Episode 19
[P.o.V. Yeonseo]
Heute hatte ich frei. Also wollte ich einen kleinen Spaziergang machen, um frische Luft in die Nase zu bekommen. Als ich die Tür öffnete, lag dort ein großer Briefumschlag auf dem Postkasten. Für Jaeryung. Absendedatum vor vier Tagen. stand darauf geschrieben. Ich runzelte die Stirn und ging mit dem Umschlag wieder rein. Angespannt öffnete ich ihn vorsichtig. Darin war ein Foto. Ein Foto von einer Polizeieinheit von 2006. Als ich mir die Gesichter genauer ansah, erblickte ich das Gesicht meines Vaters. Das kann doch nicht wahr sein! Auf seiner Uniform klebte ein Etikett, auf welchem Hu Juwon stand. Ich vergaß kurz zu atmen. Huh Juwon?! ,Er hat zu unserem Team hier gehört" seufzte Seungri. ,,Aber nach einem Monat hier, war er dann tot",,Du oberdämliche Kuh", krächzte er. ,,Du hast ja überhaupt keine Ahnung" Mein Telefon klingelte plötzlich und ich ging ran. Es war Choi Sungho. Ich war erleichtert seine Stimme zu hören. ,,Triff mich beim Trauerhaus", sagte er und legte wieder auf. Verwirrt zog ich meine Jacke an.
***
Es war schon dunkel, da kam ich beim Trauerhaus an. Ich erblickte Sungho, der schon auf mich wartete. ,,Setz dich", sagte er und zeigte auf die Bank vor dem Haus. ,,Wie fühlen Sie sich?", fragte ich. ,,Er tut weh", antwortete er und nickte lächelnd. ,,Ich hab schon vergessen, wie schmerzhaft das sein kann" Ich nickte verständnisvoll. ,,Huh Dangryul hatte mir einen Umschlag zugeschickt. Das war vor vier Tagen" Ich schaute ihn an. ,,War der vor achtzehn Jahren verstorbene Ho Juwon, oder besagt gesagt- War mein Vater ein Polizist?" Ich zeigte ihm das Foto, welches ich von zuhause mitgenommen hatte. Er sah es sich an und nickte. ,,Ja, ein Polizist war er auch. Eum Seungri schickte ihn, um unsere Organisation zu zerstören, doch Ho Juwon wechselte schnell die Seiten" Er lächelte. ,,Ich hatte dir ja schon einmal erzählt, dass ich Ho Juwon mein Leben verdanke, oder?" Ich sah das seine Augen ein wenig glänzten. ,,Gehen wir rein", sagte er und nickte zur Tür.
***
Vor dem Altar hatte ich mich zweimal hingekniet und zum Schluss verbeugte ich mich ehrfürchtig. ,,Ich kannte nicht mal den Namen meines Vaters. Zwei Namen, als führte er zwei Leben", traurig schaute ich in meine Tasse Tee, als ich mich an den Tisch setzte. ,,Daher dieser Blick, als stünde er am Abgrund" Sungho sah mich an. ,,Diesen Blick hast du auch", sagte er. ,,Als würdest du ähnlich fühlen" Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse. ,,Immer wen Yong Jeonghan Zeit hatte, ist er allein irgendwohin verschwunden. Ich dachte er hätte eine Geliebte" Ich blickte von meiner Tasse auf. ,,Eines Tages hab ich ihn dann zufällig entdeckt. Meine Sorge war, dass er sich vielleicht in die Falsche verliebt hatte. Doch hab ich mich umgedreht und bin weggegangen. Ich dachte mir, es ist doch egal wer sie ist. Die Hauptsache ist doch, dass sie Yong Jeonghan glücklich macht. Zum Schluss fand ich heraus, dass er dort in deiner Wohnung war"
Ich nickte und wischte mir eine Haarsträhne von der Stirn und schaute wieder in meinen Tee. ,,Dein Vater ist Yong Jeonghan und er fand als Teil von uns den Tod. Yeonseo. Verlier' nicht den Fokus und vergiss nicht, was dich hierher geführt hat" Mit tränenverschleiertem Blick sah ich auf. ,,Wieso erfahre ich davon erst jetzt?"
,,Zum Töten brauchst du...eine feste Überzeugung", erklärte er mir. ,,Ich wollte, dass du die Antwort selbst findest" Tränen liefen mir übers Gesicht.
,,Yeonseo, sucht du noch nach einem weiteren Grund oder gibt es noch Zweifel in dir?", fragte er besorgt. Stumm starrte ich ihn an.
***
In meinem Auto schwirrten mir die ganzen Informationen durch den Kopf. ,,Hat es was mit Dongmayag zu tun?", fragte ich weiter. ,,Die haben ihn bei einer Verfolgungsjagd ermordet", antwortete er daraufhin. ,,Eum Seungri ertrug den Verrat von Hu Juwon nicht. Und hat ihn getötet", sagte Sungho ruhig. ,,Bei einem richtigen Gangkrieg gibt es noch viel mehr Tote, denn das sind ja alles nur Gangmitglieder" Seungri sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Die haben den Tod verdient", sagte er.
Ich startete den Wagen und fuhr los.
[P.o.V. Yejoon]
Mein Chef hatte mich zum Trinken eingeladen. Nun saßen wir also gegenüber von einander und tranken Vodka. ,,Yejoon. Wenn du den Mörder deiner Schwester kriegen würdest, was würdest du tun?", fragte Seungri mich. ,,Na, ich nehm ihn fest", antwortete ich knapp. ,,Und wenn es keine Beweise gibt? Was dann? Wenn du ihn wirklich findest, und du kannst nichts beweisen. Was tust du dann?"
Ich schaute ihn stumm an. Er hatte Recht. Es gab keinerlei Beweismittel gegen den Mörder meiner Schwester.
Eum Seungri hob seine Hand. ,,Was tust du, wenn du ihn umlegen könntest? Ohne irgendwelche Zeugen oder Kameras, du hast nichts zu befürchten! Was tust du??" Er war schon ein bisschen angesoffen, das merkte man.
,,Was haben Sie mir gesagt als ich bei Ihnen angefangen hab zu arbeiten?" Seungri nickte. ,,Drogenermittlung ist wie der Bau einer Sandburg. Egal wie man sich anstrengt, es kommt immer eine Welle, die alles kaputtmacht. Doch wenn du nicht aufgibst, dann kommt die Ebbe und der Moment, wo du sie alle kriegst. Ich weiß wir können Choi Sungho fassen" Seungri lächelte mich an. ,,Das gefällt mir!" Ich lächelte zurück. ,,Ich hab vom Besten gelernt"
***
Später brachte ich den vollgelaufenen Eum Seungri in seine Wohnung. ,,Soll ich gehen oder brauchen Sie noch Hilfe?", fragte ich höflich. ,,Nein nein, geh nur!", antwortete mein Chef. Daraufhin lief ich zu Fuß nachhause.
[P.o.V. Sungho]
,,Hyon, Jaeryung wird ihren Auftrag nicht beenden können, geh' und leg Eum Seungri für Sie um, bitte", befahl ich Hyon und er verließ mein Hotel.
[P.o.V. Yeonseo]
Ich parkte mein Auto vor dem Wohnhaus und zog mir meine Kapuze über. Mein Messer steckte in dem Lederschutz in meinem Ärmel. Ich lief die Treppen hoch, zu der Wohnungstür. Vorsichtig öffnete ich sie mit einem Dietrich. In der Wohnung sah ich ihn blutend auf seinem Sofa liegen. Es war also schon vor mir jemand hier gewesen... Er war besoffen, doch er erkannte mich trotzdem. ,,Kwon Yeonseo", rief er und zog seine Pistole. Er schoss ab und die Kugel streifte meinen Oberarm. Verdammt.
,,Bist du hier, um mich zu erledigen?", grinste er. ,,Lass das Messer fallen" Seine Augen fielen fast zu. Es war zu einfach und doch musste ich vorsichtig sein. ,,Siehst du nicht was ich in der Hand hab?", grinste er und ich schaute auf die Pistole in seiner Hand. ,,Ich hab ein paar Fragen an Sie"
,,Du hast Fragen?", grinste er.
,,Es hängt von Ihrer Antwort ab, ob ich sie erledige", sagte ich.
,,Mein Vater starb Ihretwegen, doch er hat bis zu seinem Tod sein Messer umklammert, nur um mich zu schützen. Der Jagd seines Mörders hab ich bis jetzt so vieles geopfert. Sagen Sie, was Sie meinem Vater damals angetan haben!" Seungri starrte mich an. ,,SAGEN SIE ES!"
,,Du? Ho Jaeryung?"
,,Den Namen kennen Sie also noch" Ich zitterte. ,,Wieso haben Sie es getan? Etwa aus Schuldgefühl?"
,,Juwon? Nein, Ho Juwon war kein Gangster, er war Polizist!"
,,Das ist mir schon klar. Und das Sie wollten, dass er in Dongmayag tätig wird auch", erwiderte ich kalt. ,,Doch mein Vater hat Sie verraten und es war sein Tod, oder?"
,,Ho Jaeryung... Wie kommt es, dass du für Choi Sungho arbeitest? Choi Sungho, der dämonische Dreckskerl!!", heulte er.
Ich starrte ihn emotionslos an.
,,Eum Seungri, Eum Seungri! Was ist passiert? Hören Sie mich?!", hörte ich Yejoon an der Tür schreien. Er hämmerte an die Tür. Offenbar hat er den Schuss noch gehört.
Schnell wollte ich abhauen, doch Seungri packte meine Hand und gab mir einen Rucksack. ,,Ho Jaeryung" Panisch blickte ihn zur Tür, gleich würde Yejoon es schaffen sie aufzubrechen. ,,Ho Juwon... Es ist schön das du das...überlebt hast... Ho Juwon war bis zu seinem Tod einer von uns gewesen. Ich hab alles hier drin. Nimm das mit" Ich schnappte mir den Rucksack und sprang aus dem Fenster, mithilfe eines Abzugseils, welches in meiner Jacke war.
Ich knallte mit meine Schulter zu Boden und ich stöhnte schmerzvoll auf. Schnell rannte ich zu meinem Auto. Hoffentlich hatte Yejoon mich nicht mehr gesehen.
Im Auto öffnete ich den Rucksack und fand allerlei Fotos von Choi Sungho. Bei den verschiedensten Sachen,die er tat. Beim Kaffeetrinken, beim Boxen, beim Rauchen, beim Essen.
Ich kramte allles heraus und fand Dokumente. Dokumente in denen alles dokumentiert war. Mein Vater hatte Protokoll geführt. Er war nie ein echter Gangster gewesen. Er sollte Dongmayag zum Untergang führen, doch das hat zu seinem Untergang geführt.
Ich fand einen Umschlag auf dem Blumensticker klebten. An meine liebe Jaeryung. Mit tränenverschleiertem Blick öffnete ich den Brief, den ich darin fand. Meine liebe Jaeryung. Du bist so schnell erwachsen geworden. Es gab so viele Dinge, die ich noch mit dir machen wollte. Ich wäre so gern für dich da gewesen, falls in der Zukunft etwas schlimmes passiert. Und wenn du dich irgendwann verliebst, wollte ich mir Sorgen machen, ob er der Richtige ist. Ich wollte sehen, wie du heiratest. Wie du Kinder bekommst. Aber vielleicht, wird mir das gar nicht möglich sein. Ich bin zwar kein guter Vater, aber du hast mich glücklich gemacht. Ich möchte, dass du glücklich bist, auch wenn ich nicht dabei sein kann. Es tut mir leid, nicht dabei sein zu können. Ich liebe dich.
Ich startete meinem Wagen, als ich Sirenen von Krankenwagen hörte.
Tränen liefen mein Gesicht hinunter. ,,Dein Vater war mein engster Freund und wie ein Bruder für mich"
,,Du musst dich also rächen?" Zitternd drehte ich mich zurück. ,,Ganz egal, um welchen Preis?", fragte mich Choi Sungho ruhig.
,,Es ist eine Polizeiwaffe. Yong Jeoghan's Killer ist ein Bulle gewesen", antwortete er. ,,Du wirst ihn finden und töten. Ich glaube an dich"
Vor lauter Tränen sah ich kaum die Straße, auf der ich fuhr.
,,Mein altes Messer." Er gab es mir und ich nahm es ehrfürchtig entgegen. ,,Tötete ihn gleich, wenn du ihn schnappst. Vertrau mir, was auch geschieht, die Organisation beschützt dich", sagte er.
,,Was ist das?", fragte er skeptisch. ,,Das ist Kamillentee. Der hilft beim Einschlafen. Sie haben doch Schlafprobleme, oder?"
Verzweifelt schlug ich auf mein Lenkrad. Mein Oberarm brannte. Tränen über Tränen ergossen sich über meine Wangen. Ich schluchzte laut auf.
,,Zum Töten brauchst du...eine feste Überzeugung", erklärte er mir.
Ich hielt es nicht mehr aus. Der Druck auf meiner Brust wurde immer größer. Ich suchte nach Luft für meine Lunge. Abrupt parkte ich mein Auto an einem Bürgersteig und stolperte heraus. Auf allen Vieren krabbelte ich zu der Mauer, von einem Haus am Bürgersteig und lehnte mich daran. Ich ließ einen Schrei raus. Der Knoten in meiner Brust wollte sich nicht lösen. So Vieles, was mir verschwiegen wurde und ich erfahre es erst jetzt! Frustriert haute ich auf meinen Oberarm und merkte dann, dass es der angeschossene war. Das Blut war meinen Arm heruntergeflossen und tropfte von meiner Hand. Ich hustete und zog meine Beine an. Weinend hielt ich mir die Arme vors Gesicht. Ich weinte mich aus. Ich schrie mit der Hand vor dem Mund, um es abzudämpfen. Nach einer Weile beruhigte ich mich ein wenig.
Im Auto saß ich eine Weile da und betrachtete die zerstreuten Papiere auf dem Beifahrersitz. War mein ganzes Leben eine Lüge?? Wieder emotionslos und kalt, schnappte ich mir den elektrischen Brenner, den ich für Notfälle im Auto hatte. Ich drückte ihn auf die Tätowierung. Das Merkmal von Dongmayag wurde verbrannt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top