Die Erste Stunde

Ich schlug nervös die Flügel aneinander, legte noch eine Schicht Nebel über sie und atmete tief durch. Dann öffnete ich die Tür zu meinem Klassenraum. Ich war auf die Minute pünktlich, deshalb saßen auch schon alle Schüler auf ihren Plätzen. Frank lächelte mir aufmunternd aus der Slytherin-Seite zu, während Annabeth auf Gryffindor die Augen verdrehte. "Zu Spät.", formten ihre Lippen. Ich grinste nur und pflanzte ihr ein Bild der aktuellen Uhrzeit in den Kopf. Danach setzte ich mich auf das Pult und sah mir jeden Schüler einzeln an.

"Gut. Mein Name ist Professor Jackson, oder Percy, ich bin ja nicht viel älter als ihr.", stellte ich mich vor. "Ich werde euch abwechselnd Dinge über die griechische und römische Mythologie und Waffenunterricht beibringen." Ich nahm ein Schwert von der Wand - ich hatte jede Menge davon, Springflut konnte ich ja nicht benutzen - und wog es einmal. "Das ist ein normales Schwert. Ihr müsst es wie wie eine Verlängerung eures Armes fühlen, nicht nur als ein Stück Eisen." Ich warf es in die Luft und fing es wieder auf. "Ein Schwert ist schwierig, wer keine großen Muskeln besitzt und auch nicht die Motivation hat, sie aufzubauen, sollte es lassen." Ich legte das Schwert wieder weg und nahm ein Wurfmesser in die Hand. "Hierfür braucht ihr ein sicheres Augen und einen ruhigen Arm. Ein Wurfmesser ist leise und Schnell, ihr könnt es nicht wieder zurücknehmen, dieser Risiken müsst ihr euch bewusst sein. Wer von euch hatte überhaupt schon mal Waffenunterricht, freizeitlich vielleicht?"

Sofort schossen die Arme meiner Freunde hoch und ich konnte das unterdrückte Lachen bei Annabeth erkennen. Das Rot der Gryffindors stand ihr.

Aber auch einige Grüne und ein weiterer Roter meldete sich.

Ich deutete auf eine Grünkrawatte. "Wie ist Ihr Name?"

"Shafiq, Sir.", antwortete die Slytherin mit einem leisen Lächeln.

"Nun gut, Miss Shafiq, was haben Sie gelernt?"

Die Slytherin wurde sicherer. "Dolchkampf, mein Vater brachte es mir bei, und ein wenig Schwert."

Ich nickte anerkennend.

Das Mädchen lächelte.

"Und Sie?" Der einzige Gryffindor.

"Bogenschießen, Mum war besser als viele andere.", sagte der Junge selbstbewusst.

Wieder nickte ich. "Ihr Name?"

"Hellers, Professor."

Ich nahm auch die anderen dran und hatte dreimal Dolch, einmal Schwert und einmal Bogen. Eine gute Ausbeute, ich hatte weniger erwartet.

"Okay, auf dem Zettel, den Sie alle bekommen haben, stand eine Waffe, zeigen Sie mir mal, welche Sie ausgewählt haben."

Einige packten Dolche auf den Tisch, hauptsächlich Slytherins. Meine Freunde, also Annabeth, Piper und Frank, halfen den größeren Waffen. Trotzdem fehlten noch einige.

"Mein Vater hat es verboten.", piepste eine Gryffindor. Zwei weitere schlossen sich ihr an. Fünf andere hatten nicht genügend Geld. Ich nickte nur und bot ihnen ein paar meiner an, die ich vorsichtshalber mitgebracht hatte. Ein schmächtiger Junge lief sofort auf die Breitschwerter zu.

Ich schüttelte nur den Kopf. Er würde es nie und nimmer halten können. Und tatsächlich, das Schwert kippte auf den Boden und hätte dem nun zitternden Jungen beinahe das Bein abgetrennt. Zugegeben, dazu brauchte man Talent.

"Versuch den Bogen, du hast gute Augen.", riet ich ihm.

Ein Pfeil schlug rechts neben mir gegen die Wand. "Mehr durchziehen und ein wenig nach links.", sagte ich trocken. "Dann treffen Sie Ihr Ziel auch."

Hochrot stammelte der Gryffindor eine Entschuldigung. Ich grinste ein wenig.

Als alle eine Waffe hatten, mit der sie mehr oder weniger umgehen konnten, befahl ich ihnen die Gegenstände wegzulegen. "Merken Sie sich Ihre Waffe, jetzt wird trainiert."

Verständnisloses Gemurmel folgte.

"Um mit Ihrer Waffe umzugehen, brauchen Sie erst einmal Muskeln. In Armen und Beinen, im Bauch und im Rücken. Heute werden wir uns dehnen."

"Du liebst es auch, andere zu quälen, oder?", raunte Frank mir verärgert zu, als alle mit den Händen ihre Füße berühren sollten, wer konnte, Oberkörper an die Beine ziehen. Franks Muskeln ließen diese Position aber nicht zu.

"Vielleicht ein bisschen.", grinste ich. "Aber hauptsächlich mache ich das tatsächlich wegen der Schüler. Viele sind ungedehnt und damit auch ungelenkig. Sie würden nicht einmal ausweichen können."

Frank brummelte, machte aber weiter.

Ich sah mich im Raum um. Vier Gryffindor und ein Slytherin waren fast auf dem Niveau meiner Freunde. Zwei von ihnen waren rothaarig. Die beiden sahen sich ähnlich. Ah, ja, jetzt erkannte ich sie auch! Ginny und Ron Weasley. Der Schwarzhaarige war Harry Potter, die Brünette Hermine Granger und der Slytherin Draco Malfoy.

"Sehr gut.", lobte ich Hermine, als sie ein wenig weiter ging und den Kopf zwischen die Beine steckte. "Mit ein bisschen Ehrgeiz wirst du verdammt gut sein."

"Danke, Sir." Hermine richtete sich auf und drückte den Rücken durch. Es knackte.

Als ich durch den Raum ging, bemerkte ich, dass viele eine gelangweilte Miene hatten. Ah ja. Das waren die, die nicht wussten, dass ein gut gedehnter Körper einem das Leben retten kann. Nun, wenn sie es so wollten?

"Gut, es reicht. Sie sind relativ gut gedehnt.", sagte ich, halb auf dem Pult sitzend. "Und da ich vermute, dass einige von Ihnen denken, ich würde Ihnen nichts beibringen, darf jeder, der will, jetzt gegen mich antreten."

Ich breitete die Arme aus.

Aus dem Augenwinkel sah ich Franks besorgte Miene. Ich zwinkerte ihm zu. Ich würde sie schon nicht zu hart dran nehmen. Frank schien nur geringfügig beruhigt.

Harry und seine Freunde, ebenso Draco, schienen ebenfalls eher skeptisch und hielten sich im Hintergrund.

Ein Gryffindor trat aus seinen Freunden hervor. "Ich möchte.", sagte er selbstbewusst.

"Gut. Greifen Sie an."

"Aber, Sie haben keine Waffe, Sir.", sagte der Gryffindor verwirrt.

"Greifen Sie an."

Er zuckte mit den Schultern und stürmte los, dass Schwert über den Kopf erhoben.

Ich wich aus.

"Hä?"

Vereinzelt ertönte Gekicher.

"Hier."

Ich hatte mir ein Schwert vom Tisch geholt und hielt es ihm entgegen. "Versuchen Sie mich zu entwaffnen."

Der Gryffindor ließ sein Schwert krachend auf meines niedersausen. Ich parierte locker und dehnte meine Schultern. Dann griff ich an. Jeden seiner Schläge parierte ich oder wandelte ihn in einen Angriff meinerseits um. Langsam begann der Junge zu keuchen. Ich grinste und schlug ihm seine Waffe aus der Hand.

"Ihre Armuskeln sind okay, ihre Beinmuskeln hingegen nicht. Sie brauchen mehr Kondition.  Morgen rennen wir über den Platz!", wandte ich mich an die Klasse. Dann grinste ich. "Mr. Potter?"

"Ja, Sir?", fragte Harry verwundert.

"Würde es Ihnen etwas ausmachen, gegen mich zu kämpfen? Ich würde Sie gerne einschätzen können."

Harry musterte mich. "Okay."

Er ließ seine Handgelenke kreisen, nahm sein eigenes Schwert, etwas leichter als viele andere, und stellte sich mir gegenüber auf. "Sie sagen, wenn es beginnt."

"Jetzt."

Anders als die meisten anderen erwartet hatten, griff er nicht sofort an, sondern musterte mich weiter. Langam begannen wir uns zu umkreisen.

"Wo haben Sie Schwertkampf gelernt?", fragte Harry, ohne die Konzentration zu verlieren. Gut.

"Ein Lerncamp. Gnadenloses Training, aber danach sind alle verdammt gut." Ich täuschte einen Ausfallschritt an und wagte meinen ersten Schlag. Harry parierte mühelos. "Sie sind Trainer dort.", erkannte er.

"Richtig. Woher haben Sie das erkannt?"

Harry grinste. Alleine seine Pupillen, die sich unmerklich weiteten, verrieten mir seinen nächsten Schritt. Ich parierte.

"Sie haben Steel vorgeführt. Und konnten trotzdem erkennen, wo er gut war und wo nicht."

Ich neigte den Kopf. "Ebenfalls richtig. Sie sind ebenfalls Lehrer im Kämpfen."

Harry legte den Kopf schief und und griff an. Ich hob mein Schwert und ließ seine Klinge daran abgleiten. Er drehte sich im Kreis und griff meine Beine an. Ich zog ebendiese hoch und sprang über seine Klinge rüber. Dann griff ich an.

"Woher?", fragte Harry keuchend.

"Ich das weiß? Nun, Sie können während des Kampfes reden, außerdem erkennen Sie Finten, wo andere nichts sehen würden und ihre Klassenkameraden bewundern Sie." Ich drehte mich und stellte ihm ein Bein. Harry fiel darüber, ließ das Schwert kurz los und machte eine Rolle rückwärts. Als ich das Schwert mit einer Fußbewegung wegschlittern ließ, huschten seine Augen zu der nächsten Waffe. Bevor ich meine Klinge auf sein Herz richten konnte, hatte er Hermines Dolch aufgefangen - die beiden waren ein gutes Team, ich würde sie gegeneinander kämpfen lassen - und fing den Schlag auf. Sein Arm vibrierte.

"Das bewundern liegt an etwas anderem."

"Denken Sie?"

Ich grinste, als er angriff. Der Dolch war nicht seine Waffe, aber er war schnell genug, sie führen zu können.

"Als Sie Voldemort töteten, haben sie gekämpft. Sie haben um das Leben Ihrer Freunde gekämpft. Und so gut, dass Sie gesiegt haben. Sie hatten Hilfe, sie hatten Glück, aber glauben Sie mir, das hat jeder von uns." Ich lief ein paar Schritte rückwärts, stellte eine Ferse auf eine erhöhte Kante und stieß mich ab. Ein paar Schritte über dem Boden flog ich auf ihn zu. Harry wich zur Seite aus. Das hatte ich aber mit eingeplant. Ich trat ihn vor dem Brustkorb und ließ ihn nach hinten stolpern. Bevor er mit dem Kopf gegen einen Tisch knallen konnte, hatte ich ihn auf gefangen, Hermines Dolch auf seinen Kopf gerichtet. "Tot.", sagte ich grinsend. Harry atmete schwer, ergriff jedoch meine Hand und nickte mir zu. "Bringen Sie mir genug bei, dass ich es gegen Sie schaffen kann, wenn Sie alles geben?", fragte er trocken.

Mir blieb der Mund offen stehen.

Harry lachte auf und nahm mir den Dolch aus der Hand um ihn seiner Freundin zuzuwerfen. "Dachten Sie, ich hätte es nicht erkannt? Ich kann zwar mit Waffen umgehen, aber nur durchschnittlich. Sie tanzen, während Sie kämpfen. Bekomme ich mein Schwert zurück?"

Ich gab es ihm beeindruckt. "Bleiben Sie nach der Stunde noch einen Moment?"

Harry nickte und setzte sich neben Ron, der ihm auf die Schulter klopfte. "Gut gemacht, Kumpel."

Ich setzte mich auf das Pult. "Nun, da wir den praktischen Teil der Stunde durchhaben, wie steht es mit Ihrem Wissen über die griechische Mythologie?"


Überrascht? Ich denke, auf ihre Art sind Percy und Harry sich ebenbürtig. natürlich nicht in Macht, doch in dem Denken eines Kriegers. Beide waren in eine Welt gerutscht, die viel von ihnen erwartete, obwohl sie kaum etwas über sie wussten. Ich denke, so haben sie ein härteres Training hinter sich als jene, die sich bewusst dafür entschieden hatten.
Tja, auf Wiedersehen,
Peace, Mariah

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