1. Kapitel
Viel Zeit war nach diesem Verwunden vergangen, viele Narben zierten die Körper der Kinder und das einzige Gefühl, dass sich ab und zu in den blauen Augen zeigte, war der Wahnsinn, da diese Wesen zum töten geschaffen und gezwungen werden. Oft mussten sie ihre Mitmenschen umbringen und nicht jeder konnte so was leicht verkraften, trotz des Einflusses des Giftes. Lange wurde es geduldet, da die indirekte Angst vor dem Tod ihren Kampfgeist schürten und sie heftiger kämpfen lies. Doch bestand die Gefahr, dass die “richtige“ Angst durchbrach und sie so wieder “schwach“ werden würden, darum wurden sie wieder und wieder von der Klinge verletzt und das Gift labte sich wie ein Wurm an der mickrigen Wärme, die das Eis zu schmelzen drohte.
Der Junge wurde sehr sehr oft verwundet, da er immer noch den verzweifelten Kampf aufrecht hielt, sich der Kälte zu widersetzen, doch nie gelang es ihm für lange Zeit, dem stand zu halten. Manchmal glänzten seine Augen fiebrig, doch trotzdem kämpfte er als einer der unerbittlichsten im Heer des Dunklen und tötete seine Gegner erbarmungslos und schnell. Viele der Jungen empfanden eine Arte von Neid und Hass, da er durch seine saubere Kampfkunst sehr viele Kämpfe gewann und jede Schlacht überlebte und nur sehr wenige Wunden mit nach Hause nahm, im Gegenteil zu seinen Gegnern, die sehr oft tödliche und tiefe Wunden davontrugen, die für einen normalen Menschen den sicheren Tod bedeutet hätte. Wenn jemand der anderen Jungen an der Reihe war, gegen ihn anzutreten, kämpften sie mit großem Elan und Hass in den Augen und versuchten, endlich einen Triumph zu ergattern, doch es gelang nur den wenigsten, eigentlich gar keinem. Die einzige Chance, die seine Gegner hatten, war die Gnade des Kämpfers. Seine Mitmenschen verwundete er nur, doch seine wahren Gegner, die sollten sich vor ihm in acht nehmen!
„Versammelt euch!“, brüllte der Anführer. Seine Stimme hallte gefährlich von den Wänden und alle Blicke wanden sich ihm zu. Nach kurzem lärmen standen Jungen und Mädchen in getrennten Paketen, je nach Größe und Alter geordnet, da. Lange Zeit herrschte unheimliches Schweigen, doch das war Taktik. Mit Triumph in der Stimme setzte er wieder an: „Heute beginnt die große Jagt. Jeder von euch wird heute sein eigenes Reittier fangen. Irgendwann wiederholen wir diese Tortur, dann werdet ihr eure tiefte Finsternis kennenlernen und daraus ein Tier erschaffen, stärker und gefährlicher als jeder Dämon, den ihr hier antreffen werdet. Doch heute, heute sollt ihr beweisen, was in euch steckt, eure Ausdauer, eure Kraft und eure Geschicklichkeit, größere Wesen umzulegen. Seht her, dieses Tier habe ich mit meinen eigenen Händen unterjocht und es zu einem treuen Sklaven gemacht, das mich immer beschützen würde, das es nie riskieren würde, mein Leben zu gefährden.“ Während der Meister sprach, erhob sich hinter ihm ein gigantischer Schatten, der langsam Gestalt annahm. Das Wesen, dass daraus entstand, war riesig und gigantisch, eine Mischung aus Schlange und Bär, eine einzigartige und gruselige Gestalt mit kräftigen Schwingen und blutunterlaufenen Augen, die leer über die Kalten schweiften. Nach nur wenigen Sekunden stieß es ein ohrenbetäubendes Schreien aus, dass wie auch die Stimme des Meisters von den Wänden widerhallte und eine Masse an kreischen unter den Vergifteten auslöste, da es ein schmerzendes Läuten in den Ohren verursachte. Dazu kam auch noch das schallende und triumphierende Lachen des dunklen Mannes und die anerkennenden Rufe der Armee. Jeder wollte es ihm gleich tun, wollte beweisen, dass er es genauso drauf hatte, wie der gefeierte und gelobte Junge, der höchst wahrscheinlich wieder einen sehr guten Treffer landen würde. Doch dieser war abgelenkt durch eine sanfte Stimme, und eine nebelhafte Gestalt, die ihm wie ein Schatten vorkam, aus unwirklichem Mondlicht bestehend, die seinen Blick fesselte und ihn nicht mehr los lies. Er glaubte ihre Hand an seiner Wange zu spüren, ihre leise Stimme zu hören, obwohl sie soweit fort war. Wie sie ihn anschaute, wie einen König, und der, den sie eigentlich so anschauen sollte musterte sie voller Hass und Abneigung. Die Gestalt schien sein Herz mit dem gleichen Hass füllen zu wollen, wie das ihre, doch er weigerte sich und wand schnell den Blick ab. Doch immer noch hörte er ihre Stimme und plötzlich lag er wieder auf der Mondlichtung, sich krümmend wegen des Giftes und spürte auch dort ihre Anwesenheit, sah, wie ihre weißen Finger den Pfeil aus seiner Hüfte zogen und seine Wunde mit einem Kuss versiegelte. Sie streichelte sein Gesicht, musterte es, berührte wieder seine Wunde und verschwand dann.
Jetzt war sie auch verschwunden, als er seinen Blick wieder auf ihre weiße Gestalt richten wollte, doch ihre Anwesenheit schien immer noch nicht verblasst zu sein. Langsam und suchend sah er an den Wänden entlang, ließ den Blick nur kurzfristig auf seinem Meister und seiner Bestie liegen und suchte weiter nach der geheimnisvollen Frau, die ihm fremd und zugleich vertraut vorkam. Hatte er sie schon einmal gesehen? Wer war sie? Woher kannte sie ihn? Doch alle Gedanken waren wie weggewischt, als er ihre Stimme hörte, wie sie seinen Namen so vertraut flüsterte, als wäre er in ihrem Gedächtnis entstanden, so ob wäre sie... Nein, er war sich ganz sicher, seine Mutter hatte ganz anders ausgesehen, oder? Hätte er sich nur erinnern können. Er brauchte nicht lange, um festzustellen, dass keiner außer ihm die sonderbare Gestalt bemerkt hatte, nicht einmal der Meister, der ihn so eindringlich zu mustern schien, als wollte er kontrollieren, ob das Gift noch ausreichend wirkte und er nicht “weich“ wurde, schließlich war er einer seiner besten Kämpfer. Das bedrohliche: „Nun könnt Ihr euch entfernen“, hätte der Junge beinahe überhört, da ihm wieder die Frauenstimme ins Gedächtnis sprach. Dann kam die Erinnerung an den einen Jungen auf der Mondlichtung, den der Pfeil so unvorhersehbar getroffen hatte und scheuchte die Stimme davon. Unerwartet traten zwei schwarzgekleidete Gestalten aus dem Schatten, die Hand des Meisters wies auf ihn und alle um ihn herum teilten sich in winzige, nach Geschlechtern getrennte Schwärme, die sich in ihre Zellen verzogen. Ein unangenehmes ziehen machte sich in seiner Magengegend breit, wurde durch den scharfen Blick des in schwarzen Mantel gehüllten Mannes verstärkt und bestätigte sich, als er die Waffen der beiden Jungen sah, die beinahe unsichtbar an ihren Gürteln hingen. Unbeeindruckt musterte das Kind sie, sah den leichten Schimmer der Gifts und starrte mit leeren Augen auf seinen Herrn. Seine Arme wurden gepackt, ihm wurde in den Rücken getreten und er wurde auf die Knie gezwungen, doch immer noch war sein Blick gleichgültig. „Da ist was in deinem Blick, dass mir nicht ganz gefällt, es wirkt beinahe weichlich und du weißt, dass ich es überhaupt nicht leiden kann, wenn meine Kämpfer “weich“ sind“, krächzte der Herrscher, gab seinen Dienern ein Zeichen und einer der beiden rammte dem Jungen das Messer in den Arm. Mit Tränen in den Augen sackte der getroffene zusammen, zuckte und krampfte, dann wurde auch er achtlos in seine Zelle geschliffen. Erschrocken schrie der Junge auf, als sich etwas warmes auf seine Wunde legte, doch wie immer waren seine Augen leer und verschlossen. Doch die Wärme war nicht gewichen. Suchend wanderten seine Augen an den Wänden entlang, sahen zwar nur alles verschwommen, doch das hinderte ihn nicht daran. Er spürte, wie alles wieder zu vereisen begann, wie er kalt wurde und doch die Schlechtigkeit beinahe die Oberhand gewann. Zwar schauderte der schwarzhaarige bei der Berührung, doch gleichzeitig genoss er sie auch und schloss müde die schweren Lider.
Als er später erwachte, sah er sich in seinem eigenem Erbrochenem liegen. Schwach hob er den Kopf und war sich ganz sicher, die Nebelgestalt wieder zu sehen, doch nach nur einem Wimpernschlag war ihre Anwesenheit komplett verschwunden. Ohne den Einfluss des Giftes wäre er von einer tiefen Verzweiflung ergriffen gewesen und von einer tiefen Sehnsucht zerfressen, doch er spürte nichts der gleichen. Ein nichtssagendes Lächeln huscht über sein müdes, ausgezehrtes Gesicht, dass so bleich wie das einer Leiche ist. Noch einmal schaut er sich, diesmal mit schärferem Blick, in seiner Zelle um. Durch das winzige, vergittere Fenster viel kaltes Licht, ähnlich dem Mondlicht auf der Lichtung. Der Raum war sehr klein, die Wände feucht und bröckelig, die Luft stickig und verbraucht. Nur kurz bewegte sich der Junge, doch sofort hielt ihn ein brennender Schmerz im rechten Oberarm zurück und ein unterdrücktes stöhnen entrang sich seiner Kehle. Fast neugierig musterte er die von ein schwarzen Rand umgebene Wunde, betastete sie und biss instinktiv die Zähne zusammen als er sie berührte, obwohl sein Körper wie betäubt ist. Klirren von Schlüsseln oder Waffen. Langsam hebt er den Blick, sieht ein blasses Gesicht vor dem Gitter. Erst war es das Gesicht der unbekannten Frau, doch schnell verflog dieses Irrbild und machte dem eines Jungen platz, der leise und mit sicheren Bewegungen die Tür aufschließt. Rau und unbeteiligt klingt seine Stimme als er zu sprechen beginnt: „Der Meister hat die verziehen, du wirst wieder in deine Pflichten eingewiesen. Das Training das dir fehlt wirst du unverzüglich nachholen.“ Die ruhe des Anderen machte den Gefangenen wütend und doch hielt ihn die Ergebenheit zu dem dunklen Mann zurück ihm an die Gurgel zu gehen. Widerwillig aber Respektvoll neigte der Junge den Kopf, als der sehr junge Kerkermeister ihn von den Ketten befreite und ihn grob zum Meister zerrte. Vor dessen Tür angekommen blieben sie stehen und klopften an. Ein gemurmeltes „herein“ war zu vernehmen und sie traten ein. Mit einem heftigen Tritt wurde der Junge auf die Knie befördert und sein Kopf wurde brutal runter gedrückt, während der andere wieder zu sprechen begann: „Hier Meister, das Gift hat gewirkt, er ist wieder kalt, was wünscht nun von mir?“ „Geh“ Eilig legte der Junge das Kinn auf die Brust, schloss die Augen und verließ den Raum. Mühsam erhob sich der Dunkle von seinem Stuhl und musterte den am Boden knienden, der immer noch den Blick gesenkt hatte. Ganz nah trat der Mann zu ihm heran, blieb dann reglos vor ihm stehen und rührte sich nicht mehr. Eine schwarze Maske bedeckte sein Gesicht, sein weiter Umhang verhüllte seine muskulöse Gestalt. Auch wenn man es nicht sehen konnten, wurde der Junge von blitzenden, unheilverkündenden, tiefblauen Augen angestarrt, die ihn zu durchdringen schienen. „Du siehst müde aus“, dröhnte dessen Stimme, doch das Kind schwieg. Wieder wurde er gemustert. „Dein schweigen sehe ich als Zeichen deines Respekts, gut so, doch wenn ich will kann ich dich zum reden bringen egal ob frei- oder unfreiwillig, du hast die Wahl.“ „Ja Herr“. „In deinem Blick habe ich etwas gesehen, dass ich schon lange nicht sah. Gut, durch den Einfluss des Giftes sei ihr ruhiggestellt, doch du...“ . Die Stimme des Mannes war bei den letzten zwei Worten ungewöhnlich sanft, fast verträumt und er Junge wird hellhörig, doch sofort ließ er die gewöhnt tief und aggressiv klingende Stimmer vernehmen als er hinzufügte: „Ich erwarte viel von dir, du bist einer meiner besten Tributen, wenn du mich enttäuscht wird es schwerwiegende Konsequenzen geben.“ Noch leicht benebelt nickte der Junge, im Moment war ihm alles egal. Da er vor seinem Meister auf die Knie gegangen war, erhob er sich etwas wackelig, doch da er die Muskeln angespannt hatte, gelang es ihm elegant und ohne zu straucheln.
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