Meermänner und Urgötter

Ich ließ mich ein bisschen absinken, sodass ich mit dem ehemals besessenen Meermann auf einer Höhe war.

Der Meermann sah sich verwirrt um und schloss die Augen wieder. "Das ist nur ein Traum. Nur ein Traum.", flüsterte er vor sich hin.

"Woran erinnern Sie sich?", fragte ich vorsichtig. Manchmal wurde das Gedächtnis beschädigt. Diese Möglichkeit war sehr wahrscheinlich, da der Meermann offensichtlich länger besessen war.

"Ich - ich war im Bett. Dann habe ich die Augen aufgemacht, und alles war voller Gold. Das ist nicht mein Bett! Wo bin ich?", fragte der Mann panisch.

"Im See nahe Hogwarts.", erklärte ich. "Das ist eine Schule für Hexerei und Zauberei."

"Für Hekatekinder?" Er sah verwirrt aus. "Warum gibt es keine Schule für Kinder des Meeres?", fragte er dann empört.

Ich lächelte nachsichtig. "Hogwarts ist keine Schule für Hekatekinder. Es gibt Zauberer wirklich."

Der Mund des Meermannes öffnete und schloss sich, ohne dass er einen Ton heraus brachte. Jap, wir mussten echt mehr über unsere Nachbarn erfahren.

"Woher kommen Sie?", fragte ich. Der Meermann atmete tief ein. "Aus Lord Poseidons Gefolge."

"Sie kennen Dad?", fragte ich erfreut. "Haben Sie Tyson gesehen? Oh, wenn ja, richten Sie ihm bitte aus, dass ich am Leben bin." Ich grinste verlegen. "Ich glaube, ich habe ihm mit meinem Koma echt Angst gemacht."

"Poseidon ... Dad?" Der Mann sah echt überfordert aus. Upsi.

"Ähm, jap. Ich bin Percy Jackson, Sohn des Poseidon. Nicht Neptun."

"Lord Perseus!"

Damit konnte er wieder was anfangen. War ja klar.

"Es tut mir leid, dass ich Euch nicht erkannt habe." Er verneigte sich. Tief. Zu tief, für meinen Geschmack, aber ich konnte auch irren, schließlich hatte er keine Beine.

"Oh, alles gut, ich fand es eigentlich sehr erfrischend. Wissen Sie was ein Eidolon ist?", fragte ich dann wieder ernst.

"Ja.", knurrte der Mann. "Euer Vater sagte, die drei Großen seien ausgebrochen. Ich bin eine der Wachen, sollte den Prinzen beschützen."

"Triton? Was ist mit ihm?"

"Er ist krank, Lord. Sehr stark, stärker als ein Gott es können sollte.", erklärte der Meermann besorgt. Er schien Triton zu mögen. Gut, ich hatte jetzt nicht den besten Kontakt zu ihm, allerhöchtens mal durch eine Iris-Message zu Dad, in der er neben ihm stand, aber er schien mir eigentlich ziemlich arrogant.

"Krank?", drang es dann in mein Gehirn. Götter werden nicht krank! Götter sind nicht sterblich, Viren haben keinen Einfluss auf sie! Allerhöchtens konnten sie verflucht oder verletzt werden, durch einen mächtigeren Gott.

Oh.

Durch einen mächtigeren Gott!

"Welcher Gott hat in letzter Zeit rebelliert?", fragte ich entsetzt in die Stille. "Wer hat Drohbriefe geschrieben, Rache gedroht, Olympiern wiedersprochen?"

Die Meermenschen sahen sich an.

"Tartarus.", sagte dann der Meermann aus Dads Gefolge. "Er hat ... den Olympiern gedroht, insbesondere Poseidon und Athene. Er scheint ... scheint euren Ausbruch persönlich zu nehmen.", flüsterte er. Sein Gesicht war totenbleich, er schien die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Ich knurrte. "Dieser Bastard!", fauchte ich, zerbrach den Speer, den ich immer noch in den Händen hielt. Dann sah ich den Meermann an. "Ich gehe zurück nach Hogwarts, zu Dumbledore und Chiron. Vielleicht wissen sie mehr. Wollen Sie hierbeleiben, oder soll ich ihnen Beine machen?" Ich stutzte. "Ich meine natürlich, Ihren Fischschwanz zu Beinen machen."

Der Meermann sah sich unsicher um, zu seinen Artgenossen, die ihn düster anblickten, selbst Merna. Sie war wohl immer noch wütend wegen der der Muschelburg.

"Beine."
**

"Das ist - wie heißen Sie eigentlich?", fragte ich den Meermann, der mittlerweile nur noch ein Mann war. Unsicher stolperte er auf seinen neu erworbenen Beinen umher, bis ich einen Sessel erscheinen ließ, auf den er sich erleichtert plumpsen ließ.

"Mein Name ist Rucen Tredes.", antwortete Rucen und sah sich neugierig in Dumbledores Büro um.

"Rucen ist eigentlich Meermann, allerdings gab es ein paar Probleme.", sagte ich. Meine nassen Haare hingen mir in der Stirn, ich hatte vergessen sie zu trocknen.

"Darunter tödliche Angriffe und die Möglichkeit eines zornigen, rachesüchtigen Urgottes. Der seine Geliebte verloren hat. Die Leo umgebracht hat. Mit Jason und Piper."

Dumbledores Gesicht war kaum noch von seinem beeindruckenden weißen Bart zu unterscheiden. Der Schulleiter schluckte. "Gibt es Möglichkeiten, ihn aufzuhalten?"

Ich seufzte. "Ich wüsste nicht, wie.", gab ich zu. "Es gibt keine Legenden, die ihn und seine Schwachstelle beschreiben, jedenfalls keine, von denen ich weiß. Ich-"

"Tartarus?!", rief Annabeth, die mit wütend hinter ihr her wehenden Haaren in das Büro des Schulleiters stürmte. "Dieser ... dieser Arsch eines halb verblichenen Urgottes?!"

Sie war so schön.

"Der soll mal schön in seinem Höllenloch bleiben! Ich bring ihn um! Ich erwürg ihn!" Sie war außer sich. Vor Wut und vor Panik. Wir wussten, wozu dieser Urgott fähig war.

"Und wer ist das?", fragte sie, nachdem sie sich beruhigt hatte. Auch wenn 'beruhigen' relativ ist.

"Rucen Tredes, Mylady.", antwortete Rucen und machte eine Verbeugung im Sitzen.

"Was für ein Gott?"

"Keiner." Ich fasste sie sanft am Arm. "Er war mal Meermann. Aus Dads Gefolge."

"Poseidon? Was macht er hier?"

Ich schloss die Augen. "Erinnerst du dich noch an unseren Halt in Kansas? Mit den beiden Eidolon?" Meine Hände schienen ein Eigenleben zu entwickeln, ich schob sie in die Taschen, bevor ich irgendetwas kaputt machte. "Nun, sie sind zurück. Und sie haben einen Bruder mitgebracht." Ich stützte mich auf den Schreibtsich, starrte jedem der Anwesenden einmal in die Augen. "Wir haben ein Problem. Niemand von uns kann besessen werden, aber andere schon, wie sie an Rucen eindrucksvoll bewiesen haben. Ich habe seinen Eidolon in den Tartarus geschickt, aber irgendetwas sagt mir, dass er dort nicht lange bleiben wird. Denn der Urgott ist wütend. Als Warnung hat er Triton erkranken lassen, in Ermangelung eines Götterkindes deiner Mutter."

"Scheiße."

Aber sowasvon.

Annabeth beugte sich vor, mit einem Wink ihrer Hand ließ sie eine Karte von Hogwarts und seinem Umfeld erscheinen.

"Wie viel Zeit haben wir?"

"Etwa einen Monat. Dann kommt er mit all seinen Soldaten." Rucens Kopf war nach hinten gekippt.

"Dad!", sagte ich empört.

"Was denn? Ach so, das." Rucen richtete sich wieder auf. "Wir haben ebenfalls Probleme, meine Heiler wollen ein seltenes Gras, welches an der Oberfläche wächst. Ich habe einen Auftrag gegeben. Triton geht es immer schlechter, seine Mutter wird immer gereizter. Sohn, meine Armee schreckt Tartarus, aber Hogwarts tut es nicht. Und da dieses Gebiet Hekates Platz ist, können wir anderen Götter nicht kommen, um dir zu helfen. Hekate ist verschwanden, einzig ihr seid eingeladen worden. Ich werde Grover Bescheid geben, er ist nur der Herr der Wildnis, vielleicht können euch die Dryaden und andere Naturgeister helfen." Er verstummte, das Glühen in Rucens Augen ließ kurz nach. Dann nahm es wieder zu. "Das war meine Gattin. Sohn, finde Hekate! Sie kann uns einladen." Dann brach das Glühen ganz ab.

Das Büro war still.

"Was ist los? Hab ich was verpasst?"

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