004. Hermiones Gabe und Besuch von Familie Malfoy


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Es war dunkel draußen. Nur im Schein des Vollmondes konnten Hermione und Draco den kiesigen Weg, der zu den Hogwarts-Ländereinen gehörte, sehen. Die beiden Hogwarts-Schüler waren dick eingepackt; festes Schuhwerk und eine dicke mollig warme Winterjacke. In der Hand trugen die beiden jeweils einen Nimbus 2000 – das neuste Besenmodel in der ganzen Zaubererwelt, den sie vor Beginn des ersten Schuljahres von Dracos Vater geschenkt bekommen hatten. „Hermione, bist du bereit?" fragte der Slytherin seine Kameradin, die den Blonden mit ihren großen Augen anblickte und unsicher nickte. Hermione umklammerte fest ihren Zauberstab und verstaute diesen sicher in der Jackentasche, damit dieser während des Fluges nach London nicht herausfiel.

Draco und Hermione schauten sich verstohlen um. Sie wollten sicher gehen, dass ihnen niemand gefolgt war. Danach setzten sie sich auf ihre Besen, stießen sich mit viel Schwung mit ihren Füßen vom Boden ab und flogen in den nächtlichen Himmel. Über den schwarzen See, der an Hogwarts grenzte und die dunklen Bäume des verbotenen Waldes. Sie ließen Hogwarts hinter sich und machten sich auf den Weg nach London, um den Auftrag, der ihnen vom dunklen Lord bei ihrer Einweihungszeremonie gegeben worden war, auszuführen. Ein Schlammblut töten – mit dem Todesfluch. Diesen und die anderen beiden unverzeihlichen Flüche, den Imperius-Fluch und Cruciatus -Fluch hatte Snape in den vergangenen privaten Unterrichtsstunden mit Hermione und Draco zuerst an Tieren und anschließend an Menschen – an Schülern aus Hogwarts - geübt! Natürlich hatten sie darauf geachtet, es heimlich zu machen und die Spuren zu vermischen. Hätte sie jemand erwischt, wäre das katastrophal geworden. Für die drei unverzeihlichen Flüche bekäme der Anwender nach der Anhörung im Zaubereiministerium eine lebenslängliche Haftstrafe in Askaban – dem gesichertsten Gefängnis der ganzen Zaubererwelt.

Der eisige Wind peitschte Hermione und Draco ins Gesicht und der einsetzende Regen durchnässte die Kleidung der Hogwarts-Schüler binnen Sekunden. Der Besenstil war rutschig und Hermione fiel es immer schwerer sich auf ihrem Besen festzuhalten. Draco dagegen saß wie ein professioneller Quidditchspieler auf seinem Besen, doch er hörte auch Hermiones verzweifelte Hilferufe, die fast im tosenden Wind untergingen, und blickte nach hinten. „Hermione" rief der Slytherin der Gryffindor zu, „wir haben es gleich geschafft. Da vorne ist schon London." Der Blonde verringerte sein Tempo und flog neben der Braunhaarigen, die sich inzwischen wieder richtig auf ihren Besen gesetzt hatte und nun die hell erleuchtete Stadt fixierte: London!

Draco und Hermione ließen sich immer weiter herab sinken und landeten ohne von einem Muggel gesehen zu werden in einer dreckigen Seitenstraße. Sie stiegen von ihren Besen herunter, zogen sich die Kapuze tief in das Gesicht, sodass keine Person sie erkennen würde und sie vor dem strömenden Regen geschützt waren. Mit dem Besen in der Hand machten sich die beiden jungen Todesser auf den Weg zu ihren beiden Opfern, die auf der Liste standen, welche sie von Lucius bekommen hatten.

Hermione und Draco standen vor einem heruntergekommenen Haus, die gelbe Farbe blätterte an der Hauswand ab und die weißen Fenster schlugen im Wind immer wieder auf und zu. Eine steinige Treppe führte zu der schwarzen Haustür des Hauses, an dessen Eingangsschild in kaum lesbarer Schrift Georg Lang stand. Hermione lehnte ihren Besen gegen das Holzgatter, das das kleine Haus umzäumte, und zog ihren Zauberstab aus der Jackentasche, Draco tat es der jungen Hexe nach und bemerkte dessen Nervosität, sagte jedoch nichts. Die junge Hexe schritt voran, die Treppe hinauf und mit einem leisen „Alohomora" öffnete sich die Haustüre knarrend und die beiden Schüler traten ins Innere des Hauses. Drinnen sah es nicht besser aus als draußen. Doch ein Poltern, welches aus dem oberen Stockwerk kam, erregte die Aufmerksamkeit der beiden Kinder, die sich alarmiert anblickten, ehe sie sich einen Weg durch das Gerümpel auf dem dreckigen Boden zur Treppe bahnten. Hermione setzte einen Fuß auf die erste Stufe und hielt sich mit der linken Hand am Geländer fest. Sofort bemerkte die junge Hexe, dass die Treppe knirschte und alt und somit auch modrig war. „Du musst aufpassen, Draco!" warnte die Zwölfjährige ihren Kameraden, „die Treppe ist alt und modrig."

„Okay!" flüsterte der Slytherin zurück. Stück für Stück liefen die Hogwarts-Schüler die Treppe hinauf, doch bei jedem ihrer Schritte knarrten die Stufen unter ihren Füßen. Schnelle Schritte von oben alarmierten Draco und Hermione und sie blieben auf halben Weg nach oben stehen.

„Wer seid ihr?" rief eine panische Stimme und eine magere Gestalt mit einer Pistole, wie Hermione mit Schrecken erkannte, in der Hand trat den beiden Kindern in den Weg. Hermione fragte sich, was ein Zauberer mit einer Muggelwaffe wollte, besann sich dann jedoch schnell wieder auf ihre Aufgabe. Die junge Hexe schloss ihre Augen, atmete einmal ein und aus und verbannte jegliche Emotion aus ihrem Gesicht. Entschlossen und unbeeindruckt stieg die Zwölfjährige die Treppe weiter hinauf und richtete ihren Zauberstab auf den ängstlichen Mann, dessen Hand zitterte. Deutlicher Schock stand in seinem Gesicht geschrieben und der Finger bebte am Abzug. Doch trotz der gewissen Gefahr zuckte die Reinblüterin nicht eine Sekunde mit der Wimper. Im Gegenteil.... Es belustigte sie sogar. „Wir sind dein schlimmster Albtraum!", sagte Hermione herablassend und blickte unbeeindruckt auf den vor ihr kauernden Mann, der die Pistole aus seiner Hand gleiten ließ. Mit dem Fuß kickte Hermione die Pistole weg und diese kullerte ein Stücken weiter, aus der Reichweite von Mr. Lang.

„Wer bist...du? Was willst...du von mir?" wimmerte der am Boden kauernde Mann. „Du bist Georg Lang?" fragte Hermione ohne auf dessen Frage einzugehen und die Augen des Mannes weiteten sich entsetzt. „Du wirst beschuldigt, Frauen versklavt und an Freibeuter verkauft zu haben, damit diese sie von anderen listigen Männern vergewaltigt werden können." Erstarrt sah Georg Hermione einfach nur an und war nicht in der Lage etwas zu sagen. „Ich habe also Recht! Wo sind die armen Frauen, die du noch nicht verscherbelt hast? Aber noch wichtiger – wo ist dein Komplize? Dein Bruder Dean Lang?"

„Im Keller!" brachte Georg gerade so hervor und Hermione blickte zu Draco, der sie kurz völlig geschockt anblickte und dann meinte: „Wenn du deinen Auftrag ausgeführt hast."

Hermione wandte sich wieder Georg zu, kniete sich zu ihm nieder und flüsterte ihm ins Ohr: „Du bist einfach nur Abschaum, ein Schlammblut, dass nichts wert ist." Als Hermione damals die Liste von Lucius durchgegangen war und zu jedem der Namen die Geschichte erfahren hatte, stand ihr Opfer schnell fest. Georg und Dean Lang waren nicht nur elende Schlammblüter, sondern auch wahrer Abschaum in Person. Männer, die hilflose Frauen versklavten und verkauften, hatten in Hermiones Augen jedes Anrecht auf Leben verloren. Hermione warf einen letzten abschätzigen Blick auf ihr Opfer. Dann stand sie auf, richtete ihren Stab auf den entsetzten Mann und sprach voller Verachtung: „AVADA KADRAVA!" Lautlos sackte Georg in sich zusammen und regte sich nicht mehr. Leblos lag er auf den Dielen, die Augen vor Panik geweitet. Getötet von Hermione Greenwood, einer zwölfjährigen Erstklässlerin aus Hogwarts und Todesserin. Eine einsame Träne rann der Braunhaarigen über die Wange und sie wusste, dass sie diesen Anblick, den Anblick des toten Mannes, den sie gerade mit dem Todesfluch ermordet hatte, nicht mehr aus dem Kopf bekommen würde. Sie wandte sich Draco zu, der sie einfach nur ansah. Sie nickte und der Blonde machte kehrt, um sich auf den Weg in den Keller zu begeben. Hermione folgte ihm.

Der Abstieg in den Keller verlief reibungslos und nur Sekunden später standen Draco und Hermione am Fuß der Treppe. Der weitere Weg lag dunkel und verlassen da, weit und breit war keine Lichtquelle zu sehen. Aufmerksam setzten sie ihren Weg fort. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und sie konnten den Weg schemenhaft erkennen. Auf den Lumos verzichteten sie bewusst, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Je weiter Hermione und Draco vorankamen, desto sicherer wurden ihre Schritte. Hermione und Draco hielten sich an den Händen fest, um sich nicht zu verlieren. Plötzlich blieb der Blonde abrupt stehen und drehte seinen Kopf nach links. Er hatte ein schwaches Atmen aus dem Zimmer wenige Schritte vor ihnen vernommen und war misstrauisch geworden „Hermione, komm. Ich glaube hier versteckt sich Georgs Bruder."

„Okay." Die beiden Schüler ließen sich los und schritten weiter leise voran. „Lumos" flüsterte Draco nun und die Spitze seines Zauberstabes leuchtete weiß auf. Hermione tat es dem Blonden gleich. „Sieh mal, wem wir hier haben, Mione! Dean Lang, Georgs Bruder und Komplize. Er hat doch erst vor kurzem reinblütige Zauberer umgebracht, stimmt's? Weil sie etwas Besonderes waren" meinte Draco voller Verachtung zu Hermione. Draco blickte zu dem Mann, der erschrocken aufgesprungen war, als die Tür aufgestoßen wurde, und sich nun gegen die Wand drückte.

„Wer seid ihr beiden? Woher wisst ihr davon? Was wollt ihr überhaupt von mir? Was habt ihr mit meinem Bruder gemacht?" fragte Dean ängstlich und seine Augen waren schock geweitet. Dracos Gesicht spiegelte keinerlei Emotionen wider; alle Gefühle und Regungen waren hinter einer Maske verschwunden. Der Junge sah Dean kalt an, flüsterte: „Nox" und zielte mit seinem Zauberstab auf ihn. „Crucio!" sagte er ohne zu Zögern. Augenblicklich fiel Dean zu Boden und sein ganzer Körper krampfte sich vor Schmerzen, die sich wie kochendes Feuer durch sein Inneres quälend langsam fraß. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, Tränen rannen in Bächen über die Wangen, er begann hektisch zu atmen, er bekam keine Luft mehr. Dean drohte zu ersticken, doch der Slytherin folterte ihn weiter. Aus seinen Augen und seiner Nase strömte Blut und es hörte nicht mehr auf, sondern wurde immer schlimmer und schlimmer. Mit seinen zittrigen Händen fasste sich Dean an die Nase und musste mit entsetztem Blick feststellen, dass seine Hände blutüberströmt waren. Schließlich nahm Draco den Folterfluch von seinem Opfer und sprach mit einem lüsternen Blick „AVADA KADARAVA!" Deans Augen wurden glasig und seine Hände fielen schlaff herunter – er war tot! Getötet von Draco Malfoy, Erstklässler aus Hogwarts und Todesser. Draco drehte sich zu Hermione um. Sie blickten einander an und zerbrachen dann gleichzeitig die geliehenen Zauberstäbe, die sie von Lucius bekommen hatten. Ihre eigenen waren in Hogwarts geblieben. Auf keinen Fall wollten sie, dass das Ministerium auf sie aufmerksam wurde. Draco packte Hermiones Hand. Gemeinsam rannten die beiden Kinder aus dem Raum, die Treppe hinauf und aus dem Haus.

Vor dem Holzgatter blieben Draco und Hermione stehen und konnte ihre Masken, die sie während des Mordes aufgelegt hatte, nicht länger aufrecht erhalten. Mit hämmernden Herzen setzten sich die Beiden auf ihre neuen Besen und stiegen hinauf in den immer heller werdenden Himmel. Hermione und Draco flogen zurück nach Hogwarts mit einer schweren Last auf sich, die sie mit keinem ihrer Freunde, Lehrer oder Schulkameraden teilen konnten. Dennoch wussten die beiden eines mit Sicherheit: Diese Nacht hatte sie verändert und es war nur der Beginn ihrer grausamen Taten, die in naher Zukunft noch kommen werden.

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Hermione wachte einen Tag, nachdem Professor Dumbledore sie besucht hatte, schreiend in ihrem Bett auf. Tränen rannen der Elfjährigen über ihre Wangen und mit einem Satz war das kleine Mädchen aus dem Bett gesprungen und zu ihrer Mutter ins Schlafzimmer gesprintet. Diese saß schon alarmiert in ihrem Bett und sah Hermione mit einem mitfühlenden Blick an, sie breitete ihre Arme aus und im nächsten Moment warf sich die Braunhaarige regelrecht in ihre Umarmung. „Hermione, Schatz!", flüsterte ihre Mutter ihr ins Ohr und streichelte dem Mädchen beruhigend über das braune Haar. „Was ist passiert?" wollte sie wissen. Hermione wandte sich aus der Umarmung, setzte sich im Bett ihrer Mutter gegenüber und begann zu erzählen: „Ich hatte schon wieder einen Traum, Mum! In diesem Traum war ich mit einem blonden elfjährigen Jungen namens Draco unterwegs nach London, um dort mit ihm zusammen unseren Auftrag, den uns der Dunkle Lord gegeben hatte, auszuführen. Damit wollte er unsere Loyalität und Treue als Todesser testen. Wir sollten zwei Menschen umbringen." Ihre Mutter starrte sie einfach nur entsetzt an, ehe sie meinte: „Das ist bestimmt nur ein blöder Traum gewesen, Mione." Doch so wirklich glaubhaft klang das Ganze nicht und Hermione bemerkte, dass ihre Mutter zitterte. „Mum, bitte!" fing Hermione an, „ich würde dir nie im Leben etwas tun. Dazu habe ich dich viel zu lieb. Bitte, du musst mir glauben!

Lily atmete noch einmal tief durch und sah Hermione aufmerksam an. „Ich weiß, meine Kleine." Vorwurfsvoll sah die Elfjährige ihre Mutter an und wollte etwas sagen, doch Lily hob die Hand. „Deswegen war ich nicht so verängstigt, Hermione. Es gibt einen Grund, warum du diese Träume hast." Irritiert sah die Braunhaarige ihre Mutter an.

„Woher weißt du das, Mum?", fragte Hermione verwirrt. Ihre Mutter war gestern nicht mehr im Wohnzimmer gewesen, als Professor Dumbledore ihr die Wahrheit gesagt hatte. Skeptisch blickte das Mädchen Lilian an, die leise seufzte. „Du musst eins wissen, Hermione, Professor Dumbledore hat mich schon vor Monaten besucht und mir die Wahrheit über dich gesagt. Ich weiß, ich bin nur eine Muggle, aber sein Vertrauen war größer. Er hat mir von deiner Gabe erzählt und von einer alten Prophezeiung, laut der, du und deine Schwestern eine alte Macht in euch tragt, die eine mächtige Waffe ist."

„Wie meinst du das, Mum", unterbrach Hermione sie mit ängstlicher Stimme. Das Herz des Mädchens raste. Was meinte ihre Mutter? Ihr Kopf schwirrte. Eine mächtige Waffe? Sie und ihre unbekannten Schwestern? Ängstlich sah Hermione zu Lilian, die sie in die Arme zog und leise fortfuhr: „Niemand darf die Wahrheit über euch erfahren. Gelangt diese Information in die falschen Hände, wird es verheerende Folgen für die gesamte Welt haben, Mione. Versprich es mir, dass du auf dich aufpasst und keine falschen Entscheidungen triffst, Hermione! Das Fortbestehen der magischen Welt hängt davon ab...", schloss Lilian flüsternd und sah ihre Adoptivtochter an, der Schock und Angst ins Gesicht geschrieben stand. Hermione war von dem Bett gesprungen und zur Tür zurück gewichen. Noch ehe Lilian blinzeln konnte, war das Mädchen aus dem Schlafzimmer gerannt.

Entsetzt und noch immer verwirrt rannte Hermione in ihr Zimmer zurück. Das Mädchen verstand die Welt nicht mehr. Sie schmiss die Türe hinter sich zu. Die ersten Tränen rannen der Elfjährigen über die Wange und voller Verzweiflung schmiss sich Hermione auf ihr ungemachtes Bett. Das Bettzeug war nass geschwitzt von der Nacht. Hermione versteckte sich wie ein kleines Kind unter ihrer Bettdecke. Das Mädchen wusste einfach nicht mehr, was mit ihr los war. Die Ereignisse der letzten Tage stiegen ihr über den Kopf. Zuerst besuchte sie ihr zukünftiger Schulleiter Professor Dumbledore, danach bekam sie sehr ernste Briefe von ihren leiblichen Eltern und Lord Voldemort, der zugleich auch für den Tod ihrer Eltern verantwortlich war und zu guter Letzt beichtete ihre Adoptivmutter ihr, dass sie, eine Muggel, von ihren Träumen und ihrer Gabe wusste. Außerdem erzählte sie ihr von einer alten Prophezeiung, die Hermione immer noch eine Heidenangst einjagte.

Was hat das alles nur zu bedeuten? Warum müssen ich und meine Schwestern einen Tag nach unserem zwölften Geburtstag zu Todesserinnen werden und das dunkle Mal annehmen? Wer ist dieser Lord Voldemort überhaupt? Warum hat ER meine Eltern umgebracht? Was haben sie nur falsch gemacht? Wem haben meine Eltern verraten, dass sie den Zorn ihres Herren auf sich gezogen haben? Was ist damals überhaupt passiert? Wer ist Lucius Malfoy? Hat er nicht den Brief an Dumbledore geschrieben? Was stand darin? Was hat meinen zukünftigen Schulleiter nur so alarmiert? Verdammt, was hat das nur zu bedeuten? Und was ist mit dem Brief an mich? Plant Lucius Malfoy etwa etwas Schlimmes? Wieso sonst sollen Dumbledore und Mum mich warnen, auf mich aufzupassen? Und sind meine Träume wirklich Visionen aus der Zukunft? Und meine Gabe... wenn ich schon solch eine mächtige Gabe besitze, welche besitzen dann meine Schwestern? Wie stark werden wir wohl zu dritt sein? Was wird nur passieren?

Diese und ähnliche Gedanken gingen Hermione durch den Kopf, ehe sie erschöpft einschlief.

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Hermione schlief unruhig. Die Ereignisse der letzten Wochen und Tage setzten ihr sehr zu und verfolgten sie bis in ihre Träume. Dieses Mal sah sie nicht die Zukunft. Sie durchlebte all die schlimmen Sachen in ihren Träumen, von all dem Mobbing in der Grundschule bis zu der Vergewaltigung durch ihren Adoptivvater und dem Besuch von Dumbledore, bei dem sie die Wahrheit über ihre Herkunft erfahren hatte. Hermione schreckte hoch. Tränen liefen über ihre Wangen. Ihr erschöpfter Blick glitt zum Fenster und sie beobachtete den Regen, der ein perfektes Spiegelbild ihres Inneren zu sein schien.

Plötzlich legten sich zwei warme Arme um Hermione und die Braunhaarige schreckte auf. Sie blickte hoch und erkannte ihre Mutter, Hermione sah diese einfach nur an und nicht, was sie sagen sollte. Zu kompliziert war ihre Welt gerade geworden.

„Hermione!" sprach ihre Mutter sie an, „ich musste vor deiner Adoption im Zaubereiministerium in der Anwesenheit eines Mitgliedes deiner Familie, ihr Name war Liana Greenwood und sie war die Schwester deines Vaters, sowie der zuständigen Mitarbeiterin namens, Ms. Michelle Hopes den Eid ablegen, dir nichts zu sagen. Deine Eltern Astoria und Lucien wurden, wie du bereits weist, vom Dunklen Lord getötet. So heißt es zumindest, aber ihre Leichen hat man sie nicht gefunden. An jenen Abend, als Astoria und Lucien überfallen und gefangen genommen wurden, hatten sie euch versteckt und einen Patronus an ihre Schwägerin geschickt, indem sie ihr auftrug, sich um euch zu kümmern. Die genaue Botschaft lautete: Sorge dich bitte gut um meine Drillinge, ich liebe meine Töchter über alles. Liana hatte noch einen halben Tag gewartet, ehe sie heimlich zu deinem Elternhaus ging und euch zu sich holte und dafür sorgte, dass ihr in verschiedene Familien gebracht wurden, damit die Todesser euch nicht finden konntet. Das vertraue sie mir damals im Ministerium an, als Sebastian den ganzen Papierkram erledigte. Doch wir hörten über Umwege, dass deine Eltern in Voldemorts Gefangenschaft einen Eid ablegen mussten, der besagte, dass ihr drei nach eurem zwölften Geburtstag zu Todessern werden müsst. Hermione, ich weiß, dass es unfair ist, dass du erst jetzt die Wahrheit erfahren hast, aber ich konnte dir nichts sagen. Bitte verstehe das. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen. Es tut mir so leid, meine Kleine." Lilian ließ den Kopf hängen. Sprachlos sah Hermione ihre Mutter an und drückte sie ganz fest an sich. „Danke Mum! Danke, dass du mir die Wahrheit über meine Adoption erzählt hast, dies vergesse ich dir nie."

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„Hier!" sagte ihre Mutter und reichte ihr ein großes, sehr altes Buch. Auf dem Buchdeckel stand in Großbuchstaben DIE GESCHICHTE UND DER STAMMBAUM DER FAMILIE GREENWOOD. Lilian und Hermione waren ins Wohnzimmer gegangen. Sebastian war noch nicht Zuhause. Lilian hatte aus einem verstecktem Fach im Bücherregal das Buch geholt. Eins hatte sie es von Liana erhalten. Hermione blickte erstaunt auf das große Buch, das in schwarzes, altes Leder gebunden war, und ihrer wahren Familie zu gehören schien.

„Dieses Buch vertraute mir deine Tante Liana an, damit du deine Familiengeschichte und deine Gabe besser verstehst." Hermione nickte immer noch sprachlos und klappte das Buch vorsichtig auf. Das weiße Papier war elegant und sehr edel, es sah ganz neu aus. Die Elfjährige blätterte bis zu einem Inhaltsverzeichnis. Sie durchstöberte die niedergeschriebenen Zeilen des Verzeichnisses und stoppte bei Die Gaben der Macht.

Voller Neugier und mit dem Drang, mehr über die Gaben ihrer Schwestern und ihrer eigenen zu erfahren, begann Hermione aufgeregt zu lesen.

Die Gaben der Zeit:

Die Macht über die Zeit gehört zu den mächtigsten und seltensten Gaben in der Zaubererwelt, die nur an zweieiige Drillinge, egal ob Jungen oder Mädchen, in einer Reinblutfamilie in einem Jahrhundert weitervererbt werden können. Die Anzeichen der Gaben bei Drillingen treten sofort nach deren Geburt auf, indem ihre Augen ganz weiß werden und die Babys für Sekunden, von rötlichem Schimmer umhüllt in der Luft schweben. Es gibt drei Zeit-Gaben; die Seherin der Zukunft, die Seherin der Gegenwart und die Seherin der Vergangenheit. Vereinen sich die Kräfte der Drilllinge sind sie in der Lage in die Zukunft oder Vergangenheit zu reisen, ohne dass ihnen etwas zustößt. Dabei können die Drilllinge in der Vergangenheit und der Zukunft schwarzmagische Hexen und Zauberern von ihren Gewalttaten abhalten und ihre Terrorherrschaft rechtzeitig aufhalten sowie sie den zu dieser Zeit zuständigen Zaubereiministerium ausliefern.

Im 20. Jahrhundert wurden die Zeit-Gaben an die Drillingsmädchen Amelia Janina, Grace Jane und Hermione Jean Greenwood, den Töchtern der Todesser und Reinblüter Astoria und Lucien Greenwood, die durch den Dunklen Lord zu Tode kamen, vererbt. Hermione ist dabei die Zukunftsseherin, Grace die Gegenwartsseherin und Amelia die Vergangenheitsseherin. Gemeinsam gehören Amelia, Grace und Hermione zu den mächtigsten Hexen der zukünftigen Generation.

Es gibt eine überlieferte Prophezeiung, die seit Generationen in der Familie Greenwood weitergereicht worden ist um auf die kommenden mächtigen Hexendrillinge zu warten und vorzubereiten, da Drillinge selten sind.

Diese Prophezeiung lautet:

Es werden drei mächtige Mädchen sich erheben: Die eine kann in die Zukunft sehen, die andere in die Gegenwart und die dritte in die Vergangenheit!

Gemeinsam, nur im Frieden vereint, können die Mädchen durch die Zeit reisen, ohne dass ihnen Schaden zugefügt werden kann.

Doch geraten die Drillinge in die falsche Händen, wäre dies der Untergang der Zaubererwelt!

Hermione sah auf und konnte nicht glauben, welche wichtigen Informationen sie gerade über sich und ihrer Schwestern sowie ihre mächtigen Gaben erfahren hatte. Sie soll also eine Gabe in sich trage, die nur ein einziges Mal in einem Jahrhundert in einer Hexe oder Zauberer schlummert, die Teil einer Drillingsgeburt sind und aus einer alten Zaubererfamilie stammen. Die junge Hexe verstand sofort die Wichtigkeit der Geheimhaltung gegenüber den anderen Hexen und Zauberer.

Sie musste an die Worte aus der Prophezeiung denken. Sollten ihre Schwestern und sie in die falschen Hände geraten, würde das katastrophale Folgen haben. Und es gab genug gerissene Magier, die sie drei für ihre Pläne benutzen werden wollen, sollten sie von ihren Gaben erfahren.

Plötzlich musste die Granger lächeln. Sie dachte daran, dass sie schon bald ihre Schwestern kennen lernen würde. Grace und Amelia würden zusammen mit ihr eingeschult werden. Das Lächeln flackerte und machte wieder einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht der Elfjährigen Platz. Sie wusste, die drei würden sich zusammensetzen müssen, auch wenn sie nicht sagen konnte, wie viel ihre Schwestern bereits wussten. Hermione hoffte, dass die beiden sie akzeptieren würden.

Hermione schüttelte den Kopf. Es brachte nichts, sich bereits jetzt zu viele Gedanken zu machen. Sie würde es auf sich zukommen lassen. Ohne auf ihre Mutter zu achten, sprang Hermione auf und lief ins Bad, um sich frisch zu machen. Sie beseitigte die Tränenspuren, atmete tief ein und wieder aus, erneuerte ihr Lächeln und lief zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer. Sie war trotz aller Angst noch immer voller Hoffnung und Vorfreude. „Hermione, was ist los? Du wirkst wie ausgewechselt", fragte Lilian und sah zu ihrer Adoptivtochter, die sich neben sie setzte. „Mum, ich danke dir, dass du immer ehrlich zu mir warst, so gut du konntest", erklärte sie und umarmte Lilian. „Und ich freue mich schon darauf, meine Schwestern kennen zu lernen, ich bin mir sicher, dass wir trotz der schweren Zeiten, die auf uns zukommen, auch schöne Momente erleben werden", Lilian hörte lächelnd zu und drückte Hermione an sich. „Ich würde es dir wünschen, mein Schatz", flüsterte sie.

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Weit entfernt saß ein missmutig gelaunter mittelalter blonder Mann in einem großen schwarzen Sessel im Wohnzimmer und tippte ungeduldig auf die Lehne. Sein eleganter Gehstock lehnte neben ihm. Er war gleichzeitig sein Zauberstab. Sein Name war Lucius Malfoy. Sein Blick war auf die große doppelflügigen Türe gerichtet, die aus Eiche erbaut worden war. Hinter der Tür vernahm der Blonde Kindergeschrei von seinen Zwillingssöhnen Draco und Dean, die im Sommer ihr elftes Lebensjahr vollendet hatten. Am 1. September würden sie sich auf den Weg nach Hogwarts – Die Schule für Hexerei und Zauberei machen - um dort ihre Schulausbildung zum Zauberer zu beginnen. Seine beiden älteren Töchter Liana und Lily, sechszehn und dreizehn Jahre alt, gingen bereits in die fünfte und dritte Klasse. Lucius war sehr stolz auf seine beiden Töchter, da sie sehr gute Noten in der Schule hatten, ganz wie es sich für Nachkommen einer alten und reinblütigen Familie gehörte. Und Liana seit vier Jahren zu Voldemorts Gefolgschaft – genauso wie er und seine Frau Narzissa gehörte. Alle trugen sie das dunkle Mal.

Die große Eichentür schwang ein Stück weit auf und seine vier Kinder betraten die Stube. Die Jungen trugen schwarze Anzüge und die Mädchen waren in farblich passende Kleider gekleidet. „Narzissa!" wandte sich der Hausherr an seine Gemahlin, die hinter ihren gemeinsamen Kindern eintrat und etwas gehetzt aussah. „Was ist vorgefallen?" Seine Frau sah Lucius mit großen Augen an, ehe sie antwortete: „Die Zwillinge waren mal wieder nicht zu bändigen!" Sie klang erschöpft und resigniert. Lucius nickte seiner Frau zu und stand mit einem Schwung von seinem Sessel auf. Der Blonde ließ auf seine Zwillingssöhne zu und blieb direkt vor den zwei Elfjährigen stehen, die erschrocken einen Schritt zurückwichen. „DRACO LUCIUS UND DEAN ABRAXAS!" begann er eisig und blickte herab auf seine Söhne, die ihren Vater verängstigt anblickten. „WIE OFT HABE ICH EUCH GESAGT, DASS IHR ZWEI UNSERE FAMILIE REPRRÄSENTIEREN MÜSST!" donnerte er los und die Zwillinge zuckten erschrocken zusammen. „Seht mich gefälligst an, wenn ich mit euch rede, Zwillinge!" Draco und Dean hoben langsam und demütig ihre Köpfe und blickten in die gleichen sturmgrauen Augen ihres Vaters, die vor Zorn nur so funkelten. Der Hausherr holte aus und verpassten jedem seiner Söhne eine kräftige Ohrfeige. Tränen schimmerten in den Augen der Zwillinge und die Jungen gingen durch die Wucht des Schlages getroffen zu Boden. Doch sie rappelten sich schnell wieder auf um weiteren Ärger zu vermeiden. „Weicheier!" sagte Lucius mit harter Stimme und musterte die Jungen eisig, die stumm seinen Blick erwiderten. Narzissa und die Mädchen hatten stumm zugesehen. Keiner griff ein, obwohl vor allem Narzissa dieser Umgang sehr schmerzte, aber sie wollte Lucius Zorn nicht auf sich lenken.

„Stellt euch alle aufrecht hin, Kinder!" wies er seine Nachkommen an und aufs Wort standen seine Söhne und Töchter aufrecht, ihm in die Augen blickend und darauf wartend, dass er seine Rede weiter fortführte. Narzissa tat es ihren Kindern gleich und stellte sich neben Liana. „Liana und Narzissa, streckt euren linken Arm aus!" forderte er die beiden auf. Liana und Narzissa zogen ihren linken Ärmel soweit hoch, dass ihr Unterarm zu sehen war. Lily, Dean und Draco schraken zurück, denn das Dunkle Mal hatten die Jüngsten noch nie zu Gesicht bekommen. „Das, meine lieben Kinder, ist das Dunkle Mal und ihr werdet es schon sehr bald selbst annehmen. Heute Abend erwarten wir außerdem einen sehr hohen Besuch, der Dunkle Lord höchstpersönlich erweist uns seine Ehre. Ich erwarte von euch, Lily und Dean, dass ihr euch benehmt und unserer Familie keine Schande bereitet, habt ihr mich verstanden?"

Lily und Dean sahen ihren Vater an. Entsetzen stand in den Kinderaugen geschrieben, doch schließlich nickten sie brav. Die Geschwister wussten, dass ihr Vater keinen Widerspruch dudelte. „Nehmt das Dunkle Mal in Ehre an. Amelia und Grace, Hermiones ältere Schwestern werden das Dunkle Mal heute auch eingebrannt bekommen und Lord Voldemort ihre Treue und Loyalität schwören. Narzissa, du wirst mit den beiden hier bleiben, während ich mit Draco und Liana Hermione bei ihrer Schlammblutmutter abholen gehe. Heute werden wir ins Zaubereiministerium, in die Winkelgasse und zu Gringotts gehen. Hermione muss Einblick in ihre Geburtsurkunde bekommen, die Schulbücher und Ausrüstungsgegenstände einkaufen und das gemeinsame Verlies von ihr und ihrer Schwestern zu Gesicht bekommen", wandte sich Lucius seiner Frau zu.

Vorwurfsvoll und entsetzt sah Narzissa ihren Mann an, da er ohne ihr Wissen mit dem Dunklen Lord in Kontakt getreten war. Er hatte sie nicht in sein Vorhaben eingeweiht, nicht mit ihr darüber geredet. Die blonde Frau wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, denn schließlich besiegelte Lucius gerade die Zukunft ihre gemeinsamen Kinder, ihre Zukunft als Todesser in jungen Jahren. Narzissa hatte seine Entscheidung, Liana im zarten Alter von zwölf Jahren zu einer Todesserin zu machen, nur widerwillig akzeptiert. Aber jetzt sollten auch noch ihre jüngsten Kinder zu Todessern werden? Dies konnte sie doch nicht zulassen! Doch trotz ihres Verlangens, ihre Kinder zu beschützen, reichte ein einziger eisiger Blick von Lucius aus, um Narzissa zum Schweigen zu bringen. Sie kannte ihren Platz.

Zissy, ich warne dich nur ein einziges Mal! Wenn du versuchst, unsere Kinder aus dem Haus zu entführen, damit sie nicht das Dunkle Mal erhalten, dann wirst du deine Kinder nie wiedersehen! Hast du mich verstanden, meine Liebe? Lucius war in ihre Gedanken eingedrungen und sah sie gleichzeitig warnend an. Ich meine es ernst, Narzissa! Du wirst deine Kinder nicht mehr wiedersehen. Dafür werde ich sorgen. Dann werden sie in ein Waisenhaus untergebracht oder ich schicke die Zwillinge nach Askaban. Und du weißt, dass ich meine Kontakte habe und dies durchaus veranlassen kann!"

Wut. Narzissa verspürte in diesem Moment nur noch Wut. Und Unverständnis. Sie konnte ihren Mann nicht verstehen. Nur um seinen Willen durchzusetzen, drohte er, seine Söhne in ein Waisenhaus zu stecken oder gar nach Askaban zu verfrachten. Ein Schauer lief über den Körper der geborenen Black. Sie wusste, dass Lucius nicht scherzte. Seine Worte waren keine leeren Drohungen.

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Lucius wandte sich wieder seinen Kindern zu, die ihre Eltern einfach nur verwirrt ansahen. „Draco! Liana! Holt eure Besen, in fünf Minuten fliegen wir los, um Hermione Jean Greenwood zu besuchen." Draco und Liana sahen ihren Vater kurz an, dann flitzen die Kinder los, um ihre Besen aus ihrem Zimmer zu holen. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck machte sich das Oberhaupt der Familie auf den Weg zum Eingang des Herrenhauses, im Vorbeigehen nahm er seinen Besen – einen Nimbus 2000 – mit den er an den Sessel angelehnt hatte. Draco und Liana kamen gerade mit ihren Besen in der Hand die Treppen herunter gehetzt. Dabei übersah Draco eine Stufe und fiel die restlichen Stufen herunter. Vor Schmerzen aufstöhnend, richtete sich der Elfjährige auf und hob seinen Besen vom Boden auf. Dieser hatte den Sturz ohne einen Kratzer überstanden. Draco atmete durch, sein Kopf schmerzte, doch er ließ sich nichts anmerken. Schnell trat er zu seinem Vater. Liana stand bereits dort. Im nächsten Moment spürte Draco einen brennenden Schmerz in seiner Wange. Sein Vater hatte ihn wieder einmal geohrfeigt.

„Das nächste Mal passt du besser auf, Draco! Verstanden?" Der Junge nickte nur. „Liana, hast du das schwarze Kleid für Hermione eingepackt?", wandte sich Lucius an seine Älteste und diese nickte nur, hob einen kleinen Beutel in die Höhe. „Ich weiß, bei einem reinblütigen Haushalt schaut das Ministerium nicht so genau bezüglich Magie bei Minderjährigen, dennoch denke ich, wird Lucius vorsichtiger sein. Außerdem ist der Satz eher überflüssig. Das Kleid kann man schrumpfen/klein zaubern. Wenn du ihn trotzdem drin behalten willst, folgender Vorschlag: „Mutter hat einen Ausdehnungszauber gesprochen." „Das reicht schon. Lucius wird wissen, dass damit mehr reinpassen tut und auch die Leser wissen das."

„Sehr gut, Liana." Lucius nickte seiner Tochter noch einmal zu und verließ danach das Anwesen, gefolgt von Liana und Draco. Draußen sprach er einen Zauber über Liana, Draco und sich selbst, der sie vor Muggelaugen verbergen würde.

„Aufsteigen!" forderte Lucius seine Kinder auf. Sekunden später befanden sie sich in der Luft und auf dem Weg zu Hermione Jean Greenwood.

Draco, Liana und Lucius flogen immer höher. Die Wolken gaben zusätzlichen Schutz. Das Herrenhaus der Malfoys wurde immer kleiner und kleiner, bis sie es ganz hinter sich ließen. Es blies ein heftiger Wind und Draco hatte sehr große Schwierigkeiten, sich auf seinem Besen zu halten. Der Elfjährige musste seine Augen zusammenkneifen, der Wind wurde immer heftiger und heftiger. Inzwischen regnete es in Strömen, dicke Tropfen prasselten auf die kleine Familie nieder und sie wurde pitschenass.

„Vater, da vorne wird es heller. Ich glaube, wir haben es fast geschafft!", hörte Draco die laute Stimme seiner Schwester und riss die Augen auf, um sich selbst überzeugen zu können. Und tatsächlich! In weiter Ferne begannen sich die dunklen Wolken zu lichten und es drang helles Sonnenlicht hindurch. Draco begann zu lächeln und mit neuer Energie fasste er seinen Besen fester und flog schneller, sodass er vor den anderen beiden ankam. Unter dem jungen Zauberer lag ein kleines Städtchen und plötzlich vernahm Draco die Stimme seines Vaters: „Sohn, wir gehen runter. In diesem kleinem Mugglestädtchen lebt Hermione seit ihrem vierten Lebensjahr, zuvor war sie bei ihrem Onkel Sirius Black untergebracht gewesen. Doch dieser hat sich schlecht um seine Nichte gekümmert; Misshandlungen und Bestrafungen gehörten zu Hermiones Alltag. Dies fand Dumbledore heraus und brachte sie drei Monate zu sich, damit sie wieder auf die Beine kommen konnte, danach kam sie im Zaubereiministerium auf die Warteliste und Jean Granger, die Muggelfrau, kümmerte sich fortan um Hermione. Bis zum heutigen Tag", erklärte Lucius seinen Kindern. Sie waren in einer Gasse gelandet. Weit und breit war niemand zu sehen. Lucius nahm den Tarnzauber von seinen Kindern und sich selbst, zauberte die Besen klein und steckte sie in seine Manteltaschen. Draco war einfach nur entsetzt über die Erzählungen von Hermiones Kindheit. Noch ahnte Draco nicht, dass es noch schlimmer kommen würde und die Erzählungen seines Vaters nur der Vorbote waren.

Sie waren in der Nähe des Granger-Hauses gelandet. Lucius führte seine Kinder den kurzen Weg in den Garten, ohne sich um das Hausrecht zu kümmern. Lucius drehte sich zu seinen beiden Kindern um, richtete seinen Zauberstab auf sie und sprach: „Ratzeputz!" Die durchweiche Kleidung und die angeklebten Haare von Draco und Liana waren in Sekundenschnelle wieder sauber und ordentlich. Das Gleiche machte das Oberhaupt der Familie auch bei sich selbst. „Nun kommt! Wir haben heute noch eine ganze Menge zu tun!" Mit diesen Worten wandte er sich dem Muggelhaus zu und stieg die paar Stufen, die zur Eingangstür führte, hinauf. Mit dem Gehstock klopfte er laut gegen die Tür, hinter ihm standen seine beiden Kinder, die neugierig darauf waren, wie Hermione Jean Greenwood aussah. Es vergingen ein paar Minuten, ehe im Inneren des Hauses Schritte erklangen und die Tür aufging. Im Türrahmen stand ein braunhaariges elfjähriges Mädchen, dessen braune Augen die Malfoys neugierig musterten.

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Hermione hatte ein lautes Klopfen gehört. Sie stand auf und ging zur Haustür, um eben diese zu öffnen. Davor standen ein Mann und zwei Kinder. Irgendwie ahnte Hermione, dass es sich dabei nicht um gewöhnliche Menschen handelte, sondern um Ihresgleichen. Magisch begabte Leute. Zauberer und Hexen. Woher sie diese Gewissheit nahm, konnte das Mädchen nicht mit Sicherheit sagen. Die beiden männlichen Besucher trugen einen schwarzen Anzug, während das Mädchen in der Runde in ein schwarzes, knielanges Kleid gekleidet war.

Der erwachsene blonde Mann machte einen Schritt auf sie zu, reichte ihr die Hand, die Hermione schüttelte. Er stellte sich und die beiden Kinder vor: „Guten Tag, Miss Greenwood, mein Name ist Lucius Malfoy und dies sind meine älteste Tochter Liana und mein jüngster Sohn Draco. Können wir bitte hereinkommen? Wir möchten Sie besser kennen lernen." Perplex sah Hermione den Blonden an, doch dann atmete das junge Mädchen tief durch und antwortete ihm: „Natürlich gerne. Kommen Sie rein." Die Elfjährige trat zur Seite und die kleine Familie schritt durch die Tür und stand nun zum ersten Mal in einem Mugglehaus – zumindest Draco.

„Hermione" sprach Draco sie an und die Braunhaarige sah ihn aufmerksam an. „Ich bin Draco und werde mit dir zusammen ab diesen September zum ersten Mal nach Hogwarts kommen. Darauf freue ich mich schon." „Hallo Draco, das freut mich. Ich bin auch schon sehr gespannt, wie die magische Welt so ist. Besonders auf Hogwarts und die Fächer, die wir haben werden. Ich meine, all das Wissen, das ich in mich aufsaugen kann", das kleine Mädchen strahlte über das ganze Gesicht. Die Skepsis gegenüber der kleinen Familie, die ihr so fremd war, war verflogen.

„Hermione, du scheinst ja ein wandelndes Lexikon zu sein, genau wie deine Mutter Astoria!", mischte sich Liana in das Gespräch der zukünftige Erstklässler ein. Irritiert sah Hermione auf und blickte das blonde Mädchen, dessen sturmgraue Augen gefährlich flackerten an, „Wie meinst du das?" fragte sie, doch statt Liana antwortete Lucius: „Hermione, ich möchte mit dir und Draco gerne im Wohnzimmer weiter darüber reden und zwar ohne meine Tochter. Sie weiß wieso." Hermiones Hand wanderte urplötzlich in Dracos und umschloss diese zaghaft. Sie zog den Jungen hinter sich her ins Wohnzimmer und Lucius lief mit einem zufriedenen Lächeln hinter den beiden her. Zu dritt setzten sie sich hin.

„Wo ist eigentlich deine Muggelmutter?", wandte sich Lucius an Hermione, die kurz zusammenzuckte und dann antwortete: „Sie ist für heute Abend einkaufen gegangen. Aber sie müsste bald wieder da sein."

„Das finde ich sehr gut, Miss Greenwood, denn wir müssen mit Ihnen bezüglich ihrer Zukunft sehr dringend reden. Da muss Ihre Muggelmutter nicht dabei sein." Lucius sah sich angewidert im Haus um und Hermione bemerkte dessen Blick. Sie spürte die Wut in sich aufsteigen. Hermione wunderte sich sowieso, woher diese Familie ihren richtigen Namen kannte, aber das war nicht der Auslöser für ihre Wut. Keiner griff ihre Mutter an. Keiner sprach schlecht über Lily. Sie mochte nur ihre Adoptivmutter sein, aber sie hatte Hermione stets gut behandelt und das Mädchen liebte Lily. Herausfordernd blickte sie also zu dem blonden Mann. „Mr. Malfoy, wenn Sie etwas gegen meine Mutter haben, dann können Sie auch gerne wieder gehen. Ich dulde keine Leute oder Fremde in diesem Haus, die etwas gegen sie sagen, bevor sie sie überhaupt kennen gelernt haben!"

„Mutig, Miss Greenwood!", kam es scharf von Lucius und schon stand der Blonde auf und knallte dem jungen Mädchen eine. „Wagen Sie es nie wieder so mit mir zu reden. Haben Sie mich verstanden, Miss Greenwood?" fuhr Lucius Hermione an, die ihn erstarrt und verängstigt anblickte, dann aber nickte.

„Gut!" sagte Lucius zufrieden und setzte sich wieder.

„Miss Greenwood, wäre es für Sie in Ordnung, wenn ich Sie beim Vornamen nenne?", fragte Lucius ungerührt und ohne sich darum zu kümmern, wie es Hermione nach der Ohrfeige ging.

„Ja, Mr. Malfoy, Sie dürfen mich Hermione nennen!", erwiderte Hermione und blickte zu Draco, der ihren Blick erwiderte. „Gut! Dann können wir gleich zum wichtigen Teil des heutigen Tages kommen. Draco, du und ich haben heute einen strengen Terminplan, denn wir unbedingt einhalten müssen, damit wir bis 20:00 Uhr wieder hier sind. Hermione, du kommst mit uns mit um dich an dein neues Leben als Reinblut zu gewöhnen. Wir bringen dich zum Bahnhof Kings Cross. Von dort wirst du mit Dracos Hilfe zum Bahnsteig 9 ¾ gelangen! Von deiner Mugglemutter kannst du dich noch heute Abend verabschieden. Hast du schon den Brief geöffnet, den wird dir mit Dumbledores Post mitgeschickt haben?", schloss Lucius seine Rede ab.

Hermione schüttelte nur den Kopf und wusste sofort, dass sie diesem Lucius Malfoy nicht trauen konnte. Zum Glück hatte sie das Familienbuch der Greenwoods oben in ihrem Zimmer liegen und dort würde sie es auch bis zu ihrer Abreise lassen. Die Elfjährige hatte sofort bemerkt, dass man dem blonden Zauberer nicht widersprechen sollte und immer alles richtig machen.

„Ich werde dann meinen Mantel holen gehen."

„Hermione, so wie du gerade aussiehst, lasse ich mich mit dir nicht in der Öffentlichkeit sehen. Liana, komm bitte mal her und helfe Hermione, sich passend zu kleiden!

„Ja Vater", erklang eine helle Stimme und Liana kam ins Wohnzimmer stolziert. Wo sie bisher gewesen war, konnte Hermione nicht sagen. Ihr blieb auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Liana kam auf sie zu, packte ihre Hand und zog sie entschieden mit sich mit. „Wo ist dein Zimmer?", wollte die Malfoy wissen. Hermione deutete die Treppe nach oben. Liana schleppte Hermione sofort die Stufen hinauf. Hermione gab sich geschlagen und führte Dracos Schwester in ihr Zimmer.

„Hermione, wir haben keine Zeit zu verlieren, zieh bitte diese Kleider aus und das schwarze elegante Kleid hier an. Wir haben extra schon eins für dich herausgesucht!"

Hermione blickte Liana verwirrt an und fragte: „Wieso?" Liana atmete genervt aus und erwiderte: „Hermione, wir sind Reinblüter und somit etwas sehr Besonderes. Dementsprechend müssen wir uns auch kleiden und jetzt zieh dich um. Keine Widerrede!" Mürrisch blickte Hermione das blonde Mädchen ihr gegenüber an, dann schälte sie sich aus ihren bequemen Kleidern und schlüpfte in das ungewöhnliche schwarze und vor allem feine Kleid. Liana machte Hermione das Kleid hinten zu und die Elfjährige drehte sich vor ihrem Spiegel hin und her.

Das bin ich? Warum muss ich dieses schwarze Kleid anziehen? Da sehe ich wie eine feine Dame aus dem vergangenen Jahrhundert aus!

„Hermione, ich flechte dir jetzt noch einen Zopf und danach wäschst du dir bitte dein Gesicht und ziehst zu guter Letzt die schwarzen Schuhe an, die ich dir ebenfalls mitgebracht habe", riss Liana Hermione aus ihren Gedanken.

„Okay!", murmelte Hermione, setzte sich auf dem Stuhl vor dem Spiegel und sah der Blonden zu, wie diese ihre Haare richtete. Danach eilte die Braunhaarige ins Bad und wusch sie ihr Gesicht ab. Zuletzt schlüpfte sie in ihre Schuhe. „Hermione, deine Einkaufliste wirst du brauchen, ihr geht in die Winkelgasse, um eure Schulbücher und Ausrüstungsgegenstände zu kaufen. Die Eule, die mein Vater dir geschickt hat, Lily, wird ebenfalls mit uns mitkommen", sagte Liana mit einem Blick auf das Tier, welches Hermione nicht mehr von der Seite zu weichen schien.

Hermione griff sich ihren Hogwartszettel und steckte ihn in den Beutel, den ihr Liana übergab. Zusammen schritten die beiden Reinblüterinnen nach unten. Dort warteten bereits Draco und Lucius auf die beiden Mädchen.

Zufrieden sah Lucius Hermione an und sagte: „Nun siehst du wie eine richtige reinblütige Hexe aus, Hermione Jean Greenwood! Wir können gehen. Liana, danke für deine Hilfe, wir sehen uns nachher in der Winkelgasse."

„Ja, Vater! Hermione hat ihre Hogwartsliste eingesteckt. Darauf habe ich geachtet!", erwiderte seine Tochter, lächelte ihn leicht an und verschwand mit ihrem Besen nach draußen, nachdem Lucius ihr eben diesen ausgehändigt und einen Zauber über sie gelegt hatte. Draco bekam ebenfalls seinen Besen in die Hand gedrückt und schon folgte Hermione den beiden nach draußen. Sie schloss die Tür hinter sich. Ob sie ihrer Mutter eine Nachricht hinterlassen sollte? Bestimmt machte Lily sich Sorgen, wenn sie verschwunden blieb. Hermione wollte gerade nochmal ins Haus gehen, um einen Zettel zu hinterlassen, als Draco sie aufhielt. „Hermione", er sah sie ernst an, „Vater hat deine Adoptivmutter bereits informiert. Wir haben keine Zeit zu verlieren! Du wirst mit mir mitfliegen!", er winkte das Mädchen zu sich. Lucius, der bisher geschwiegen hatte, sprach auch über sie einen Zauber, ehe sie auf den Besen stiegen. Hermiones Herz raste. Es war das erste Mal, dass sie auf einem Besen saß! Draco stieß sich ab und Hermione klammerte sich an ihn. Auch Lucius stieg in die Luft, nachdem er das Ziel wiederholt hatte. Kurz darauf war der Garten wieder verlassen. Hermione spürte wie ihre Neugier überhandnahm. Wie das Zaubereiministerium wohl aussah? Denn genau dorthin waren sie nun.

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Death Vamp


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