K A P I T E L 15




Ich sitze in dem gelben Bus und lausche gedankenverloren der Musik, die auf meinem Handy spielt. Die Wochen sind einfach so schnell vergangen, dass ich mir wünsche, dass die restliche Zeit genauso schnell vorbeigeht wie im Moment.
Mittlerweile ist es Februar und schon in drei Tagen habe ich Geburtstag. In drei Tagen werde ich endlich 18. Allerdings freue ich mehr auf die darauffolgenden Tage, wenn mein Dad endlich zurückkommt. Dann fehlt nur noch Logan. Ich vermisse ihn. Sehr sogar. Dazu kommt noch, dass wir bis jetzt nur zweimal skypen konnten, was die Situation nicht verbessert.

Zum Glück habe ich drei wundervolle Freunde, die mich immer wieder aufmuntern. Wenn ich an diese drei Chaoten denke, muss ich lächeln.

Der Bus stoppt vor dem Schulgebäude und die Schüler, die in dem Bus sitzen, rappeln sich auf, um langsam aus dem Fahrzeug zu steigen. Ich schlendere mit einem Chai Latte in der Hand den gepflasterten Weg entlang und beobachte schweigend, wie sich immer mehr Schüler ansammeln. Ich stoße mit meiner freien Hand die Eingangstür auf und betrete das Gebäude. Der Geräuschpegel steigt und ich quetschte mich durch die Menschentraube, um an meinen Spind zu gelangen. Ein ganz normaler Schultag eben.

„Stefan und Elena passen viel besser zusammen!", ertönt Romys sanfte Stimme. Verwirrt drehe ich mich herum und sehe Romy und Val fragend an. Jedoch ignorieren mich beide und führen ihre Unterhaltung weiter. Amüsiert beobachte ich sie.

„Nein!"

„Doch!"

„Du hast doch keine Ahnung!"

„Argh ... du bist so stur, Val!", seufzt Romy und schüttelt genervt ihren Kopf.

„Über was streitet ihr euch?", hake ich erneut nach.

„Stefan"

„Damon!"

„Pommes", verdattert drehen wir uns alle drei herum und erkennen einen grinsenden Lukas.

„Was?", schaut Romy ihn verwirrt an.

„Ich dachte, ihr zählt Dinge auf, die ihr mögt!", verteidige er sich schulterzuckend.

„Nein, einfach nein. Es geht um was viel Qichtigeres", meint Val belustigt und dreht sich wieder zu mir. „Ist ja auch egal. Weißt du schon den neusten Schultratsch?", fragt sie mich aufgeregt.

„Nein?", meine ich gedehnt und schließe meinen Spind.

„Lizzy und Alec haben sich getrennt!", teilt sich mir mit und grinst böse.

„Darüber freust du dich?"

„Eh ja", antwortet sie, als wäre es selbstverständlich. „Sei nicht so gemein, Val", meine ich tadelnd.

„Das hat sie aber verdient, Zoey", mischt sich nun auch Romy ein und schultert ihre Tasche. Kopfschüttelnd verabschiede ich mich von meinen Freundinnen und laufe mit Lukas zu unserem Kursraum.

„Empfindest du Mitleid mit ihr?", frage ich ihn, als wir uns hinsetzen. Lange schaut er mich nachdenklich an.

„Nein", kommt es schließlich von seinen Lippen und er lehnt sich entspannt zurück.

„Warum? Wir waren doch mal sehr gut befreundet", entgegne ich.

„Karma, Zoey."

_____________

Gelangweilt stochere ich mit meiner Gabel in meinem Gemüse herum und lausche immer mal wieder meinen Mitschülern um mich herum. Romy und Lizzy müssen noch etwas Dringendes erledigen und Lukas ist bei seinem Football . Also bleibe nur noch ich übrig. Ich stehe schließlich auf und räume mein Tablett weg, ehe ich zur Turnhalle schlendere.

In der Ferne erkenne ich eine Person, die auf dem kalten Boden sitzt. Je näher ich der Person komme, desto mehr nehme ich ein Schluchzen wahr.

„Was willst du?", schluchzt das Mädchen plötzlich. Überfordert stehe ich noch vor ihr.

„Willst du dich jetzt über mich lustig machen!", faucht das Mädchen weiter und da erkenne ich, wer da auf dem Boden sitzt.

„Lizzy?", hake ich sanft nach.

„Was?"

„Alles okay mit dir?", frage ich leise nach.

„Sieht es so aus? Nein!" Ihre Stimme ist brüchig und weitere Tränen verlassen ihre Augen. Still setze ich mich neben sie und schaue stur geradeaus.

„Ich habe ihn wirklich geliebt", schluchzt sie. Ich seufze aus und drehe meinen Kopf zu ihr.

„Wieso hat er Schluss gemacht?", frage ich sie.

„Wegen eines anderen Mädchens, mit der er mir fremdgegangen ist!", antwortet sie und weint immer mehr. 

„Oh, tut mir leid" Mehr bringe ich nicht zustande, denn dafür bin ich viel zu überfordert mit der Situation. Weitere Minuten vergehen, in denen Lizzy stumm weint und in die Ferne starrt. Ich beobachte sie nachdenklich, ehe ich schließlich meine Arme vorsichtig um sie lege. Sofort lehnt sie ihren Kopf auf meine Schulter.

„Danke, Zoey", bricht Lizzy die Stille und setzt sich wieder gerade auf.

„Nicht dafür", antworte ich schulterzuckend.

„Doch! Das war nicht selbstverständlich", meint sie und schaut mir in die Augen.

„Seid Logan und du noch ein Paar?", fragt sie mich. Augenblicklich ziert sich ein Lächeln auf meine Lippen.

„Hm", antwortete ich ihr.

„Das freut mich, wirklich", äußert sie sich und lächelt mich ehrlich an.

_____________

Gib jedem eine zweite Chance, denn irgendwann brauchst du sie selber.

Unbekannt

Immer und immer wieder lese ich mir das Zitat aus meiner Zeitschrift durch. Es ist mehr als ironisch, genau jetzt so ein Zitat zu lesen. So viele Gedanken schwirren in meinem Kopf herum. Soll ich Lizzy eine weitere Chance geben? Natürlich vermisse ich sie, sie war jahrelang meine beste Freundin. Dennoch hat sie unsere Freundschaft, ohne zu zögern, in den Dreck geworden, nur wegen eines Typs. Und das, obwohl wir seit Kindheitstagen unzertrennlich waren.

Ich lege die Zeitschrift beiseite und starre nachdenklich meine Zimmerdecke an. Ich muss jetzt einfach mit jemanden darüber reden, der noch keine Meinung dazu gefällt hat. Leise stehe ich vom Bett auf und gehe den Flur entlang, bis ich vor Scarletts Zimmertür stehe. Zaghaft klopfe ich an und keine Sekunde ruft Scarlett ein genervtes „Herein!". Ich atme nochmal tief durch und öffne schließlich die Tür, ehe ich das Zimmer betrete.

„Was willst du?", fragt sie mich genervt, jedoch scheint sie ebenso überrascht zu sein, mich hier zu sehen. Und das bin ich selbst. Ich weiß nicht, warum ich unbedingt mit Scarlett darüber reden will, zudem wir uns die letzten Monate nur ignoriert haben.

„Zoey?"

„Ehm ja", meine ich. „Kann ich mal mit dir reden?", Scarlett blickt mich verwirrt an.

„Reden? Mit mir?"

„Ich will deine Meinung über ein bestimmtes Thema wissen", erkläre ich ihr ehrlich.

„Dauert es denn lange?"

„Ich denke nicht."

„Okay, schön. Setz dich", seufzt sie und beobachtet jeder meiner Bewegungen. Ich räuspere mich. „Würdest du einer sehr guten Freundin eine zweite Chance geben, obwohl sie eure jahrelange Freundschaft einfach wegen eines Jungens hinwirft?"

„Es geht um Lizzy, richtig?", hakt sie nach. Zögernd nicke ich und kann zum ersten Mal etwas wie Mitleid in ihren Augen aufblitzen sehen. „Zoey, ich denke, dass du besser mit jemanden anderem darüber redest", meint sie.

„Sag mir bitte einfach deine Meinung", bitte ich sie. Seufzend nickt sie und blickt mich mit runzelnder Stirn an.

„Ich schätze, ich würde mich weiter höflich mit ihr unterhalten, aber wenn das Vertrauen einmal zerstört wird, hat es für immer einen Knacks und deswegen würde ich nicht mehr mit ihr so gut befreundet zu sein wollen", teilt sie mir ihre Meinung mit.

„Danke, Scarlett", lächele ich sie an und stehe wieder auf. 

„Keine Ursache", antwortet sie schulterzuckend und lächelt mich ebenfalls leicht an. Im Flur seufze ich und bin, obwohl ich jetzt so viele Meinungen gehört habe, immer noch unsicher, wie ich handeln soll.

__________

„Zoey?"

„Hm?"

„Hast du mir überhaupt zugehört?", schimpft Valérie mit mir und schaut mich verärgert an. Entschuldigt verneine ich mit einer Kopfbewegung und grinse sie zuckersüß an.

„Was ist los, Süße?", seufzt sie und sieht mich mit ihren braunen Augen fragend an. Auch Romy wirft mir besorgte und Blicke zu.

„Nein, alles in Ordnung", beschwichtige ich und lächele sie an.

„Als ob!". meint Romy und legt sich nun mit dem Bauch auf Valéries Bett. „Erzähl schon", fordert sie mich auf.

„Ich habe Scarlett nach ihrer Meinung bezüglich Lizzy gefragt", erzähle ich ihnen schließlich.

„Scarlett?", hakt Valérie ungläubig nach. Ich nicke schulterzuckend und knabbere auf meiner Unterlippe herum

„Sie hat dich nicht rausgeschmissen?"

„Nein", seufze ich.

„Okay, und was hat sie gesagt?", fragt Romy neugierig.

„Dass das Vertrauen nicht mehr so sein wird wie zuvor und sie deshalb nicht nochmal eine Freundschaft aufbauen würde", schildere ich ihnen Scarletts Meinung.

„Hör zu, Zoey, im Endeffekt musst du es für dich selbst entscheiden. Du musst schauen, was für dich richtig erscheint. Hör einfach auf dein Herz", muntert Romy mich liebevoll auf.

„Danke schön, ihr seid echt die Besten", lächele ich sie an.

„Sind ja auch wir!", kichert Valérie und zieht uns in einen umständliche Gruppenumarmung.

„So und jetzt erzähl mal, was du für deinen Geburtstag geplant hast?", fragt mich Romy erwartungsvoll, als wir uns alle wieder richtig gesetzt haben.

„Keine Ahnung. Zuhause in meinem Bett Filme anschauen und Pizza bestellen?", sage ich, jedoch klingt es nicht wie eine Aussage, sondern wie eine Frage.

„Ernsthaft?", meint Valérie fassungslos.

„Hey! Mein Bett und ich haben eine starke Bindung, die auch an meinen Geburtstag bestehen bleiben muss!", teile ich ihnen ernst mit, was die beiden zum Lachen bringt.

„Lacht mich nicht aus", schmolle ich und ziehe eine Schnute.

„Wir werden um fünf Uhr bei dir sein, okay?", fragt mich Romy, als sich meine Freundinnen wieder beruhigt haben. Ergeben nicke ich und ein kleines Lächeln umschließt meine Lippen.

_____________

Am Mittwochmorgen bin ich alleine im Haus der Roberts. Scarlett hat bei ihren Freundinnen Victoria und Abby übernachtet und Ms. Roberts habe ich nur noch zur Tür rauslaufen gesehen, bevor mich die Stille im Haus umhüllt. Etwas unwohl fühle ich mich schon, immerhin ist es ein fremdes Haus und ich weiß noch immer nicht, wo sich alles befindet. Doch diesmal kann ich mich in Ruhe fertig machen, ohne auf Scarlett Rücksicht zu nehmen. Zwar muss ich heute wieder mit dem Bus zur Schule fahre, aber damit habe ich absolut kein Problem.

„ZOEY", brüllt eine mir bekannte Stimme quer durch den Schulflur. Genervt und immer noch total müde werfe ich meinem besten Freund einen verärgerten Blick zu und konzentriere mich wieder auf mein Schließfach.

„Warum so schlecht gelaunt, Kleines?", fragt er mich und legt zusätzlich einen Arm um meine Schulter, als er bei mir ankommt.

„Konnte nicht gut schlafen", murmele ich als Antwort und gähne auch schon los.

„Ich habe wie ein Baby geschlafen, wenn es dich interessiert", wirft er ein. „Aber es interessiert dich nicht", seufzt er und lehnt sich nun mit dem Rücken gegen den Spind neben mir.

„Was wünscht sich die schlecht gelaunte Prinzessin von ihrem besten Freund?", fragt er dann und mustert mich erwartungsvoll.

„Nichts", kommt es über meine Lippen.

„Ach komm schon, Zoey!", jammert er.

„Na schön", meine ich und schließe die Tür meines Schließfaches.

„Einen Hund", grinse ich ihn provozierend an.

„Bitte etwas anders als ein Lebewesen, bei dem du Verantwortung tragen musst", antworte er ebenfalls grinsend. Empört schnappe ich nach Luft und schlage ihm gegen die Brust.

„Arschloch", fauche ich ihn an.

„Wer hat denn gemeint, seine Fische aus dem Aquarium hinausnehmen zu müssen, um diese zu streicheln und danach noch mit nach draußen zu nehmen?", entgegen ich.

„Ich war noch klein und wollte ein Haustier zum Kuscheln!", rechtfertigt er sich bei mir und funkelt mich genervt an.

„Dennoch bin ich die Verantwortungsbewusste von uns beiden", meine ich schlicht und schultere meine Tasche.

„Wünsch dir etwas anderes."

„Logan", nuschele ich, während wir zu unserem Kursraum laufen.

„Welche Hunderasse möchtest du?" Ich werfe ihm einen belustigten Blick zu und schüttele meinen Kopf.

„Du musst mir nichts schenken, im Ernst", antworte ich schließlich.

„Du machst mir es echt schwer. Ich habe doch keine Ahnung was Mädchen wollen", nörgelt er weiter.

„Zoey! Lukas!", ruft eine weibliche Stimme hinter uns. Augenblicklich drehen wir uns um und eine keuchende Romy kommt auf uns zu.

„Hast du Val gesehen?", fragt mich Romy nach Luft schnappend. Ich schüttele meinen Kopf und somit wendet sie sich an Lukas.

„Du?"

„Ich habe sie nicht mehr gesehen, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen habe."

„Und wann?"

„Das letzte Mal, als ich sie gesehen habe."

„Argh ... du bist so ...", schimpft sie los und geht dann aber an uns vorbei.

„Okay? Was war das?", frage ich Lukas. Dieser zuckt nur die Schultern.

„Du bist das Mädchen, nicht ich!", fügt er noch hinzu.

„Was soll das jetzt heißen?"

„Das Mädchen kompliziert sind und wenn du sie schon nicht versteht, wie bitte soll ich sie dann verstehen?", ich kneife meine Augen zusammen und schlage ihm erneut auf seine Brust.

„Da ist wohl jemand aggressiv", murmelt Lukas leise vor sich hin.

Ja. Ja, das bin ich.

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