K A P I T E L 9

Zoey

Freudig starre ich auf die Uhr, die mir verrät, dass in nicht einmal einer Minute die Schule endet. Dann ist endlich Wochenende und danach sind es noch vier Tage Schule, bevor die Weihnachtsferien beginnen.

Dieses Jahr wird das Weihnachtsfest für mich sicherlich planlos und einsam sein. Wahrscheinlich werde ich einen Serien- oder Filmemarathon starten und nebenbei meine Tiefkühlpizza essen. Perfektes Weihnachten. Aber ich soll nicht so jammern. Immerhin feiere ich nur dieses Jahr alleine Weihnachten und manche Menschen müssen jedes Jahr das Fest der Liebe alleine verbringen.

Die Schulklingel erlöst mich. Langsam rappele ich mich auf und mache anschließend noch einen Abstecher zu meinem Schließfach, in dem ich unnötige Bücher verstaue. Danach laufe ich zügig aus dem Schulgebäude heraus und bin froh, endlich draußen zu sein. Dies bereue ich jedoch sofort und ziehe meine Jacke noch näher an mich heran. Es ist scheißkalt. Meine Haare werden schnell feucht, da der Schnee leise herunternieselt.

„Prinzessin!", ruft eine bekannte Stimme. Sofort flattern die Schmetterlinge in meinem Bauch nur so herum und ein Lächeln entsteht auf meinem Gesicht. Auf dem Absatz drehe ich mich um und bemerke Logan und Valérie. Neben den beiden ist der Bruder meiner neuen Freundin zu erkennen. Ich marschiere zu ihnen hin und sofort legt Logan seine Arme um meine Taille und zieht mich zu sich heran. Er lehnt sich zu mir runter und gibt mir einen Kuss. Seufzend erwidere ich diesen.

„Genug herumgeknutscht! Lass meine einzige Freundin gefälligst noch am Leben!", quengelt Valérie. Ich löse mich von Logan und will meine Freundin umarmen, doch zwei starke Arme halten mich davon ab. Logan grinst Valérie frech an.

„Ich habe sie aber zuerst getroffen und außerdem ist sie meine Freundin!"

Valérie stöhnt frustriert aus und führt ihre Hände zum Gesicht, um sich darin zu verstecken. „Logan! Da war ich sechs. Ein Kind!", mault sie und ich verstehe nur Bahnhof. Fragend schaue ich Logan an, der wiederum lauthals loslacht.

„Logan, hör auf, mich auszulachen!", schimpft sie und sieht genervt aus. Ich blicke immer noch ratlos zwischen den beiden hin und her und warte darauf, dass mich einer der beiden endlich aufklärt.

„Leute, könnt ihr mir mal erzählen was los ist?", hake ich nach. „Logan?"

„Später", meint er nur und lächelt mich an. „Du bist ziemlich neugierig", stellt er grinsend fest und küsste meine Stirn.

____________

Logan hat Felicio und Valérie noch nach Hause gebracht, ehe wir zurück zum Stützpunkt gefahren sind. Trotz anfänglicher Verweigerung hat er sich überreden lassen, Waffeln mit mir zu backen.

Und jetzt warte ich auf ihn, da er noch eine Trainingseinheit hat. Pünktlichkeit ist nicht so seine Stärke, doch es ist ihm verziehen, als das schrille Geräusch der Klingel ertönt. Ich tapse zur Haustür und öffne diese. Logan steht vor mir.

„Sorry, das Training hat länger gedauert, als ursprünglich geplant", entschuldigt er sich. Ich mache Platz, damit er an mir vorbeigehen kann.

„Leg deine Sachen einfach auf die Kommode", teile ich ihm mit, als ich die Tür hinter mir schließe. Ich husche an ihm vorbei, um in die Küche zu gelangen. Doch da habe ich die Rechnung nicht mit Logan gemacht. Dieser packt mich nämlich an meiner Taille und zieht mich an sich. „Keine Begrüßung?", fragt er mich grinsend.

„Hey", provoziere ich ihn und lächele ihn unschuldig an. Logan schüttelt lachend den Kopf und beugt sich zu mir herunter.

„Ich habe die vermisst", haucht er mir gegen meine Lippen, ehe er mich küsst. Die Funken sprühen nur so zwischen uns. Schwer atmend lösen wir uns voneinander und schüchtern blicke ich in das makellose Gesicht meines Freundes. Wieder einmal geht mir die Frage durch den Kopf; warum ich? Er könnte jede haben. Er hat einen unglaublichen Körper, ein perfektes Gesicht, schlussendlich sieht Logan einfach nur heiß aus und hat dazu noch einen wundervollen Charakter. Und dann verliebt er sich in mich? In ein unsichtbares Mauerblümchen.

„Woran denkst du, Baby?", reißt mich Logan aus meinen Gedanken.

„Nichts Wichtiges", schwindele ich und bevor Logan noch etwas erwidern kann, ziehe ich ihn mit in die Küche.

„Also bist du bereit?", frage ich grinsend.

„Bitte, Prinzessin. Lass mich nur zuschauen", fleht er, doch ich kenne keine Gnade.

„Jetzt habe ich ein Stück meiner Männlichkeit verloren", meint er theatralisch und bindet sich die Schürze um. Dabei seufzt er dramatisch. Ich grinse nur und ziehe mir ebenfalls die weiße Schürze um.

„Für mich bist du noch Mann genug", meine ich kess und lächele, führe sein Theaterspiel fort.

„Will ich hoffen, Prinzessin!", zwinkert er mir zu. „Ich bin ein miserabler Koch, wirst du schon sehen! Es gibt kein Schmerzensgeld von mir."

___________

„Logan, was hast du gemacht?", frage ich ihn und kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Ich wollte nur schnell Zucker von Marta stibitzen und habe Logan genaue Anweisungen gegeben.

„Nichts!", meint er und sieht sich verzweifelt um. Fast die ganze Küche ist voller Mehl, inklusive meines Freunds! Durch das Lachen kullern mir schon ein paar Tränen die Wangen runter. Mein Lachen verstummt aber schlagartig, als ich etwas Glitschiges auf meinen Haaren spüre. Oh nein. Das hat er jetzt nicht ernsthaft gemacht? Langsam fasse ich mir mit meiner Hand an meine blonden Haare und spüre eine klebrige Flüssigkeit.

„Logan! Du ... du Affenarsch!", zische ich ihn an, während er lacht. Meine Beine bewegen sich automatisch auf Logan zu. Als ich bei ihm ankomme, grinst er mich nichtsahnend an. Zuckersüß lächele ich zurück und schmiere blitzschnell meinen Kopf an seiner Brust ab.

„Ey!", meckert er und funkelt mich gespielt böse an. Rache ist klebrig.

„Was zum Teufel ist hier denn passiert?", ruft eine entsetzte Stimme und ich habe schon so eine Ahnung, wer es ist.

„Dad ... also das ...", stammele ich und stehe mittlerweile mit dem Rücken zu Logan gewandt.

„Sir, das war nicht Zoeys schuld. Ich habe angefangen", meldete sich Logan zu Wort.

„Nein!", kommt es aus meinem Mund. Mein Vater blickt zwischen mir und Logan hin und her und runzelt seine Stirn. Ich nehme wahr, wie Dad sich entspannt und nahezu tonlos seufzt.

„Egal, wer es war, räumt die Sauerei auf", sagt er schließlich und marschiert aus der Küche.

„Ich schätze mal, dein Dad hat nun voll und ganz unsere Beziehung akzeptiert", meint Logan und lächelt mich an. Anscheinend. Ich lächele zurück und gebe ihm einen schnellen Kuss, bevor ich ihm Mehl ins Gesicht schmiere. Entsetzt blickt er mich an und schüttelt dann seinen Kopf, ehe er mich in einen langen und intensiven Kuss zieht.

„Logan?", mache ihn auf mich aufmerksam, während ich mit seinen Fingern spiele. Meine Hände passen perfekt in seine. Nachdem wir die Sauerei beseitigt haben, haben wir uns mit unseren Waffeln in mein Zimmer verzogen und liegen jetzt zusammen gekuschelt in meinem Bett.

„Hm?"

„Wann wirst du nach Somalia stationiert?", frage ich zögernd und merke, wie sich Tränen in meinen Augen bilden.

„Am 24. 12 werde ich nach Somalia fliegen", antwortet er mir bedrückt und sein Griff um meine Taille wird fester.

„Zoey, du musst wissen, dass ich all die Jahre lang darauf hintrainiert habe. Ich wollte schon immer Menschen helfen, denen es nicht gut geht. Ich hatte auch eine schwere Kindheit, zwar nicht so schlimm wie die meisten Kinder in den Entwicklungsländern, aber ich will helfen. Helfen, dass sie irgendwann ein unbeschwertes Leben führen können. Ich dachte immer, wenn ich ins Ausland stationiert werde, wird ist es nicht schlimm, meine Heimat zu verlassen, weil ich nur Austin habe. Doch als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, ich weiß es klingt jetzt kitschig, spüre ich, dass ich dir vertrauen kann. Dass du mich vielleicht so lieben wirst, wie ich es schon im ersten Augenblick getan habe. Und jetzt fällt es mir unheimlich schwer, nach Somalia zu fliegen. Aber egal was passieren wird, vergiss bitte nicht, dass du die wichtigste Person in meinem Leben bist. Ich liebe dich, Zoey", meint er und mein Bauch kribbelt so stark wie noch nie. Vorsichtig, als ob ich aus Glas bin, küsst er mich. Ich erwidere seinen Kuss und stecke all meine Gefühle mit rein. Ich fühle mich wohl, geliebt und vor allem glücklich. Jedes Mal, wenn er mich anschaut, glitzern seine meeresblauen Augen auf und immer wieder sieht er mich so an, als sei ich das hübscheste Mädchen auf diesem Planeten.

Logan

Der Kuss wird immer intensiver und leidenschaftlicher. Zoey macht mich einfach nur wahnsinnig mit ihrer Ausstrahlung. Sie weiß gar nicht, wie wunderschön sie eigentlich ist. Sie ist so perfekt. Perfekt für mich. Vorsichtig fahre ich unter ihren Pullover und streichele ihre Seiten. Sofort spüre ich, wie sie Gänsehaut bekommt. Ich grinse in unseren Kuss hinein und knabbere kurz auf ihrer Unterlippe, wodurch ihr ein Seufzer entweicht. Ich löse meine Lippen von ihren und lege sie auf ihren Hals, um dort leichte Küsse zu verteilen. Zoey zieht mich wieder zu sich rauf und ihre Augen funkeln mich an, was mich zum Lächeln bringt. Sie legt ihre Arme um meinen Nacken und führt mich zu ihr. Sofort spüre ich wieder ihre weichen Lippen auf meinen.

Ich fahre mit meiner Hand wieder unter ihren Pullover und will Zoey diesen ausziehen. Doch davor löse ich mich und schaue sie fragend an. Ein kleines Nicken gibt sie mir als Antwort. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und schon hat Zoey nur noch Unterwäsche und eine Hose an. Beschämt möchte sie ihren Oberkörper mit ihren Händen verdecken.

„Du siehst wunderschön aus", hauche ich ihr zu und genieße ihre Lippen auf meinen. Unsere Küsse werden immer leidenschaftlicher, dennoch sind sie voller Gefühle. Zoey wandert zögernd unter mein Shirt, was mich stöhnen lässt. Was stellt sie nur mit mir an? Schweratmend lösen wir uns voneinander, aber auch nur damit ich mein Shirt ausziehe.

Zoey

Ich kann Logans Oberkörper nur kurz bestaunen, ehe seine Lippen wieder auf meinen landen. Gierig erwidere ich den Kuss. Ich bin mir nicht sicher, woher ich plötzlich diesen Mut und das Selbstbewusstsein herbekomme. Ich fahre mit meiner Hand weiter runter zu seinem Hosenbund und will diese öffnen, als ich ein lautes Rufen wahrnehme. Logan hat es anscheinend nicht gehört oder will es einfach nicht hören, denn er küsst mich weiter, ohne den Anschein zu machen aufzuhören.

Als ich jedoch meine Namen höre, löse ich mich ruckartig und Logan schenke mir nur einen verwirrten und besorgten Blick.

„Zoey, es tut mir leid. Ich dachte, du wolltest es auch. Oh Gott! Ich wollte dich nicht bedrängen", rasselt er plötzlich schuldbewusst runter. Verwirrt schaue ich ihn an, bevor ich aber was erwidere, wird erneut mein Name gerufen. Diesmal hat es Logan auch mitbekommen. Er legt sich nun neben mich und erst jetzt bemerke ich die Wölbung in seiner Hose. Mit hochrotem Kopf stehe ich auf und schlüpfe eilig in meinen Pullover. Danach richte ich noch schnell meine Haare, bevor ich aus meinem Zimmer gehe.

„Bleib hier. Wenn dich mein Dad so sieht, flippt der aus", teile ich Logan mit, welcher mich nur verschmitzt angrinst und nickt. Seufzend verlasse ich schließlich mein Zimmer. Bei meinem Dad angekommen, setze ich mich neben ihn auf unser Sofa und schaue ihn fragend an.

„Schatz, ich werde am Sonntag losfliegen", erzählt er mir und seine Wörter hallen durch das Zimmer. Ich schlucke schwer und konzentriere mich darauf, weiter zuzuhören.

„Und ich möchte nicht, dass du alleine bleibst. Deswegen habe ich Missy gefragt, ob du nicht bei ihr und ihrer Tochter wohnen kannst und ..."

„Dad! Nein, ich will nicht mit Scarlett zusammenleben. Wir hassen uns! Sie hasst mich und ich hasse sie", rufe aufgebracht und fuchtele mit meinen Händen herum. Das würde niemals gut enden. Nachher muss ich noch in Therapie, weil meine Nerven dermaßen strapaziert sind. Nein, danke!

„Zoey, bitte reiß dich einfach ein wenig zusammen! Du bist schließlich kein kleines Kind mehr", fordert er mich auf und sein Blick macht deutlich, dass ich nichts gegen seine Entscheidung machen kann. Ich bin sowas von geliefert.

„Solange Logan noch hier ist, kannst du von mir aus hierbleiben, aber wenn er nach Somalia fliegt, gehst du zu Missy", meint er noch. Verständnislos schüttele ich meinen Kopf und stehe mit einer schnellen Bewegung von der Couch auf . Warum muss mich mein Dad ausgerechnet zu Scarletts Mutter schicken?

Genervt schlage ich meine Zimmertür zu und werfe mich auf mein Bett. Logan mustert mich fragend und nähert sich mir schließlich. „Was ist los Prinzessin?", fragt er leise.

„Scarlett. Ich muss bei ihr wohnen, solange Dad im Ausland ist. Ich verstehe ihn einfach nicht. Er weiß ganz genau Bescheid, wie sehr Scarlett und ich uns hassen, und dann muss er ausgerechnet Missy fragen?! Logan, ich werde das nicht aushalten", jammere ich wütend.

„Das wird schon nicht so schlimm werden", versucht er, mich zu beruhigen, und streicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht fort.

„Scarlett wird jede Gelegenheit nutzen, um mich fertig zu machen!", sage ich aufgebracht. Wieso versteht das niemand? Scarlett ist der Teufel höchstpersönlich.

„Du wirst das schon schaffen", muntert er mich auf und gibt mir einen Kuss auf meine Stirn. Hoffe ich.

___________

„Warum fragst du deinen Dad nicht, ob du bei mir wohnen kannst? Meine Eltern hätten sicherlich nichts dagegen", bietet Lukas mir an, als wir durch das Einkaufscenter schlendern.

„Lukas, er wird seine Entscheidung nicht ändern. Du kennst doch meinen Dad", seufze ich und rühre mit dem Strohhalm in meiner heißen Schokolade.

„Hm. Wenn was ist, ruf mich einfach an", meint er. Ich nicke nur und beobachte weiter die Menschen, die uns entgegenlaufen. Viele von ihnen sind wahrscheinlich noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken.

„Hey, ihr beiden!", ruft uns eine sanfte Stimme zu. Lukas und ich drehen uns gleichzeitig um und erblicken eine grinsende Valérie, die schnurstracks auf uns zu marschiert. Dicht neben ihr Felicio. Er sieht ziemlich genervt aus. Ich schiele zu Lukas rüber und stelle fest, dass er nervös mit seinen Beinen wippt. Lukas hat es ja so richtig erwischt!

„Hey!", erwidere ich und umarme Valérie kurz. Dann wendet sie sich zu Lukas und beide wissen nicht so wirklich, was sie machen sollen. Schmunzelnd beobachte ich die Situation. Schlussendlich bin ich dann doch nett und unterbreche deren unangenehme Lage.

„Oh Mist! Ich muss los. Mein Dad will heute mit mir noch essen gehen", melde ich mich zu Wort. Okay, vielleicht doch nicht so nett...

„Also bye!", verabschiede ich mich von ihnen und bekomme von Lukas einen finsteren Blick zugeworfen. Ich blicke ihm noch einmal mit dem Sorry-aber- das-schaffst-du-schon Blick an und verschwinde dann auch schon in der Menschenmenge.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: