Kapitel 68
"Klar... Was ist denn?"
Die anderen verschwanden tatsächlich - was mir doch ein wenig seltsam vorkam, da ich hätte schwören können, dass zumindest Anna nicht einfach so gegangen wäre.
"Also... Ich habe mich entschlossen, wie ich dem Mädchen meine Liebe gestehen werde."
Die Gitarre lag weiterhin neben uns und langsam hing die Sonne schon recht tief am Horizont.
"Ich werde ihr einen Brief geben und ein Lied für sie spielen - und singen. Und dann... werde ich ihr verdammt nochmal sagen, dass ich sie liebe."
Mein Bauch kribbelte, allerdings so, dass es nahezu unangenehm war, er zog sich krampfhaft zusammen. Wieso? Warum um Gottes Willen erzählte er mir das? Ich wollte ja, dass er glücklich ist und ich hatte ihm auch gerne mit meinem Rat geholfen, aber so genau brauchte ich es auch nicht wissen. Vor allem nicht so, wie er es sagt. So, als wüsste er, was in jeder seiner Bewegungen in meinem herz vorging. So, als hätte er persönlich die Schmetterlinge in meinem Bauch ausgesetzt.
"Schön. Dann mach das."
"Das werde ich. Und zwar jetzt gleich, denn ich hab mich hier am Strand mit ihr verabredet."
Autsch - mein Herz. Ich schaute mich um, nach der Person suchend, die ich jetzt schon beneidete, obwohl doch noch gar nichts passiert war. Ju tippte mir auf die Schulter und als ich zu ihm sah, hielt er mir einen Zettel unter die Nase. Zuerst wusste ich nicht recht, was er von mir wollte, doch dann nahm er meine Hand, die sofort zu kribbeln anfing, und legte das Papier herein. Gerade öffnete ich meinen Mund, um etwas zu sagen, wohl in dem Wissen, dass ich eh keinen Ton herausbringen würde. "Nichts sagen. Lies einfach.", bittete Ju und lächelte mild. Ich öffnete den Zettel noch nicht, sondern starrte ihn nur an, als Ju die Gitarre nahm und anfing, eine leise Melodie zu spielen. Irgendwann erklang dann seine wunderschöne Stimme dazu, die davon erzählte, dass er für ein Mädchen - mich? - alles stehen und liegen lassen und auf den Ruhm, das Geld - quasi auf alles - verzichten würde. Dass er ohne das alles leben könnte, nur nicht ohne das Mädchen. Mir kamen allein dabei die Tränen. Dann klappte ich den Brief auf:
Liebe Mia,
jedes Mal, wenn ich dich ansehe und in deine Augen blicke, wird mir warm und kalt zugleich. Ich habe Hoffnung und gleichzeitig Angst - Angst, dich zu verlieren. Denn du bist die, die mich immer wieder zum Lachen bringt, die mich förmlich verzaubert und die mir zeigt, wie schön das Leben doch sein kann. In den letzten Monaten bist du mir nicht nur ans Herz gewachsen, sondern zu einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Auch bist du keine gute Freundin mehr für mich - du bist mehr als das. Du bist einfach eine tolle, nette, hübsche und talentierte junge Frau.
Ich könnte jetzt noch mit irgendeinem poetischen Müll ankommen, aber ich glaube, du hast schon verstanden, was ich dir sagen wollte. Ich sage es trotzdem nochmal.
Genau in dem Moment, als das Lied endete, war ich fertig mit Lesen und hielt den Brief mit zittrigen Händen fest. Aus glasigen Augen blickte ich Ju an, der schon etwas sagen wollte, doch ich kam ihm zuvor. "Darf ich jetzt auch mal was sagen?", schniefte ich leise und Jus unsicherer Blick traf mich.
Ich schloss die Augen und spürte im nächsten Moment nur seine weichen Lippen auf meinen - und er erwiderte den Kuss, der einige Zeit anhielt. "Ich liebe dich, Ju.", brachte ich hervor und er flüsterte: "Das wollte ich doch gerade sagen." Dann vereinte er erneut unsere Lippen.
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