Freunde und Paare
"So. Können wir?", fragte Jamie und sah mich von oben herab an.
"Was? Nein. Ich will noch ein bisschen liegen bleiben."
"Komm schon!", sagte sie lachend und versuchte mir die Decke weg zu nehmen.
"Noch 5 Minuten.", sagte ich gequält und hielt die Decke fest.
Jamie ließ los und stürzte sich auf mich, um mich durchzukitzeln.
"Nein....", rief ich außer Atem von meinem Lachen.
Jamie lachte über meine Wehrlosigkeit und kitzelte mich noch mehr.
Plötzlich hörte Jamie auf und setzte sich aufrecht hin.
Ich sah sie fragend an, da ging auch schon die Tür auf und mein Vater sah herein.
Ich hatte sein Rufen und sein Klopfen wohl vollkommen überhört. Peinlich.
"Ah. Du hast Besuch.", stellte er fest. Welch ein Scharfsinn! Aber ich sah genau, wie er grinste.
"Jamie.", sagte Jamie und reichte meinem Vater die Hand.
"Hallo. Ich bin Holger. Deine Mutter meinte, ich sollte dich fragen, ob du schon gegessen hast."
Es wunderte mich, dass meine Mutter nicht ganz begeistert von meinem Besuch erzählt hatte, aber vermutlich war sie zu aufgedreht gewesen, oder sie wollte nicht, dass ich es hörte.
"Ja, aber nur Brot. Was gibt es denn?"
"Pfannkuchen. Wenn du willst, kannst du auch mitessen. Wenn es zu spät wird fahren wir dich auch gerne.", sagte er an Jamie gewand.
"Ich wohne nur ein paar Häuser weiter, also ist das kein Problem. Ich würde gerne mitessen. Ich kann auch gerne beim Kochen helfen."
"Quatsch. Ihr habt sicher noch ANDERE Sachen zu tun. Ich ruf euch dann. Außerdem wäre es in der Dunkelheit wohl doch besser, wenn Jakob dich noch begleitet"
Er schloss hinter sich die Tür, was er sonst nie tat und ich wurde leicht rot. OMG wie peinlich.
Er war zwar nicht so schlimm, wie meine Mutter, aber genauso voreilig, wenn es um Mädchen ging. Und, anscheinend wollte er mich ebenfalls mit Jamie verkuppeln. Eltern!!!
Nun ja. Immerhin war Jamie sehr hübsch und das erste Mädchen, dass bei uns zu Hause war, wenn man die Kindergartenzeit wegließ, aber mein Vater sollte eigentlich wissen, dass ich eher ein Typ für Freundschaften war, als für nun ja... "ANDERE Sachen", wie er so schön gesagt hatte. Vermutlich spielte er damit darauf an, dass ich einmal ein Mädchen massierte, als er mich bei Sebastian abgeholt hatte, was allerdings eher erzwungen war, als freiwillig.
"Soso... ANDERE Sachen... Anscheinend weiß ich doch nicht so viel von dir, wie ich dachte... Was hast du mir verschwiegen?", meinte Jamie ernst.
"Gar nichts, ich schwöre! Ich habe einfach nur extrem nervige Eltern, wenn es um so etwas geht...", sagte ich abwehrend und stand vom Bett auf "Sollen wir jetzt noch weiter machen?"
"Wir haben doch schon relativ spät, vielleicht bleiben wir einfach noch hier chillen rum und reden.", schlug Jamie vor und legte mich auf mein Bett. "Hey!!!", beschwerte ich mich sofort.
"Was denn! Ich bin müde vom Sitzen, Jake. Und mit guten Freunden teilt man doch alles!", provozierte sie
"Ja... Ich teile eine Menge, aber nicht mein Bett!", sagte ich gespielt streng und nahm ihr die Decke weg, in die sie sich gekuschelt hatte "Hey! Das ist nicht fair!", sagte sie
"Du hast mir meine Decke auch weggenommen!", sagte ich zu meiner Verteidigung
"Ja, aber ich darf das!", sagte sie lächelnd.
Sie sah mich an, mit ihren braunen Augen, lächelte und beobachte mich.
"Na schön... Was willst du reden?", fragte ich und setzte mich widerwillig auf meinen Schreibtischstuhl.
"Ich bin ja immer noch neugierig, wegen diesen ANDEREN Sachen.", sagte sie.
Sie ließ echt nicht einfach so ohne weiteres locker. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, dann konnte man es ihr nicht so schnell ausreden.
Wie viel ich doch schon über sie wusste, obwohl wir uns seit gerade einmal 3 Tagen kannten. Krass, dass das erst 3 Tage waren! Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Eine schöne Ewigkeit!
"Erde an Jake!" Ich schreckte hoch. Ich hatte mich mal wieder in meinen Gedanken verloren gehabt... Ups. Das passierte oft bei mir.
"Was?", fragte ich "ANDERE Sachen...", sagte sie und kicherte, als ich sie erst ratlos ansah und dann endlich verstand. "Es war nicht meine Schuld!", sagte ich. "WAS?", fragte sie
"Ach. Meine Güte. Ich war bei meinem Kumpel Sebi und wurde quasi gezwungen, Daniela zu massieren, weil Sebi mich mal wieder verkuppeln wollte. Nun ja, und mein Vater hat das mitbekommen und sich seinen Teil dazu gedacht!", sagte ich ein wenig genervt. Jamie lachte.
"Warum lachst du. Ich finde das überhaupt gar nicht witzig!" "Was ist denn dieser Sebi für ein Freund! Ich glaube, ich muss ihn kennenlernen!" "Sorry, aber vermutlich ist er vergeben."
"Vermutlich?", Jamie lachte nur noch lauter. "Nein im Ernst, ich glaube, dass er mir sympatisch sein würde!", sagte sie weiter "Nein. Er würde genauso nerven, wie meine Eltern...", sagte ich. "Aber du hast doch erzählt, dass du mit ihm gute Gespräche hast und er scheint einen guten Humor zu haben.", hakte sie nach.
Hatte ich das ihr echt erzählt? Warum war ich nur so ein Plappermaul. Naja, eigentlich war ich das nicht, nur bei Sebi und Jamie. Ich sah es schon vor mir, wie ich mich immer mehr in diese ganze Sache hinein ritt und ich hatte scheinbar keinen Einfluss darauf.
"Und jetzt?", fragte ich, als ob ich nicht schon ahnte, was sie sagen würde
"Ruf ihn an! Du skypst doch eh jeden Abend mit ihm... Und wir haben Abend. Genau 18:19 Uhr!"
Ich atmete kräftig aus. Ich gab mich geschlagen. Irgendwie wollte ich ja auch, dass Jamie meinen besten Freund kennenlernte. Irgendwie wollte ich, dass er uns zusammen sah und irgendwie wollte ich auch, dass Jamie nicht enttäuscht wurde. Warum fragt ihr... Keine Ahnung. Ich wollte es. Es lag mir am Herzen und ich hatte keine Zeit, mir mehr Gedanken zu machen.
Ich drehte mich auf dem Schreibtischstuhl um und klappte den PC auf. Jamie stand auf und stellte sich hinter mich, dann sah sie gespannt zu, wie ich Skype öffnete und seine Nummer wählte. "Vielleicht ist er auch gerade nicht da, oder isst gerade, vielleicht..." "Hey Jake!"
Sebis Gesicht tauchte auf dem Monitor auf. "Warum,..." Er stockte und beugte sich tiefer über seinen PC, vermutlich um zu prüfen, ob da gerade wirklich ein echtes, atmendes, lebendiges Mädchen hinter mir stand. Jamie grinste.
"Alter, Jake... Warum nochmal willst du nur Freundschaft mit ihr?", fragte Sebi und zwinkerte. Jamie lachte.
"Weil ich... Naja...Du weißt doch, wie ich darüber denke!", sagte ich etwas stockend.
"Ja. Und du weißt sicherlich, was ich gerade denke!", gab er zurück.
"Freut mich Jamie!", sagte er "Aha. Jake hat dich anscheinend voll informiert...", sagte sie grinsend. "JA, aber er hat nicht erwähnt, dass du so hübsch bist.", sagte Sebi und zwinkerte
"Ist doch unwichtig, wie sie aussieht...", sagte ich "Für mich nicht. Wäre Jessica nicht auf dieser Welt, dann wäre Jamie sicherlich eine meiner nächsten Wahlen!", sagte er
"Sorry! Kein Interesse!", sagte sie. "Im Ernst! Du bist genauso schlimm wie Jake! Ihr wärt ein perfektes Paar!", sagte er. Was sollte er auch anderes sagen... Er war Sebastian!
"Nun ja. Freunde sind entspannt, locker und helfen sich gegenseitig und Paare sind eifersüchtig, anstrengend und einfach viel zu kitschig", sagte Jamie
"OMG! Genau das würde Jake einfach auch sagen, und deshalb bleibe ich dabei, dass ihr ein perfektes Paar seid."
"Oder einfach ein perfektes Team, dass alles meistern kann!", sagte ich zurück
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