8. Vertrauen und Verrat

Ich bin ein zweitgeborener Henotello. Ich schäme mich nicht dafür, im Gegenteil. Durch das Blut meiner Vorfahrin habe ich ein angenehmes Leben. Keine Sorgen, keine Ängste und alles was ich dafür tun musste, war ein Kind zeugen. Und nichts hat mir mehr Vergnügen bereitet. Ich habe sogar viele Erben gezeugt, denn mit jedem Kind habe ich mehr von der Regierung bekommen. Bonus über Bonus. Ich weiß, was die anderen Henotellos der Gegend über mich sagen. Ich sei ein selbstsüchtiger Mann, der sich nicht um seine Kinder sorgt. Sie haben recht. Mein Vater zeugte mich weil er es musste. Sonst hätte er sein Haus verloren. Für meine Mutter war es ein guter Deal um ein sorgenfreies Leben zu bekommen. Warum sollte ich meine Kinder als etwas Anderes sehen, als sie sind? Ware, für die mich die Regierung reichlich belohnt.

Cassandra hatte viel zu tun. Das hatte sie immer. Ihre Arbeit war wichtig und genauso behandelte sie sie auch. Natürlich verbrachte sie manchmal Tage im Krankenhaus und verlor sich in ihrem Tun, aber niemals zuvor hatte dies ihre Ehe und Beziehung zu Nate beeinträchtigt. Er arbeitete genauso hart wie sie und gemeinsam hatten sie immer einen Weg gefunden einander zu sehen und trotzdem ihre Pflicht zu tun.

Seit Tagen jedoch verbrachte er jede freie Minute mit der Botschafterin und jede dieser Minuten war ein Messerstich in Cassandras Herz. War es ihre Schuld? War sie zu beschäftigt gewesen um den leisen Verfall ihrer Ehe zu erkennen? Sie konnte sich das nicht vorstellen, aber sie wusste auch wen sie geheiratet hatte.

Nate war ein Frauenheld gewesen. Im Bunker hatte er wirklich jedem Rock hinterher geschaut und auf seiner Liste von Eroberungen standen viele ihr bekannte Namen. Es hatte sie nicht gekümmert, wieso sollte es? Seit sie einander näher gekommen waren, war er ihr treu gewesen. Niemals hatte sie an seiner aufrichtigen Liebe gezweifelt und es widerstrebte ihr es nun zu tun, doch die Beweise waren offenkundig.

Honora und Aurora verfolgten die Botschafterin tagein, tagaus und beinahe immer war Nate an ihrer Seite. Ihre Gefühle waren in Aufruhr und langsam begann dies ihre Arbeit zu beeinträchtigen. Die anderen Ärzte und Krankenpfleger warfen ihr immer wieder besorgte Blicke zu und Cassandra hasste deren Mitleid fast so sehr wie sie Nate für dessen Verhalten hasste. Sie wollte nicht die gedemütigte Frau sein, die es gewagt hatte, einen Casanova zu heiraten.

Sie konnte die wissenden Blicke kaum aushalten. Als hätte alle Welt längst gewusst, dass er sie früher oder später verlassen würde. Hatten sie recht? War sie tatsächlich töricht gewesen ihm ihr Herz zu schenken? Nur mit Mühe unterdrückte sie die aufkommenden Tränen. Auf der Arbeit war wohl kaum der richtige Zeitpunkt um zusammenzubrechen.

"Cassandra? Da ist jemand der dich sehen will.", berichtete einer der Krankenpfleger und reichte ihr das Aufnahmeformular. So schnell sie konnte, ging sie zu ihren Patienten. Das Krankenhaus, ihr Krankenhaus, war nicht neu. Es glänzte auch nicht. Dies war einst das Krankenhaus für die Sklaven Ohamas gewesen und daher wenig geachtet worden.

Cassandra hatte ihr möglichstes getan, doch das Gebäude konnte sie nicht verändern. Die Gänge waren grau und trostlos, die Patientenräume teilweise verfallen und die Ausstattung bei weitem nicht das neueste. Aber ihre Patienten beschwerten sich nicht. Für die meisten war die freundliche Behandlung und das engagierte Arbeiten der Mitarbeiter eine willkommene Neuheit. Leise trat Cassandra ins Behandlungszimmer und sah Erik auf der braunen Liege sitzen. Sie kannte das Kind durch zahllose Besuche in der Schule. Wann immer sie konnte versuchte sie dort auszuhelfen und besonders die Kinder aus dem Labor brauchten intensive medizinische Betreuung.

Einige von ihnen besaßen schmerzvolle Gaben, doch zum Glück war das bei Erik nicht der Fall. Er war ein gesunder, kleiner Junge, normalerweise zumindest. Zuvor hatte er bei Killian gewohnt, jedoch war dieser nach Silny Syn gegangen um seinen Teil als Botschafter OneSheeps beizutragen. Diana, die Scharfschützin aus Terra Calda war nun sein Vormund. Cassandra musste sich nicht lange nach der herzensguten Frau umsehen.

Etwas hilflos stand sie mit Zosia im Arm neben Erik und beobachtete die Kinder sorgenvoll. Durch die hohen Fenster des Raumes war alles in natürliches Licht getaucht und seltsamerweise sah es beinahe so aus als hätte Zosia einen Heiligenschein.

Cassandra schüttelte den Kopf. Sie arbeitete zu viel und sah deshalb schon Verrücktheiten. Dankbar seufzend kam Diana auf sie zu.

"Danke, das du so schnell gekommen bist. Erik hat die ganze Nacht gehustet und jetzt hat Zosia auch noch Fieber. Ich weiß nicht was ich tun soll."

Die Verzweiflung in ihrer Stimme war deutlich hörbar und Cassandra lächelte sie mitfühlend an. Dianas Unsicherheit entsprang Unerfahrenheit. Sie hatte sich zwar zuvor um Honora gekümmert, doch diese war bereits ein Teenager gewesen und ihrem Wesen nach sehr selbstständig. Zwei kleine Kinder waren da etwas völlig anderes. Cassandra konnte sich gar nicht vorstellen, dieselbe Entscheidung wie Diana zu treffen.

Natürlich liebte sie Kinder, doch sie waren eine große Verantwortung. Reina hatte ihr von Dianas häufigen Besuchen erzählt und auch von deren Sorgen. Beruhigend strich Cassandra der anderen Frau über den Arm und schenkte ihr eine Lächeln.

"Dann schau ich mir die beiden am besten mal an." Da Zosia ihr am nächsten war, beschloss sie mit dem kleineren Kind anzufangen. Fieber hatte das Mädchen tatsächlich, allerdings bei weitem nicht hoch genug um etwas ernstes zu sein. Auch schien sie sonst keine Beschwerden zu haben.

Das Mädchen lächelte sie offen an und tatsächlich konnte sie in ihrem Gesicht Brandon erkennen. Reina hatte ihr vor Monaten von Zosias Elternschaft erzählt und zurückhaltend wie sie war, hatte Cassandra sich trotz ihrer Neugierde nicht genähert, doch nun war der perfekte Moment um sich die kleine genauer anzusehen.

Ihre eisblauen Augen betrachteten Cassandra neugierig und das blonde Haar stand ihr wirr zu berge. Cassandra war weder Brandons Schwester noch Bärenstein jemals begegnet, aber da war etwas Brandon in dem Kind und das reichte ihr um Reinas Worten Glauben zu schenken. Vorsichtig untersuchte sie den Mund der kleinen und lächelte.

"Sie zahnt. Vermutlich kommt daher das Fieber. Das ist nichts Ernstes. Einen Beißring sollte sie zuhause haben, Killian hat einen von Reina bekommen und falls sie schmerzen hat, kühl ihr Zahnfleisch mit einem Eiswürfel. Das sollte helfen." Erleichtert lachte Diana.

"Danke, oh Gott und ich habe schon das schlimmste befürchtet."

"Nun zu dir, junger Mann.", meinte Cassandra und trat näher zu Erik. Der Junge schien allerdings wirklich krank zu sein. Sein Fieber war deutlich zu hoch. Bei Kindern musste man vorsichtiger sein als bei erwachsenen. Erwachsene konnten durchaus einschätzten wie schlecht sie sich fühlten, Kinder jedoch hatten meistens keine Worte oder Vergleiche. Einen Entschluss fassend drehte sie sich zu Diana um.

"Er wird ein paar Tage bei uns bleiben müssen. Ich werde Antibiotika verschreiben und etwas gegen die Schmerzen. Eine Krankenschwester wird ihn auf die Kinderstation bringen." Entsetzt riss Diana die Augen auf.

"Was? Ist es so ernst? Oh Gott, wieso bin ich nicht schon früher gekommen." Niedergeschlagen ließ sie sich auf einen freien Sessel fallen. Erik hustete.

"Es ist nicht deine Schuld, Tante Diana. Mir geht es gar nicht so schlecht, ehrlich." Wieder hustete er und hielt sich den schmerzenden Kopf. Entschlossen drückte Diana Cassandra das kleine Mädchen in die Arme und hastete auf den Jungen zu. Mit aller Zärtlichkeit und Liebe umarmte sie den kleinen Jungen während dieser vergeblich die Tränen zu unterdrücken versuchte.

"Es ist nichts tödliches. Ich nehme an es wird sich um eine gewöhnliche Grippe handeln. Allerdings ist es bei Kinder besser vorsichtig zu sein, damit keine bleibenden Schäden entstehen. Mach dir keine Sorgen, Diana. Wir werden uns hier bestens um ihn kümmern und in ein paar Tagen wird wieder alles wie vorher sein."

Ihre Worte gingen in Eriks Husten und Dianas unterdrücktem Schluchzen unter. Cassandra blickte auf die Szene und dann auf das Baby in ihren Armen. Sie war so traurig gewesen, aber im Vergleich zu den wichtigen Themen waren ihre Probleme nichts.

Dann sollte Nate dieser Botschafterin doch Gesellschaft leisten. Er würde niemals etwas tun, dass sie verletzten könnte. Cassandra war sich seiner Liebe sicher. Und war der Krieg einmal zu Ende, konnte das Leben weitergehen und sie konnte ihm für sein Verhalten immer noch ein schlechtes Gewissen machen.

"Alles wird wieder gut.", murmelte sie in Zosias Haar und bekam einen zweifelnden Blick von dem Kleinkind.

NATE
Er wusste nicht wie die Zeit verging. Stunden verschmolzen zu Tagen. Sein Verstand war eine Nebelbank und die Arbeit türmte sich. Bei Treffen für Kriegsangelegenheiten konnte er kaum folgen. Er wusste nur, Ohamas Soldaten hatten mit den ersten kriegerischen Handlungen begonnen und erweiterten die Grenzen ihres Territoriums stätig. Bärensteins Truppen hielten den Norden und traten über diesen ihre Reise nach Sankt Sandrina an. Washington und die meisten Befehlshaber hielten sich nach wie vor dort auf, es war ein logisches Ziel.

Entscheidungen wurden getroffen, der Krieg gestaltet und Elodie trat für die Meinung Bärensteins ein. Sie war sein Sprachrohr wie es Killian für Ohama war. Anders jedoch als in Silny Syn wurden Entscheidungen häufig durch Diskussionen und Wahlen getroffen. Jeder hatte eine Meinung und jeder wurde angehört. Aber wenn er seine Gedanken offen legen wollte, lächelte Elodie und alles verschwamm. Er wusste nicht wie ihm geschah, alles erschien so surreal. Auch wenn er Elodie nach einem langen Tag verließ, konnte er sie immer noch riechen. Ihr Parfüm haftete an ihm wie ihr Lächeln in seinem Verstand.

Cassandra versuchte mit ihm zu reden, er hörte ihre Worte, doch so sehr er sich auch bemühte, er verstand nichts. Elodies Gesicht versperrte seine Sicht. Es war die dritte Nacht in Folge, dass er sich davon gestohlen hatte, als Cassandra schlief. Sein Körper handelte von alleine. Einem süchtigen gleich trieb es ihn zu Elodies Haus und in ihre Wohnung. Sie erwartete ihn jedes Mal und zog ihn in ihr Bett. Nate wollte das nicht, nichts davon.

Diese Frau tat etwas mit seinem Verstand, verdrehte ihn, machte ihn gefügig. Nate besaß keine Kontrolle darüber was er tat und dies war was Elodie wollte. Sie band ihn ans Bett und benutzte ihn.

Seine Versuche sich zu wehren wurden mit einem Schwall ihres Parfüms beantwortet und seine Gedanken damit lahm gelegt. Danach lag sie stundenlang auf ihm und zwang ihn alles über Ohama zu berichten. Jedes Geheimnis, jedes Versteck. Sie quetschte noch das letzte bisschen Information aus ihm heraus.

Nate weinte währenddessen stumm. Wieso fand ihn niemand? Wie konnte dies alles nur geschehen? War es seine Schuld?

"Ich bin sehr zufrieden mit dir, Nate. Du hast dich als wahrer Freund erwiesen.", schnurrte Elodie und stand auf. Ohne Eile zog sie sich an, ein breites Grinsen im Gesicht. Nate versuchte sich ebenfalls zu bewegen, doch die Fesseln waren zu stramm. Elodie lachte.

"Keine Sorge mein Liebling. Ich binde dich schon los."

"Ich bin nicht dein Liebling.", murmelte Nate und zuckte vor ihrer Berührung zurück. Elodie scherte sich nicht darum und löste die Fesseln um die Handgelenke ihres Sklaven. Vorsichtig strich sie über seine Wange und fasste dann streng nach seinem Kinn.

"Du bist was immer ich aus dir machen möchte. Du gehörst mir Nate. Nun sei ein braver Junge und geh nach Hause. Morgen früh kommst du mich wieder holen." Nate wollte protestieren, er wollte es wirklich, doch mit ihrem intensiven Blick brach eine Welle ihres Parfüms über ihn herein und begrub jeden seiner Gedanken. Alles verschwamm und einem Zombie gleich stand er auf, zog sich an und verließ seine Herrin. Kaum eine Stunde später lag er wieder in seinem eigenen Bett, Cassandra neben sich.

Er wusste nicht wie er dorthin gekommen war. In einem kurzen Wachen Moment erkannte er die Zerstörung, die seinem Handeln folgen würde. Nicht nur würde Elodie jedes Geheimnis Bärenstein verraten und ihren Untergang besiegeln, Cassandras Herz würde er ebenso verlieren. Verzweifelt blickte er zu der Frau neben sich. Cassandra war sein Schutzengel. Bevor er sich in sie verliebt hatte, war das Gefühl der Leere sein ständiger Begleiter gewesen.

Er wollte sie wecken und ihr alles berichten, doch Elodie hatte ihn zu gut unter Kontrolle. Seine Stimme versagte, seine Hände blieben ruhig liegen. Er war ein Gefangener seines eigenen Körpers.

LOKE
Ungeduldig wartete Loke auf Elodies Anruf. Sie war nun seit ein paar Wochen in Ohama und würde zweifelsohne bereits ihre Gabe nutzend etliche Geheimnisse offenbart haben. Diese kleine Henotello war eine der Geheimwaffen seines Vaters gewesen. Ihre Gabe der Verführung war unglaublich mächtig und subtil genug um lange Zeit nicht aufzufallen. Selbst Loke war ihrem Charme einmal verfallen. Sie wäre wohl eine gefährliche Untergebene, doch Lokes Vater war nicht dumm gewesen.

Er hatte Elodie von Jugend an, abhängig gemacht. Eine klare weiße Substanz, die beachtliche Highs auslöste war ihre Droge und sie würde alles dafür tun. Lokes Vater hatte sie in Massen anfertigen lassen und Elodie darauf abgerichtet. Sie würde sich ihm nie wiedersetzten, denn dies würde eine schmerzhafte Abstinenz nach sich ziehen.

Loke war ziemlich stolz auf seinen Plan gewesen und selbst Mayer hatte beeindruckt gewirkt.

"Warum ruft sie nicht an?", schnaubte Loke gereizt und starrte auf das Funkgerät auf dem Tisch. Er saß mit General Mayer wieder im Konferenzzimmer und betrachtete unsicher die Uhr. Sie hätte sich längst melden sollen.

"Ich bin sicher sie wird jeden Moment anrufen.", versuchte Mayer seinen Herrscher zu beruhigen und erntete einen finsteren Blick. Es war spät, der Mond war längst aufgegangen und die Müdigkeit zehrte an ihm. Außerdem wartete die ältere von Mayers Töchter in seiner Wohnung auf ihn. Er hatte bereits am Nachmittag nach ihr schicken lassen und wollte nichts sehnlicher als seinen Frust an der jungen Frau auszulassen. Killian, Wolfs Botschafter, war ihm ein Dorn im Auge.

Er kontrollierte penibel alle Befehle und Lagerbestände. Mehrmals schon hatte er versteckte Operationen von Loke aufgespürt und mit seiner überheblichen Art darauf aufmerksam gemacht. Loke und seinen Generellen war nichts anderes übrig geblieben als fair zu spielen und nichts hasste Loke mehr als wenn Dinge nicht nach seinem Kopf gingen. Dazu kam das Killian vermehrt mit seinen Soldaten sprach und eine zunehmend unangenehme Stimmung im Lager verbreitete.

Seit kurzem wollten die Soldaten ein Mitspracherecht bei Rationsangelegenheiten. Zugegeben es war nur eine unbedeutende Entscheidung, doch genauso fingen Revolutionen an. Zuerst waren es die kleinen Entscheidungen, die in Frage gestellt wurden und ehe man sich versah, schrien die Soldaten nach Demokratie. Loke musste einen Weg finden, Killian mundtot zu machen.

"Bitte kommen...Hier spricht Elodie. Können Sie mich hören, Meister. Over.", knackend verstummte das Funkgerät wieder. Hoch erfreut griff Loke danach und antwortete gespannt.

"Hier ist Loke. Was hast du für mich, Elodie?" "Einiges. Ich habe es geschafft einen der Generelle auf meine Seite zu ziehen. Er erzählt mir jedes Geheimnis. Militärisch und auch...nicht militärisch. Over." Verwirrt runzelte Loke die Stirn. Was meinte sie damit? Welche nicht militärischen Geheimnisse waren von Wert für ihn?

"Von was redest du? Over." Es knackte und rauschte. Mayer sah ihn gespannt an und zuckte die Schultern.

"Ihre Tochter lebt. Sie lebt hier in Ohama bei einer Freundin der Familie."

"Meine..Tochter..." Fassungslos stand Loke der Mund offen. Wie zur Hölle war sein Kind in Ohama gelandet?

"Wie...wo ist ihre Mutter? Lady Nava, ist sie auch in Ohama?"

"Nicht soweit ich herausfinden konnte. Nur das Mädchen. Sie nennen sie Zosia." Bemüht sein klopfendes Herz unter kontrolle zu bringen lehnte Loke sich zurück. Seine Tochter Zosia. Wer hatte nur diesen hässlichen Namen für sie ausgesucht. Sicherlich nicht Nava. Sie hatte mehr Geschmack als das. "Zosia ist ein alter Name dieser Gegend. Er bedeutet Weisheit.", berichtete Mayer und lächelte leicht.

"Warum lächeln Sie?" Mayer blickte peinlich berührt zu Boden.

"Meine Großtante hieß Zosia. Der Name hat Bedeutung und Vergangenheit. Für ein Kind, dass so viele mächtige Nachnamen trägt ist es ein beinahe liebevoller Vorname, der mehr an eine Familie als an eine Dynastie bindet. Ich mag ihn." Loke hatte keinen Sinn für diese Haarspalterei. Er hätte seine Tochter einfach Sandrina genannt. Der Name war einfach zu merken und unkompliziert.

"Bring sie zu mir!", befahl er barsch. Keine Sekunde länger sollte sein Kind in der Obhut dieser Barbaren sein. Ohama und Wolf würden ihre Gedanken vergiften und sie gegen ihn stellen. Er konnte das nicht zulassen, wenn alle Stricke rissen, war sie seine einzige Erbin. Er brauchte diese Bestätigung um einige seiner Untergebenen an seiner Seite zu halten. Es ging ihm weniger um Vaterliebe, als um die Demütigung sein Kind in den Händen seiner Feinde zu wissen. Mayer blickte ihn erschrocken an.

"Meister, wenn ich sie hole, werden die anderen Verdacht schöpfen. Ich werde meinen guten Standpunkt verlieren und nicht mehr in der Lage sein, bedeutende Informationen zu bekommen. Die Allianz könnte darunter zerbrechen. Soll ich es dennoch tun?"

"Ja!"

"Nein!", riefen Loke und Mayer gleichzeitig. Wütend sprang Loke auf.

"Was soll das, General? Ich gebe hier die Befehle.", blaffte Loke und streckte die Brust raus. Mayer krümmte sich demütigend zusammen.

"Das ist mir klar, doch Meister, bitte denken Sie nach. Die Allianz besteht erst seit wenigen Wochen. Sie jetzt zu brechen wäre töricht. Wir haben zu lange und zu hart dafür gearbeitet. Sie selbst haben gesagt, das wir sie brauchen."

"Aber Ohama hat meine Tochter! Mein Kind! Ich will sie wieder haben.", schrie Loke aufgebracht. Er duldete Mayers Widersprüche nicht, auch wenn sie noch so gut durchdacht waren.

Die Wut ließ seine Hände zittern und nichts täte er lieber als nach Ohama zu fahren und sein Kind selbst zu holen. Dabei würde er diese gottverdammte Stadt zu Asche verbrennen.

"Und das werden Sie auch. Aber dort ist sie momentan am sichersten. Elodie ist in ihrer Nähe und wird dafür sorgen, dass sie zum rechten Zeitpunkt zu Ihnen zurück kommt. Geduld ist nun wichtiger denn je."

Mayer schwieg während Loke über seine Worte nachdachte. Und das tat er. Hunderte Möglichkeiten schlugen sich in seinem Verstand die Köpfe ein und egal wie er es drehte Mayers Standpunkt hatte durchaus seinen Wert. Niemand außer ihnen dreien wusste von Zosia und ihrem Aufenthaltsort. Für die meisten seiner Gefolgsleute war Nava mit dem Kind verstorben und Loke fand diese Idee gar nicht schlecht. Entschlossen griff er nach dem Funkgerät.

"Elodie."

"Ja, Meister. Was soll ich tun?" Loke blickte Mayer an und entschied sich.

"Zosia wird bis auf weiteres in Ohama bleiben, genau wie du. Gib mir alle Infos bezüglich meiner Tochter und dann alles was du über das Militär herausgefunden hast."

"Natürlich, Meister. Allerdings muss ich Sie warnen. Der General, der auf meine Verführung hereingefallen ist, betreut hauptsächlich die Stadt und ihre Infrastruktur. Über geheime militärische Pläne ist er nicht so gut informiert." Loke seufzte. Seine Geheimwaffe war nun mal nicht perfekt.

"Gibt mir was du hast."

"Jawohl."

Anmerkung der Authorin: Okay, jetzt bin ich einfach nur faul. Sorry leute, aber ich werde doch etwas länger brauchen mit dem neuen Kapitel. Hab grad null motivation. Tut leid :(

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top