003. Der mysteriöse Besucher Albus Dumbledore


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Seit der Einweihungszeremonie, in der Hermione zusammen mit Draco ihre Treueschwüre abgelegt und das dunkle Mal angenommen hatte, waren inzwischen zwei Wochen vergangen. Seit der Einweihungszeremonie saß Hermione oft gemeinsam mit Draco im Raum der Wünsche. Hermione hatte sich an diesen sagenumwobenen Raum erinnert, von dem sie viel in den Büchern gelesen hatte. Sie hatte Draco heimlich abgefangen und zu dem Raum geschleppt, ohne sich zu erklären. Sie hatte auch jede Frage und jede Beschwerde ignoriert, hatte Draco erbarmungslos mit sich mitgezogen. Erst als sie ihre Vermutung überprüft und der Raum sich als tatsächlich existent herausgestellt hatte, hatte sie sich erklärt. Die Kinder hatten schließlich erkannt, welche Vorteile dieser Raum birgt und ihn zu ihrem Rückzugsort erklärt. Hier würde sie keiner suchen. Der Raum erschien nur, wenn man von ihm wusste. Ein perfektes Versteck also.

Die beiden Hogwartsschüler hatten sich in Geschichte der Zauberei für heute Nacht gegen 23:00 Uhr im Raum der Wünsche verabredet. Nun war der Zeitpunkt ihres geheimen Treffens gekommen und da die Gryffindor nicht unpünktlich beim Raum der Wünsche ankommen wollte, beeile sie sich vom Gryffindorturm dorthin zu gelangen. Auch wenn der Raum der Wünsche nur wenige Minuten von ihrem Gemeinschaftsraum entfernt lag, wusste Hermione, dass es trotz sorgfältiger Planung Risiken gab. Sie musste aufpassen, dass ihr keiner folgte und diese Vorsichtigkeit nahm extra Zeit in Anspruch, weswegen sie so früh wie möglich losging.

Um 22:59 Uhr stand Hermione vor dem Raum der Wünsche und eine Minute später sprintete ein abgehetzter Draco um die Ecke. „Wie immer pünktlich, Mione", sagte Draco mit einem warmen Lächeln und die beiden umarmten sich. Hermione und Draco stellten sich Händchenhaltend vor die große Wand, hinter der der Raum der Wünsche verborgen war. Sie schlossen ihre Augen und stellten sich einen gemütlichen Raum, in dem sie sich entspannen und zugleich arbeiten konnten, vor.

Plötzlich wurde eine kleine schwarze Tür sichtbar. Hermione und Draco schlüpften durch die Türe und vor ihnen erstreckte sich ein kleiner, gemütlicher Raum mit grauen Wänden. Der Raum war ausgestattet mit zwei roten Sesseln, in deren Mitte ein kleiner Glastisch stand. Auf diesem stand eine Flasche Wasser, zwei Gläser und eine Glasschale mit Gebäck. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein mittelgroßer Holztisch mit zwei Stühlen.

„Komm, wir setzten uns hin, Mione!", forderte Draco die Zwölfjährige auf und Hermione folgte dem Blonden zum Tisch. Gemeinsam setzten sie sich auf die Stühle und rückten an den Tisch heran. „Also!", fing Draco an, „wie sollen wir dieses Schlammblut töten? Ich habe mir in den vergangenen Nächten den Kopf darüber zerbrochen und mir ist echt keine Lösung zu unserem Auftrag eingefallen." Hermione sah ihn mit einem hilflosen Ausdruck an und erwiderte: „Mir geht es genauso, Draco. Ich habe auch keine Ahnung und Professor Snape hat noch nicht damit begonnen, uns zu Todesser auszubilden." Leicht verärgert sah Draco seine Kameradin an und meinte nur: „Ich rede nachher mit ihm, Mione. Aber jetzt müssen wir besprechen, wie wir vorgehen und unseren Auftrag ausführen wollen. Die Zeit schreitet unaufhörlich voran und wenn wir unseren Auftrag nicht erfüllt haben, weißt du, was uns droht!" Das braunhaarige Mädchen nickte nur und dachte nach, Draco tat es ihr gleich.

„Aber wo sollen wir hin? Ich meine, wo sollen wir ein Schlammblut umbringen?", fragte sich Hermione und Draco erwiderte: „Wir gehen in die Winkelgasse. Vater hat mir eine Liste zukommen lassen, auf der er potenzielle Opfer vermerkt hat samt den Zeiten, in denen sie dort sind. Außerdem natürlich noch die Beschreibungen, damit wir unsere Opfer erkennen."

„Wann gehen wir hin? Morgen Nacht oder übermorgen?" fragte Hermione.

„Du denkst schon weiter, Hermione."

Hermione nickte nur und sah den blonden Jungen an. „Übermorgen Nacht, Hermione." Wieder nickte Hermione und stand auf. Sie lief um den Tisch herum und schlang ihre Arme um Dracos Hals. Sie gab ihm einen Wangenkuss und ein kleines Kribbeln breitete sich in ihrer Magengegend aus. „Her..mione", stotterte der Blonde und wurde leicht rot.

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Zwei grauenvolle Wochen, in denen Hermione jede Nacht Albträume von der schrecklichen Vergewaltigung durch ihren Vater bekam und immer wieder in ihrem Bett tränenüberströmt und verschwitzt aufwachte, waren vergangen. In diesen Tagen hatten Hermione sich total verändert und dies nicht zum Guten, sondern eher zum Schlechten.

Ihre Augen strahlten nicht mehr vor Freude, wenn es im ganzen Haus nach Frühstück, Mittagessen oder Abendessen duftete. Ihre Haare hingen zerzaust und ungekämmt herunter und waren meistens nur mit einem dünnen Haargummi nach hinten zu einem Zopf geflochten. Auf ihren Wangen waren immer wieder die Spuren vergossener Tränen zu sehen und sehr oft liefen auch vereinzelt welche herab, doch dies schien Hermione gar nicht zu registrieren. Ihr Kleidungsstil, auf den Hermione immer geachtet hatte, war für die Elfjährige nicht mehr von Bedeutung. Meistens trug sie lange Hosen und ein langärmliges T-Shirt in unterschiedlichen Farben, die nicht zueinanderpassten. In ihrer Freizeit war Hermione entweder oben in ihrem Zimmer und starrte einen imaginären Punkt an der gegenüberliegenden Wand an, an der ihr überfülltes Bücherregal stand, oder sie saß unten im Wohnzimmer auf der Couch und tat so, als ob sie ein Buch lesen würde. So auch heute.

Lily saß auf dem Sessel gegenüber ihrer Tochter, die ausdruckslos aus dem Fenster blickte und den blauen Himmel zu betrachten schien. Das Buch hatte ihre Tochter neben sich gelegt. Dicke Tränen kullerten Lilian über die Wangen. Sie brauchte sich keine Mühe zu machen ihre Traurigkeit und aufsteigenden Schuldgefühle zu verbergen. Die Tränen rannen unaufhörlich aus ihren Augen. „Her....mione!", stotterte sie und verwirrt blickte das braunhaarige Mädchen sie an. „Mum?", fragte Hermione verzweifelt, „was hast du?", Lily sprang aus ihrem Sessel, sprintete zu Hermione herüber und drückte die Elfjährige fest an ihre Brust.

„Hermione!", flüsterte Lily ihre Tochter ins Ohr, „es tut mir so leid, was dein sogenannter Vater dir angetan hat. Bitte glaube mir, ich hätte es verhindert, wenn ich es rechtzeitig mitbekommen hätte, Mione. Bitte, du musst mir glauben! Ich wollte das nicht für dich. Alles was ich wollte, war das du eine glückliche Kindheit hast, bevor für dich in der Zaubererwelt das wahre Leben anfängt. Es tut mir ehrlich leid, Hermione, bitte, glaube mir!"

Hermione konnte nicht glauben, dass sich ihre Mutter bei ihr dafür entschuldigte, dass ihr Grauenvolles durch ihren Vater widerfahren war. Das hatte doch nichts mit ihr zu tun. Eigentlich musste sich ER bei Hermione für die grausame Tat entschuldigen, denn mit dieser schrecklichen Erfahrung musste die Elfjährige für den Rest ihres Lebens leben. Und dies war noch eine sehr lange Zeit! Aber Hermione war einfach nur überglücklich, dass ihre Mutter ihr in dieser schrecklichen Zeit zur Seite stand und sie unterstützen würde. „Aber Mum...", sagte Hermione und blickte zu Lily auf, „warum hast du dich die letzten zwei Wochen dann nicht um mich gekümmert? Hat das etwas mit Dad zu tun?" Hermione wollte nicht vorwurfsvoll klingen, doch diese Frage ließ sie einfach nicht los. Traurig sah Lily Hermione an, nickte ihr zu und antwortete: „Du hast Recht, Hermione. Deinem Vater ließ es völlig kalt und er verbot mir mehrmals am Tag in den vergangenen zwei Wochen Kontakt zu dir aufzunehmen. Er hat sich komplett verändert, ich erkenne deinen Vater gar nicht wieder, Mione. Vor ein paar Stunden ist er plötzlich mit einem Plopp mitten in der Küche verschwunden und nannte mich DRECKIGER MUGGEL!"

Schlammblut! Schlammblut! Schlammblut! Ihr müsst ein Schlammblut töten, um mir eure Loyalität und Treue als TODESSER zu beweisen!

Die Elfjährige zuckte erschrocken zusammen, als ihr die Wörter Schlammblut und Todesser in den Sinn kamen. Sie wusste nicht, woher sie diese Worte kannte, denn sie hatte sie zuvor noch nie gehört. Doch das war noch nicht einmal das Schlimmste. Die grausamen Bilder aus ihren seltsamen Träumen zuckten vor ihrem inneren Auge und liefen wie ein Film in Endlosschleife ab. „Mum, ich muss dir etwas erzählen!", fing Hermione zögernd an und ihre Mutter blickte sie erstaunt an. Lilian hatte das Zittern in der Stimme ihrer Tochter vernommen. „Seit ein paar Wochen habe ich seltsame Tränen von einem Jungen namens Draco, einer Einweihungszeremonie zum Todesser und den Auftrag, ein Schlammblut zu töten. Auch wenn ich mit „Todesser" und „Schlammblut" nichts anfangen kann, aber es macht mir Angst. Erst letztens hatte ich einen solchen Traum." Entsetzt und sprachlos sah ihre Mutter sie an und plötzlich flammte Erkenntnis in Lilians Augen auf. „Hermione, meine Kleine, ich weiß, welche Bedeutung diese Träume haben. Du bist keine gewöhnliche Hexe wie andere Zauberer und Hexen!", erläuterte sie. „Wie meinst du das?", unterbrach Hermione ihre Mutter, doch Lily konnte keine Antwort mehr geben.

Denn plötzlich erklang ein leises PLOPP und ein schlanker, hochaufgerichteter, alter Mann in einer roten Robe, die bis zum Boden reichte, erschien vor Hermione und ihrer Mutter, die erschrocken zusammenzuckten. Auf seiner langen Nase, die seltsam gekrümmt war, trug er eine Halbmondbrille. Seine blauen Augen sahen Hermione freundlich und interessiert an. „Guten Morgen, Miss Greenwood und Mrs. Granger, mein Name ist Professor Albus Dumbledore und bin gekommen, um Hermione in die Welt der Zauberer einzuführen." Hermione starrte ihn perplex an. Greenwood? Ja, sie hatte diesen Namen schon öfters in ihren Träumen gehört, aber... Moment, was, wenn das ihr wahrer Name war? Kannte der Professor ihre Familie? Würde sie endlich die Wahrheit erfahren, die ihre Adoptiveltern ihr nach wie vor vorenthielten?

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Professor Dumbledore hatte schon einige Wochen zuvor seine Kollegin und Vertraute Minerva McGonagall gebeten, ein Auge auf Hermione zu haben, da Gerüchte über ihren Adoptivvater Sebastian aufgekommen waren und diese sich schließlich leider bewahrheiten: Sebastian war ein Todesser, sein Auftrag war einfach: er sollte Hermione auf ihr zukünftiges Leben als Todesserin vorbereiten, durch Erniedrigung, Demütigung und sogar Vergewaltigung! Dumbledore konnte es zuerst nicht glauben können, doch seine Spione und Minerva hatten erdrückende Beweise gegen Sebastian gefunden und nun war der Direktor hier und sah das Ergebnis mit eigenen Augen. Hermione saß mit zerzausten Haaren und verkehrt herumgedrehter Kleidung vor ihm und wartete. Dumbledore nahm auf den gegenüberliegenden Sessel Platz, auf den Lilian stumm gedeutet hatte und fragte: „Hermione, was möchtest du denn über deine Abstammung und wahre Familie wissen?"

„Wer waren meine Eltern? Warum bin ich nicht bei ihnen aufgewachsenen? Habe ich Geschwister?", löcherte die Elfjährige den Zauberer, der einfach nur lächelte. „Nun, Hermione, deine leiblichen Eltern waren Lucien und Astoria Greenwood, sie gehören beide sehr alten reinblütigen Zaubererfamilien an. Dein Vater stammt aus der Greenwoodfamilie und deine Mutter aus der Blackfamilie. Die Blutlienen der beiden Familien reichen bis zu den Gründern und der Entstehungszeit der Hogwartsschule zurück. Die Blutlinie deines Vaters reichte zurück bis zu Salazar Slytherin, das ist etwas sehr Besonders. Salazar Slytherins Ansicht nach durften NUR reinblütige Hexen und Zauberer zaubern, Halbblüter und Muggelgeborene hatten kein Recht dazu. Besonders letztere wurden von ihm am meisten herabgewürdigt. Er bezeichnete sie abfällig als „Schlammblut."

Sprachlos sah Hermione Professor Dumbledore an, wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Wahrheit über ihre leiblichen Eltern zu hören, war einerseits sehr interessant, anderseits aber auch sehr erschreckend gewesen. Ihre Eltern waren Reinblüter und sie somit ebenfalls. „Was noch?", fragte sie und Dumbledore sah Hermione mit einem traurigen Ausdruck in den Augen an.

„Du hast zwei Schwestern, Hermione. Ihr seid zweieiige Drillinge. Ihre Namen sind Amelia Janina und Grace Jane, sie sind bei Zaubererfamilien aufgewachsen, das bedeutet, dass sie alles über unsere Welt wissen. Sie werden zusammen mit dir ins erste Jahr nach Hogwarts kommen." Einzelne Tränen rannen ihre Wangen herab und es traf Hermione sehr schwer, erkennen zu müssen, dass man ihr nicht nur die Wahrheit über ihre richtigen Eltern, sondern auch noch die Existenz ihrer beiden Schwestern verschwiegen hatte. „Warum? Warum hat man mich und meine Schwestern getrennt? Wissen meine Schwestern über mich Bescheid?" löcherte Hermione verärgert Dumbledore, der sie nur mitleidig anblickte und seinen Kopf schüttelte.

„Hermione...", fing Dumbledore an, doch er wurde von der aufgebrachten Elfjährigen unterbrochen. „Nein, nichts Hermione!", regte sich das Mädchen auf. Dumbledore hob seine Hand und sah Hermione mahnend an. Etwas in seinem Blick veranlasste das Mädchen dazu, den Mund zu schließen und den Zauberer anzusehen.

„Hermione, ich war auch noch nicht fertig. Du musst vor allem eines wissen: Ihr gehört nicht einfach nur zu der alten Zaubererfamilie Greenwood, sondern habt auch ganz besondere Gaben, die nicht jeder Zauberer und jede Hexe hat. Es gibt dunkle Zauberer in unserer Welt, die sehr wahrscheinlich darauf aus sind, euch drei in ihrem Besitz zu wissen, damit sie mit euren Gaben die Welt unterwerfen und ihre Macht demonstrieren können. Momentan gibt es einen sehr mächtigen und finsteren Zauberer, der nach der Herrschaft über die Zaubererwelt strebt und alle Muggelgeborene und Muggel ausrotten will. Sein Name ist Lord Voldemort, doch wir nennen ihn aus Furcht und Angst Der, dessen Namen nicht genannt werden darf, oder Du weißt schon wer. Hermione, du kannst in die Zukunft sehen. Entweder durch Träume oder aber ein Bild erscheint vor deinem inneren Auge. Hast du schon einmal so etwas erlebt?"

Hermione fielen augenblicklich die beiden seltsamen Träume ein, in denen es um einen kahlköpfigen Mann namens Voldemort, einen blonden Junge namens Draco und dieser komischen Zeremonie, an der sie selbst teilnahm und zu einem Todesser wurde. Der dunkle Lord brannte ihr das dunkle Mal in den linken Unterarm ein und gab ihr und Draco einen Auftrag: „Tötet ein Schlammblut!" Die Stimme hallte Hermione in den Worten nach und obwohl sie diese nie außerhalb ihrer Träume gehört hatte, wusste sie, dass sie sich diese Worte nicht einfach nur eingebildet hatte.

Heute Nacht hatte sie erneut so einen seltsamen Traum gehabt, in dem sie mit Draco etwas sehr Wichtiges in einem sogenannten Raum der Wünsche besprochen hatte und es zwischen ihnen einen innigen Moment gab. Das Mädchen blickte auf und antwortete: „Ja. Ich habe bisher drei komische Träume gehabt, die ich mir nicht erklären konnte. In denen kam auch dieser Voldemort vor und es gab eine Art Zeremonie, in der auch ich und ein Junge namens Draco Malfoy, er war in meinem Alter, vorkamen. Was hat das zu bedeuten, Professor?"

Dumbledore hörte Hermione entsetzt zu und holte ohne ein weiteres Wort einen weißen Umschlag aus seiner Robe und reichte ihn Hermione. Diese blickte verwirrt zwischen dem Brief und Dumbledore hin und her, sodass der alte Mann schließlich erklärte: „Dieser Brief stammte von deinen Eltern Astoria und Lucien Greenwood, die durch Voldemort zu Tode gekommen sind, da sie ihn verraten haben, Hermione. Er wurde mir von Professor Snape mit den Worten: "Dieser Brief ist an Ms. Hermione Jean Greenwood adressiert und sie soll ihn erst bekommen, wenn sie ihren Hogwartsbrief erhalten hat", überreicht. Darin steht alles, was du wissen musst, Hermione und vielleicht auch die Antwort zu deinen Träumen. Denn die kann ich dir leider nicht geben, meine Kleine. Es tut mir leid."

Erstarrt blickte Hermione auf den Brief, den sie nun in den Händen hielt, und konnte es gar nicht fassen. Sie hielt einen Brief von ihren leiblichen Eltern in den Händen! Was wollten sie ihr mitteilen? Erhielt der Brief tatsächlich die Antwort auf ihre komischen Träume, wie Dumbledore behauptete? Auf der Vorderseite stand in einer schönen geschwungenen Schrift: 'An unsere jüngste Tochter Miss Hermione Jean Greenwood.'

Mit zittrigen Fingern drehte sie den weißen Umschlag um und konnte auf der Rückseite ein rotes Wachssiegel erkennen, auf dem ein großer Adler abgebildet war, der seine Flügel ausgebreitet hatte und durch die Lüfte segelte. So sah es zumindest für Hermione aus. Sie öffnete den Brief, holte ein Pergament heraus und wurde ganz weiß im Gesicht. Der Brief war mit Blut geschrieben. Der Brief wurde von der gleichen Person verfasst, die auch ihren Namen auf den Umschlag geschrieben hatte.

Plötzlich fiel zusätzlich ein kleines zusammengefaltetes Pergament heraus, das Hermione vom Boden aufhob, auseinanderfaltete und zu lesen begann.

An Miss Hermione Jean Greenwood

Herzlichen Willkommen in der Welt der Zauberer, kleine Hermione, nun dauert es nicht mehr lange und wir werden uns endlich kennenlernen. Das Versprechen deiner Eltern wird endlich wahr und du wirst eine von uns! Du wirst eine Todesserin und das dunkle Mal annehmen! Falls du dich weigern oder Dumbledore von deiner wahren Bestimmung etwas berichten solltest, werden alle deine Bekannte und deine Schlammblutmutter nicht mehr lange am Leben sein.

Bis bald

Lord Voldemort

Zukünftiger Herrscher der Zaubererwelt

Hermione zitterte vor Angst und wusste sofort, dass mit IHM nicht zu spaßen war und er es BITTERERNST meinte! Sie legte Voldemorts Nachricht auf die Seite und nahm den Brief ihrer Eltern wieder zur Hand, den sie zuvor beiseite gelegt hatte. Mit zitterten Händen und aufsteigenden Tränen begann Hermione zu lesen.

Donnerstag, 21. September 1979

4:25 Uhr

Meine geliebten Töchter,

wenn ihr diesen Brief mit elf Jahren in euren Händen haltet, sind euer Vater, Lucien und ich, Astoria, eure Mutter, nicht mehr am Leben.

Unser Herr, der dunkle Lord, hatte aufgrund unseres Verrats an unseren Kameraden, die wir an den Orden des Phönix auslieferten, uns von den anderen Todessern verfolgen. Kurz nach eurer Geburt, den schönsten Augenblick unseres Lebens, hatte er euch mit Erfolg uns weggenommen. Die Todesser überreichten euch Lord Voldemort, der sehr zufrieden war. Denn in seinen leider klugen Kopf begann sich eine Idee für die kommende Generation zu bilden: In dieser soll jede Tochter oder Sohn reinblütiger Eltern mit elf oder zwölf Jahren ein Todesser werden. Lucius Malfoy brachte euch drei nachts im Schutz der Dunkelheit in ein Muggelkinderheim, in dem sich gut um euch gekümmert werden sollte und wo euch niemand vermuten wird. So sehr der Lord die Muggel auch hasst, er muss eingestehen, dass das die perfekte Tarnung sei. Dies konnte euer Vater mithören. Euer Vater und ich sitzen nun wartend im schmutzigen und kalten Kerker des Malfoy Manor, verbringen die letzten Stunden unseres Lebens, bevor uns ein Todesser zu Voldemort bringt und ER uns umbringen wird. Doch vor unserem Tod müssen wir euch an den dunklen Lord verraten! Es tut uns so Leid!

Es war der vorletzte Tag unseres Lebens und wir saßen bereits angekettet wie Verbrecher im Kerker der Malfoys fest, als plötzlich ein Todesser erschien und uns zum Lord brachte. ER blickte uns mit seinen glühend roten Augen finster entgegen und verlangte: „Ihr legt mir einen Eid betreffend eure Töchter ab." Lucien und ich starrte entsetzt unseren Herrn an, doch dieser zog nur seinen Zauberstab, richtete ihn auf euren Vater und belegte ihn mit dem Folterfluch Crucio. Danach richtete sich Lucien mit zittrigen Beinen auf und in seinem Gesicht waren keine Emotionen, keine Gefühle mehr zu sehen. Der dunkle Lord schritt zu uns herüber und mit eisiger Stimme verlangte er: „Streckt euren linken Arm aus!"

Lucien und ich gehorchten und zum Vorschein kam das dunkle Mal – Das Kennzeichen der Todesser und Anhänger des dunklen Lords. Dann mussten wir den Eid gegenüber dem Dunklen Lord ablegen, der euch Drillinge zu SEINEN EIGENTUM machen würde.

Der Eid war: Wir, Lucien und Astoria Greenwood, aus den reinblütigen Zaubererfamilien Black und Greenwood schwören dem dunklen Lord mit unserem Leben, unserem reinblütigen heiligen Blut und unserer Ehre als Todesser, dass unsere zweieiigen Drillingstöchter Amelia Janina, Grace Jane und Hermione Jean einen Tag nach ihrem zwölften Lebensjahr Todesser und das das dunkle Mal annehmen werden.

Danach wurden wir wieder in den Kerker verfrachtet und ich harre hier aus, bis der dunkle Lord unseren Tod möchte. Denn meine lieben Töchter, ihr müsst eins wissen: Lucien und ich lieben euch über alles und wir verrieten unsere Kameraden, die Todesser an den Orden des Phönix, weil wir zu spät erkannten, welche Machenschaften und Ziele der dunkle Lord verfolgte. Weil ich mit euch schwanger war und wir wollten, dass ihr eine schöne und sichere Kindheit habt.

Ich weiß, es ist zu spät, aber wir lieben euch über alles und werden auch nie aufhören, euch zu lieben, ihr seid unsere Töchter Amelia, Grace und Hermione!

In Liebe

Eure Eltern

Lucien und Astoria Greenwood

Dumbledore merkte schon an Hermiones Reaktion auf das zusammengefaltete Pergament, das sie zuvor gelesen hatte, dass etwas mit dem Mädchen nicht stimmte. Der Inhalt der Nachricht, der für sie bestimmt war, verängstigte die Elfjährige zutiefst und panisch griff sie nach dem Brief, der anscheinend nicht besser war. Am Ende liefen ihr die Tränen in Strömen die Wangen herab. Völlig aufgelöst sprang Hermione von Sofa auf und gestand mit zittriger Stimme: „Volde...Voldemort...weiß....Bescheid! Der...Brief...ist...von...IHM! „ER... verlangte... einen EID... von... meinen Eltern... der besagte, dass ich... einen Tag... nach meinem... zwölften... Geburtstag... eine Todesserin... werden soll... und das dunkle Mal... annehmen... muss."

Dumbledore war geschockt, als er die Worte des Mädchens vernahm. Hermione sollte also einen Tag nach ihrem zwölften Geburtstag eine Todesserin werden? Ihre Eltern hatten das dem Lord in ihrer letzten Stunde geschworen? Der Direktor hatte das zwar schon geahnt, doch es so zu hören, machte ihm den Ernst der Situation klar. Und noch eine Sache wurde dem Schulleiter siedeheiß bewusst: Er hatte nicht mehr viel Zeit. Sollte Voldemorts Plan aufgehen, würde Hermione bereits kurz nach ihrer Einschulung das dunkle Mal annehmen und auf der Seite der Feinde kämpfen. Und nicht nur sie. Auch Draco Malfoy und Hermiones Schwestern würden rekrutiert werden.

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„Hermione, komm her!", sagte Dumbledore und nahm das aufgewühlte Mädchen in den Arm, streichelte ihr sanft über den Kopf und versuchte für die junge Hexe da zu sein. Doch dies war gar nicht so leicht. Denn Hermione plagten nicht nur die Wahrheiten über ihre Abstammung und ihre Familie; ihre leiblichen Eltern waren tot und die Existenz ihrer Schwestern wurden vor ihr geheim gehalten. Dazu kamen noch die Qualen der Klassenkameraden und die Vergewaltigung durch ihren Adoptivvater hinzu. In diesem Moment brach der Damm und alles kam hoch, es schoss an die Oberfläche. Doch irgendwann wurden die Schluchzer der jungen Hexe weniger und schließlich sah Hermione auf. „Danke, Professor Dumbledore. Es geht mir jetzt besser!", sagte Hermione ehrlich, aber auch ein wenig verlegen, doch der Zauberer winkte nur ab und lächelte.

Plötzlich blickte Hermione auf und sah sich suchend um. „Wo ist meine Mutter?"

„Deine Mutter wusste, dass ich mit dir alleine reden musste, darum habe ich sie in einem Brief gebeten und ist während unserem Gesprächs hinausgegangen. Weißt du, Astoria war zwar damit einverstanden, dass du bei Muggeln aufwächst, aber sie wollte nicht, dass sie von deiner Abstammung und Familie wissen. Bevor sie starb, konnte ich ihre Regeln etwas mildern und deinen Adoptiveltern die gemilderte Vision zu deiner Vergangenheit erzählen. Es tut mir leid, Hermione!", erklärte Dumbledore und erhob sich vom Sessel. Hermione blickte ihn verwirrt an. „Wo gehen Sie hin, Professor?", fragte die Kleine und Dumbledore erwiderte: „Ich muss nach Hogwarts zurückkehren, Hermione, aber sei unbesorgt. Ich werde...."

Plötzlich klapperte es und verwirrt blickte Hermione zum Fenster hinüber. Sie entdeckte eine schöne weiße Eule. In ihrem Schnabel hielt sie einen Brief. „Verdammt, das bedeutet sicherlich nichts Gutes", murmelte Dumbledore, lief zügig zum Fenster herüber und öffnete dieses. Die Eule breitete ihre großen Schwingen aus und flog im Wohnzimmer auf den Tisch, dort landete sie und sah den Schulleiter an. Der Zauberer ging zu der Eule und band den Brief vom Bein des Tieres. Und als er den Brief umdrehte und das Wachssiegel der Malfoys auf der Rückseite sah, bestätigte sich sein Verdacht. Dumbledore öffnete geschickt den Umschlag und heraus kamen zwei Pergamente, auf dem ersten stand in geschwungener Schrift Professor Albus Dumbledore und auf dem zweiten Miss Hermione Jean Greenwood. Er faltete den an ihn adressierten Brief auseinander und begann zu lesen:

Professor Dumbledore,

durch zuverlässige Quellen bin ich in Kenntnis gesetzt worden, dass Miss Greenwood ihren Hogwartsbrief und den Brief ihrer Eltern Lucien und Astoria Greenwood erhalten hat und Sie ihr am heutigen Tag einen Besuch bei ihrer Muggelmutter abstatten.

Nun möchte ich Sie informieren, dass Miss Greenwood zusammen mit Draco und meiner Frau Narzissa am 16. August 1991 in der Winkelgasse ihre Ausrüstungsgegenstände und Schulbücher einkaufen wird. Außerdem werde ich sie am Tag zuvor abholen und Miss Greenwood meiner Familie vorstellen. Das war eine Vereinbarung zwischen den Greenwoods und uns. Ich dulde keinerlei Eingriffe Ihrerseits!

Hochachtungsvoll

Lucius Malfoy

PS: Ms. Hermione Jean Greenwood darf den Inhalt ihres Briefes erst einen Tag nach ihrer Abreise nach Hogwarts gegen 12:00 Uhr lesen, Professor Dumbledore.

Der weise Zauberer drehte sich um, als er Schritte hörte und erkannte, dass Hermione gerade nach dem zweitem Pergament gegriffen hatte. Streng sagte er zu ihr: „Hermione, bitte lies deinen Brief noch nicht. Du darfst ihn erst am 2. September um 12:00 Uhr lesen!" Verwirrt blickte die Elfjährige zu ihm auf und fragte: „Warum denn erst dann Professor Dumbledore? Wer verlangt das? Was ist, wenn der Inhalt sehr wichtig ist und ich ihn jetzt lesen sollte?"

„Hermione", fing Dumbledore an, „ich weiß, deine Neugier und deinen Wissensdrang sehr zu schätzen, aber ich bitte dich inständig, dass du dich an meine Bitte hältst und ihn erst am 2. September öffnest. Mir hat Lucius Malfoy einen Brief zugesendet und er ist in der Zaubererwelt ein sehr großer und reicher Mann, Hermione. Das heißt, er hat sehr viel Einfluss. Er wusste aus einer zuverlässigen Quelle, dass du deinen Hogwartsbrief und den geheimen Brief deiner Eltern erhalten hast. Von diesem geheimen Brief wissen nur sehr wenige Menschen, Hermione und Lucius Malfoy gehört zu diesen Menschen. Hermione, er wusste auch, dass ich dir heute einen Besuch abstatten werde. Und so ungern ich es auch tue, so muss ich nach Hogwarts zurückkehren und mit Professor Snape, deinem Professor in Zaubertränke etwas sehr Ernstes besprechen. Eines musst du jedoch noch wissen. Lucius Malfoy wird dich bald abholen, damit du mit ihm und seiner Familie in die Winkelgasse gehen und deine Sachen besorgen kannst. Das war der Wunsch deiner Eltern. Und sobald du den Brief", Dumbledore nickte zum besagten Pergament, „gelesen hast, wird man bald zu dir Kontakt aufnehmen und ich bitte dich, Hermione, sei vorsichtig. Die Zaubererwelt ist momentan sehr gefährlich, nirgends ist es mehr sicher für Hexen und Zauberer, dies bezeugt sicherlich auch der Brief deiner Eltern."

Das Mädchen nickte nur mit ernster Miene und im nächsten Augenblick war Dumbledore mit einem PLOPP aus dem Wohnzimmer verschwunden, doch die Eule der Malfoys blieb bei Hermione und sah sie mit ihren schwarzen Kulleraugen neugierig an. Hermione wandte sich der schneeweißen Eule zu und wusste, dass der Start in die Zaubererwelt kein leichter, sondern ein beschwerlicher Weg werden würde. Die Kleine verstand auch nicht, weshalb ihre Eltern sie an diesen dunklen Lord Voldemort verkauft hatten. Und was hatte es mit diesem dunklen Mal auf sich? Hermione hatte zu viele Fragen, doch wusste sie, dass diese in sehr naher Zeit von diesem Lucius Malfoy beantwortet werden würden, zumindest hoffte sie das. Die kleine Hexe spürte tief in ihrem Inneren, dass er ein dunkler Zauberer war und zu diesem Voldemort gehörte. Dennoch überwog die Neugier. Mit der Eule, die sie Lucy taufte, auf ihrem linken Arm und den zusammengerollten Brief ging Hermione nach oben.

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Death Vamp


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