1. 𝑁𝑎𝑜𝑚𝑖𝑠 𝑊𝑒𝑙𝑡

Naomi kaute nachdenklich auf ihrem angebrannten Toast herum und ließ sich desinteressiert von den Nachrichten im Fernsehen berieseln. Währenddessen ließ ihr gut gelaunter Vater den nächsten Toast im Toaster anbrennen. Als Restaurantbesitzer sollte er das eigentlich besser können.

Doch er machte drei Sachen gleichzeitig und bemerkte nicht, dass der Toaster viel zu stark eingestellt war. Naomi war das egal. Sie war viel zu unmotiviert, um aufzustehen und den Fehler selbst zu beheben. Außerdem hoffte sie auf etwas interessantes in den Nachrichten.

Da wurde allerdings nur über Politik, die Umwelt und Kriege gesprochen. Alles immer die gleiche Soße, dachte sich Naomi und schlürfte aus ihrer Tasse. Sofort musste sie husten. Auch der Kaffee war viel zu stark.
„Mensch Papa, wo hast du nur deinen Kopf heute morgen?"
„Entschuldige, Liebes. Wenn du es mit mir nicht aushältst, musst du dir eine Wohnung suchen", scherzte er.

So hatte sie das nicht gemeint. Sie wollte noch nicht ausziehen. Wer sollte sich dann um diesen liebenswürdigen und trotteligen alten Mann kümmern?
Zugegeben, andere Mädchen ihres Alters waren schon längst in ihren eigenen vier Wänden und hatten sogar einen Freund. Doch da war der Haken in Naomis Leben.

Sie wollte nur einen haben und der wusste nicht einmal, dass sie existierte.
Unbewusst stieß sie einen Seufzer aus. Ach ja der süße James. Kein Mädchen war gut genug für ihn.
Er war Informatik Student an ihrer Uni und wirklich jedes Mädchen wollte mit ihm ausgehen - auch Naomi.

„Wir berichten mit einer Sondermeldung...", begann der Reporter im Fernsehen und Naomi horchte auf.
„Gestern Nacht gab es wieder einen Einbruch in Downtown. Es wurden mehrere Wertgegenstände entwendet und laut der Betroffenen und der Polizei handelt es sich wohl wieder einmal um den gefährlichen ‚Night Runner'."

Naomi vergaß ganz das Kauen. Auf so eine Nachricht hatte sie gehofft. Wer berichtete schon gerne über Krieg und Politik? Sie wollte ganz sicher über diesen Night Runner berichten. Ein nächtlicher Dieb, der schon eine ganze Weile in der Stadt sein Unwesen trieb und wirklich schwer zu fassen war. Es hieß, dass er blitzschnell über die Dächer der Stadt rannte und in dunklen Ecken spurlos verschwand.

„Wow, dieser Typ ist doch unglaublich. Hast du das gehört, Papa? Er war schon wieder aktiv."
„Natürlich, Schatz, wie könnte ich das nicht hören. Du hast den Fernseher so laut gemacht, dass mir gleich die Ohren abfallen."
Naomi entschuldigte sich grinsend und machte mit der Fernbedienung die Lautstärke runter.

„Ich weiß nicht warum du dich für den Jungen so interessierst. Er ist gefährlich."
Naomi schnalzte mit der Zunge.
„Als angehende Journalistin muss ich mich für solche Themen interessieren. Was würde ich für ein Interview mit ihm geben."
Schwärmend faltete sie die Hände vor der Brust und ihre Augen schauten glitzernd in die Ferne.

„Er würde dich vermutlich ausrauben."
„Quatsch!", widersprach Naomi vehement. „Er stiehlt nur im Auftrag von jemand anderen. Ich hörte, dass man ihn kontaktieren muss, wenn man will, dass er etwas stiehlt."
„Und was klaut er so?"
„Unterschiedliches. Manchmal nicht einmal wertvolle Dinge."
Ihr Vater Charlie schüttelte den Kopf und blickte kritisch über den Rand seiner kleinen runden Brille hinweg.

„Du scheinst ja sehr für ihn zu schwärmen."
„Natürlich. Er ist absolut genial. Mit einem Interview über ihn, würde ich wahrscheinlich eine Menge Geld gewinnen."
Charlie schüttelte immer noch den Kopf und schnippelte an dem Käse herum. Er machte ihr immer für die Mittagszeit leckere Lunchboxen, dann musste seine Tochter kein Geld in der Cafeteria ausgeben.
Charlies Lunchboxen waren absolute Oberklasse. Naomis Freunde beneideten sie jedes Mal darum.

Naomi hörte sich noch den Bericht über den Dieb zu Ende an und trank hastig ihren Kaffee aus, obwohl er viel zu bitter schmeckte. Dann schnappte sie sich ihre Tasche und stürzte in den Flur, um sich ihre bunten Schuhe anzuziehen. Ihre rotblonden Haare fielen ihr dabei ins Gesicht. Sie bereute es die Haare auf Schulterlänge abgeschnitten zu haben. Ständig fielen ihr lästige Strähnen ins Gesicht.

Als sie sich die dünne Jeansjacke überzog, steckte Charlie ihr die Lunchboxen in die Tasche.
„Einen schönen Tag wünsche ich dir."
„Danke, Paps, dir auch."
Naomi hauchte ihm einen sachten Kuss auf die raue Wange und verließ das marode Haus. Selbst das Gartentor schien halb auseinander zu fallen. Naomi wartete auf den Tag, an dem es zusammenbrechen würde.

Sie ging zu ihrem Fahrrad, das am Zaun angeschlossen war - was ziemlich wagemutig war, denn jeder Dieb hätte es leicht es mitzunehmen. Naomi beruhigte sich immer mit dem Gedanken, dass niemand so eine rostige Klappermühle mitnehmen würde.
Sie schwang sich auf den Sattel, setzte noch ihre schwarze Mütze auf und radelte los.

Zwanzig Minuten später war sie schon an der Uni.
Es war ein großer Campus mit mehreren Bereichen. Die Uni der HKS Group hatte viele Studienangebote. Von Informatik über Journalismus und Kunst bis hin zu verschiedenen Sportbereichen.
Die HKS Group hatte viele solche Gebäude in der Stadt und der Inhaber war der gute Mr. Kent. Der zweitreichste Mann der Stadt. Dafür stand auch das „K" im Namen der HKS Group. Das „H" stand für seinen Partner Mr. Higa - ein Japaner und der reichste Mann der Stadt.

Eigentlich hatte Naomi nicht viel mit der HKS Group zu tun, abgesehen von der Uni. Sie fuhr über den weitläufigen Hof und hielt letztendlich vor einem modernen Gebäude mit großen Fenstern an. Sie schloss ihr klappriges Rad an den metallenen Stangen an und nahm ihre Tasche aus dem Korb auf dem Gepäckträger. Es war kurz vor Neun. Sie musste sich beeilen, denn der Professor würde gleich den Unterricht beginnen.

Naomi eilte die breiten Stufen hinauf in den zweiten Stock und ging zielstrebig auf den Hörsaal zu. Es war einer der kleinsten Räume. Man hatte den gut besuchten Studiengang des Journalismus in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt, um es angenehmer für die Studenten zu machen und auch für die Dozenten.

Das Kreischen einer Horde junger Mädchen ließ Naomi anhalten. Dieses Geräusch konnte nur eines bedeuten: Er war hier.
Ihr Herz begann wild auf und ab zu hüpfen und sie blickte suchend in den Gang.
Lässig und mit erhobenen Haupt stolzierte James daher und schulterte seine Tasche. Was machte er denn hier? Er war doch im Informatikkurs. Der fand eigentlich in einem ganz anderen Gebäude statt.

Hinter ihm folgten nicht nur mindestens zwanzig schwärmender Mädchen, sondern auch Linus und George, James beste Freunde. Sie gingen immer zusammen umher und ließen sich von den hübschen Mädchen anbaggern. Doch keiner hatte eine feste Beziehung.
Naomis Herz pochte immer doller, je näher sie kamen. Sie drückte sich an die Wand und starrte auf den braunhaarigen Jungen, der sie nicht einmal ansah.

Seine ebenfalls braunen Augen sind streng geradeaus gerichtet und wirkten eher unbeteiligt für das Geschehen um ihn herum. Sein ebenmäßig geschnittenes Gesicht war leicht gebräunt und seine schmalen Lippen waren angespannt, als ob er sich auf die Zunge gebissen hätte.
Seine Begleiter suhlten sich in seinem Glanz und wussten genau wie gut sie aussahen und wie beliebt sie waren.

Das Theater war genauso schnell vorbei wie es begonnen hatte. Seufzend und enttäuscht betrat Naomi den Raum. Dort saßen schon alle Kommilitonen aus ihrem Kurs. Unter anderem auch ihre beste Freundin Diana - die von allen liebevoll Nana genannt wurde - und ihr Freund Hannes. Den Beiden konnte Naomi echt alles erzählen.
Sie setzte sich ans Fenster auf den Platz vor ihrer Freundin und packte schnaufend ihre Bücher aus.

„Na, war Mister Perfect wieder auf dem Flur? Hat sich jedenfalls so angehört."
Diana fand das Theater um James eher nervig und konnte nicht verstehen, was alle Welt an ihm toll fand. In ihrer Welt gab es nur Hannes. Was auch gut so war. Allerdings respektierte sie Naomis Gefühle für den Mädchenschwarm. Das ging schon seit der Highschool so, also circa sechs Jahre. Nur hatte Naomi sich nie getraut James anzusprechen.

Warum? Weil er nie alleine war und weil es ihr peinlich war. So begnügte sie sich seit Jahren damit ihn von weitem anzuhimmeln. Diana ermutigte sie hin und wieder einen Schritt auf James zu zu gehen. Doch jedes Liebesgeständnis hatte der coole Typ bisher abgelehnt. Woher sollte Naomi da noch den Mut nehmen ihn anzusprechen? Sie war unscheinbar und klein. Sie ging oft in der Menge unter. Selbst manche Dozenten übersahen sie oft. Das einzig Gute daran war, dass man sie selten spontan etwas fragte oder bat einen Vortrag zu halten.

Dabei tat Naomi immer so viel, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie aß manchmal im Unterricht, spielte mit dem Handy und war laut. Sie sang laut in den Fluren zur Musik aus ihren Kopfhörern und rannte eilig und ungalant durch die überfüllten Gänge, rempelte dabei alle Welt an und stolperte nach einer knappen Entschuldigung weiter.

Wer so chaotisch war, konnte doch gar nicht übersehen werden.
So dachte Naomi jedenfalls. Doch leider wurde sie oft übersehen. Naja nicht so oft wie Alec. Der Typ war so unsichtbar in seiner Anwesenheit, dass selbst Naomi manchmal vergaß, dass er dort auf seinem Stuhl saß und verträumt mit seinem Kuli spielte. Er würde sie vermutlich verstehen. Allerdings suchte Alec im Gegensatz zu ihr nicht nach Aufmerksamkeit. Er schien ganz froh zu sein, wenn die Leute ihn in Ruhe ließen.
Freunde hatte er keine und er wollte offenbar auch keine.

„Lass mich raten, du hast wieder nur sprachlos an der Wand geklebt und die Chance an dir vorbeilaufen lassen", lenkte Diana ihre Gedanken wieder in Richtung James.
Wortwörtlich war das so, musste Naomi sich eingestehen. Sie zog eine Schnute und blickte frustriert auf Finn, der sich mal wieder als Clown zum Besten gab und dann seine lange Nase zu Nika hinunter beugte. Nika, die hübsche Blonde, war sehr talentiert darin Berichte zu schreiben und sie arbeitete oft mit Finn zusammen, der unheimlich schöne Fotos machen konnte.

Seine schwarze Kamera hing ihm um den Hals und er nutzte jede Gelegenheit sie auch zu benutzen. Das konnte lästig sein.

Als der Professor den Raum betrat, setzten sich alle auf ihre Plätze und es herrschte Stille im Raum. So begann eigentlich jeder Tag in Naomis kleiner Welt. Die Stunden vergingen, die Kurse wechselten und die Teilnehmer ebenfalls.
Mittags ging Naomi mit Diana und Hannes in die Cafeteria. Sie holte sich zwar nichts zu Essen, setzte sich aber dazu und packte die selbstgemachte Lunchbox ihres Vaters aus.

„Uuii, das sieht wieder so lecker aus." Diana leckte sich über die Lippen. „Kannst du deinen Vater nicht mal bitten für uns auch eine zu machen?"
Nao lachte.
„Lieber nicht. Er scheint morgens eh schon unter Stress zu stehen. Wenn er noch mehr tun muss, bevor der seinen ersten Kaffee hatte, funktioniert demnächst gar nichts mehr bei uns."

„Wieso?", hakte Hannes nach.
„Du weißt doch, dass ich morgens immer verbrannten Toast und viel zu starken Kaffe bekomme."
„Dann bist du wenigstens wach", kicherte Diana vergnügt. Dabei wackelten ihre runden Ohrringe. Ihre blonden Haare waren mit pinken Strähnen versehen und zu einem breiten Zopf gebunden, der ihr locker über die rechte Schulter fiel. Eigentlich sah Naomi sie selten mit offenen Haaren. Ihre blauen Augen verengten sich und kleine Lachfältchen bildeten sich auf ihrem schmalen Gesicht.

So wirkte sie viel älter als einundzwanzig. Dazu die starke Schminke und die angemalten vollen Lippen. Das Einzige was dazu im Kontrast stand, waren die aufgerissenen Jeans und das gestreifte langärmelige Shirt. Sie wollte erwachsen erscheinen und gleichzeitig kleidete sie sich mit den verrücktesten Klamotten. Naomi beneidete sie manchmal um ihren Syle. Sie hatte keine Ahnung wie man sich cool kleidete. Deshalb steckte sie meistens in langweiligen Hosen und Kapuzenpullis mit viel zu langen Ärmeln. Sie versteckte damit ihre gerade Figur und den viel zu kleinen Busen.

Sie hoffte immer auf ein Wunder. Sie aß wie ein Scheunendrescher, um endlich ein paar Pfunde zu gewinnen - stets ohne Erfolg. Naomi gehörte zu den Menschen, die essen konnten bis zum Umfallen ohne ein Gramm zuzunehmen.

Dagegen waren Dianas Rundungen echt sexy. Kein Wunder, dass sie schon so lange einen Freund hatte. Hannes war eher von der schmalen Sorte. Nicht trainiert aber auch nicht zu dünn. Seine fransigen dunkelblonden Haare standen oft zu allen Seiten ab und schenkten ihm einen verwegenen Look und machten ihn jünger. Dabei war er mit zweiundzwanzig schon einer der älteren Studenten im Kurs. Auch er hatte oft coole Klamotten an. Shirts mit witzigen Sprüchen darauf oder Jeans in unterschiedlichen Farben, immer passend zum Rest der Kleidung.

Die Beiden hatten einen Sinn für Stil und Mode, den Naomi nie bekommen würde. Das war so sicher, wie sie niemals ein Wort zu James sagen würde.
Dieser saß übrigens nicht weit entfernt mit seinen Freunden an einem runden Tisch und lachte. Naomi wünschte sich an den selben Tisch und sie sehnte sich danach dazu zu gehören und mit ihm zu lachen, ganz egal über was.

„Habt ihr schon die Nachrichten gehört?", fragte Hannes und tippte auf seinem Smartphone herum.
„Was denn?", fragte Diana und beugte sich ebenfalls über sein Handy, nur um sofort große Augen zu bekommen.
„Oho, er hat wieder zugeschlagen."
Naomi wusste sofort um wen es ging.
„Wie hat er das nur wieder angestellt?"
„Sie sagen er hat nicht einmal eine halbe Stunde dafür gebraucht. Er war so schnell weg und keiner hat etwas gesehen."
„Woher wissen sie dann, dass er es war?"

„Er war es!", beharrte Hannes. „Wer sonst schafft es in so ein Haus mit Videoüberwachung einzubrechen und so schnell mit der Beute zu verschwinden."
„Steht da, was er gestohlen hat?", wollte Naomi wissen und kaute auf dem Käsebrot herum.
„Eine Uhr."
„Eine Uhr?", wiederholten beide Mädchen ungläubig und tauschten Blicke aus. Hannes nickte aber und las vertieft den Artikel.

„Eine antike Wanduhr von unschätzbarem Wert. Nun beginnt die Polizei im Bekanntenkreis der Betroffenen zu forschen. Selbst Briefträger und Gärtner werden unter die Lupe genommen."
„Klar", beginnt Naomi und spülte schnell die letzten Krümmel mit Saft hinunter. „Nur jemand, der schon einmal im Haus gewesen ist, kann von der Uhr wissen."

„Bingo. Deshalb geht die Polizei davon aus, dass jemand im nahen Umfeld der Hausbesitzer die Uhr für sich haben wollte und dafür Night Runner angeheuert hat. Ein gewisser Inspektor Wilkinson ermittelt", erklärte Hannes leicht aufgeregt.

„Und wenn sie die Beweise dafür finden? Führt das die Polizei nicht auch auf seine Spur?"
Hannes schüttelte den Kopf.
„Ach was. Der Typ ist zu intelligent, um Spuren zu hinterlassen. Selbst wenn sie die Uhr bei seinem Auftraggeber finden, kann er unmöglich sagen wer Night Runner ist, da er nie sein Gesicht zeigt."

Naomi wusste, dass Night Runner echt geschickt darin war unterzutauchen und sein Gesicht immer unter einer Kapuze und einer Maske verbarg. Er hinterließ nie Fingerabdrücke und er war unheimlich leise. Er könnte sogar nachts an Naomi vorbei laufen, ohne dass sie es bemerken würde. Er war einfach genial.
Nicht das Naomi Diebstahl unterstützt hätte, aber dieser Typ faszinierte sie. Es waren einfach die genialsten Raubzüge, die ihn in Null-Komma-Nichts zum Star gemacht hatten.

Ein Poltern lenkte die Drei kurz von dem interessanten Thema ab.
Alec, der unscheinbare Typ aus Naomis Kurs hatte tollpatschig sein Tablett mit Essen fallen gelassen, weil er über seine eigenen Füße gestolpert war.
„Herrje, schon wieder Alec. So viel zur Intelligenz", stöhnte Diana und verzog das Gesicht. Es war aber eher Mitleid, was Naomi in ihren Augen erkannte.
„Hör auf damit, Nana, er ist nunmal so. Dabei ist er gar nicht so dumm. Er ist absolut ordentlich und du musst dir mal seine Artikel durchlesen. Er kann echt gut schreiben."

„Hast du etwas von ihm gelesen?", fragte Diana erstaunt.
Naomi nickte etwas verlegen. Sie wollte kaum zugeben, dass sie Alec manchmal heimlich um Rat gebeten hatte, wenn es um Formulierungen und Formate ging.

„Hey, sie haben sogar ein Bild von Night Runner ins Netz gestellt", sagte Hannes aufgeregt und Alec war vergessen.
„Ehrlich? Zeig her!"
Naomi riss Hannes ungeduldig das Handy aus der Hand und schaute auf die unscharfe Aufnahme einer Überwachungskamera. Dort war Night Runner nur von hinten zu sehen. Er schaute leicht zur Seite und zog sich gerade die Mütze tiefer ins Gesicht, über der er noch eine Kapuze trug. Ganz in schwarz und ganz geheimnisvoll gekleidet. Er stand da, so als wüsste er, dass die Kamera ihn einfing. Doch auf dieser Aufnahme konnte man rein gar nichts von seinem Gesicht erkennen.

Trotzdem ließ Naomi neugierig und staunend ihren Blick über das Foto wandern.
„Nao!", rief Hannes schon zum dritten Mal und versuchte ihr das Handy abzunehmen.
„Vergiss es, wenn es um diesen Typ geht, ist sie in einer ganz anderen Welt. Dann vergisst sie sogar ihren James."
Bei dem Namen sah Naomi auf und stellte fest, dass James und seine Freunde nicht weit entfernt an ihrem Tisch vorbei gingen.

Da Naomi abgelenkt war, nutze Hannes die Gelegenheit sein Handy zurückzuholen.
„Hey!", beschwerte sie sich sogleich, als James außer Sichtweite war.
„Du hast lange genug geschaut. Jetzt sind wir dran. Wenn der Kerl dich so sehr fasziniert, dann geh und mach selber Fotos."
Hannes hatte ja keine Ahnung was er in Naomis Kopf pflanzte. Sie überlegte nicht lange und stand auf.
„Du hast recht. Genau das mache ich auch."

„Dein Ernst?", fragte Diana skeptisch und musterte ihre Freundin, als hätte sie den Verstand verloren.
„Ja. Ich will Reporterin werden. Früh übt sich, oder?"
Damit stand Naomis Entscheidung fest. Nur wie stellte sie das an? Wie kam sie überhaupt in die Nähe dieses schüchternen Diebes?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top