Die neue Schule
Die Busfahrt dauerte etwa 11 Minuten und ich verbrachte diese Minuten damit, aus dem Fenster zu sehen und die Fragen zu beantworten, die Jamie, die neben mir saß, mir stellte.
Sie schien sehr neugierig zu sein, aber ihre Fragen waren aufrichtig, ehrlich und keine Spur nervig, wie bei so vielen andern, die mich ständig mit Fragen volldröhnten.
Als der Bus am Krankenhaus hielt, stiegen alle Schüler aus, genau wie Jamie und ich.
Nach dem kleinen Fußmarsch, den wir noch machen mussten, standen wir auch schon vor dem großen, blauen, verglasten Schulgebäude.
Im Gegensatz zur THS in Homberg, die eher wie ein Schloss, als wie eine Schule aussah, sah diese Schule echt sehr modern und schön aus. Außerdem war ihr Schulhof größer und sie lag nicht direkt an der Straße, sondern etwas abseits.
"Sieht schön aus!", sagte ich eher zu mir, als zu jemand anderen, doch Jamie fühlte sich sofort angesprochen. Sie redete gerne, wie ich schon gemerkt hatte.
"Ja. Es ist auch ganz schön!", meinte sie begeistert und lief schneller auf den Eingang zu.
Sie schien es kaum noch erwarten zu können, endlich wieder in die Schule zu gehen und ihre Freunde zu treffen, doch meine Aufregung stieg und ich folgte ihr eher zögerlich.
Eine Vielzahl von Schülern stand vor dem Gebäude auf dem Schulplatz und unterhielt sich dort, doch Jamie lief geradewegs durch die große Eingangstür und lief dann die Treppen hoch, in die erste Etage.
"Wo musst du hin? Weißt du das?", fragte sie, blieb oben an der Treppe stehen und sah mich an. Ich holte den Zettel aus der Tasche, den meine Mutter mir gegeben hatte, als wir hierher gefahren waren und schaute darauf.
"Hier steht etwas von Raum 072", sagte ich und sie lächelte "Dann kannst du mit mir kommen. Wir bekommen erst unsere Stundenpläne, dann werden wir in die Tutorengruppen eingeteilt." Jamie lief den langen Gang entlang und ich folgte ihr bis sie vor einem Klassenraum stehenblieb, an dem noch ein paar andere Schüler standen.
"Hallo.", begrüßte jemand uns mit einem Kopfnicken und Jamie gab die Geste zurück.
"Wann fängt denn euer Unterricht an?", fragte ich mit einem Blick auf die große Wanduhr, die schon 7:29 Uhr zeigte "Normalerweise hätten wir schon um 20 nach 7 Unterricht, aber am ersten Tag nach den Ferien fällt die erste Stunde immer aus, also haben wir erst um 8:05 Uhr Schule.", meinte Jamie.
Ihre Stimme klang plötzlich total desinteressiert und keine Spur von ihrer Fröhlichkeit war mehr übrig.
Ich sah sie prüfend an.
Vielleicht hatte sie doch einige Bedenken über die letzten beiden Jahre?!
"Was hast du eigentlich für Fächer gewählt?", fragte ich, um sie abzulenken und sie lächelte wieder leicht.
"Mathe, Deutsch, Spanisch, Musik und Physik.", sagte sie
"Cool. Ich habe auch Spanisch!", sagte ich begeistert
"Und was noch?", fragte sie nach
"Englisch und Kunst"
"Das verwundert mich nicht!", sagte sie und lachte.
"Soll ich euch aufschließen?", fragte ein etwa 37 jähriger Mann, der hinter uns aufgetaucht war.
"Gerne!", sagte ich.
Die anderen Schüler drängten sich rein und lachten laut über irgendeinen Witz.
Jamie hingegen lief mit einer ernsten Miene in das Zimmer.
"Hey Jamie!", rief da eines der Mädchen, das sich auf den Tisch gesetzt hatte
"Ja?", fragte sie ernst zurück
"Wen hast du denn da mitgebracht? Deinen Freund?", fragte sie und eine ihrer Freundinnen lachte hämisch
"Nicht jeder nimmt sich gleich den nächstbesten!", sagte Jamie und drehte sich nun etwas wütend zu mir.
"Ich kann Luna echt nicht ausstehen!", sagte sie leise vor sich hin
"Das kann vermutlich keiner, außer ihren beiden Freundinnen und dem unterbelichteten Typ da."
Ich wies mit den Kopf zu Luna und ihrem Gefolge und Jamie musste lachen.
"Naja. Eigentlich ist sie echt beliebt.", meinte sie wieder ernst
"Achso. Na dann sind wohl alle ein wenig unterbelichtet!"
Jamie kniff die Lippen aufeinander, um nicht laut loszulachen.
"Also?! Wie sieht es aus! Zeigst du mir die Schule, oder möchtest du dich diesem Niveau anpassen?", fragte ich
Jamie musterte mich lächelnd und zog mich dann mit sich aus dem Klassenraum.
Luna pfiff durch die Zähne und eine ihrer Freundinnen rief etwas, doch es war mit egal. Die konnten denken, was sie wollten!
Das Schulgebäude hatte drei Etagen, das Erdgeschoss nicht mitgerechnet und Jamie zeigte mir das Lehrerzimmer, die Bibliothek und alles, was sonst noch von Bedeutung war.
Mit einem Funkeln in den Augen zeigte sie mir dann schließlich ihren Lieblingsraum.
Der Musiksaal.
"Wow. Der Flügel ist echt schön."
Ich ließ meine Finger über die Tasten gleiten und Jamie beobachtete mich dabei.
"Verstehst du etwas von Musik?", fragte sie und ich nickte als Antwort.
"Meine Mutter hat mir Gitarre und Geige beigebracht und das Klavierspielen habe ich mir bei ihr abgeschaut. Was spielst du für ein Instrument?"
"Cello", sagte sie.
Sie sagte es mit einem wunderschönen Klang und ich musste lächeln.
"Aber ich möchte unbedingt Klavier lernen!", sagte sie ein wenig verträumt und ließ ihren Blick umherstreifen.
"Wir sollten wohl mal wieder runter gehen!", sagte sie nun, als ihr Blick auf die Uhr fiel und ich nahm meine Hand vom Flügel.
"Ja. Auf geht's in den Kampf."
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