27. Am Schlachtfeld

Der kleine Junge wusste, was die Welt von ihm hielt. Niemand mochte ihn, niemand beachtete ihn. Loke war zwar der einzige Erbe seines Vaters, aber er war auch der Sohn einer einfachen Prostituierten. Seinen Vater schien das nicht zu kümmern, den Rest der Welt schon. Loke stampfte wütend mit den Füßen auf. Warum waren alle so gemein zu ihm. Er konnte nichts für seine Eltern. Weder für den Beruf seiner Mutter noch für die Grausamkeit seines Vaters. Er hatte keine liebenden Eltern, keine Freunde, keine Familie. Er schwor sich es einmal besser zu machen. Die Bürger Beerellons würden ihn lieben und seine Kinder auch.

KYRIE
Der Wecker riss sie aus einem unruhigen Schlaf. Reina stöhnte neben ihr und drehte sich zur Seite. Sie hatten gestern Abend beide nicht alleine sein wollen und hatten beschlossen zusammen in einem Bett zu schlafen. Für Kyrie war es das erste Mal seit einer Ewigkeit gewesen, dass eine andere Person neben ihr schlief. Selbst Killian hatte während ihrer Beziehung nur wenige Nächte bei ihr verbracht. Kyrie war sofort auf den Beinen und dehnte ihre angespannten Muskeln. Die Aufregung des Tages ließ ihr Herz schneller schlagen. Als sie sich fertig aufgewärmt hatte, blickte sie zurück zu Reina. Sie schnarchte leise und zufrieden. Wie schaffte es Brandon jede Nacht neben ihr zu liegen während sie wie ein kleiner Bär brummte?

"Reina! Reina, wach auf. Wir müssen los!" Schwerfällig öffnete ihre neue Freundin die Augen und richtete sich auf.

"Was?"

"Es ist Zeit. Wir sollten los gehen. Komm." Mit einem Ruck zog sie Reina auf die Beine und gemeinsam zogen sie sich um. Kyrie hatte in einem der verlassenen Häuser leichte Stoffhosen gefunden. Perfekt zum wandern und kämpfen. Zwei einfache Tshirts rundeten das ganze ab.

Reina hatte sich für ein dunkelrotes Oberteil mit grünen Stickerein entschieden während Kyrie ein schwarzes Oberteil mit leichtem Glitzer bevorzugte. Geschickt flocht Kyrie einen langen dicken Zopf aus ihrem blonden Haar während Reina ihre Haare zu einem Pferdeschwanz band. Das Frühstück ließen sie beide aus, sie wollten auf dem Weg eine Pause machen und dann eine Kleinigkeit essen. Nervös standen sie vor ihrem geborgtem Heim und betrachteten die ersten Strahlen der Sonne. Kyrie atmete tief durch. Ihre Freundin schien ebenso nervös.

"Wir halten zusammen. Okay?", hauchte Reina und blickte sie verbunden an. Kyrie spürten einen Stich in ihrem Herzen, diese junge Frau hielt so viel von ihr und Kyrie fühlte sich dieser Zuneigung kaum würdig.

Trotzdem nickte sie und drückte Reinas Hand fest. Wenn es sein musste, würde sie für sie sterben. Brandon sollte nicht noch jemanden verlieren, den er liebte. Kyrie tat den ersten Schritt und wie selbstverständlich folgte Reina ihr. Der taufeuchte Wald war kühl und die Luft roch nach frischen Blättern. Der Frühling hatte längst den Weg Richtung Sommer gemacht und ließ den Wald endlich wieder erblühen.

Nach der ersten Stunde hielten sie und aßen eine Kleinigkeit. Sie kontrollierten die Karte und suchten nach Markierungen der früheren Förster dieser Gegend. Da Beerellon aus viel Wald und Natur bestand, war Förster ein angesehener Beruf und bis zum Ausbruch des Krieges auch gut besetzt gewesen. Sie gingen weiter und mit jedem Schritt wurde Kyries Herz schwerer. Tat sie das richtige? War sie bereit wieder zu kämpfen und sich nicht zu verlieren? Das letzte Mal war nicht besonders gut gelaufen und sie konnte nicht noch mehr unschuldiges Blut auf ihren Händen verkraften. Unbewusst suchte sie in dem Grün des Waldes nach Zeus Augen. Sie wünschte sich seine Stimme zu hören auch wenn sie sich in ihren Gedanken immer mehr nach Killians anzuhören schien. Kyrie fürchtete den Tag an dem sie Zeus vollkommen vergessen würde und nichts mehr von ihm übrig wäre.

"Ich muss dir etwas gestehen...ich habe Lady Nava nicht alleine abgeschüttelt. Es war wenn ich ehrlich bin nicht einmal wirklich meine Entscheidung."

"Ich bin verwirrt. Was meinst du?", Reina zog irritiert die Augenbrauen zusammen und justierte ihren schweren Rucksack auf ihrem Rücken. Kyrie wich ihrem Blick aus.

"Zosia. Ich fing an wieder ich selbst zu werden als ich mit ihr schwanger wurde und bei ihrer Geburt habe ich alles zurückbekommen was Zeus mir damals genommen hat. All die Gefühle zu meinen Erinnerungen. Zosia hat das für mich entschieden." Reina wusste, was ihre Freundin glaubte. Sie dachte, Zosias Mitwirken würde ihre Stärke für nichtig erklären. Als wäre Kyries Wandlung nur ein Beiprodukt der Schwangerschaft. Aufgebracht griff Reina nach ihrer Hand und zwang sie ihren Blick zu erwidern.

"Egal welche Rolle Zosia gespielt hat, am Ende hast du die Entscheidung getroffen. Du hättest nach Zosias Geburt auch einfach zurück zu Nava gehen können, aber du hast dich für den schwierigeren Weg entschieden. Weil du Gut sein wolltest. Mach deine harte Entscheidung nicht zu etwas leichtem, das dir einfach passiert ist."

Kyrie hatte Tränen in den Augen und nickten lächelte sie Reina an. Sie nahmen an Geschwindigkeit auf und wanderten noch Stunden durch den hellen Wald. Sie waren beide in guter körperlicher Kondition und schaften es viele Kilometer hinter sich zu bringen. Bei einer kurzen Trinkpause konsultierten sie die Karte.

"Ist das wirklich der schnellste Weg?", fragte Reina und strich sich nachdenklich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht. Kyrie nickte und fuhr mit dem Zeigefinder über das Papier.

"Sieh, das wäre der Weg wenn wir ein Auto nehmen. Ein Umweg wenn wir ehrlich sind. Aber der direkte Weg durch die Wälder sollte uns an dieser Seite des elektrischen Zaunes ankommen lassen. Wir müssen nur auf die NKS aufpassen." Wie aufs Stichwort hörten sie einen Ast knicken und richteten sich auf. Kyrie legte den Rucksack ab und deutete Reina an leise zu sein. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich mit ihrem perfekten Gehör auf die Umgebung.

"Mist. Was ist wenn sie uns gehört haben?"

"Unmöglich, sie können uns nicht gehört haben. Los, Ziele und erledige sie." Kyrie riss die Augen auf und warf sich auf Reina, zog sie hinter einen Baum. Gerade rechtzeitig als die Kugeln flogen und die Erde dort aufwühlten wo sie vor nicht einmal zwei Sekunden gestanden hatten.

Kyrie hielt sich schmerzhaft die Ohren zu und drückte ihr perfektes Gehör wieder in den Hintergrund.

"Sie haben uns gesehen.", rief Reina über die Kugeln hinweg und packte ihre eigenen Waffen aus dem Rucksack. Mit einem wütenden Gesichtsausdruck lud sie die Pistole und wartete auf eine Gelegenheit das Feuer zu erwidern.

Kyrie schüttelte den Kopf und drückte sie nach unten. In dem Dickicht der Gebüsche und Bäume würde sie nie erraten können, woher die Schüsse wirklich kamen. Kyrie fasste einen Plan. Sobald ihre Feinde nachladen mussten, warf sie die Hände in deren generelle Richtung und nutzte Telekinese um jeden in fünf Metern hochzuschleudern.

Reina duckte sich unter ihren Händen hinweg und feuerte auf ihre Gegner. Ihre Schüsse trafen und Schreie waren zu hören. Atemlos standen die beiden Frauen auf und sahen sich an. Erleichterung wusch über sie hinweg wie eine freundliche warme Welle. Reina sicherte die Umgebung während Kyrie alle Waffen herausholte und Unnützes zurückließ. Nun waren sie im Krieg und mussten leicht reisen.

"Sie sind tot. Aber die anderen werden die Schüsse gehört haben. Wir müssen schnell weiter.", meinte Reina und nahm einen großen Wasserschluck. Kyrie reichte ihr ein langes Messer und nahm die Flasche entgegen. Sie schluckte und nickte dann.

"Das Essen lassen wir hier. Waffen würde ich mitnehmen. Brauchen wir sonst noch etwas?" Reina schüttelte den Kopf.

"Ich glaube ab hier müssen wir uns einfach nur noch durchkämpfen."

"Das wird ein Spaß." Reina lachte leise über Kyries sarkastischen Kommentar, leider war er bei weitem nicht so scherzhaft gemeint, wie ihre Freundin glaubte. Kyrie konnte die Wut in sich spüren, die Kampfeslust erwachte mit donnergrollen und rauschte durch ihre Adern wie das Adrenalin zuvor. Zusammen schlichen sie weiter.

Nutzten Kyries Gehör und die Telekinese um ihre Feinde zu töten und der Akademie immer näher zu kommen. Die meisten NKS Soldaten waren sowieso zu beschäftigt um sich über zwei Eindringlinge Gedanken zu machen. Aus vielen Mündern hörten sie, dass die Zäune der Akademie bald fallen würden.

ZACK
Die Rufe seiner Kameraden wurden lauter, die Angst haftete ihnen an wie ein schlechtes Parfüm. Überall explodierten Granaten und Kugeln hagelten auf sie herab. Zack hatte Barrikaden auf der Ebene vor ihren zwei verbliebenden Gebäuden bauen lassen um Alexa und ihren Kollegen mit Schildern eine Pause gönnen zu können.

Der Einsatz ihrer Gaben forderte immer einen Preis. Nun knieten viele seiner Leute hinter diesen Geflechten aus Stein und Metall und feuerten mit Pistolen und ihren Gaben auf ihre Feinde.
Ob mit Feuer, Wasser oder psychischen Angriffen, alles wurde den NKS hinter dem Zaun entgegen geschleudert. Niemand wollte sich leichthin ergeben.

"Wir können die Elektrizität der Zäune nicht mehr lange aufrecht erhalten!", rief Willy über das Getöse der Schlacht. Willy und einige Strom- begabte Henotellos hatten sich abgewechselt um die Voltzahlen des Zaunes aufrecht zu erhalten. Nun schien es so als wären auch ihre Kräfte am schwinden.

"Eleanor ist tot! Und Magnus verwundet. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sie die Zäune in kürze überwinden werden.", Willys Gesichtsausdruck war grimmig, der Schmerz über seine eigenen Worte deutlich zu sehen.

Zack nickte und biss die Zähne zusammen. Er hatte in den letzten Stunden so viele seiner Freunde verloren. Was sollten sie tun? Überfordert blickte er in den Himmel, die Sonne stand in gleißender Schönheit über ihnen. Brachte ihnen den wohl sonnigsten Tag seit Winterbeginn, aber sollte es auch ihr letzter Tag werden?

Wieder explodierte ein Sprengkörper hinter ihnen und Zack zuckte zusammen, blickte sich hektisch um. Er sah Killian mit gezückter Waffe aus der Kommandozentrale kommen.

Seit seiner Ankunft hatte er an ihrer Seite gekämpft und war Zack eine große Hilfe gewesen die Moral seiner Leute zu stärken. Seufzend blickte Zack zur Babyfaktory, dem einzigen noch vollkommen intaktem Gebäude und sah Lenka aus der Tür stürmen. Sie duckte sich zitternd hinter die errichteten Barrikaden und kam ihm näher. Kaum war sie in seiner Reichweite warf sie sich panisch in seine Arme.

"Du lebst noch!", meinte sie erleichtert. Zack blickte sie furchtsam an. Was tat sie hier? Lenkas Platz war immer schon in der Babyfaktory gewesen, bei den Kindern und den Verwundeten. Sie brauchten sie. Er umfasste ihre schmalen Schultern, bemerkte den extremen Gewichtsverlust und die müden Augen.

Ihre heilenden Fähigkeiten hatten einen zehrenden Effekt an ihr. Dieser war normalerweise nicht so schlimm, doch nun schien sie sich verausgabt zu haben. Sie war nicht mehr als ein zitterndes Etwas, schwach und ängstlich. Ihre Kraft hatte sie anderen zum Leben geschenkt.

"Was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er und merkte selbst wie verzweifelt er klang. Lenka schüttelte den Kopf.

"Wir verlieren, Zack... Wir können niemanden mehr heilen...unsere Kräfte sind am Ende. Unsere Leute sterben.", schluchzend fiel sie auf die Knie. Zack folgte ihr, umarmte seine Freundin fest. Sie war mit ihm in die Grundausbildung gekommen, hatte Jahre an seiner Seite verbracht.
Er liebte sie wie eine Schwester und es brach ihm das Herz ihre Schmerzen nicht lindern zu können.

"Wir müssen weiterkämpfen! Ohamas Hilfe wird bald eintreffen, sie haben es versprochen." Er sah Tränen feuchte spuren über ihr Gesicht ziehen.

"Was wird aus den Kindern?", flüsterte sie heißer und blickte ihn an. Zack konnte nicht antworten, die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er blickte durch die kleinen Öffnungen der Barrikade zu seinen Feinden. Hörte ihr Geschrei, sah ihre Wut, wusste um ihren Willen selbst sie Unschuldigsten unter ihnen zu töten.

Welche Wahl hatte er? Aufgeben würde niemanden von ihnen retten. Sie mussten durchhalten, nur noch ein bisschen. Verzweifelt klammerte er sich an seine Hoffnung. Ein Schuss fiel und noch bevor Zack Willy schreien hörte, wusste er wen es getroffen hatte.

Jules, der Henotello, der ihren Zaun in diesem Moment mit Strom versorgt hatte sackte zusammen und mit ihm die einzige Barriere die ihnen geblieben war. Die Soldaten der NKS spürten den Unterschied sofort und starteten ihre Autos. Ihr Kampfgeschrei wurde noch lauter.

Wie in Zeitlupe schrie Zack, "Lauft!", seinen Leuten hinter den Barrikaden zu, als die Autos ihrer Feinde mit großer Geschwindigkeit auf sie zurasten. Sie töteten jeden der ihnen in die Quere kam. Lenka, immer noch in seinen Armen, schrie ängstlich, doch Zack wusste, dass er sie nicht beschützen konnte. Die Soldaten marschierten über ihre grüne Ebene, wild entschlossen keine Gnade walten zu lassen.

Niemand würde ihnen zur Hilfe kommen. Sie würden sterben. Zack drückte seine Freundin an sich, obwohl alles in ihm seinen Geliebten finden wollte um zumindest die letzten Sekunden seines Lebens bei ihm verbringen zu können.

"Es tut mir so leid..", flüsterte er in Lenkas Ohr.

REINA
Reina hatte zuvor noch nie ein Auto fliegen sehen. Zumindest nicht so. Kyrie hatte mit einer einzigen wütenden Handbewegung die Autos der NKS von der Kampfebene geschleudert und machte sich nun daran ihre Feinde zu verbrennen.

Sie waren gerade am Zaun angekommen, als dieser seine Elektrizität verloren hatte. Beispiellos hatten sie die NKS die letzte Barriere der Henotellos wegfegen sehen und wurden zeugen eines brutalen Gemetzels. Reina hatte sich gerade einen Plan zurecht gelegt, als Kyrie einfach aufgestanden war und ihr Ding durchgezogen hatte.

Ohne Mühe warf sie ihre Feinde von sich, blies Feuerstürme auf die Soldaten. Allerdings waren das nicht ihre gemeinsten Gaben wie Reina feststellen musste. Kyrie kämpfte mit brutalen Schlägen, sie schien immer zu wissen was ihre Gegner planten und wenn sich einer dreist verhielt, zerstörte sie seinen Verstand. So beeindruckend ihre Gaben auch waren, so furchterregend wirkten sie auf Reina.

Wieder feuerte einer dieser Idioten auf sie und Kyrie wehrte seine Kugeln telekinetisch ab, bewegte sich grazil auf ihn zu während sie anderen Gegner ohne viel Mühe die Genicke brach. Ihr Körper wirkte ausbalanciert und einer Ballerina gleich schwang sie sich über das Schlachtfeld.

Reina kam ihr kaum nach. Schwitzend verkrampften sich ihre Finger um ihre Handfeuerwaffe. Es geschah so vieles auf einmal. Überall hörte sie das Geratter von Maschinengewehren und die Schreie der kämpfenden Menschen. Noch nie zuvor war sie in solch einer Situation gewesen und die Angst rauschte unbändig durch ihre Adern während sie sich zunehmend panisch umsah.

Sie erkannte Feinde und Kameraden, sah Henotellos verzweifelt fliehen. Der Geruch von verbranntem Fleisch, frischem und trockenen Blut und Rauch stieg ihr in die Nase und machte es schwer zu atmen. Wieder explodierte ein Sprengkörper und eines der Gebäude brach in sich zusammen. Menschen schrien und flohen zu dem letzten verbliebenen Haus. Sie erkannte Zack und Killian. Dreckig und voller Schutt, aber am Leben. Sie schienen jemanden ins Gebäude zu tragen. Was machte Killian in der Akadmie? Er sollte doch mit Zosia in Silny Syn sein?

"Da vorne sind unsere Leute, wir sollten zu ihnen!", schrie sie Kyrie über das Kampfgetöse hinweg zu. Kyrie ignorierte sie, ihre Kleidung war voller Blut, der Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht zu deuten.

Unbehagen schlich sich in ihr Herz und furchtsam musste sie an Lady Nava denken. Das Monster in Kyrie hatte Blut geleckt. Nun würde es seinen Spaß haben wollen. Hektisch lief sie Kyrie hinterher und packte ihren Arm.

"Lass los! Da sind noch mehr von denen!", entgegnete Kyrie atemlos, ihr Zopf hatte sich gelöst. Blondes teilweise vom Blut rot gefärbtes Haar umrahmte ein grausames Gesicht. Reina zwang sich zu atmen und verstärkte ihren Griff um Kyries Arm.

"Nein warte. Warte! Wir müssen unseren Leuten helfen. Darum geht es hier." Verwirrung zeichnete tiefe Falten auf Kyries junges Gesicht.

"Ihr Teufel!" Ein NKS Soldat wollte die Situation ausnutzen und schwang seine Machete. Kyrie hielt seinen Schwung blind auf und drückte ihn zurück. Langsam drehte sie ihr Gesicht zu dem Mann vor ihr und Reina sah tatsächlich ein Lächeln auf ihren Lippen.

"Du hast keine Ahnung.", flüsterte sie dem Mann zu als dieser panisch zu schreien begann und sich selbst mit der Machete aufschlitzte. Sein Blut spritzte quer über Kyries Gestalt. Bei dem Anblick wurde Reina schlecht. Sie musste zu Kyrie durchdringen oder sie hätte ein noch großes Problem nach der Schlacht.

"Kyrie. Komm schon. Das bist du nicht. Nicht mehr. Du machst mir Angst.", versuchte sie es erneut und wurde fortgestoßen. Hart landete sie auf der Wiese und verlor ihre Pistole. Viel härter jedoch traf sie Kyrie Abweisung. Entsetzt sah sie zu als ihre Freundin Genicke brach, Männer verbrannte, sie in den Wahnsinn trieb und dabei ein Lächeln auf den Lippen trug.

Vielleicht hatte Kyrie recht gehabt, vielleicht hätte Reina sie nie um ihre Hilfe bitten dürfen. Schuld ließ Tränen in ihre Augen steigen, sie hatte Zosia, Killian und Brandon um die Gelegenheit gebracht die wahre Kyrie wiederzusehen. Die freundliche, gütige Kyrie.

"Was haben wir denn da?", ein NKS Soldat trat schief lächelnd auf sie zu. In seiner Hand, hielt er ein langes Messer und blickte sie blutrünstig an.

"Bist du auch so eine Henotello oder doch ein richtiger Mensch."

Reina rappelte sich auf und griff nach ihrem Messer, doch ihr Gegner war zu schnell. Er holte aus und schlug ihr mit geballter Faust ins Gesicht. Reina fiel zu Boden, sah Sterne vor ihren Augen tanzen und schluckte hart. Ihr Kiefer schmerzte, ihr Körper schien ihr nicht zu gehorchen. Der Mann trat ihr mit Schwung gegen den Brustkorb, jagte jedes bisschen Sauerstoff aus ihren Lungen, ließ sie atemlos zitternd zurück.

"Dann werd ich wohl keinen Spaß mit dir haben." Er hob sein Messer, bereit sie zu töten. Panisch versuchte Reina aufzustehen, aber ihr Kopf war wie in Watte gepackt, ihre Sinne dumpf und unnütz. Verzweifelt versuchte sie genug Kraft aufzubringen um sich zu wehren. Sie sah nur die glitzernde Sichel des Messers und wusste das es diesmal endgültig vorbei sein würde.

"Reina!", rief jemand, wer konnte sie nicht ausmachen.

Ihre Aufmerksamkeit galt alleine dem Mann, der dabei war sie umzubringen. Kyrie trat in ihr Blickfeld, holte aus und schlug dem Mann gegen die Schläfen, ein gezielter Tritt in den Magen brachte ihn zu Boden.

Kyrie hob Reinas Pistole auf und schoss ohne zögern in seinen Kopf. Ihr versuchter Mörder rührte sich nicht mehr und erleichtert holte Reina tief Luft. Sie konnte nicht glauben, wie Nahe sie dem Tod gekommen war. Vorsichtig richtete sie sich auf, Kyrie war sofort bei ihr.

"Kyrie. Du hast mich gerettet." Irgendwas war anders an den Gesichtszügen ihrer Freundin. Die Grausamkeit war verschwunden, das Lächeln nirgendwo zu finden. Sie schien verstört, blinzelnd griff sie sich an den Kopf.

"Es tut mir leid...ich..ich wusste nicht.." Sanft strich Reina über ihre Wange.

"Du bist zu mir zurück gekommen. Das alleine zählt. Ich hatte Angst dich für immer an Nava verloren zu haben. Es tut mir so leid, dich in diesen Krieg gezogen zu haben." Kyrie schüttelte den Kopf.

"Als ich dich schreien hörte. Deine Angst..die Aussicht dich zu verlieren..sie hat alles geändert." Dankbar nahm sie Kyries Hand an und ließ sich auf die Beine ziehen.

"Wir können uns nicht sinnlos durch die Reihen dieser Barbaren morden. Das bringt nichts. Wir müssen zu unseren Leuten. Zu dem Gebäude!"

"Ich folge dir.", versprach Kyrie entschlossen und Reina glaubte ihr. Gemeinsam liefen sie los. Sie kämpften sich durch viele Gegner, doch zu Reinas Erstaunen waren Kyries Methoden bei weitem nicht mehr so blutig.

Im Gegenteil, in den meisten Fällen warf sie sie nur einige Meter zurück. Atemlos kamen sie schließlich bei dem letzten Gebäude an. Die Henotellos hatten bereits eine Barriere aus telekinetischen Schilden errichtet und beschützten die Verletzten und Unschuldigen in ihrem letzten Zufluchtsort. Draußen wurde weiter gekämpft, mit Wut und Verzweiflung, hielten die Henotellos den Ansturm der NKS zurück. Doch da war noch mehr als nur bloße Furcht in ihren Gesichtern. Reina erkannte Entschlossenheit, den Willen für ihre Freiheit zu sterben.

"Wie kommen wir da rein?", fragte Reina und wagte es nicht die Schilde zu berühren. Das Risiko, dass ihre Berührung tödlich enden konnte, wollte sie nicht eingehen. Kyrie schüttelte den Kopf.

"Wir gar nicht. Nur du!", mit einer fließenden Bewegung öffnete Kyrie gewaltsam ein Loch in dem Schild und stieß Reina hinein. Der Schild schloss sich hinter ihr sofort wieder. Bestürzt blickte Reina durch die durchsichtige Barriere zu Kyrie.

"Pass gut auf meinen Bruder auf.", meinte diese und verschwand im Kampfgetöse.

Reina blieb zurück.

Anmerkung der Autorin: Was denkt ihr über Kyries Handlungen? Hab ich den Krieg gut beschrieben? Ich hab mir echt viel Mühe gegeben. Was habt ihr gefühlt als ihr das Kapitel gelesen habt?

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