei gut aus zusammen. Ein Video hätte sich wirklich toll gemacht."

Ich rollte mit den Augen.

„So viel Aufwand für 'ne dämliche Soap!"

Jennyfer seufzte und sagte: „Du verstehst einfach nicht, worauf ich hinaus will, hm? Naja, ist jetzt eh zu spät. Gehen wir zum Merchandise? Ich möchte mir gerne die neue Single kaufen."

„Also ich gehe jetzt erst mal zum Inder – hab' 'nen Bärenhunger."

Jen sah mich mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. „Aber da können wir noch danach hingehen! Ich brauche unbedingt die neue Single!"

„Die kannst du dir auch im Onlineshop bestellen!", antwortete ich hart und schlug den Weg zum Ausgang des Festivalgeländes ein, ohne auf Jennyfer zu achten.

„A-a-aber da kann ich sie mir nicht signieren lassen! Komm schon, Jo, bitte!"

„Nope", sagte ich unbarmherzig. „Nach der Aktion, die du mir eben eingebrockt hast, muss ich mich erst einmal stärken."

„Das kann doch nicht dein Ernst sein!"

Jennyfer hatte mich eingeholt und jammerte mir die Ohren voll, aber ich hörte ihr schon gar nicht mehr richtig zu. Stattdessen hakte ich mich nur bei ihr ein, genoss das schummrige Gefühl, dass der Met inzwischen in mir ausgelöst hatte, und sah mir die vielen schwarzen Gestalten an, die ebenfalls zum Ausgang strömten oder uns entgegenkamen.

Es würde noch eine weitere Band spielen, bis die Headliner des heutigen Abends auftreten würden, auf die ich mich bereits sehr freute.

Wir hatten den Ausgang fast erreicht, als mich erneut jemand mit meinem Künstlernamen ansprach.

Ich warf Jen einen flüchtigen Blick zu, doch da sie immer noch schmollte und in ihre Gedankenwelt zurückgezogen war, hatte sie es offensichtlich nicht gehört. Also tat ich es ihr gleich, denn eigentlich hatte ich keine Lust auf erneuten Smalltalk und Autogramme geben.

TAKHISIS!"

Der Ruf wurde aufdringlicher, doch wir hatten fast den Ausgang erreicht und ich hoffte, dass der Fan verstand, dass ich eigentlich lieber meine Ruhe haben wollte. Wir drängten uns mit den anderen in den schmaler werdenden Gang und ich war gezwungen, Jennyfer loszulassen, damit sie vorangehen konnte, als jemand mich an der Schulter festhielt.

Ich zuckte zusammen und quiekte vor Schrecken und dann geschah alles so schnell.

Während all meiner Zeit in dieser Branche und den unzähligen Festivalbesuchen, war ich nie einer Security begegnet, die so schnell reagierten, wie die Jungs, die an diesem Tag Dienst hatten. Ob sie mich erkannten, das VIP–Bändchen, das ich am Arm trug, registriert hatten oder ob es einfach die Art und Weise gewesen war, wie man mich aufhalten wollte, wusste ich nicht. Die Hand auf meiner Schulter wurde von mir gerissen, noch bevor ich mich umwenden konnte und plötzlich stand ein Schrank von einem Mann vor mir und versperrte die Sicht. Der Zweite hatte die Menschenmasse aufgehalten, die nun ins Stocken kam und neugierig die Köpfe reckte.

„Nicht so schnell mein Freund!", sagte der Sicherheitsmann und ganz langsam konnte ich die Situation erfassen.

Wäre ich nicht so erschrocken gewesen, hätte mich der Anblick sicher amüsiert: Der nette Herr der Security stand breit und ausladend zwischen mir und Alex, der diesen trotz dessen Größe, um zwei Köpfe überragte. Er zog sich eine Sonnenbrille mit blauen Gläsern von der Nase, verstaute diese in der Brusttasche und zog seinen eigenen VIP-Ausweis unter seinem Hemd hervor.

„Ich wollte nur kurz mit der Lady sprechen!", versuchte er sich zu rechtfertigen, während Jennyfer mit überraschter Miene an meine Seite trat.

„Das ist aber keine Art, mit der man eine Lady anspricht!", konterte der Sicherheitsmann mit spöttischem Unterton und besah sich den Ausweis.

„Schon okay!" Allmählich kam ich zur Besinnung und legte dem Sicherheitsmann beschwichtigend eine Hand auf den Arm. „Ich – ich hatte mich nur erschreckt."

„Tut mir leid", sagte Alex und grinste schuldbewusst.

Es war ein schönes Lachen und ich spürte augenblicklich, wie Jennyfer neben mir die Luft einsog und den Atem anhielt.

„Macht nix", erwiderte ich und ließ mich von dem Lächeln anstecken. „Ich bin auch wirklich sehr schreckhaft."

„Sicher?", hakte der Security-Mann nach und beäugte den Frontmann kritisch.

Ich nickte und die beiden Herren widmeten sich wieder dem Auslass der Besucher, die sich mittlerweile gestaut hatte. Wir machten den vorbeiziehenden Menschen Platz, indem wir an den Rand der Schlange traten, um nicht weiterhin im Weg zu stehen.

„Tut mir wirklich leid", beteuerte Alex noch einmal und zog sich die ledernen Handschuhe von den Händen, um mir eine zu reichen. „Ich hatte mich noch gar nicht richtig vorgestellt: Alexander Wesselsky."

Ich lächelte, wenn ich auch etwas überrascht war, erwiderte seinen Händedruck und entgegnete: „Joanne Mehn und das ist Jennyfer Krämer."

„Alex", wiederholte er, als er Jen begrüßte, die nicht im Stande war, auch nur irgendeinen Laut hervorzubringen, weswegen sie nur schüchtern nickte.

„Ich wollte mich nur richtig für die spontane Einlage von eben bedanken. Das war wirklich genial!", sagte Alex und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden.

„Ich war schon ein bisschen überrumpelt!", gestand ich, doch der Frontmann tat dies mit einer Handbewegung ab.

„Souverän gemeistert, mir ist davon nämlich nichts aufgefallen und dem Publikum – würd' ich mal behaupten – auch nicht." Er steckte nebenbei die ledernen Handschuhe in die Tasche und nickte anerkennend.

„Ich war, ehrlich gesagt, überrascht, dass die Band die Melodie so schnell 'raus hatte", sagte ich wahrheitsgemäß und erinnerte mich an die vier Jungs auf der Bühne. „Ihr seid ein eingespieltes Team."

„Das macht eine Band doch aus, oder?", antwortete Alex.

Die Verbitterung in seiner Stimme entging mir nicht, aber ich verstand sie weder, noch konnte ich sie deuten. Aber er hatte zweifelsfrei Recht. Eine gute Zusammenarbeit war für eine Band unumgänglich, wenngleich ich bei diesem Thema nicht gut mitreden konnte. Als Solokünstler musste ich mir meine Musiker je nach Bedarf, immer ausleihen. Da kamen kaum familiären Gefühle auf.

„Ich hab' leider nicht so viel Zeit, muss zum Merch", erklärte er und nickte über seine Schulter hinweg. „Bin eigentlich nur gekommen, um dir das noch zu geben."

Er zog ein kleines Kärtchen aus seiner Brusttasche hervor, wobei die Sonnenbrille fast zu Boden fiel, und reichte es mir. Es war eine Visitenkarte mit den Angaben zu seiner Person und der Band.

„Wenn du Lust hast, dann melde dich einfach. Vielleicht können wir ja mal zusammen was auf die Beine stellen."

Jennyfer neben mir wimmerte leise, verstummte aber augenblicklich, als ihr bewusst wurde, dass sie damit die Aufmerksamkeit kurzfristig auf sich gezogen hatte.

Ich betrachtete überrumpelt das Visitenkärtchen in meinen Händen, nickte dann aber und sah wieder zum Frontmann auf, dessen braune Augen mich abschätzend musterten.

„Mach ich", antwortete ich höflich und ohne groß darüber nachzudenken.

Der Ausdruck von Freude kam zurück auf sein angespanntes Gesicht und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

„Freut mich!", sagte er und schüttelte uns beiden noch einmal die Hand zum Abschied. „Na dann wünsche ich einen schönen Festivalaufenthalt!"

Er zwinkerte, wandte sich um und verschwand wieder in der Masse der Besucher. Verblüfft sah ich ihm nach, bis ich ihn aus den Augen verloren hatte. Dann wandte ich mich wieder meiner Freundin zu und folgte ihr durch den Ausgang hinaus.

In einem musste ich Jennyfer jedoch Recht geben: Er sah wirklich verdammt gut aus.

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