Endspurt
Nach dem Abendessen ging ich in mein Zimmer, in dem schon die Kisten mit meinen Klamotten und Schulsachen standen, und klappte den Laptop auf, der schon auf meinem Schreibtisch wartete.
Ich tippte das Passwort ein und rief meinen besten Freund über Skype an.
"Na? Lebst du noch?", fragte Sebastian und ich lächelte sofort.
Es tat gut, seine Stimme zu hören und sein Gesicht zu sehen.
"Ja. Noch!", meinte ich
"So schlimm?", fragte er
"Nein. Eigentlich ist der Ort hier sehr schön und auch unser neues Haus ist akzeptabel. Trotzdem habe ich Angst vor der Schule...", gab ich ehrlich zu.
"Ach Quatsch. Das wird schon... Es wird sicherlich auch dort nette Menschen, wie mich geben.", sagte er lächelnd.
"Ja. Du hast sicherlich Recht!", meinte ich und es entstand eine kurze Pause.
"In zwei Tagen geht die Schule schon los! Ich habe eigentlich keine Lust auf die Kursstufe!", sagte er niedergeschlagen.
"Ich auch nicht! Aber danach können wir endlich unseren eigenen Weg gehen.", sagte ich.
Sebastian und ich redeten noch etwa eineinhalb Stunden und als wir endlich einen Schluss gefunden hatten klappte ich den Laptop zu und ging an das Fenster, das neben meinem Schreibtisch war.
Es war noch hell draußen, aber langsam kam die erste Dämmerung. Es würde dauern, sich an diese Aussicht zu gewöhnen, aber es war auf jeden Fall eine schöne Aussicht.
Der kleine Garten, der an unser neues Haus grenzte war sehr bunt von den Blumen, die überall zwischen den Grashalmen wuchsen und ein paar kleine Bäumchen schmückten ihn ebenso.
Es war schon September und schon bald würden sich die Blätter färben und den Herbst ankünden und danach würde der Schnee kommen.
Der Schnee...
Ich liebte den Winter.
Ich hatte nichts gegen die Kälte oder den Schnee, im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen, denn es lag so viel Schönheit im Winter...
Das restliche Wochenenden verbrachte ich damit, meine Klamotten, Bücher und Schulsachen auszupacken und zu verstauen und jeden Abend skipte ich mit Sebastian, der mir Mut für die Schule zusprach.
Die Angst konnte er mir damit nicht nehmen, aber er beruhigte mich ein wenig und ich war nicht mehr all zu hoffnungslos.
***
Am Montag wachte ich schon um 5:45 Uhr auf, obwohl mein Wecker noch nicht geklingelt, und ich noch alle Zeit der Welt hatte, um mich für die Schule fertig zu machen.
Da ich allerdings sowieso nicht mehr schlafen konnte, beschloss ich aufzustehen und mich noch zu Duschen.
Ich nahm also eines meiner Handtücher aus dem Schrank und lief aus meinem Zimmer ins Bad, das direkt gegenüber lag.
Das kalte Wasser machte meine Gedanken klarer und ich entspannte mich ein wenig.
Nach meiner erfrischenden Dusche zog ich mir eine kurze Hose und ein T-shirt an, denn es würde heute sehr warm werden, wie der Wetterbericht und die Sonne die durchs Fenster schien verhießen.
Mein Vater und meine Mutter waren schon wach und bereiteten das Frühstück vor. Als ich die Treppe herunterkam lächelten sie mir entgegen und wünschten mir einen guten Morgen.
"Hast du denn gut geschlafen? Du warst schon ziemlich früh wach.", sagte mein Vater
"Ja. Es geht... Ich bin ein wenig aufgeregt..."
Meine Mutter sah mich beruhigend an: "Das brauchst du nicht! Es wird schon gut gehen!"
Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ein Brötchen
"Hoffentlich", meinte ich, schnitt es auf und sah meine Mutter an.
"Bist du denn garnicht aufgeregt?", fragte ich meine Mutter. Sie hatte sich bei der Musikschule in Schramberg beworben und hatte heute ihr Vorstellungsgespräch, für das sie extra ihre schicke Bluse angezogen hatte.
"Naja... Ich mache mir einfach keinen Stress und lasse es auf mich zukommen!", meinte sie und ich nickte anerkennend.
Ich war normalerweise auch jemand, der alles auf sich zukommen ließ, doch dieses Mal war ich einfach zu aufgeregt.
"Ich muss dann mal los!", sagte mein Vater mit einem Blick auf die Uhr, die schon halb sieben zeigte.
"Schönen Arbeitstag, Schatz!", sagte meine Mutter und gab ihm einen Kuss, ich winkte meinem Vater nur kurz zu.
Ich räumte meinen Teller in die Spühlmaschiene, putzte mir im Bad noch die Zähne und holte dann noch die Schultasche aus meinem Zimmer, um loslaufen zu können.
"Viel Spaß! Mach dir nicht all zu viel Stress!", rief meine Mutter mir noch hinterher, dann schloss ich auch schon die Türe hinter mir.
Es war ein sonniger Montagmorgen und ich genoss die Sonne auf meiner Haut, während ich unsere Straße entlanglief, um zur Bushaltestelle zu gelangen.
"Jake!" Ich drehte mich um und sah, wie Jamie die letzten Meter von ihrem Haus aus zu mir sprintete.
Ihre braunroten Haare wehten ihr um das Gesicht beim Rennen und ihre Schultasche rutschte ihr fast vom der Schulter, was mich zum grinsen brachte.
"Hey.", sagte sie ein wenig außer Atem und lief dann neben mir her zur Haltestelle.
"Und? Bist du aufgeregt?", fragte sie
"Oh ja!", sagte ich und nickte heftig. Jamie lachte leicht.
"Du musst dir keine Sorgen machen, die meisten Leute sind ganz nett, auch wenn es erst nicht so scheint!", sagte sie und ich nickte
"Vermutlich hast du recht. Sie werden mich schon nicht beißen!"
Wir standen nun an der Haltestelle und ich sah sie fragend an
"Bist du garnicht aufgeregt?"
"Naja. Etwas. Aber ich kenne eigentlich die meisten Leute schon vom Sehen, also ist es nicht ganz so schlimm!"
Der Bus kam nun angefahren und wir stiegen nach ein paar anderen Leuten ein.
Nun war es gleich so weit...
Ich würde mein neues Leben anfangen. Mein Leben in der Kursstufe.
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