K A P I T E L 18
Nervenaufreibend. So könnte man die letzte Woche vor unseren Abschlussprüfungen beschreiben. Die restliche Woche ist für alle Schüler meiner Jahrgangsstufe anstrengend gewesen. Die Lehrer versuchen, uns noch in den letzten Unterrichtsstunden einiges zu erklären oder zu wiederholen. Trotz des enormen Stresses, laufen die PROM-Vorbereitungen auf Hochtouren. Jeder scheint aufgeregt zu sein, auch wenn manche sich nur freuen, die Schule endlich abschließen zu können. Aber wer nimmt es ihnen schon übel?
„Hey!", begrüße ich Lukas, der grinsend vor meiner Haustür steht.
„Hey, Zoey", grinst er und umarmt mich kurz, bevor er mich zur Seite schiebt und in die Küche spaziert. Lachend schließe ich die Tür hinter mir und folge meinem besten Freund. Wie zu erwarten, finde ich ihn bei unserer Vorratskammer. Samt Chipstüten, Schokoladenriegel, Gummibärchen und Popcorn dreht er sich um und zwinkert mir zu, bevor er ins Wohnzimmer marschiert. Mit Gläsern, einer Wasser- und Colaflasche betrete ich ebenfalls das Wohnzimmer und lasse mich neben Lukas auf dem Sofa nieder.
„Erst lernen wir, dann gehen wir unserem Hobby Netflix and Chill nach!", bestimme ich und hieve mich hoch, um meine Schulsachen zu holen. Schmollend sieht mir Lukas hinterher.
„Ich will aber nicht!", quengelt Lukas, wie ein Kleinkind und schiebt seine Unterlippe nach vorne.
„Ich will aber, dass mein bester Freund die Abschlussprüfungen besteht!", argumentiere ich bestimmend.
„Ich schaffe das schon!", ruft er mir entrüstet zu.
Prüfend blicke ich ihn an. „Na schön! Aber du bekommst nichts von den Süßigkeiten ab."
Er knickt beleidigt ein und lehnt sich zurück. „Fang an", fordert er mich grimmig auf. Kichernd nicke ich und schlage mein Buch auf. Genervt stöhnt Lukas aus und stopft sich immer wieder etwas von den Süßigkeiten in den Mund, während ich ihn abfrage oder ihm was erkläre.
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Nach eineinhalb Stunden fängt Lukas an, mich mit Chips abzuwerfen und beleidigt Kommentare von sich zu geben.
„Ist gut, wir hören ja schon auf!", meine ich ergeben und lege meine Bücher beiseite.
„Wir schieben zuerst 'ne Pizza in den Ofen und dann gucken wir Star Wars", bestimmt er grinsend und seine blauen Augen strahlen dabei. Ich werfe ihm einen genervten Blick zu. „Nie im Leben", meine ich. „Alles, nur kein Star Wars"
„Ach komm, ich musste deinetwegen Sachen lernen, die ich nie wieder in meinen Leben brauchen werde!", behauptet er.
„Was kann ich denn dafür, dass wir das können müssen?", rechtfertige ich mich.
„Keine Ahnung! Du hast mich aber gezwungen, den Stoff zu lernen", antwortet er schulterzuckend.
„Hast du nochmal was von Logan gehört", wechselt er das Thema vorsichtig und sieht mich neugierig an. Leicht schüttele ich meinen Kopf.
„Nicht weinen, Kleines", tröstet er mitfühlend.
„Tue ich doch gar nicht", protestiere ich.
„Doch"
„Nein"
„Zoey!", ermahnt mich Lukas.
„Na gut. Ich vermisse ihn so sehr, Lukas", schluchze ich. Lukas zieht mich in seine Arme und streicht mir beruhigend über meinen Rücken. Ich vermisse Logan wirklich unglaublich. Die letzten Wochen habe ich es nur, so gut es eben ging, verdrängt. Seine raue Stimme, sein atemberaubendes Lächeln, sein Geruch, sein herzhaftes Lachen, seinen Beschützerinstinkt, seine Umarmung. All das habe ich so sehr vermisst.
„Bald ist er ja wieder da", murmelt Lukas. Ich löse mich von ihm und lächele ihn leicht an. Er hat ja recht, bald ist Logan wieder da.
„Du siehst scheiße aus, Kleines."
„Danke."
„Hör auf zu weinen, dann sieht meine beste Freundin auch wieder wunderschön aus", zwinkert er mir zu.
„Lass uns jetzt die Pizzen in den Ofen schieben", ruft er und springt von dem Sofa auf.
„Du hast die Süßigkeiten fast alle alleine gegessen. Warum hast du bitteschön noch Hunger?", frage ich entsetzt, schmunzele aber.
„Das", beginnt er, hebt sein T-Shirt hoch und zeigt auf sein leicht erkennbares Six-Pack. „Kommt nicht von alleine, Kleines", meint Lukas grinsend. Ich verdrehe nur meine Augen und stehe letztendlich doch auf. Bevor ich in die Küche gehe, hält mich Lukas am Arm fest und zieht mich sanft in eine Umarmung.
„Sei nicht mehr so traurig", murmelt er in meinen Schopf. Lukas wischt mir meine Wange trocken und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er in die Küche rennt. Lachend folge ich ihm. Ich habe einfach den besten Freund.
Er ist einfach immer für mich da und dafür bin ich ihm so unfassbar dankbar.
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„Hast du schon eine Zusage bekommen?", fragt mich Lukas, während er ein Stück Pizza in der Hand hält. Ich schüttele meinen Kopf.
„Nein, bis jetzt habe ich weder eine Zu- noch Absage bekommen", erkläre ich ihm schulterzuckend.
„Hör auf, so zu tun, als würde es dir nichts ausmachen. Dafür kenne ich dich zu gut, Kleines", wirft er mir vor und mustert mich misstrauisch. „Harvard wird sich schon melden. Mit einer Zusage."
„Werden wir ja dann sehen", meine ich und beiße ein weiteres Stück von meiner Thunfischpizza ab. „Aber lass uns jetzt endlich den Filmmarathon starten!", grinse ich und springe vom Sofa auf. „STAR WARS", kreischt Lukas augenblicklich. Lachend schüttele ich meinen Kopf und öffne die DVD von Titanic. Ich grinse Lukas schelmisch an.
„Zoey Rose McCartney! Lassen Sie sofort die DVD fallen", zischt er und stellt schnell seinen Teller mit der Pizza ab, bevor er aufsteht und auf mich zu kommt. Meine Hände bewegen sich langsam weiter zum DVD-Player.
„Zoey!", meckert mein bester Freund. Grinsend lege ich die DVD ein und renne sofort los, mit der Fernbedienung in der Hand, versteht sich ja von selbst. Lachend laufe ich in die Küche hinter die Kochinsel.
„Kleines, gib mir die Fernbedienung!"
„Niemals!", lache ich. Augenblicklich rennt Lukas auf mich zu und packt mich an meine Hüfte, um mich über seine Schulter zu werfen. Halb kreischend, halb lachend hampele ich mit meinen Händen und Füßen herum. „Lass mich runter!", lache ich.
„Niemals", äfft er mich nach.
„Ich frag einfach nicht nach, was das hier soll. Richtig?", ertönt eine tiefe Stimme hinter uns.
„Richtig, Mr. McCartney", antwortet Lukas.
„Dad! Hilf mir!", versuche ich, halbwegs überzeugend rüberzubringen, doch mein Lachen am Ende zerstört meine Glaubwürdigkeit
„Na komm Buddy, gehen wir ein wenig spazieren und lassen die Irren irre sein", murmelt mein Dad und kurz darauf fällt die Tür ins Schloss.
„So Kleines, gib mir die Fernbedienung und ich lasse dich herunter", mein Lukas diplomatisch, doch ich denke gar nicht dran.
„Nö", trällere ich.
„Du bist ein kleines Biest."
„Ich habe dich auch lieb."
„Zoey!"
„Das ist mein Name."
Genervt stöhnt Lukas aus. Nach weiteren Minuten, in denen ich öfter versucht habe, mich aus Lukas Griff zu befreien, wird mir leicht schummrig. Das liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ich schon eine gewisse Zeit kopfüber hänge und mir das Blut langsam aber sicher ins Gehirn fließt. „Lukas lass mich bitte runter", murmele ich.
„Nö!", singt er schadenfroh. „Ich glaube, mir ist schlecht", gebe ich zu und sofort lässt mich Lukas sanft auf den Boden gleiten und mustert mein Gesicht aufmerksam.
„Ach Quatsch, du siehst immer so scheiße aus", meint er letztendlich und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Grimmig schaue ich meinen besten Freund an und gebe ihm einen Schlag auf die Schulter. Dieser lacht nur, schnappt sich die Fernbedienung und sputet in das Wohnzimmer.
„Na los, Zoey! Darth Vader lässt nicht gerne auf sich warten", ruft er mir laut zu. Widerwillig trotte ich zu Lukas und setze mich neben ihn und während ich gelangweilt darauf warte, dass der Film endet, kleben Lukas Augen auf dem Bildschirm.
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Es ist Samstagnachmittag. Der Regen prasselt heftig gegen die Fensterscheibe, dazu stürmt es noch und genauso wie die Temperatur, sinkt auch meine Laune. Von jetzt auf gleich.
Ich seufze gelangweilt und starre weiter hinaus aus dem Fenster, doch viel erkennen kann ich nicht, da die Regentropfen immer kräftiger werden. Das Wetter spiegelt mein Gefühlschaos perfekt wider und trifft es dazu auf den Punkt. Meine Gefühle fahren Achterbahn.
[17:42] Hey Prinzessin, hast du Lust mit ins Diner zu kommen? - Unbekannt
Verwirrt starre ich auf meinen Handydisplay. Wer ist das? Ich ignoriere die Nachricht und starre stattdessen weiter aus dem Fenster. Ist ja auch viel interessanter. Meine Finger gleiten erneut zu meinem Smartphone und rasch lese ich die neu empfangene Nachricht durch. Ich stöhne genervt aus, als ich realisiere, dass es Phil ist, der mir da schreibt. Woher zum Goldfisch hat er meine Handynummer?
[17:45] Die anderen sind auch da! - Phil
So wirklich Lust auf Phil habe ich zwar nicht, aber immerhin sind Lukas, Valérie und Romy dabei.
[17:46] Wo?
[17:46] Barney's Diner! Freue mich schon auf dich Prinzessin ;) - Phil
„Dad! Ich bin mit Freunden essen!", rufe ich noch, bevor ich aus der Tür trete und meinen Regenschirm öffne. Hastig spute ich zur Haltestelle und hoffe inständig, dass noch ein Bus vorbeifährt. Doch leider kommt es schlimmer, als ich ein Auto anfahren sehe.
„Steig ein, Prinzessin", ruft Phil mir zu.
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