1. Zara: Gleis 9 3/4

Dad verfrachtete meinen Koffer und den Käfig mit dem schwarzsilbernem Uhu auf einem Gepäckwagen, den er mir in die Hand drückte. Dann steuerten wir auf die Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn zu. „Willst du zuerst?" ,fragte Dad. Nervös nickte ich, dann lief ich los. Die Aufregung lies mich immer mehr beschleunigen und ich war kurz davor durch die Absperrung zu brettern, als mich Catherines hohe näselnde Stimme zum Anhalten brachte: „Na, na Mädchen, was habe ich dir immer wieder gesagt? Wie benimmt sich eine wohlerzogene junge Dame?" „Wir benehmen uns nicht wie schmutziges Gesindel" ,leierte ich herunter, „sondern wie ehrbare anständige Zauberer." „Und das heißt in diesem Fall?" Ich war immer wieder aufs neue überrascht, wie herablassend ihre Stimme werden konnte. Dementsprechend genervt viel meine Antwort aus: „Wir toben nicht herum wie die Wilden." „Richtig. Halt dich auch bitte daran. Nochmal von hier." ,sie deutete neben sich. Am liebsten wäre ich einfach abgehauen oder ich hätte sie angeschrien ihr mal richtig die Meinung gesagt, aber das hätte nichts gebracht, weil das nur Ärger geben würde und Catherine in solchen Sachen nicht nachgab. Dad würde immer ihr glauben schenken und dann wäre er wieder enttäuscht von mir. Ich konnte das nicht ertragen, wenn er mich so traurig und enttäuscht ansah und dabei noch nicht mal zu bemerken schien, wie Catherine die ganze Zeit meckerte. Ich schob also den Gepäckwagen zurück neben sie und ging dann erneut auf die Absperrung zu. Dieses Mal achtete ich darauf, nicht einen km/h zu schnell zu gehen und stolzierte regelrecht auf das Gleis 9 3/4. Komplett affig! Aber was ich hier sah, ließ mich all meinen Ärger mit Catherine vergessen: Der schmale Bahnsteig war überfüllt mit Hexen und Zauberern, die sich mehr oder weniger verlegen von ihren Kindern verabschiedeten. Muggeleltern mit ihren Schlammblutkindern, die sich zu Recht etwas fehl am Platz vorkamen. Coole Siebtklässler, die weiße Nikes unter ihren Schulumhängen im Used-Look trugen. Verpickelte Drittklässlerinnen in bauchfreien Hogwartspullis, niveaulose Erstklässler, die auf dem Bahnsteig herumtobten. Ein paar Streber, bestimmt Ravenclaws, die mit ihren Schulbüchern in einer Ecke saßen und lernten. Ein blonder Typ, der in einer anderen Ecke mit einer Rothaarigen knutschte. Elegante Katzen, die zwischen den Beinen der Menschen umherschlichen und Eulen, die in ihren Käfigen mit den Flügeln flatterten und kreischten. Eine Eule war irgendwie aus ihrem Käfig entwischt und kreiste nun majestätisch am Himmel. Ein Schwarzhaariger Jugendlicher, schätzungsweise 16, rief verzweifelt ihren Namen, während er von einer jüngeren Rothaarigen und einem Blondschopf ausgelacht wurde. Ich blickte prüfend zu dem Uhu, den Dad mir gekauft hatte, aber er schien ganz ruhig, als sähe er keinen Grund bei diesem Geschrei mitzumachen und putzte sich das schwarzsilberne Gefieder. Beruhigt blickte ich mich weiter um: Die Lok war schwarz und sah sehr altmodisch aus, aus ihrem Schornstein quoll weißer magischer Dampf, der Figuren formte. Dahinter waren unzählige dunkelrote Waggons, durch deren Fenster man noch viel mehr Schüler sah. Ich zählte die Waggons ab, auf der Suche nach dem Slytherinabteil, war mir aber nicht sicher, ob ich mich nicht verzählt hatte. Gerade als ich noch einmal nachzählen wollte, legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter, Dad. „Geh weiter, Mädchen!" ,Catherine. Ich hasste es, wie sie mit mir redete: wie mit einem Hündchen. -Falsch mit ihrem Hündchen redete sie liebevoller! Und dann auch noch die Art, wie sie sich an Dad ranmachte! Aber ich konnte eh nichts ändern, er war ihr mit Haut und Haar verfallen. Auf Hogwarts würde ich wenigstens meine Ruhe haben! Ich entfernte mich ein paar Schritte vom Gleiseingang und begann erneut zu zählen. Ich war bei Abteil 5, als Dad mich erneut unterbrach: „Du musst jetzt einsteigen, Zara, nicht dass der Zug ohne dich losfährt." Ich nickte: „Tschüss, Dad!" „Tschüss, Zara." „Tschüss, Mädchen. Benimm dich. Und denk daran, die 7 ist das Slytherinabteil!" „Ja, Catherine, tschüss." ,ich werde dich nicht vermissen, fügte ich gedanklich hinzu. Ich stieg ein, Dad reichte mir meinen Koffer und den Käfig mit dem Uhu, der immer noch keinen Namen hatte, weil mir kein passender einfiel und nachdem ich erleichtert festgestellt hatte, dass die Abteiltüren beschriftet waren, machte ich mich auf dem Weg zum Abteil 7, weil ich wusste, Dad würde mich einmal aus dem Fenster winken sehen wollen. Er und Catherine schienen immer davon ausgegangen zu sein, dass ich nach Slytherin kommen würde. Dad war einer und Catherine auch. Maman war auf Beauxbatons gegangen, ich wusste nicht viel über sie. Auf jeden Fall hoffte ich nach Slytherin zu kommen, ich wollte Dad auf keinen Fall enttäuschen.

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