E P I L O G
„Baby, aufstehen!", raunt mir Logan ins Ohr. Murrend kuschele ich mich weiter in mein Kissen hinein und blende alles um mich herum aus. Durch leichte Küsse auf meinem Gesicht schlage ich meine Augenlider auf und blicke in das grinsende Gesicht meines Ehemannes.
„Morgen Baby", haucht er mir zu und küsst mich schließlich liebevoll und sanft, weshalb ich in den Kuss hineinlächele.
„Morgen, mein Held", flüstere ich gegen seine Lippen. Eine Weile verharren wir in dieser Position, bis mir ein verbrannter Geruch in die Nase steigt.
„Logan, riechst du das auch?", frage ich meinen Mann, nachdem ich mich von ihm löse. Logan brummt nur unzufrieden und legt erneut seine Lippen auf meine.
„Fuck!" Ruckartig löst er sich von mir und rennt fluchend aus unserem Schlafzimmer. Ich beobachte die Szene nur lachend und streiche über die leichte, aber schon erkennbare Wölbung in meinem Bauch. Ich kann es noch immer nicht wirklich fassen. In mir wächst ein Kind. Ein Lebewesen, welches Logan und ich geschaffen hatten. Grinsend hieve ich mich ebenfalls hoch und meine nackten Füße berühren das kalte Laminat. Ich tapse aus dem Schlafzimmer hinunter in die Küche, in der ich schmunzelnd Logan beobachte, wie er hoffnungsvoll versucht, die Pancakes zu retten. Ich schleiche leise auf ihn zu und umarme ihn schließlich von hinten.
„Die ersten Pancakes sind nicht so gut geworden", meint er leicht lachend und zieht mich noch enger an sich heran.
„Doch kein Meisterkoch", necke ich ihn.
„Mich hat eine wunderschöne Frau abgelenkt! Da kann ich nichts dafür, ich bin schließlich ein Mann", entgegnet er mir vorwurfsvoll, weshalb ich kichere. Logan dreht sich um und mustert mich lächelnd.
„Ich liebe dich und unsere kleine Prinzessin", raunt er mir zu und streichelt meinen Bauch.
„Ich liebe dich auch."
„Bald sind wir eine richtige kleine Familie", meint er nachdenklich und grinst schließlich.
„Hm", mache ich nur und lehne meinen Kopf auf seine Brust. Sein Herzschlag beruhigt mich, genau wie damals.
„Ich möchte aber noch mindestens drei weitere Kinder", sagt er nach einer Weile. Ich hebe meinen Kopf und lache.
„So viele?", hake ich kichernd nach. Er nickt nur grinsend und legt seine weichen Lippen kurz auf meine, bevor er sich wieder den Pancakes widmet.
Schweißgebadet wache ich auf und meine Füße bewegen sich wie von selbst ins Bad. Meine Kleidung entledige ich und stelle mich unter die Dusche. Das angenehme warme Wasser prasselt auf meine Körper herab und lässt mich wieder zur Ruhe kommen. Für einen kurzen Moment kann ich alles abschalten. Meine Gedanken wegsperren und einfach keinerlei Emotionen zeigen. Nach friedvollen 20 Minuten, entscheide ich mich die Brause abzustellen und umhülle meinen Körper mit einem großen Handtuch.
Ich laufe nur mit einem Handtuch bekleidet in mein Zimmer und stelle mich vor meinen Schrank. Der Spiegel, der an dem Holzschrank befestigt ist, spiegelt eine junge Frau wider. Mein Blick huscht auf die Kette um meinen Hals, die ich vergessen habe auszuziehen. Die zwei Anhänger lassen mich hart schlucken und Tränen bahnen sich einen Weg hinunter. Ich streiche sanft über das Metall und beginne augenblicklich zu schluchzen. Ich weine laut und schreie hysterisch, bis ich schließlich zusammenbreche und einfach auf die gegenüberliegende Wand starre. Ich kann es nicht wahrhaben. Ich will ihnen nicht glauben. Er ist verdammt noch mal nicht tot. Er hat es mir doch versprochen. Dieser Arsch hat mir versprochen wieder heile nach Hause zu kommen. Er darf nicht verschollen sein. Nicht er.
„Zoey! Gott, Süße, es wird alles wieder gut", flüstert mir Valérie, die in das Zimmer reingestürmt ist, immer wieder zu.
„Er hat versprochen, wiederzukommen", murmele ich gedankenverloren. „Er ist ein mieser Lügner. Er hat mich angelogen!", schluchze ich und drücke mich feste gegen Valéries Schulter.
Ich bin das Mädchen, das monatelang auf einen einzigen Kuss gewartet hatte. Einen Kuss, der die letzten Monate unbedeutend machen würde und mich die schreckliche Zeit, in der ich auf ihn gewartet habe, vergessen lässt. Ich bin Nächte lang aufgeblieben, nur um die Chance nicht zu verpassen, einen Anruf von ihm zu erhalten. Seine Stimme zu hören, die mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Ich bin das Mädchen, welches jeden Abend um seine Sicherheit gebetet hat. Diese weite Entfernung zwischen uns ist schrecklich gewesen, aber aushaltbar, weil er für mich alles ist. Doch die Nachricht über seinen Tod fühlt sich an, als würde man mir den Boden unter den Füßen reißen. Ihn zu verlieren, ist meine größte Angst gewesen.
Der Glaube, dass dies nur ein schlechter Scherz ist, besteht weiterhin. Wie soll ich ohne Logan weiterleben? Der Schmerz ist unerträglich. Ich fühle mich nicht vollständig, nicht komplett, sondern leer. Die Nachricht hat nicht nur tiefe Trauer ausgelöst, sondern sie hat mein Herz herausgerissen und eine tiefe Wunde geprägt.
Einen Monat. Einen ganzen Monat ist es nun schon her und ich habe keine Kraft mehr. Jede zweite Nacht jagen mich Alpträume durch den Schlaf, die ich damals für schön empfunden hätte. Ich wirke nicht nur kraftlos, sondern bin es auch. Mit meinem Vater spreche ich seitdem kein Wort mehr. Ich weiß, dass er keine Schuld trägt, doch mich macht die Tatsache so unglaublich wütend, dass er und Simon, Logan wieder ins Ausland stationiert haben.
„Logan würde nicht wollen, dass du dich so hängen lässt", sagt Valérie sanft und mustert mich besorgt. Ich schlucke bei der Erwähnung meiner Liebe hart.
„Komm, wir essen jetzt mal was. Du siehst nicht gut aus", bestimmt sie und hievt sich auf ihre Beine, bevor sich mich hochzieht. Ich trotte ihr mit meinem leblosen Körper hinterher. Jeder einzelne hat ihn aufgegeben. Hat die Nachricht hingenommen und keine einzige Sekunde daran gedacht, dass es nur ein Fehler ist. Ich verstehe nicht, wie sie es schaffen, ihn einfach so zu vergessen. Er darf nicht einfach nur eine Erinnerung bleiben, die man nach der Zeit vergisst. Ich will, darf die Hoffnung nicht aufgeben, auch wenn sie mich innerlich zerfrisst und zerstört. Erst, wenn ich handfeste Beweise habe, höre ich auf. Das bin ich dem Mann, den ich liebe, schuldig.
Er ist und wird auch immer mein persönlicher Held bleiben.
DieseErkenntnis kann mir nicht einmal der Tod nehmen.
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