Meine Freundin

An diesem Abend kamen Sebi und ich wesentlich früher ins Bett, als den Tag davor, weshalb ich am nächsten Morgen recht früh wach war.
Sebi hingegen schlief noch, aber er war ja auch ein Langschläfer!
Ich nahm mein Handy zur Hand.
Julianne hatte mir geschrieben:

Julie: Guten Morgen, fester Freund <3
Jake: Guten Morgen, feste Freundin! <3
Alles gut bei dir?
Julie: Ich vermisse dich :(
Jake: Ich vermisse dich auch! Aber wir sehen uns doch heute Abend!
Julie: Ich weiß, aber ich kann es kaum erwarten!

Sie war so süß!
Jake: Was hältst du davon, wenn wir uns schon vor dem Tanzen treffen? ;) Wir könnten reden über diese Sache, die da zwischen uns ist! :D
Julie: Hört sich sehr verlockend an! Kannst du um 16 Uhr zu mir kommen?
Jake: Klar!:D Ich freue mich schon auf dich!
Julie: Ich freue mich auch! <3

"Du schreibst mit Julianne, richtig?", fragte Sebi plötzlich verschlafen und mir fiel vor Schreck fast das Handy aus der Hand. Er lachte.
"Du brauchst mich doch nicht zu Tode erschrecken!", sagte ich und warf mein Kissen auf ihn.
"Hey", beschwerte er sich, nahm das Kissen und setzte sich verschlafen auf, mit einem fetten Sebi-Lächeln auf den Lippen.

"Was?", fragte ich ihn vorwurfsvoll.
"Du bist echt süß, wenn du verliebt bist!", sagte er.
"Haha!", sagte ich und streckte ihm die Zunge raus.
"Was sagt sie denn?", fragte er.
"Das geht dich gar nichts an!", sagte ich.

Sebi lachte.
"Schon gut. Ich wollte ja nur fragen!", sagte er und ließ sich wieder aufs Bett neben mich fallen.
"Wir gehen heute Abend ja tanzen... Sie wollte nur, dass wir davor noch was machen! Ich habe gesagt, wir könnten ja noch etwas reden...", sagte ich und legte mein Handy weg.
"Aha...", sagte mein bester Kumpel und nickte.

Wir deckten zusammen den Küchentisch und etwas später kamen meine Eltern auch nach unten ins Esszimmer.
"Guten Morgen, ihr Beiden!", sagte meine Mutter
"Morgen!", sagten Sebi und ich
"Und, was habt ihr heute noch vor?", fragte sie und Sebi sah gleich zu mir.

Ich wusste nicht, wie ich es meinen Eltern sagen sollte. Natürlich wollte ich es ihnen sagen, aber war jetzt wirklich der richtige Zeitpunkt?
Aber wenn nicht jetzt, wann dann?

"Ich gehe heute Abend wieder zu dieser Tanzparty und wollte mich davor noch mit jemandem treffen!", sagte ich.
Meine Mutter wurde natürlich sofort hellhörig.

"Mit jemandem?", fragte sie.
"Ja. Ihr kennt sie noch nicht... Sie heißt Julianne.", sagte ich.
Meine Mutter zog die Augenbrauen hoch, mein Vater war nicht ganz so schnell von Begriff.

"Du hast nie von ihr erzählt!", stellte meine Mutter fest.
"Ich habe auch nicht gedacht, dass es da etwas zu erzählen gibt!", sagte ich
"Warst du am Montag bei ihr?", fragte sie.

Ich wurde leicht rot.
Richtig. ich hatte ihnen erzählt, ich wäre bei Jamie.
"Wir waren im Kino, ja.", rückte ich mit der Wahrheit raus.

Jetzt schien auch mein Vater zu begreifen.
"Woher kennst du sie denn?", fragte er.
"Von der Party, auf der ich mit Luke war. Sie ist Jamies ehemalige Austauschschülerin!"
"Und du dachtest, du sagst nichts, weil...?", fragte meine Mutter.

"...Weil ich nicht wollte, dass ihr mich ausfragt und ich dachte, du interpretierst dann etwas hinein, was nicht da ist!", sagte ich.
Ironischerweise wäre es aber nicht einmal falsch gewesen, etwas hineinzuinterpretieren!
"Nun gut, dann frag ich jetzt mal ganz unvoreingenommen, was denn da ist, was erzählenswert wäre...", sagte meine Mutter und sah mich fragend an.

"Julianne war erst eine wirklich gute Freundin, aber jetzt sind wir zusammen... Es hat sich irgendwie ganz unerwartet ergeben... Ich hab es noch nicht einmal selber verstanden...", sagte ich.
"Und lernen wir sie auch mal kennen, oder..."
"Regine...!", sagte mein Vater und legte seinen Finger auf ihren Mund.

"Wir freuen uns sehr für dich und darauf sie kennenzulernen, wenn die Zeit gekommen ist!", sagte mein Vater und ich lächelte: "Danke!"
"Seit wann seid ihr denn zusammen?", fragte meine Mutter.

"Freitag... Jamie und ich haben uns die Freiheit genommen, etwas nachzuhelfen!", sagte mein bester Kumpel und legte seine Hand auf meine Schulter.

Meine Eltern mussten leicht lachen.
"Also echt... Deine Freunde sind vielleicht welche!", sagte mein Vater
"Ja. Sie sind unmöglich!", sagte ich.
"Und wann dürfen wir dich zu deiner Freundin bringen?", fragte meine Mutter
"16 Uhr", sagte ich

Ich war froh, dass ich es meinen Eltern erzählt hatte und ich war froh, dass sie nicht viel mehr fragten, auch wenn meine Mutter es immer wieder wollte...
Mein Vater hielt sie jedes Mal auf und Sebi redete gezielt über alle möglichen anderen Sachen. Das wenigstens war er mir ja auch schuldig.

***

Um kurz vor 4 brachte ich das Auto vor Juliannes Haus zum Stehen.
"Dann bis heute Abend!", sagte ich zu meiner Mutter, die ausstieg und zur Fahrertür kam.
"Viel Spaß euch!", sagte sie und zwinkerte mir zu.
Ich verdrehte die Augen und gab ihr die Schlüssel.

Ich winkte ihr nach. Ich wollte sichergehen, dass sie nicht an der Kreuzung wieder hielt, nur um uns zu beobachten, das war ihr nämlich zuzutrauen!
Ich klingelte und Juliannes Mutter öffnete die Tür.

"Jake! Hallo! Ich freue mich ja so!", sagte sie und umarmte mich stürmisch.
Julianne hatte es ihr also auch schon gesagt!
Ich lächelte.

"Julianne... Dein Freund ist da!", rief sie, woraufhin Schritte von oben zu hören waren.
"Sagt Bescheid, wenn ihr soweit seid, aber keine Eile!", sagte sie noch und zwinkerte mir zu, bevor sie in der Küche verschwand.

Julianne kam die Treppe herunter gelaufen und fiel mir um den Hals.
"Hallo!", sagte ich überwältigt und schloss meine Arme feste um sie.
"Hi!", sagte sie lachend und zog mich dann hinter sich die Treppe hoch in ihr Zimmer.

"Meine Mutter war ganz aus dem Häuschen, als ich es ihr erzählt habe! Sie wollte gar nicht mehr aufhören zu sagen, wie toll du bist. Ich glaube sie plant jetzt schon die Hochzeit, jedenfalls hat sie gemeint, du wärst ein guter Schwiegersohn!", erzählte sie und lachte.
"Oje!", sagte ich
"Keine Sorge. Sie ist nur ein wenig übereifrig! Ich hoffe, dass ist jetzt  kein Grund für dich, zu verschwinden!", sagte sie und sah mich an, während sie sich auf ihr Bett setzte.

"Nein, quatsch! Warum sollte mich das vertreiben? Meine Mutter ist mindestens genauso verrückt, wie deine!", sagte ich und setzte mich neben sie.
"Du hast es ihr erzählt?!", fragte Julianne und sah mich etwas ungläubig an.
"Klar!", sagte ich, sah sie an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Hast du das bezweifelt?", fragte ich.
"Ich hätte gedacht, dass du es eher für dich behältst!", sagte sie.

"Naja, das hätte ich auch gedacht, aber ich dachte mir, wenn die Gelegenheit schon einmal da ist... Außerdem kann ich es immer noch nicht registrieren, egal wie oft ich es sage!"
Julianne lächelte, als ich in ihre Augen sah.

"Das kannst du aber ruhig!", sagte sie.

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