39. 𝐼𝑛 𝑆𝑡𝑖𝑙𝑙𝑒 𝑢𝑛𝑑 𝐷𝑢𝑛𝑘𝑒𝑙ℎ𝑒𝑖𝑡

Der hochgewachsene Mann nahm sich den Mundschutz ab und steckte ihn zusammen mit der OP-Mütze in die Tasche seines blauen Oberteils. Er wirkte etwas erschöpft und
Naomi fürchtete ganz schlechte Nachrichten zu bekommen.

„Er ist stabil für den Augenblick. Die OP war auch erfolgreich. Allerdings hat er wohl ein paar sehr schwere Schläge auf den Hinterkopf bekommen. Dadurch wurde ein Teil seines Großhirns verletzt. Um es spezifischer auszudrücken: Der Parietallappen. Genau der Teil, der für die eigene Körperwahrnehmung, also die Sinne verantwortlich ist. Daran hängen zum Beispiel Geschmackssinn, Tastsinn und Körperkontrolle."

Naomis Gedanken gingen im Kreis. War er vielleicht wegen der Schläge so getaumelt? Das Gift hatte ihn zwar eingeschränkt, aber dennoch hatte er sich fast normal bewegen können.
„Wir haben ihn auf die Intensivstation verlegt und behalten ihn im Auge, bis er aufwacht."
Maurice schien erleichtert. Er atmete leise aus und nahm sich den Hut vom Kopf.
„Allerdings...", fuhr der Arzt fort und die Anspannung kam sofort zurück, „...kam es bei der Operation zu Komplikationen."
„Was meinen Sie?", hakte Maurice mit besorgter Stimme nach.

„Er hat einen Schock erlitten."
Als niemand so recht verstehen wollte, was damit gemeint war, erklärte der Arzt es genauer: „Sein Herz ist für einen Moment stehen geblieben. Zwar ist er jetzt wieder stabil, aber so ein Schock kann auch Nachwirkungen mit sich bringen. Wir vermuten er hat die Anästhesie nicht vertragen."

Er machte eine Pause und ließ die Information wirken. Naomis Blick wanderte zu Maurice und beide dachten wohl das gleiche.
„Sind Ihnen vielleicht Allergien bekannt? Hat er schon andere Betäubungsmittel nicht vertragen? Oder ist er vielleicht gegen bestimmte Obstsorten allergisch, wie zum Beispiel Bananen oder Avocado?", fragte der Arzt in die Runde.

Naomi nickte vorsichtig.
„Er ist gegen Bananen und Kiwi allergisch. Avocado weiß ich nicht."
Der Mann nickte und sah kurz zu Boden. Als er aufblickte versuchte er so sachlich wie möglich zu bleiben.
„Es ist selten, aber es kommt vor, dass manche Menschen gegen Anästhetika allergisch sind. Das macht eine Operation immer zu einem Risiko. Doch wenn wir ihn nicht operiert hätten, wäre er vermutlich an einer Hirnblutung gestorben oder hätte für den Rest seines Leben gelähmt werden können."

Er wollte sie wahrscheinlich beruhigen, aber weder die eine noch die andere Vorstellung war für Naomi erträglich. Sie war erleichtert, dass die Ärzte ihm noch helfen konnten. Nur was nützte das? Er würde sehr bald schon ins Gefängnis kommen. Dieser Gedanke wurde ihr auch gleich bestätigt, als Wilkinson um die Ecke kam und den Arzt für ein paar Minuten im Beschlag nahm.

„Alles in Ordnung, Maurice?", fragte Naomi leise, als sie den blassen alten Mann ansah. Er wirkte nicht traurig, eher nachdenklich.
Bereute er Alec dazu ermutigt zu haben mit ihr zusammen zu sein? Alles was er sich für Alec immer gewünscht hatte, war ein normales Leben. Niemand hätte gewollt, das so schreckliche Dinge geschehen. Wieso nur? Wieso konnte die HKS Group immer machen was sie wollte? An ihren Händen klebte so viel Blut und trotzdem brachte niemand sie zur Strecke.

„Jetzt schaut doch nicht so traurig", ermutigte Diana die beiden. „Für jetzt ist es nur wichtig, dass Alec wieder gesund wird. Was danach kommt, sehen wir später."
Das sagte sie so einfach. Diana wusste nichts von seinen Depressionen und der Angst davor eingesperrt zu sein.
Deshalb konnten ihre Freunde sie kaum beruhigen. All ihre lieben Worte drangen nicht zu ihr hindurch.

Niedergeschlagen folgte sie Maurice durch die hell erleuchteten Flure zur Intensivstation. Dort fragte er die Schwestern mach Alecs Aufenthaltsort. Leider durften nur jeweils zwei Leute Alec besuchen. Nur wenige Minuten später standen Maurice und Naomi im hellen Zimmer und starrten auf die glatt gezogene Bettdecke mit blauen Streifen darauf, unter der Alec lag und noch immer schlief. Sein Kopf war dick umwickelt. Ansonsten schien er keine Verletzungen zu haben.

Doch Naomis Blick fiel sofort auf die silbernen Handschellen an seiner rechten Hand. Sie lachte empört.
„Dieser Wilkinson. Alec ist bewusstlos. Glaubt er etwa er wird aufspringen und davon laufen?"
„Reg dich nicht auf. Es ist Vorschrift für ihn und ja das wäre Alec zuzutrauen."
„Nicht nach einer Hirn-OP", widersprach sie mürrisch.
Maurice erwiderte nichts mehr darauf, ging nur zu dem Sessel vor dem Fenster und legte dort Mantel und Hut ab.

Naomi wollte gerade zu Alecs Bett gehen und die Hand nach seiner ausstrecken, als ihr auffiel wie blutig ihre beiden Hände noch waren. Beschämt senkte sie den Blick und huschte ins Bad, wo sie sich sehr gründlich das Blut abwusch. Anschließend blickte sie in den Spiegel und stellte fest, wie blass sie doch war.

Auf einmal konnte sie ihr rotes Kleid nicht mehr ertragen. Auch wenn es seine Farbe nicht dem Blut verdankte, so fühlte es sich plötzlich so an, als wäre es in Blut getränkt. Vermutlich wäre es das auch, wenn Alec sie nicht gerettet hätte.
Naomi sank am Waschbecken hinunter und landete auf dem kalten Boden. Auch auf den weißen Fließen schien sich sein Blut zu verteilen und Naomi schloss die Augen, nur um sie gleich wieder panisch aufzureißen.

In ihrem Kopf wiederholten sich die Bilder von diesem Chaos. Sie sah Higa und sie war erneut in Sams festen Armen.
Naomi legte sich zitternd die Hände an die Oberarme und versuchte sich irgendwie zu beruhigen.

Draußen im Zimmer klingelte ein Handy.
„Nao, es ist deins", rief Maurice laut.
Naomi holte noch einmal tief Luft und hob sich wieder auf die Beine. Sie prüfte ihr Gesicht im Spiegel, bevor sie hinaus trat und das klingelnde Ding aus der Tasche nahm.

Charlie machte sich vermutlich immer noch Sorgen und wollte jetzt endlich ihre Stimme hören. Deshalb hatte Naomi diesmal keine Wahl als das Gespräch anzunehmen.
„Kind, wo bist du? Geht's dir gut?", fragte er gleich drauf los.
Sie beantwortete mit Absicht die zweite Frage zuerst.
„Mir geht's prima, Paps. Mach dir keine Sorgen. Ich bin gerade im Krankenhaus weil ein Freund verletzt wurde."

Sie hörte das laute Atmen am anderen Ende der Leitung.
„Ich komme dort hin. Welches Krankenhaus?"
„Das ist wirklich nicht nötig."
„Du warst an einer wilden Schießerei beteiligt und sogar dieser Night Runner war dort. Ich will mich persönlich davon überzeugen, dass es dir gut geht."
Naomi tauschte einen kurzen Blick mit Maurice aus. Es schien ihr so als wollte er sagen: Du kannst ihn nicht für immer belügen.




~




Etwas Schweres lastete auf ihm. Er hatte das Gefühl in einem schwankenden Boot zu stehen und doch war alles dunkel um ihn herum.
Er hörte das laute und gleichmäßige Ticken einer unsichtbaren Uhr.
Da tauchte ein heller Kreis in der Ferne auf. Er hob sich vom schwarz ab und wurde langsam immer größer. Er kam näher und näher, wuchs stetig und blieb kurz vor ihm stehen. Nun war der Kreis so groß, dass er die übergroße Uhr lesen konnte. Nur fehlten ihr die Zeiger. Eine tickende, zeigerlose Uhr. Wie unheimlich.

Dann ein seltsames Reißgeräusch. Er blinzelte und plötzlich hing in der Mitte der Uhr ein lebloser Mann, der sich mit einem Seil selbst erhängt hatte.

Er hörte einen Schrei und dann verschwand die Uhr. Der Mann blieb noch einen Augenblick in der Luft hängen und Blut tropfte auf den Boden. Die riesige Pfütze bildete einen kleinen Fluss und bewegte sich auf ihn zu. Er wollte zurück weichen, doch seine Beine steckten im Boden fest.

Es war ein schreckliches Gefühl nicht weglaufen zu können. Er fühlte sich schwer wie Blei und schreckte vor der roten Masse zurück, die immer noch auf ihn zufloss.
Dann spürte er etwas warmes an seinen Händen und blickte an sich hinunter.
Er war über und über mit Blut beschmiert.
Was war das nur? Wo war er?

Das Ticken in seinem Kopf wurde zu einem Schlagen und gleich darauf dröhnte sein Schädel. Er fasste sich mit den Händen an den Kopf und taumelte. Wieso konnte er auf einmal taumeln? Er steckte doch im Boden fest. Nein, er war befreit.

Plötzlich war dort nichts mehr. Das Blut war weg, das Ticken verstummte und der aufgehängte Mann löste sich in Nichts auf.
Er hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren.

In der nächsten Sekunde war alles still. Er ließ die Arme sinken und sah sich vorsichtig um.
Er zuckte zusammen, als eine Stimme ihm ins Ohr flüsterte und sagte: „Dreh dich um!"
Er gehorchte sofort, sah aber weiterhin nichts als Dunkelheit.

Und wieder diese Stimme, die ihm riet sich umzudrehen. So drehte er sich hin und her, hatte immer das Gefühl beobachtet zu werden und doch war er allein.
Bis auf einmal das große und faltige Gesicht von Higa vor ihm auftauchte.
Er wollte auf ihn einschlagen, da verschwand er auch schon wieder.
Das nächste Bild tauchte auf und Higa saß wie auf einem Thron, ekelig grinsend und sah auf ihn herab. Zu seinen Füßen türmte sich ein dicker Haufen Goldmünzen.

Das war nicht real. Alles war ein böser Traum. Trotzdem entsprach es der Wirklichkeit.
Er rannte auf ihn zu, rannte und rannte, bewegte sich aber nicht vom Fleck.
Schließlich blieb er völlig abgehetzt stehen und stützte sich Atem ringend auf den Knien ab.

Seine Lunge fühlte sich an, als würde sie gleich explodieren. Schwindel überkam ihn, dann wurde er von blinkenden blauen und roten Lichtern umzingelt.
Er wollte wieder weglaufen. Die Erschöpfung hielt ihn an Ort und Stelle und bevor er noch irgendwas sagen oder tun konnte, wand sich eine übergroße Schlange um seinen Körper und fesselte ihn. So sehr er sich auch wehrte, es war hoffnungslos diesem Monster zu entfliehen.

Er wurde in den düsteren Boden gezogen. Er hörte sich schreien. Seine Arme wurden ihm an den Körper gepresst und in seinem Kopf tickte wieder die seltsame Uhr. Dann tauchte er auch ins Nichts ein. Alles war still und schwarz, bis er langsam seine Augen öffnete und gegen die grelle quadratische Deckenlampe anblinzelte.



~



Es war zu hell. Viel zu hell. Maurice bemerkte als erstes, dass Alec zu sich kam.
Er wollte sich vom Licht wegdrehen und wurde von den Handschellen am Gitter festgehalten. Verdutzt hob er die Hand und starrte auf die silbernen Dinger. Er rüttelte und zog daran. Die Erkenntnis über eine aussichtslose Flucht, spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder.

Maurice stand auf und machte das Licht aus. Nun wurde der Raum nur noch von der kleinen Lampe neben dem Bett beleuchtet.
Naomi schlief im Sessel und bekam nichts mit. Sie war total erschöpft durch das ganze Theater.
Deshalb ließ Maurice sie vorerst in Ruhe.

Alec verzog das Gesicht. Bestimmt tat ihm noch der Kopf weh.
„Ganz ruhig, Junge. Es ist alles okay."
„Wo...wo sind wir?"
„Im Krankenhaus."
Sofort hielt Alec inne und blinzelte ihn an. Beide wussten was das bedeutete und die Handschellen bewiesen es. Alec wurde erwischt.

„Was ist passiert?"
„Die HKS Group hat den Ball gestört. Sie wollten dich in eine Falle locken. Du hast es zwar gewusst, aber Naomi zu beschützen war dir wichtiger", erklärte der alte Mann ganz ruhig und setzte sich zu Alec auf die Bettkante. Vorsichtig griff er nach seiner kalten Hand und drückte sie. Er war so froh, dass Alec recht bald aufgewacht war. Trotz Komplikationen schien es ihm gut zu gehen. Er sprach normal, bewegte sich normal - soweit Maurice das beurteilen konnte - und alles weitere würde sich im Laufe der nächsten Stunden herausstellen.

„Ich sollte den Arzt rufen. Er muss nach dir sehen."
Alec missfiel das zwar, doch er protestierte nicht. Stattdessen drehte er den Kopf zur Seite und erkannte die schlafende Naomi. Sie hatte sich auf dem Sessel zusammen gekauert und das Kleid über die Beine gezogen.

„Sie ist okay. Nur ein wenig erschöpft. Sie hat sich die ganze Nacht Sorgen um dich gemacht."
Alec schien erleichtert und gleichzeitig betrübt. Warum war er so niedergeschlagen? Weil Wilkinson jetzt seine Identität bestätigt hatte? Weil er Naomi nichts von der Falle gesagt hatte?
Es gab bestimmt viele Gründe für Alec sich schlecht zu fühlen. Hoffentlich würde er nicht wieder in Depressionen verfallen.

Er musste stark bleiben. Erst recht nachdem man ihm Handschellen angelegt hatte. Er brauchte diese Kraft, um das Gefängnis zu überstehen.

„Wie fühlst du dich, Junge?"
Maurice wusste die Antwort mit einem Blick auf Alecs Gesicht. Also fragte er nicht weiter und ging hinaus, um den Arzt zu suchen.
Derweil schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Er war eigentlich kein großer Denker. Er war jemand der Taten sprechen ließ. Doch die gesamte Situation schien immer mehr aus dem Ruder zu laufen.

Maurice glaubte, dass Higa den Verstand verloren hatte. Warum sonst würde er eine solche Veranstaltung stören, nur um einen Dieb zu fangen?
Etwas beunruhigte den alten Mann aber noch mehr. Wenn Alec doch von dieser Falle gewusst hatte, warum hatte er sich dann so einfach außer Gefecht setzen lassen?

Je mehr Maurice darüber nachdachte, desto eher vermutete er eine tiefere Absicht des Jungen hinter dem Ganzen. Nur war es ungewöhnlich für Alec seinem Partner nichts davon zu erzählen. Er hatte auch Naomi nichts gesagt. Maurice glaubte nicht, dass der Junge so dumm war einfach blind in eine Falle zu laufen. Dafür war er zu erfahren und zu gerissen.

Maurice begegnete dem Arzt, als er ein weiteres Krankenzimmer verließ und bat ihn sogleich nach Alec zu sehen, weil dieser endlich das Bewusstsein wieder erlangt hatte.
Er blieb neben der Tür stehen, als der Arzt Alec kurz untersuchte und ihm ein paar Fragen stellte.

Er ließ es sich nicht anmerken, wie erleichtert er war, dass der Junge anscheinend alles gut überstanden hatte und keine Nebenwirkungen des Schocks zeigte. Man konnte glauben, dass das gar nicht passiert war.

Das Gespräch mit dem Doktor weckte auch Naomi auf. Sie setzte sich müde auf und machte große Augen, als sie Alec ansah. Maurice schmunzelte über sie. Am liebsten wäre das Mädchen wohl in Alecs Arme gestürzt vor Erleichterung.

„Wir behalten Sie noch ein paar Tage hier, um wirklich alle Eventualitäten auszuschließen. Leider kann ich dagegen nichts machen."
Der Arzt deutete auf Alecs Handschellen.
„Ich habe nicht vor wegzulaufen."
„Im Moment können Sie das auch gar nicht. Trotzdem besteht Inspektor Wilkinson darauf. Er hat mir und dem Team strenge Anweisungen hinterlassen."

„Und wie lange muss er hier bleiben?", wollte Naomi wissen. Sie stand auf und kam näher zu Alecs Bett.
„Ein paar Tage, vielleicht mehr. Das kommt auf seine Genesung an."
„Machen Sie bitte ein paar Wochen draus. Sie wissen was ihm blüht, sobald er entlassen wird. Können Sie das hinaus zögern?"

Der große Mann hob prüfend eine Augenbraue. Natürlich wusste er wer Alec war. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder er verabscheute Night Runner, dann würde er Naomis Bitte nicht erfüllen. Oder er gehörte zu Night Runners Fans. Dann bestand eine winzige Hoffnung, dass er Alec half.

„Naomi...", begann Alec angestrengt, „...das ist nicht nötig."
„Sei still!", fuhr sie ihm über den Mund, stellte sich direkt vor den Arzt und sah diesen eindringlich an.
Alec wusste, das Schlimmste hinauszögern, brachte meistens keinen Vorteil. Alec war ein Dieb geworden, wohl wissend was die Konsequenzen waren, wenn er erwischt wurde.

„Viel kann ich nicht tun, Miss. Aber vielleicht ein-zwei Tage mehr."
Selbst für diese paar Tage schien Naomi ihm unheimlich dankbar zu sein.
Die Tür öffnete sich und der Inspektor trat mit großen Schritten ins Zimmer. Hoffentlich hatte er diese Unterhaltung von draußen nicht gehört.

„Hallo!", grüßte er relativ freundlich. Doch er wirkte geschäftig und sein intensiver Blick blieb bei Alec hängen. Die beiden starrten sich einen Moment wortlos an und führten eine Konversation mit den Augen.
„Bitte gehen Sie alle hinaus. Ich brauche ein paar Minuten mit dem Patienten."
Maurice staunte, dass Wilkinson ihn nicht als Verbrecher oder Gefangenen bezeichnet hatte.

„Komm vor die Tür, Naomi", sagte Maurice zu dem wieder besorgten Mädchen und streckte die Hand nach ihr aus. Sie zögerte.
„Naomi, wir sind hier überflüssig", sagte Maurice eindringlich.
Widerwillig und mit einem finsteren Blick zum Inspektor, verließ sie das Zimmer.

„Du brauchst dich gar nicht so anzustellen. Er trägt bereits Handschellen und es gibt nichts, was wir dagegen tun könnten."
Naomi senkte den Kopf und knibbelte nervös an ihren Fingern. Sie sah mitgenommen aus. Ihre Frisur stand zu allen Seiten ab und sie war blass. Jemanden zu lieben war nicht einfach. Maurice erkannte die ehrlichen und tiefen Gefühle von ihr. Es wärmte ihm das Herz. Der Junge hatte es verdient endlich Glück zu finden. Er sollte sich nicht dagegen wehren.

Auch wenn er für ein paar Jahre ins Gefängnis musste, danach könnte er ganz normal leben. Es waren sein Stolz und sein Hass, die ihn jahrelang an seinem Rachefeldzug festhalten ließen. Naomi hatte es endlich geschafft ihm mehr Lebensmut und Frohsinn zu schenken. Alec konnte endlich ein Mensch sein.
Hoffentlich sah er das genauso und ließ sich nicht unterkriegen. Nur kannte Maurice den Jungen viel zu gut. Alec ließ sich nicht gerne einsperren.

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