2. geteilte Probleme
Drei Wochen später
Natasha und Dylan ließen sich gar nicht mehr blicken. Sie ließen mich in Ruhe. Somit bekamen sie auch gar nicht mit, wenn ich die Schule schwänzte. Meine Direktorin rief jetzt schon zum zweiten Mal an, aber es erschien mir so sinnlos, da noch hinzugehen. Naja bis heute jedenfalls.
Irgendwann am frühen Morgen kam Ned durch den Aufzug nach oben. Ich sah zu dem Zeitpunkt wirklich grauenhaft aus.
„Hey Leona ich wollte fra..Omg wie sieht es denn hier aus?" Er kam gerade um die Ecke ins Wohnzimmer und sah mich auf der Couch liegen. „Und was ist mit deinen Haaren?" Er kam auf mich zu und nahm einen meiner Strähnen in die Hand. Ich seufzte. „Ned was machst du hier?"
„Ok" Er ließ meine Haare los und richtete sich schnell wieder auf. „Wieso warst du nicht mehr in der Schule? Bitte komm wieder, ich weiß immer noch nicht wo Peter ist und es ist echt langweilig ohne euch. Keiner weiß was passiert ist also lass doch wenigstens du dich blicken", meinte er und lächelte während er erwartend die Augenbrauen hochzog.
Um ehrlich zu sein fühlte ich mich im Moment nicht in der Lage dazu irgendetwas zu machen, geschweige denn überhaupt aufzustehen. Und genau das sagte ich ihm auch.
„Och komm. Bitte, du bist jetzt schon zu lange weg gewesen. Du verpasst doch den ganzen interessanten coolen Stoff", sagte er ironisch und wedelte mit seiner Hand herum. Ich musste sogar leicht Lächeln. „Komm", sagte er nochmal und zog mich hoch. „Und jetzt gehst du duschen und trägst eine Maske auf, oder was auch sonst ihr Mädchen so tut um wieder frisch auszusehen."
Ich verdrehte die Augen. Aber er hatte recht, also nicht nur damit, dass ich den ganzen Lernstoff verpasse. Ich denke, es wird Zeit, dass ich wieder unter die Leute gehe und Ned wird sicher da sein.
Also schenkte ich ihm ein Lächeln und ging ins Badezimmer. Ich duschte so richtig lange und trug wie er es befohlen hatte, eine Maske auf.
So gut habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Schnell zog ich mir was ordentliches an und packte irgendwas in meine Tasche, bevor ich wieder ins Wohnzimmer marschierte.
„Ciao Bella!" rief Ned, welcher auf der Couch saß und irgendwas am Handy tippte.
Ich musste lachen und war echt froh, dass ich wieder mit jemandem reden und lachen konnte, nach so langer Zeit.
In der Schule hatte sich gefühlt gar nichts verändert. Die Leute stürmten durch die Gänge und an jeder Ecke hörte man die Spinde zuknallen oder Gelächter, so als wäre nichts passiert. Gut, bei Ihnen hatte sich vielleicht auch nichts geändert, aber dennoch war jeder betroffen.
„Okay, treffen wir uns dann zum Essen? Ich hab jetzt Deutsch", sagte Ned. „Ja klar, bis gleich"
Als er wegging, drehte auch ich mich um und sah Liam, wie er gerade seinen Spind zu machte. Irgendwas war jedoch komisch. Er sah traurig aus, vor allem aber stand er dort alleine. Irgendwie tat er mir Leid, auch wenn er mir schon all die schlimmen Dinge antun wollte und nicht gerade immer nett zu mir war. Ohne groß drüber nachzudenken, ging ich zu ihm herüber und blieb neben ihm stehen.
„Hi. Alles ok?", begann ich (selber ein bisschen überrascht von mir selbst).
Er schaute auf und fast hätte ich mich erschrocken. In seinen Augen sah ich so eine Leere, die ich bis jetzt nur bei einem Menschen gesehen hatte - und zwar bei mir. Jeden Morgen wenn ich mich im Spiegel betrachtete, sah ich sie.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Na? Wieder auferstanden von den Toten?"
Ich schluckte. „Darüber macht man keine Witze." „Ich weiß. Tut mir Leid."
Ich lächelte ein wenig. Ich glaube, er vermisst auch jemanden.
„Und du? Ich mein, wie geht's dir?"
„Beschissen. Richtig beschissen." Obwohl er seine Miene nicht veränderte, merkte ich, dass es wahr sein konnte. Und noch mehr merkte ich, wie Liam sich verändert hatte, auch wenn ich gerade mal zwei Minuten mit ihm redete.
„Hey, wo ist Deine Gefolgschaft?" ich tat überrascht und schaute einmal an ihm vorbei.
„Hat heute frei", sagte er kurz und lächelte wieder.
Der Gong unterbrach unser Gespräch und unter ‚normalen' Umständen wäre ich wahrscheinlich unglaublich erleichtert gewesen, nur in diesem Fall, hätte ich nichts dagegen weiter mit ihm zu reden.
Komischerweise sprachen mich die Lehrer nicht an, sondern taten so, als ob ich nicht fast einen Monat unentschuldigt nicht zur Schule erschien. Nach Mathe, meinem absolutem Lieblingsfach, traf ich mich mit Ned und wir gingen einen Döner essen. Dabei musste ich mich so zusammenreißen, ihm zu zuhören. Normalerweise würde ich mit meinen Freundinnen irgendwo hingehen, oder zu Peter.
Schnell nahm ich mir eine Pommes und wendete mich wieder Ned zu. Ich dachte darüber nach, wie sich gerade Ned wohl fühlte. Er wusste ja noch nichtmal, was mit Peter geschehen ist. Und es war furchtbar schwer es ihm nicht zu erzählen.
Nach der Schule rief ich ein Taxi an und er sagte mir, er sei in 10 Minuten da. Also stand ich nur wartend herum, bis plötzlich jemand meinen Namen rief.
„Hey Leona!"
Ich drehte mich um und war sehr überrascht. Es war Liam, welcher auf mich zugelaufen kam.
„Hi", sagte er nochmal und kam vor mir aus der Puste zum stehen.
„Ähm..Hi", sagte ich verdutzt.
„Wie gehts dir?"
Ich hob eine Augenbraue. Zum einen.. Wow. Das mal von Liam zu hören. Und zweitens - ist er mir wegen dieser Frage hinter mir her gelaufen?
„Das..habe ich eben vergessen zu fragen", schmunzelte er.
„Oh", ich musste lachen. „Mmh..", ich dachte nach. Ich könnte die Wahrheit sagen, nur ob es so gut wäre weiß ich nicht.
„Antworte ehrlich", sagte er.
Also haute ich es einfach raus. „Beschissen. Richtig beschissen."
Er musste lachen. „Ey, so fühle ich mich schon!"
„Ja, aber es stimmt", lachte ich.
„Möchtest du darüber reden?", fragte er.
Es hupte. Ich sah mein bestelltes Taxi. Sollte ich wirklich mit ihm dadrüber reden? Sollte ich ihm alles erzählen?
„Ja, gerne", sagte ich.
„Gut, ähm...ich rufe dich an."
Ich nickte ihm lächelnd, dennoch etwas zögerlich nochmal zu, bevor ich mich umdrehte und zum Taxi ging.
„Zum Stark Tower, bitte", sagte ich und schnallte mich an. Der Typ guckte mich überrascht im Rückspiegel an.
„Was?", blaffte ich. Er schaute wieder nach vorne. Blödmann.
Zu Hause angekommen aß ich etwas. Was in letzter Zeit wirklich nicht so oft vorkam. Ich denke, es war eine Gute Entscheidung wieder zur Schule zu gehen. Ich sollte wieder ein klein wenig nach vorne schauen.
Mit meinem Brötchen setzte ich mich vor meinen Laptop und schaute meine Serie weiter. Auf einmal merkte ich, dass ich ziemlich Durst hatte, mein Glas aber schon leer war, also drückte ich auf Pause und stand auf. Ich wollte mich gerade umdrehen um in die Küche zu gehen, als eine Stimme ertönte und ich mein Glas fallen lies.
„Hey Leona."
Was meint ihr wer das ist?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top